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Lord Samuel Vorton lebt im Schloss seines Onkels. Dort soll er die kalte und herzlose Manuela heiraten, um eine alte Schuld seines Onkels zu begleichen. Doch seit seiner Verlobung mit Manuela häufen sich die Unfälle und Anschläge, die Samuels Leben bedrohen. Bei einem besonders schlimmen Unfall erscheint Samuel eine junge, geheimnisvolle Frau. Sie nennt sich Jane und rettet ihm das Leben. Jane bleibt an seiner Seite. Sie findet eine Anstellung im Schloss. Dort rettet sie Samuel weiterhin das Leben. Der Onkel von Samuel wird auf das junge Mädchen aufmerksam und macht sie zu seiner persönlichen Dienerin. Obwohl Jane weiß, dass Samuel verlobt ist, und bald heiraten muss, wird sie seine Geliebte. Dann zieht Manuela im Schloss ein. Sie lässt keine Gelegenheit aus, Jane das Leben schwer zu machen. Auf einem Maskenball, der zu Ehren von Manuela gegeben wird. spitzt sich die Lage zu.
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Seitenzahl: 77
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Prolog
Lord Norman Vorton ging unruhig durch den großen Raum. Seit einer Stunde versuchte er, vernünftig mit seinem Vater zu sprechen, doch umsonst. Der alte Mann war, wie immer, sehr stur. Kein noch so gutes Wort, konnte den jähzornigen Mann umstimmen. Jetzt gab er es endlich auf. Er würde es nicht weiter versuchen. Es hatte wirklich keinen Sinn. Schwer setzt er sich zu seinem Vater.
„Ist das dein letztes Wort Vater? Es ist wirklich dein Ernst? Du weigerst dich also, meine zukünftige Frau auch nur kennenzulernen?“ Lord Vorton sprang zornig auf und stand nun seinen Vater gegenüber, der jetzt seine Faust auf den Tisch schlug. „Ja allerdings, mein Sohn. Ich will dieses Weib nicht sehen. Wenn du diese Frau heiratest, brauchst du dich hier im Schloss nie wieder sehen zu lassen. Ich werde dich enterben! Es war ein Fehler gewesen, dich auf Reisen zu schicken!“ Der alte Earl schlug wieder auf den Tisch und starrte seinen einzigen Sohn finster an. „Du bist mit Marie Luise verlobt. Es ist alles arrangiert. Das habe ich dir geschrieben. Es wird ein großer Skandal, wenn du diese dahergelaufene Dirne heiratest!“ schrie der Earl. Verbittert starrte er die Wand an. Was für ein Skandal. Wie konnte sein einziger Sohn ihn das antun.
„Liane ist keine dahergelaufene Dirne, Vater. Sie ist eine junge, nette, edle, Adelige aus Griechenland. Ihre Familie dient dem Hof dort seit Generationen. Sie kommt zwar aus niedrigem Adel, aber sie ist vornehm und edel. Wunderschön und vom sanften Gemüt. Anders wie Marie Luise, die eingebildet und hochnäsig über alle anderen Menschen hinweg sieht. Du hast die Verlobung arrangiert, nicht ich. Du hast mich nicht gefragt, ob ich das will. Ich werde Liane heiraten und von hier weggehen. Wir brauchen dein Geld nicht! Ich kann für unseren Lebensunterhalt arbeiten.“ Lord Norman Vorton verneigte sich kurz und griff seinen Hut. Hier hatte er nichts mehr verloren. Das Haus seiner Jugend würde ab jetzt verboten sein für ihn. Aber er hatte sich entschieden. Für die Liebe, für seine Freiheit. „Lebewohl, Vater. Es tut mir leid, dass es so enden muss. Vielleicht kehrt sich dein sturer Sinn irgendwann einmal. Ich hoffe es für meine Kinder.“ Sagte er schwer. „Eines Tage werde ich zurückkehren. Vielleicht hat sich dein Starrsinn bi dahin gewandelt.“
Der Earl schwieg, als sein einziger Sohn das Schloss verließ.
1 Kapitel
Das Pferd scheute und trat plötzlich aus. Der Reiter flog im hohen Bogen durch die Luft, landete im neugefallenen Schnee, und schlug hart mit dem Kopf gegen den Grenzstein, der die große Wiese vom übrigen Feld trennte. Sekundenlang konnte Samuel sich nicht rühren. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Ihm wurde schwarz vor Augen. Das Pferd lief ein Stück weiter, senkte seinen Kopf und begann zu grasen. So, als sei nie etwas passiert. Samuel wurde erneut schwarz vor Augen, als er versuchte, sich zu erheben..
