Die ideologische Versklavung des Menschen und seine mögliche Freiheit - Veerendra H. Bühner - E-Book

Die ideologische Versklavung des Menschen und seine mögliche Freiheit E-Book

Veerendra H. Bühner

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Beschreibung

Der Begriff "Ideologische Versklavung des Menschen" meint, dass der Mensch im Laufe seines Lebens bestimmte Ideologien annimmt oder von seiner Umgebung eingeflößt bekommt und diese sein Leben, Handeln und Sein bestimmen. Ein Mensch muss zuerst erkennen, dass er Sklave seiner Ideologien und Konditionierungen ist, dass er seinen Prägungen und seinen meist anerzogenen Vorstellungen und Meinungen verknechtet ist, bevor er sich einem inneren Transformationsprozess unterziehen kann, der ihn von einem spirituellen Sklaventum in seinen Ideologien befreien kann. Natürlich wird auch dieses Buch eine Ideologie verfolgen. Es wird aber eine wirklich religiöse Ideologie sein, die über jeden Theismus, Atheismus und alle anderen Ismen oder Ideologien hinausführt. Und wenn der Leser dieser Ideologie bis zum Ende folgt, wird sie ihn schließlich auch über sich selbst hinaus zu seinem wahren Sein jenseits aller Dichotomien führen. Veerendra H. Bühner

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Über den Autor:

Nach jahrzehntelanger Meditationsarbeit ist der Verfasser bis in die überpersönlichen und todlosen Bereiche des Bewusstseins vorgedrungen. Von diesen überpersönlichen Gefilden aus betrachtet und beschreibt er das Drama des Daseins und das von inneren und äußeren Konflikten besäte Leben des Menschen im Besonderen.

Die Bücher des Autors gewähren eine unparteiliche und objektive Draufsicht auf die wesentlichen Dinge des Lebens. Sie propagieren die spirituelle Freiheit des Menschen und zeigen praktische Wege auf, diese auch zu erlangen.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Ideologische Versklavung und Religion

Freiheit und freier Wille

Würde und Freiheit

Der Kreislauf des Bewusstseins

Der Schrecken der Situation

Vom Übertritt in die wirkliche Welt

Identifikation

Wesenskern und Tektonik des Menschen

Der versklavte Mensch

Der unzufriedene Mensch

Die Ebenen der Transformation

Die Sammlung des Bewusstseins im Hier und Jetzt

Selbstüberwindung

Fiktion und Wahrheit

Die Vision vom wahren Menschen

Anhang

Vorbereitende Methoden zur Sammlung des Bewusstseins im leeren Raum

Entspannte Körperhaltung

Meditation

Kontemplation

Vor dem Spiegel

Wer bin „Ich“?

Die Gegenwart des Todes

Selbstbeobachtung

Schweigen

Der Einstrom von Sinnesreizen

Die „Zügel“ spannen

Der Kontakt zur Leere

Literatur

Prolog

Der Begriff „Ideologische Versklavung des Menschen“ meint, dass der Mensch im Laufe seines Lebens bestimmte Ideologien annimmt oder von seiner Umgebung eingeflößt bekommt und diese sein Leben, Handeln und Sein bestimmen. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob diese Ideologien von politischer, sozialer, philosophischer oder religiöser Natur sind. Seine Ideologien werden zu seinem Glauben, den er dann mehr oder weniger mit Gewalt zu verteidigen und zu verbreiten sucht. Währenddessen bemerkt er nicht, dass er dadurch seine Unparteilichkeit und damit auch seine Freiheit verloren hat. Er wähnt sich dann trotzdem als ein „freies Wesen“ mit einem „freien Willen“, während er in Wahrheit lediglich das ausführende Organ einer Ideologie geworden ist und dieser meist ein Leben lang unterjocht bleibt. Sein religiöser Glaube unterscheidet sich dann auch nicht mehr vom Glauben an eine soziale, philosophische oder politische Ideologie; mit der verheerenden Folge, dass er Religiosität missversteht und diese für sozialpolitische Machtinteressen missbraucht.

Wir müssen hier verstehen, dass alle politischen-, staatlichen-, gesellschaftlichen- und alle sozialen Systeme sowie alle Formen des Zusammenlebens und auch alle Religionen ihre eigenen Ideologien besitzen, welche sie für die einzig Richtigen halten. Um die eigene Ideologie aufrechtzuerhalten, zu verteidigen und zu verbreiten, sind ihnen alle Mittel der psychischen oder physischen Gewalt recht.

