Die Geschichte des Eremiten - Bruder Amo - E-Book

Die Geschichte des Eremiten E-Book

Bruder Amo

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Beschreibung

Ein Deutscher in einer Schule der "Weißen Bruderschaft" im Hoch-Himalaya... Nach dem Deutsch-Französischen Krieg, 1870/71, sucht ein junger Gardeoffizier neuen Lebenssinn und Heilung für eine, in einer Schlacht des Krieges erlittene, schwere Verwundung. So reist er in den folgenden Jahren, über Nordafrika und den Vorderen Orient, bis nach Indien. Aufgrund der, ihm selbst unbewussten, spirituellen Vorgeschichte seiner Seele, wird er in Kaschmir eingeladen, die, wohl in über 7.000 Meter Höhe zu verortende, Stätte des deutschen "Meisters Zacharias" aufzusuchen, um dort einer langjährigen Ausbildung der "Weißen Bruderschaft" beizutreten. In dieser Zeit erlebt Bruder Amo drei Begegnungen mit seinem "Zweiten Ich", seiner "Himmlischen Ehefrau" oder Dualseele, in einem (bzw. in der Nähe eines), im Karakorum-Gebirge gelegenen, Frauenkloster. Nach Erringung der Meisterschaft, der "Geistigen Wiedergeburt", wird Bruder Amo, gegen Ende seines Lebens, im Bundesstaat Montana (USA) sesshaft und eröffnet, in der Zeit des in Europa tobenden 2. Weltkrieges, seine Geschichte den deutsch-stämmigen Kreisen in seinem neuen Heimatland. Ergänzt wird sein Bericht durch einen Anhang, der dem nachforschenden Leser diverse nützliche und informative Hinweise zum Text, in kurz gefassten Anmerkungen des Überarbeiters, liefert.

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Bildnachweis:

Cover und S. →, S. →, S. →, S. →, S. → bis →: Screenshot / "Skyrim" (Music & Ambience) S. → + →: Foto priv. Weltatlas / von mir bearbeiteter Ausschnitt

"V6

> Je mehr er nachdachte und meditierte, umso größer wurde seine Gewissheit, dass es irgendwo in Indien oder Tibet eine Bruderschaft Eingeweihter gab, die sich der Verbreitung des Lichtes geweiht hatte und der Menschheit half. <

> Die "Brüder aus dem Himalayagebirge" nannte er sie (...) - erhabene, freie Seelen, die weder Hass noch Groll kennen, sondern in vollkommener Harmonie leben und für das Wohl der Menschen wirken. <

Aus: "Der Weg des Lichtes" - eine Biografie über

Omraam Mikhael Aivanhov

(von Louise-Marie Frenette)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort (zur 2. Auflage; 1949)

Einleitung zur Überarbeitung

- VORGESCHICHTE -

1 - Ein deutscher Mystiker stellt sich (...) vor

2 - Übereinkunft und nachfolgende Schwierigkeiten

- DER BERICHT -

3 - Erste Kunde über die "Eingeweihten"

4 - Überraschender Kontakt | Kaschmir

5 - Eine Belehrung zu größerem Gottvertrauen

6 - Der Aufstieg in den Hoch-Himalaya

7 - Im "Bereich der Fürsorge"

8 - An der Stätte des Meisters Zacharias

9 - Erste Zeit; und ein besonderes "Museum"

10 - Begleitung eines Versorgungsmarsches

11 - Befremdliche Begegnung mit dem "Zweiten Ich"

12 - Der Fakir

13 - Beginn des Unterrichts zum Initiierten

14 - Winter auf dem "Dach der Welt"

15 - Liebe-Offenbarung im Frauenkloster

16 - Ausbildung, Examina und der "Innere Zirkel"

17 - Karawane nach Tibet und die Insel der Schlangen

18 - Letztes irdisches Treffen der "Himml. Eheleute"

19 - Die Meisterschaft wird erreicht

20 - Als Eingeweihter hinaus ins Alltagsleben

- NACHSPANN -

21 - Abschiedsworte und zukünftiges Wirken

22 - Fahrt über den Bozeman-Pass

23 - Nachdrücklich Erwähntes

24 - Wie sich dieses Buch fortsetzt...

Anmerkungen und Hinweise des Überarbeiters

Kontaktinformation

Bereits erschienen | Vorausschau

Vorwort (zur 2. Auflage)

Diese zweite Auflage der "Mitteilungen des Eremiten" [1] weist einige Verbesserungen auf, welche die Leser bestimmt begrüßen werden. Während die erste, nun vollständig vergriffene, gerade so erschien, wie ich sie, als Bearbeiter der besagten Mitteilungen, erhalten hatte, wurden nun, in der zweiten Auflage, Untertitel eingefügt, um den interessanten Inhalt plastischer hervortreten zu lassen.

Die "Mitteilungen des Eremiten" haben überall berechtigtes Aufsehen erregt. Ist es doch das erste Mal, dass die Welt Kenntnis erhält, dass es unter den sogenannten "Eingeweihten", die als führende Mitglieder der "Großen Weißen Bruderschaft" gelten können, nicht nur Engländer und Amerikaner, sondern Vertreter aller Nationen, also auch der deutschen Volksgemeinschaft, gibt. Das war bis jetzt nicht bekannt gewesen.

Die Art und Weise, wie dieser deutsche Eingeweihte mit der Öffentlichkeit in Kontakt kam - unter dem schlichten Namen "Der Eremit" - habe ich hier ausführlich geschildert, ohne jegliche Geheimnistuerei oder Verschleierung.

Ebenso werden, am Ende des Buches, Aufschlüsse über die verschiedensten Fragen gegeben, die beim Erlesen der Lektüre aufgetaucht sein mögen. Somit stellt dieses Werk die klarste und einwandfreieste Veröffentlichung über den Werdegang eines jener "Initiierten" dar, von denen jeder wohl schon einmal hörte, aber nicht recht wusste, wer sie sind oder was sie wollen.

Jetzt ist es ein deutscher Eingeweihter, der die entsprechende Aufklärung gibt - und zwar in echt deutscher, gründlicher Weise...

Felix Schmidt, 1949

Cleveland, Ohio, USA

Einleitung zur Überarbeitung

Diese Überarbeitung der "Mitteilungen eines Eremiten" folgt der oben angeführten 2. Auflage, herausgegeben in den USA, von Felix Schmidt, 1949; setzt aber - und dies ist neu - auch ganz eigene Akzente.

