Die Hoffnung klopft an die Hintertür - Steve Volke - E-Book

Die Hoffnung klopft an die Hintertür E-Book

Steve Volke

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Beschreibung

Steve Volke, der CEO des Kinderhilfswerks "Compassion" und Autor zahlreicher Bücher, hat bei seinen Reisen um die Welt starke Geschichten für dieses Buch gesammelt. Er erzählt von Menschen, die trotz schwieriger Startbedingungen und herausfordernder Umstände ihren Traum vom Leben verwirklicht haben: Aus Slumkindern wurden Rechtsanwälte, Unternehmer und echte Führungspersönlichkeiten. Kinder mit Behinderung absolvieren ein Studium und werden so anderen zum Vorbild: Jennifer Gitiri aus Kenia - aufgewachsen in einem der großen Slums von Nairobi ist sie heute Staatsrechtlerin und Juristin in den höchsten Regierungskreisen Kenias. Adul aus Thailand - 12 Teenager werden nach eine Woche in einer dramatischen Rettungsaktion, die um die Welt ging, aus einer Höhle befreit. Adul spricht als Einziger Englisch (durch Compassion) und konnte sich darum mit den Helfern verständigen. Michelle aus den Philippinen - aufgewachsen in einem Prostituierten- und Drogenmilieu kehrt sie nach ihrem Studium zurück und gründet ihr eigenes Hilfswerk "Made in Hope". Die Hoffnungsgeschichten in diesem Buch zeigen, dass es Auswege aus Leid und Elend gibt. Mutmachgeschichten für eine bessere Zukunft.

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Seitenzahl: 166

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Steve Volke

Die Hoffnung klopft an die Hintertür

Ermutigende Lebensgeschichten aus aller Welt

Über den Autor:

Steve Volke, Jahrgang 1961, lebt in Marburg, ist verheiratet mit Anke und Vater von 4 erwachsenen Töchtern. Der Journalist, Referent und Fotograf ist in seinem Hauptberuf CEO des Kinderhilfswerks Compassion (Marburg). Volke ist Autor von über 35 Büchern, von denen sechs in anderen Sprachen und Ländern veröffentlicht wurden. Mehr zu ihm: www.stevevolke-blog.de

Die zitierten Bibelverse sind folgenden Übersetzungen entnommen:

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe,

© 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Hoffnung für alle®, © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

© 2024 Brunnen Verlag GmbH, Gießen

Lektorat: Stefan Loß

Umschlaggestaltung: Jonathan Maul

Umschlagfoto: Compassion International

ISBN Buch: 978-3-7655-3602-1

ISBN E-Book: 978-3-7655-7865-6

www.brunnen-verlag.de

Danke!

Vielen Dank an die Freunde von Compassion International, die sich in 29 Ländern um die Förderung von inzwischen über 2,3 Millionen Kindern kümmern. Ihr seid die wahren Helden. Danke, dass Ihr Geschichten wie diese hier im Buch ermöglicht und nicht müde werdet, immer wieder neue Hoffnungsgeschichten zu schreiben.

Vielen Dank an Stephanie Friedrich und Andreas Schuss für die inhaltliche und redaktionelle Begleitung bei diesem Projekt.

Vielen Dank an meine Frau Anke, die mal wieder ein Buchprojekt ihres Mannes mit durchgezogen hat und seit fast 40 Jahren an meiner Seite mit mir gemeinsam unterwegs ist. Danke, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind, Kinder aus Armut zu befreien.

Steve Volke

Inhalt

Vorwort

1.

Frau H. – wer denn sonst?

2.

Aura: Von der Müllkippe auf die Universität

3.

Frida: Das geknickte Rohr

4.

Remmy: Vom Fluch zum Segen

5.

Frau H. liebt Musik

6.

Eduarda: Der Trost der Musik

7.

Ein Lied kann alles verändern

8.

Rydia und Fred: … und dann werden wir tanzen

9.

Benson: Vom „kleinen Nichts“ zum Rechtsanwalt

10.

Dr. Rediy: Nicht gewöhnlich, außergewöhnlich

11.

Frau H. wird überprüft

12.

Betty: Das neue Leben kann gelingen

13.

Tony: Vom Schuhputzer zum Direktor

14.

Kemi: Der Jesus-Rapper

15.

Pedro: Verbrannt, doch nicht zerstört

16.

Frau H. ist immer schon da

17.

Jennifer: Von der Müllhalde zur Menschenrechtlerin

18.