Während manche versuchen durch diplomatische Bemühungen „feindlichen“ Ideologien gegenüber eine Art Scheinfrieden, der jederzeit in sich zusammenbrechen kann, aufrechtzuerhalten, versuchen andere mit brachialer Gewalt ihre eigene Ideologie durchzusetzen und zu verbreiten. Weil all diese Ideologien parteilich sind, gehen aus ihnen unzählige, oft gegensätzliche Ismen hervor. Wir finden Theisten und Atheisten, Hedonisten und Asketisten, Christen, Islamisten, Judaisten, Taoisten, Hinduisten und Buddhisten, Kommunisten, Kapitalisten, Diktatoristen, Dschihadisten, Demokratisten und Terroristen, Pazifisten und Bellizisten, Moralisten, Amoralisten, Altruisten und Egoisten usw. Ihnen allen ist gemein, dass der eigene Ismus immer eine Art „Religion“ darstellt, weil er die einzige unumstößliche Wahrheit und der einzige Weg zu einer wie auch immer gearteten „Erlösung“ zu sein scheint. Aber damit geht man am Sinn und Zweck jeder wirklichen Religion vorbei. Denn wahre Religion, im Sinne von Rückverbindung zum Ursprung und zur Einheit, führt notwendigerweise über alle gegensätzlichen Ideologien und Ismen hinaus. In diesem Sinne unterscheidet sich eine wahre Religion von den herkömmlichen Ideologien und Ismen dadurch, dass sie über alle Ideologien, einschließlich der eigenen, hinausführt, was letztendlich auch die Freiheit von allen Ideologien und Ismen bedeutet. Wahre Religion führt damit auch jenseits von Theismus und Atheismus, welche lediglich ideologische Glaubens-Konzepte und keine unmittelbare Erkenntnis darstellen.

Wenn wir Religion oder Spiritualität in ihrer wahren und tiefsten Bedeutung verstehen wollen, dann müssen wir vor allem verstehen, dass wahre Religiosität und Spiritualität im tiefsten Inneren des einzelnen Menschen stattfinden, nicht aber in Ideologien, in der Masse oder in äußeren Umständen und Ritualen.

Weil Religion eigentlich die Rückverbindung des Menschen zu seinem Ursprung und zur Einheit jenseits der Gegensätze bedeutet, ist damit auch ein innerer Transformationsprozess verbunden, der den Menschen über alle Ideologien und schließlich auch über sich selbst als geteiltes, ungeeintes Wesen hinausführt.

Äußere Umstände sind bei diesem inneren Transformationsprozess nur insofern von Bedeutung, dass sie die Erfüllung der Grundbedürfnisse eines Menschen gewährleisten können. Werden seine Grundbedürfnisse nämlich nicht erfüllt, wird er mehr damit beschäftigt sein, diese zu erfüllen, als dass er sich seiner wahren Religiosität zuwendet, um einen inneren Transformationsprozess anzutreten, der sich gegen seine spirituelle Versklavung durch Ideologien jedweder Art richtet. Eine Versklavung, die er oft gar nicht als solche erkennt.

Man mag sich hier fragen, wie es wohl möglich ist, dass es ja auch viele Menschen gibt, deren Wohlstand weit über die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse hinausgeht, die aber trotzdem nicht die geringste Anstrengung unternehmen, eine Art inneren Kampf gegen ihre ideologische Versklavung zu führen, sondern sich weiter der Illusion hingeben, sie seien „frei Wesen“ mit einem „freien Willen“ und sich immer wieder in äußeren Intrigen und Streitigkeiten bis hin zu großen Kriegen verzetteln?

Der Grund dafür scheint darin zu liegen, dass sie sich ihrer wirklichen Situation nicht bewusst sind und ihre ideologische Versklavung nicht als solche erkennen. Vielmehr wähnen sie sich als „freie Wesen“, deren Freiheit und Glück einzig und alleine von der Größe ihres äußeren Wohlstands und den äußeren Umständen abhängig sei.

Warum sollten sie denn dann auch nach Freiheit streben, wenn sie glauben, sie würden diese bereits besitzen?

Ein Mensch muss zuerst erkennen, dass er Sklave seiner Ideologien und Konditionierungen ist, dass er seinen Prägungen und seinen meist anerzogenen Meinungen und Verhaltensweisen verknechtet ist, bevor er sich einem inneren Transformationsprozess unterziehen kann, der ihn von seinem spirituellen Sklaventum in seinen Ideologien befreit. Er muss also erst aus seinem metaphysischen Schlaf erwachen und seine wirkliche Lage erkennen.

