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Dieser Band enthält folgende Romane von Alfred Bekker Keduan - Planet der Drachen Die Drachenreiter von Dharioona Dharioona, die Welt der Drachen und anderer phantastischer Geschöpfe, befindet sich in einem Doppelsternsystem, das wiederum ein Schwarzes Loch umkreist. Hier verläuft die Zeit langsamer, als im Rest des Universums. Die ersten Menschen kamen einst mit Raumschiffen der krakenartigen Ktoor hierher. Die Ktoor betreiben auf Dharioona einen Raumhafen. Ein zweiter Raumhafen wird von den gestaltwandelnden Nugrou betrieben, die mit den Ktoor um das Handelsmonopol auf Dharioona kämpfen. Der dritte Machtfaktor sind die Bhalakiden - Energiewesen, die jenseits des Ereignishorizontes beheimatet sind. Sie schützen Dharioona mit einem Energieschirm vor den Strahlenausbrüchen des Schwarzen Lochs - und lassen sich dafür von Menschen, Ktoor, Nugrou und allen anderen Bewohnern Dharioonas auf eine ganz besondere Weise bezahlen: Sie fordern ihre Geschichten, um das Multiversum zu vergrößern, denn sie glauben daran, dass alles, was denkbar ist, auch in irgendeiner der zahllosen, miteinander verschränkten Raumzeiten existiert. Die menschlichen Siedler dieser Welt widmen sich unterdessen überwiegend der Drachenzucht und dem Krieg untereinander, denn sie sind vollkommen zerstritten. Unter ihnen gilt das Recht des Stärkeren, aber letztlich bleiben selbst die mächtigsten Drachenrancher nur Spielbälle im Kampf höherer Mächte. Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Außerdem ist er Verleger und Jazz-Musiker.
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Seitenzahl: 256
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Die Grenze liegt sternwärts: Zwei Science Fiction Space Western
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KEDUAN - PLANET DER DRACHEN
Die Drachenreiter von Dharioona
Dieser Band enthält folgende Romane
von Alfred Bekker
Keduan - Planet der Drachen
Die Drachenreiter von Dharioona
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Alles rund um Belletristik!
Science Fantasy-Roman von Alfred Bekker
© by author; Cover: Hubert Schweizer durch Agentur J.Munsonius
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
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KEDUAN: Trivialname für den vierten Planeten der Sonne Morimbeau, 12456 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt. Die ersten menschlichen Siedler auf Keduan hingen dem Parombor-Kult an, was den Planeten kulturell nachhaltig prägte und zu manchen Besonderheiten führte. So ist jegliche Fortbewegung mit Hilfe von Maschinen aus rituellen Gründen untersagt. Lediglich für den Raumhafen PORT KEDUAN gilt eine Ausnahme. Keduans Atmosphäre ist erdähnlich. Der Planet ist wasserarm. Der Großteil seiner Landfläche wird durch Wüsten bedeckt.
MARAGUI: Bezeichnung für die humanoiden, blauhäutigen Ureinwohner Keduans. Es wird allgemein vermutet, dass sie keineswegs vom Planeten Keduan stammen, sondern Abkömmlinge einer bisher historisch nicht erwiesenen menschlichen Einwanderung sind, die nach ihrer Landung auf ein archaisches Kulturniveau herabsanken. Gen-Tests, die die Herkunft der Maragui einwandfrei erweisen könnten, werden von diesen mit Hinweis auf die informationelle Selbstbestimmung verweigert. Aus religiösen Gründen lassen sie niemals DNA-haltige Körpersubstanzen zurück. Nach Gefechten setzen sie alles daran, ihre Toten zu bergen und vollständig zu zerlasern.
Es war im 12. Jahr der Regentschaft des Managers Sorgan Londo, was dem Jahr 2567 seit Bestehen des Arantes-Konzerns entspricht, als der Planet Keduan zu einem Teil des Konzernimperiums wurde. Nach dem Zusammenbruch der Korial-Gruppe ergab sich die günstige Gelegenheit für das Management, diesen Planeten zu erwerben. Allerdings konnten die durch vielversprechende geologische Gutachten genährten Hoffnungen bislang nicht erfüllt werden. Die Konzernleitung begnügt sich damit, die Oberhoheit auszuüben. In innere Angelegenheiten der Bevölkerung mischt sie sich nur selten ein. Lediglich in Ausnahmefällen werden Ranger der Konzernpolizei auf den Planeten entsandt.
Gordon, Lyon Robert - 36 Jahre alt, geboren auf der Erde, seit 6 Jahren Ranger der Konzernpolizei des Arantes-Imperiums.
"Dort ist es!"
Es war ein gutes Dutzend bis auf die Zähne bewaffneter Drachenreiter, das sich oben auf dem Hügelkamm gesammelt hatte...
Die zweibeinigen Sauroiden - im Volksmund einfach 'Drachen' genannt - gehorchten den Männern auf den geringsten Druck ihrer Schenkel hin. Nur ab und zu brauchte man die Zügel oder die scharfen Sporen, um die Tiere unter Kontrolle zu halten. Dumpfe, drohende Zischlaute drangen aus den mit messerscharfen Zähnen bewährten Mäulern, die groß genug waren, um einen Menschen mit einem Bissen vom Kopf bis zum Bauchnabel zu verschlingen.