Die erheblichen orthographischen Schwächen der ersten Veröffentlichungen befanden sich mittlerweile durch die Bemühungen zweier deutscher Verlage bereinigt; dennoch war es mir ein Anliegen, den Text, mit Liebe zum Thema, nochmals zu redigieren, um insgesamt inhaltlich eine weitere Nachbesserung zu erreichen, welche sich, unter anderem, auch durch Minimierung vorgefundener Wort- (ggf. Verwendung von Synonymen), Satz- oder Gedankenwiederholungen, sowie eine Korrektur der, im amerikanisch/englisch-gefärbten Deutsch, recht oft verstellten Syntax auszeichnen möchte.

Zudem habe ich die Kapitel-Taktung verfeinert und im Anhang Anmerkungen hintangefügt, insoweit diese von mir als wissenswerte Hintergrundinformation für den Leser erachtet wurden. Diese Hinweise beschränken sich dabei bewusst auf ein Mindestmaß an Umfang, weil es nicht meine Absicht war, den Bericht Bruder Amos zu kommentieren...

Bruder/Meister Amo ließ niemals irgendein Streben nach Macht, Ruhm oder Bedeutung aufblitzen. Auf den Nicht-Vorzug eines "Eingeweihten", gegenüber dem "normalen", von Herzen gottverbundenen, Gläubigen - und besonders Christen - wird im Buch mehrfach hingewiesen.

Die Intention, via "Einweihungen", über eine Palette paranormaler Fähigkeiten verfügen zu wollen (im indischen Sanskrit "Siddhis" genannt), ist, als Beweggrund, eher negativ zu bewerten und bringt, in Bezug auf unser Seelenheil und geistige Reife, keinerlei Fortschritt, sondern vielmehr ein Zurückfallen in dringend zu bemeisternde Charakterschwächen, falls, initial, Regungen des stolzen Hochmuts und des Besonders-sein-wollens et cetera hierbei eine Rolle spielen sollten!

Mag der oben genannten Absicht mancher Zeitgenossen scheinbar auch eine gewisse Faszination innewohnen, so sind wir doch (fast) alle – in erster Linie – Seelen mit einer auf Erden zu bewältigenden Lernaufgabe, welche uns von der niederziehenden Gewalt der Materie, und gegebenenfalls zwangsläufig damit einhergehenden nötigen (Re-)Inkarnationen auf die Erde oder andere feststoffliche planetare Weltkörper, befreien soll.

Ob "Eingeweihter" oder nicht, ist jeder Mensch, in diesem Sinne, aufgerufen dahingehend zu vertrauen, geführt zu werden, wohin er nach Gottes Plan gehört - auch das wird in den Ausführungen des Eremiten wiederholt deutlich hervorgehoben...

Uwe Laubach

Altmorschen, im Februar 2023

- VORGESCHICHTE -

1 - Ein deutscher Mystiker stellt sich (...) vor

2 - Übereinkunft und nachfolgende Schwierigkeiten

1 - Ein deutscher Mystiker stellt sich der Öffentlichkeit vor

Es war anfangs Mai 1940, als dem Schriftleiter [1], in seiner Eigenschaft als "Plauderonkel" [1] einer in Cleveland, Ohio erscheinenden deutschsprachigen Zeitung, eine Briefsendung zuging, die unterzeichnet war mit:

"Der Eremit

- aus dem Felsengebirge Montana" [2]

-------

Der Inhalt besagter Zuschrift lautete:

> Ich bin zweifelsohne der älteste Leser dieser Zeitung - nämlich über 94 Jahre alt [3]. Ich wohne im südwestlichen Teile Montanas auf einer kleinen Farm, die fast gänzlich von jedem Verkehr abgelegen ist. Tatsächlich bekomme ich beinahe das ganze Jahr hindurch keinen Fremden zu Gesicht - außer ich fahre mit meinem alten Ford nach der nächsten kleinen Stadt, um mir die wenige Post, die ich erhalte, abzuholen.

Im Winter kann das, wegen Schnees, manchmal wochenlang ausbleiben. Dann mache ich mich zuweilen mit meinem treuen "Philos", meinem mir anhangenden russischen Windhund, zu Fuß nach dem Städtchen auf.

Ich decke mich gewöhnlich im Herbst mit Konserven für die langen Wintermonate ein. Da ich mir also immer nur von Zeit zu Zeit meine Post abhole, sind darüber auch die Zeitungen von mehreren Wochen auf einmal dabei, in welche ich mich - während harter Wintermonate - oft Tage und Nächte lesend vertiefe.

Ich lebe ganz allein - und wenn ich mal sterbe, so mag es sein, dass mich überhaupt niemand vermisst und meine Leiche vermodert, bis zufällig einmal jemand vorbeispaziert... Es führt nämlich kaum ein rechter Weg zu meinem Hause. Wenn ich im Frühjahr, Sommer und Herbst mein klappriges Automobil benutze, so fahre ich von der Hauptstraße einfach an einer bestimmten Stelle ab - die Reifenspuren sind gewöhnlich bald verweht...

Ob ich noch immer "fit, frisch und munter" bin? Oh ja, das bin ich! Die wenigen Menschen, die mich im nächsten Städtchen kennen, wenn ich dort meine Einkäufe tätige, schätzen mich auf höchstens 60 Jahre. Ich gelte für die Bewohner als ein Wissenschaftler, der geologische Studien betreibt; und das ist gut so...

Ich war den größten Teil meines Lebens allein - und will das auch bleiben, bis zu meinem Lebensende, nur mit Philos an meiner Seite.

Nun werden die Leser gerne wissen wollen, was ich für ein sonderbarer Kauz bin - darum gebe ich ihnen folgenden kurzen biografischen Abriss:

Noch jung an Jahren verließ ich das 1871 neu gegründete Deutsche Reich, nachdem ich im deutsch-französischen Krieg [4], als unerfahrener Gardeoffizier, mitgekämpft hatte und verwundet worden war. Diese Verwundung heilte nur schwer wieder aus.

Ich hatte Geld, da ich der einzige Sohn meiner Eltern war, die, bald nach Kriegsschluss, schnell hintereinander gestorben waren. Eigentlich verließ ich Deutschland nur, um irgendwo Heilung für meine Verletzung zu finden. So reiste ich quer durch Nordafrika, den Vorderen Orient, Persien und kam schließlich nach Indien, wo ich bis nach dem herrlichen Kaschmir hinaufgelangte. Dort machte ich die Bekanntschaft eines indischen Weisen und Heiligen, der mich vieles lehrte - unter anderem, wie ich meine hartnäckige Wunde, durch die mir innewohnende Kraft, selbst heilen könne. Doch weit mehr, als jenes, unterwies er mich auch in die Zukunft und Vergangenheit zu schauen.

Über vieles darf ich nicht schreiben; manches kann ich bekannt geben. Da in letzter Zeit oftmals, als "Prophezeiungen" bezeichnete, Artikel in Ihrem Blatt veröffentlicht wurden, dachte ich, manches aus meiner eigenen Erfahrung möge die Leser vielleicht interessieren...

Ich will gerne gelegentlich darüber schreiben, stelle aber eine Bedingung an den für Sie arbeitenden sogenannten "Plauderonkel" - und diese lautet, dass unter keinen Umständen mein Name und Adresse bekanntgegeben werden dürfen!

Zum Plauderonkel habe ich das Vertrauen, zumal ich aus seinen Gedanken und Betrachtungen ersehe, dass er ein tiefer Denker, Philosoph und vor allem sehr religiös veranlagter Mensch zu sein scheint.

Nun gut... So viel für diesmal... Sobald ich die Versicherung des Plauderonkels habe, dass er unter keinen Umständen meine Adresse preisgeben würde, berichte ich mehr. <

-------

Der Text dieses Briefes fesselte den Redakteur der "Plauder-Ecke" in außergewöhnlichem Maße; einmal vom Standpunkt eines Zeitungsmannes aus, der sich freute, interessanten Stoff für seine Leser aufschnappen zu können, und ferner, weil der Schriftleiter sich seit Jahrzehnten selbst mit philosophischen Problemen, wie sie der Schreiber andeutete, befasst hatte.

Er antwortete deswegen dem Einsender, er (der "Eremit") dürfe sich versichert wissen, dass niemand seinen Namen und Adresse erfahren würde!

Das war absolut keine gewährte Extra-Vergünstigung, sondern standen solche Zusicherungen jedem Einsender an die Plauder-Ecke zu, wenn darum gebeten wurde. Umso überraschender war es später für den Schriftleiter, dass jene getroffene Übereinkunft Anlass zu allerhand Verdächtigungen gab, die jeder Grundlage entbehrten.

2 - Übereinkunft und nachfolgende Schwierigkeiten

Der Plauderonkel gab also dem Eremiten die gewünschte Zusicherung, dass ihm dasselbe Recht zustehe, wie jedem anderen Einsender, nämlich ungenannt zu bleiben.

-------

Darauf ging folgende weitere Zuschrift vom Eremiten ein:

> Ich habe die Aufforderung des Plauderonkels gelesen, etwas über meine Erlebnisse in Kaschmir zu berichten. Außerdem habe ich auch sein Versprechen, dass er niemandem meine Adresse mitteilen werde, was für mich eine extrem wichtige Voraussetzung für das Folgende ist.

Ich vertraue dem Plauderonkel, der mich persönlich nicht kennt - ich ihn aber, da ich ihn schon manchmal während seiner Schlafphasen besuchte und Landschaften und ideale Zustände zeigte, welche er beim Aufwachen allerdings nur für gewöhnliche, wenngleich schöne Träume gehalten hat, die aber in Wirklichkeit mehr als das waren. Zuzeiten indes schien der Plauderonkel zu ahnen, dass er irgendwie in Verbindung mit unsichtbaren Kräften stünde, doch da er keine Gewissheit erlangen konnte, dachte er nicht weiter darüber nach.

Nun, ich kann ihm sagen, dass er in gewissen Kreisen philosophisch ausgerichteter Menschen, über die ich noch schreiben werde, nicht unbekannt ist, und dass er in diesen Zirkeln als ein sehr vorgeschrittener Mensch angesehen wird, der vor allem seine Lebenspflichten stets ohne Murren schultert; ganz gleich, was ihm das Schicksal auch immer zu tun aufträgt. Das sind Eigenschaften, die getrost als Grundeckpfeiler einer homogenen Entwicklung der Seele betrachtet werden dürfen! Menschen, die nur das Außergewöhnliche suchen und wieder abspringen, sobald ihre Sensationsgier nicht genügend befriedigt wird, sich unbeständigerweise irgendetwas anderem zuwenden und so permanent in ihrem Leben zwischen diversen Theorien und Anschauungen hin- und herflattern, können sich nicht harmonisch entwickeln, sondern hindern sich nur selbst durch ihre spirituelle Instabilität.

Ganz etwas anderes hingegen ist es, wenn man sich durch eine innere Wandlung ändert, also sozusagen "bekehrt", ohne dass dieserhalb Sensationelles gelockt hätte. Dies ist jedem zu empfehlen, denn kein Mensch sollte verkrusten. Weder jedoch sollte ein Sucher nach göttlichen Wahrheiten der Lüsternheit nach dem Außergewöhnlichen, als seinem Leitstern, folgen, noch jemals nur seinem eigenen persönlichen Vorteil nachjagen.

Nun will ich in einer Reihe von Artikeln, vermittels des Mediums der Plauder-Ecke, meine seltsamen Lebensschicksale mitteilen, soweit ich das kann und darf, denn ich stehe gleichfalls unter Verpflichtung, da manches, was ich weiß und gelernt habe, gefährlich wäre, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich fühle, dass ich in nicht allzu langer Zeit das irdische Dasein gegen ein viel schöneres vertauschen werde - was wir Menschen als "Sterben" zu bezeichnen pflegen. In Wirklichkeit ist Sterben die wahre Geburt der Seele in ihre ureigenste Heimat. Diese seelische Geburt vollziehen wir bewusst - im Gegensatz zur irdischen Geburt, die sich für uns unbewusst abspielt. Darum ist das Sterben für den Menschen scheinbar auch schwerer, als das irdische Geboren-werden.

Ich schreibe "scheinbar", und das stimmt. Denn sobald der Mensch erst einmal weiß, dass Sterben eigentlich seelisches und geistiges Erwachen ist, fällt die Todesfurcht vollständig weg.

Ich wünschte, ich könnte allen meinen Landsleuten wenigstens die Todesfurcht nehmen..! Sie ist unnötig. Doch das werden die Leser erst gänzlich verstehen, wenn sie meine Mitteilungen gelesen haben, welche ich nun, in Fortsetzungen, einzuschicken gedenke... <

-------

Niemals hätte es sich der Redakteur der Plauder-Ecke, der in seiner Funktion, als Moderator zwischen Zeitung und Leserschaft, die Rolle des "Plauderonkels" einnahm, träumen lassen, dass die unter dem Titel "Mitteilungen des Eremiten" veröffentlichten Zuschriften ein derartiges Echo unter den Lesern erregen würden..! Es regnete förmlich Zuschriften in die Redaktion. Die meisten bestanden in persönlichen Fragen, die dem Eremiten zugesandt wurden.

-------

Der Eremit berichtete über diese Papierflut:

> Danke für die Übersendung der Zuschriften.

Das waren gewaltige Briefsendungen, die in der kleinen Ortschaft, wo ich meine Post zu holen pflege, geradezu ein gewisses Aufsehen erregten! Man machte seine Scherze mit mir und fragte mich, ob ich eine Heiratsannonce inseriert hätte, weil ich auf einmal so viele Briefe erhielt.

Zunächst möchte ich nochmals unterstreichen, dass keiner der mich Anschreibenden von mir eine persönliche Antwort erwarten kann - jedwede Korrespondenz verläuft, über den Plauderonkel, nur indirekt. Ich schicke ihm die Retouren mit meinen Bemerkungen zu und überlasse es ihm, ob er meinen Kommentar, via die Zeitung, weitergibt oder lieber persönlich antworten will. Zu letzterem, befürchte ich, wird er wohl nicht viel Zeit übrig haben... <

-------

Allmählich stellten sich aber auch Verdächtigungen und Kritiken ein. Unter diesen waren die hauptsächlichsten:

1. Der Eremit will für irgendeine neue Sekte auf Seelenfang gehen!

2. Der Schreibstil des Eremiten ist der des Plauderonkels.

3. Warum tritt, auf einmal, dieser "Eremit" unter uns Deutschen hervor? Was steckt dahinter?!

-------

Auf diese Einwürfe antwortete der Eremit umfassend, um jedweder Verwirrung, die aufgetaucht schien, begründet entgegenzuwirken...

Zu 1.:

> Ehe ich die versprochenen Mitteilungen darüber mache, was ich sowohl persönlich erfahren habe, wie auch über das, was mir von den "heiligen Männern" Indiens über das Sterben erlichtet wurde, möchte ich ausdrücklich betonen, dass es sich dabei um Veröffentlichungen handelt, mit denen nicht irgendwie versucht wird, für irgendetwas oder irgendjemanden Propaganda zu machen oder irgendwelche Menschen zu "bekehren".

Mir ist es ganz gleich, welcher Religion ein eventueller Leser angehört. Gleichgültig ist es mir auch, ob man meinen Ausführungen Glauben schenkt oder nicht. Ich will den Käufern dieser Zeitung einzig im Geiste wahrer landsmännischer Gesinnung Angaben machen, die zweifelsohne manchem einen inneren Frieden schenken werden, den dieser vielleicht schon lange gesucht haben mag. Deswegen kann, und soll, jeder seinem jeweiligen Glauben treu bleiben; nur wird er vielleicht seine eigene religiöse Ausrichtung künftig umso klarer zu definieren verstehen. <

-------

Und eine Woche später..:

> Unter den zahlreichen Zuschriften, die mir vom Plauderonkel zugingen, befanden sich manche, die wirklich überraschend waren und mir bewiesen, dass es doch gut war, dass ich mich durch Vermittlung des Plauderonkels den Landsleuten vorgestellt habe. Ehe ich auf einzelne Fragen eingehe, möchte ich noch etwas vorausschicken:

Es ist leicht möglich, dass der Plauderonkel in seiner Vermittlerrolle falsch verstanden werden mag oder ihm Motive untergeschoben werden, die nicht den Tatsachen entsprechen. Daher möchte ich schon jetzt alle Leser der Plauder-Ecke bitten:

Haltet zu eurem Plauderonkel, denn ohne ihn hättet Ihr niemals von mir gehört und würdet ihr niemals mehr etwas hören! Ich muss mich, bezüglich meiner Mitteilungen, einer genügend entwickelten Seele bedienen, die allein in der Lage ist, mich vollauf zu verstehen. Das ist beim Plauderonkel der Fall, denn, wie ich später noch mehrmals erwähnen werde, erhält er die Mitteilungen von mir nicht nur brieflich, sondern auch auf andere Weise, welche, an dieser Stelle zu erklären, zu weit führen würde. Da sich in letzter Zeit die Kundgabe auf besagte "andere Weise" zwischen dem Plauderonkel und mir immer besser herausbildet, so mag das einst vielleicht die favorisierte, beziehungsweise alleinige Vermittlungsmethode werden. <

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Zu 2.:

> Wie ich schon betonte, hätte ich das Schreiben an die Plauder-Ecke niemals gewagt, wenn nicht der gegenwärtige Plauderonkel ein Mann wäre, der mit der Materie, über die ich berichte, vollauf vertraut und in seiner seelischen und geistigen Entwicklung weit genug fortgeschritten ist, um meine ihm zugehenden kurzen Mitteilungen richtig interpretieren und wiedergeben zu können. Da aber niemand von seinem Schreibstil freiwerden kann, zeigen meine Veröffentlichungen vielfach den Schreibstil des Plauderonkels, klar..! Die Kundgaben an sich sind echt und kommen von mir, dem Eremiten; doch die Formulierungen und der letzte Schliff erfolgt durch den Plauderonkel.

Ich bin nämlich nicht mehr so wendig im Gebrauch der deutschen Sprache, um Schriftstücke in der gelungenen, einwandfreien Manier zu fertigen, wie es dem Plauderonkel leichthin, zu Papier zu bringen, gelingt. Außerdem kann ich diesem meine Mitteilungen auf verschiedene Weise, und nicht bloß brieflich, zugehen lassen. Man wundere sich also nicht darüber, wenn besagte Übersendungen vielfach vom Schreibstil des Plauderonkels eingefärbt sind, da sie von ihm erst druckreif umgearbeitet werden müssen. <

-------

Zu 3.:

> Nun noch eine andere Bemerkung: Warum habe ich plötzlich an die Plauder-Ecke und an eine deutsche Zeitung zu schreiben begonnen?

Der Hauptgrund ist, dass wir in einer sehr ernsten Zeit leben, und dass der Menschheit - in ihrer Gesamtheit - in den nächsten Jahren noch schwere Stunden bevorstehen.

Weil diese Zeitung eine sehr weite Verbreitung hat, glaube ich meinen engeren Landsleuten einen Trost dadurch gewähren zu können, dass ich ihre Augen, betreffs des Themengebietes "Sterben", öffnen will. Es mag dereinst ihren Kummer lindern, wenn sie wissen, dass es überhaupt keinen Tod gibt, dass das Sterben fast schmerzlos, ein natürlicher Vorgang, ist und dass - ganz sicher - ein "Danach" folgt!

Obgleich es unter den vorgeschrittenen Menschen Vertreter aller Nationalitäten gibt, ist darüber meistens nur von Engländern oder Indern berichtet worden. Meine Berichte sollen den Deutschen zeigen, dass zu den vorgeschrittenen Menschen auch Landsleute zählen, und dass somit jeder Mensch, also auch der Deutsche, die Gabe besitzt, in die Reihen der vorgeschrittenen Menschen aufgenommen werden zu können, sobald die Zeit dafür reif ist!

Anbei diesmal meine Antwort auf einige Nachfragen und Zusendungen, welche ich den Plauderonkel bitte, gemäß meinen angefügten Notizen, zu beantworten.

Zum Schluss sei erneut bemerkt, dass ich mit den Lesern dieser Zeitung nur so lange in Verbindung bleibe, wie der gegenwärtige Plauderonkel die Plauder-Ecke leitet. Nur mit ihm, der weder trinkt, raucht, noch Fleisch isst, kann ich die Verbindung aufrechterhalten, die gegenwärtig zwischen mir und ihm, mithin den Lesern dieser Zeitung, besteht... <

-------

Weil dem Eremiten nichts daran lag, irgendwie sensationell zu wirken und, genauso wie der Redakteur der Plauder-Ecke, über das Ausmaß des Aufsehens erstaunt war, welches seine Veröffentlichungen unter den Lesern einer deutschsprachigen Zeitung hervorgerufen hatten, setzte er für einige Wochen seine Zuschriften aus, war aber jederzeit bereit, im Weiteren ihm zugehende Fragen zu beantworteten. Deswegen schickte der Plauderonkel dem Eremiten alle laufenden Eingaben zu, die jener mit Randbemerkungen versah und dem Plauderonkel zur Erledigung zurücksandte.

Auf diese Weise wurde dem Plauderonkel die Arbeit nun beinahe doch zu viel, denn er konnte nicht alle Antworten via die Plauder-Ecke erteilen, sondern musste sie auch manchmal brieflich erledigen, da sie zum Teil sehr persönliche Angelegenheiten betrafen.

Als der Eremit nach einer Weile seine Mitteilungen wieder aufnahm, verlautbarten nun doch recht unfreundliche Angriffe gegen ihn, welche der Redakteur ebenfalls unparteiisch veröffentlichte. Auf diese artikulierten Anfeindungen reagierte die interessierte Leserschaft mit dem Vorschlag nach einer besonderen Zeitschrift, welche die Gegner des Eremiten ja nicht zu lesen bräuchten...

-------

Zu dieser möglichen Initiative äußerte sich der Betroffene:

> Eine aufgetauchte, gangbare Alternative könnte nur vom Plauderonkel selbst erledigt werden. Wie gesagt, ich habe, meinethalben, keinerlei Interesse an irdischen Vorgängen, als eben nur meine Landsleute in dem beraten zu wollen, was ich selbst erfahren habe.

Die hier erwähnte Idee lautet, eine separate Veröffentlichung herauszugeben, da die vielen Probleme, die von mir behandelt werden, unmöglich in einer allgemeinen Zeitung wie dieser, mit ihren verschiedenartig orientierten Lesern, erörtert werden können. Wer diesen Vorschlag unterstützt, wende sich diesbezüglich an den Plauderonkel. Ich will nichts damit zu tun haben. Falls jedoch der Plauderonkel sich eine solche Extra-Tätigkeit aufhalsen will, so ist das seine Sache. Doch man vergesse nicht, dass eine solche, besondere Veröffentlichung Geld kostet! Es kann indes vom Plauderonkel wirklich nicht erwartet werden, dass er die ganze Arbeit auf sich lädt und zusätzlich noch sein eigenes Geld dafür opfert.

Übrigens: Soviel ich weiß, ist er ebenfalls nicht überreich mit irdischen Gütern gesegnet...

Mehr kann in einer Zeitung nicht gesagt werden, die auch von Personen gelesen wird, die vielleicht an dem hier Entäußerten nicht das geringste Interesse zeigen. All jene Informationen, und noch unzählige andere, wünschenswert genau zu behandeln - dafür wäre, in der Tat, eine besondere Zeitschrift optimal..! <

-------

Obgleich 99 % der Leser auf Seiten des Eremiten standen, sandte das verbleibende eine Prozent weiterhin abfällige Zuschriften ein, welche vom Plauderonkel, überparteilich korrekt, nicht etwa verheimlicht oder zurückgehalten, sondern, wie die von jedermann, behandelt und veröffentlicht wurden.

-------

Als konsequente Reaktion darauf, brach der Eremit seine Mitteilungen schließlich, mit einem Abschiedsbrief, von sich aus ab:

> Unter den mir übersandten Zuschriften befanden sich auch solche, die an meinen Mitteilungen Anstoß zu nehmen schienen. Aus diesem Grunde nehme ich hiermit Abschied von der Allgemeinheit, da es nicht angeht, dass ich mit meinen Äußerungen irgendwelches Ärgernis errege. Das geht nicht nur gegen meine Prinzipien, sondern hieße auch, das Entgegenkommen dieser Zeitung und die Geduld des Plauderonkels, zu missbrauchen, respektive über Gebühr zu strapazieren.

Mit dem Plauderonkel bleibe ich aber weiter in Kontakt und es ist nur durch ihn, dass ich von den Lesern dieser Zeitung erreicht werden kann. Ich weiß, es wird viele Leser geben, die mein Schweigen bedauern werden. Daher möchte ich erneut bekräftigen, dass ich - nach wie vor - bereit bin, für eine spezielle, auf spirituelle Bedürfnisse und Interessen zugeschnittene, Zeitschrift zu schreiben, wenn der Plauderonkel sich diese Mühe machen will; wozu ihm freilich die Mittel fehlen. Falls ihm diese zur Verfügung gestellt würden und ich also meine Mitteilungen fortsetzte, wüsste jeder, was er in einem solchen Magazin zu finden hätte, und könnte es, gerade deswegen, abonnieren - oder eben nicht...

Gerne werde ich auch weiterhin noch individuelle Fragen von einzelnen Lesern - über den Plauderonkel - kurz beantworten, wenn solche, für das Klientel dieser Zeitung zu lesen, geeignet sind. Ehe ich nun meine Mitteilungen an diese Zeitung einstelle, möchte ich nochmals betonen, was mich ursächlich veranlasste, aus meiner Abgeschiedenheit hervorzutreten:

Da ich selbst, das ist ja bekannt, deutscher Abstammung bin, wollte ich meine Landsleute wissen lassen, dass es unter den Initiierten (von denen sich einige zurzeit ebenfalls in Amerika aufhalten) auch Deutschstämmige, und nicht nur Engländer oder Inder, gibt, wie es - gegebenenfalls - vielfach den Eindruck hinterlässt.

Wir Initiierten untereinander stehen indes weit über jedweden nationalen Restriktionen und arbeiten selbstlos und aufrichtig, Hand in Hand, zum Besten einer höheren Gemeinschaft, welche sich die "Weiße Bruderschaft" nennt. Diese mischt sich niemals in Politik oder kulturelle Streitigkeiten ein, sondern versucht allein die Geschicke der Menschen, im Sinne und Geiste des seelischen Fortschritts, zu leiten. Wie das geschieht zu umschreiben, ergäbe wahrlich einen langen, langen Artikel..!

Mit meinem Hervortreten unter den Deutschen in den USA wollte ich diesen zeigen, dass wir nicht nur durch englische Logen mit jenen Initiierten in Verbindung zu treten vermögen, sondern dass solches auch durch Deutschstämmige geschehen kann. Ferner weiß ich, dass die ganze Menschheit in den nächsten Jahren noch vieles zu erleiden hat! Da sollte ihr die Versicherung eines Eingeweihten zum Troste gereichen, dass es keinen Tod gibt. Alle Initiierten (obgleich einige den Weg über andere Religionssysteme gegangen sind) wissen, dass es nur einen Zustand gibt, der uns über alles Irdische erhebt - und dieser Zustand ist das Christus-Bewusstsein!

Überdies sei damit auch die Frage vieler beantwortet, wie wir Initiierten zum Christentum stehen. [1]

Auf die Frage, ob die eine oder andere Anschauung die richtige sei oder nicht, möchte ich nur antworten, dass in jeder, in der ernstlich gesucht wird, Wahrheitskerne vorhanden sind. Unterschiedlich betrachtet wird die Wahrheit an sich nur, weil die Träger der diversen Glaubensrichtungen eben nicht alle gleichgerichtet denken und fühlen.

Ein Beispiel: Wir alle kennen die verzaubernden Möglichkeiten und die Schönheit der Musik. Wenn wir indes ein nur leidlich vorgetragenes oder gar stümperhaft interpretiertes Musikstück hören, so braucht die Schuld nicht in der Komposition und/oder Melodie schlechthin gesucht zu werden, sondern wird entweder an einem missgestimmten Instrument liegen, am laienhaften Spieler desselben oder am dilettantischen Sänger.

Ungeachtet dessen, bleibt Musik, als solche, aber immer noch dieselbe erhabene Kunst!

Ganz ähnlich ist es mit der göttlichen Wahrheit.

Diese ist vielfach wohl inhärent, nur wird sie sehr oft von den verschieden gearteten Menschen individuell aufgenommen, interpretiert und verarbeitet. Daher kann man niemals sagen, diese Religion oder (Weisheits-)Lehre ist richtig - und jene ist falsch. Nein - die göttliche Wahrheit ist ewig dieselbe, und mittels des Christus-Bewusstseins allein können wir alle irdischen Hemmungen und Hindernisse überwinden und wiedergeboren werden. <

*

Schlussbemerkung hierzu:

Nun ist die verlangte besondere Zeitschrift in der deutschsprachigen Monatsschrift

"Geistiges Leben"

in Erscheinung getreten. Der Eremit selbst hat mit der Leitung dieser Zeitschrift nichts zu tun. Er ist jetzt zu weit vom irdischen Dasein abgerückt, um an materiellen Geschäftsunternehmungen irgendwie interessiert zu sein. Die Verantwortung - auch die finanzielle - ruht deswegen allein auf den Schultern des Schriftleiters.

- DER BERICHT -

3 - Erste Kunde über die "Eingeweihten"

4 - Überraschender Kontakt | Kaschmir

5 - Eine Belehrung zu größerem Gottvertrauen

6 - Der Aufstieg in den Hoch-Himalaya

7 - Im "Bereich der Fürsorge"

8 - An der Stätte des Meisters Zacharias

9 - Erste Zeit; und ein besonderes "Museum"

10 - Begleitung eines Versorgungsmarsches

11 - Befremdliche Begegnung mit dem "Zweiten Ich"

12 - Der Fakir

13 - Beginn des Unterrichts zum Initiierten

14 - Winter auf dem "Dach der Welt"

15 - Liebe-Offenbarung im Frauenkloster

16 - Ausbildung, Examina und der "Innere Zirkel"

17 - Karawane nach Tibet und die Insel der Schlangen

18 - Letztes irdisches Treffen der "Himml. Eheleute"

19 - Die Meisterschaft wird erreicht

20 - Als Eingeweihter hinaus ins Alltagsleben

3 - Erste Kunde über die "Eingeweihten"

Als ich nach Indien gekommen war, sah es dort noch lange nicht so aus, wie heute. Die Inder waren mit- und untereinander nur vereinzelt in nähere Fühlung getreten, denn zur damaligen Zeit existierte noch keine indische Nationalbewegung. Es gab um 1875/80 herum noch viele Gegenden in Indien, wo man lange jemanden suchen musste, der Englisch verstand und einem auch auf Englisch zu antworten fähig war.

Ich ließ mich anfangs einfach vom Schicksal treiben, ohne irgendein festes Ziel - hatte im Inneren aber immer das intuitive Empfinden, trotz dieses scheinbaren "Treibens", irgendwie einem unsichtbaren Leitstern, gleich einem "roten Faden", zu folgen, geführt und dirigiert zu sein. Das war auch der Fall, wie ich allerdings erst viel später erfuhr, was jedoch an dieser Stelle bereits vorausgeschickt sein soll.

^ Indien um 1900

Meine Reisen gestalteten sich nicht so einfach, da ich, infolge der, in meinem Einführungsschreiben [1] schon einmal erwähnten, Kriegsverletzung, oftmals meinen Verband erneuern musste. Ich hatte, während einer Schlacht, eine tiefe Wunde am Oberschenkel erlitten, die sich nicht dauerhaft schloss, sondern immer wieder aufbrach und zu eitern begann.

Indem mir aber genügend finanzielle Mittel zur Verfügung standen, konnte ich mir, auf meiner Wanderschaft, einen Diener leisten, der mir auch stets vorbildlich treu zur Seite stand und (wie sich im Nachhinein zeigte) auch nicht von ungefähr in mein Leben getreten war; so wurde er bald - als sehr weit vorgeschrittener Mensch - mein allverehrter Lehrmeister...

Er starb erst vor zwölf Jahren, im hohen Alter von 120 [2]. Vor seinem Tode sagte er mir, er könne gewiss wohl noch länger leben, möchte jetzt aber den Naturkräften freien Lauf lassen, weil ihm im Jenseits große Aufgaben betreffs dessen bevorstünden, was die gesamte Menschheit in den nächsten Jahren noch durchzumachen und zu leiden haben werde - namentlich infolge von Kriegen, Umwälzungen und nachfolgenden Epidemien. [3]

Mit diesem, meinem ehemaligen Diener und späteren Mentor - nennen wir ihn einfach "Sen" -, stehe ich auch jetzt, nach seinem (physischen) Tode, noch in geistiger Verbindung. Er war es gewesen, der mich veranlasst hatte, an den "Plauderonkel" zu schreiben. Sen hatte nämlich die Deutschen ganz besonders in sein Herz geschlossen, weil er, wie er mir schon früh erzählte, in jüngeren Jahren, als Sohn eines reichen Maharadschas, an einer deutschen Universität studiert und während seines Weilens in Würzburg das deutsche Volk und die dortige Landschaft lieben und schätzen gelernt hatte.

Die jetzigen europäischen Verhältnisse bekam ich von Sen damals schon angekündigt.

Ich befand mich schon über zwei Jahre in Indien, ehe ich herausfand, wer in Wirklichkeit mein Diener Sen war! Und das kam so:

Ich folgte der Einladung eines befreundeten Engländers nach dessen Sommerheim in Simla, am Fuße des Himalayagebirges. Dieser, heute zu einer Art von internationalem Weltressort ausgebaute, Sommersitz der englisch-indischen Regierung, hatte damals noch lange nicht das Aussehen der heutigen Stadt.

Mein Freund stand in besagten Regierungsdiensten, hatte jedoch viel freie Zeit für sich, da seine beruflichen Pflichten nicht so drängten und, mit Ausnahme des Pandschabs (nach Afghanistan zu), gerade ziemliche Ruhe in ganz Indien herrschte.

Ich verlebte in Simla wundervolle Wochen.

Mein Freund - den ich nur mit seinem Vornamen "Lionell" in meinen Bericht einflechten möchte - war ein Frühaufsteher, was auch ich immer gewesen bin. Es war unbeschreiblich erhebend, morgens die ersten Anzeichen des anbrechenden Tages in der Natur zu bewundern. Lionells Besitztum befand sich außerhalb Simlas, am Eingang zu einem lang hingestreckten Tal, dessen Hintergrund durch schneebedeckte, 6.000 Meter und noch höher emporragende, Berggipfel abgeschlossen wurde.

Ein so beobachteter Sonnenaufgang ist mir noch als besonders eindrucksvoll in Erinnerung: Während die Sterne zu verblassen begannen, traten im Hintergrund die Silhouetten der schneebedeckten Berggipfel immer deutlicher hervor; ganz langsam, wie etwa das Bild auf einer gläsernen fotografischen Platte beim Entwickeln hervorzutreten pflegt. Die Berggipfel selbst erschienen dabei titanisch, wie schlafende Riesen, solange die übrige Landschaft noch in Finsternis gehüllt war. Zartrosarot leuchteten die Schneefelder zunächst auf, flossen gemächlich in ein intensives Rot über und dann, auf einmal, boten sich die Firnschneematten und Gletscher wie von Feuer übergossen feil, als die ersten Sonnenstrahlen die Hochgipfel direkt trafen. Schleichend wich auch im Tale, bei uns, die Finsternis der Dämmerung. Es waren faszinierende Minuten, die uns gerade dieser unvergesslich herrliche Sonnenaufgang bescherte..!

Lionell unterbrach als erster die Stille, in der wir bewundernd verharrt hatten. Er sprach begeistert von der Schönheit der Schöpfung. Ich bestätigte seine Ausführungen von Herzen! Wir unterhielten uns allgemein über den Begriff "Schönheit", wobei wir zu unserer Überraschung herausfanden, dass es gar nicht so leicht war, diesen Begriff schlussendlich zu definieren.

Mein Diener Sen hatte schweigend unserer Unterhaltung zugehört.

Ausnahmsweise musste sich Lionell, an diesem Morgen, einer Serie dienstlicher Obliegenheiten widmen und schlug mir daher vor, als wir das Haus wieder betreten hatten, mich in der Bibliothek mit Lesen zu beschäftigen, bis er zurückkehren würde. So begab ich mich, nach dem Frühstück, in das Bibliothekszimmer, welches äußerst reichhaltig mit Büchern und geordnet gelisteten Schriftstücken ausgestattet war.

Ich trat an ein Regal heran, welches, unter anderem, auch gebundene Kopien von amtlichen Niederschriften über englische Vermessungskommissionen im Himalaya enthielt. Ich griff wahllos - mehr aus Kuriosität - einen dieser Berichte heraus und stöberte ihn durch. Er beinhaltete diverse Aufzeichnungen von vorgenommenen Vermessungsarbeiten in Kaschmir und in Hochtälern des Karakorumgebirges, dessen Gipfel fast sämtlich 7.000 Meter und oft noch höher sind, das heißt vier der 14 "Achttausender" des Himalayas stellen. [4]

Es gibt dort nur sehr wenige begehbare Gebirgspässe - darum wurde ich, beim Blättern, plötzlich durch die Geschichte eines Vermessungsbeamten gefesselt, der von einem merkwürdigen Erlebnis zu berichten wusste:

Er hatte sich, in einem Seitental, von seiner Vermessungsgruppe abgesondert und aufs Geratewohl einen weiteren, davon abzweigenden, Nebenarm aufgesucht, dessen Hintergrund von einer geradezu grausig-imposanten Hochgebirgsszenerie dominiert wurde. Die Bergwände stiegen wohl 2.500 bis 3.000 Meter jäh und schroff an - ohne jeden erkennbaren Felsvorsprung oder -absatz. Droben, auf dem Gebirgsplateau, thronten die ebenfalls steilen, eigentlichen Hochgebirgsgipfel mit ihren blendenden Schneefeldern und Gletschern.

Wie es in dem Bericht hieß, war das Tal, in dem sich der Vermessungsbeamte befand, gleichfalls schon ein Hochtal und gegen 2.000 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Während er noch die Wucht der kolossalen Berglandschaft auf sich einwirken ließ, hörte er Donnergrollen. Und schon kamen, mit völlig überraschender, windeseiliger Schnelligkeit, von Süden Wolkenfetzen heran, welche die höchsten Berggipfel einhüllten. Immer finsterer und massiger verbargen jene allmählich auch das Hochplateau, tauchten die Felswände im oberen Bereich komplett in die dunklen Wolkenbänke ein.

Grelle Blitze zuckten auf. Der Donner brach sich, in mehrfachem, nur langsam abebbendem, Echo an den Felswänden. Es begann in Strömen zu regnen. Zu dem Donnergetöse gesellte sich noch das Geräusch von aufschlagendem Felsgeröll, das, vom Regen abgelöst, als Steinschlag, in die Tiefe geschleudert wurde. Der Vermessungsbeamte hatte unter einem Felsvorsprung Schutz vor dem Unwetter gesucht, hielt aber die Hochgebirgsgipfel weiterhin im Blickfeld, da die zahlreichen Blitze die Gipfelzinnen immer wieder grell aufleuchten ließen. Dort oben musste ein furchtbarer Schneesturm wüten, denn die weißen Matten zeigten, im Lichtschein der zuckenden Blitze, große Mengen von reinem Neuschnee.

Das Spektakel fesselte den Vermessungsbeamten derart, dass er seinen Feldstecher herauszog, um die Hochgipfel detaillierter beobachten zu können.

Da schien es ihm, im Sekundenphänomen eines zuckenden Blitzes, als ob er in schwindelnder Höhe, nur wenig unterhalb eines der höchsten Gipfel, zwei menschliche Gestalten, wie in der Luft schwebend, wahrnahm. Er mutmaßte anfänglich seine Sinne genarrt - aber seine Neugierde war geweckt... So blickte er weiter angestrengt durch das Fernglas. Fast unvermittelt ließ das Gewitter nach und beinahe ebenso schnell, wie die Wolken aufgezogen waren, lichtete sich das dräuende Gewölk wieder. Für kurze Zeit war der Hochgipfel wolkenfrei und der blaue Himmel leuchtete an der Stelle durch, wo der Vermessungsbeamte die Menschen wahrgenommen zu haben vermeinte. Tatsächlich - er sah durch seinen Feldstecher abermals die zwei "Tupfer", welche er für Menschen hielt. Jetzt konnte er es zweifelsfrei erkennen: Es waren wirklich zwei Personen, die auf einem schmalen Steg, welcher von unten wie ein dünnes Strichlein erschien, über einen Abgrund hinwegschritten, der zwei Hochgebirgsgipfel voneinander trennte.

Weil es unmöglich war, sich - vom Tal her - diesen beiden Menschen dort oben, in schwindelnder Höhe, bemerkbar zu machen und sich der Himmel erneut zu bewölken begann, samt abermals einsetzendem Blitz und Donner, brach der Vermessungsbesamte auf, um zu seiner Katastergruppe zurückzukehren. Im strömenden Regen, der später in Hagel und nassen Schnee überging, traf er dort ein.

Als er seine Beobachtungen erzählte, wurde er einfach ausgelacht. Niemand glaubte es ihm, dass sich dort oben, an den steilen Hängen der Hochgebirgsgipfel, irgendjemand aufhalten könne - und wenn, dann könnten es höchstens eingeborene Jäger gewesen sein, die sich wohl verstiegen hätten.

Der Beamte schloss seinen Bericht mit den Worten ab: "So viel hatte ich durch mein Fernglas feststellen können, dass die Männer, die ich bemerkt hatte, keine Jäger, sondern eher Schafhirten gewesen waren. Solche hätten dort oben allerdings gewiss nichts zu suchen, da die Herden viel weiter unten, in den Tälern, weiden.

Ich befragte später, betreffs meiner angestellten Beobachtungen, unsere eingeborenen Träger, die mir erklärten, dass jene wahrscheinlich "heilige Männer" gewesen seien, welche in ihre Klöster zurückkehrten. Dort, in den abgelegensten Hochgebirgstälern, gäbe es Stätten, wo heilige Menschen abgeschlossen von der Welt lebten. Einige davon seien schon viele Jahrhunderte alt.

Auf meine Frage, was die heiligen Männer dort oben täten, wurde mir zur Antwort, dieses wisse man nicht - doch nehme man an, dass sie für die Menschen beteten."

°°°

Nachdem ich den Folianten zur Seite gelegt hatte, wurde ich nachdenklich.

So fand mich mein Diener Sen, der mich dabei so seltsam betrachtete und ein so merkwürdiges, leises Lächeln zeigte, dass es mich stutzig machte. Schon wollte ich ihn fragen, was er von dem gelesenen Bericht hielt, als er mir meine, nur gedanklich angestellte, Überlegung auch schon beantwortete:

"Ja, solche heiligen Männer gibt es tatsächlich. Auch Klöster - wenn man diese Bezeichnung verwenden möchte - gibt es dort oben in den verborgenen Hochtälern des Himalayas."

Anfangs sprachlos vor Staunen, fasste ich mich dann aber und fragte Sen, woher er gewusst hätte, was mir durch den Kopf gegangen war. Er schmunzelte abermals und entgegnete, er habe das "gespürt".

Auf mein Ersuchen, mehr über diese heiligen Männer zu erzählen, gab sich Sen nunmehr als mein Seelenfreund zu erkennen, welcher mir entgegengeschickt worden sei, da er und seine Freunde mich schon lange als jemanden wahrgenommen hätten, der nahe davorstand, spirituell zu erwachen. Er habe sich als mein Diener verdungen, um nahe bei mir sein und auf mich, gleich einem seelischen Beschützer und Führer, aufpassen zu können.

Dann erzählte er mir mehr von sich und seinen Lebensaufgaben, die so seltsam anmuteten, dass ich aus dem Staunen nicht herauskam. Auf meine Erwägung, ob ich darüber auch zu Lionell sprechen dürfe, bemerkte Sen:

"Dagegen ist nichts einzuwenden, weil, was Dich überraschen mag, Lionell ebenfalls ein Bruder von mir ist - und somit auch von Dir..."

Ich war also auf meinem Wege geleitet worden, ohne es gewusst zu haben!

Ebenfalls fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass meine Wunde, seit Sen dieselbe, auf meine Bitte hin, stets verband, mir wesentlich weniger Beschwerden bereitete als früher. Damit war für mich die interessanteste Epoche meines Lebens angebrochen; ein existenzieller Abschnitt, welcher meinem Sein einen völlig neuen, tiefen Sinn und Inhalt zuführen sollte..!

*

Ich verweilte längere Zeit auf dem Besitztum meines britischen Freundes bei Simla. Die reine Hochgebirgsluft und die vorzügliche Pflege Sens taten meiner Gesundheit außerordentlich gut. Ich stellte fest, dass meine so hartnäckige Verletzung langsam zu heilen begann! Oft saßen wir drei - Lionell, Sen und ich - abends in der Dämmerung zusammen und unterhielten uns über philosophische Lebensfragen.

Lionell war schon ziemlich tief in die indische Gedankenwelt eingedrungen, hatte, unter anderem, auch das "Buch Dzyan" [5] gelesen und gab manche interessante Erklärung daraus, betreffend der angeblichen Entstehungsgeschichte der Erde, wie sie in dem erwähnten indischen Werk gelehrt wird.

Die heiligen Bücher Indiens enthalten weit eingehendere Aufzeichnungen über die frühe Menschheit, als die spirituellen Schriften anderer religiöser Anschauungen - es sei denn, wir läsen jene zwischen den Zeilen, mit dem geistigen Auge, wie sie wohl eigentlich auch gelesen werden sollten.

Wir unterhielten uns nun oft auch über die heiligen Männer Indiens und ihre Mission. Im Gespräch stellte ich übrigens fest, dass Sen, der von der Weisheit der heiligen Männer viel zu verstehen schien, permanent betonte, dass von diesen der Heiland des Christentums genauso als Gottes Sohn und Christus anerkannt werde, wie von den gläubigen Christen.

Nach Anschauung der indischen Rishis [6