Allein diese Erkenntnis kann in ihm ein heiliges Unwohlsein hervorrufen, das ihn schließlich zum Handeln drängen wird.

Solange der Mensch diese Einsichten nicht gewinnt, wird sein Kampf gegen Unterdrückung, Knechtschaft und Sklaverei, der eigentlich zuerst in seinem Inneren und auf einer spirituellen Ebene stattfinden sollte, zum Politikum und nach außen verlagert, was letztendlich zu den verheerenden Folgen führt, wie wir sie im aktuellen Weltgeschehen beobachten können: Machthunger, Gier, Gewalt, Krieg und Terror beherrschen das Geschehen. „Demokratien“, Diktaturen, politische und „religiöse“ Ideologien jedweder Art, versuchen durch Gewalt ihre Macht zu festigen und sie zu erweitern. Sie fügen ganzen Völkern über mehrere Generationen hinweg unnötiges und sinnloses Leid zu, stürzen sie in Not und Elend der grausamsten Art. Im Glauben an ihre Ideologien geschieht dies alles unter dem Deckmantel des „Heiligen“ und „Guten“. Sie rechtfertigen all ihre Taten und Gräueltaten, indem sie diese direkt oder indirekt als „heilig“, „notwendig“ oder „gut“ bezeichnen. Dabei sehen sie nicht, dass das Wort heilig so viel wie Heil-, Vollständig- oder Ganz Sein bedeutet und sie durch ihre Ideologien, ihre Kriege und Gräueltaten genau das Gegenteil bewirken – nämlich Unheil, Zerstörung, Spaltung, Zersplitterung, Elend und Not.

Auf die tieferen Gründe, warum der Mensch solche Taten ohne den geringsten Gewissensbiss begehen kann, werden wir später noch näher eingehen.

Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass sich die inneren Erlebensräume des Menschen, das heißt seine innere Unruhe, Unzufriedenheit und Uneinigkeit, auch im äußeren Geschehen widerspiegeln. Und das bedeutet auch, dass sich das desolate und schreckenerregende Weltgeschehen erst dann ändern kann, wenn sich der Mensch selbst und seine inneren Erlebensräume ändern. Umgekehrt ist das aber nicht der Fall: Er kann in den günstigsten äußeren Bedingungen leben und wird, solange er nicht aktiv an seinen inneren Gegebenheiten arbeitet, doch das gleiche primitive, gierige, wenn nicht blutrünstige Wesen bleiben und seine günstigen äußeren Bedingungen nach und nach entsprechend seiner misslichen inneren Lage umgestalten.

Solche Tatsachen lassen darauf schließen, dass der Mensch unbemerkt und unfreiwillig seinen angenommenen Ideologien folgt, aber sein wahres Menschsein und seine damit verbundene mögliche Freiheit noch nicht erlangt hat und er diese nur durch einen inneren Transformationsprozess, durch einen inneren, spirituellen Widerstand gegen seine ideologischen Versklavungen erlangen kann.

Dieser innere, spirituelle Widerstand ist der wahre „Kreuzzug“, der wahre „Heilige Krieg“. Denn die Transformation und die Freiheit des Menschen können weder durch äußeren Zwang und Gewalt, noch durch Furcht vor Strafe oder blinden Glauben erlangt werden. Der Mensch muss sich also aus eigener Initiative auf den Weg machen, weshalb wir in diesem Buch das Hauptaugenmerk auf den inneren, spirituellen Transformationsprozess des Menschen legen werden.

Des Weiteren werden sowohl Themen der Kosmologie, der Religion, der Philosophie, der Religionsphilosophie, der spirituellen Psychologie, der Biologie und Themen des menschlichen Daseins mit seinem Ach und Wehe usw., als auch praktische Wege und Methoden zur spirituellen Befreiung des Menschen eine Rolle spielen.

