Die Geschwister - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Die Geschwister E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Kurz vor ihrem Tod vertraut Charlotte ihrem Geliebten Wilhelm ihre Tochter Marianne an. Diese sieht ihrer nun verstorbenen Mutter zum Verwechseln ähnlich und so verliebt sich Wilhelm in die junge Frau. Doch er hält seine Gefühle geheim und verbreitet die Lüge, Marianne sei seine Schwester. Als ein guter Geschäftsfreund von Wilhelm zu Besuch kommt, verliebt er sich ebenfalls in die schöne Marianne und macht ihr einen Heiratsantrag, sie lehnt ihn aber ab. Als Wilhelm dies mitbekommt, stellt er sich quer und klärt Fabrice auf, dass die beiden keine Geschwister sind. Wird Wilhelm Marianne seine Liebe gestehen und wird Marianne die Liebe zu Wilhelm erwidern?-

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Seitenzahl: 29

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Johann Wolfgang von Goethe

Die Geschwister

(1776) Ein Schauspiel in einem Akt

Saga

Die Geschwister

 

Coverbild/Illustration: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Two_Gentlemen_of_Verona#/media/File:Scene_from_(Kauffmann).jpg

Copyright © 1776, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726957259

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen:

Wilhelm, ein Kaufmann Marianne, seine Schwester Fabrice Briefträger

Wilhelm(an einem Pult mit Handelsbüchern und Papieren). Diese Woche wieder zwei neue Kunden! Wenn man sich rührt, gibt's doch immer etwas; sollt' es auch nur wenig sein, am Ende summiert sich's doch, und wer klein Spiel spielt, hat immer Freude, auch am kleinen Gewinn, und der kleine Verlust ist zu verschmerzen. Was gibt's?

(Briefträger kommt.)

Briefträger. Einen beschwerten Brief, zwanzig Dukaten, franko halb.

Wilhelm. Gut! sehr gut! Notier Er mir's zum übrigen.

(Briefträger ab.)

Wilhelm(den Brief ansehend). Ich wollte mir heute den ganzen Tag nicht sagen, daß ich sie erwartete. Nun kann ich Fabricen gerade bezahlen und mißbrauche seine Gutheit nicht weiter. Gestern sagte er mir: Morgen komm' ich zu dir! Es war mir nicht recht. Ich wußte, daß er mich nicht mahnen würde, und so mahnt mich seine Gegenwart just doppelt. (Indem der die Schatulle aufmacht und zählt). In vorigen Zeiten, wo ich ein bißchen bunter wirtschaftete, konnt' ich die stillen Gläubiger am wenigsten leiden. Gegen einen, der mich überläuft, belagert, gegen den gilt Unverschämtheit und alles, was dran hängt; der andere, der schweigt, geht gerade ans Herz und fordert am dringendsten, da er mir sein Anliegen überläßt. (Er legt Geld zusammen auf den Tisch.) Lieber Gott, wie dank' ich dir, daß ich aus der Wirtschaft heraus und wieder geborgen bin! (Er hebt ein Buch auf.) Deinen Segen im kleinen! mir, der ich deine Gaben im großen verschleuderte. – Und so – Kann ich's ausdrücken? – – Doch du tust nichts für mich, wie ich nichts für mich tue. Wenn das holde liebe Geschöpf nicht wäre, säß' ich hier und verglich' Brüche? – O Marianne! wenn du wüßtest, daß der, den du für deinen Bruder hältst, daß der mit ganz anderm Herzen, ganz andern Hoffnungen für dich arbeitet! – Vielleicht! – ach! – es ist doch bitter – – Sie liebt mich – ja, als Bruder – Nein, pfui! das ist wieder Unglaube, und der hat nie was Gutes gestiftet. – Marianne! ich werde glücklich sein, du wirst's sein, Marianne!

(Marianne kommt.)

Marianne. Was willst du, Bruder? Du riefst mich.

Wilhelm. Ich nicht, Marianne.

Marianne. Stiert dich der Mutwille, daß du mich aus der Küche hereinvexierst?

Wilhelm. Du siehst Geister.

Marianne. Sonst wohl. Nur deine Stimme kenn' ich zu gut, Wilhelm!

Wilhelm. Nun, was machst du draußen?

Marianne. Ich habe nur ein paar Tauben gerupft, weil doch wohl Fabrice heut abend mitessen wird.

Wilhelm. Vielleicht.

Marianne. Sie sind bald fertig, du darfst es nachher nur sagen. Er muß mich auch sein neues Liedchen lehren.

Wilhelm. Du lernst wohl gern was von ihm?

Marianne. Liedchen kann er recht hübsch. Und wenn du hernach bei Tische sitzest und den Kopf hängst, da fang' ich gleich an. Denn ich weiß doch, daß du lachst, wenn ich ein Liedchen anfange, das dir lieb ist.

Wilhelm. Hast du mir's abgemerkt?

Marianne