Die Kanzlerin und die Bombe - Octavius Zelma - E-Book

Die Kanzlerin und die Bombe E-Book

Octavius Zelma

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Beschreibung

Sofie ist 12 Jahre alt und will sich mit ihrer Mama wieder versöhnen. Ein Geschenk möchte sie Mama kaufen. Aber Sofie hat kein Geld. Da entdeckt sie ein Päckchen auf dem Gepäckträger eines abgestellten Fahrrads. Sofie nimmt das Päckchen an sich. Prompt verfolgt sie ein Polizist, der den Diebstahl beobachtet hat. Sofie kann entkommen und versteckt sich mit dem Päckchen. Ihr ist klar geworden, dass sie einen fürchterlichen Fehler gemacht hat. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie jemandem etwas weggenommen. Sie hat gestohlen. Sofie schämt sich und bleibt verschwunden. Was Sofie nicht ahnt: In dem Päckchen tickt die Zeitbombe von Terroristen. In sieben Stunden wird die Bombe explodieren. Mit allen Mitteln versucht Terroristenjäger Mark Zarnack, die Bombe rechtzeitig zu finden und das Mädchen zu retten. Sogar das Kanzleramt schaltet er ein. Doch die Zeit läuft ab … Ein nervenfetzender Thriller aus der Zeit der Wiedervereinigung, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Autor fand die Akten dazu in den Geheimarchiven des früheren Zentrums für Nachrichtenwesen, dessen Dienstsitz in Gelsdorf bei Bonn war.

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Seitenzahl: 157

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Die Kanzlerin und die Bombe

Rettet sie ihr Land? Oder ihre große Liebe?

Zarnacks zweiter Fall

Agenten-Novelle

Von Octavius Zelma

Besuchen Sie die Internetseite des Autors: octavius-zelma.net

Ungekürzte Originalveröffentlichtung

FS-Verlag Edition Störtebeker

ISBN 978-3-932733-10-9

Der Inhalt des Buches ist durch das Urheberrecht geschützt.

Titelillustration: MPS, Foto iStock/DoodleDance

Inhaltsverzeichnis
Titelseite
1. Kapitel - Noch 7 Stunden
2. Kapitel - Noch 6 Stunden
3. Kapitel - Noch 5 Stunden
4. Kapitel - Noch 4 Stunden
5. Kapitel - Noch 1 Stunde
6. Kapitel - Noch 30 Minuten
7. Kapitel - Noch 30 Sekunden
8. Kapitel - Das Geschenk
Nachwort
Leseprobe: Das Reichsgold Geheimnis
Leseprobe: Sechs Richtige mit Zusatztod
Leseprobe: Der Mädchenfänger von St. Pauli
Leseprobe: Tessy und die Hörigkeit der Malerin

"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar."

Ingeborg Bachmann

Graviert auf eine Stele am Seedammweg, Bad Homburg

* * *

Der Autor hat Akten des Zentrums für Nachrichtenwesen zugespielt bekommen. Der Bericht "Die Kanzlerin und die Bombe" basiert auf einer Auswertung der Akten. Personennamen und Begebenheiten änderte der Autor in einer Weise, dass die Ermittlungen von staatlicher Seite ungefährdet fortgesetzt werden können. Das Zentrum für Nachrichtenwesen wurde mittlerweile aufgelöst. Es hatte seinen Dienstsitz in Gelsdorf bei Bonn.

1. Kapitel - Noch 7 Stunden

Mittwoch | 29.11.1989 | 17 Uhr

Sofia war empört: "Aber sie ist ein Geschenk für meine Mama."

Das beeindruckte Leonie wenig; sie fummelte das Brett von dem Loch, das zwischen den zwei noch nicht verlegten Abwasserröhren klaffte. Mit der Hand langte Leonie mutig hinein in das Loch und zog die Schneekugel hervor:

Die aufgewirbelten Plastikschneeflocken in der wassergefüllten Kugel verharrten einen Moment, dann senkten sie sich auf die miniaturisierte Skyline Frankfurts. Sofia und Leonie kauerten in der nicht verlegten Röhre und sahen dem Winterschauspiel bei schwachem Novemberlicht zu. Vielleicht besann Leonie sich noch …

Leonie jedoch wiederholte ihr Ansinnen: "Die ist für Frau Schnakental." Sie steckte Sofias Kugel in die Anoraktasche.

Sofia protestierte: "Das geht nicht, ich brauche sie für Mama."

Es war ein Prachtexemplar von Schneekugel, sie war größer als normale Schneekugeln. Sie wäre ein herrliches Geschenk. Mama freute sich bestimmt darüber. Sofia musste ihrer Mama unbedingt eine Freude machen. Also brauchte Sofia die Schneekugel.