Wir müssen nämlich einen weiten Rahmen fassen, der bis in die überpersönlichen Gefilde des menschlichen Bewusstseins und bis in die kosmologischen Zusammenhänge seines Daseins reicht, um zu verstehen, warum der Mensch einen inneren, spirituellen Widerstand gegen seine Ideologien leisten sollte oder auch leisten muss, wenn er wirklich Mensch sein und frei werden will, um so auch das Drama des aktuell furchterregenden, von Not, Terror, Gewalt, Krieg und Elend geprägten Weltgeschehens zu einem Besseren wenden zu können. Denn die äußerlich beschlossenen, sogenannten „Friedensabkommen“ halten, wenn überhaupt, nur kurzfristig. Und die Friedensermahnungen von Politikern, Religionsführern und anderen „Wohlwollenden“, die den Kriegsparteien vielleicht sogar die Waffen liefern, erweisen sich als vollkommen wirkungslos oder als „Tropfen auf dem heißen Stein“.

Wenn wir zu der Einsicht gelangt sind, dass der Mensch seine ideologische Weltsicht und vor allem sich selbst ändern muss, damit auch eine Veränderung seiner misslichen Lage innerhalb des Weltgeschehens möglich wird, müssen wir uns auch mit praktischen Methoden und Strategien befassen, wie der innere Transformationsprozess des Menschen angestoßen werden kann. Wir müssen wissen, gegen wen oder was sich sein innerer Kampf richten muss und vor allem von wem oder was und wie er ausgeführt werden soll.

Und weil es bei diesem inneren Transformationsprozess nicht nur um die spirituelle Freiheit und um die Erlösung des einzelnen Individuums geht, sondern auch um ein objektives Weltverständnis und Verständnis des menschlichen Daseins, richtet sich dieses Buch nicht nur an einzelne, freiheitsuchende Individuen, sondern auch an alle -Isten dieser Welt, die ihre eigene Ideologie für die einzig richtige halten.

Obwohl der Schwerpunkt des vorliegenden Buches auf dem inneren Widerstand oder einem spirituellen Transformationsprozess zur Befreiung des Menschen liegen wird, werden wir uns zum Zweck eines besseren Weltverständnisses trotzdem auch mit den Hintergründen sowie der Sinn- oder Sinnlosigkeit äußerer, auf Ideologien beruhenden Widerstandsbewegungen und Kriege beschäftigen. Denn wenn wir die Welt besser verstehen wollen, müssen wir auch verstehen, wie das Leben und der Mensch aufgebaut sind und wie sie innerhalb kosmologischer Zusammenhänge funktionieren. Wir müssen verstehen, was die natürlichen und die spirituellen Aufgaben des Menschen im größeren Umfeld seines Daseins und in größeren Zusammenhängen sind.

Sicherlich werden wir nicht alle Fragen, die diese Themen betreffen, erschöpfend beantworten können, aber wir werden genügend Materialien sammeln können, um zu verstehen, was wir tun können und wie wir es tun können. Vorausgesetzt natürlich, der Leser lässt das Gelesene bis in die tieferen Schichten seines Seins vordringen. Das heißt, er muss es richtig lesen, indem er während des Lesens bewusst in seinem Inneren einen leeren Raum bewahrt, der das Gelesene aufnehmen kann. Ansonsten wird es ihn nur bruchstückhaft erreichen, während der größte Teil davon in seinen halbbewussten, intellektuellen und emotionalen Assoziationsmustern „Auf nie mehr Wiedersehen“ versiegt.

Natürlich ist dieses Buch auch auf einer Ideologie aufgebaut. Es ist aber eine Ideologie, die sich am Ende selbst auflösen kann, die über jeden Theismus, Atheismus und alle anderen Ismen oder Ideologien und schließlich auch über sich selbst hinausführt. Und wenn der Leser dieser Ideologie bis zum Ende folgt, wird sie ihn schließlich auch über sich selbst hinaus zu seinem wahren Sein jenseits aller Ideologien und Dichotomien führen.

Ideologische Versklavung und Religion

Wenn wir über die ideologische Versklavung des Menschen sprechen, kommen wir nicht daran vorbei, auch über Religion und Glauben zu sprechen. Denn über Jahrtausende wurden sogenannte „Religionen“, Glaube und Aberglaube, von Machthabern sowie von religiösen und politischen Führern dazu benutzt, den Menschen ideologisch zu konditionieren, ihn zu versklaven und für die eigenen Machtinteressen dienstbar zu machen.

Im Folgenden müssen wir daher auch über die Entstehung von echter und wahrer Religion oder Religiosität, die letztendlich die Befreiung des Menschen von seinem Joch zum Ziel hat, als auch von deren ideologischen Verfälschung zur Pseudoreligion und Pseudoreligiosität sprechen.

Zur Entstehung ursprünglicher und echter Religiosität kann folgendes gesagt werden:

Innerhalb eines gigantischen, unermesslichen Kosmos, in einem entlegenen Winkel, weit entfernt vom Zentrum unserer Galaxie, ist unser Sonnensystem entstanden. Und innerhalb dieses Sonnensystems hat sich auf einem Planeten, den wir „Erde“ nennen, eine Stufenleiter von Organismen gebildet. Auf den obersten Stufen dieser Stufenleiter sind Organismen entstanden, die wir als „Menschen“ bezeichnen. Und in diesen menschlichen Organismen ist etwas entstanden oder erwacht, das wir „Bewusstsein“ nennen – ein Etwas, das sich sowohl seiner Umgebung, als auch seiner selbst bewusstwerden kann.

Weil dieses Etwas innerhalb eines Organismus erwacht, der von anderen Dingen und Organismen abgegrenzt scheint, gleichzeitig aber von äußeren Umständen und anderen Organismen abhängig ist, erfährt es ein gewisses Unterworfensein und ein Ausgeliefertsein an übergeordnete Gegebenheiten, Umstände und Gesetzmäßigkeiten, auf die es keinen Einfluss hat. Es erfährt sich sozusagen als ein winziges, unbedeutendes Fragment und als ein Etwas, das vom großen Ganzen oder von seinem Urgrund abgetrennt ist. Es weiß weder, woher es kommt, noch wohin es geht.

Daneben erkennt oder erahnt dieses Bewusstsein aber auch instinktiv, dass alles mit allem zusammenhängt und in seinem Zusammenfunktionieren organisch miteinander verbunden und voneinander abhängig ist.

Wenn es tiefer in diese Ahnung oder Erkenntnis eindringt, kann es erkennen, dass sich größere kosmische Einheiten in den kleineren und die kleineren wiederum in noch kleinere widerspiegeln: Myriaden von Galaxien bilden die einzelnen Organismen unseres Universums, Myriaden von Sonnen und Planetensysteme bilden die einzelnen Organismen einzelner Galaxien und unserer Milchstraße. Ebenso bilden Myriaden von Organismen das organische Leben auf unserem Planeten und Myriaden von einzelnen Mikroorganismen oder Zellen bilden die einzelnen pflanzlichen, tierischen und menschlichen Organismen, während Myriaden von Molekülen und Atomen die einzelnen Zellen dieser Organismen bilden.

Unser Planet befindet sich in einem gewissen Abstand zu unserer Sonne, sodass ideale Bedingungen für die Entstehung von Organismen, wie wir sie kennen, gegeben sind. Unsere Pflanzenwelt ist so organisiert, dass durch Photosynthese energiereiche organische Stoffe und der für höhere Organismen notwendige Sauerstoff entstehen. Die Minerale des Erdreichs und die durch Photosynthese entstandenen Stoffe dienen der Pflanzenwelt als Nahrung, die Pflanzenwelt wiederum nährt die Tier- und Menschenwelt usw. Hier stellt sich natürlich auch die Frage, wem oder wozu wohl der Mensch dient?

Alles ist funktionell aufeinander aufgebaut und hängt wie in einem einzigen, riesengroßen Organismus zusammen.

Daher können wir unseren Planeten als einen riesigen Organismus mit verschiedenen Organen begreifen, wobei die Meere, das Erdreich, die Pflanzenwelt, die Tierwelt und die Menschenwelt jeweils als Organe mit spezifischen Aufgaben funktionieren.

Wir können also die gesamte Menschheit als ein einzelnes Organ innerhalb des Organismus unseres Planeten verstehen. Und den einzelnen Menschen können wir als einzelne Zelle dieses Organs Menschheit verstehen. Und so wie jede einzelne Zelle im Zellverband eines Organs in unserem Körper bestimmte organspezifische Aufgaben erfüllen muss, so muss auch der einzelne Mensch menschenspezifische Aufgaben innerhalb des Organs Menschheit als auch innerhalb des Gesamtorganismusses unseres Planeten erfüllen.

Das heißt, der Mensch ist mit seinen artspezifischen Fähigkeiten, Funktionen und Eigenschaften in ein größeres Ganzes eingeflochten, aber er unterliegt dadurch gleichzeitig auch Beschränkungen.

Aufgrund seiner Beschränkungen und Abgrenzungen sowie dem in ihm anwesenden, reflektierenden Bewusstsein erahnt oder erkennt er, dass er unvollständig ist und dass er höheren Gewalten und Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.

