Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe - Saleem Matthias Riek - E-Book

Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe E-Book

Saleem Matthias Riek

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Beschreibung

Die taffe Anwältin Karoline sehnt sich nach mehr Erfüllung im Privatleben. Sie engagiert sich bei den Grünen und praktiziert Yoga, aber das Single-Dasein macht ihr zu schaffen. Alex, Lektor für erotische Literatur, fühlt sich sexuell ausgehungert. Nach einem Seitensprung wird er von seiner Partnerin verlassen. Dann macht ihm auch noch sein Autor Carsten die Hölle heiß, weil der Vertrag für sein Buch "Der Liebestempel" gekündigt wurde. Es soll sich um ein Plagiat handeln. Carsten nimmt sich eine Anwältin: Karoline In deren Kanzlei treffen Alex und Karoline aufeinander. Er lässt sich von der Coolness, mit der sie erotische Passagen zitiert, den Kopf verdrehen; Karoline genießt seine Verunsicherung. Beim ersten Date sind sie erneut voneinander begeistert. Doch seine Versuche, das Gespräch in Richtung Erotik zu lenken, blockt sie rigoros ab, sie will nicht gleich mit ihm ins Bett. Es kommt zum Eklat. Die Anziehung ist jedoch zu stark und so geben sie sich eine zweite Chance, und zwar ausgerechnet in einem Tantra-Kurs. Der Plot um das angebliche Plagiat offenbart nach und nach die Vision eines Tempels, in dem Sex und Liebe jenseits aller Tabus erforscht werden sollen … "Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe" thematisiert das Spannungsfeld von leidenschaftlicher Sexualität und verbindlicher Liebe. Als männlich geltendes Begehren trifft auf vermeintlich weibliche Liebes-Sehnsucht. Er will Freiheit, sie Verbindlichkeit. Wie kann daraus eine erfüllende Beziehung erwachsen? Die Geschichte gibt ungeschminkt und humorvoll Einblick in die Welt des Tantra und experimentierfreudiger Sexualität, von sinnlicher Dominanz bis Slowsex.

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Inhalt

Impressum

Über dieses Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Nachwort und Danksagung

Ausblick

Über den Autor

Impressum

ISBN: 978-3969537916

© 2020 Kampenwand Verlag

Raiffeisenstr. 4 • D-83377 Vachendorf

www.kampenwand-verlag.de

Lektorat: Gabriele Michel

Cover-/Umschlaggestaltung: Buchgewand Coverdesign

www.buch-gewand.de

Verwendete Grafiken/Fotos:

Andriy Bezuglov – stock.adobe.com

Chinnapong – stock.adobe.com

Über dieses Buch

Karoline ist lange genug allein und sehnt sich nach verbindlicher Liebe. Warum interessiert sie sich dann ausgerechnet für Alex? Der will nämlich nie wieder zulassen, dass konventionelle Treue die Lust erstickt.

Als er berufsbedingt in ihrer Kanzlei auftaucht, sind sie voneinander entzückt und fiebern ihrem ersten Date entgegen. Es entwickelt sich vielversprechend, endet aber mit einem Eklat. Doch das beidseitige Verlangen ist stark. In einem Tantra-Workshop geben sie sich trotz aller Differenzen eine weitere Chance. Eine sinnliche und emotionale Achterbahnfahrt beginnt, bringt sie an ihre Grenzen und darüber hinaus. Werden sie sich der Unausweichlichkeit der Liebe stellen?

Der Plot um ein vermeintliches Plagiat offenbart die Vision eines geheimnisvollen Tempels, in dem Liebe und Sex jenseits von Tabus erforscht werden ...

Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe ist ein Roman über das Spannungsfeld von leidenschaftlicher Sexualität und verbindlicher Liebe. Er gibt einen realistischen Einblick in die Tantra-Szene und die Gefühlswelt von Menschen, die sich auf diesen Weg begeben.

Die Protagonisten sind keine Vertreter tantrischer oder polyamorer Liebesideale, sondern Menschen, die mutig darum ringen, zu lieben und geliebt zu werden.

Und wenn aus all den wilden Orgasmen der Liebe sich langsam ein Edelstein formt, in den alten, noch einmal geschmolzenen Felsen zweier Menschenherzen, zweier alter Felsen, den Herzen eines Mannes und einer Frau, das ist der Kristall des Friedens, das langsam hart gewordene Juwel des Vertrauens, der Saphir der Treue. Der Edelstein gemeinsamen Friedens, entsprungen dem Chaos der Liebe.

D. H. Lawrence

Für Sandra

Kapitel 1

Kaum hat sie das Seminarhaus betreten, kommt Nikolai schon auf sie zu. »Schön, dass du da bist, Karoline!«, begrüßt er sie mit seinem smarten Lächeln. Dann nimmt er sie auch noch in den Arm, das hat er im Mittwochskurs nie getan. Sollte die Extraeinladung tatsächlich ihr gegolten haben?

Gerade fängt sie an, die Umarmung zu genießen, da ist sie auch schon wieder vorbei und er eilt davon.

»Ja, schön ...«, murmelt sie ihm hinterher.

Was war das denn?

Sie bleibt einen Moment stehen, bis sich ihr Puls beruhigt hat. Dann nimmt sie einen tiefen Atemzug und schaut auf die Uhr. Cazzo! Nur noch fünfzehn Minuten, das wird knapp. Sie muss unbedingt noch auf ihr Zimmer. In Ruhe ankommen, einen Tee trinken, sehen, wer noch so da ist, das ist der Plan gewesen. Stattdessen wieder diese verdammte Hektik.

Ja genau, deswegen ist sie hier. »Dieser Workshop ist genau das, was du brauchst«, hat Nikolai ihr versprochen. Wie hätte sie da widerstehen können?

Sie schaut sich um. Eine superschlanke Frau im sexy Yoga-Jumpsuit tänzelt durch das Foyer. »Wo ist denn bitte die Anmeldung?«, fragt Karoline sie.

»Gleich hier rechts um die Ecke«, kommt gut gelaunt die Antwort.

»Danke!« Karoline greift nach ihrem Koffer und wendet sich nach rechts. Sind die etwa alle so jung hier?

Zwanzig Minuten später öffnet Karoline vorsichtig die Tür zum Gruppenraum. Maledetto, die Session hat bereits begonnen. Ungefähr fünfzehn Frauen jeden Alters sitzen mit geschlossenen Augen auf ihren Kissen, als säßen sie bereits seit Stunden da. Nur Nikolai hat die Augen geöffnet, mit einem freundlichen Nicken deutet er auf den letzten freien Platz neben dem einzigen weiteren Mann. So leise wie möglich lässt sie sich nieder und schließt erwartungsvoll die Augen. Das wäre geschafft.

»Geh mit deiner Aufmerksamkeit ganz nach innen.« Seine Stimme ist wie immer angenehm warm und hilft ihr zu entspannen. Das ist auch dringend nötig. »Beobachte, was in dir geschieht, werde ganz zum Zeugen. Es gibt nichts zu erreichen.«

Nach ein paar weiteren weihevollen Sätzen herrscht Stille. Endlich! Tiefer Frieden senkt sich auf sie herab, so als ob das ganze Universum ausatme. Vielleicht ist das Retreat ja tatsächlich genau das Richtige. Ein ganzes Wochenende geht viel tiefer als eine Yogastunde am Abend. Nikolai hat letzten Mittwoch gar nicht mehr sagen müssen, sie hat sich gleich angemeldet.

Nun ist sie hier. Abschalten, den Alltagsstress loslassen, sich wieder spüren, den Augenblick genießen. Ob das wohl funktioniert? Es fängt zumindest gut an, die Meditation bringt sie langsam runter.

Später am Abend sitzt die Gruppe im Kaminzimmer zusammen, mit Toni und Nikolai haben sich die einzigen Männer verzogen, so sind die Frauen jetzt ganz unter sich, auch mal wieder schön. Wie sich herausstellt, ist sie die Einzige, die zum ersten Mal dabei ist. »Es wird dir gefallen, Nikolai macht das einfach super«, schwärmt eine jungenhafte Frau mit blau gefärbten Haaren. Auch sie im hippen Yogadress.

»Schaut ihr ihm auch so gerne zu?«, erkundigt sich eine brünette Mittvierzigerin. »Was für ein wahnsinnig geschmeidiger Körper. Ach, ich wünschte, mein Jürgen würde sich auch für Yoga interessieren oder überhaupt mal was für seinen Körper tun, die faule Socke.« Mitfühlendes Gelächter.

»Mein Freund macht Kampfsport, immerhin«, meldet sich eine ziemlich Mollige mit rauer Stimme. »Keine zehn Pferde würden den hierherbringen. Und Meditation? Meine Güte, da lacht er mich aus. Aber ich will nicht klagen, er kann auch sehr feinfühlig sein. Gestern ...«

»Du Glückliche!«, fällt ihr Nora ins Wort, wohl die Jüngste hier im Kreis. »Was Männer angeht, gerate ich wohl immer an die falschen. Das Einzige, was die mit ihrem Körper machen wollen, ist Sex. Genauer gesagt, was die mit meinem Körper machen wollen. Ich würde so gerne Tango lernen, aber für Frauen gibt es überall Wartelisten.«

Karoline seufzt still in sich hinein. Warum tanzt du nicht einfach mit einer Frau? Sie kann sich gerade noch zurückhalten, ihr diesen super Tipp zu verpassen. Außerdem würde sie sich vielleicht damit outen. Lieber nicht! Aber ... müssen sich Frauen eigentlich immer über Männer auslassen? Sie rutscht unruhig auf der Couch hin und her. Wahrscheinlich sollte sie besser ins Bett. Schade, dass Nikolai sich nicht zu ihnen gesellt hat, ihn hätte sie gerne etwas näher kennengelernt.