"Jetzt gib sie wieder her", forderte Sofia, "du hast es versprochen." Sonst hätte sie Leonie doch nie verraten, dass die Kugel in ihrem Lieblingsversteck lag. Sofia funkelte ihre Freundin Leonie an. Was der Schneekugel zusätzlichen Wert verlieh: Sofia hatte sie von Tim bekommen, dem großen Blonden aus der 6c, der sie zum Geburtstag von seiner Tante hatte und mit der Kugel wenig anfangen konnte. Vielleicht verhielt Leonie sich so blöd, weil sie wusste, dasss Sofia die Kugel von Tim hatte?

"Du mit deiner Mamakacke immer."

"Mamakacke?"

"Genau, Mamakacke."

Wut sprudelte in Sofias Kopf, und ihre braunen Augen wurden groß. Ihre Hand holte aus und schlug mit der Kraft zu, über die eine Elfjährige verfügte. Allerdings vergaß Sofia die gebogene Betonwand des Abwasserrohrs, das seit Monaten unverlegt in der Altkönigstraße auf Höhe des Schillerturms lag, da der Neubau gegenüber im Rohbau steckengeblieben war. Ein Bauzaun schützte die Baustelle und verhinderte den Durchgang zur Kantstraße. Kinder hatten die Rohre mittlerweile als Abkürzung zur Kantstraße entdeckt. Sofias ausholende Handfläche schrappte über die Rohrbetonoberfläche, und wiewohl Sofia den Schmerz nicht gleich merkte, bremste das Hindernis den Schlag, und Sofias Hand wischte mehr über Leonies Wange, als dass sie schlug.

Im ersten Moment war Leonie sprachlos ob des Angriffs. Dann:

"Das sage ich meiner Mutter wieder! Nie mehr spiele ich mit dir! Nie mehr treffe ich mich mit dir in meinem Versteck!"

"Das ist nicht dein Versteck! Ich habe es zuerst gefunden!"

"Du bist nicht mehr meine Freundin!"

Hektisch krabbelte Leonie rückwärts aus der Röhre auf die Altkönigstraße. Hoffentlich zerriss sie sich die Strumpfhose, dann bekäme sie Ärger zu Hause.

"'Ne Schneekugel für Frau Schnakental! Pah! Die lacht drüber, die denkt, was bist du für ein kleines Grundschulkind!" Frau Schnakental war Studienrätin am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium im Nachbarort Bad Homburg und ihrer beider Klassenlehrerin, da Sofia und Leonie seit den Sommerferien das Gymnasium besuchten.

Leonie drehte sich nicht mal um.

"Leoniee …!"

Sofia beeilte sich, ebenfalls aus der Röhre zu kommen, passte aber auf die eigene Wollstrumpfhose auf.

"Leonie, warte doch! So war es nicht gemeint."

Leonie war ihre beste Freundin. Sofia wollte sich weiter mit ihr treffen. Sie wollte weiter neben Leonie in der Klasse sitzen.

"Leonie, jetzt hör doch mal!"

Stattdessen beschleunigte Leonie die Schritte.

Sofia krabbelte, stand auf, lief los, um ihre beste Freundin einzuholen.

"Vorsicht, meine Kleine!", sagte ein Mann, den Sofia zunächst nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, um gleich darauf zu erkennen, dass es der Polizeiobermeister Engelmacher war, der stolz auf seinen ekligen buschigen Schnurrbart war. Mama fand gern Gründe, sich mit Polizeiobermeister Engelmacher zu unterhalten.

Ein Fahrradfahrer schoss heran. Sofia bermerkte es zu spät, konnte ihre Schritte vom Bürgersteig auf die Straße nicht mehr bremsen. Polizeiobermeister Engelmacher jedoch erwischte Sofia am Kragen, riss sie zurück, rettete sie.

"Oh!", verschluckte Sofia ihren Schreck.

"Ist noch gut gegangen, meine Kleine", sagte Engelmacher und natürlich petzte er es Mama, und Mama wäre böse mit ihr und lüde Engelmacher zum Kaffee ein als Dank für die Rettung.

Sofia machte sich los und rannte zur Seite davon, nun darauf achtend, auf dem Bürgersteig zu bleiben. An der nächsten Ecke, um den möglicherweise folgenden Engelmacher zu verwirren, bog Sofia ein: In den Hinterhof, in dem der alte Brassel seine Reparaturwerkstatt hatte. Früher hatte Brassel Autos repariert und sogar eine Zapfsäule gehabt, jetzt schraubte er nur noch an Fahrrädern und Mofas, die Zapfsäule war verschwunden.

