Die Germania - Cornelius Tacitus - E-Book

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Cornelius Tacitus

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Beschreibung

Der römische Historiker Cornelius Tacitus beschreibt in seinem Klassiker »Die Germania« aus dem Jahr 96 n. Chr. die Eigenarten und Sitten des römisch besetzten Germaniens. Tacitus stellt die einzelnen germanischen Volksstämme in den Mittelpunkt seiner Charakterisierung. Zunächst gibt Tacitus eine allgemeine Beschreibung ihrer Lebensart und Bräuche. Dann stellt Tacitus ihr Heer, ihre Religion, ihr Rechtssystem sowie ihre Verhaltensweise dar. Im letzten Teil geht Tacitus auf jeden einzelnen Stamm ein und stellt fest, inwieweit dieser mit dem oben gezeichneten allgemeinen Bild übereinstimmt. Tacitus formuliert flüssig und gut verständlich. An der Oberfläche schreibt Tacitus über die Stärken und Schwächen der Germanen. Tatsächlich entsteht dabei allerdings ein beabsichtigter Kontrast zur teils dekadenten römischen Oberschicht, der Tacitus mit seiner Schrift »Die Germania« den Spiegel vorhält.

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Seitenzahl: 42

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Die Germania

TitelseiteI. Germanisches Land und Volk im Ganzen Grenzen. Hauptflüsse. Die Urzeit. Volkssagen. Körperbeschaffenheit. Charakter und Produkte des Landes. Waffen. Pferde. Kriegswesen. König und Feldherr. Das Weib. Religion. Weissagung. Volksversammlung. Strafen und Gericht. Wehrhaftmachung. Gefolgschaft. Im Krieg. Im Frieden. Wohnung. Kleidung. Die Ehe. Die Familie. Fehden. Gastfreundschaft. Lebensweise. Gelage. Nahrung. Spiel und Spielwut. Sklaven und Freigelassene. Ackerbau. Begräbnis. II. Die einzelnen Völkerschaften Germaniens Einwanderungen. Bataver. Mattiaken. Decumaten. Chatten. Usipier. Tenkterer. Brukterer. Chamaver. Angrivarier. Friesen u. a. Chauken. Cherusker. Cimbern. Die Sueven. Semnonen. Longobarden u. a. Hermunduren. Narister. Markomanen. Quaden. Der Nordosten. Suionen. Aestier. Sitonen. Peuciner. Veneter. Fennen. Schluß. Impressum
Tacitus

Die Germania

Lebensweise und Gebräuche der germanischen Stämme im römischen Reich

I. Germanisches Land und Volk im Ganzen

Grenzen. Hauptflüsse.

Germanien, als Ganzes genommen, ist von Gallien, Rätien und Pannonien durch Rhein und Donau, von Sarmaten und Daken teils durch das gegenseitige Bewusstsein gefährlicher Nachbarschaft, teils durch die natürliche Grenze der Gebirge geschieden. Im Übrigen ist es vom Ozean bespült, welcher weit gedehnte Halbinseln und gewaltige Inselgebiete umfasst, wie man ja erst in neuerer Zeit dort ganze Völkerschaften und Könige kennen lernte, zu welchen der Krieg uns die Bahn erschlossen.

Der Rhein, auf unzugänglichem schroffem Kamme der rätischen Alpen entspringend, macht eine leichte Wendung nach Westen und mündet im nördlichen Ozean. Die Donau, von den gemach und sanft ansteigenden Höhen der Abnoba sich ergießend, strömt an einer Reihe von Völkern vorüber, um endlich in sechs Mündungen sich in das Pontische Meer zu stürzen; ein siebenter Arm verliert sich in Sumpfland

Die Urzeit.

Die Germanen möchte ich für die ureingeborenen Bewohner dieses Landes halten, für ein Volk das sich wohl kaum mit später zugezogenen fremden Rassen versippt hat. Völker der Urzeit, welche ihre Wohnsitze zu wechseln den Drang fühlten, pflegten nicht den Landweg, sondern den Seeweg zu wählen, und der Ozean, welcher dort oben in endloser, wahrhaft feindseliger Unwirtlichkeit sich ausdehnt, wird doch nur selten von einem Schiffe aus unserer Zone besucht.

Aber auch abgesehen von den Gefahren eines wilden unbekannten Meeres, wen konnte es gelüsten, einem Asien, Afrika, Italien den Rücken zu wenden, um gen Germanien zu wandern, in diese wüsten Landschaften, unter rauem Himmel, kulturlos, düster, unheimlich einem jeden, dem sie nicht eben das Vaterland sind!

In alten Liedern – unter diesem Volke das einzige Hilfsmittel geschichtlicher Erinnerung – singen sie von einem erdgeborenen Gotte Tuisto und seinem Sohne Mannus, den Urahnen und Gründern ihres Geschlechts. Mannus hatte drei Söhne, nach welchen die nördlich, zunächst dem Ozean wohnenden Germanen sich Ingävonen, die mittleren Herminonen, die übrigen Istävonen nennen sollen. Andere dagegen – die Urzeit gibt ja weiten Spielraum – behaupten, es seien mehr Göttersöhne gewesen und mehr Stämme nach ihnen benannt, die Marsen, Gambrivier, Sueven, Vandalier, und das allein seien die echten alten Namen; das Gesamtwort Germanien selbst sei jünger und erst in neuerer Zeit aufgekommen, indem der Stamm, welcher zuerst den Rhein überschritten und die Gallier zurückgedrängt habe, die heutigen Tungern, damals Germanen genannt worden seien; zuerst hätten die siegreichen Eindringlinge ihr ganzes Volk mit dem Schreckensworte Germanen bezeichnet, dann sei das Volk selbst auf die Erfindung eingegangen und so habe sich mit der Zeit statt eines eigentlichen Volksnamens der Name eines einzelnen Stammes Geltung verschafft.

Volkssagen.

Auch unser Herkules, meldet ihre Sage, habe unter den Germanen geweilt, und allen Heldennamen voran wird im Schlachtgesang der seine genannt, wenn es zum Kampfe geht. Übrigens haben sie noch eine andere Art von Kriegsgesang, dessen Vortrag, Baritus genannt, sie zum Kampfe begeistert und dessen bloßer Klang schon als Wahrzeichen für den Ausgang der Schlacht gilt; ein Schrecken dem Feind oder ihnen, je nachdem es durch die Schlachtreihen dröhnte. Es ist als ob sie nicht Menschenstimmen, sondern die Geister des Krieges selbst in diesem Klange vernähmen. Die Hauptsache ist schauerliche Wildheit und dumpf dröhnender Widerhall, und diesen erzeugen sie, indem sie die Schilde vor den Mund halten, so dass der Ton in der Wölbung sich brechend mit verdoppelter Kraft und Tiefe zurückhallt.

Auch Odysseus, glauben manche, habe auf jener langen, märchenhaften Irrfahrt in das Nordmeer verschlagen das germanische Festland betreten; Asciburg, noch heutzutage eine Stadt am Rhein, verdanke ihm Gründung und Namen; ebendort sei vor Zeiten sogar ein dem Odysseus geweihter Altar mit dem Namen seines Vaters Laertes gefunden worden, und Grabhügel und andere Denkmäler mit griechischen Inschriften sollen heute noch auf der rätisch-germanischen Grenzmark stehen. Lauter Vermutungen, die ich mit eigenen Gründen weder zu stützen noch zu widerlegen gedenke; mag das jeder nach persönlichem Urteil für Wahrheit oder Dichtung nehmen.

Körperbeschaffenheit.

Einverstanden dagegen bin ich mit der Annahme, welche die Bevölkerung Germaniens als eine nicht mit fremden Stämmen verquickte betrachtet, sondern als eine eigene, reine, nur sich selbst gleiche Rasse. Daher auch ein und derselbe Körperschlag durch diese ganze, doch so zahlreiche Menschenmasse: das blaue, trotzige Auge, das rotblonde Haar, der gewaltige Wuchs. Eine Kraft allerdings nur zum stürmenden Angriff geschaffen; der anhaltenden Anstrengung, der Arbeit ist sie nicht in gleichem Maße gewachsen. Am allerwenigsten hat den Germanen sein Boden und Klima gegen Durst und Hitze, wohl aber hat er ihn gegen Frost und Hunger gestählt.

Charakter und Produkte des Landes.