Gleichzeitig erahnt oder erkennt er auch, dass da in dieser unermesslichen Existenz eine intelligente Kraft, ein intelligentes Etwas webt und wirkt, ein Etwas, das größer, mächtiger, unermesslicher und unergründlicher ist als er selbst. Und weil alles mit allem organisch zusammenhängt, nimmt er diese unergründliche, intelligente Kraft auch als seinen Urgrund oder Ursprung an, zu dem er sich aufgrund seiner Unvollständigkeit und seinem Abgetrennt Sein vom Großen und Ganzen zurücksehnt.

Aus dieser Sehnsucht entsteht die Rastlosigkeit des Menschen. Sein elementarer Drang zu forschen, zu schaffen, sich zu verbünden, sein Hang zum anderen Geschlecht, sein erbitterter Drang nach Expansion, Macht und Reichtum, mit den oft verheerenden Folgen der Ausbeutung, des Krieges und der Vernichtung seiner eigenen Art, usw., entstehen alle aus dieser Sehnsucht.

Aber auf der anderen Seite entstehen aus dieser Sehnsucht nach Ganzheit und Rückverbindung zu seinem Urgrund auch die Religiosität und die Religionen des Menschen.

Der primitive Geist sucht durch Äußerlichkeiten wie Opfergaben, Rituale, blinden Glauben und Aberglauben aber auch durch Gewalt, Terror und Krieg, usw., die gefühlte höhere Macht oder Gewalt zu besänftigen und wohlzustimmen, während der höher entwickelte Geist in seinem Inneren das reine, ungebundene Bewusstsein zu erlangen sucht, um schließlich vollständig in seinen Urgrund eingehen zu können.

Wenn wir diese Tatschen in Betracht ziehen und auf das aktuelle Weltgeschehen blicken, dann sehen wir, dass der Geist des Menschen, trotz aller „Bildung“ und seinem technischen „Fortschritt“, noch sehr primitiv und unterentwickelt geblieben ist.

Einzelne Individuen, die eine innere Rückverbindung zu ihrem Urgrund erlangt haben, können dann wirkliche und wahre Religionsstifter werden, indem sie Wege aufzeigen und vermitteln, wie eine solche Rückverbindung zum Urgrund erlangt werden kann. Ob wir diesen Urgrund „Gott“, „Brahma“, „Tao“, „ursprüngliches Bewusstsein“, „Nirwana“ oder, weil wir ihn nicht begreifen können, einfach „Leere“ nennen ist vollkommen gleichgültig. Es wird immer das gleiche Unergründliche und Eine bleiben, das jenseits allen Glaubens und Unglaubens, und jenseits aller Gegensätze steht.

Religionen sind in erster Linie Mittel und Wege zur Rückverbindung des Menschen zu seinem Ursprung. Ist diese Rückverbindung erst einmal gelungen, wird auch die Religion und die damit verbundene Ideologie überflüssig. Wenn ein Werkzeug seinen Zweck erfüllt hat, kann es beiseitegelegt werden. Daher wird der wirklich religiöse Mensch letztendlich religionslos sein. Er wird weder einen Glauben noch einen Unglauben brauchen. Sobald er zum großen Ganzen geworden ist, wird er weder ein Theist noch ein Atheist sein. Er wird keinem Ismus und keiner Ideologie jedweder Art anhängen, und deshalb wird er friedfertig sein.

Das Problem aber liegt darin, dass die meisten Menschen schon in eine „Religion“ oder Ideologie hineingeboren werden und ihnen mit dieser „Religion“ oder Ideologie der Kopf „gewaschen“ wird. Das heißt, die entsprechende „Religion“ oder Ideologie wird ihnen schon von frühester Kindheit an eingetrichtert, ohne dass sie wirklich verstehen, worum es überhaupt geht. Es wird ihnen mit der „Strafe Gottes“ oder Ähnlichem gedroht, wenn sie diesem „Glauben“ oder dieser Ideologie zuwiderhandeln, und es wird ihnen das „Paradies“ oder der „Himmel“ versprochen, wenn sie Folge leisten. Ihre sogenannte „Religion“ oder Ideologie wird dann zu einem konditionierten Reflex, den sie für ihren „wahren Glauben“ oder für die einzig gültige Wahrheit halten, welche sie, gemäß ihrem elementaren Expansionsdrang und ihrem Streben nach Macht, durch Missionsarbeit oder sogar durch Gewalt und Kriege Andersgläubigen und Andersdenkenden aufzudrängen versuchen.