Misgana: Der Rechtsanwalt aus dem Rotlichtviertel

19.

Dan: Vom Segen eines Smartphones

20.

Kanani: Einhundert Prozent Vertrauen

21.

Frau H. wird untersucht

22.

Grace: Handycap mit Folgen

23.

George: Mein Gott und sein Toyota

24.

Muthulakshimi: Gott hat dich im Blick

25.

Michelle: Geboren, um Hoffnung zu verbreiten

26.

Adul: Rettung für die Höhlenkinder

27.

Frau H. bleibt an Ihrer Seite

28.

Wozu wir geboren werden (Nachwort)

Vorwort

Die Hoffnung klopft an die Hintertür.

Jede Geschichte eines Menschen nimmt irgendwo ihren Anfang – an Hunderten Orten, in verschiedensten Kulturen und unter den ungewöhnlichsten Umständen. Zuvor waren da viele andere Geschichten, die auf diese neue Geschichte zuliefen, lange vor der Geburt dieses Menschen. So hat jeder Mensch seine Vor- und Nachgeschichte. Dazwischen liegt das ganze eigene Leben. Und dort spielt Gottes Geschichte hinein.

Die Bibel zeigt uns in sachlicher und poetischer, manchmal harter, aber immer spiritueller Art und Weise, wie man Geschichte als Gottes Geschichte begreifen kann. Sie blickt immer wieder in die Vergangenheit zurück, zeigt auf, wo sich dort seine Wirklichkeit gezeigt hat und wo Gott im Leben von Menschen Geschichte schrieb: in Hoffnung und Enttäuschung, Freud und Leid, in festem Vertrauen und quälenden Zweifeln.

Immer wieder entdecken Menschen: Gott handelt – in meiner Geschichte. In dem, was sich ereignet, ist Gottes Geist aktiv. Die Geschichte Gottes mit seinen Menschen – das ist das Thema der Bibel. Und was Gott für diese Menschen zur Zeit der Bibel war, das will und kann er auch für uns heute sein: ein fester Halt und die Mitte unseres Lebens.

Wir tragen unsere Geschichte nicht mit uns herum wie etwas, das man an- und ablegen kann, sondern wir sind mit ihr verwoben. Es gibt eine Gruppe von Menschen, deren Geschichten sich auf den ersten Blick gleichen.

Es sind die Geschichten von Armut, Ausgrenzung, Leid und Hoffnungslosigkeit. Zumindest auf den ersten Blick. Doch jede Geschichte steht auch für sich allein, so wie jeder Mensch auch für sich selbst lebt. Jeder von uns ist einzigartig. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte – und Gott hat seine eigene Geschichte mit jedem von uns.

Die ermutigenden Lebensgeschichten in diesem Buch zeigen, dass das Leben verändert werden kann. Ausweglosigkeit kann in Lebensfreude verwandelt werden. Es gibt Hoffnung.

Aber: „Hoffnung haben“ – für viele Menschen ist das ein schwacher Begriff. Wenn nichts mehr übrig ist von den eigenen Vorstellungen, Kräften und Ideen, dann bleibt noch die Hoffnung. Echt jetzt? Ist Hoffnung nicht eher eine „treibende Kraft“, die befähigt, die Dinge komplett zu verändern?

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, das sagen Menschen, die alles andere bereits ausprobiert haben, um etwas zu verändern, zu bewirken oder Probleme zu lösen. Manchmal ist es eine zynische Bemerkung oder geht mit einer guten Portion Sarkasmus einher, denn Hoffnung ist oft das Erste, was uns verlässt, und das Letzte, was uns noch bleibt. Vielleicht können Sie die folgende Beschreibung nachvollziehen, weil es Ihnen manchmal ähnlich geht. Sie zeigt, wie Gefühl und Wirklichkeit auseinanderklaffen können. Unsere Wahrnehmung ist – zumindest in den Lebensumständen, in denen wir in Deutschland leben dürfen – immer etwas verzerrt.

Ich saß im Wohnzimmer und dachte über mein Leben nach, wie ich es immer am Ende eines Jahres tue. Mindestens eine Stunde gönne ich mir zum Jahresende, um mich selbst zu fragen, was ich im letzten Jahr erlebt habe, was ich gelernt habe, wo ich vielleicht besser geworden bin oder etwas völlig Neues getan habe. Aber diesmal war die Stimmung äußerst gedrückt. Ich schaute auf ein Jahr zurück, das nach einigen schwierigen Jahren endlich Lichtblicke bringen sollte. Aber ich fühlte mich wie unter einer Glocke, von Nebel umgeben.

