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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Clayd Dallas' Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, ein stadtbekannter Säufer, zog ihn groß. Clayd hörte niemals ein gutes Wort, wurde von jedem verstoßen und verjagt. Er bekam Schläge und man behandelte ihn schlimmer wie den räudigsten Straßenköter. Er war allein, einsam und verbittert. Sein Haß auf die Menschen wuchs, wurde größer und immer größer. Mit vierzehn Jahren lief er seinem Vater davon. Damit begann sein Weg – sein Zickzack-Trail zur Hölle. Clayd Dallas erwarb sich auf diesem Trail den Beinamen »Black«, wurde einer der gefürchtesten Revolvermänner, Spieler und Schießer des Landes Texas. Sein Ruf war berüchtigt, denn er verkaufte seine Schießkunst an den Meistbietenden. Er handelte ohne Herz und Gewissen, war ein Mann ohne Freunde. Irgend etwas lag in seinem Gesicht, das ihm einen Hauch von Männlichkeit gab und das Herz mancher Lady höher schlagen ließ… Er hatte pechschwarzes Haar, und da er sich stets ganz in Schwarz kleidete, gab man ihm den Beinamen »Black«. Er war von mittelgroßer Statur, breitschultrig und schmal in den Hüften. Quer über seine Stirn zog sich eine brandrote Narbe, die ihm einst eine Coltkugel zog. Nirgends fand er Frieden, nirgends ließ man ihn zur Ruhe kommen. Er war einsam und wurde immer verbitterter, denn er fühlte sich als Ausgestoßener. Das aber machte ihn hart, gewalttätig und skrupellos. So wurde er ein Verlorener auf dem Trail zur Hölle: Clayd »Black« Dallas, in der Zeit um 1875 einer der gefürchtesten Revolvermänner von Texas.
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Seitenzahl: 136
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Schaurig heulten die Wölfe auf der Steppe. Der Nachtwind brachte ein klagendes Wimmern herüber. Die Fensterläden des einsam gelegenen Farmhauses klapperten monoton. Trübes Licht sickerte durch die Fugen. »Hörst du es, Logan?« Die blonde Angie Willcox lauschte dem Klappern und Heulen. Reglos saß sie am derben Tisch und blickte ihren Mann unruhig an. Logan Willcox horchte angespannt und biß die Zähne auf den Stiel der erloschenen Tabakpfeife. »Das ist der Wind, Angie. Er kommt heute aus einer anderen Richtung, er fängt sich in den Felsklippen am Devil’s Canyon.« »Ich meine nicht den Wind, Logan. Hörst du nicht dieses Wimmern? Es hört sich an wie das Weinen eines Babys.« Der Farmer horchte wieder. »Ich höre nichts, Angie.« »Ja«, flüsterte sie, »jetzt ist es weg. Aber vielleicht ist es doch ein Kind, Logan! Manchmal kommt doch ein Treck über die Ebene. Vielleicht haben Indianer einen Wagenzug überfallen – und ein Kind lebt noch!«
Clayd Dallas’ Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, ein stadtbekannter Säufer, zog ihn groß. Clayd hörte niemals ein gutes Wort, wurde von jedem verstoßen und verjagt. Er bekam Schläge und man behandelte ihn schlimmer wie den räudigsten Straßenköter. Er war allein, einsam und verbittert. Sein Haß auf die Menschen wuchs, wurde größer und immer größer. Mit vierzehn Jahren lief er seinem Vater davon. Damit begann sein Weg – sein Zickzack-Trail zur Hölle.
Clayd Dallas erwarb sich auf diesem Trail den Beinamen »Black«, wurde einer der gefürchtesten Revolvermänner, Spieler und Schießer des Landes Texas.
Sein Ruf war berüchtigt, denn er verkaufte seine Schießkunst an den Meistbietenden. Er handelte ohne Herz und Gewissen, war ein Mann ohne Freunde.
Irgend etwas lag in seinem Gesicht, das ihm einen Hauch von Männlichkeit gab und das Herz mancher Lady höher schlagen ließ… Er hatte pechschwarzes Haar, und da er sich stets ganz in Schwarz kleidete, gab man ihm den Beinamen »Black«. Er war von mittelgroßer Statur, breitschultrig und schmal in den Hüften. Quer über seine Stirn zog sich eine brandrote Narbe, die ihm einst eine Coltkugel zog.
Nirgends fand er Frieden, nirgends ließ man ihn zur Ruhe kommen. Er war einsam und wurde immer verbitterter, denn er fühlte sich als Ausgestoßener. Das aber machte ihn hart, gewalttätig und skrupellos. So wurde er ein Verlorener auf dem Trail zur Hölle: Clayd »Black« Dallas, in der Zeit um 1875 einer der gefürchtesten Revolvermänner von Texas.