Nebenbei sei hier bemerkt, dass unsere politischen Systeme und Ideologien, seien es diktatorische, demokratische oder kommunistische, dem in keinster Weise nachstehen. Auch sie konditionieren ihre Kinder und Bürger. Der einzige Unterschied zu den „Religionen“ besteht darin, dass ihr „Paradies“ in der „idealen“ Staats- und Regierungsform liegt, für die auch sie über Leichen gehen.

Wahre Religion aber, das heißt die Rückverbindung zu unserem Ursprung oder Urgrund, kann nur im einzelnen Individuum, in unserem tiefsten Inneren stattfinden, indem wir als ein von unserem Urgrund abgetrenntes „Ich“ sterben. Nicht aber, wie manche irrsinnigerweise glauben, indem sie Andersdenkende durch Bedrohung und Gewalt zu bekehren suchen oder sie sogar vernichten. In diesem Fall wird nämlich die religionspsychologisch gesetzmäßige Tatsache, dass wir als „Ich“ sterben müssen, um zu unserem Urgrund zurückkehren zu können, missverstanden und nach außen verlagert. Dann müssen Andere anstelle des eigenen „Ich‘s“ sterben, weil sie das vermeintliche Hindernis für die erstrebte Rückverbindung zum Urgrund sind.

Solche und andere Tatsachen, die mit „Religion“ verknüpft sind, entsprechen eher einem mittelalterlichen Aberglauben, als dass sie in die heutige Zeit des „aufgeklärten Menschen“ passen.

Weil ausnahmslos in allen Religionen auch Regeln für das alltägliche Leben und Zusammenleben festgeschrieben sind, sollten diese Regeln eigentlich den Gegebenheiten der Zeit anpasst werden, sobald sie nicht mehr zeitgemäß sind. Stattdessen aber hält man über Jahrtausende militant an solche Regeln fest, obwohl sie für eine Rückverbindung zu unserem Urgrund vollkommen irrelevant sind. Es sind einfach Regeln für das Leben und das Zusammenleben, welche zu einer bestimmten Zeit, in einem bestimmten Kontext und in einer bestimmten Kultur ihren Sinn und Zweck haben mögen. Aber Zeiten, Kontexte und Kulturen ändern sich.

In manchen Gruppierungen gilt zum Beispiel für Frauen die zwanghafte Pflicht, eine Burka zu tragen. Ob die Frau eine solche trägt oder nicht, wird sicherlich keinen Einfluss auf ihre Rückverbindung mit dem Urgrund haben. Nicht die Burka, sondern ihre innerste Gesinnung wird das Entscheidende sein. Hinter dem Tragen müssen einer Burka stehen wahrscheinlich eher Gründe von Besitzansprüchen des Mannes und die Furcht vor sexuellem Begehren, welches einen Mann wohl auf „dumme Gedanken“ bringen und das alteingesessene Sozialleben stören könnte. Nichtsdestotrotz können aber solche einschränkenden Maßnahmen wie das Tragen einer Burka, das Einhalten von Regeln, das Fasten, der Verzicht auf Fleisch oder andere Entsagungen für den einzelnen Menschen eine Hilfe sein, um bewusst und absichtlich eine innere Reibung, das heißt, einen inneren Widerstand zu erzeugen, der freies Bewusstsein auf den Plan ruft. Dem ist aber nur dann so, wenn solche einschränkenden Maßnahmen nicht gezwungenermaßen oder aus traditioneller Gewohnheit erfolgen, sondern sich selbst bewusst und absichtlich auferlegt werden. Denn wahre Religiosität kann nur in Freiheit gedeihen. Nicht zwanghaft aufgedrängte oder konditionierte Verhaltensregeln machen einen Menschen religiös, sondern bewusste und eigene Einsichten.

Ob jemand eine Burka trägt oder nicht, ob jemand Schweinefleisch isst oder nicht, ob jemand überhaupt Fleisch isst oder nicht, ob jemand raucht oder nicht, ob jemand Alkohol trinkt oder nicht, usw., ist objektiv gesehen für die Rückverbindung zum Urgrund vollkommen bedeutungslos und sollte jedem Einzelnen selbst überlassen bleiben.

