Donnernde Hufe - Frank Callahan - E-Book

Donnernde Hufe E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. »Sie kommen!« Billy Haycook hob den Lauf der Winchester und wies damit auf die Hügellücke. »Na endlich«, brummte Cash Connelly und schob den Schlapphut in den Nacken. »Diesmal zeigen wir's den verdammten Pferdedieben«, zischte der braunhaarige, schlanke Mann und stand auf. Der lange Staubmantel klaffte auseinander und gab den Blick auf den tiefgeschnallten Revolver frei. Billy nickte zu den Worten des Partners. Der buschige Schnurrbart betonte das verwegene Aussehen des Dreißigjährigen. Die beiden Texaner beobachteten den Reitertrupp, der sich inzwischen bis auf eine halbe Meile genähert hatte. »Diesmal erteilen wir Vallessa und seiner rauen Horde eine Lektion«, brummte Connelly. »Wenn wir auch diese Pferdeherde verlieren, sind wir am Ende«, erwiderte Haycook. »Wir müssen die Mustangs unbedingt nächste Woche verkaufen, um mit dem Erlös die fällige Kreditrate und auch die Zinsen abzudecken. Sonst kommen Ranch und Tal unter den Hammer.« Die Partner blickten auf über hundert Pferde, die fünfzig Yard entfernt in einem kleinen Seitental grasten. Längst hatten die Tiere die Witterung der fremden Vierbeiner aufgenommen und verhielten sich deshalb unruhig. Die Schatten der Nacht lagen über dem Gelände. Fern funkelten die Sterne in majestätischer Pracht.

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Die großen Western Classic – 23 –

Donnernde Hufe

Frank Callahan

»Sie kommen!«

Billy Haycook hob den Lauf der Winchester und wies damit auf die Hügellücke.

»Na endlich«, brummte Cash Connelly und schob den Schlapphut in den Nacken. »Diesmal zeigen wir’s den verdammten Pferdedieben«, zischte der braunhaarige, schlanke Mann und stand auf. Der lange Staubmantel klaffte auseinander und gab den Blick auf den tiefgeschnallten Revolver frei.

Billy nickte zu den Worten des Partners. Der buschige Schnurrbart betonte das verwegene Aussehen des Dreißigjährigen.

Die beiden Texaner beobachteten den Reitertrupp, der sich inzwischen bis auf eine halbe Meile genähert hatte.

»Diesmal erteilen wir Vallessa und seiner rauen Horde eine Lektion«, brummte Connelly.

»Wenn wir auch diese Pferdeherde verlieren, sind wir am Ende«, erwiderte Haycook.

»Wir müssen die Mustangs unbedingt nächste Woche verkaufen, um mit dem Erlös die fällige Kreditrate und auch die Zinsen abzudecken. Sonst kommen Ranch und Tal unter den Hammer.«

Die Partner blickten auf über hundert Pferde, die fünfzig Yard entfernt in einem kleinen Seitental grasten. Längst hatten die Tiere die Witterung der fremden Vierbeiner aufgenommen und verhielten sich deshalb unruhig.

Die Schatten der Nacht lagen über dem Gelände. Fern funkelten die Sterne in majestätischer Pracht. Silbernes Mondlicht legte einen milchigen Hauch über die Weide.

Einige Büsche wiegten sich im sanften Wind, der den würzigen Geruch von Wasser, Erde und Gras zu den beiden Männern trug, die seit mehreren Stunden in einer Bodenmulde auf die Pferdediebe lauerten.

Die zehn Reiter trieben nun ihre Gäule an und ritten langsam näher. Dunkel zeichneten sich die Silhouetten gegen das hellere Firmament ab.

Die Rustler hielten Gewehre in den Händen und hatten die Halstücher bis hoch zu den Nasenwurzeln gezogen.

Der Atem der Gewalt ging von diesem wilden Rudel aus, das seit mehreren Monaten immer wieder zuschlug und den Ranchern Pferde und Rinder stahl.

