Die großen Western 125 - Frank Callahan - E-Book

Die großen Western 125 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Die Cowboys schreckten aus dem Schlaf hoch und brachten sich im nahen Wald in Sicherheit. Es dauerte einige Minuten, bis sie das Feuer erwiderten, um die Angreifer auf Di­stanz zu halten. Die Herde raste in wilder Stampede in das Tal hinein. Tausende Hufe ließen die Erde erbeben. Eine riesige Staubwolke brei­tete sich aus. Der Banditenboß stellte das Feuer ein und nahm Sichtkontakt mit seinen Kumpanen rechts und links auf. Er gab ihnen das Zeichen zum Rückzug. Die fünf Outlaws folgten ihrem Boß. Kurze Zeit später erreichten sie ihre Pferde und zogen sich in die Sättel. Sie zogen die schwarzen Masken von den Köpfen und ­blickten grinsend auf die Rinderherde. Die Tiere stürmten in blinder Panik durch das Tal und kamen den Ranchgebäuden immer näher. "Das wär's wohl vorerst gewesen, Jungs", sagte der Banditenboß. "Diesen Denkzettel wird Chuck Miller so schnell nicht vergessen. Man wird mit uns zufrieden sein." Die Outlaws nickten, zogen ihre Tiere herum und ritten los. Der Anführer der Horde führte Kentuckys Pferd an den Zügeln mit sich. Er wollte es in einem Versteck lassen, wo es der andere später fin­den konnte. Die Outlaws zogen ab. * "Die Herde hat sich beruhigt, Boß", sagte Vormann Bill Mason zu Chuck Miller, "denn Rancher-Jack ist tot, und Ray und Garry hat's übel erwischt. Sie werden dem Totengräber trotzdem von der Schippe springen. Einige Tiere haben sich bei der Stampede verletzt. " Chuck Miller stützte sich schwer mit beiden Händen auf das Sattelhorn. In den rauchgrauen Augen funkelte heißer Zorn. Er preßte die Lippen fest aufeinander. Dann richtete sich der groß­ge­wach­sene Rancher auf. "Danke, Bill", sagte

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Die großen Western – 125 –

Wildwasser-Fehde

Frank Callahan

Die Cowboys schreckten aus dem Schlaf hoch und brachten sich im nahen Wald in Sicherheit. Es dauerte einige Minuten, bis sie das Feuer erwiderten, um die Angreifer auf Di­stanz zu halten.

Die Herde raste in wilder Stampede in das Tal hinein.

Tausende Hufe ließen die Erde erbeben. Eine riesige Staubwolke brei­tete sich aus.

Der Banditenboß stellte das Feuer ein und nahm Sichtkontakt mit seinen Kumpanen rechts und links auf. Er gab ihnen das Zeichen zum Rückzug. Die fünf Outlaws folgten ihrem Boß.

Kurze Zeit später erreichten sie ihre Pferde und zogen sich in die Sättel.

Sie zogen die schwarzen Masken von den Köpfen und ­blickten grinsend auf die Rinderherde.

Die Tiere stürmten in blinder Panik durch das Tal und kamen den Ranchgebäuden immer näher.

»Das wär’s wohl vorerst gewesen, Jungs«, sagte der Banditenboß. »Diesen Denkzettel wird Chuck Miller so schnell nicht vergessen. Man wird mit uns zufrieden sein.«

Die Outlaws nickten, zogen ihre Tiere herum und ritten los.

Der Anführer der Horde führte Kentuckys Pferd an den Zügeln mit sich.

Er wollte es in einem Versteck lassen, wo es der andere später fin­den konnte.

Die Outlaws zogen ab.

*

»Die Herde hat sich beruhigt, Boß«, sagte Vormann Bill Mason zu Chuck Miller, »denn Rancher-Jack ist tot, und Ray und Garry hat’s übel erwischt. Sie werden dem Totengräber trotzdem von der Schippe springen. Einige Tiere haben sich bei der Stampede verletzt. «

Chuck Miller stützte sich schwer mit beiden Händen auf das Sattelhorn. In den rauchgrauen Augen funkelte heißer Zorn. Er preßte die Lippen fest aufeinander.

Dann richtete sich der groß­ge­wach­sene Rancher auf.