Der rauhe Trail des Schwarzen begann in Tonson City. Folgen wir nun seiner Fährte.
*
Es dunkelt bereits als er Tonson City erreicht.
Clayd Dallas schiebt seinen schwarzen Stetson in den Nacken, und als er auf die nahe Stadt schaut, richtet sein müde zusammengesunkener Körper sich leicht auf.
Dort herrscht noch reges Leben. Der ungestüme und wilde Betrieb pulsiert in der Stadt sicherlich bis in die frühen Morgenstunden hinein. Vielfältiges Stimmengewirr dringt aus den vielen Saloons und Vergnügungshallen und mischt sich mit dem Hämmern eines Klaviers.
Clayd hört die schrille Stimme einer Frau. In der Ferne krachen mehrere Colts. Über Clayd Dallas schmale Lippen huscht ein zynisches Lächeln.
Eine Stadt, so wie er sie sich wünscht. Wild – verwegen und zügellos.
Er treibt seinen Rappen leicht an und tätschelt ihm den Hals.
»Los, King«, sagt er, »gleich haben wir es geschafft. Du bekommst auch eine Extraportion Hafer.«
Es scheint, als verstehe ihn sein Pferd. Es streckt sich nochmals, und bald hat Dallas die Stadt erreicht.
Langsam reitet er die breite Main Street entlang. Viele Menschen, hauptsächlich Männer, sind noch unterwegs.
»Central-Hotel«, liest Dallas und lenkt sein Pferd zu dem gegenüberliegenden Mietstall.
Im Hotel wird er von einem Portier empfangen, der eine farbenprächtige Phantasieuniform trägt.
»Sie wünschen, Sir?« fragt der Portier höflich.
»Ein Zimmer für die Nacht, etwas zu essen und ein heißes Bad«, zischt der späte Gast. »Aber nicht so langsam Fellow«, fügt er überheblich hinzu.
»Jawohl, Sir«, schluckt der Portier und Dallas nickt befriedigt. »Bitte folgen Sie mir, Sir. Ich habe ein besonders prächtiges Zimmer für Sie.« Der Raum übertrifft wirklich seine Erwartungen.
Als er nach dem Bad gegessen hat, beschließt er, sich noch einen Drink zu genehmigen.
Unten in der Hotelannahme wird er angesprochen.
Es ist ein noch sehr junger Mann, von höchstens neunzehn Jahren, der aber seinen Colt in einer unmißverständlichen Art trägt.
»Sie sind doch Dallas?« ruft er und Clayd wirbelt pantherschnell herum.
»Clayd Black Dallas?« fragt der Fremde nochmals.
Clayd nickt nur.
Oh, er weiß genau, was jetzt kommen wird. Es ist ja nicht zum ersten Male, daß jemand ihn herausfordert, um zu Revolverruhm zu gelangen.
»Geh mir aus dem Weg«, fordert Dallas nur und will weitergehen.
»Bleib stehen, Dallas«, brüllt der junge Revolvermann. »Ich warte seit Tagen auf dein Eintreffen. Ich werde mich mit dir schießen, verstanden?«
Rechts und links drängen sich jetzt Menschen, die sensationsgierig sich diese Auseinandersetzung zweier bekannter Revolvermänner nicht entgehen lassen wollen.
»Wer bist du?« fragt Dallas ruhig und mustert den vor ihm stehenden Mann aus kalten Augen, die bar jedes Gefühlsausdruckes sind.
»Man nennt mich Long Butler, Dallas. Vielleicht hast du schon von mir gehört.«
Clayd schüttelt nur den Kopf.
»Nein, mein Bürschchen, dein Name ist mir unbekannt. Ich werde…«
»Nichts wirst du, Dallas«, zischt Long Butler.
»Man wird jetzt bis drei zählen und dann werden wir ziehen. Ist das klar?«
»Okay«, erwidert Dallas ruhig. Ein dünnes Lächeln liegt auf seinen Zügen.
Er fixiert Butler, der leicht vornübergebeugt steht, die geöffneten Hände über den Revolverkolben, bereit seine Waffe jeden Augenblick herauszureißen.
»Eins…« Jemand sagt es leise in die eingetretene Stille.
Niemand wagt zu atmen.
»Zwei…«
Dallas steht fast lässig da, doch das täuscht. In ihm ist jeder Nerv angespannt. Er weiß, daß jeder Fehler sein Ende bedeuten kann.
Die Spannung steigert sich fast ins Unerträgliche.
»Drei…!«
Da ist es nun – dieses Wort – auf das die beiden gelauert haben.
Und beide handeln auch schon.
Clayd Black Dallas scheint der Revolver nur so in die Hand zu springen. Ehe Butler seinen Colt auch nur in Schußhöhe bringt, drückt Dallas schon ab.
Sein Colt kracht.
Einmal…
Zweimal... Butler kommt überhaupt nicht zum Schuß.
Kraftlos entfällt ihm sein Colt, er greift an das sich rötende Hemd, taumelt und schlägt dann schwer zu Boden.
Dallas hat den rauchenden Colt noch in der Hand.
Sein Gesicht ist verzerrt, wirkt böse und teuflisch. Ein zynisches Grinsen huscht über seine Züge, als er den Herausforderer in seinem Blute liegen sieht.
Der schwarze Clayd wirbelt den Colt mehrmals um seinen Zeigefinger, dann ist seine Waffe wie von Zauberhand wieder im Halfter, das er tief am Oberschenkel trägt. Nun würdigt er Butler keines Blickes mehr, wendet sich um und geht hinaus auf die Straße.
Das Geraune der Menschen bleibt hinter ihm zurück, prallt von ihm ab wie an einer unsichtbaren Mauer.
*
Der »Gun Saloon« ist ein Saloon wie jeder andere.
Clayd Dallas sitzt an der Bar, hat einen doppelten Whisky vor sich stehen und beobachtet im großen, über dem Schanktisch aufgehängten Spiegel das Lokal.
Er hat die Blicke bemerkt, mit denen man ihn musterte. Er fühlt sie noch jetzt auf seiner Haut brennen. Aus lauter Wut hat er schon einige Whisky in sich hineinlaufen lassen.
»Diese Blicke«, denkt er. »Als wäre ich ein Tiger, eine reißende Bestie, die man bewundert und doch am liebsten tot am Boden sieht.«
Links und rechts an der Bar ist man deutlich von ihm abgerückt. Sie lassen es ihm deutlich merken, daß er nur ein Revolvermann und Schießer ist.
In Clayds dunklen Augen liegt blinder Zorn.
»Zwei doppelte Whisky«, zischt er den Barkeeper so heftig an, daß dieser vor Schreck beinahe die Flasche fallen läßt. Dallas Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes. Der Keeper stellt die beiden gefüllten Gläser vor Dallas. Dieser blickt sich um, stößt seinem linken Nachbarn in die Seite.
»He, Freund, trinke mit mir! Ich gebe einen Whisky aus.«
Der Angesprochene, ein kleiner schmächtiger Mann in Cowboykleidung, wendet sich um und starrt auf Black Dallas, der mühsam versucht, ein diabolisches Grinsen zu verbergen.
Sein Gesicht wirkt verzerrt. In die Narbe quer über seiner Stirn tritt ein unheilverkündendes Rot.
Der Cowboy ist bleich geworden, wirft einen hilfesuchenden Blick in die Runde. Natürlich ist man auf diese Szene aufmerksam geworden. Fast jeder hat diesen schwarzgekleideten Mann beobachtet. Jeder weiß, daß er vor einer knappen halben Stunde einen Herausforderer im Revolverkampf besiegte.
»Na, Partner. Wie ist es? Willst du nicht mit mir trinken?«
Dallas Stimme klingt sanft.
Vielleicht sogar zu sanft.
Jeder hört es und jeder macht sich seine Gedanken.
Der kleine Cowboy sitzt in einer bitteren Klemme, denn wenn er mit dem Revolvermann nicht trinkt, wird es dieser als eine Beleidigung auffassen.
Aber auch Cowboys haben einen verdammt mächtigen Stolz, suchen sich gern ihre Trinkgefährten selbst aus. Der Cowboy gleitet von seinem Barhocker. Er steht leicht vornübergebeugt.
»Es tut mir schrecklich leid, Gent«, sagt er dann und versucht ruhig zu bleiben. Doch er kann es nicht verhindern, daß seine Stimme leicht zittert.
»Warum, Buddy?« fragt Clayd Dallas und fährt sich über das glattrasierte Kinn. »Habe ich dir etwas getan, oder was willst du damit sagen…?«
Als Clayd keine Antwort bekommt, zischt er: »Ich bin Clayd Black Dallas. Vielleicht hast du schon einiges von mir gehört, Bürschchen. Es müßte eine Ehre für dich sein, mit mir trinken zu dürfen. Ich lasse mich nicht von jedem gewöhnlichen Herdentreiber beleidigen. Los, nimm jetzt das Glas in die Hand, und ich rate dir, tue es schnell, denn sonst…«
Im »Gun Saloon« ist es still geworden.
Man hört nur eiliges Stühlerücken von Männern, die sich in der Schußlinie befinden.
In der plötzlich eintretenden Stille ist das erregte Atmen der Menge zu hören. Aber Dallas wirft nur einen kurzen Blick auf die vielen Männer. Der Saloon ist gut besetzt.
Doch sie senken alle ihre Blicke.
»Feiges Gesindel«, denkt Clayd Dallas mit Verachtung. »Wie überall. Wenn diese Kerle nur ein schnelles Eisen wittern, werden sie zu feigen Memmen.«
Sein Blick fällt auf den kleinen Cowboy, der mit leichenblassem Gesicht an seinem Barhocker lehnt.
»Los, Boy!« brüllt Dallas und schlägt mit seiner geballten Faust auf die Theke, daß die beiden Whiskygläser wackeln.
»Nein…«, stammelt der Cowboy, »ich trinke nicht…, ich…« Plötzlich bricht er ab, wendet sich um und blickt auf seine Kameraden, auf die Bürger der Stadt. Hilfesuchend ist sein Blick, doch er blickt nur in stumpfe, nichtssagende Gesichter, in denen die Angst lauert.
Schweiß steht dem Cowboy auf der Stirn. Er fährt sich mit einer fahrigen Geste übers Gesicht.
Der Saloonausgang erscheint ihm als einzige Rettung.
Er sieht keinen anderen Ausweg. Sollte er etwa zur Waffe greifen? Auf keinen Fall. Darauf würde der Revolvermann ja nur warten.
Der Cowboy beginnt zu rennen.
Doch er kommt nur wenige Meter weit, hat noch nicht drei Schritte gemacht, da handelt Dallas schon. Wie durch Zauberei liegt sein Colt in der Hand, die Schüsse krachen und schon ist die Waffe wieder verschwunden.
Der Cowboy hört noch die Detonation mehrerer Schüsse, fühlt, wie ihm eine brutale Gewalt die Beine wegzieht. Schwer schlägt er am Boden auf und bleibt bewußtlos liegen.
Dallas nimmt das Whiskyglas und geht zu dem Besinnungslosen, dem er nur die Absätze von den hochhackigen Reiterstiefeln abgeschossen hat. Er schüttet ihm das Feuerwasser ins Gesicht und geht danach seelenruhig an seinen Platz zurück. Aus zusammengekniffenen Augen betrachtet er den kleinen Cowboy, während er genießerisch an seinem Whisky schlürft.
Der Cowboy bewegt sich jetzt, versucht sich dann langsam aufzurichten.
Sein Gesicht ist blaß. Taumelnd kommt er hoch, knickt aber sofort wieder ein, denn er fühlt nun, daß seine beiden Stiefelabsätze nicht mehr vorhanden sind.
Er macht wirklich einen jämmerlichen Eindruck. Wäre die Angelegenheit nicht so furchtbar ernst, der ganze Saloon würde vor wieherndem Lachen dröhnen. Aber so…!
Jeder weiß, was jetzt kommen wird. O ja, so war es immer schon. Der Große und Starke peinigt den Kleinen und Schwächlichen bis aufs Blut, daß dieser den Kopf verlieren und sich wehren wird. Darauf lauert der andere nur.
Der Cowboy hat keine Chance, nicht die Spur einer Möglichkeit sich durchsetzen zu können.
Doch er ist voller Mut und will über sich hinauswachsen.
Tiefatmend steht er nun vor Clayd Black Dallas, der es sich auf seinem Barhocker bequem gemacht hat und nun auf den kleinen Herdentreiber blickt.
»Bist du nun vernünftig geworden?« fragt Dallas sanft. »Trinkst du jetzt einen Whisky mit mir? Selbstverständlich ersetze ich dir deine Stiefel. Hier sind fünfzig Dollar. Dein Schuhwerk war zwar nicht einmal die Hälfte wert, doch ich bin ein großzügiger Mann und ich…«
»Stopfe dir dein Geld in den Rachen, Revolvermann«, brüllt der kleine Cowboy. Aufgeregt gestikulierend steht er vor Dallas. »Und… und… ersticke daran… du, du Bastard.«
Nun hat er seine Antwort aus sich herausgebrüllt. Sicherlich ist es – nüchtern gesehen – dumm von dem Cowboy gewesen, den Revolvermann so herauszufordern, aber jeder Mensch hat seine Grenzen bis zu denen er sich vieles gefallen läßt. Dann aber wird er sich wehren wollen, egal wie es auch ausgehen wird.
Clayd Black Dallas ist aufgesprungen, der Hocker fällt polternd um, jede Freundlichkeit – mag sie auch noch so gespielt gewesen sein – ist aus seinem Gesicht verschwunden.
Kampflust, die Gier falscher, gekränkter Eitelkeit nach Rache ist über ihn gekommen.
»Sag das noch einmal, Cowboy, aber ganz langsam! Los! Ich will es nochmals hören«, brüllt Dallas so laut, daß der Cowboy erschrocken zusammenfährt und taumelnd an der Theke Halt sucht.
Anscheinend kommt es ihm erst jetzt richtig zum Bewußtsein, was er in seiner Erregung gesagt hat.
Der umklammert den Griff seines Colts, bereit, die Waffe jeden Augenblick herauszureißen, um sein Leben so teuer wie nur möglich zu verkaufen.
»Bastard«, zischt Dallas, »Bastard hast du mich geschimpft. Boy, das wirst du doch selbst einsehen, daß das zu weit geht. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Sonst wäre es bald im ganzen Land bekannt, daß ein Kuhtreiber Clayd Black Dallas einen Bastard geschimpft hat.«
Des Cowboys Atem geht keuchend. Dicke Schweißtropfen bilden sich auf seiner Stirn. Sein Blick ist flackernd, sucht verzweifelt nach einem Ausweg. Den aber gibt es nicht.
»Weißt du überhaupt, wie man dieses Wort schreibt«, brüllt Dallas wieder. Seine Narbe an der Stirn glüht dunkelrot. »Nun, ich will es dir buchstabieren. Du sollst es wissen, denn das mußt du unbedingt noch lernen. Höre mir genau zu. Ich buchstabiere jetzt:
B wie beleidigen – A wie abknallen – S wie sterben – T wie tot – A wie…«
»Schluß jetzt!«
Eine Stimme befiehlt es dicht hinter Dallas. Im selben Moment fühlt der Revolvermann, wie sich eine Gewehrmündung in seinen Rücken bohrt.
Dallas horcht auf.
Das Besondere ist nämlich nicht das Gewehr, sondern die Stimme – die Stimme einer Frau.
Er will sich umdrehen, doch der Druck des Gewehrs verstärkt sich.
»Keine Bewegung, Revolvermann«, droht die Frau. »Ich habe grobes Indianerschrot geladen. Ich habe zwei Läufe und den Finger am Abzug.«
»Okay, Madam«, kapituliert Dallas. »Sie haben das bessere Blatt.«
»Nimm seinen Colt, Skinny!«
Der Cowboy, der sich so aus seiner mißlichen Lage gerettet sieht, beeilt sich, dem Befehl der Frau nachzukommen.
»So, jetzt können Sie sich umdrehen, Revolvermann!«
Die ganze Verachtung, die sie in dieses letzte Wort legt, trifft Dallas schwer, zudem es aus dem Munde einer hübschen Frau kommt. Hinter sich hört Clayd Stühlerücken, aufklingende Gespräche. Einzelne Wortfetzen fliegen zu ihm, und er weiß, daß sich die Männer im Saloon darauf besinnen, Männer zu sein, nachdem sie von einer Frau so beschämt wurden.
Und das kann recht bitter für Clayd Dallas werden.
Er hat auch ein zu gemeines Spiel mit dem kleinen Cowboy getrieben.
»So – und nun wollen Sie mich wohl dieser Meute ausliefern?« fragt Dallas ruhig. »Einem Tiger ohne Zähne können sogar ein paar Kojoten gefährlich werden.«
»Angst? Revolvermann!« höhnt sie, und ihre Augen scheinen ihn zu durchbohren. »Wie viele Menschen haben Sie schon auf dem Gewissen, Sie Bestie? Was denken Sie, wenn Sie in die aufgerissenen Augen ihrer Gegner blicken. Sagen Sie es mir, Revolverheld. Ich möchte es gern wissen?«
Immer noch hält sie das Schrotgewehr mit dem abgesägten Lauf in der Hand.
Sie hat ein ovales Gesicht, grüne Augen, einen betörenden Mund und alles wird von einer kupferroten Haarpracht umrahmt.
»Ich habe keine Angst, Madam«, trotzt er leise. »Vor diesen Männern da bestimmt nicht. Vielleicht…«
Er schweigt.
»Ich will es Ihnen sagen, Gunner. Sie haben höchstens vor sich selbst Angst. Ich habe viele von Ihrer Sorte kennengelernt. Sie sind doch alle gleich. Sie sind ein armer Narr und sollten möglichst schnell verschwinden, denn sonst wird man Sie in Stücke reißen und niemand wird Mitleid mit Ihnen haben.«