Die Bilanz hätte positiv ausfallen können. Wenn ich auf die Fakten in meinem Leben sah, musste ich zugeben, dass es eigentlich ein wirklich gutes Jahr gewesen war. Aber die Stimmung war so depressiv, niederschmetternd und negativ. Ich fragte mich, warum, denn wie gesagt, die Fakten waren alle positiv. Schnell merkte ich, dass ich diese Glocke zerschlagen musste, die sich unmerklich über mich gesenkt hatte. Aber wie?

Gegen schlechte Stimmung und depressive Anflüge hilft bei mir oft nur das positive Beispiel von anderen. Ich habe mich entschieden, solche Beispiele zu sammeln und aufzuschreiben. So ist dieses Buch mit Hoffnungsgeschichten entstanden. Mut machende Berichte aus dem wahren Leben anderer Menschen.

Die meisten Menschen, über die ich hier schreibe, kenne ich persönlich. Jede Geschichte ist einzigartig und erzählt von Herausforderungen, die überwunden wurden. Für mich sind es Motivationsgeschichten, die mich dazu bringen, nicht aufzugeben, auch wenn es durch Täler geht, das Leben äußerst unfreundlich zu mir ist oder ich vor ausweglosen Prüfungen und Herausforderungen stehe. Oder wenn ich mal wieder im Nebel sitze und gar nichts mehr sehe.

Mein Wunsch ist, dass die Lebensgeschichten in diesem Buch Hoffnung und Segen ins Leben der Menschen bringen, die sie lesen. Und es sind wirklich schier unglaubliche Geschichten:

Ein Mädchen wird im Slum in Nairobi geboren und wird als Teenager Vollwaise. Heute ist sie Mitglied des Höchsten Gerichts in Kenia und Anwältin für Menschenrechte.

Ein vierzehnjähriger Junge wird mit elf Fußballfreunden und ihrem Trainer in einer Höhle im Norden Thailands von Wasserfluten überrascht. Die Welt hält den Atem an, während Spezialisten um das Leben der Teenager kämpfen. Mit einer beispiellosen und gefährlichen Rettungsaktion werden schließlich alle gerettet.

Ein Kind wird in Ruanda als Albino geboren. Von seinen leiblichen Eltern verstoßen, wächst es in einer Familie auf, die den Jungen über mehrere Jahre im Ziegenstall versteckt. Wie kann es sein, dass er heute ein gesundes Selbstwertgefühl hat und sich für andere arme Kinder einsetzt?

Ein Mädchen wächst im Rotlichtviertel von Manila auf. Ihr Vater ist Drogenhändler und wird von der Familie weggejagt. Heute ist das Mädchen eine erwachsene Frau, die mit ihrem eigenen Hilfswerk ‚Made in Hope‘ Frauen aus der Prostitution heraushilft und sich gegen Menschenhandel einsetzt.

Die Hoffnung klopft an die Hintertür. Sie tritt manchmal unscheinbar in unser Leben, während vor dem Haus auf den Straßen das Chaos tobt. Während draußen noch mit Plakaten demonstriert wird, die uns zeigen, wie schlimm das Leben ist, und wie aussichtslos die Situation, breitet die Hoffnung sich Raum für Raum aus und erfüllt nach und nach das ganze Haus mit Segen.

Sie ist immer unauffällig und zurückhaltend da, so wie „Frau H.“, die Ihnen in diesem Buch immer mal wieder begegnen wird. „Frau H.“ hat Eigenschaften, die wichtig sind, um die Lebensgeschichten besser einordnen zu können, uns auf neue Gedanken zu bringen und auf neue Felder zu führen.

Denn ehrlich gesagt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie dieses Buch an einem Stück durchlesen werden. „Frau H.“ wird Ihnen helfen, die Geschichten ins rechte Licht zu rücken, sie tiefer zu verstehen und dann vielleicht sogar Impulse und Gedanken für Ihr eigenes Leben daraus zu ziehen.

„Frau H.“ möchte nämlich auch in Ihr Leben kommen. Sie möchte Ihr Herz und Ihre Gedanken erobern. Sie möchte Sie mit ihrer Schönheit begeistern, und schnell werden Sie merken: Mit ihr wollen Sie Ihr Leben verbringen.

1.Frau H. – wer denn sonst?