Die Blicke der Drachenreiter waren den Hang hinab gerichtet, wo die Gebäude einer kleinen Ansiedlung zu sehen waren.
In den Augen dieser Männer loderte ein kaltes, grausames Feuer...
Einer nach dem anderen holte sein Strahlgewehr aus dem Futteral. Die Waffen wurden mit schnellen Bewegungen justiert. Manche der Männer trugen Helme, in deren heruntergelassenen Visieren sich Zieldisplays befanden.
"Okay, Leute!", rief ein einäugiger Mann, der seinem Verhalten nach der Anführer dieser Gruppe war. "Sie werden alle sterben und von der Dasang-Farm dort unten wird nichts bleiben, als ein Haufen Asche! Habt ihr mich verstanden?"
Von den Männern kam ein zustimmendes Gemurmel.
"Ist es denn wirklich nötig, alle umzubringen?", meldete sich dann einer der Drachenreiter. "Vielleicht reicht es, wenn wir denen da unten noch eine letzte Warnung zukommen lassen und sie etwas einschüchtern..."
Aber der Einäugige schüttelte entschieden den Kopf.
Dieses verdammte Weichei!, durchzuckte es ihn.
Dann sagte er:
"Nein, Yllib! Wenn wir hier nicht durchgreifen, dann wird man uns das als Schwäche auslegen und bald werden uns noch andere auf der Nase herumzutanzen versuchen..."
Yllib zuckte mit den Schultern.
"Wie du meinst..."
"Außerdem hat es Lord Navos so angeordnet. Und was er anordnet, das führen wir auch durch! Klar?"
Der Angesprochene verdrehte genervt die Augen.
Er nickte.
"Klar!"
"Also los, Leute! Mit drei erbärmlichen Dasang-Treibern und einer Frau dürften wir ja wohl keine Probleme bekommen!"
Der Einäugige gab das Zeichen und sofort stürmten sie den Hang hinab auf die Dasang-Farm zu...
In einem wilden Sturmritt preschten sie heran und ließen ihre Strahlgewehre losfeuern. Blitze zuckten durch die Luft und das Zischen dieser furchtbaren Waffen mischte sich mit dem metallischen Klackern, das die Nadelpistolen verursachten, die die Angreifer außerdem mitführten.
Es würde keinen langen Kampf geben, davon waren sie allesamt überzeugt.
DASANG - etwa nilpferdgroßes Nutztier, das auf Keduan in Massen gehalten wird. Es dient in der ganzen Galaxis der Fleischgewinnung. Notfalls können die DASANG ohne Nahrung überleben. Ihre Energie bekommen sie durch Fotozellen, die ihnen auf dem Rücken wachsen. (aus der GALAKTISCHEN ENZYKLOPÄDIE)
DASANGERO - Bezeichnung für einen Dasang-Treiber. Auf einigen Welten auch ein Schimpfwort, das Rückständigkeit und Provinzialität bedeuten soll. Auf Keduan kommt der Begriff einem Ehrentitel gleich. (A.W.Yrah, DIE KULTUR KEDUANS)
Gordon wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und blickte nach Süden.
Er war den ganzen Tag geritten und inzwischen war Keduans Sonne Morimbeau bereits milchig geworden.
Er tätschelte dem blauschuppigen Zweibeiner-Sauroiden den Nacken. Dabei war die Frage, in wie fern das Tier diese Berührung überhaupt spüren konnte, nicht eindeutig zu beantworten. Schließlich besaßen die Sauroiden eine von dicken Schuppen bedeckte Haut, die ausgesprochen widerstandsfähig gegen jegliche eventuell schmerzverursachenden Einflüsse von außen machte. Von besonderer Hautsensibilität konnte man da wohl nicht sprechen.
Eine instinktive Geste meinerseits, die wohl nichts mit den Bedürfnissen dieses fremden Organismus zu tun hat!, ging es Gordon durch den Kopf.
Das Tier hatte die Strapazen besser durchgehalten als sein Reiter. Aber in Anbetracht des an dieses extrem heiße und trockene Klima angepassten Metabolismus des Drachen, war das nicht weiter verwunderlich.
Der Sauroide war an diese Umgebung und die erbarmungslose Natur Keduans angepasst.
Der Mensch nicht.
Zumindest nicht ohne das eine oder andere technische Hilfsmittel.
Und deren Verwendung unterlag auf diesem Planeten ja gewissen, kulturell bedingten Einschränkungen.
Gordon blickte auf.
Er kniff die Augen zusammen. Trotz der speziellen Kontaktlinsen, die seine Augen schützten, empfand er es als sehr hell. Er hoffte nur, dass die Mikrochips von der Größe eines Staubkorns, die die Linsen steuerten, nicht den Geist aufgegeben hatten.
Vor ihm befand sich eine karge, trockene Einöde soweit das Auge reichte.
Irgendwo hinter dem Horizont, noch weiter im Süden, musste die Stadt Kolum liegen, aber es war fraglich, ob er heute noch so weit kommen würde.
Gordon hatte den Drachen, auf dem er ritt, ziemlich geschunden, aber bislang hielt sich das Tier tapfer.
Nicht mehr lange und es würde empfindlich kühl werden, aber noch brannte es heiß und erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel herab.
Gordon ließ den Sauroiden jetzt in gemächlichem Tempo voranschreiten.