»Danke, Bill«, sagte er. »Ihr habt das schnell in den Griff bekommen. Um Jack tut’s mir verdammt leid. Er war ein ausgezeichneter Cowboy. Sorg dafür, daß der Doc geholt wird. Die beiden Verwundeten müssen wieder auf die Beine kommen. Ich übernehme die Kosten.«

Chuck Miller blickte zur Herde hinüber, die von einigen Weiderei­tern zusammengehalten wurde.

»Habt ihr einen der Burschen erwischen können?«

Bill Mason schüttelte den Kopf. »Die Höllenhunde sind abgehauen, nachdem sie uns mit heißem Blei beharkt und die Herde in Stampede gesetzt hatten. Das geht doch eindeutig auf Williamsons Konto. Leider können wir dem Mistkerl wieder nichts beweisen.«

»Irgendwann zwinge ich William­son in die Knie!« zischte Chuck Mil­ler haßerfüllt.

»Er versucht seit über einem Jahr, mich mit allen Mitteln zu ruinieren. Bis jetzt konnten wir ihm Paroli bie­ten. Damned, warum mußte ich ausgerechnet heute in die Town reiten?«

Chuck winkte ab, als sich Bill Masons Gesicht verhärtete.

»Schon gut«, sagte er. »Ich hätte den Angriff der Halunken auch nicht verhindern können. Du hast gute Arbeit geleistet. Ich weiß, daß ich mich voll und ganz auf dich verlassen kann.«

»Wie ich dich kenne, willst du den Outlaws hinterher«, sagte der Vormann. »Der Überfall ist jetzt knapp eine Stunde her. Ich nehme an, daß es John Hunter mit seiner Banditenmeute war, der uns angegriffen hat. Die Strolche kennen sich nun einmal sehr gut in der Gegend aus. Wenn du willst, reite ich mit dir. Hier werde ich im Moment nicht mehr gebraucht.«

»Es wäre sinnlos, den Outlaws zu folgen«, antwortete Chuck Miller. Enttäuschung schwang in der Stimme mit. »John Hunter hat das von langer Hand vorbereitet und ist längst über alle Berge. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß er und seine Leute im Auftrag von Williamson gehandelt haben.«

»Das alte Lied«, meinte der Vormann. »Uns fehlen eben die Beweise, um den Cattle King in die Enge zu treiben. Zum Glück konnten wir das Schlimmste verhindern.«

Chuck Miller schwang sich vom Pferderücken und landete federnd im Gras. Er schob den Stetson in den Nacken und rückte den tiefgeschnallten Revolvergurt zurecht.

»Williamson wird nicht aufgeben. Seit über einem Jahr hat er meine Ranch im Visier«, sagte er. »Er will meinen Besitz schlucken, so wie er viele andere Rancher und Farmer kleingemacht hat. Zuerst hat er es noch auf die sanfte Tour versucht und ’ne Menge Dollars geboten, um das Tal und die Wasserrechte zu bekommen. Und weil ich hart geblieben bin, will er mich in den Staub treten.«

Bill Mason nickte.

Nur zu gut wußte er, wie sehr der Großrancher die Miller-Ranch immer mehr unter Druck setzte.

Williamson ließ keine Schikane und Gemeinheit aus, um Chuck und seine Mannschaft in die Knie zu zwingen. »Hast du in der Town Erfolg gehabt?« fragte Bill Mason und sah Chuck Miller forschend an.

Sein Boß schüttelte den Kopf. »Sheriff Donovan wird keinen Finger rühren, solange er keine Beweise in den Händen hat. Charles Hiller, der Bankdirektor, hat zudem den Kredit gekündigt und will keinen lausigen Cent mehr rausrücken. Auch dahinter steckt Williamson. Hiller frißt ihm aus der Hand. Wir gehen verdammt schweren Zeiten entgegen. Zum Glück ist die Herde heil geblieben. Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als Old Moses zu verkaufen.«

»Was?« ächzte der Vormann. »Das darfst du nicht tun! Auf keinen Fall. Old Moses ist nicht nur für unsere Ranch, sondern auch für die anderen Rancher unersetzlich. Der Zuchtbulle wurde mehrmals preisgekrönt und ist die Attraktion in diesem County. Big Boß Williamson würde sich nach Old Moses alle zehn Finger ablecken. Mann, das war damals ein Spaß, als wir ihm den Bullen vor der Nase wegschnappten.«

Bill Mason grinste verwegen. Auch Chuck Miller konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

»Mir wird keine andere Wahl bleiben«, sagte der Rancher ernst. »Ich benötige bald jeden Dollar, um den Kredit zurückzuzahlen, und möchte auf keinen Fall, daß die Ranch unter den Hammer kommt.«

»Sieht es wirklich so schlimm aus, Boß?«

»Nicht gerade rosig, Bill, doch wir werden’s schaffen. Mach dir wegen Old Moses keine Gedanken. Ich verkaufe ihn nur, wenn’s gar nicht mehr anders gehen sollte.«

Bill Mason atmete auf.