„Bewegen sie sich nicht, Monsieur.“Eine helle Stimme ließ Samuel seinen Kopf etwas drehen. Wie aus dem Nichts, erschien eine junge Frau vor ihm und sah auf ihn herunter. „Es hat sie ziemlich hart erwischt, Sir. Keine Bewegung, warten sie. Ich werde ihnen helfen.“ Sagte die junge Frau freundlich. Sie war das schönste Wesen, dass er je gesehen hatte, dachte Samuel erstaunt. Sie kam nicht von hier, da war er sich sicher.
„Wo kommst du denn her, bis eben war der Ort hier doch menschenleer.“ Sagte Samuel verwirrt. „Bist du mein Schutzengel, gesandt, um mich zu retten? Wenn ja, habe ich Glück, solch einen hübschen Engel erwischt zu haben.“ Samuel versuchte zu lächeln. Es tat furchtbar weh.
Die Frau ging auf seinen Scherz nicht ein. Sie beugte sich zu ihm und nahm seinen Kopf vorsichtig in ihre Hände. „Eine ziemliche Platzwunde, Sir. Sie haben viel Glück gehabt, My Lord. Einen Millimeter weiter und es hätte ihre Schläfe getroffen. Dann würden sie jetzt keine Witze mehr reißen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, zerrte sie ihm das Hemd aus der Hose und riss einige Streifen davon ab. Sie verband seine Wunde und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. Dann grinste sie frech. „Sie müssen Lord Samuel Vorton sein.“ Sie hob ihre Hand, pfiff kurz, das Pferd hob neugierig seinen Kopf und kam langsam zu ihnen zurück.
„Sind sie Hellseherin, Mädchen? Woher können sie das wissen? Ich kenne sie nicht. Sie kommen nicht von hier, oder?“ Samuel verzog schmerzhaft sein Gesicht, als die Unbekannte ihn hochzog und ihm aufs Pferd half. Ihm wurde erneut schwindlig. „An solch eine Schönheit würde ich mich garantiert erinnern.“ Sagte Samuel schwer atmend. Sein Blick glitt über das wunderschön geschnittene Gesicht, den langen dunklen Haaren, die zu festen Zöpfen geflochten waren und der schlanken Figur. „Und mein Pferd müssen sie auch verzaubert haben, es gehorcht sonst niemanden außer mir.“ Sagte Samuel schmerzerfüllt. Er verstand nicht, was hier vor sich ging.
Die junge Frau schwieg geheimnisvoll. Sie griff lächelnd jetzt die Zügel und führte das große Pferd zum Schloss zurück. Dann sprach sie endlich. „Punkt eins. Ich bin keine Hellseherin, nur gut informiert. Ihr Ruf eilt ihnen voraus, Sir. Man sagt, sie könnten keinem Rock widerstehen. Nun, und das Pferd spricht für sich. Solch edles Tier muss einem Edelmann gehören. Punkt zwei. Sie haben Recht. Ich komme wirklich nicht von hier. Ich will hier jemand einen Besuch abstatten. Allerdings rechnet diese Person nicht mit Besuch von mir.“ Der letzte Satz hatte bitter geklungen, fragend senkte Samuel seinen Kopf, was er sofort bereute, alles drehte sich. Die junge Frau hielt das Pferd an. Sie kam zu Samuel und richtete ihn wieder auf. „Schön oben bleiben. Durchhalten, Sir. Wir haben das Schloss bald erreicht. Nur noch die kleine Anhöhe.“ Befahl die Frau sanft, aber ernst.
„Dafür, dass sie noch nie hier waren, kennen sie gut aus“ Samuel versuchte sich so gut wie möglich im Sattel zu halten. Immer wieder ging sein Blick zu der kleinen Frau, die das große Tier ruhig den Weg hochführte. Ungewöhnlich, dass sein Pferd der jungen Frau so brav gehorchte. Eigentlich brauchte das Tier eine harte Hand.
Endlich hatten sie die Zugbrücke erreicht und die Dienerschaft eilte ihnen entgegen. Samuel wurde vom Pferd gehoben und verschwand ins Innere des Schlosses. „Bleiben sie Mädchen. Warten sie in der Küche. Marie soll ihnen etwas zu essen geben. Sie haben eine Belohnung verdient.“ Rief Samuel ihr zu. Dann war er verschwunden. Lächelnd sah die junge Frau ihm hinterher. Sie zog das Pferd am Zügel ins Schlossinnere und blieb einen Augenblick stehen, um sich etwas umzusehen. Dann nickte sie dem Pferd zu. „Gute Arbeit, Gaul. Du warst wirklich brav. Ich bringe dich erst mal in den Stall“. Sagte das Mädchen gutmütig. Das große Tier folgte ihr widerstandslos. Es war, als würde das Tier die junge Frau schon lange kennen. Die Menschen auf dem Hof staunten. Außer dem Herrn, traute sich sonst nur der Stallmeister an das Tier.
Kaum hatte sie den Stall erreicht, als ein alter Mann ihnen entgegen kam und ihr ungläubig das Pferd abnahm. „Was haben sie mit dem unberechenbaren Vieh gemacht, Mädchen?“ fragte der alte Mann staunend. Er zog seine Augen zusammen, schluckte und schüttelte kurz seinen Kopf, als die junge Frau ihn anlächelte. „Guten Tag, ich bin Jane. Ich habe den verletzten Lord gefunden.“ Sagte sie jetzt leise. Der alte Mann nickte, hob seine Hand und wies auf ein großes Gebäude. Dann räusperte er sich vernehmlich, um sich zu konzentrieren. „Ist die Küche, Mädchen. Gehe dort hin. Marie wird dir gerne etwas zu Essen geben.“ Sagte er dann stockend, zögernd. Wieder schüttelte er seinen Kopf, und wischte sich über die Augen, so als müsse er ein Bild wegwischen, das ihm vor den Augen tanzte. „Heilige Mutter Gottes!“ flüsterte er heiser. Er führte das Pferd weiter in den Stall und ließ die junge Frau einfach stehen. Achselzuckend ging sie über den Hof und war froh, als sie die warme Küche erreichte. Hier war es angenehm. Dankend rieb Jane sich die kalten Arme.
„Habt euch wohl, Ich bin Jane und soll mich bei Marie melden.“ Jane sah sich in der Küche um, alles blitzte und blinkte hier. Die Köchin schien eine fleißige Frau zu sein, die alles im Griff hatte, dachte Jane zufrieden. Das erinnerte sie an ihre Mutter. Auch ihre Mutter liebte Ordnung.
„Setz dich, Mädchen, ich bin gleich bei dir. Der junge Lord hat mir schon erzählt, dass du herkommen würdest. Du hast ihn gefunden und gerettet. Hast keine Angst vor dem Vieh gehabt? Das Pferd hat schon einige gestandene Männer gebissen!“ Eine mollige Frau stand mit dem Rücken zu ihr und werkelte am Herd herum. Jetzt kam sie zum Tisch und stockte, als sie Jane im Kerzenlicht stehen sah. „Jesse Maria steh uns bei.“ sagte sie leise. Sie schluckte schwer, kam näher, hob die Kerze vom Tisch und leuchtete Janes Gesicht ab. „Jesse Maria, nein diese Ähnlichkeit. Unglaublich“ Sie schüttelte ihren Kopf und wandte sich wieder dem Herd zu. „Setz dich, Mädchen, Essen kommt gleich.“ Sie füllte einen Teller auf und reichte ihn Jane. „Sag, bleibst du länger in unserer Gegend?“
Jane nahm den Teller und bedankte sich, ihr Hunger war wirklich groß. „Ja, und ich suche Arbeit, kannst du eine Küchenmagd gebrauchen, Marie?“ Jane verschlang ihre Mahlzeit und grinste, als Marie den Teller schweigend nachfüllte. Dann setzte sie sich zu Jane und sah der jungen Frau wieder staunend ins Gesicht. „Ist kein schönes Arbeiten hier, Mädchen, überlege es dir gut. Kannst bei den Bauern bessere Arbeit finden.“ sagte Marie schwer nachdenklich.
„Bringt mir nichts Marie. Ich will und muss hier im Schloss arbeiten, wenn es geht.“ Jane war endlich satt. Sie griff die kalte Milch und trank den Becher schnell leer. Marie nickte und wischte sich mit der Schürze übers Gesicht. „Habe ich mir gedacht. Das Schicksal holt jeden ein, egal ob arm oder reich.“ Sie füllte Janes Glas nach und überlegte einen Augenblick. „Eins der Zimmermädchen ist gestern Mutter geworden und fällt die nächste Zeit aus. Du kannst ihre Arbeit übernehmen, wenn du dir das zutraust.“ Überlegte die alte Frau.