Just in diesem Moment steckt der seinen Kopf durch die Tür. »Hi Nikolai, komm, setz dich, hallo Nik, komm zu uns!«, schallt es von allen Seiten. Ganz offensichtlich genießt er es, so begehrt zu sein, tritt lässig ein und grinst mit seinem jungenhaften Charme in die Runde. Karoline weist auf den Platz neben sich, doch er beachtet sie nicht und lässt sich auf der anderen Seite nieder. Hat er sie nicht gesehen? Sie sucht seinen Blick, doch er hat nur Augen für Nora. Der Name passt, sie sieht genauso umwerfend aus wie die im Weimarer Tatort, sexy bis zum Anschlag.

Und für Cora, jung, gertenschlank und ... dito. »Nikolai, wir haben dich schon vermisst, gerade eben haben wir über dich gesprochen. Wie bekommt man eigentlich einen so beweglichen Körper ... ich meine als Mann? War der schon immer so?« Dabei strahlt Cora Nikolai so leuchtend hell an, dass er sich eigentlich geblendet abwenden müsste.

Tut er aber nicht, ganz im Gegenteil. »Du wirst dich wundern, ich war mal ein echter Wonneproppen. Sagt man das nicht so? Bei uns hieß das Butuuz.«

»Ist das georgisch oder was spricht man in deiner Heimat?«, fragt Rita, die Älteste in der Runde.

»Nein, das ist russisch«, gibt Nikolai knapp zurück.

Nora ist restlos begeistert. »Ach, deswegen hast du diesen wunderbar männlichen Akzent. Hast du dort Yoga gelernt? Gibt es das überhaupt in Russland? Oder in Georgien? Seit wann bist du überhaupt in Deutschland? Du sprichst ja perfekt deutsch.«

Was ein einziger Kerl unter Frauen doch ausmacht! Dieser Kerl! Rita steht auf und wünscht allen eine gute Nacht. Sie bekommt nur ein kurzes Nicken, dann dreht sich wieder alles um Nikolai Superstar. Karoline möchte auch aufstehen, ist aber wie gelähmt. Immer tiefer rauscht ihr innerer Aufzug in den Keller.

Am nächsten Morgen kann von Entspannung keine Rede mehr sein, wahrscheinlich füllt ihr Zähneknirschen den ganzen Raum. Als sie versucht, ihren Kiefer zu lockern, wird ihr fast schwindelig. Was ist denn los? Sie ist doch nicht wegen ihm hier. Adesso basta!

Karoline rückt ihr viel zu hartes Kissen zurecht, auf diesem Witz von einem Meditationskissen kann man einfach nicht stillsitzen. Allen Hindernissen zum Trotz versucht sie, sich wieder auf ihren Körper zu konzentrieren. Doch das Kribbeln im rechten Fuß wird immer stärker. Mit einer kleinen Bewegung verschafft sie sich Erleichterung, doch kurz darauf ist das linke Bein dran, immer wieder muss sie ihre Sitzhaltung verändern. Hoffentlich merkt der große Vorturner aus dem Osten nicht, wie blöd sie hier herumhampelt. Und wenn schon!

»Beobachte alles, was in dir vorgeht, ohne es zu bewerten«. Oh Mann, zu gerne würde sie genervt aufjaulen, käme aber wohl nicht besonders gut. Die Anspannung wird immer stärker, sie kann die Bilder vom Vorabend einfach nicht verscheuchen, diese hippen Yoginis mit ihren knallengen Leggins und bauchfreien Tops, wie sie ihn anhimmeln und er sitzt da wie der Sonnenkönig, fabuliert vom Tantrayoga im Kaukasus, garniert mit Witzchen hier und Anspielung da. Immerhin weiß sie jetzt, wie Yogis verhüten: mit Yogitee! Vor oder nach dem Akt? Nein, anstatt! Hahaha! Warum ist ihr dieses alberne Getue mittwochs nie aufgefallen? Logisch, weil sie immer als letzte gekommen und nach der Stunde gleich wieder abgehauen ist. Aber hat sie seinen trockenen Humor nicht immer gemocht? Nun, gestern Abend war er ganz und gar nicht trocken. Eher schlüpfrig.

Verdammt, sie ist doch nicht wegen diesem Typen hier. Sie muss endlich aufhören, ständig an ihn zu denken! Haha, träum weiter, hört sie Bastians süffisante Stimme. Skilehrer, Yogalehrer, ist immer das Gleiche mit dir, du verschwendest deine Zeit. Vielleicht hat er recht, sie sollte ehrlich mit sich sein und abbrechen, zu Hause gäbe es genug zu tun. Geräuschlos stöhnt sie in sich hinein. Deswegen ist sie doch hier. Sie wollte endlich mal abschalten.

Bsssss. Eines dieser frechen Viecher setzt schon wieder zum Landeanflug an, direkt auf ihre Nase. Bewegung wäre jetzt echt besser, das hilft sogar nach einem Arbeitstag mit lauter aufgeblasenen Mandanten. Sei ganz im Hier und Jetzt klingt immer so einfach! Stattdessen Radio Karoline Dittmer auf Dauerwerbesendung, nervtötender Gedankentinnitus auf allen Frequenzen.

Du verschwendest deine Zeit. So ein Retreat ist nichts für unfreiwillige Singles, da lernst du doch höchstens dich selbst kennen. Ob ihr Bruderherz eigentlich weiß, was er mit seiner SMS angerichtet hat? Sie muss ihn zur Rede stellen, am kommenden Samstag ist er fällig.

Merda, ist sie mies drauf, hoffentlich gibt es bald Frühstück. Es wird doch wohl warm genug sein für die Terrasse, wann hat man schon mal so einen Blick auf schneebedeckte Berge? Ein Panorama so kitschig wie im Bergdoktor, aber nichtsdestotrotz herzerwärmend.

Pling. Karoline zuckt zusammen. »Wenn die Zimbel erklingt, kehre zu deinem Atem zurück«, haucht Nikolai in den Raum. Also gut, sie atmet. Tonis Schnaufen ist deutlich lauter als ihr eigenes, Mann, der Typ sollte mal seine Nase spülen. Bastian ist so sein Schnarchen losgeworden, mit dem er sie schon als kleiner Ragazzo genervt hat. Verstohlen schielt sie zu dem Kahlkopf hinüber, kein Wunder, sein Haupt ist voll auf die Brust gesackt. Ob sie ihn mal antippen soll? Nein, es geht nicht darum, irgendetwas zu ändern, sondern in das hinein zu entspannen, was ist! Kein Richtig oder Falsch, kein Besser oder Schlechter, einfach nur Zeuge sein und beobachten. Blablabla.

Sie strafft ihre Schultern. Keine leichte Übung für eine ambitionierte Juristin, wird wohl eine Weile dauern, bis sie das verinnerlicht hat. Ha, eine Weile? Eine Ewigkeit! Warum kommen eigentlich so wenig Männer zum Yoga, wo doch die Gurus allesamt Männer sind? Yogananda, Shivananda, Maharishananda und wie sie alle heißen. Beruht am Ende das ganze System auf gewissen Extraeinladungen, die geschlechtermäßig ein wenig ungleich verteilt werden? Könnte ihr egal sein, aber wenn Nikolai gleich wieder so umschwärmt wird, dann ... Jetzt denkt sie doch tatsächlich schon wieder an diesen Möchtegern-Guru, ist sie am Ende doch scharf auf ihn? Dann verschwendet sie wirklich ihre Zeit und sollte lieber das Profil auf lovepartner.de reaktivieren.

Hat Maria ihr schon tausendmal gesagt. Zwar hat sie sich nach dem Desaster mit Marco geschworen: nie wieder Onlinedating! Aber man soll ja niemals nie sagen und in Clubs zu gehen ist auch nicht gerade ihr Ding, obwohl, immerhin hat sie Maria in so einem Laden kennengelernt, ist sogar völlig überraschend von ihr abgeschleppt worden. Scheiße, der Lärm im Kopf wird immer lauter. Mit einem tiefen Atemzug versucht Karoline sich zu beruhigen. Steckt sie wirklich so voller Frust, wie Bastian ihr unterstellt?

Das Getöse in eurem Kopf wird so schnell nicht aufhören! O-Ton Nikolai. In dieser Hinsicht ist er zumindest ehrlich und außerdem ist sie wohl kaum die Einzige, die Stress mit Gedankentinnitus hat. Was, wenn durch dieses endlose Rumgesitze alles noch schlimmer wird? Wurden sie eigentlich über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt? Erhöhte Aggressivität sollte in jedem Fall auf dem Beipackzettel vermerkt sein und nicht zu vergessen: Selbstmitleid. Ja, damit kennt sie sich aus.