Etwa eine halbe Stunde war vergangen, da kam Gordon an ein Wasserloch. Der Drachen hatte das Wasser schon frühzeitig gewittert und war unruhig geworden, aber nun sah es auch Gordon.
Gordon lächelte müde.
Ja, du hast es dir verdient, mein Drachen!, dachte er.
Dann lenkte er den Sauroiden zum Wasser, stieg ab und ließ das Tier ausgiebig saufen.
Er selbst trank ebenfalls und füllte anschließend die Feldflasche auf.
Einen Augenblick lang steckte er sogar den Kopf in das angenehme Nass und schüttelte sich anschließend.
Ein Geräusch ließ Gordon dann abrupt hochfahren. Seine Rechte fuhr instinktiv in Richtung Hüfte, wo ein Nadlergriff aus dem Magnetholster ragte.
Gordon hörte sowohl das charakteristische Klackern, das von Nadlern verursacht wurde, als auch das scharfe Zischen, wie es von Strahlgewehren herrührte.
Gordon blickte sich nach allen Seiten um, aber zunächst war nirgends etwas zu sehen. Irgendwo hinter der nächsten Hügelkette gen Süden tobte ein furchtbarer Kampf...
Verdammter Mist, wo bin ich hier hineingeraten?
Gordon zögerte nicht lange, sondern schwang sich wieder auf den Rücken seines Drachen. Es sah ganz so aus, als müsste er ihm heute doch noch einiges abverlangen.
Bevor er dem Sauroiden die Sporen gab, langte er noch hinunter zum Sattel, riss das Strahlgewehr aus dem Futteral.
Dann preschte er mit dem Sauroiden vorwärts - dorthin, wo geschossen wurde.
Gordon hatte nicht die leiseste Ahnung, um was es hier ging oder was ihn hinter der nächsten Hügelkette erwarten würde.
Aber vielleicht brauchte dort jemand ziemlich dringend Hilfe...
Wenn du klug wärst, würdest du jetzt das letzte aus deinem Sauroiden herausholen und genau in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sein!, ging es Gordon durch den Kopf.
Es dauerte nicht lange und Gordon sah hinter den Hügeln eine schwarze Rauchsäule in den strahlend blauen Himmel hinaufsteigen.
Unbarmherzig trieb er den Drachen vorwärts und hetzte ihn schließlich einen flach ansteigenden Hang hinauf. Ein dumpfer Grunzlaut entrang sich dem schuppigen Maul mit den drei Reihen messerscharfer Zähne. Oben, auf dem Hügelkamm angekommen, blickte Gordon hinab. Noch immer wurde wild hin und her geschossen.
Gordon sah eine mittelgroße Dasang-Farm, deren Wohnhaus in hellen Flammen stand.
Flammen schlugen bereits auch aus der Scheune und dem Drachenstall.
Einzig und allein ein etwas abseits gelegenes Gebäude, das wohl als Unterkunft für die Dasangeros diente, war bislang noch vom Feuer verschont geblieben, aber wenn es nach den Angreifern ging, dann würde sich auch das bald ändern.
Etwa ein Dutzend Männer schossen wie wild auf die Dasang-Farm und dabei vor allem auf die Unterkunftsbaracke, denn dort schien sich der letzte Widerstand zu halten...
Aus zweien der Fenster konnte man in steter Regelmäßigkeit die Laserblitze von Strahlgewehren zucken sehen, aber was war das schon gegen die Flut der Angreifer?
Gordon sah einige Leichen im trockenen Gras und beim nahegelegenen Sauroiden-Corral.
Es war nicht zu sehen, welcher Seite sie angehörten, aber sie zeugten davon, mit was für einer Verbissenheit hier gekämpft worden war.
Die Sache schien klar.
Ein Dasang-Farmer und seine Leute verteidigten sich hier mit dem Mut der Verzweiflung gegen eine Bande von Gesindel. Aber die Chancen der Verteidiger standen schlecht.
Gordons Augen wurden schmal.
Dann ließ er seinen Drachen den Hang hinunterstürmen, wobei er Schuss um Schuss aus seinem Strahlgewehr abgab.
Schon mit den ersten Laserblitzen holte er zwei der Kerle aus ihrer Deckung heraus.
Gordon konnte nicht genau sagen, wie schwer er sie erwischt hatte. Er hörte nur ihre Schreie.
Die Bande wurde jetzt auf den fremden Reiter aufmerksam, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien und sich da so unerwarteterweise eingemischt hatte.
Man hörte sie wild durcheinander rufen und dann pfiffen Gordon die ersten Nadeln um die Ohren, so dass er den Kopf einziehen musste.
Gordon ließ den Drachen einen Haken schlagen und hängte sich seitwärts an den Sattel, so dass der Drachen den größten Teil seines Körpers deckte.
Im vollen Lauf seines Reittieres ließ Gordon noch ein paar mal sein Strahlgewehr loszischen. Die Zieloptik wurde dabei auf seine Kontaktlinsen übertragen.
Einer der Kerle schrie auf und stürzte nieder. Es musste ihn schwer erwischt haben, denn er blieb reglos am Boden liegen.
Der Geruch von verbranntem Fleisch wurde penetrant.
Zur gleichen Zeit kam von der anderen Seite ein Schrei. Einen der letzten beiden Verteidiger musste es getroffen haben, denn fortan wurden nur noch aus einem Fenster Schüsse abgegeben.