»Sie haben mir ’nen ganz schönen Schrecken eingejagt, Boß«, sagte er. »Old Moses ist der Stolz unserer Ranch, und seine Nachkommen können sich sehen lassen. Nicht umsonst erzielen wir gute Preise beim Verkauf der Longhorns. Außerdem steht er verdammt gut im Saft und wird noch lange Zeit der Stammvater für ganze Generationen von Rindern sein.«

Chuck Miller hob beschwichtigend die Hände.

»Auch mir ist Old Moses ans Herz gewachsen, Bill. Wir haben ihm ’ne Menge zu verdanken. Georg Wittney hat mir aber ein gutes Angebot gemacht, über das ich nachdenken werde.«

»Wittney …?«

»Seine Ranch liegt ungefähr hundert Meilen von hier entfernt. Er und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Er hat mir außer Dollars noch einen anderen Zuchtbullen angeboten, der ebenfalls große Klasse sein soll. George ist verrückt nach Old Moses und will mit ihm eine neue Art von Rindern züchten.«

Hufschlag erklang in der Ferne.

Ein Reiter jagte heran und parierte das Pferd so hart, daß es grell wieherte.

»Was ist los, Jeff?« fragte der Ranchboß.

»Sie sollten schnellstens zur Ranch kommen, Boß«, sagte der Reiter. »Ihr Vater schickt mich.«

Der Cowboy zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was geschehen ist!«

»Ich komme, Jeff«, sagte der Rancher.

Er kletterte in den Sattel des zäh und ausdauernd wirkenden Braunen, während der Weidereiter davonritt.

Chuck Miller nickte Bill Mason zu. »Kümmere dich um die Herde und um die Jungs. Laß Wachtposten aufstellen, obwohl ich kaum annehme, daß wir heute nacht noch angegriffen werden. Wir sehen uns später.«

Chuck Miller ritt los und erreichte wenige Minuten später den Ranchhof. Nachdem er vom Pferderücken gesprungen war, eilte er auf einen älteren Mann zu, der hinter einem alten Schuppen hervorgetreten war und eine Laterne in der Hand hielt.

Ein grauer Vollbart umrahmte ein von Wind und Wetter verwittertes Gesicht, in dem zwei jung gebliebene Augen funkelten.

Chuck blieb vor dem Vater stehen. »Was gibt’s, Dad?«

Der Oldtimer sah den Sohn bitter an.

»Komm mit«, sagte er. »Es geht um Old Moses. Mit dem Bullen stimmt etwas nicht. Sieh ihn dir mal an!«

Ralph Miller hob die Laterne höher.

Der Lichtschein fiel auf einen statt­lichen Bullen, der am ganzen Körper zitterte und sich kaum noch auf den Hufen halten konnte.

Chuck reichte dem Vater die Winchester und trat zu dem preisgekrönten Tier, das in diesem Moment auf der Vorderhand einknickte und dabei ein fast menschliches Stöhnen ausstieß.

Old Moses versuchte mit aller Macht, sich noch einmal aufzurich­ten, doch er schaffte es nicht.

Es dröhnte dumpf, als der schwere Körper auf die Erde schlug. Die Hufe zuckten, weißer Schaum quoll ihm aus den Nüstern. Er atmete immer schwerer.

»Irgendein gottverdammter Hundesohn hat Old Moses vergiftet«, sagte Ralph Miller. »Es gibt wohl keine Rettung. Die Attacke gegen die Herde war nichts anderes als ein Scheinangriff. So konnte sich einer der Banditen ganz ruhig anschlei-chen, während wir alle Hände voll zu tun hatten, um die Stampede unter Kontrolle zu bekommen.«

»Verdammt«, fluchte Chuck. Erstarrte auf den Zuchtbullen, der sich noch einmal aufrichten wollte, dann aber wie vom Blitz getroffen zurückfiel und regungslos liegen blieb.