Atmen! Einatmen und Ausatmen, eigentlich alles ganz einfach. Manchmal hält Nikolai allerdings tatsächlich anspruchsvolle Talks, über Stille als Quelle allen Seins, über echte spirituelle Motivation – in seiner Heimat heißt das Dukhovnost – und über die Unausweichlichkeit der Liebe auf dem spirituellen Weg. Dann kommt er wieder wie ein kleiner Junge daher, der einfach nur spielen will, sie mag diese Mischung. Scheiße, sie hat sie gemocht, bis gestern. Dieser Peter Pan, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Wisst ihr was? Eine Schule für Meditation ist die einzige, wo keiner Angst haben muss, sitzen zu bleiben.

Vor ein paar Wochen hat er eine Tantraübung angekündigt, alle hielten den Atem an, was kommt denn jetzt? Alle ausziehen zum Nacktyoga? Er hat es sichtlich genossen, sie so aufzuscheuchen. Dann kam ganz lässig die Entwarnung: »Ihr könnt entspannen, Ladys! Es geht nur um eine Visualisierung. Weißes Tantra, kein rotes und auch kein grünes! Übrigens, wenn ihr rotes Tantra wollt, müsst ihr zu meiner Schwester Karina«, hat dieser Witzbold noch nachgeschoben.

Ha, grünes Tantra! Ob es das wohl gibt? Fifty Shades of Green? Sie kichert in sich hinein, muss sie unbedingt bei der nächsten MV einbringen! Sie sieht schon die entgleisten Gesichtszüge ihrer Parteigenossinnen vor sich. Nur Freddy wird begeistert sein. Vielleicht auch Bastian, immerhin stehen die Chancen im Tantra besser, den passenden Mann zu treffen. Vielleicht hat ihr Bruder recht, aber was macht sie dann hier? Maledizione, Yogalehrer sollten nicht allzu sexy sein. Wie soll man da zur Ruhe kommen?

Seit Wochen jagt ein Termin den nächsten, morgen um acht Uhr steht sie beim Finanzgericht auf der Matte; und Hohnert samt Kompagnon mit einem Bein im Knast. Nicht zu fassen, dass sie Typen vertritt, die ihre Kohle in ein Großbordell investiert haben. Die wollen sogar expandieren, Partys, Clubs, Playshops, Internetportale ... sexpositive Räume nennen man das heute, natürlich stets LGBTQ-freundlich und gendergerecht. Karolines Magen grummelt.

Ihr Chef sieht das naturgemäß unkritisch, für ihn gehts schlicht ums Geld. Sie zahlen zu viel Steuern? Kommen Sie zu Berger & Schäfer. Ihr Bauch wird hart, immerhin besser, als dass ihr wieder übel wird. Hat sie für morgen wirklich an alles gedacht?

An alles gedacht, an alles gedacht! Sie unterdrückt ein Stöhnen. Grotesk, wie die Gedanken einen permanent unter Strom setzen. Warum zum Teufel denkt sie jetzt an die Kanzlei?

Sei nachsichtig mit dir, flüstert Nikolais Stimme in ihrem Kopf. Eigentlich ist er ein einfühlsamer Yogalehrer und unglaublich beweglich. Ob er wohl aus einer kaukasischen Zirkusfamilie stammt? Okay, seine Küchenpsychologie nervt genau wie bei Marco im Engadin, aus Après Ski ist Après Dinner plus geworden ... dann der Paukenschlag an ihrem Geburtstag, nächsten Samstag ist es genau zwei Jahre her: Rien ne va plus!

Pling. Ausgerechnet jetzt die Zimbel?

Pling. Bei Rien ne va plus?

Pling.

Fertig. Die fünfundvierzig Minuten sind um und jetzt ist sie echt enttäuscht, dass es vorbei ist. Sie öffnet die Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen. Sie will noch nicht aufstehen.

Während die anderen den Raum verlassen, bleibt Karoline trotzig sitzen. Dann spürt sie eine leichte Berührung an der Schulter und zuckt zusammen. »Uffa, verdammt, Nikolai!«

»Alles okay, Karoline?«, fragt er mit Unschuldsmiene.

»Ja!!!«, schleudert sie ihm entgegen. »Es gibt Frühstück, ich weiß, komm ja gleich.«

Ohne ein weiteres Wort schleicht er sich davon. Hat er sicher gut gemeint. Ob er wohl denkt, dass sie Hilfe braucht? Da kennt er sie aber schlecht, niemand glaubt das. Außer vielleicht Bastian. Na ja, und Maria. Und ganz sicher Freddy, weil sie nicht schon längst im Parteivorstand sitzt ... sie beißt sich auf die Unterlippe. Genau genommen also alle, die sie besser kennen.

In plötzlicher Eile verlässt sie den Meditationsraum. Draußen wird sie von der grandiosen Aussicht geblendet, sie kneift die Augen zusammen, um sie ganz langsam wieder zu öffnen. Wälder und Wiesen, Hügel, Höfe und im Hintergrund schroffe Bergformationen. Die Idylle ist unerträglich schön.

Bevor sie sich am üppigen Buffet anstellt, besorgt sich Karoline eine Stille-Plakette und steckt sie sich an ihre Jacke. Jetzt bloß keine Konversation. Sie nimmt ihre Müslischale, setzt sich auf eine alleinstehende Holzbank und blickt in die Ferne. Voller Genuss saugt sie die kühle Bergluft in sich ein, fein gewürzt vom Kuhstall gleich nebenan. Das Leben könnte so schön sein, sogar hier und jetzt. Abbrechen kann sie ja immer noch.

Zwei Stunden später ist sie abgereist.

Kapitel 2

Alex zittert voller Vorfreude. Es ist noch nicht zu Ende. Der erotische Groove dringt unaufhaltsam in jede seiner Zellen, süßlicher Duft hüllt ihn ein wie ein seidiges Gewand. Es stimmt, was man hinter vorgehaltener Hand über die Zeit nach dem Ritual munkelt. Alles prickelt. Auch um ihn herum flimmert alles und vibriert. Sanfte Schatten tanzen im Kerzenlicht. Wenn nur noch sein nerviger Kopf ...

Er nimmt einen tiefen Atemzug und zieht das Kissen fest unter seinen Hintern. Martina rutscht ihm immer wieder weg. Mit einer kräftigen Umarmung zieht er sie ganz auf seinen Schoß. Ja, genau, so ist es gut. Ihr nackter Körper fühlt sich üppig an. Und so warm. Wie sie sich bereitwillig an ihn schmiegt. Er seufzt. Sie kichert, aber er lässt sich nicht irritieren, diesen Moment muss er genießen. Wer weiß, wie lange ... Gedanken sind echt fiese kleine Monster! Warum ist ihm das noch nie so krass aufgefallen? Da hilft nur eins. Sanft wiegt er sein Becken hin und her und spürt noch deutlicher die feuchte Hitze ihrer Mitte. Wann immer er sein Becken ganz leicht gegen ihres bewegt, kommt mit leichter Verzögerung ihre Antwort, so als sagte ihr Körper unwillkürlich Ja. Ja!

Wieder entweicht ihm ein Seufzer. Diesmal kichert sie nicht, aber er ist trotzdem aus dem Rhythmus.

Es braucht eine Weile, bis sich Bewegung und Atem wieder angleichen. Genau wie sie es gelernt haben. Das ist besser als jede Droge, nur noch spüren und sanft schaukeln, wie auf einem kleinen See, ihr Atem bestimmt den Takt. Dann ... Wow! Es fühlt sich an, als wenn er in ihr drin wäre, ein einziger Körper. Sanft wie das Klavier, dessen zarte Klänge ihn davontragen. Keith Jarrett?

Warum hat Karina sie davor gewarnt, nach dem Ritual zusammenzubleiben? Voll daneben! Strenge passt doch gar nicht zu ihr und schon gar nicht zum Tantra. Und was für eine Verschwendung, Energie, die sich über Stunden aufgebaut hat, nicht weiter zu genießen! Eine Sünde! Zum Glück ließ Martina sich davon ebenso wenig beeindrucken wie er. Sie ist genauso heiß. Sex. Er will Sex. Sie will Sex. Wie lange hat er sich danach gesehnt?

Mit jedem Ausatmen lässt sie ein leises Seufzen vernehmen. Es steigt tief aus ihr hervor wie Blasen aus einem unberührten Teich. Kein Kichern mehr, nur pure Lust. Ihre Laute berühren ihn noch tiefer als ihr Körper, sie fahren direkt in ihn hinein und lassen ihn von innen her anschwellen. Aus dem Seufzen wird Stöhnen. Oh, ja. JA! Verdammt, JA!!!

Plötzlich rückt Martina ein Stück ab und schaut ihn fragend an, sagt aber nichts. Alex erwidert zögernd ihren Blick. Sie wirkt irgendwie undurchdringlich. Was will sie bloß? Bitte jetzt nicht sprechen! Bitte nicht!

»Bist du eigentlich solo?«

Ihm stockt der Atem. Sie stellt die Frage, als erkundige sie sich nach dem Busfahrplan. Mit einem Ruck weicht er noch weiter zurück.

»Sorry, ist vielleicht kein guter Moment ... aber ich dachte nur ... bevor wir hier weitermachen ...«

»... müssen wir erst mal unseren Beziehungsstatus klären. Schon klar. Vollkommen korrekt.« Alex versucht, es humorvoll klingen zu lassen, aber er findet die Frage wirklich nicht lustig. In so einem Moment! Ist Frauen eigentlich gar nichts heilig? Was zum Teufel soll er darauf antworten?