Nicht nur Billy Haycook und Cash Connelly litten unter dem Terror der Viehdiebe, sondern auch andere Rancher vermochten der mexikanischen Bandoleros nicht Herr zu werden, die immer wieder über die Grenze ins Arizona-Territorium einfielen.

Die beiden Partner warteten schon seit drei Tagen und Nächten, und nun schienen sich die Strapazen doch zu lohnen.

Sechs Rustler ritten langsam auf die Pferdeherde zu, während die vier anderen auseinanderfächerten und das umliegende Gelände beobachteten. Die Hombres ahnten wohl nichts von der tödlichen Gefahr, in die sie sich begaben.

Billy Haycooks schmales Gesicht wurde maskenstarr, als er die Winchester hob und einen der Rustler ins Visier nahm. Cash Connelly folgte dem Beispiel des Partners.

Dann peitschten die beiden Gewehre, spuckten Feuer und Blei.

Drei Banditen stürzten aus den Sätteln, als hätte sie ein Riese mit einem einzigen Hieb von den Pferderücken gefegt.

Die übrigen Viehdiebe trieben ihre Gäule an und duckten sich, den heranpfeifenden Geschossen zu entgehen. Zwei weitere Rustler fielen wie reife Früchte, schlugen dumpf ins Gras und blieben reglos liegen. Die restlichen Outlaws jagten davon, als wäre der Satan persönlich hinter ihnen her, und zügelten erst ihre Vierbeiner, als sie außerhalb Gewehrschussweite waren.

Die Partner ersetzten die verschossenen Patronen im Röhrenmagazin der Winchester und lauerten zu den fünf Reitern hinüber, die auf tänzelnden Pferden hockten und wohl erst einmal verdauen mussten, dass fünf ihrer Komplizen statt reichlicher Beute nur heißes Blei eingefangen hatten.

»Ich bin gespannt, ob die Bastarde abhauen«, knurrte Billy Haycook. »Diesmal haben wir’s ihnen ganz hübsch besorgt. Das wird Roberto Vallessa überhaupt nicht schmecken.«

»Ich hoffe nur, dass sich der Banditenboss unter den Toten und Verwundeten befindet«, antwortete Cash Connelly.

Die beiden Männer aus Texas, die hier an der Grenze Arizonas zu Mexiko eine neue Heimat gefunden hatten, starrten zu den fünf Banditen hinüber, die noch immer reglos im Gras lagen.

»Die Kerle werden sich nicht aus eigener Kraft erheben«, brummte Billy. »Und das ist gut so, denn sie haben Leid und Schmerz, Tränen und Blut über die Weide gebracht.«

Cash nickte und deutete dann zu den Rustlern hinüber, die dem Kugelhagel entkommen waren.

»Die Höllenhunde geben nicht auf«, flüsterte er. »Den Hombres ist wohl klar geworden, dass sie’s nur mit uns beiden zu tun haben. Die wollen uns nun an den Kragen. Na gut, dann zeigen wir den Bandoleros mal so richtig, was wir auf dem Kasten haben.«

Die fünf Rustler sprangen von den Pferderücken, fächerten auseinander und verschwanden im kniehohen Gras. Dann schlichen sie sich langsam auf das Versteck der beiden Gegner zu, die sich nicht rührten und auch nicht auf die Angreifer feuerten.

»Trick siebzehn mit Überschlag und doppeltem Salto«, wisperte Billy Haycook breit grinsend. »Vorwärts, Cash, wir nehmen die Hundesöhne ins Kreuzfeuer, dass ihnen Hören und Sehen vergeht.«

Die Partner verließen die Bodenmulde und schlichen rechts und links davon. Es gab zahlreiche Deckungsmöglichkeiten, die von den beiden erfahrenen Männern genutzt wurden.

Es dauerte nicht lange, dann befanden sich die Freunde ungefähr dreißig Yard von ihrem ehemaligen Versteck entfernt.