»Aus und vorbei«, ächzte der Oldtimer. »Heiliger Rauch, ich kann’s nicht fassen. Was muß das für ein Mensch sein, der ein unschuldiges Tier quält und so erbärmlich krepieren läßt?«

Chuck Miller stand wie erstarrt da. Die breite Brust hob und senkte sich schwer.

Dann senkte er den Kopf, während sich die Hände zu Fäusten ballten.

»Auch das geht auf Williamsons Konto«, zischte er zornig. »Ich werde den Hundesohn zur Rechenschaft ziehen.«

»Was hast du vor?« fragte sein Vater besorgt. »Überstürz nur nichts. Darauf wartet Williamson doch nur. Er hat uns empfindlich getroffen, und genau das war seine Absicht. Du weißt ganz genau, daß er drei Revolvermänner und einige weitere harte Leute um sich geschart hat, die sein Leben schützen. Es wäre sinnlos, jetzt durchzudrehen und in eine Falle zu laufen.«

Chuck Miller nickte.

»Du hast recht, Dad«, sagte er rauh. Er hatte dabei das Gefühl, als würde ihm ein dicker Kloß in der Kehle stecken. »Ich muß ruhig Blut bewahren. Williamson nimmt be­stimmt an, daß ich durchdrehe. Und genau diesen Gefallen werde ich ihm nicht tun.«

Der Oldtimer lächelte zufrieden. »Genau das wollte ich von dir hören, mein Junge. Old Moses ist tot. Wir haben den kostbarsten Besitz der Ranch verloren. Nun werden wir erst einmal diese Niederlage überschlafen und danach überlegen, wie wir vorgehen wollen. Natürlich geben wir uns nicht geschlagen.«

Zwei Cowboys kamen herein und blickten düster auf den toten Zuchtbullen. Einer der Weidereiter begann wütend zu fluchen.

»Holt noch einige Jungs und bringt Old Moses weg«, befahl Chuck. »Grabt ihn irgendwo ein. Er wurde vergiftet, und ich möchte nicht, daß andere Tiere Schaden nehmen. Außerdem hat dieses Tier es nicht verdient, in die Mägen von Aasfressern zu wandern.«

Chuck und sein Vater gingen zu den Ranchgebäuden hinüber. Ehe sie das Haupthaus erreichten, ritt Bill Mason auf den Hof und eilte auf Vater und Sohn zu.

Er blickte die beiden aus schmalen Augen an.

»Nach euren Gesichtern zu urteilen, muß es ’ne Menge Ärger gegeben haben. Was ist passiert?«

Chuck berichtete von Old Moses’ Tod. Der Vormann schluckte schwer, als er die Nachricht erfuhr.

»Höllenfeuer!« würgte er hervor.

»Am liebsten würde ich jetzt zu diesem Williamson reiten, um ihn über den Jordan zu schicken!«

Ralph Miller schüttelte verweisend den Kopf.

»Du bist genauso ein Hitzkopf wie mein Sohn, Bill. Reiß dich zusammen. Wir finden einen Weg, um dem Big Boß an den Karren zu fahren. Und dann wird er sich bestimmt wünschen, er hätte uns in Ruhe gelassen.«

»Dann laßt euch nur bald etwas einfallen«, meinte Bill Mason. »Ohne Old Moses sind wir aufgeschmissen.«

Nach diesen Worten wandte sich der Vormann ab.

Er stiefelte mit gesenktem Kopf zum Bunkhouse hinüber, wo er verschwand.

»Du mußt dich ebenfalls ausruhen, Dad«, sagte Chuck. »Ich reite zur Herde und schau mich mal um. Vielleicht hält sich der Bastard im Tal auf, der den Zuchtbullen vergiftet hat.«

»Der Mistkerl muß sich der Ranch zu Fuß genähert haben, während seine Kumpane die Herde in Stampede setzten. Versuch dein Glück, mein Junge. Paß aber auf, daß du dir keine Kugel aus dem Hinterhalt einfängst.«

Chuck Miller lächelte dünn.

»So schnell kriegt mich keiner klein, Dad. Unkraut vergeht nicht. Und wenn der Strolch wirklich noch im Valley ist, dann kauf ich ihn mir.«

Kurze Zeit später verließ Chuck Miller das Ranchgelände.

In ihm herrschte der Wunsch, den Kerl einzufangen, der den preisgekrönten Zuchtbullen so brutal umgebracht hatte.

*

Der Rancher zauberte den Revolver aus dem Leder, als der Reiter vor ihm aus einem Seitental hervorgeritten kam.

»Nicht schießen, Boß«, erklang eine bekannte Stimme. Chuck Miller senkte den Lauf des Sixshooters.

»Ich bin’s – Charly.«

Die beiden Reiter zügelten Steigbügel an Steigbügel die Tiere.

»Wo treibst du dich herum?« wollte Chuck wissen.

Er sah den Weidereiter forschend an.

»Ich sah jemanden in das Seitenvalley schleichen, Boß«, berichtete der junge Cowboy. »Das war vor über ’ner halben Stunde. Ich war nicht sicher, ob es ein Mensch oder ein Tier gewesen ist. Auf jeden Fall habe ich nachgesehen, konnte aber niemanden finden.«

Chuck Miller runzelte die Stirn und schob den Colt ins Holster. Dann nickte er dem Cowboy zu.

»Ich sehe selbst mal nach, Charly. Reite du am besten wieder zur Herde hinüber. Hast du wirklich nicht genau erkennen können, ob es ein Mensch war, der dort drüben herumgeschlichen ist?«

»Sorry, Boß. Die Entfernung war sehr groß, und außerdem war der Mond gerade hinter einer Wolke verschwunden. Es kann auch ein Wolf oder sonst ein Tier gewesen sein.«

Chuck Miller lächelte freundlich. »Du hast mir trotzdem sehr ge­holfen, Charly. Bis später! Ich spür der Sache mal nach.«

Der Rancher ritt in den Seitenarm des Tals hinein, ließ dabei den Braunen tüchtig ausgreifen.

Nach ungefähr drei Meilen zügelte er das Pferd hinter einem Gebüsch und schwang sich aus dem Sattel.

Chuck lauschte, doch neben den vertrauten Lauten der Natur waren keine Geräusche zu vernehmen, nichts Verdächtiges.

Wenn meine Rechnung aufgeht, dann habe ich den Outlaw überholt, dachte der Ranchboß.

Der Halunke konnte noch nicht vor ihm sein, auch wenn er das Pferd bereits erreicht hatte, das einer sei­ner Kumpane für ihn bereitgestellt hatte. Er hatte Chuck wohl vorbeigelassen, um einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Und so hatte er es bestimmt auch bei dem Cowboy getan.

Das waren Chucks Überlegungen.

Er hoffte, daß er sich nicht getäuscht hatte.

Minuten vergingen.

Er vernahm plötzlich ein leises Wiehern, das nicht weit entfernt er­klang, und sah ein gesatteltes Pferd hinter einem großen Felsbrocken auftauchen.

Das Tier äugte zu Chuck herüber, scharrte mit den Vorderhufen und schnaubte und wieherte erneut.

Chuck schlich zu dem Pferd hinüber und sah sofort, daß die Zügel aufgerissen waren. Der graue Wallach mußte sich losgerissen haben und war allem Anschein nach in wilder Panik geflohen.

Vermutlich hatte ihn ein Tier erschreckt.

Chuck Miller zweifelte keine Sekunde daran, daß er das Pferd des Banditen vor sich hatte.

Der Rancher war sich völlig sicher, daß der Outlaw das Seitental noch nicht verlassen hatte.

Chuck schlich zu seinem Versteck zurück und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Es dauerte aber nur etwa zehn Minuten, bis er Schritte vernahm.

Kurze Zeit später zeichnete sich die Silhouette eines Mannes gegen das Firmament ab, als dieser eine Bodenwelle überquerte.

Chuck Miller zog den Revolver.

Der Fremde ahnte nichts von der drohenden Gefahr und kam langsam näher.

Er blieb starr stehen, als er das Pferd sah, doch dann stieß er einen Pfiff aus. Der Graue wieherte leise und trabte seinem Herrn entgegen.

Der Rancher kroch hinter den Outlaw und drückte ihm reichlich unsanft den Revolverlauf gegen den Rücken.

»Bleib ganz ruhig, Bandit, sonst brätst du ganz schnell in der Hölle!«

Der Outlaw steckte den ersten Schrecken schnell weg und drehte langsam den Kopf.