Angsthase! Er hätte das Thema längst anschneiden müssen. Aber andererseits ... Er holt tief Luft, doch sie kommt ihm zuvor. »Also ... was mich betrifft ... ich bin solo und habe keinerlei Ambitionen, mich auf irgendwas anderes einzulassen. Ich sage das lieber, bevor du vielleicht ...« Ihr Satz endet irgendwo im Nirvana.

»Überhaupt kein Problem. Danke, dass du das gesagt hast.« Er versucht ein Lächeln, was sie aber nicht erwidert. Wartet sie noch auf etwas?

»Und du? Wie siehts denn bei dir aus?«, fragt sie mit ihrer tiefen Cellostimme.

Verdammte Axt, so leicht kommt er also nicht davon. »Ich ... ähem ... also, ich befinde mich ... also, ich meine ...« Seine Zunge klebt an seinem Gaumen wie Trockeneis.

Martina lacht. »Ich sehe schon, Treffer, versenkt. Okay, geht mich auch nichts an.«

»Kleine Miss Marple, hm?«

»Was den Sexappeal angeht, ganz sicher!«, schnurrt Martina.

Ihr Humor gefällt ihm. »Nun übertreib mal nicht.« Er grinst. »Also, ich muss jetzt keine Biografie-Arbeit absolvieren? Super! Jedenfalls weiß sie, dass ich hier bin. Wir lassen uns frei.« Was redet er denn da für einen Scheiß? Wenn mir jetzt der Himmel auf den Kopf fällt, habe ich es verdient.

Martina blinzelt schräg von der Seite. »Aha! Ihr lasst euch also frei! Hm ...« Alex schnappt nach Luft.

Aber bevor er etwas herausbringt, fährt sie ungerührt fort: »Lass gut sein. Ist nicht mein Problem. Okay? Ich will nur sicherstellen, dass wir uns nicht gleich verloben müssen, wenn wir jetzt miteinander schlafen. Klar?«

»Alles klar.« Er fühlt sich ertappt, erleichtert, ist von ihrer Lässigkeit beeindruckt. Hat sie gesagt ... miteinander schlafen? Hat sie! Ob er wohl noch weiß, wie das geht? Ist immerhin schon ein Weilchen her ...

Wenn es das nur wäre. Das mulmige Gefühl kommt von ganz woanders. Verdammt, es gibt Kräfte stärker als jede Vernunft. Und als Simone. Er wird seinem hässlichen kleinen schlechten Gewissen nicht erlauben, ihm das hier zu vermasseln. Warum auch, hätte niemand etwas davon.

Martina rückt wieder näher an ihn heran, fährt mit ihrem Zeigefinger sanft über seine Lippen und fängt an, ihn zu küssen, erst ganz leicht auf die Lippen, aber bald schon schiebt sie ihre Zunge frech und kraftvoll in seinen Mund. Er spürt die Wirkung unmittelbar in seinem Schwanz.

Wow. Sie meint es echt ernst. Die zitternde Vorfreude ist zurück und Erregung breitet sich aus. Bei dieser Frau muss er nichts zurückhalten. Endlich. Lippen und Zungen tanzend miteinander vereint, kippen sie zusammen zur Seite. Ihr Körper reibt sich lasziv an seinem, sie wälzen sich hin und her, immer lauter stöhnend lassen beide ihre Leidenschaft auflodern.

Dann hält sie plötzlich wieder inne. »Mach mal langsam!«, haucht sie ihm ins Ohr.

Inzwischen kennt er das schon, das Ziehen in den Lenden wird dabei noch stärker. Sie lässt ihm keine Chance, allein davonzubrausen. Hauptsache es geht weiter, und das tut es! Sie gibt den Rhythmus vor, übernimmt die Führung. Als Frau! Aber soll sie doch, es ist geil. Immer wieder führt sie ihn mitten hinein in ihre wilde Lust, aber viel mehr noch in endlose Augenblicke überraschender Stille.

In diesen ruhigen Phasen kommen die Gedanken. Er hat sowas noch nie erlebt, eine Frau, die nicht ewig Zeit braucht, um in Stimmung zu kommen, die nicht darauf wartet, ausgiebig verwöhnt zu werden, um dann ... vielleicht ... es ist wie in einem Traum. Hingabe pur, reiner Genuss. Er muss seine Impulse nicht kontrollieren. Sie bremst ihn, wenn es zu viel wird. Er muss sich kein bisschen um sie kümmern. Das kann nicht wahr sein.

»Wo bist du gerade?«, hört er plötzlich Martinas Stimme. Wie fremd sie klingt. »Hm. Ich dachte gerade daran ... dass ich ... voll darauf abfahre, dass du ... ach, komm, lass uns nicht reden ...« Er rollt sich über sie und küsst sie direkt auf den Mund, dann bedeckt er ihren Nacken, ihre Brüste und ihren Bauch mit neckenden Küssen und – ganz langsam – nähert er sich ihrer komplett rasierten, feucht schimmernden Muschi.

Martina kichert und windet sich unter ihm hervor. »Ich besorg mal ein Gummi, okay? Oder hast du eins hier?«

Stunden später liegt Alex hellwach auf dem improvisierten Nachtlager und starrt die Decke an. Die Dämmerung taucht den Gruppenraum in ein milchiggraues Licht, der Morgen rückt unausweichlich näher. Wäre der süße Traum doch niemals zu Ende gegangen! Schlafen kann er schon lange nicht mehr. Düstere Gedanken jagen durch sein Hirn und zerstören jeden Rest lustvoller Erinnerung. Und wenn sie nicht miteinander geschlafen hätten? Verdammt, was macht das schon für einen Unterschied!

Wenn man den Lauf der Zeit doch nur umkehren könnte. Eine märchenhafte Begegnung aus 1001 Nacht ... läge noch vor ihm! Wilde Lust, quälend langsam innehalten ... hat er das wirklich erlebt? Mon Dieu, Geschichten aus 1001 Nacht werden doch nur ersonnen, um die Menschheit zu trösten, längst aus dem Paradies unschuldiger Erotik vertrieben. Der Trost wird von Generation zu Generation weitergereicht, aber er ist nie von Dauer. Bei ihm schon gar nicht.

Verstohlen blickt er zur Seite: Er hat nicht geträumt. Der Beweis liegt direkt neben ihm und schläft tief und fest. Ihr können die Gedankenmonster offensichtlich nichts anhaben. Seit Stunden kämpft er gegen die inneren Quälgeister, späht immer wieder sehnsüchtig auf die edel geschwungenen Linien des weiblichen Körpers, die sich unter der dünnen Bettdecke zu seiner Linken abzeichnen. Und auf ihren breiten, sinnlichen Mund, von dem er ausgiebig hat kosten dürfen. Was für Küsse! Ein Wechselspiel von zartem Erkunden und Leidenschaft.

Zu Hause wirst du dein blaues Wunder erleben, brummt es in seinem Schädel. Er legt eine Hand auf die Stirn, aber das scheint niemanden da oben zu beeindrucken.

Neben ihm schnorchelt Martina weiter vor sich hin, als nuckelte sie an ihren Traumbildern wie ein Baby an Mamas Busen. Warum können Abenteuer wie diese nicht Alltag sein? Ist er ein Träumer? Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht? Verdammt, er liebt Träumer wie Georg Bernhard Shaw. Niemals wird er einer trostlos nüchternen Sicht auf die menschliche Existenz beipflichten. Könnte Gott – wenn es ihn überhaupt gäbe – so grausam sein, seine Geschöpfe immer wieder von himmlischer Ekstase kosten zu lassen, um sie sogleich wieder aus dem Paradies zu vertreiben? Ekstatische Lust als Irrlicht im grauen Alltag menschlicher Existenz? Ein wahrhaft teuflischer Irrglaube, der größte Fehler der Menschheit. Ihre wahre Ursünde!

Er hat sie allerdings schon oft genug erlebt, die bittere Vertreibung aus dem Paradies. Und wer weiß, vielleicht steht sie ihm heute wieder bevor. Simone ... nein, nicht daran denken!

Geraschel von der anderen Seite des Gruppenraumes. Alex späht hinüber, kann aber nichts erkennen. Da kichert jemand. Dann geht es in mühsam gedämpftes Stöhnen über. Ah, Chris und Jenny, das andere Paar, das auch im Gruppenraum logiert, im Tempel, wie man hier sagt. Unterdrückte Lustgeräusche haben in dieser Nacht schon einige Male den Weg in sein Ohr gefunden.

Gut gemeint, ihre Rücksicht, aber Sexgeräusche wird er niemals überhören können. Auch nicht überhören wollen, selbst wenn sie ihm gänzlich den Schlaf rauben. Die Hitze seiner Erregung ist die ganze Nacht nicht abgekühlt, sie fühlt sich an wie ein Schwelbrand, jederzeit bereit, wieder aufzulodern. Wann immer das andere Paar erneut losgelegt hat, hätte er sich am liebsten wieder an Martina geschmiegt. Leider schlief diese Frau an seiner Seite tief und fest. Gegen drei Uhr hat sie ihm unmissverständlich klargemacht, dass sie jetzt schlafen will und er die Finger von ihr lässt.

Noch nie hat er eine Frau erlebt, deren Körper so klar signalisiert, nach was ihr gerade gelüstet. Er ist nicht gekommen, aber der Druck hat irgendwann wieder nachgelassen. Erstaunlich, total neu. Sowas hat er bisher nur gelesen. Bei ihr ist er sich nicht so sicher. Wenn sie gekommen ist, dann sicher mehr als einmal. Unglaublich, wie sie sich in den Wellen ozeanischer Lust hat treiben lassen. Irgendwann wäre er wohl in seinen gewohnten Rhythmus verfallen, wenn sie ihn nicht immer wieder gestoppt hätte. Danke, Martina!

Obwohl. Nach einem Orgasmus wäre er sicher besser eingeschlafen. Mitten in der Nacht hätte er es sich fast selbst gemacht.

Prickelnde Erinnerungen strömen auf ihn ein und lassen seinen Kleinen nicht unbeeindruckt, sein frecher Gernegroß meldet ungestüme Lebenslust. Soll er! Ist weitaus angenehmer als die Plagegeister da oben! Du hast noch einiges zu lernen, mein Lieber, wendet sich Alex an seinen intimen Freund. Wir sind im Tantra! Verzögerter Genuss ist doppelte Freude! Sein Schwanz zuckt, als wolle er widersprechen: Endloser Genuss, Mann? Niemals! Nicht mit mir.

Alex lacht leise in sich hinein. Heute Abend, versprochen!

Die unangenehme Spannung in den Hoden lässt sofort nach.

Sein Blick wandert wieder zu Martina. Sie liegt da wie hingegossen. Ist das die Frau, die ihn vor wenigen Stunden in ungeahnte Dimensionen der Lust eingeweiht hat? Er fühlt sich immer unwohler in seiner Haut, ist verschwitzt und fröstelt. Er wird bald aufstehen.

Manchmal in der Nacht hat er Simone vor sich gesehen, obwohl ihre Augen blau und nicht braun sind. Eigentlich ähneln sich die beiden überhaupt nicht. Simone ist extrem schlank, fast drahtig. Martina hingegen verströmt Sinnlichkeit mit jeder Zelle ihres Körpers. Warum hat er ihr nicht von Simone erzählt? Wahrscheinlich wäre es ihr ziemlich egal. Ob er wohl jemals damit aufhören wird, Versteck zu spielen?

Verdammt, warum ist sie auch nicht mitgekommen? Alex blickt wieder rüber zu Martina und es versetzt ihm einen Stich. Er muss hier weg. Plötzlich murmelt sie etwas vor sich hin und er schält sich entschlossen aus der kratzenden Decke. Hinten wieder das Kichern der beiden Turteltäubchen, scheinen sich bestens zu amüsieren, die zwei, aber er mag sich das nicht länger anhören. Besser mit einer kalten Dusche einen klaren Kopf verschaffen. Reflexartig steckt er seine Nase zwischen seine Achseln – würziger Duft nach intensivem Sex steigt ihm in die Nase. Von ihr oder von ihm? Er nimmt seine Kleider, stiehlt sich aus dem Gruppenraum in den Flur und von dort in die nahegelegene Gemeinschaftsdusche. Sechs Duschen nebeneinander in einem offenen, durchgehend gefliesten Raum, wie geschaffen für erotische Wasserspiele. Aber nicht jetzt!

Zum Glück ist er allein, ist ja auch noch früh. Während das Wasser auf ihn niederprasselt, klären sich seine Gedanken und die Müdigkeit fließt langsam von ihm ab. Er muss, nein, er wird sich endlich dem Konflikt mit Simone stellen. Am liebsten würde er den ganzen beschissenen Ballast aus Heimlichkeit und Halbherzigkeit einfach abspülen.

»Lässt du mich mit drunter?«

Alex zuckt zusammen. Er hat nicht bemerkt, dass Martina den Duschraum betreten hat und fühlt sich ertappt.

»Oder willst du lieber alleine ...«

»Nein, ich meine, Ja! Du kannst gerne mit drunter kommen.«

Fröhlich legt sie ihren knallbunten, handgefärbten Lunghi ab, den sie sich um ihren Venuskörper geschlungen hat, tritt unter den vollen Wasserstrahl und fängt an, wohlig zu jauchzen. »Es geht nichts über eine satte, warme Dusche nach einer tantrischen Liebesnacht. Magst du mich einseifen?« Sie hält ihm eine kleine Flasche hin.

Alex zögert einen Augenblick zu lang, sie tritt zur Seite und beginnt selbst, das nach Pfirsich duftende Duschgel über ihren Körper zu verteilen. Er kann kaum die Augen von ihr abwenden. Wie sie ihre vollen Brüste ohne jede Scheu einseift, sich über den Rücken und dann über den etwas molligen Bauch fährt, die kräftigen Beine hinunter und hinauf und immer wieder zwischen die Beine ... Wie ferngesteuert finden seine Hände ihren Körper und fahren die glitschigen Konturen ab. Martina stöhnt in sinnlicher Freude. Sie zieht ihn an sich heran, ihre Körper gleiten aneinander und umeinander.

Doch dann windet er sich langsam aus der seifigen Umarmung, schaudert, als ob er fröre. Warum? Noch vor wenigen Stunden haben sie miteinander geschlafen. Aber jetzt ... ihr grandioses Selbstbewusstsein befremdet ihn.

Sorgfältig spült er das Gel von seinem Körper. Als Martina erneut nach ihm greift, entzieht er sich. Sie zuckt mit den Achseln und wendet sich wieder ihrem eigenen Körper zu.

Unvermittelt kommt ihm die Duschszene aus Carstens Roman in den Sinn, eine ironische Anspielung auf Hitchcock, nur mit vertauschten Rollen. Frau überrascht Lover unter der Dusche, trachtet ihm aber nicht nach dem Leben, sondern nach seinem Zauberstab. Dann lässt sie sich im Stehen von ihm vögeln, so normal wie Haare waschen. Die Szene ist lustig, wenn auch etwas platt, da müssen sie noch dran feilen. Aber der Roman ist ziemlich abgefahren. Ein Tempel, in dem erotische Träume zum Leben erweckt werden. Wenn das nur so einfach wäre!

»Ist was, Alex?«, reißt ihn Martina aus seinen Gedanken. »Du wirkst so abweisend. Bereust du unsere Nacht? Oder ist es der Stress, der dir jetzt bevorsteht?« Dabei lächelt sie, als könne sie kein Wässerchen trüben.

Diese Schlange! Können eigentlich alle Frauen Gedanken lesen? »Ist leider etwas dran.«

»Schade, ich hätte unser Tête-à-Tête gern noch etwas ausklingen lassen. Aber gut ... ich werde es überleben!« Sie drückt ihm einen Kuss auf die Wange.

Reflexartig zieht er seinen Kopf zur Seite. Hat sie nicht gesagt, dass sie nichts weiter von ihm will? Frauen!

»Schon gut, habs verstanden.« Damit verzieht sie sich unter eine eigene Dusche.

Alex schnappt sich das erstbeste Handtuch und trocknet sich hastig ab. »Wir sehen uns später!«, murmelt er im Hinausgehen und rutscht fast aus, bevor er endlich raus ist aus dem Badezimmer. Er schnappt sich seine restlichen Klamotten aus dem Gruppenraum und huscht in sein Zimmer. Seine Zimmerkollegen müssen bemerkt haben, dass er die Nacht anderweitig verbracht hat, aber als er das Viererzimmer betritt, tun sie so, als sähen sie ihn nicht, obwohl sie sicher wach sind. Danke. Männer können wunderbar diskret sein. Komisch, es macht ihn traurig.

Er kriecht in sein Bett und zieht sich die Decke über den Kopf. Die Trauer kriecht bitter in ihm hoch, aber er reißt sich zusammen, nicht hier und nicht jetzt. War doch eine abgefahrene Begegnung heute Nacht, viel mehr, als er sich hätte träumen lassen. Warum fühlt er sich jetzt so beschissen? So einsam? Es schnürt ihm alles zu.

Aus dem Bett gegenüber springt splitternackt plötzlich Manne und fängt an – jetzt gar nicht mehr diskret – vor sich hin zu pfeifen. Don’t worry, be happy. Oh, nein! Wenn der Typ nicht gleich damit aufhört ... »Könntest du bitte woanders herumträllern?«, fährt Alex ihn mit mühsam gedämpfter Stimme an.

»Kein Problem!« Wenige Sekunden später ist Manne draußen.

Zuerst genießt Alex die wieder eingekehrte Ruhe, dann überrollt ihn abgrundtiefe Sehnsucht. Sehnsucht nach Simone! Warum ist Tantra für sie so ein rotes Tuch? Weil es da nur um den kurzen sexuellen Kick geht. Unter lauter Fremden rummachen? Nicht mit mir, echot ihre Stimme dumpf durch seinen Schädel. Ob sie es sich anders überlegt, wenn ich mit offenen Karten spiele? Sie hat ein großes Herz, kein Zweifel. Sie muss sich einfach nur mehr mit ihrem Sex anfreunden. Ha! Einfach! Die Wut und die Verachtung in ihrer Stimme tun weh, er könnte schreien und beißt in sein Kissen. Dabei würde er sich am liebsten einfach in ihre Arme kuscheln. Scheiß Sex. Darum geht es doch gar nicht. Jedenfalls nicht immer.

Schon bevor er das Vibrieren so recht bemerkt, zuckt er zusammen. Er fischt sein Smartphone aus der Tasche und ... oh nein, eine Benachrichtigung per SMS. Fünfmal hat sie versucht ihn anzurufen. Aber keine Nachricht hinterlassen. Sein Puls schnellt nach oben. Er kann jetzt unmöglich zurückrufen. Oh Mann, ist er gestört! Erst geht er fremd, obwohl sie das höllisch verletzt, und dann will er auch noch von ihr getröstet werden. Wie bescheuert ist das denn?

Der Abschluss des Workshops läuft weitgehend an ihm vorbei. Die Meditation hat er geschwänzt, vom Abschlusskreis bekommt er nur Bruchstücke mit. Allen anderen scheint es blendend zu gehen. Martina verkündet, sie habe den Spieß umgedreht und sich genommen, was sie wollte, ohne es einem Mann recht machen zu müssen. Besonders glücklich klingt sie allerdings nicht. Alex fühlt sich daran nicht ganz unschuldig.

Als er an der Reihe ist, fällt ihm nichts Besseres ein, als von einer neuen Erfahrung in der Verbindung von Sex und Herz zu faseln, jetzt gehe es darum, das zu Hause umzusetzen. Nichts als heiße Luft, hoffentlich hat das keiner bemerkt. Scheiße!

Noch vor eins sitzt er im Auto und braust davon. Vor den Abschiedsumarmungen ist er kurzerhand geflohen. Nicht einmal von Martina hat er sich verabschiedet, voll daneben. Er wird ihr eine E-Mail schreiben und sich entschuldigen.

Kaum dem Seminarhaus und der unerträglichen dörflichen Idylle entkommen, dreht Alex das Radio auf, aber kein Sender findet seinen Gefallen. Schließlich bleibt er beim Klassikradio hängen, besser dieses Gedudel als das der inneren Plagegeister. Langsam wird er ruhiger.

Auf halbem Wege Richtung Freiburg steigt seine Nervosität wieder an. Fast brettert er an der Überleitung zur A5 vorbei, obwohl er die Strecke bestens kennt. Heiß ist es auch noch, die Sonne knallt unerbittlich und das im April! Er schaltet die Klimaanlage ein. Was wird ihn erwarten? Ob sie etwas ahnt? Er fühlt sich wie Sokrates, das Nudelholz seiner Xanthippe vor Augen. Ha, Sokrates, wie bescheiden ich doch bin! Aber ... wieso hat sich dieser Weiseste unter den Weisen eigentlich nicht von seiner Gemahlin getrennt? Wenn er doch so weise war? Die ewig gleiche Baustelle, seit Jahrtausenden!

Die Fahrbahn verengt sich, Baustelle. Vor ihm gerät ein dicker weißer Sprinter immer wieder aus der Spur. Spinnt der? Nach mehreren Versuchen gibt Alex den Versuch auf, an ihm vorbeizukommen. Ist ja auch egal. Zum Glück ist wenig los und es sind kaum Lastwagen unterwegs. Von hinten drängelt ein BMW, macht pausenlos Lichthupe. Pass bloß auf, schreit Alex ihn an. Aber der Vollpfosten hört ihn natürlich nicht.

Fuck, er muss selbst aufpassen! Seine Gefühle fahren immer mehr Achterbahn und kippen von Euphorie, weil sich nun endlich etwas tut, in lähmende Angst. Wie ein hilfloses kleines Baby, allein in seinem Bettchen. Finn fällt ihm ein, der als Baby oft geschrien hat wie am Spieß. Wie überfordert er als Papa war und heilfroh, wenn Heike kam und übernahm. Am liebsten hätte er sich dann aus dem Staub gemacht. Zum Henker, er hat sich regelmäßig aus dem Staub gemacht, keinen Deut besser als sein eigener Vater, der allseits beliebte Herr Professor. Doch, ein bisschen schon! Er liebt Finn.

Das Telefon klingelt, aber er geht nicht dran. Kurz darauf eine SMS. Dann noch eine. Er muss gar nicht draufschauen, tut es aber doch. Die letzte ist gar nicht von ihr, sondern von seiner Mutter. Fühlt sich fast an wie eine Erleichterung.

Sollte er besser einen Zwischenstopp einlegen, bevor er Simone unter die Augen tritt? Marcel liegt auf dem Weg und kennt sich aus mit Frauen. Oder genauer gesagt mit Sex. Eine Lösung hat er allerdings meist auch nicht.

Rechts zieht der Europapark vorbei, noch vierzig Kilometer. Vorbei die Zeiten, als er mit Finn den Silverstar eroberte. Achterbahn geht jetzt anders. Shit, fast gerät er auf den Standstreifen! Er verwirft die Idee, bei Marcel vorbeizuschauen, seine Nerven zerren an ihm wie ein quengelndes Kind. Hat sich Finn auch so gefühlt, damals mit vier? Hat er gemerkt, dass es aus war zwischen seinen Eltern? Wahrscheinlich längst bevor Heike ihm eröffnet hat, dass sein Papa ausziehen würde. Muss schrecklich gewesen sein.

Alex beißt sich auf die Lippen. Verdammt, ich bin 43, ich bin kein Kind mehr. Er nimmt die Ausfahrt Richtung Freiburg-Stadtmitte und sein Puls rast durch die Decke. Er ist ein Angsthase, Simone hat vollkommen recht.

Kapitel 3

Mit einem tiefen Atemzug schließt Karoline die Haustür hinter den Gästen, die sich gerade verabschiedet haben. War echt nett, piacevole, aber auch anstrengend. Jetzt kann der gemütliche Teil beginnen. Maria, Bastian und Freddy sitzen noch am Esstisch, der mit Resten von Antipasti und leeren Gläsern übersät ist. »Wollen wir uns nicht lieber aufs Sofa rüber setzen?«

Maria nickt zustimmend. Doch Freddy ist noch in das Thema vertieft, über das sie zuletzt gesprochen haben. »Sag du was, Bastian! Wir brauchen doch mehr Frauen in der Politik, oder etwa nicht? Erkläre das bitte deiner Schwester! Die hat echt das Zeug dazu. Oder seid ihr jetzt alle auf dem Esotrip?«

Karoline verdreht die Augen. »Freddy, du solltest vielleicht auch mal ein Retreat ausprobieren. Vielleicht würdest du mich dann besser verstehen ...« Sie greift nach ihrem leeren Sektglas. Bastian reicht ihr die Flasche und sie schenkt sich nach.

»Du hast doch selbst nicht mal ein Wochenende durchgehalten. Was soll ich denn ...«

»Hast recht. Obwohl, du hättest sicher kein Problem mit einem Womanizer als Yogalehrer. Im Gegenteil, du wärst froh, dir etwas abgucken zu können.« Eigentlich hat sie Freddy unbedingt mit der Geschichte vom Grünen Tantra hochnehmen wollen, aber ist wohl kein so guter Zeitpunkt. »Und außerdem, Schweigen ist manchmal wertvoller als ... Männer schweigen, wenn sie reden sollten, und reden, wenn sie ... vor allem in der Politik, ach, was rede ich denn.«

»Lass mal, Karo, die Frage ging ja an mich«, schaltet sich Bastian ein. »Da fragst du nämlich genau den richtigen, Freddy! Also wenn du mich fragst ...«

»Genau das tue ich«, bestätigt Freddy milde lächelnd mit seinem raumfüllenden Bass.

»Also, in der Politik findet man heutzutage erstens Profilneurotiker, zweitens Narzissten und drittens Psychopathen. Männer, die ihre Selbstwertproblematik und Machtgelüste als Charisma tarnen und permanent auf Beutezug sind. Die Beute heißt Aufmerksamkeit, Umfragewerte und Wählerstimmen.« Bastian schaut sich triumphierend um, als hätte er sich selbst gerade zur Wahl gestellt und gewonnen.

»Wow, Bruderherz! Das ist mal eine klare Ansage.« Sie zwinkert Bastian zu und hebt den rechten Daumen. »Vielleicht sollten die alle mal zum Psychocheck bei dir vorbeikommen. So eine Art TÜV für Politiker; wäre dringend nötig.«

Freddy gibt sich tief beeindruckt. »Du hast noch vergessen, die Sexisten zu erwähnen, Bastian. Eben deswegen brauchen wir ja die Frauen!«

Karoline verzieht das Gesicht. War ja klar, Freddy kann man nicht so leicht aus der Bahn werfen, schon gar nicht, wenn es um Politik oder um Frauen geht, und hier geht es um beides! Wenn sie ihn nicht schon so lange kennen würde ...

»Wenn ich nur einem einzigen Mann dazu verhelfen dürfte, für einen Tag – nur mal für einen Tag! – in die Rolle einer Frau zu schlüpfen«, wendet sich Maria an Freddy, »du ständest ganz oben auf meiner Liste!«

Freddy setzt sein breitestes Grinsen auf und Karoline weiß schon, was jetzt kommt.

»Maria, das hast du jetzt aber wirklich sehr lieb gesagt.« In übertrieben sanftem Tonfall haucht er in deren Richtung: »Würde es denn etwas für dich ändern, meine Liebe, wenn ich eine Frau wäre? Ich meine, charakterlich wäre ich ja immer noch ein Vollidiot, oder? Sorry, es muss Idiotin heißen. Wie unachtsam von mir.« Sein Lächeln hängt windschief in seinem kantigen Gesicht.

»Ich will ihn von seinem Sexismus befreien und er versteht das als Anmache. Unglaublich!« Maria stöhnt und greift in gespielter Verzweiflung in ihre langen Haare, um deren pechschwarze Farbe Karoline sie schon immer beneidet hat.

»So isser, der Freddy.« Karoline und ihr Bruder lachen.

Freddy zieht eine buschige Augenbraue hoch und stimmt dann lauthals mit ein. Er lacht gerne auch über sich selbst, das muss man ihm lassen. Aber Maria und Freddy, das ist wie Hund und Katz, jedes Jahr das Gleiche ... gehört einfach zum Geburtstag dazu wie der toskanische Wein. Sie schaut sich um.

»Super«, feixt Freddy weiter und reibt sich die Hände. »Wie in den Gründungstagen unserer heißgeliebten Partei. Als wir noch gar keine waren. Ich lach mir einen ab. Wenn frau keine Argumente mehr hatte, spielte sie die Sexismuskarte. Ihr hättet das erleben sollen. Wir Männer haben immer nur Sex gehört, wir wussten ja gar nicht, was mit Sexismus gemeint war.«

Jetzt lacht auch Maria. »Kann ich mir lebhaft vorstellen, ihr Spacken.«

»Heißt das, du kannst heute Sexismus von Sex unterscheiden, Freddy? Das wäre ja wunderbar«, säuselt Karoline. »Und das in deinem fortgeschrittenen Alter!«

Maria wirft ihr eine Kusshand zu. »Treffer, versenkt, Liebes. Ich glaube, die brauchen wirklich eine wie dich!«

»Fängst du jetzt auch noch damit an?«, erkundigt sich Karoline genervt.

»Weil du dich mit Sexismus allemal besser auskennst als solche Typen da!« Maria richtet ihren grazilen Zeigefinger direkt auf Freddy.

»Weil ich mich mehr für Sexismus interessiere als für Sex, das meinst du doch, oder?«, gibt Karoline pikiert zurück. Es sollte lustig klingen, aber mit dieser Bemerkung trifft sie sich selbst an ihrem wundesten Punkt. Rasch schließt sie die Augen.

Maria hat es leider nicht mitgekriegt, wie auch? Sie frotzelt lustig weiter. »Weil du damals nicht auf jede verrückte Lesben-party mitkommen wolltest? Ach was, in dir schlummert ein Vamp! Wirst schon noch sehen.«

»Eben, er schlummert. Und ich weiß immer noch nicht, wo eigentlich.« Und ob sie ihn überhaupt zum Leben erwecken will, ist auch alles andere als gewiss.

»Maria hat recht, Karoline, ich habe es dir schon öfters gesagt, du hast es überhaupt nicht nötig, deine Attraktivität zu verstecken. Lass doch die alten Dämonen ...«

»Pssst!«, bringt Maria Freddy zum Schweigen. Danke Maria! Sie hat doch etwas bemerkt.

»Ihr liebt euch immer noch, ihr beiden. Zu schade, ihr seid so ein wunderbares Paar!«, wirft Bastian feinsinnig in die Runde.

Karoline tut so, als sei sie irritiert. »Wer jetzt? Freddy und ...«

»Nein, um Himmels willen. Wie kommst du jetzt auf Freddy ... nein, du und Maria natürlich«, stellt Bastian klar.

Karoline spürt, wie ihr heiß wird. Sie blickt zu Boden.

»Als ob das natürlich wäre ...«, stichelt Freddy lachend.

Sofort wandert Karolines Blick flehend zur Decke. Freddy! Bei dem Typen weiß man nie, ob seine Kalauer nicht doch irgendwie ernst gemeint sind.

»Sorry, war ein Scherz!«, rudert Freddy zurück. Immerhin.

»Das behaupten sie dann immer«, bemerkt Maria lakonisch.

»Aber hast du nicht neulich selbst gesagt, dass du, ich meine, dass du ...« Freddy kommt tatsächlich ins Stottern. Per Fortuna.

Aber dann spricht sie es selbst aus: »dass ich mir eine ganz normale Familie wünsche, mit einem ganz normalen Mann, ganz normalen Kindern in einem ganz normalen Reihenhaus? Ja, Freddy, das habe ich gesagt, als wir leicht angeschlagen aus dem Kino kamen. Auf so ein Beziehungschaos wie bei diesem frankophilen Trio habe ich offen gestanden wirklich keine Lust.«

»Musst du ja auch nicht, Karo.« Bastian schaut auf die Uhr und steht abrupt auf. »Lass uns nochmal auf dich anstoßen. Dein Geburtstag ist nämlich gleich vorbei.«

»Apropos Kino. Ich habe neulich mal wieder Eyes Wide Shut gesehen. Lief im Kandel. Ich finde dieses Meisterwerk cineastischer Erotik immer noch unübertroffen ...«

»Freddy!«, rufen Maria und Bastian im Chor.

»Wirklich! Ja, Ja! Ist ja schon gut«, versucht Freddy zu beschwichtigen. Der Sekt wird nachgeschenkt, dann stehen alle vier auf und heben ihre Kelche. »Also auf dich, liebe Karoline«, beginnt Bastian. »Auf dass Amors Pfeil diese wunderbare Frau zielsicher treffen und dir ... und dich ... Freddy, hör auf zu gackern!«

»Gar nicht so leicht, einen genderkorrekten Trinkspruch für eine Frau auf Freiersfüßen auszubringen.« Freddy grinst breit. Auf einem Schweige-Retreat müsste man ihn mit einem Heftpflaster ruhigstellen.

Maria nimmt Karoline in den Arm. »Lass dich von den Deppen nicht irritieren. Ich weiß, dass du bald dem Mann deiner Träume begegnen wirst. Alles Gute, liebste Carol«, flüstert sie ihr ins Ohr. »Schön, dass es dich gibt!«

Sie muss weggedämmert sein. Als Karoline von ihrem verdrehten Nacken aufwacht, erinnert sie sich nur schemenhaft, dass sie irgendwann zum Sofa hinübergewechselt sind. Hat sie so tief geschlafen?

Sie reibt sich die Augen, gähnt. Ein Zipfel ihres Traumes kommt ihr in den Sinn. Sie horcht. Die anderen sind wohl fort. Wie spät ist es überhaupt? Aus der Küche hört sie klapperndes Geschirr. Mühsam erhebt sie sich und bewegt ihre müden Knochen in Richtung Theke. Bastian wirft den Lappen in die Spüle und wendet sich ihr zu.

»Braucht man unbedingt einen Mann, um glücklich zu sein?«, brummt Karoline vor sich hin. Sie zieht langsam eine Augenbraue hoch und ihr Mundwinkel zittert. Nicht nur der.

»Karo! Ich dachte schon, ich muss dir eine Decke bringen. Oder dich ins Bett schleifen.«

»Ich habe dich was gefragt!«

»Es ist spät, Karo, du solltest jetzt lieber ...«

»Nein, was ich jetzt brauche, ist eine Antwort!« War jetzt etwas laut, aber was solls.

»Okay. Wie du willst. Keine Ahnung, ob man einen Mann braucht,« beginnt Bastian und hält inne. Er sucht ihren Blick, dann setzt er hinzu: »Aber du auf jeden Fall, Karo. Und das weißt du auch!«

Karoline sucht nach ihrem Glas. Sie greift sich irgendeines und nimmt einen Schluck Rotwein.

»Karo, meinst du nicht, dass du genug ...«

Mit einer deutlichen Geste bringt sie ihn zum Schweigen und nimmt einen weiteren Schluck. Das Thema nervt gewaltig und Rechthaberei kann sie schon gar nicht ab. Sie ist die Anwältin, nicht er! Dass alles Glück der Welt von einem Mann abhängen soll ... wie banal und demütigend. Erfolg im Beruf, politisch aktiv, wunderbare Freundinnen. Zählt das etwa nicht? Verdammt, sie braucht keinen Mann. Nie wieder wird sie sich verbiegen, nur um bloß nicht solo zu sein.

Ihre Gedanken wandern zu Maria. Und sie braucht auch keine Frau! »Habe ich mich jahrelang für Frauen engagiert, um am Ende wieder alles von einem Typen abhängig zu machen?« Sie spießt ein verbliebenes Artischockenherz auf und stopft es sich in den Mund.

»Komm mal runter! Wer redet davon, dass du dich abhängig machen sollst? Du sollst ihn lieben. Und dich von ihm lieben lassen, Karo!« Der hat gut reden. Wenn das so einfach wäre, hätte seine Praxis wohl kaum so krassen Zulauf.

»Mann, bist du aber klug. Sollst ihn lieben und dich nicht abhängig machen!«, äfft sie ihn nach. »Psychologisch absolut korrekt. Nichts gegen einzuwenden!« Bastian sieht sie mitleidig an, so wie man jemanden ansieht, wenn Nachhilfe auch nichts mehr bringt. »Du bist nun auch kein leuchtendes Beispiel, deine Debbie geht einfach in die USA und deine Tochter nimmt sie gleich noch mit. Ist das vielleicht unabhängige Liebe? Vergiss es, da bleib ich lieber allein.«

Seine Antwort kommt wie ein Peitschenhieb. »Du machst dir gewaltig was vor, Schwesterchen! Verdammt, ja, manchmal bricht es einem das Herz, wenn man sich einlässt. Kannst ja dein Herz gleich stilllegen! Weh tut es dann nicht mehr, da hast du recht.«

Sein Tonfall überrascht sie, er ist richtig sauer. Hallo?? Kann ihm doch egal sein, und wenn sie ewig Single bliebe. Naja, die Anspielung auf Deborah ... »Sorry, das mit Debbie war nicht so gemeint.«

»Schon gut.« Er macht eine wegwerfende Bewegung, dann starrt er sie an, als wolle er sie hypnotisieren. »Aber ...« Wahnsinn! Derselbe Blick wie sein Vater.

»Was aber?« Sie fixiert ihn wie einen Preisboxer. Dann wendet sie sich genervt ab.

Bastian springt auf und tigert zwischen Küche und Wohnbereich hin und her. Er stolpert fast über eine Girlande, die von der Decke runtergekommen ist. »Du vergeudest die besten Jahre deines Lebens! Ich kann es nicht mehr mit ansehen, wie du Jahr für Jahr verstreichen lässt, dich ausschließlich um deine Karriere kümmerst und deine Gesichtszüge immer verkniffener werden. Da hilft auch kein Yoga! Karo, ich sehe das doch jeden Tag in meiner Praxis. Lauter Frauen, die sich von Männern frustriert zurückziehen und sich einbilden, das sei Emanzipation.« Seine Stimme wird immer schneidender. »Und wenn sie irgendwann merken, dass sie sich vor allem selbst betrügen, ist’s zu spät. Alle halbwegs annehmbaren Männer im passenden Alter sind längst vergeben. Karo, wach auf, du bist gerade 39 geworden.«

Ihr bleibt die Luft weg, trotz Alkohol. »Bastian, nicht in dem Ton. Ich stehe hier nicht vor Gericht!«

»Gut so, da stehst du nämlich viel zu oft.«

Sie stöhnt. Dann nimmt sie einen weiteren Schluck Montepulciano und lässt ihn langsam die Kehle hinuntergleiten. Dieser samtige Geschmack ... am liebsten würde sie ganz darin eintauchen. Erlesener Vino ist zum Glück leichter zu bekommen als eine glückliche Beziehung.

»Hör auf, dich zu betrinken, haben andere auch schon versucht, bringt nichts«, doziert Bastian. Er greift nach der Flasche, dann hält er mitten in der Bewegung inne und schaut auf das Etikett. »Monte... Der ist doch ...«

»... aus dem Weinkeller der Dittmers, genau! Ja und? Habe ich mir gewünscht. Originalimport aus Bella Italia. Perfekt gelagert.«

»Unsere Eltern schenken dir ... Rotwein zum Geburtstag?« Er schaut fassungslos.

Das verschafft ihr immerhin eine Atempause. Dieser Klugscheißer. Psychofuzzi! Sitzt sie hier auf der Anklagebank, weil sie keinen Mann an ihrer Seite hat? Der sie beschützt und ihr mit großer Geste die Verteidigung abnimmt? Reg dich nicht auf, Schatz, geh schon mal ins Haus. Ich klär das hier! Wie oft haben sie sich über solche Typen lustig gemacht!

»Du brauchst gar nicht so zu grinsen. Geschenkt oder nicht, du trinkst zu viel!«, setzt Bastian nach.

Karoline schnellt hoch, dann baut sie sich ganz langsam vor ihm auf. »Was spielst du dich eigentlich so auf? Du bist nicht mein Therapeut, verflucht nochmal. Lieber allein als mit einem Typen zusammen, der nur was zum Ficken braucht! Und auf Männer, die eine Mama suchen, steh ich schon gar nicht. Du machst mich noch ganz verrückt mit deinem Torschlussgerede. Und komme mir bloß nicht mit der biologischen Uhr ...«

Bastian nickt. »Die nun mal leider nicht wegzudiskutieren ist. Was meinst du, wie oft ich das in meiner Praxis ...«

Karoline stößt einen wilden Schrei aus. Scheiße, es ist nach Eins. Sie schließt die Augen und konzentriert sich auf den Atem. »Was bist du eigentlich für ein Therapeut, wenn du über deine Klientinnen herziehst, als wären sie alle verhinderte Mamis und frustrierte Emanzen?«

Endlich bekommt sie wieder Luft.

»Herzchen ...« Bastian greift mit beiden Händen nach ihren Schultern und versucht ein freundliches Lächeln, was ihm gründlich misslingt. Dieser barmherzige Blick bringt sie schon wieder in Rage, aber es fehlt die Kraft, innerlich fühlt sie sich hundeelend. Lange kann sie dieser Belagerung nicht mehr standhalten.

Sie stößt seine Hände zur Seite. »Hör auf, mich so zu betatschen. Du weißt genau, dass ich diese beschissene Therapeuten-Nummer auf den Tod nicht ausstehen kann. Ich kann für mich selbst sorgen, mach dich vom Acker!«

Bastian wendet sich in Richtung Wohnzimmer und murmelt halblaut etwas vor sich hin.

Karoline zieht sich einen Barhocker unter den Hintern, stützt die Arme auf die Theke und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Tränen schießen ihr in die Augen, aber sie will nicht, dass Bastian das sieht. Nur noch allein sein und schlafen!

Wann ist dieser schöne Abend so entgleist? Fassungslos hockt sie da wie das heulende Elend, während Bastian mit lautem Geklapper das Geschirr zusammenräumt. Warum schämt sie sich so, sogar vor Bastian? Was hat Nikolai ihnen immer wieder eingeschärft? Lass deine Gefühle und Gedanken einfach da sein! Schön gesagt, Yogibär! Wahrscheinlich legt er jede Woche eine andere aus seinen Kursen flach. Hat er überhaupt eine Ahnung, wie es einer Frau wie mir geht? Einer, die nicht gleich mit jedem Yogalehrer ins Bett springt? Jahrelang ist bei ihr nichts gelaufen, gar nichts. Keine Sinnlichkeit, kein Hautkontakt, kein zärtliches Flüstern, keine innige Vertrautheit, von Leidenschaft ganz zu schweigen. Nur Mandanten, Gerichtstermine und zur Erholung endlose Debatten in AGs und MVs. Das ist doch kein Leben! Und wie zum Hohn kommt dann auch noch dieser aufgeblasene Pornoautor in die Kanzlei geschneit. Super! Jetzt darf sie zumindest all das nachlesen, was ihr fehlt. Sie schaut sich nach Bastian um und als sie ihn nicht sieht, greift sie nach dem Weinglas. Ein Glück, dass er die anderen längst hinauskomplimentiert hat, er hat mitgekriegt, was mit ihr los ist, aber warum muss er diese bescheuerte Debatte lostreten? Bloß jetzt nicht heulen! Hoffentlich geht er bald.

»Ich glaube, ich geh dann mal lieber!«

Sie dreht sich um. Er sieht immer noch sauer aus. Dann bemerkt er wohl ihre Augen. »Hey, Karo!« Er nimmt sie in den Arm, sie sträubt sich, aber nur halbherzig. Er hält sie fest und jetzt kann sie sich nicht mehr halten. Tiefe Schluchzer schütteln ihren Körper. Egal.

»Ist okay. Lass die Gefühle zu! Ich halte dich!«

Diese beschissenen, abgedroschenen Therapeuten-Floskeln! Sie stöhnt auf, aber dann lässt sie wieder los, will die Umarmung einfach genießen. Sie weint laut und heftig und es schüttelt ihren ganzen Körper, bis sie sich schließlich langsam wieder beruhigt.

»Danke!«, murmelt sie an Bastians Schulter gelehnt, »Du hast ja recht!«

Das Singledasein geht dem Ende entgegen. Weiß der Henker, woher sie das plötzlich weiß, aber sie weiß es. Sie wird einen Partner finden. Einen, dem sie vertrauen kann, keinen Skilehrer und auch keinen Yogalehrer. Keine Ahnung wie sie das anstellen soll, aber egal. Langsam löst sie sich aus der Umarmung und schaut ihm in die Augen. »Schön, dass es dich gibt!«

Bastian strahlt. »Fast ein bisschen schade, dass wir Bruder und Schwester sind.«

Karoline zuckt zusammen, dann wird ihr ein bisschen heiß. »Es ist spät. Besser, wenn du jetzt gehst. Ciao Bello!«

»Karo, war ein Scherz! Ich wollte dir einfach nur sagen, dass ich dich liebe. So wie ein Bruder seine Schwester eben liebt.«

»Alles klar, lass gut sein. Das wird heute nicht mehr verhandelt. Die Sitzung ist geschlossen.« An seinem schmerzhaft verzerrten Gesicht kann sie ablesen, dass sie ihn verletzt hat.

Es sollte scherzhaft klingen, aber so wie er seine Therapeuten-Macke hat sie eben ihre Anwaltsmacke. Immer cool bleiben! Die Form wahren, auch wenn einem innerlich der Hut hochgeht.

»Tut mir leid, war nicht so gemeint. Ich lieb dich auch. Bin fix und fertig und muss einfach ins Bett«, flüstert sie.

Bastian deutet mit einer ausladenden Handbewegung auf das Geschirr. »Willst du das alles alleine wegräumen, Karo? Ich dachte, ich helfe dir noch ein bisschen. Ist schließlich dein Geburtstag.«

Karoline schaut sich nach dem Wecker um, der irgendwo zwischen all dem Unrat stehen muss, dann entdeckt sie ihn. »Mein Geburtstag ist seit einer Stunde und fünfundvierzig Minuten Geschichte. Den Rest mach ich morgen oder ich lass es Valentina machen.«

»Okay, dann bringe ich dich jetzt ins Bett und dann fahre ich nach Hause. Bin auch müde.«