Guten Tag, darf ich mich vorstellen? Nein, warten Sie, Sie kennen mich doch bestimmt. Vielleicht nur unter meinem vollen Namen, aber ich bin mir sicher, dass wir uns schon mal begegnet sind. Nicht? Doch. Waren Sie es nicht, die hastig an mir vorübergegangen ist, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Flüchtig. Das trifft es am besten. Dabei habe ich Sie unmerklich seit Ihrer Geburt begleitet. Natürlich konnten Sie selbst noch nicht über mich nachdenken, aber Ihre Eltern haben es getan. Seit sie wussten, dass es Sie gibt, durfte ich sie immer wieder begleiten. Ich stand zur Seite, als Ihre Mutter überlegt hat, wie Ihr Zimmer eingerichtet werden soll. Ich war dabei, als sie beim Frauenarzt saß, habe ihr im Wartezimmer sanft die Hand gehalten. Ich durfte sie berühren, als sie gemeinsam mit der Ärztin das erste Ultraschallbild gesehen hat.

Ja, ich war auch an diesem denkwürdigen Abend dabei, als Ihr Vater aufgeregt fragte, wie es denn finanziell weitergehen soll, wenn Sie in ihr Leben getreten sind. Ich habe gespürt, wie mich Ihre Eltern an beiden Händen gefasst haben und sich gegenseitig versicherten, dass sie mit mir an ihrer Seite das alles schon packen würden.

Doch, doch, wir kennen uns gut! Nicht immer ist Ihnen bewusst, dass ich im Raum bin. Manchmal vergessen Sie, dass es ohne mich noch dunkler wäre in Ihrem Leben. Sie glauben ja gar nicht, was ich schon alles durchgemacht habe!

Oft komme ich in Häuser, in denen ich erst mal richtig ausfegen muss. Frau V. hat alles durcheinandergemacht. Die ist keine Schlampe, sondern ein Teufelsweib! Sie ist richtig gut darin, Chaos zu verursachen. Frau V. wie Verzweiflung. Sie zieht die Leute runter, bis sie sich klein und ohnmächtig fühlen. Wenn ich das sehe, läuten bei mir alle Alarmglocken.

Das sind die Situationen, in denen ich gebraucht werde. Aber ich bin nicht rabiat, sondern sanft. Mein Charakter ist nicht forsch, ich dränge mich nicht auf, aber wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Frau H. steht bereit!

Vielleicht ist es meine Erfahrung, die mich stark macht. Ich war in den Schützengräben in Stalingrad, ich war in der Ukraine, nachdem die Panzer alles verwüstet haben. Ich habe Unfälle gesehen und was sie mit den Menschen machen, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich habe mich an die Seite von verzweifelten Menschen gestellt, die alles verloren haben. Ich habe an offenen Gräbern gestanden und meine Arme um trauernde Menschen gelegt. In Kliniken kenne ich mich auch sehr gut aus. Ich schaue in die Augen von Ärzten, die nicht wissen, was sie in diesem Moment tun sollen. Frau H. ist da. Aber es muss nicht immer so dramatisch sein. Wissen Sie, manchmal schleiche ich mich abends in Kinderzimmer. Besonders in der Vorweihnachtszeit macht mir das viel Spaß. Hier pflanze ich einen Wunsch, da eine Idee, ein anderes Mal zeige ich einen Weg, wie der Wunsch erfüllt werden kann.

Aber mehr noch: Ich kenne mich auch auf dem politischen Parkett bestens aus. Ohne mich würden viele wichtige Entscheidungen erst gar nicht getroffen. Manchmal befinde ich mich schon im Raum, manchmal denken die Leute, ich sei durchs Fenster oder durch den Schornstein gekommen.

Egal, eins kann ich sagen: Immer, wenn die Menschen merken, dass ich da bin, hebt sich ihre Stimmung. Sie bekommen glänzende Augen, wenn sie mich sehen. Sie bekommen Kraft und neuen Mut. Und meistens schlägt ihr Denken, ihr Handeln und ja, ihr ganzes Leben eine neue Richtung ein. Sie mögen mich. Sie sind dankbar für mich. Sie schätzen mich sehr, ihre unscheinbare, aber spürbare Frau H. – ihre Hoffnung.

2.Aura: Von der Müllkippe auf die Universität

Ablehnung zerstört den Selbstwert. Das Gefühl, vergessen zu sein, sagt uns, dass wir wertlos sind. Wenn dann noch „No Exit“ auf der Lebenstür steht, dann ist kein Platz für Träume.