Und sie erkannten die fünf Rustler, die herankrochen und nicht ahnten, dass erneut eine Falle auf sie wartete.

Fünf Minuten später war’s so weit.

Cash Connelly und Billy Haycook eröffneten das Feuer auf die Gegner, die schon wieder überrascht wurden.

Drei Banditen blieben liegen, nur zwei erreichten die Pferde.

Sie schwangen sich in den Sattel und ritten wie von Furien gehetzt davon.

Der Hufschlag wurde rasch leiser. Nur noch eine Staubwolke schwebte träge über der Weide.

»Das war’s wohl vorerst«, murmelte Cash Connelly. »Wir sollten nach den Hombres sehen. Pass aber auf, dass nicht plötzlich einer der Kerle von den Toten aufersteht und um sich zu schießen beginnt.«

Billy Haycook winkte nur ab.

Die acht Rustler waren sämtlich tot, wie die beiden Texaner in den nächsten Minuten feststellen.

»Was hast du vor?«, fragte Cash, als sein Partner die leblosen Körper nacheinander über die Rücken der Pferde legte.

»Wir reiten zum Valley und knüpften die toten Viehdiebe an den Cottonwoods auf. Das wird eine Warnung für Roberto Vallessa sein.«

»Verdammt schade, dass Vallessa entweder entkommen, oder gar nicht unter seinen Compañeros gewesen ist«, antwortete Cash Connelly.

Eine Stunde danach baumelten die acht toten Bandoleros an den eigenen Lassos von starken Ästen. Die Körper pendelten im leichten Wind, der von den Bergen der Sierra de San José herüberwehte, wo bereits Mexiko begann.

Der Himmel rötete sich, und es dauerte nicht lange, dann schob sich der flammende Ball der Sonne über einen Gipfel der Pedrogosa Mountains und legte einen goldenen Hauch über die Prärie und die zahlreichen Hügel.

Billy und Cash hockten in den Sätteln und starrten auf die Bandoleros. Das war alles andere als ein erfreulicher Anblick, der auch die beiden harten Männer nicht kalt ließ.

»Es musste sein«, sagte Billy. Es klang wie eine Entschuldigung. »Wir hatten keine Wahl, als genauso gnadenlos zuzuschlagen, wie die Halunken es seit Wochen und Monaten in diesem County tun.«

Cash nickte. »Natürlich wird Roberto Vallessa jetzt auf uns losgehen. Wir haben ihm zwar eine empfindliche Niederlage beigebracht, doch der Bastard bringt leicht weitere zwanzig Reiter in die Sättel. Das wird verdammt hart.«

»Wir müssen uns durchbeißen. Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Billy Haycook. »Irgendwie schaffen wir’s. Auf die Hilfe der anderen Rancher brauchen wir nicht zu bauen, die haben selbst alle Hände voll zu tun, sich der Viehdiebe zu erwehren.«

Hufschlag tackte in der Ferne.

Die beiden Texaner drehten die Köpfe und erkannten einen Reiter, der aus dem Valley ritt und geradewegs auf sie zuhielt.

»Old Whisky«, brummte Cash Connelly. »Der Oldtimer hat’s wohl nicht mehr auf der Ranch ausgehalten und will nachschauen, ob wir auch die Hausaufgaben ordentlich erledigt haben.«

»Bestimmt hat sich der Alte große Sorgen gemacht«, meinte Billy und lächelte breit. »Er hält uns nach wie vor für Grünschnäbel, die noch nicht trocken hinter den Ohren sind. Ich denke aber, dass er mit uns zufrieden sein wird.«

Ein knorriger Oldtimer ritt auf einem mausgrauen Wallach heran. Der Oldman war wie ein Trapper ganz in Leder gekleidet. Ein speckiger und verbeulter Lederhut saß schief auf dem Schädel.

Ein grauer Vollbart umrahmte ein faltiges Gesicht, das von fröhlichen Augen und einer Adlernase beherrscht wurde. Über dem Sattelhorn lag eine doppelläufige Parker Gun.

Und mit der Schrotspritze hatte Old Whisky schon so manchem Gegner Beine gemacht.

Der graubärtige Alte zügelte den Wallach und nickte den Partnern zu.

»Da ihr noch lebt, müsst ihr wohl meine Ratschläge befolgt haben, Jungs. Das finde ich gut. Die Pferdeherde befindet sich auch noch im Valley und wurde nicht von den Hundesöhnen gestohlen. Prächtig, prächtig, ihr Heldensöhne. Jetzt solltet ihr mir nur noch verraten, ob die Rustler überhaupt Vierbeiner stehlen wollten?«

Cash und Billy verzogen die Gesichter, als hätten sie von einer Sekunde zur anderen schlimme Zahnschmerzen.

»Ich kümmere mich ums Mittagessen«, ächzte der Oldtimer einige Stunden später und fuhr mit dem Handrücken über die schweißbedeckte Stirn. Dann warf er einen Blick zur hochstehenden Sonne, die vom wolkenlosen Himmel sengte, als wollte sie in allen Lebewesen das Mark zum Kochen bringen.

»Lass dich nicht aufhalten«, antwortete Billy. »Wir können ’nen Happen vertragen. Was du die ganze Zeit über knurren hörst, ist mein Magen.«

Cash trieb die letzten Pferde in den Korral, der nur einen Steinwurf von der großen Blockhütte entfernt war.

»Geschafft«, seufzte Billy Haycook. »Jetzt befinden sich alle Mustangs in Sichtweite. Wir sollten noch heute mit dem Trail nach Camp Rucker beginnen. Die Blauröcke sind scharf auf die Pferde.«

»Wir müssen die Herde auf jeden Fall durchbringen, sonst wird’s bitter. Der Bankmensch in McDowell verlängert den Kredit keinen Tag, wenn wir schon wieder die Rate nicht bezahlen. Die Frage ist nur, ob uns Roberto Vallessa mit seiner wilden Meute keinen Strich durch die Rechnung macht. Es sind hundert Tiere, die wir zum Militärcamp treiben müssen. Vor uns liegen über hundert Meilen durch raues Gelände. Es wird nicht einfach, zu dritt die Remuda durchzubringen.«

Cash Connelly zog ein skeptisches Gesicht.

»Was ist schon einfach auf dieser lausigen Welt?«, erwiderte Billy. »Wenn wir hierbleiben, tauchen die Höllenhunde spätestens heute Nacht auf und ziehen uns das Fell über die Ohren.«

Die beiden Partner sahen sich ernst an, ehe sie auf die Pferdeherde im Korral blickten. Es waren erstklassige Pferde, die dort grasten oder herüberäugten und wieherten.

So standen die beiden jungen Männer einige Minuten, beobachteten die Pferde und hingen ihren Gedanken nach.

Old Whiskys krächzende Stimme ließ sie zusammenzucken.

»Kommt ganz schnell zum Essen, oder ich schütt alles wieder weg. Und glaubt nur nicht, dass ich scherze!«

»Der alte Knochen könnte sich auch mal ’nen neuen Spruch einfallen lassen«, meinte Billy Haycook.

Cash Connelly grinste.

»Der Oldman hat noch nie was weggeschüttet. Lieber futtert er alles selbst. Aus diesem Grund sollten wir uns beeilen, sonst putzt er auch unsere Steaks weg!«

Das Essen schmeckte wie immer ausgezeichnet. Old Whisky nickte zufrieden, als Schüssel und Pfannen sich schnell leerten.

»Na, was habt ihr beiden Greenhorns beschlossen?« Der graubärtige Alte sah die Partner forschend an, nachdem sie die Teller zurückgeschoben und sich Zigaretten angezündet hatten.

»Wir trailen kurz vor Sonnenuntergang los«, sagte Cash Connelly entschlossen. »Mit ein wenig Glück sind wir in vier oder fünf Tagen in Camp Rucker. Dann sind wir fein raus.«

Der Oldtimer stand auf, stiefelte zu einem Wandschrank und holte eine Flasche und drei Gläser heraus. Er schenkte die Gläser voll und sah die beiden Freunde erwartungsvoll an.

»Darauf sollten wir trinken, Jungs!«

Billy und Cash schüttelten sich, als wären sie von einem Regenschauer überrascht worden.

»Das ist doch dein Selbstgebrannter, nicht wahr?«, vergewisserte sich Billy und erschauerte.

»Marke Eigenbau, klar. Und auf dieses erstklassige Getränk bin ich stolz. Es ist der beste Whisky im Umkreis von hundert Meilen. Ehrlich, ich hab schon dran gedacht, die Whiskyherstellung in großem Rahmen aufzuziehen. Damit könnten wir ’ne Menge Bucks machen.«

Cash und Billy seufzten.

»Das ist die übelste Pumaspucke jenseits des Mississippi. Alle nennen dich nicht umsonst Old Whisky. Du darfst dich in keinem Saloon mehr sehen lassen, wo du das Gesöff verkauft hast«, ächzte Cash.

»In Tombstone sind einem Mann nach einigen Drinks Haare auf der Brust gewachsen«, murrte Billy. »Und in Tucson hatte die halbe Bevölkerung Magenbeschwerden. Das hab ich sogar noch sehr zurückhaltend ausgedrückt!«

Old Whisky legte den Kopf schief, schnüffelte wie ein Biber und funkelte die Partner aus listigen Augen an. »Lügen, nichts als Lügen. Das wisst ihr ganz genau. Natürlich ist mein Whisky nur was für richtige Männer. Also vorwärts, trinkt schon und enttäuscht mich nicht!«

»Eigentlich sind wir noch viel zu jung für diesen Männer-Whisky«, gab Cash zu bedenken, doch als er das müde Grinsen des Oldtimers sah, griff er entschlossen nach dem Glas und stürzte den Inhalt mit Todesverachtung hinunter.

Billy folgte dem Beispiel.

Und dann rangen die beiden jungen Männer nach Atem, während ihre Hände zu den Kehlen fuhren.

Old Whisky trank genüsslich und schüttelte immer wieder den Kopf, als könne er beim besten Willen diese Reaktion nicht verstehen.

»Stellt euch nicht so an!«, fuhr er die Freunde plötzlich an. »Ihr wollt euch nur vorm Abwasch drücken, doch da läuft nichts. Ran an die Arbeit und keine Müdigkeit vorschützen.«

»Gib uns vorher noch ’nen Drink von dem Gesöff«, bat Billy Haycook.

»Kommt nicht in die Tüte!«, antwortete der Oldman und schnappte die Flasche. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Außerdem liegt vor uns ein langer Trail. Ich hab keine Lust, euch alle hundert Yard in die Sättel zu hieven, nur weil ihr andauernd vom Pferderücken fallt.«

»Black King wird die Führung der Herde übernehmen und die Vierbeiner zusammenhalten«, sagte Old Whisky. »Ich hab niemals in meinem Leben ein solch prächtiges Pferd gesehen.«

Das Fell des Rapphengstes glänzte wie das Gefieder eines Rabens, als er auf schmalen Fesseln durch den Korral tänzelte. Die Muskeln spielten unter dem seidigen Fell und zeugten von der geballten Kraft.

»Er wird einmal der Stammvater unserer Zucht«, meinte Cash. »Es war aber auch ein verdammt hartes Stück Arbeit, ihn einzufangen. Wenn ich dran denke, krieg ich graue Haare. Doch inzwischen hat er sich an die Menschen gewöhnt, obwohl er noch immer widerborstig ist. Er ist ein King und wird das immer bleiben.«