Viel schlimmer aber als solche unbedeutenden und zwanghaften Regeln ist das, was zum Beispiel die Vertreter der katholischen Kirche tun, wenn sie versuchen in einer überbevölkerten Welt notleidenden Völkern der Dritten Welt Verhütungsmaßnahmen zu verbieten, obwohl es offensichtlich ist, dass ein Bevölkerungszuwachs in diesen Gebieten die Not und das Elend nur noch vergrößern und verschlimmern. Und das nur deshalb, weil in irgendeiner „Heiligen Schrift“ die Worte „Seid fruchtbar und mehret euch!“ stehen. Oder: wenn andere militante Religionsfanatiker durch sogenannte „Heilige Kriege“ und Terror ihre Mitmenschen in Not und Elend stürzen oder vernichten.

Jedenfalls scheinen die etablierten „Religionen“ ebenso wie die Politik einem elementaren Expansionsdrang sowie dem Drang nach größerer Macht zu unterliegen. Religionen werden somit eher zu politischen, repressiven Systemen, die mehr oder weniger nationalistisch diktatorischen Staaten gleichen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie dem Menschen nicht die wahre Religion der inneren Rückverbindung zu seinem Urgrund lehren, sondern mehr Gewicht auf blinden Glauben, Gehorsam und Gebet legen. Wohl wissend, dass der wahre religiöse Mensch keine Kirchen, keine Moscheen, keine Synagogen und auch keine Tempel brauchen wird. Die Existenz und sein innerstes Sein werden seine Kirche, seine Moschee, seine Synagoge und sein Tempel sein.

Der wahre religiöse Mensch wird mit sich im reinen sein und wissen, dass sein Unerfüllt Sein durch die Abspaltung von seinem Urgrund zustande gekommen ist und die Verantwortung dafür wird er nicht bei anderen Menschen suchen. Deshalb wird er sich auch nicht in das Leben anderer einmischen, sondern den Weg zurück zu seinem Ursprung in sich selbst suchen. Und wenn er den Weg gefunden hat, wird er erfüllt sein. Welchen Grund sollte er dann noch haben, andere auszubeuten, seine Macht zu vergrößern, Kriege zu führen und seinesgleichen zu vernichten oder in Not und Elend zu stürzen?

Nur der unerfüllte, notleidende Mensch, der die Ursache seiner Not alleine in den äußeren Umständen sucht und bekämpft, kann Gräueltaten begehen.

Der Mensch muss umkehren und sich nach innen wenden, wenn er das oft grauenvolle Weltgeschehen ändern will. Aber das geht nicht plötzlich von heute auf morgen. Es geht nur nach und nach. Die Verstrickungen des Menschen in seinen Ideologien, in Gier, Machthunger, Rachsucht, Krieg, Überbevölkerung und Notleiden sind viel zu groß, als dass es einen schnellen Ausstieg aus diesem Geschehen geben könnte, ohne dass noch viele in bitterster Not und Elend ausharren müssen oder auch vernichtet werden.

Als Einzelne sind wir diesem Geschehen, dieser Maschinerie, dieser Fabrik des Leidens hilflos ausgeliefert. Das Einzige, was wir in dieser Situation tun können, ist bei uns selbst anzufangen und uns auf unser innerstes Wesen zu besinnen. Hoffend, dass nach und nach immer mehr Menschen und auch die Mächtigen dieser Welt zur Vernunft kommen und sich den wesentlicheren Dingen des Lebens zuwenden, anstatt blind den Sinn ihres Daseins in der Befriedigung ihrer Gier, ihres Machtstrebens und in der Vernichtung ihrer Mitmenschen zu suchen, währenddessen sie vergessen, dass auch sie Vorübergehende sind.

Auf der einen Seite hat der Mensch Zivilisationen, Kulturen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt geschaffen, während er auf der anderen Seite ein Tier oder sogar eine Bestie geblieben ist. Er kann zum Mond fliegen, Satelliten ins All und zu entfernten Planeten schicken, er kann Milliarden Lichtjahre entfernte Objekte beobachten, kann die Materie bis in ihre kleinsten Einheiten aufschlüsseln, kann genetische Codes lesen, usw., usw.…, aber seine Bestialität bekommt er nicht in den Griff. Vielmehr bestimmt diese oft sein Forschen und Schaffen, indem er hochtechnologisch ausgeklügelte Waffensysteme entwickelt, um seinesgleichen immer effizienter vernichten zu können, und all das, während er zu einem „gütigen Gott“ betet, dabei aber nicht bemerkt, dass Gier und Machthunger zu seinem wahren Gott geworden sind. Abschließend zu diesem Kapitel sollen noch einige Worte über den Begriff „Glauben“, wie er in der deutschen Sprache und in Verbindung mit Religion verwendet wird, gesagt sein: