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Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln mit perforierten Seiten zum Auftrennen
Von wegen »Oh du fröhliche ….«! Mias und Max’ Mutter packt nach einem Streit mit Papa kurzerhand die Koffer und verfrachtet sich, Max und Mia zu Onkel Toni. Der besitzt in einem verschneiten Bergdorf ein kleines Hotel. Doch Max und Mia finden schnell heraus, dass sich einige der Hotelgäste ganz schön merkwürdig benehmen. Diese verdächtigen Nikoläuse führen bestimmt etwas ganz und gar Unweihnachtliches im Schilde!
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Seitenzahl: 144
Wolfram Hänel
Die geheimnisvollen Weihnachtspäckchen
Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Zeichnungen von Susanne Göhlich
Heute ist der 1. Dezember. Und ich schätze mal, das ist nicht nur bei mir so, sondern bei euch auch. Das dürfte allerdings so ziemlich das Einzige sein, was bei euch genauso ist wie bei mir. Okay, vielleicht regnet es bei euch ebenfalls. Und vielleicht habt ihr auch gerade ausgerechnet, dass es nur noch 23 Tage bis Weihnachten sind. Aber steht bei euch etwa auch ein Umzugslaster vor der Tür? Ist eure Wohnung so gut wie leer geräumt, und es liegen nur noch zwei vertrocknete Fliegenleichen vom letzten Sommer in der Ecke? Steht ihr auch gerade am Fenster und starrt auf die Möbelpacker, die die letzten Kisten und Kartons in den Laster schleppen? Und dann die Türen zuschlagen und zum Hauseingang hinüberrufen: »Wir sind fertig! Wir können jetzt los!« Und ruft eure Mutter gleich darauf: »Max, jetzt komm endlich! Wir haben eine lange Fahrt vor uns, und alle warten nur noch auf dich! Wo bleibst du denn?«
Dachte ich mir doch. Bei euch gibt es keinen Umzugslaster. Und ihr zieht auch nicht ausgerechnet kurz vor Weihnachten noch um. Und schon gar nicht in irgendein verlassenes Kaff irgendwo in den Bergen. Wo sie wahrscheinlich noch nicht mal richtig Weihnachten feiern. Weil nämlich der Schnee meterhoch vor der Haustür liegt, und von allen Seiten Lawinen ins Tal donnern, und die Leute froh sind, wenn sie überhaupt den nächsten Abend erleben, ohne dass eine Lawine zwischendurch ihr Haus plattgemacht hat.
Wobei die Lawinen vielleicht meine einzige Chance sind. Ich meine, so wie die Leute in ihrem Dorf festsitzen und nicht wegkönnen, weil die Lawinen alle Straßen verschüttet haben, so kann natürlich auch keiner hin. Und schon gar kein Möbellaster, der wahrscheinlich an der kleinsten Steigung im Schnee festsitzt …
Als ich aus der Haustür komme, checke ich für alle Fälle schon mal die Reifen. Und ich würde mal sagen, die Sache sieht gut aus. Der Laster hat nur Sommerreifen! Womit meine Chancen gewaltig steigen, dass wir spätestens morgen wieder hier sind. Weil wir umdrehen mussten und sogar meine Mutter begriffen hat, dass es eine völlig hirnrissige Idee war, überhaupt erst loszufahren!
Ich habe also fast so etwas wie gute Laune, als ich in den Laster steige und mich neben Mia und meiner Mutter auf die Rückbank quetsche. Und neben Caruso natürlich, der aufgeregt vor sich hinsabbert.
Vorne sitzen die drei Möbelpacker und tun mir fast ein bisschen leid. Weil sie noch keine Ahnung haben, dass wir es nie bis zu dem einsamen Kaff in den Bergen schaffen werden.
Aber ich merke schon, dass ich vielleicht erst mal noch ein bisschen was über mich erzählen sollte. Wer ich bin und so. Und wer die anderen sind. Mia und Caruso. Und warum wir kurz vor Weihnachten noch umziehen. Damit ihr überhaupt durchblickt.
Also, ich bin Max. Oder auch Mäxchen, aber das dürfen nur echte Freunde zu mir sagen. Von denen habe ich allerdings nicht mehr allzu viele. Oder wollt ihr etwa behaupten, dass ein echter Freund wirklich so was sagen würde wie: »Macht doch nichts, wenn du wegziehst, Mäxchen. Ist zwar blöd, weil du dann ja auch nicht mehr zu unserer Bande gehören kannst. Aber vielleicht wird es da in diesem Kaff ja sogar ganz lustig für dich, wenn du dann in deinen kurzen Lederhosen die Kühe auf der Alm hüten musst.«
Alles klar? Mit anderen Worten: Das Thema »Freunde« hat sich für mich erst mal erledigt. Und ich bezweifle auch stark, dass sich das bald wieder ändern wird. Egal, ob wir es nun bis zu diesem Bergkaff schaffen oder nicht – es ändert nichts daran: ICH BIN ALLEINE.
Okay, jetzt werdet ihr vielleicht einwenden, dass ich ja immer noch meine Schwester habe. Und meine Mutter und Caruso! Stimmt. Das Problem ist nur, dass Mia völlig durchgeknallt ist. Seit sie weiß, dass wir in die Berge ziehen, trägt sie Tag und Nacht eine Mütze mit Rentiergeweih. Aus Stoff natürlich, aber das sagt ja wohl trotzdem ALLES, oder?
Und meine Mutter ist eben meine Mutter. Ich meine, sie gibt sich echt Mühe und so, und sie kann ja auch nichts dafür, dass sie manche Sachen ganz einfach nicht kapiert – aber sie ist SEHR ANSTRENGEND! Und obwohl ich mir jetzt schon seit über zehn Jahren alle Mühe gebe, sie zu erziehen, glaube ich langsam, dass alles umsonst ist. Sie macht einfach nicht, was ich will. Na ja, und bei Caruso ist es ähnlich. Seine Lieblingsbeschäftigung ist eigentlich schlafen. Und wenn er gerade mal nicht schläft, ist er garantiert wegen irgendwas gleich so aufgeregt, dass er nur noch sabbert. Er sabbert, wenn der Briefträger kommt, er sabbert, wenn ich mit ihm spazieren gehen will, er sabbert, wenn meine Mutter ihm das Fressen hinstellt. Manchmal sabbert er sogar, wenn er schläft. Und nur falls das irgendjemandem noch nicht ganz klar sein sollte: Caruso ist unser Hund! Ein Bernersennensabberhund, den ich demnächst vielleicht mal für das Guinnessbuch der Rekorde anmelden sollte. Für die Rubrik: »Der größte Sabberer, der frei rumläuft.«
Schon klar, ihr fragt euch natürlich, ob ich bei meiner Aufzählung nicht jemanden vergessen habe. Meinen Vater, zum Beispiel. Aber da muss ich euch enttäuschen. Ich habe zwar einen Vater, aber der hat nichts mit unserem Umzug zu tun. Oder doch! Eigentlich ziehen wir ja überhaupt nur wegen ihm um. Obwohl er nicht mitkommt. Klingt kompliziert, ist aber so. Weil mit meiner Mutter und meinem Vater schon länger irgendwas nicht so ganz läuft, wie es laufen sollte. Und meine Eltern deshalb entschieden haben, dass sie sich erst mal trennen. Erst mal! Wobei ich immer noch finde, dass man deshalb ja nicht gleich ans andere Ende der Welt ziehen muss. Oder dass genauso gut mein Vater hätte wegziehen können. Aber irgendwie muss das Ganze auch etwas mit Onkel Anton zu tun haben. »Der Toni«, wie meine Mutter sagt. Und »der Toni« hat ein Hotel in den Bergen und sucht dringend eine neue Köchin, seit ihm die letzte davongelaufen ist. Platz hat er offensichtlich auch, weil sein Hotel nicht gerade der angesagteste Touristen-Treffpunkt ist und deshalb jede Menge Zimmer frei sind. Weshalb mir auch nicht ganz klar ist, wozu er dann eine Köchin braucht …
Sorry, Leute, ich muss mal eben Schluss machen mit meinen Erklärungen. Der Möbellaster biegt nämlich gerade auf die Autobahn ein. Und der eine Möbelpacker fragt meine Mutter, was sie da in dem Kaff in den Bergen eigentlich arbeiten will.
»Ich hab einen Job als Hotelköchin«, antwortet meine Mutter.
»Und das Fräulein Tochter?«
»Skilehrerin«, sagt Mia.
Jetzt dreht sich der Möbelpacker zu mir um und legt mir eine Hand aufs Knie, die ungefähr so groß ist wie ein Klodeckel. »Und du? Hast du auch schon einen Job?«
Ich zucke nur kurz mit den Schultern und schüttle den Kopf.
Caruso schüttelt auch den Kopf. Eine Ladung Sabber landet auf der Klodeckel-Hand des Möbelpackers.
»Wie wär’s denn mit Hoteldetektiv?«, schlägt der Möbelpacker vor. »Einen echten Spürhund hast du ja schon!«
Haha, sehr witzig …
Wird Max vielleicht wirklich Hoteldetektiv?
Lies morgen weiter!
Vergesst es, Leute! Heute ist schon der 2. Dezember, und ich fürchte, ich kann meine Hoffnungen erst mal begraben. Die Sache sieht nicht gut aus für mich. Obwohl ich immer noch finde, dass es durchaus VORSTELLBAR war. Dass der Möbellaster mit seinen Sommerreifen im Schnee stecken bleiben würde, meine ich. Ist er aber leider nicht. Weil auch nicht die kleinste Schneeflocke auf der Straße lag! Lawinen gab es übrigens auch keine. Stattdessen waren alle Wiesen schön grün und erst schien die Sonne und dann der Mond und irgendwann in der Nacht sind wir ganz gemütlich vor Onkel Tonis Hotel gerollt. Ohne das geringste Problem!
Okay, ich glaube jedenfalls, dass es so war. Ich muss nämlich zugeben, dass ich von der Fahrt nicht besonders viel mitgekriegt habe. Weil ich ungefähr ab der Hälfte gepennt habe. Sozusagen aus Selbstschutz, um nicht sehen zu müssen, dass es wirklich null Schnee gab. Ich habe also mit Caruso um die Wette gepennt. Ich hoffe nur, dass ich dabei nicht aus Versehen gesabbert habe …
Und dann waren wir da. Und Onkel Toni hat gleich zur Begrüßung gesagt: »Das habt ihr ja gerade noch so geschafft. Ab morgen gibt’s jede Menge Schnee.«
Was mir natürlich auch nichts mehr geholfen hat. Deshalb bin ich dann auch nur in irgendein Zimmer getorkelt und habe weitergeschlafen. Genauso wie Caruso, der allerdings vorher noch schnell die Stufen zur Eingangstür markiert hat. Damit alle wissen, dass wir da sind.
Jetzt ist es schon fast Mittag. Die Möbelpacker sind mit dem leeren Laster wieder verschwunden. Unsere Umzugskartons und die Möbel stehen auf dem Flur vor unseren Zimmern. Und eigentlich sollen wir schon mal alles auspacken und es uns gemütlich machen. Das hat jedenfalls meine Mutter gesagt, bevor sie mit Onkel Toni in der Küche verschwunden ist.
»Packt schon mal alles aus und macht es euch gemütlich«, hat sie gesagt.
Was natürlich völliger Quatsch ist. Ich meine, wir sind gerade in einem HOTEL! Und wir haben keine Wohnung, sondern jeder nur ein winziges Zimmer. Mit einem Bett, einem Schrank und einem Stuhl. Und mit drei Kleiderhaken an der Rückseite der Tür. Außerdem hängt in jedem Zimmer noch ein Bild.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Gäste, die sonst hier sind, alle mindestens zwei Meter groß sind. Oder ob der Typ, der das Bild aufgehängt hat, vielleicht irgendwie so was wie ein echter Bergriese war. Jedenfalls hängt das Bild so weit oben an der Wand, dass ich erst auf den Stuhl steigen muss, um es mir ansehen zu können. Aber es ist sowieso nur ein altes SchwarzWeiß-Foto von irgendeiner Berghütte. Mit einem Mann davor, der gerade Holz hackt. Vielleicht schnitzt er sich auch ein paar neue Skier, das kann man nicht so genau erkennen. Neben ihm steht noch etwas, das könnte eventuell eine Kuh sein. Vielleicht aber auch ein Hirsch ohne Geweih oder ein zu groß geratener Berner Sennensabberhund. Aber eigentlich ist nur interessant, dass der Holz hackende Kuhjunge eine kurze Lederhose anhat. Und wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich um Onkel Toni höchstpersönlich. Als er uns heute Morgen zum Frühstück begrüßt hat, hatte er nämlich auch eine kurze Lederhose an. Mitten im Winter! Woraus ich gleich den Schluss gezogen habe, dass sie sich hier erst dann richtig warm anziehen, wenn von allen Seiten die Lawinen ins Tal donnern. Und so weit sind wir offensichtlich zum Glück noch nicht!
Obwohl mir ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass das vielleicht doch schneller passieren könnte, als ich gedacht habe …
Die Tür fliegt auf. Mia kommt rein. »Hast du schon gesehen? Onkel Toni hat recht gehabt. Es schneit!«
»Weiß ich«, antworte ich nur. Und frage mich gleichzeitig, ob meine Schwester endgültig abgedreht ist. Inzwischen hat sie nämlich nicht nur ihre bescheuerte Rentiergeweihmütze auf dem Kopf, sondern auch Skiklamotten an. Und zwar das volle Programm, einschließlich Schneebrille, Handschuhen und Skistiefeln!
»Bist du dir sicher, dass mit dir alles okay ist?«, frage ich vorsichtig, während ich von meinem Stuhl steige.
»Dasselbe wollte ich dich gerade fragen!«, antwortet Mia. »Ich meine, freust du dich überhaupt nicht? Wir müssen bis nach Weihnachten nicht mehr zur Schule, weil wir gerade erst umgezogen sind. Und jetzt sind wir mitten in den Bergen und es schneit wie verrückt! Und wenn es so weitergeht, kann ich schon morgen meine Skischule aufmachen, jede Wette. Onkel Toni hat gesagt, dass im Keller jede Menge Skier stehen, und auch Snowboards und alles. Wir können uns aussuchen, was wir haben wollen. Ist das nicht irre?«
»Irre, ja«, sage ich leise und merke, dass ich plötzlich kurz davor bin loszuheulen.
Jetzt mal ehrlich, Leute, das ist doch alles völlig bescheuert! Ich will nicht bis ans Ende meiner Tage in einem Drei-Kleiderhaken-Zimmer hocken. Ich will auch nicht raus und Ski laufen. Und es ist mir völlig egal, dass andere Leute wahrscheinlich viel Geld dafür bezahlen müssen, um Winterurlaub zu machen. Aber ich will gar keinen Urlaub, ich würde lieber jeden Tag wieder in die Schule latschen. Und wenn es sein müsste, würde ich mich sogar freiwillig melden, um das Jesuskind in der Weihnachtsaufführung zu spielen. Meinetwegen auch nackt, nur mit einer Windel. Ich will nach Hause!
Mia muss gemerkt haben, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Sie kommt zu mir rübergestapft und legt mir den Arm um die Schultern. »He, Mäxchen, ich weiß ja, dass alles blöd ist. Aber wir sitzen jetzt hier sowieso erst mal fest. Mindestens bis Weihnachten. Und da können wir genauso gut auch versuchen, es uns irgendwie schön zu machen.«
»Wie meinst du das: mindestens bis Weihnachten?«, frage ich. »Wir sind doch jetzt für immer hier!«
»Ich habe da vielleicht so eine Idee«, sagt Mia leise. »Aber ich muss mir das noch ein bisschen genauer überlegen, bevor ich dir verraten kann, worum es geht.« Sie grinst mich an. So, wie nur meine durchgeknallte Schwester grinsen kann. So dass es aussieht, als würde ihr Mund von einem Ohr bis zum anderen reichen! »Und jetzt lass uns rausgehen. Das Dorf angucken. Los, komm!«
Ich habe keine Ahnung, was sie vorhat. Aber sie hat schon recht. Wahrscheinlich ist alles besser, als sich weiter alte Schwarz-Weiß-Fotos von Onkel Toni beim Holzhacken anzusehen …
»Wo ist eigentlich Caruso?«, unterbricht Mia meine Gedanken.
»Keine Ahnung. Ich dachte, er wäre bei dir im Zimmer.«
Wir blicken uns an. Und im nächsten Moment rennen wir auch schon los. Die Treppe runter und am Gastraum vorbei bis zu der Hintertür, die sperrangelweit offen steht.
Dann hören wir Caruso auch schon bellen. Und dann sehen wir den Typen, der draußen Schneebälle für Caruso wirft. Aber kaum hat er mitgekriegt, dass wir ihn entdeckt haben, rennt er weg. Und Caruso rennt natürlich bellend und sabbernd hinter ihm her …
Wer ist der Typ, der gerade mit Caruso abhaut?
Lies morgen weiter!
Okay, ich sehe schon: Ihr blickt voll durch. Ihr fragt euch nämlich jetzt wahrscheinlich gerade, wie Mia es geschafft hat, mit ihren Skistiefeln die Treppe runterzuRENNEN. Stimmt’s? Dachte ich mir doch. Aber ich muss euch enttäuschen – ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es unter Garantie angenehmer ist, MIT Skistiefeln durch den Schnee zu stapfen als OHNE. ICH habe nämlich nur Socken an! Aber das ist mir im Moment egal. Und ich schätze mal, ihr seht das genauso wie ich. Ich meine, die Situation ist doch klar: Da ist irgendein fremder Typ, der Caruso vor die Tür gelockt hat und jetzt mit ihm abhaut. Und Caruso ist zwar ein echtes Sabbermonster, aber er ist doch auch noch jung und unerfahren. Und er hat keine Ahnung, dass es Menschen gibt, die ihn vielleicht nur weglocken, weil sie ihn klauen wollen. Um ihn dann vor ihrem Kuhstall als Hofhund an die Kette zu legen. Außerdem kennt er sich in den Bergen nicht aus! Und wenn er es überhaupt schafft, sich zu befreien, verirrt er sich garantiert und fällt in die nächste Gletscherspalte, wo er dann die nächsten 84 Jahre als tiefgefrorene Bernersennensabberhund-Mumie feststeckt, bis ihn zufällig irgendein einsamer Bergsteiger findet. Und dann ist es natürlich zu spät …
»Caruso! Komm zurück, sofort!«, brüllt Mia neben mir.
»Caruso!«, rufe ich. »Mach Platz! Warte!«
Aber Caruso hält das Ganze offensichtlich für irgendein neues Spiel und denkt gar nicht daran, auf uns zu hören.
Wir rennen quer über die Wiese, die zum Dorf hinunterführt. Der Schnee liegt inzwischen schon so hoch, dass ich fast bis an die Knie einsinke. Und die Schneeflocken wirbeln so dicht, dass wir kaum weiter als zehn Meter sehen können. Deshalb kriegen wir auch nicht mit, wohin der Hundeklauer und Caruso plötzlich verschwunden sind. Aber von einem Moment auf den nächsten sind sie weg. Obwohl weit und breit keine Gletscherspalte zu sehen ist, sondern nur die Dorfstraße. Gleich gegenüber ist wieder ein Hotel und daneben gleich noch eins. Sie sehen allerdings beide deutlich besser aus als unseres, und sie haben große Reklameschilder, auf denen irgendwas von »Wellness-Oase« und »Swimmingpool« steht. Ich ahne langsam, was Onkel Tonis Problem ist. Aber ich habe keine Zeit, um mir noch weiter Gedanken darüber zu machen. Wir müssen erst mal Caruso wiederfinden!
Mia beugt sich vor und zeigt auf die Spuren im frischen Schnee. Eine Fußspur – und die Abdrücke von Hundepfoten! Die Spuren führen zu einem Haus, das zwischen den beiden Hotels wie eingequetscht wirkt. Eigentlich ist es nicht viel mehr als eine kleine Holzhütte, aber auf dem Dach ist eine blinkende Leuchtschrift: PIZZA