Das Gefühl, wertlos zu sein, bestimmte viele Jahre das Leben von Aura in Guatemala. Die anderen Kinder sagten ihr, dass sie nicht mit ihr spielen wollten, weil sie stinke – und ihre Familie auf der Mülldeponie der Stadt lebe.

Es ist fast nicht vorstellbar, dass die Ärmsten der Armen in Guatemala-Stadt auf einer Müllkippe leben müssen. Jeden Tag kommen sie und suchen nach allem, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. Kleidung, Nahrung, Metall, Cola-Dosen und Elektroartikel. Dabei gehen sie ein großes Risiko ein. Wer sich verletzt, hat keine Möglichkeit, medizinische Versorgung zu erhalten. Keime, Entzündungen, Bakterien, die normalerweise medizinisch in den Griff zu bekommen sind, sind hier eine alltägliche Bedrohung. Und ihre Wirkung ist oft verheerend, bis hin zum plötzlichen Tod.

„The Mine“ heißt die größte Mülldeponie des Landes. Etwa eine Million Menschen leben in der Hauptstadt Guatemalas und produzieren Müll. Ihnen kommt nicht in den Sinn, dass es Tausende Menschen gibt, die jeden Tag ums Überleben kämpfen, deren Tagesverdienst deutlich unter zwei Euro liegt und die den Tag im Müll verbringen, um irgendetwas zu finden, das ihnen etwas Geld einbringt. Keine Schutzkleidung, Plastiksandalen an den Füßen, gefährlichen Stoffen ausgesetzt und umgeben von einem unerträglichen Gestank. Es gibt keine Toiletten. Mitten in diesem Kampf ums Überleben unzählige Kinder, die wie ihre Eltern und Großeltern auf dieser Müllkippe leben müssen. Sie gehört zu ihrem Leben, nein, sie bestimmt ihr Leben.

Aura beschreibt ihr Leben als Kind auf dieser Müllhalde so: „Auch der Lastwagenfahrer, der den Müll auf die Deponie kippte, blickte auf mich herab! Wenn ich gestorben wäre, hätte mich keiner beerdigt. Mein Körper wäre nur ein weiteres Stück Abfall auf dem Müllberg gewesen.“

Als Aura Kontakt zu einer christlichen Kirche bekam, die ein besonderes Programm für benachteiligte Kinder aus ärmsten Verhältnissen anbot, war sie ein verbittertes, zorniges Kind. Das kleine Mädchen, das im Leben so viel Ablehnung und Verachtung erfahren hatte, bereitete den Mitarbeitern der Gemeinde große Probleme.

Sie bemühten sich sehr um das kleine Mädchen und entdeckten neben der schwer verwundeten Seele einen wachen und regen Geist mit sehr viel Potenzial.

Keine Lebenssituation ist so schlimm, dass sie nicht veränderbar wäre. Selbst wenn es nach menschlichem Ermessen keinen Grund zur Hoffnung gibt, können sich die Dinge ändern. Für Aura änderte sich alles. Weil es Menschen gab, die nicht vor den schlimmen Umständen resignierten, sondern eine Idee davon hatten, wie das Leben eigentlich aussehen sollte. Wenn couragiertes Handeln sich mit dem festen Glauben vereint, dass Gott sich das Leben anders vorstellt und dass er nicht will, dass seine Geschöpfe auf Müllkippen leben, dann kann Veränderung geschehen.

Aura war zwölf Jahre alt, als sie an einem Abend in der Kindergruppe der Kirche den Entschluss fasste, Christin zu werden und Jesus nachzufolgen.

Sie erzählte später: „Ich spürte plötzlich eine tiefe Freude in mir. Ich wusste, dass ich in Jesus Christus einen richtigen Freund gefunden hatte. Jemanden, der zu mir hält und der mich nicht ablehnt, weil ich in extremer Armut auf einem Müllberg lebe.“

Die Liebe von Jesus weckte in Aura das, was ihr in ihrem bisherigen Leben am meisten gefehlt hatte: das Selbstwertgefühl. Durch die Mitarbeiter dieser Kirche konnte sich die Hoffnung ausbreiten, dass die Müllkippe auf Dauer aus ihrem Leben verschwinden wird. Anstatt jeden Tag im Müll zu graben, konnte sie nun zur Schule gehen. Sie machte einen Schulabschluss und entwickelte sich so gut, dass sie später Betriebswirtschaft an einer Universität studieren konnte.

Heute ist sie eine gestandene Frau, die anderen Menschen Hoffnung und Hilfe vermittelt. Sie sagt: „Ich bin überzeugt, dass ein Mensch Einfluss auf seine Umgebung, seine Stadt und sein ganzes Land haben kann. Deshalb werde ich dorthin gehen, wo Menschen in Not sind. Ich werde nicht nur meinen Glauben und mein Wissen teilen, sondern auch alles Materielle, was ich habe. So wie mir geholfen wurde, möchte ich anderen helfen. Dadurch, dass ich hier geboren wurde, von anderen Menschen verachtet wurde, und weil ich in diesem Müll lebte, kann ich heute jeden Menschen bedingungslos akzeptieren. Ich danke Gott dafür, dass ich Menschen so annehmen kann – egal, wer sie sind oder woher sie kommen.“

3.Frida: Das geknickte Rohr

Kinder sind nicht die Zukunft der Welt, sondern Kinder sind die Gegenwart! Und deshalb macht es wirklich Sinn, dass wir mit den Kindern beginnen, wenn wir die Welt verändern wollen.

Es klingt wie ein Klischee, aber es stimmt: Wer möchte, dass es morgen weniger arme Menschen auf der Welt gibt, der muss dafür sorgen, dass es schon heute weniger arme Kinder auf der Welt gibt.

Hätte sie früher jemand gefragt, was ihr größter Wunsch wäre, hätte sie wahrscheinlich sofort geantwortet: „Ich möchte gesehen werden! Ich möchte endlich dazugehören! Ich möchte endlich das Gefühl loswerden, verlassen zu sein!“

Frida wurde in einem armen Stadtteil nahe der Stadt Arusha in Tansania in eine Familie mit fünf Kindern hineingeboren. Kurz nach ihrer Geburt starb ihre Mutter. Ihr Vater fühlte sich mit den Kindern völlig überfordert. Er schaffte es einfach nicht, für alle zu sorgen. Eines Nachts traf er eine fatale Entscheidung. Er verließ einfach die Familie und ließ die Kinder zurück. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie ihn sahen. Nie wieder hörten sie etwas von ihm.

Die kleine Frida und ihre Geschwister blieben bei der Großmutter. Das ist gar nicht so ungewöhnlich in Tansania, denn selbst in einigermaßen ‚intakten Familien‘ sind es oft die Großmütter, die sich um die Kinder kümmern. Die Eltern sind damit beschäftigt, das Überleben der Familie zu sichern, ackern sich oft im wahrsten Sinn des Wortes tot und bringen letztlich nur einen sehr geringen Lohn mit nach Hause, von dem die meist großen Familien nur gerade so überleben können.

Fridas Großmutter lebte in einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Ihre Lebenssituation hatte deutliche Spuren bei ihr hinterlassen. Denn wer ständig in extremer Armut lebt und über einen langen Zeitraum keine Besserung erlebt, resigniert irgendwann.

Wenn Fridas Oma mal etwas Geld in die Hände bekam, setzte sie das direkt in Alkohol um. Es war ihre Art, die Armut zu vergessen. Für Frida und ihre Geschwister war es eine düstere und wirklich schwere Kindheit. Natürlich sorgte sich die Großmutter darum, den Säugling zu versorgen und aufzuziehen. Auch die größeren Geschwister hatte sie im Blick. Aber die Balance zwischen der Fürsorge für die Kinder und den regelmäßigen alkoholisierten Abstürzen war nicht leicht zu finden. Nachbarn und Freunde sprangen immer wieder mit ein, um das Überleben der Kinder zu sichern. Oft nahmen sie die Kinder zu sich, bis Fridas Oma ihren Rausch ausgeschlafen hatte.

Aber Gott hat Frida nicht vergessen, sondern kümmerte sich um sie: Eines Tages muss ihre Oma einen wirklich hellen Moment gehabt haben, denn sie brachte Frida zu einer evangelischen Kirche, die durch ein Patenschaftsprogramm armen Kindern eine Perspektive ermöglicht. Und das Wunder geschah: Frida lernte dort, dass Gott ein besonderes Herz für die Armen hat, für die Vernachlässigten, für die, die keine Lobby haben – für die „geknickten Rohre und glimmenden Dochte“, die es heute millionenfach gibt.

In Jesaja 42,3 verspricht Gott: