Die Gleichnisse Jesu Christi - Heinrich Wilhelm Thiersch - E-Book

Die Gleichnisse Jesu Christi E-Book

Heinrich Wilhelm Thiersch

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Beschreibung

Heinrich Wilhelm Thiersch war ein deutscher evangelischer Theologe und Philologe, der als Geistlicher in der kurzlebigen Katholisch-Apostolischen Kirche tätig war. Thiersch war ein Mann von aufrichtiger und tiefer Frömmigkeit, von seltener klassischer, theologischer und allgemeiner Bildung, ein enthusiastischer Lehrer und hätte der Nachfolger von Neander in Berlin werden können; aber im Gehorsam gegenüber dem, was er für einen göttlichen Ruf hielt, opferte er eine glänzende akademische Karriere seinen religiösen Überzeugungen. Er lebte in Armut und Abgeschiedenheit. Er war lahm, hatte aber ein sehr markantes, hochintellektuelles und spirituelles Antlitz und eine beeindruckende Stimme und Haltung. Thiersch war der bedeutendste deutsche Konvertit zum Irvingismus. Er glaubte aufrichtig, dass der Herr das apostolische Amt und die prophetischen Gaben der apostolischen Kirche in der irvingischen Gemeinde wiederhergestellt hatte, und trotz des offensichtlichen Scheiterns der Bewegung hielt er bis zu seinem Tod an ihr fest. In diesem Band beschäftigt er sich eingehend mit den biblischen Gleichnissen Jesu.

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Seitenzahl: 217

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Die Gleichnisse Jesu Christi

 

HEINRICH WILHELM THIERSCH

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Gleichnisse Jesu Christi, H. W. Thiersch

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663559

 

Der Originaltext dieses Werkes entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen. Diese Ausgabe folgt den Originaltexten und der jeweils bei Erscheinen gültigen Rechtschreibung und wurde nicht überarbeitet.

 

Cover Design: 27310 Oudenaarde Sint-Walburgakerk 82 von Paul M.R. Maeyaert - 2011 - PMR Maeyaert, Belgium - CC BY-SA.

https://www.europeana.eu/item/2058612/PMRMaeyaert_26e5a0b367ed2a0f0538537312dbf536e67cf268

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Das Gleichnis vom Sämann und viererlei Acker. Mat 13, 1-23. 1

Das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Mat 13, 24-30 und Mat 13, 36-438

Die Gleichnisse vom Senfkorn und vom Sauerteig. Mat 13, 31-33. 14

Die Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der köstlichen Perle. Mat 13, 44–4621

Das Gleichnis von dem Netz. Mat 13, 47–50. 24

Die sieben Gleichnisse, Mat 13, im Zusammenhange betrachtet Mat 13, 34-3526

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Luk 10, 25-37. 30

Die Gleichnisse von dem ungestümen Freund und von der bedrängten Witwe. Luk 11, 5-10; Luk 18, 1-837

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Luk 15, 1-7. 42

Das Gleichnis vom verlornen Groschen. Luk 15, 8-10. 48

Das Gleichnis vom verlornen Sohn. Luk 15, 11-32. 52

Das Gleichnis vom ungerechten Haushalter. Luk 16, 1-13. 62

Das Gleichnis vom reichen Manne und vom armen Lazarus. Luk 16, 19-31. 68

Das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. Luk 18, 9-14. 75

Das Gleichnis von dem unbarmherzigen Knechte. Mat 18, 23-35. 81

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Mat 20, 1-16. 88

Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern. Mat 21, 33-46. 93

Das Gleichnis von dem königlichen Hochzeitsmahl. Mat 22, 1-14. 99

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Mat 25, 1-13. 106

Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. Mat 25, 14-30. 113

Das Gleichnis vom Sämann und viererlei Acker. Mat 13, 1-23

 

1 An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer. 2 Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er in das Schiff trat und saß, und alles Volk stand am Ufer. 3 Und er redete zu ihnen mancherlei durch Gleichnisse und sprach: Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen. 4 Und indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen’s auf. 5 Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. 6 Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre. 7 Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten’s. 8 Etliches fiel auf gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig. 9 Wer Ohren hat zu hören, der höre! 10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse? 11 Er antwortete und sprach: Euch ist es gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs verstehet; diesen aber ist es nicht gegeben. 12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat. 13 Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht. 14 Und über ihnen wird die Weissagung Jesaja’s erfüllt, die da sagt: „Mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht verstehen. 15 Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, daß ich ihnen Hilfe.“ 16 Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. 17 Wahrlich ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben’s nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben’s nicht gehört. 18 So hört nun ihr dieses Gleichnis von dem Säemann: 19 Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge und reißt hinweg, was da gesät ist in sein Herz; und das ist der, bei welchem an dem Wege gesät ist. 20 Das aber auf das Steinige gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden; 21 aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so ärgert er sich alsbald. 22 Das aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht. 23 Das aber in das gute Land gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und versteht es und dann auch Frucht bringt; und etlicher trägt hundertfältig, etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig.

 

Anfangs hatte der Herr in der Bergpredigt und sonst frei heraus geredet, das Volk entsetzte sich über Seiner Lehre, zahlreiche Jünger sammelten sich um Ihn: aber nun war die Zeit eine andere geworden.

Der Widerstand der Schriftgelehrten hatte sich gegen Ihn erhoben, böse Gerüchte und Stimmen der Lästerung ließen sich hören, und manche Leute ans dem Volk, die Ihn Anfangs gerne hörten, wurden an Ihm irre.

Eine Zeit der Sichtung war eingetreten, und nun redete der Herr auf eine andere Weise, nämlich durch Gleichnisse.

Diese Gleichnisse haben eine warnende Bedeutung, sie enthalten zugleich große Verheißungen und Geheimnisse des Himmelreichs. Der Herr trug diese Warnungen und diese Verheißungen in verhüllter Weise vor, um die Lästerer und Zweifler nicht noch mehr zu reizen und doch Seine Jünger, denen Er alles erklärte, zu stärken. Die redlich Gesinnten sollten in der Wahrheit weitergeführt werden, die anderen nicht.

Alle, die mit den früheren Worten des Herrn leichtfertig und untreu umgegangen waren, sollten keine tieferen Ausschlüsse bekommen. Weil ihr Herz nicht rechtschaffen war vor Gott, sollten sie hören und doch nicht verstehen, wie der Herr ihnen durch Jesaja angekündigt hatte. Warnung und Verheißung gilt uns ganz besonders in der letzten Zeit, wo die große Sichtung in der Kirche vor sich geht und das Himmelreich nahe gekommen ist.

Haben wir das Wort Gottes in reichem Maße vernommenen, so ist es Zeit, dass wir hören, welche Gefahren uns umgeben; dies zeigt der Herr in diesem Gleichnis.

Der Herr selbst ist der Sämann. Er, der vom Himmel ist, ist über diese Erde gegangen und hat eine geistige Saat in die Herzen der Menschen ausgestreut, welche sie vorher nicht in sich trugen.

Das Wachstum der Saat, die verschiedene Beschaffenheit des Bodens, die Reife und die Ernte sind Sinnbilder des Geistigen und Himmlischen, welche Gott selbst in die Kreatur gelegt hat.

Er ist der Schöpfer der sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Er hat bei Grundlegung der Welt die sichtbaren Dinge in der Natur und in der Menschheit also gestaltet und geordnet, dass in ihnen ein Widerschein und Gleichnis der himmlischen Dinge liegt.

Der fleischlich gesinnte Mensch nimmt davon nichts wahr, aber Christus, erfüllt mit dem Lichte des Heiligen Geistes, sah, indem Er durchs Feld ging und indem Er das Treiben der Menschen beobachtete, mannigfaltige Abbilder der Dinge des Himmelreichs.

Wie das Saatkorn in der Erde durch die Kraft, die der Schöpfer hineingelegt hat, keimt und wächst, so ist es mit dem geistlichen Leben, welches durch das Wort der Wahrheit und durch die heiligen Sakramente in unsere Herzen gepflanzt wird: sein Wachstum ist nicht Menschenwerk; Gott ist es, der der neuen Kreatur Gedeihen gibt.

Sein Werk ist es, wodurch sie zur Reise gelangt; Gott ist es, der in euch wirkt das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen. Dies muss uns zur Demuth, zu heiliger Scheu und Vorsicht bewegen, damit wir ja das Werk Gottes nicht stören, den heiligen Geist nicht verscheuchen, nicht betrüben, denn wenn Er sich von ums zurückzöge, so bliebe in uns nichts als Elend, Tod und Verderben.

Aber dieselbe Wahrheit gereicht uns auch, und besonders den Dienern Christi, zum Trost. Gott gibt der Saat, die Er ausgestreut hat, das Gedeihen. Das Werk, welches Er angefangen hat, will Er, wenn wir uns nur Ihm hingeben, auch vollenden. Sonst müssten die Diener Christi verzagen, denn in ihnen selbst liegt keine Kraft, die gute Saat in der Gemeinde zu schützen und zur Reife zu bringen.

So kamt auch der Landmann nicht machen, dass die Frucht aus der Erde wachse; er kamt nur seine Schuldigkeit tun mit Pflügen, Säen, Eggen, Umzäunen, Ausjäten u. s. w., dabei wartet er auf Gott, der den Segen in die Kreatur gelegt hat, der Sonnenschein, Frühregen und Spätregen gibt und Unwetter abwendet.

Ihr seid Gottes Ackerwerk, wir sind nur Handlanger bei der Arbeit, die Er tut. Wir müssen unsere Schuldigkeit tun, dabei Geduld haben und auf den Herrn warten. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten, - wenn der Herr kommt. Dann ist die Ernte da. Dann erst werden die Diener des Herrn, die von den ersten Tagen der Kirche an bis jetzt an dem Ackerwerk gearbeitet haben, den Erfolg und den Lohn ihrer Mühe schauen. Dann werden sie den Herrn preisen und Ihm die Ehre geben, denn Er ist es, der Segen und Gedeihen verliehen und alles wohl hinausgeführt hat.

 

I. Etliches fiel an den Weg, auf den fest getretenen Boden; da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen es auf.

Dieser traurige Erfolg kommt von einer zwiefachen Ursache: von der Härte des Bodens und von der Geschäftigkeit der Vögel, d. h. von der Gleichgültigkeit der Menschenherzen und von der List und Tätigkeit des Teufels.

Es sind hiermit stumpfsinnige, leichtfertige und verweltlichte Gemüter beschrieben, auf die das Wort des Herrn keinen Eindruck macht. Sie schlagen sich sowohl den Ernst als die Liebe Gottes aus dem Sinn; je weniger sie von Ihm hören, desto angenehmer ist es ihnen.

Leben sie in einer christlichen Umgebung, so gehen sie noch aus Gewohnheit zur Kirche; aber sie haben eine gewisse Übung darin erlangt, das Wort an sich vorüberrauschen zu lassen; es dringt nicht ein, ihr Gewissen wird nicht beunruhigt und sie bleiben die Alten. - Unglückliche Menschen, die so sorglos dahin ziehen, sie ahnen nicht, wie nahe ihnen der Verderber der Seelen, der Teufel ist! Mögen sie des Herrn Wort hören. Er, der in das Verborgene sieht, enthüllt ihnen die Gefahr ihrer Seelen: es ist der Arge, der ihnen das Wort vom Herzen hinwegrafft, damit sie in seiner Gewalt bleiben und ja nicht selig werden.

Macht das Wort bei solchen einen augenblicklichen Eindruck aufs Gewissen, so ist der Feind erst recht geschäftig, ihn zu verwischen. Dann tut er sein Lästermaul auf, um die Saatkörnlein wegzufressen; er flüstert dem Herzen zu, oder er schreit es laut aus durch böse Menschen: solche Lehre, die das Gewissen angreift, sei lauter Überspannung, sie mache den Menschen verrückt, die Geistlichen täten ja selbst nicht darnach, und viele glaubten nicht einmal, was sie predigen.

In der letzten Zeit besonders verbreitet der Feind durch tausend und tausend Zungen die Lästerung, das Evangelium sei lauter Fabelwerk und die christliche Kirche eine menschliche Erfindung zur Täuschung des Volkes.

Es sind die Schaaren der bösen Geister, welche dadurch ihre finsteren Absichten ausführen, den Menschen, welche von der Wahrheit etwas vernommen haben, dieselbe aus dem Herzen reißen, und sie dadurch vollends in die Gewalt der Finsternis bringen.

Auch die Gläubigen müssen solche Angriffe des Geistes, der in der Luft herrschet, erfahren; aber Gott sei Dank, Christus und Sein Geist ist noch da, und der in uns ist, ist größer als der in der Welt ist.

Wer in Christus bleibt und unter dem Schutze Seiner Ordnungen, kann dem Feind zurufen: „hebe dich weg“, und damit alle seine Anläufe zurückschlagen.

 

II. Etliches fiel in das Steinigte und ging bald auf, weil es nicht tiefe Erde hatte. Aber unter der Glut der Sonne verwelkte es.

Das sind Seelen, die sich das Wort nicht gleich Anfangs wegraffen lassen; sie bekommen einen lebendigen Eindruck, sie nehmen das Wort mit Freuden auf; das Gefühl waltet in ihnen vor, und es wird ihnen leicht zu glauben.

Der Herr fand anfangs viele solche Jünger, aber es dauerte nicht lange - da sich Feindschaft und Verfolgung gegen Ihn und Seine Anhänger erhob, zogen sie sich zurück, gingen nicht mehr mit Ihm, behielten zwar noch einige Zeit gute Erinnerungen und Empfindungen, aber diese verwelkten rasch, und ihr geistliches Leben war endlich verdorrt und abgestorben.

Dies also ist die zweite Gefahr, die eintritt, wenn schon die erste überstanden ist.

Und was ist die Ursache, weshalb es nach einem herzerfreuenden Anfang zu einem so beweinenswerten Ende kommt?

In diesen hat das Wort keine tiefe Wurzel gefasst, d. h. es ist nicht genug ins Gewissen gedrungen, sie haben die Wahrheit in Gefühl und Verstand aufgenommen, aber sie haben sich nicht ihr inneres Verderben aufdecken lassen.

Es ist nicht ihr ganzer Ernst, die Steine aus dem Acker, d.h. die alten Sünden, Verkehrtheiten und bösen Gewohnheiten wegzuschaffen. Sie setzen nicht alles daran, gereinigt und geheiligt zu werden. Weil es ihnen mit dem inneren Kampf kein rechter Ernst ist, fällt ihnen der äußere Kampf, die Verachtung und Anfeindung von den Menschen, gleich zu schwer.

Läge ihnen alles daran, geläutert zu werden, so würden sie das Kreuz Christi, nämlich Spott und Verfolgung, als ein köstliches Mittel der Läuterung willkommen heißen.

Statt dessen, wenn Entscheidung verlangt wird, verleugnen sie die Wahrheit, Christus, Seine Diener und Seine Gemeinde sehen diesen Unglücklichen mit Schmerzen nach.

Doch ist noch Hoffnung für die, welche der ersten und der zweiten Gefahr erlegen sind.

Gott sendet Leiden, die wie eine scharfe Pflugschaar den harten Boden durchschneiden und auflockern sollen, damit er für die gute Saat empfänglich werde.

An die Herzen der Wetterwendischen klopft der Herr noch einmal und abermals an, und möchte sie bewegen, dass sie die Gefahr ihrer Seelen erkennen, Seine Wahrheit tiefer eindringen lassen, zu einem rechten Ernste der Heiligung erwachen, und um des himmlischen Kleinodes willen alle irdischen Verluste gering achten.

 

III. Etliches fiel unter die Dornen, die wuchsen empor und erstickten es.

Diese Dornen sind die Sorge dieser Welt, der Betrug des Reichtums und viele andere Lüste (Markus 4, 19).

Also, wenn schon die zwei ersten Gefahren überstanden sind, gibt es noch eine.

Wenn man schon das Wort angenommen, einen ernsten Anfang in der Selbsterkenntnis und Heiligung gemacht, auch bereits etwas mit Christo gelitten hat, kann es doch noch geschehen, dass das Wort im Herzen erstickt wird und endlich keine Frucht bringt.

Jene Wetterwendischen fallen plötzlich ab, aber dieser traurige Hergang ist langsam.

Die Dornen sind Anfangs klein und werden deshalb kaum beachtet, aber sie wachsen nach und nach, sie wurzeln fester ein, sie nehmen überhand und saugen die Kraft aus der Seele, so dass die gute Saat ganz allmählich erstickt wird.

Das Gefährliche für solche Seelen besteht darin, dass sie die Abnahme des Guten kaum bemerken und sich selbst über ihren Zustand täuschen. Sie leiden an einer geistlichen Auszehrung, und das Schlimme dieser Krankheit besteht darin, dass der Kranke nicht weiß, wie es mit ihm steht und wie nahe er dem Tode ist.

Die Dornen sind Anfangs klein, d.h. dieses Übel fängt nicht mit groben Sünden an, sondern mit Dingen, die der Mensch für erlaubt und unschuldig hält, wie die ängstliche Nahrungssorge, die Liebe zum Geld, die Anhänglichkeit an irdische Besitztümer (wie bei dem reichen Jüngling), das Trachten nach hohen Dingen, das Wohlgefallen an der Ehre bei den Menschen, die feine Genuss- und Vergnügungssucht, der Wissensstolz, die politische Aufregung - alles das ist Dornengestrüpp, welches dem göttlichen Leben in uns die Kräfte entzieht, langsames Siechtum und endlich Tod und Verderben herbeiführt.

Diese Warnung vor allen andern gilt uns. Wer sollte vor diesen Gefahren nicht erschrecken!

Wer sollte es nicht dankbar annehmen, wenn der Herr durch Seine Züchtigungen einen solchen Seelenzustand uns aufzudecken sucht!

Wer darf zürnen oder sich beleidigt fühlen, wenn Gottes Diener in treuer Meinung ihn auffordern, solche aufwachsende Dornen aus seinem Herzen zu reißen!

Sie müssen ausgerissen werden, ehe sie zu groß werden, und wir wollen den Herrn bitten, dass er sie ausreiße, wenn es auch wehe tut, und wenn auch ein Stück vom Herzen mitginge.

Keine Selbstzüchtigung, keine Entsagung soll uns zu schwer fallen, wo sie nötig ist, damit das göttliche Leben in uns nicht erkranke, damit unsere frühere Arbeit nicht verloren sei, damit der Herr, der die köstliche Frucht von uns erwartet, nicht betrogen werde.

Was kann trauriger sein, als wenn man beinahe gerettet worden wäre und doch dahinten bleibt!

IV. Wo durch die Gnade Gottes diese drei Warnungen beachtet und diese drei Gefahren überstanden werden, da ist das gute Land, auf welchem die himmlische Aussaat Frucht bringt; und doch ist auch hier noch ein Unterschied:

 

etliches trug hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.

Es ist ein Unterschied unter den Kindern Gottes, und es gibt Stufen der zukünftigen Herrlichkeit. Es sind Abstufungen des Berufs und der Stellung.

Etliche find dazu gesetzt, dass sie vielen andern, etliche, dass sie wenigen zum Segen werden. Einigen ist eine lange Laufbahn und reiche Tätigkeit im Dienste des Herrn beschieden, andern nur eine kurze Arbeitszeit.

Auch in den Kindern Gottes selbst liegen Ursachen, warum bei einem das göttliche Leben minder kräftig, bei einem anderen kräftiger gedeiht. Wir können das nicht alles ergründen.

Aber eines stehet fest: Gott hat uns große Gnade erwiesen, und uns zu einer hohen Stufe berufen. Wenn wir anders treu bleiben, sollen wir unter den Erstgeborenen stehen, die im Himmel angeschrieben sind, und dieses Ziel ist es wert, dass man keine Aufopferung, keine Wachsamkeit, keine Entsagung, die dazu nötig ist, scheue.

 

Das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Mat 13, 24-30 und Mat 13, 36-43

 

24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 26 Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 28 Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da sagten die Knechte: Willst du das wir hingehen und es ausjäten? 29 Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet. 30 Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer. 36 Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Geheimnis vom Unkraut auf dem Acker. 37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist’s, der da Guten Samen sät. 38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reiches. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. 39 Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40 Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen: 41 des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappen. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre!

 

Gott, der allmächtige Vater, hat alle Dinge geschaffen durch den Sohn. Den Menschen hat Er aufrichtig gemacht und ihn bestimmt, inmitten der Kreaturen ein sichtbares Abbild des ewigen Sohnes Gottes zu sein. Der Herr sah an alles, was Er geschaffen hatte, und siehe, es war sehr gut. Er freute Sich aller Seiner Werke.

Aber es blieb nicht alles gut. Der Feind hat durch seine List Eingang gefunden und Unkraut unter den Weizen gesät. So entstand ein Abfall schon in jener uralten Menschenwelt, über welche, als das Unkraut seine Reife erreicht hatte, das Gericht der Sintflut erging, während Noah gerettet wurde, um den Anfang eines neuen und bessern Weltalters zu bilden.

Solcher Art waren die Wege Gottes vor alter Zeit, und der Herr zeigt uns ein Gleichnis der Ratschlüsse Gottes in dem Acker, der Weizen und Unkraut trägt, welches beides mit einander wachsen muss bis zur Ernte.

Doch Er wollte uns damit nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft aufschließen, es ist ein prophetisches Gleichnis, und Er hat darin die Geheimnisse niedergelegt, welche im Lauf der Geschichte Seiner Kirche ans Licht kommen sollen.

Der, welcher den guten Samen säht, ist der Menschensohn.

Der Sohn Gottes ist Mensch geworden und unter uns erschienen, und nun streut Er durch Sein Wort und Seinen Geist eine Saat aus, die vorher nicht aus der Erde gefunden wurde.

Nachdem Er den Fluch getilgt, die menschliche Natur gerettet und geheiligt, Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat, senkt Er ewiges Leben in die Herzen Seiner Gläubigen.

Mitten in diese arge Welt pflanzt Er Kinder Gottes, die nicht von der Welt sind, gleichwie auch Er nicht von der Welt ist; sie gehören dem Himmel an; die Herrlichkeit, welche in dem zukünftigen Reich offenbar werden soll, ist in ihnen als im Geheimnis schon vorhanden, „der gute Same sind die Kinder des Reichs“.

Die erste christliche Gemeinde, erfüllt mit dem Trost und der Kraft des Heiligen Geistes, welche Gnade hatte bei Gott und allem Volk, war diese heilige Saat.

Sie stand auf dem Acker; der Acker ist die Welt, die Menschenwelt. Auf dem Boden der alten natürlichen Menschheit erwuchs die Kirche, und in ihr zeigt sich das himmlische Leben, das von Christus in sie gelegt ist.

Noch steht diese Saat, sie hat sich von Geschlecht zu Geschlecht erhalten und ausgebreitet, aber in ihrer Mitte hat sich das Unkraut gezeigt.

Dieses Unkraut sind nicht die Heiden und nicht die pharisäischen Juden, denn diese waren schon da vor der Gründung der Kirche, das Unkraut aber, wovon der Herr redet, wurde erst ausgestreut, als die edle Saat bereits ausgepflanzt war.

Es war dem Teufel nicht gelungen, die Stiftung der Kirche zu verhindern. Es ist ihm nicht gelungen und wird ihm nicht gelingen, die gute Saat wieder auszurotten. Wie es ihm unmöglich war, die Auferstehung des Herrn zu verhindern, so lag es auch nicht in seiner Macht, die Ausgießung des Heiligen Geistes zu verhindern oder ungeschehen zu machen.

Darum machte er einen andern Versuch: was er durch offenen Kampf und durch grausame Verfolgungen nicht ausrichten konnte, das versuchte er heimlich und mit List ins Werk zu setzen. Er streute Unkraut mitten unter die Aussaat des Herrn.

Dieses Unkraut sind die Kinder der Bosheit, und zwar solche, wie man sie vorher aus Erden noch nicht fand, also Abtrünnige; solche, die aus dem heiligen Bunde der Taufe weichen, die den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen, die den Geist der Gnade aus sich verscheuchen und sich mit dem Geiste des Fürsten dieser Welt erfüllen lassen.

Der Abfall in der Kirche ist das Hauptwerk des Teufels, und abtrünnige Christen sind seine gefährlichsten Werkzeuge. Darum sagt der Apostel Paulus, indem er das Kommen des Abfalls und des Menschen der Sünde voraus verkündet: das Geheimnis der Bosheit ist schon wirksam. Es zeigte sich Anfangs in den gefährlichen Irrlehren der alten Zeit; dann, als die Kirche sich weit ausbreitete und mit der Welt verflocht, kam der Abfall in den zwei Gestalten als Aberglaube und Unglaube zum Vorschein. In dem Verderben der letzten Zeit wird er zur vollen Reife gelangen.

Die Ausstreuung dieser bösen Saat ist dem Feinde gelungen, während die Leute schliefen. Diese Leute sind die Diener des Herrn, dem der Acker gehört und der den guten Samen ausgestreut hat; sie bedeuten die Knechte Christi, denen Er die Aufsicht über Seine Gemeinde anvertraut. Die ersten Jünger Christi und alle, die nach ihnen Auftrag bekommen haben, Seiner Gemeinde vorzustehen, sind diese Leute.

Wie die Kirche selbst, ungeachtet aller Spaltungen, vor Gottes Augen doch nur Eine ist, so betrachtet der Herr auch die Amtsträger aller Zeiten und Benennungen als eine Einheit.

Als diese Leute schliefen, wurde, ohne dass sie es merkten, das Unkraut ausgestreut.

Es kann sein, dass es dem Feinde einigermaßen gelungen wäre sogar in dem Falle, wenn er die Hüter des Ackers nicht schlafend gefunden hätte; doch darüber können wir nichts gewisses behaupten, so viel aber ist klar, dass der Herr für Seine Diener eine Warnung ausspricht: sie sollen nicht schlafen, sondern wachen und Seine Gemeinde vor den listigen Anläufen des Teufels beschützen.

Und auch dies ist leider klar und gewiss, dass die bestellten Wächter der guten Saat in vielen Fällen, wo sie Wache halten sollten, geschlafen haben.

Sie haben dem Feinde sein Werk erleichtert und sind dann das Unheil, welches sie mit verschuldet haben, zu spät gewahr geworden.

Das ist die große Gesamtschuld, die wir mit Demütigung vor Gott zu bekennen haben. Und wer unter denen, die der Herr zu Wächtern über die Seelen gesetzt hat, kann sich von einem Anteil an dieser Schuld freisprechen?

Kein Vater, kein Lehrer, kein Geistlicher kann austreten und sagen, dass er über die ihm Anbefohlenen so treue Aufsicht geführt, sie so auf dem Herzen getragen, für sie gebetet und für sie gegen den Feind gekämpft hat, wie es Jesus Christus für Seine Jünger getan hat.

Als die Knechte den aufkeimenden Afterweizen sahen, erschraken sie; sie konnten sich das nicht erklären, sie klagten es dem Hausherrn und boten sich an, hinzugehen und das Unkraut auszujäten. Sie wollten nun mit Eifer und Anstrengung die Sache wieder gut machen. Aber der Herr sagte: Nein.

Also eine neue Warnung: wenn das Unheil geschehen ist, dann kommen die Knechte in Versuchung, es ans eine unweise und gewaltsame Art wieder gut machen zu wollen.

Auch diese Warnung ist leider nicht zu Herzen genommen worden. Es kam eine Zeit, wo die Vorsteher der Kirche gegen die um sich greifenden Irrlehren mit Gewalt einschritten, wo sie die Ketzer verurteilten und dann der weltlichen Macht zur Verbrennung auslieferten.

Es war die böse Zeit, wo man auch die Juden, weil sie an den Heiland nicht glauben, verfolgte und die Heiden mit dem Schwert bekehren wollte.

Der Herr sagt „nein“ zu dem allen, es ist gegen Seinen Sinn. Er hat Seinen Dienern so etwas nie aufgetragen. „Lasset beides mit einander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde Ich zu den Schnittern sagen: jätet zuerst das Unkraut aus usw.“

Ihr maßt euch an zu tun, was Ich Mir vorbehalten habe, wenn Ich zum Gericht komme, und was Ich dann durch andere Werkzeuge ausrichten werde, denn: „die Ernte ist das Ende der Welt, die Schnitter sind Engel.“

Durch fleischlichen Eifer kann man es nicht ungeschehen machen, wenn der Feind in einer Kirche oder in einer christlichen Familie Unkraut ausgestreut hat.

Die Geistlichkeit ist in diesem Weltalter nicht berufen, das Weltgericht auszuführen, und zu tun, was der Herr für Seine Zukunft in Herrlichkeit sich vorbehalten hat. Sie soll jetzt in den Fußstapfen wandeln, die der Herr ihr auf Erden zurückgelassen hat, in Seiner Sanftmut einhergehen, allein mit den geistlichen Waffen des Wortes und Gebetes kämpfen und aus Liebe ihr Leben für die Schafe lassen.

Die weltliche Obrigkeit mag diejenigen strafen, die gegen das Sittengesetz freveln, ihr hat Gott das Schwert in die Hand gegeben, aber zu Petrus hat Er gesagt: „Stecke dein Schwert in die Scheide“, und hat ihm den Hirtenstab übergeben, damit er ihn führe, wie Er selbst, Christus, ihn auf Erden geführt hat.

Jesus Christus hat niemals, wenn Jünger vom Glauben an Ihn abwichen, ihre Bestrafung durch die weltliche Obrigkeit verlangt, sondern die Sache Gott anheimgestellt. Aber eben deswegen, weil jetzt die Irrlehrer nicht ans der Welt ausgerottet werden sollen, muss zur Beschützung der Kinder Gottes geistliche Zucht ausgeübt werden.