Einer der Banditen hatte sich von hinten an die Baracke herangemacht und mit einer Brandbombe Feuer gelegt.
Bald schon fraßen sich die Flammen empor und begannen hell aufzulodern.
Alle Dasang-Farmgebäude waren aus dem Holz der dürreresistenten Gedo-Bäume. Wochenlang hatte die Sonne Morimbeau brennend heiß vom Himmel geschienen und das Holz pulvertrocken werden lassen.
Nun brannte es wie Zunder.
Ganz gleich, was jetzt auch noch geschehen mochte: Von der Dasang-Farm würde kaum bleiben als verkohlte Ruinen...
Plötzlich spürte Gordon, wie ein Ruck durch den kräftigen Körper seines Drachen ging.
Das Tier ließ ein markerschütterndes Brüllen hören und Gordon ahnte, was das zu bedeuten hatte.
Es hatte den Sauroiden erwischt.
Ein paar Drachenlängen strauchelte der Drachen noch voran, bevor er dann zu Boden kam.
Gordon warf sich gerade noch rechtzeitig aus dem Sattel, um nicht unter dem massigen Tierkörper begraben zu werden. Geschickt rollte er sich am Boden ab, während links und rechts von ihm der Sand von den einschlagenden Nadelgeschossen zu kleinen Staubfontänen aufgewirbelt wurde. Laserblitze ließen den Sand zu einer quarzartigen Masse verschmelzen.
Es war verdammt knapp.
Gordon drehte sich blitzartig um die eigene Achse, riss den Lauf des Strahlgewehrs hoch und feuerte. Sein Schuss traf einen Mann, der sich bei der brennenden Scheune verschanzt und gerade auf den fremden Reiter angelegt hatte.
Der Kerl schrie, während sich der brandheiße Strahl in seinen Körper fraß.
Der Mann klappte zusammen wie ein Taschenmesser und blieb regungslos liegen, während Gordon wieder hochgeschnellt war.
Gordon rettete sich vor dem aufbrausenden Geschosshagel hinter eine mit schäumendem Nährstoffkonzentrat gefüllte Drachentränke.
Innerhalb von Sekunden hatten Nadelprojektile ein Dutzend Löcher in die Tränke gestanzt. Das im Sonnenlicht grünlich schimmernde Nährkonzentrat rann heraus und versickerte im Boden. Ein ekeliger Schaum blieb zurück.
Gordon presste sich auf den Boden und nutzte die Gelegenheit, um neue Energiezellen in das Magazin seines Strahlgewehrs hineinzuschieben.
Dann wartete er ab, bis das wütende Gefecht etwas abgeebbt war, bevor er sich schließlich wieder aufrichtete und hinter der Tränke hervortauchte.
In schneller Folge schoss er sein Strahlgewehr ab und aus dem Barackenfenster bekam er Unterstützung. Messerscharf durchzuckten die Strahlen die Luft. Wie Blitze.
Zwei der Kerle wurden tödlich getroffen, einen dritten erwischte es an der Hand. Er blickte fassungslos auf den verkohlten Stumpf und schrie.
"Los, weg hier!", hörte man eine kehlige Stimme.
Die überlebenden Banditen rannten in Richtung ihrer Drachen, wobei sie weiter sporadisch in Gordons Richtung feuerten.
Dann schwangen sich die ersten von ihnen in die Sättel und trieben ihre zweibeinigen Sauroiden vorwärts.
Dunkle Laute drangen aus den Mäulern der Drachen.
Gordon jagte ihnen noch ein paar Strahlschüsse hinterher, griff dann nach dem Nadler und ließ ihn mehrfach losklackern. Aber die Flüchtenden waren bald schon außerhalb seiner Schussweite.
Gordon richtete sich nun zu voller Größe auf und legte sich den Lauf des Strahlgewehrs über die Schulter. Den Nadler steckte er ins Magnetholster.
Es war so, wie er vermutet hatte.
Diese Kerle hatten offenbar mit wenig Gegenwehr gerechnet und sich bei ihrem Überfall dementsprechend sicher gefühlt.
Aber in dem Moment, in dem ihnen jemand entschlossen gegenübertrat, liefen sie davon wie die Angsthasen.
Gordon ging ein paar Schritte zurück und wandte er den Blick zu der Dasangero-Baracke hin, deren Dach nun hell in Flammen stand.
Das sieht nicht gut aus...
In diesem Moment trat eine junge Frau durch die Tür, in deren zierlichen Händen sich ein Strahlgewehr befand. Sie war wohl die letzte überlebende Verteidigerin dieser Dasang-Farm, von der kaum etwas bleiben würde, als das Land selbst. Ihr eigenes Leben war mit Mühe und Not gerettet worden, aber das war auch schon alles. Sie trug Kleidung, die ihr viel zu groß war und ihre Figur sicherlich nicht betonte.
Aber selbst das Wenige, das die grobe Hose und das sehr weit geschnittene Hemd davon preisgaben, ließ Gordon unwillkürlich schlucken.
Nur zu schade, dass es bei meinen Kontaktlinsen keine Röntgenaugen-Applikation gibt!
Sie war eine aufregende Schönheit.
Ihr Haar war dick und blond und fiel ihr in einem mächtigen Schopf bis weit über die Schultern. Die Züge ihres Gesichts waren feingeschnitten und stolz, während die vollen Lippen ihr etwas Sinnliches gaben.
Aber auch etwas Selbstbewusstes.
Gordon registrierte das genau.
Sie kam etwas näher heran und dann sah Gordon in ihre meergrünen Augen, in denen ein wildes Feuer loderte.
"Ich danke dir, Fremder!", brachte sie heraus und atmete tief durch. Ihre vollen Brüste drückten sich dabei gegen Stoff des groben Hemdes. Sie musterte Gordon einige Augenblicke lang abschätzend.
Dann fragte sie: "Wie heißt du?"
"Mein Name ist Gordon."
"Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt wohl auch tot - so wie meine Dasangeros", sagte sie und in ihrem Tonfall schwang Bitterkeit und Wut mit.
"Da hast du wohl recht."
"Diese verdammten Casadenios!", zischte sie.
Gordon erinnerte sich dunkel daran, dass Casadenios eine einheimische Aasfresser-Spezies waren. Es handelte sich um vierbeinige, reptilienhafte Wesen, die für den bestialischen Gestank berüchtigt waren, den sie verbreiteten. Ein Gestank, der unter anderem auch dadurch hervorgerufen wurde, dass die Casadenios sich gerne im Blut toter Tiere suhlten, das dann in den tiefen Poren ihrer geschuppten Haut langsam verfaulte.
Gordon sah es plötzlich in den Augen der jungen Frau glitzern. Sie weinte still vor sich hin.
Gordon trat zu ihr und sie blickte zu dem hochgewachsenen Mann auf.
"Es war furchtbar...", flüsterte sie.
Gordon nickte verständnisvoll.
"Ich weiß", murmelte er. "Aber jetzt ist alles vorbei!"
Eine ganze Weile lang standen sie einfach nur so da, ohne ein Wort zu sagen.
Sie stand wohl unter einer Art Schock und brauchte ein bisschen Zeit, um sich zu erholen und wieder zu sich zu kommen.
Du sollst keine Bewegungsmaschinen bauen, denn sie waren auf der Alt-Erde in ferner Zeit ein Übel ohne gleichen. Sie verpesteten die Luft, verbreiteten Krankheiten und wurden zum Werkzeug des Bösen. Euch aber hat Gott eine neue Welt gegeben und so nutzet sie nun, ohne sie zu zerstören.
Aus der KEDUANITISCH-REFORMIERTEN BIBEL
"Ich bin Larina C'Imroc", brachte sie schließlich heraus, während sie sich mit dem Handrücken über die Augen wischte. "Und dies hier war einmal meine Dasang-Farm. Drei Dasangeros standen bei mir in Lohn und Brot. Die Kerle haben sie einfach niedergeschossen..."
"Es ist etwas ungewöhnlich, dass eine Frau auf einer Dasang-Farm der Chef ist!", meinte Gordon, während er sie immer noch bei den Schultern hielt. "Außerdem gibt es ein paar Stellen in der keduanitisch-reformierten Bibel, die..."
"Über die sich ein paar altgewordene Kirchenfürsten in der heiligen Stadt Hamraan die Köpfe heiß reden", unterbrach sie ihn. "Aber hier draußen geht es ums Überleben." Sie blickte zu ihm auf. "Glaubst du etwa, dass eine Frau so etwas nicht kann?", fragte sie. Gordon sah das Blitzen ihrer grünen Augen und lächelte leicht.
Er schüttelte den Kopf.
"Nein", meinte er. "Du kannst das bestimmt!" Und dabei fragte er sich, ob ihr Pragmatismus wohl auch so weit gehen würde, dass sie notfalls sogar eine sogenannte frevelhafte BEWEGUNGSMASCHINE benutzen würde...
"Die Kirchenfürsten haben sehr starre Vorstellungen davon, was ein Mann und was eine Frau tun oder lassen sollte", stieß sie hervor.
"Ich bin nicht besonders gläubig."
"Sag das besser nicht zu laut, Gordon."
"Warum nicht?"
"Man bekommt nur Ärger dadurch."
"Sprichst du aus Erfahrung?"
Sie zuckte mit den Achseln.
"Ich hatte keine andere Wahl, als gegen die Vorstellungen unserer Kirche in diesem Punkt zu verstoßen!", erklärte sie.
"In wie fern?"
"Vor zwei Jahren bin ich mit meinem Mann in diese Gegend gekommen und wir haben versucht, eine Dasang-Farm aufzubauen. Aber dann ist er bei einer Schießerei ums Leben gekommen und ich versuchte, die Dasang-Farm weiterzuführen. Es ist mir auch ganz gut gelungen. Zumindest bis jetzt!"
Ihre letzten Worte klangen sehr bitter und Gordon konnte nur zu gut verstehen, was sie meinte.
"Hast du eine Ahnung, was das für Leute waren?", fragte er.
Ihr Gesicht wurde zu einer steinernen Maske.
Sie schluckte.
"So etwas kann nur jemand fragen, der nicht aus der Gegend ist!"
Gordon nickte.
"Ich bin tatsächlich nicht aus der Gegend", gab er zu.
"Das waren die Leute von Ekai Navos! Diese mordgierigen Bastarde!"
Gordon horchte auf.
Ekai Navos!
Diesen Namen kannte er!
Wegen Ekai Navos war er hier her, in die Gegend um die Stadt Kolum im Lande Camata auf dem Planeten Keduan gekommen...
Navos war der Anführer einer üblen Bande von Banditen und Schutzgelderpressern die ganz Camata und ein noch größeres Gebiet auf der anderen Seite der Grenze, im Norden der palikanischen Provinz Auhauhich in Atem hielt...
Die Konzernleitung schätzte Navos als ernstzunehmende Gefahr für die Stabilität in diesem Teil von Keduan ein.
Und deswegen war Gordon hier.
Der Ranger des Arantes-Konzerns.
Sein Auftrag war, Ekai Navos entweder einem Konzerngericht zuzuführen oder auszuschalten, wenn es nicht anders ging.
Aber das war leichter gesagt als getan.
Ein Mann wie Ekai Navos verfügte über eine erhebliche Machtbasis und ließ sich nicht so einfach verhaften.
Konzernranger Lyon Robert Gordon fragte:
"Was hatten Navos und seine Männer für einen Anlass, deine Dasang-Farm niederzubrennen?"
Larina hob die Augenbrauen.
"Fremder, das verstehst du nicht!"
"Ach, nein?"
"Nein."
Ihre Stimme hatte jetzt einen Klang bekommen, der Lyon Robert Gordon an klirrendes Eis erinnerte.
Etwas, das es auf Keduan allenfalls an den Polkappen gab.
Und auch dort nicht besonders reichlich.
"Warum versuchst du nicht, es mir zu erklären, Larina?", fragte Gordon schließlich.
Er lächelte überraschend mild.
Ihre meergrünen Augen unterzogen Gordon einer kritischen Musterung. Dann schien Larina C'Imroc einen Moment lang nachdenken zu müssen, bevor sich schließlich doch ihre Lippen bewegten.
"Okay", meinte sie. "Die ganze Gegend zahlt an diesen Navos dafür, dass er sie in Ruhe lässt. Jeder Dasang-Farmer und auch die Leute in den Städten."
Gordon nickte.
Es ist immer dasselbe Lied!, ging es ihm den Kopf. Wird Zeit, dass jemand kommt und diesem Gangster Paroli bietet...
"Und du wolltest nicht mehr zahlen, nicht wahr?"
"Ja."
"Ich verstehe."
"Ich konnte nicht mehr, Gordon! Wir hatten eine Seuche unter unseren Dasang. Unsere Einnahmen waren schlecht... Ich habe ein bisschen Geld auf der Bank von Kolum, aber diese Rücklagen hätte ich gebraucht, um über dieses Jahr hinwegzukommen! Ich bat um Aufschub, aber sie wollten ihn mir nicht geben..."
Sie barg ihr Gesicht mit den Händen. "Was hätte ich denn tun sollen?", rief sie. "Wenn ich gezahlt hätte, wäre das das Ende der Dasang-Farm gewesen!"
So denken sie alle!, dachte Gordon. Und nur deshalb können Leute wie Ekai Navos derart mächtig werden.
Sie blickte wieder auf und fügte noch bitter hinzu: "Es war wohl dumm, zu glauben, dass wir allein gegen diese Banditen eine Chance haben könnten!"
"Allerdings."
Ja, dachte Gordon stumm bei sich. Das war tatsächlich nicht gerade besonders klug gewesen.
Mutig zwar, aber nicht klug.
Gordon wandte sich um und blickte zu den Toten, die überall auf dem Boden verstreut lagen.
Larinas Dasangeros waren ebenso darunter, wie ungefähr die Hälfte des Banditentrupps.
Aber nach allem, was Gordon über Ekai Navos' Meute erfahren hatte, konnte dies nur eine kleine Abteilung seiner Bande gewesen sein...
Vielleicht waren es fünfzig, vielleicht hundert Bewaffnete, die unter dem Befehl dieses Mannes standen.
Niemand wusste das so genau, aber Gordon schätzte, dass man mindestens so viele Drachenreiter brauchte, um ein derart großes Gebiet wirksam zu kontrollieren. So wirksam, dass es bisher offenbar niemandem gelungen war, sich mit Erfolg dagegen aufzulehnen.
"Gordon!", hörte er dann plötzlich Larinas Stimme.
"Ja?"
"Was hast du vor?"
Er deutete zum Horizont, wo die Sonne Morimbeau im Begriff war unterzugehen.
"Bevor es dunkel wird, will ich die Toten begraben haben", meinte er.
"Und dann?"
"Mein Ziel ist Kolum. Wenn du willst, nehme ich dich bis dorthin mit, Larina!"
Sie nickte.
"Gut!"
Die Dasang sind die Grundlage jeden Lebens auf Keduan. Gott gab sie dir. Darum sind sie heilig.
Aus der KEDUANITISCH-REFORMIERTEN BIBEL
Es war schon fast Mitternacht, als Gordon und Larina die ersten Häuser der Stadt Kolum als dunkle Schemen aus der Dunkelheit auftauchen sahen.
Gordon hatte dem Drachen eines erschossenen Banditen seinen Sattel aufgelegt und auch Larina ritt auf einem dieser Drachen, denn ihre eigenen Tiere hatten die Angreifer schon vorher aus dem Pferch getrieben. Der Ritt durch die Dunkelheit war nicht einfach gewesen, aber Larina kannte sich vorzüglich in der Gegend aus. Das war auch notwendig, denn auf die Daten in dem kleinen Navigationscomputer, den Gordon bei sich trug, waren nicht immer auf dem neuesten Stand. Und bislang waren jegliche Versuche der Konzernleitung, Satelliten im Orbit um Keduan zu stationieren, am erbitterten Widerstand der keduanitisch-reformierten Kirche gescheitert.
Die Kirchenoberen sahen darin einen Frevel.
Der Himmel eines Planeten sei traditionell die Sphäre des Göttlichen.
Larina hätte allerdings den Weg von ihrer Dasang-Farm vermutlich auch blind gefunden, wenn es vonnöten gewesen wäre.
"Was wirst du tun, wenn wir gleich in Kolum ankommen, Larina?", fragte Gordon. "Hast du jemanden, wo du erst einmal unterkommen könntest?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein."
"Niemanden?"
"Niemanden."
"Hm."
"Aber das macht nichts. Ich habe dir ja bereits gesagt, dass ich noch etwas Geld auf der Bank habe. Ich werde mich erst einmal im Hotel einmieten, um wieder zu mir zu kommen..." Sie zuckte mit den Schultern. "Wer weiß, vielleicht gebe ich auf."
Gordon runzelte die Stirn.
"Was soll das heißen?"
"Dass ich möglicherweise das Land verkaufen werde, auf dem die Dasang-Farm gestanden hat."
"Ist das dein Ernst?"
"Natürlich. Meinst du, ich rede einfach nur so dahin?"
"Ich weiß nicht."
"Viel werde ich im Augenblick wohl nicht dafür bekommen. Aber vielleicht reicht es, um irgendwo anders ein neues Leben zu beginnen."
"Überlege dir gut, was du tust", meinte er.
Wenig später ritten sie bereits durch die finsteren Straßen von Kolum.
Erst als sie sich auf der Hauptstraße befanden, wurde es etwas heller, denn in den Bars war noch Betrieb. Die Bars wurden zumeist von Tochter-Unternehmen oder Lizenznehmern des Arantes-Konzerns betrieben. Die Kirchenfürsten hielten sie für Brutstätten des Satans und so gab es immer mal wieder Anschläge von fundamentalistischen Fanatikern.
Gordon wandte sich an seine Begleiterin und meinte: "Du wirst am besten wissen, wohin wir uns jetzt wenden sollten. Ich brauche ebenfalls ein Zimmer."
Larina C'Imroc nickte und streckte den Arm aus.
"Dort hinten ist L'au Yornocs Hotel. Ich kenne den Besitzer. Er ist ein anständiger Kerl und so etwas wie ein Freund. Ihm gehört übrigens auch der BETRUNKENE DESANGERO in der unteren Etage des Gebäudes."
Gordon zuckte mit den Schultern.
Sein Blick glitt die anderen Kaschemmen an der Hauptstraße entlang, in denen um diese Zeit noch etwas los war, und blieb dann dort hängen, wo Larinas schlanker Arm hingedeutet hatte.
L'au Yornocs Laden machte von außen keinen schlechten Eindruck und so nickte er.
"In Ordnung, Larina!"
Sie lenkten ihre Sauroiden auf L'au Yornocs BETRUNKENEN DESANGERO zu. Mehr als zwei Dutzend Drachen standen schon davor.
Gordon und Larina stellten ihre Tiere dazu.
"Sehen wir erst einmal zu, dass wir Zimmer bekommen", murmelte Gordon. "Um die Drachen werde ich mich dann nachher schon noch kümmern."
Als Gordon ihr aus dem Sattel half, huschte zum erstenmal ein Lächeln über Larinas Gesicht. Es war ein entzückendes Lächeln.
Was für eine Frau!, dachte er.
Der Blick ihrer meergrünen Augen traf ihn und diesmal war dieser Blick nicht mehr wütend und zornig, sondern warm.
Gordon hielt ihre Hand einen Augenblick länger, als eigentlich nötig gewesen wäre.
Sie ließ es gewähren.
Drinnen herrschte viel Betrieb und ausgelassenes Treiben. An der Theke standen Leute und tranken, während ein graubärtiger Mann auf einem verstimmten Synthesizer herumklimperte, dessen Sound-Modul wohl etwas im Eimer war.
Ein paar Kerle sangen ziemlich schräg dazu.
Gordon ging mit Larina direkt zum Schanktisch.
Es war sicher das größte Etablissement weit und breit. Insgesamt drei Keeper standen hinter dem Tresen und füllten den Männern ihre Gläser auf.
"Yornoc!", rief Larina mit heller, klarer Stimme, die durch das sonore Gemurmel der Männer hindurchdrang. Einer der drei Keeper wandte den Kopf.
Es war ein massiger Kerl, wahrscheinlich schon weit über fünfzig. Er war so riesig, dass er selbst den hochgewachsenen Gordon noch um ein paar Zentimeter überragte.
L'au Yornoc kam herbei und in seinem feisten, etwas angestrengt wirkenden Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
"Sowas... Larina C'Imroc! Sie hier? An einem solchen Ort!"
"Ich brauche für die nächste Zeit ein Zimmer, Yornoc. Natürlich zahle ich dafür!"
Yornocs Gesicht veränderte sich.
Es wurde ernst, sehr ernst. Der Gasthaus- und Hotelbesitzer zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Was ist geschehen?", erkundigte er sich. Aber sein Tonfall verriet, dass er die Antwort im Voraus ahnte.
"Es war Navos' Meute..." Larina C'Imroc versuchte weiter zu sprechen, aber ihre Stimme versagte ihr auf einmal den Dienst.
Ein Kloß schien ihr im Hals zu sitzen und sie am Reden zu hindern.
Das Geschehene musste sie ohne jeden Zweifel stark mitgenommen haben.
So sprach Gordon für sie.
"Sie haben die Dasang-Farm niedergebrannt. Es hat niemand überlebt. Ich kam dazu, aber da war das meiste schon geschehen..."
Der Keeper erschrak und wandte den Kopf zu Gordon herum.
"Oh, mein Gott!", stieß der dicke Mann hervor. "Diese Hunde! Diese verfluchten Hunde!"
Und dann schlug er mit der flachen Hand auf den zerkratzten Schanktisch. Einige der Kerle an der Theke blickten sich kurz zu ihm um, dann fuhren sie in ihren Gesprächen fort.
"Zahlen Sie auch an Ekai Navos?", erkundigte sich Gordon dann kühl.
Yornoc sah Gordon an, als wäre dieser ein exotisches Tier.
"Sie sind wohl nicht aus der Gegend, was?"
"Ich heiße Gordon."
Yornoc verzog das Gesicht.
"Wenn Sie aus der Gegend wären, würden Sie so etwas nicht fragen! Jeder zahlt hier an Ekai Navos! Jeder! Und alle die versucht haben, es nicht zu tun, liegen jetzt unter der Erde!" Yornoc machte eine hilflose Geste. "Navos residiert auf einem Anwesen in Auhauhich. Dort ist er sicher, dieser verfluchte Bastard!"
"Wie sieht Navos aus?", fragte Gordon. "Sind Sie ihm schon einmal begegnet? So von Angesicht zu Angesicht..."
Aber Yornoc schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich bin Navos nie begegnet. Er lässt die Drecksarbeit von seinen Leuten machen. Wenn du ein kleiner Gauner bist, Fremder, dann musst du deinen Arsch riskieren! Aber nicht, wenn man so groß ist wie Ekai Navos!"
"Ach ja?"
"Die Konzernleitung wird doch nie etwas gegen einen wie den unternehmen! Wahrscheinlich hat er seine dreckigen Gewinne schon in Konzernanteilen angelegt und ist längst Shareholder!"
Gordon lächelte.
Immerhin etwas, das wir gemeinsam hätten!
Yornoc stellte zwei Gläser auf den Schanktisch.
"Etwas zu trinken?", fragte er.
"Ja", kam es von Gordon.
"Und die Frau?"
Larina C'Imroc hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen und nickte.
"Ja", meinte sie. "Ein Drink wird auch mir heute gut tun!"
Yornoc holte die Flasche mit dem braunen Saft und schenkte ein. "Geht auf Kosten des Hauses, Larina!", meinte er. "Genau wie Ihr Zimmer!"
Larina wollte protestieren, aber Yornoc winkte ab und erstickte ihren Protest schon im Keim. "Wir haben uns immer gut verstanden, Larina. Sie sind jetzt in einer bösen Lage. Da muss man sich gegenseitig helfen!"
"Ich danke Ihnen!"
Später gingen sie mit Yornoc die Treppe hinauf zu den Zimmern.
Yornoc öffnete eine Zimmertür und machte eine einladende Armbewegung.
"Hier, Larina! Dies ist mein bestes Zimmer! Es steht zu Ihrer Verfügung!"
"Ich danke Ihnen."
"Hoffentlich gefällt es Ihnen!"
"Es ist wunderbar, Yornoc!"
"Wenn Sie noch irgendeinen Wunsch haben sollten, dann sagen Sie es mir bitte!"
"In Ordnung."
Yornoc wandte sich nun an Gordon.
"Ihr Zimmer liegt genau gegenüber, Gordon... Wissen Sie schon, wie lange sie in Kolum bleiben werden?"
Gordon machte eine unbestimmte Miene.
"Wahrscheinlich nicht lange. Ich weiß es aber noch nicht genau. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich für eine Nacht im Voraus bezahlen."
"In Ordnung. Ich nehme an, Sie haben Drachen dabei..."
"Ja."
"Dann stellen Sie die Sauroiden für die Nacht in meinen Stall. Der hiesige Mietstall gehört Giarg Remidrog und der ist, wie ich ihn kenne, längst im Bett und wäre ziemlich ärgerlich, wenn Sie ihn dort herausläuten würden!"
Gordon nickte.
"Okay, verstehe. Gibt es eigentlich einen Gesetzeshüter mit Konzernlizenz in der Stadt?"
Yornocs Augen wurden schmal, als er Gordon mit einem nachdenklichen Blick bedachte. Er zögerte einen Moment, bevor er sprach.
"Ja, Marson heißt der. Aber erwarten Sie nicht zuviel von ihm..."
"Wo ist dieser Marson jetzt?"
"Im Bett, schätze ich. Unten im Schankraum war er jedenfalls nicht mehr - und im Allgemeinen zieht er meine Taverne den anderen Kaschemmen vor, die es hier in Kolum gibt! Er wohnt direkt neben seinem Büro und der Gefängniszelle."
Später befand sich Gordon wieder draußen im Freien und schwang sich auf den Rücken seines Drachens.
Es war ihm nicht besonders wohl dabei, Larina in diesem Moment allein zulassen, aber es ging nicht anders.