Sofia drückte sich an den Putz, und ihre Hand schmerzte. Der missglückte Schlag nach Leonie in der Abwasserröhre hatte eine Schürfwunde verursacht. Sofia spähte zur Altkönigstraße. Aber Engelmacher blieb unsichtbar.

Vor Brassels verstaubtem Schaufenster stand das Fahrrad, in welches Sofia eben fast hineingerannt wäre. Sie erkannte es an dem Päckchen auf dem Gepäckträger. Vorhin, als Engelmacher sie rettete, hatte Sofia das Päckchen schon gesehen, aber nicht wahrgenommen. Was mochte drin sein? Es hatte die Größe eines richtigen, spannenden Geschenks.

Am Fahrradrahmen entzifferte Sofia den MarkennamenGlobus 2000.Sofia war unschlüssig.Der Fahrradfahrer, der sie vorhin fast überfahren hätte und sich nicht mal nach ihr umgedreht hatte, war im Laden und sprach mit Brassel, der einen dreieckig geformten Fahrradspiegel aus einer Pappverpackung zog.

Sofia löste sich von der Wand und schlich näher. Die Ladentür war angelehnt. Satzfetzen ließen sich verstehen.

"… ist weniger sinnvoll, denke ich", sagte Brassel, dessen Haarkranz aussah, als bestände er aus grauen Borstenpinselspitzen.

"Sie sollen nicht denken, sondern schrauben", erwiderte der Fahrradfahrer, der viel jünger als Brassel war.

Das ist ein unfreundlicher Erwachsener mit langen Haaren, dachte Sofia. Das machte es einfacher. Zumal Mama sagte, Langhaarige seienGammler. Sofia griff nach dem Päckchen auf dem Gepäckträger. Es war schwerer, als es aussah; als Sofia es vom Gepäckträger zog, fiel das Fahrrad um.

"Ey … du Göre! … Halt!" Die Ladentür flog auf, der Fahrradfahrer stürzte heraus, den neuen Spiegel in der Hand. Seine langen Haare wischten ihm ins Gesicht, das fürchterlich wutverzerrt war. Sofia lief los, so schnell sie konnte. Sie hatte Angst.

Das Paket behinderte sie, aber sie konnte es nicht loslassen. Es war das perfekte Geschenk. Sie fühlte sich fast schon als rechtmäßiger Eigentümer, da sie es unter derartigen Gefahren für Mama eroberte, und der Erwachsene so lange Haare hatte und so böse guckte.

Sofia schaute nach rechts und links und wechselte dann die Straßenseite, um ihren Verfolger abzuschütteln. Der Erwachsene war ganz schön dumm: Er hatte sein Fahrrad stehen gelassen. Mit Fahrrad hätte er sie längst gefasst.

Sofia drehte sich um — und erschrak. Der Langhaarige war näher, als sie vermutet hatte. Sie spürte seinen Atem im Nacken. Das glaubte sie zumindest, und sie wollte noch schneller laufen.

Aber als sie sich wieder nach vorn drehte, stolperte sie über ihre Füße und das schwere Paket zog sie auch noch nach unten. Sie fiel und merkte kaum, dass sie sich beide Handballen aufschlug, bei dem Versuch, den Aufprall auf die Gehwegplatten abzufangen.

"Hab ich dich, du Göre!"

Er war über ihr und sein böses Gesicht und die langen Haare, die Sofia berührten, versetzten sie in Panik.

"Iiih …!", entfuhr es ihrem Mund und wie eine Katze entwischte sie seinem Griff, und auch das Paket hatte sie noch, als sie um die nächste Ecke stolperte, verfolgt von dem Bestohlenen, der nun - aufs Äußerste gereizt - dem Katz-und-Maus-Spiel ein schnelles Ende bereiten würde, wie Sofia wohl wusste, denn sie war langsamer als der böse Erwachsene. Schon spürte sie in sich Wuttränen aufsteigen wegen der Lage ohne Ausweg, in die sie sich gebracht hatte.

Da sah sie die Baustelle und davor die halbverlegten Abwasserrohre, welche die Abkürzung zur Kantstraße waren. Sie warf das Päckchen voran in die Röhre und krabbelte hinterher. Die Strumpfhose war ihr egal. Sie hasste doch Strumpfhosen, sie war groß und wollte Jeans anziehen wie die anderen in der Klasse.

"Bleib hier, Göre! Ich krieg dich! Warte …"

Die Drohungen des Langhaarigen hallten hinter ihr, während Sofia - nicht auf blutende Handballen, Strumpfhose und guten Anorak achtend - voran krabbelte.

Sie hielt inne. Das Blut rauschte in den Ohren, die Lungen pumpten. Sofia sah sich um, so gut es ging. Das wütende Gesicht des Verfolgers war kleiner geworden, es blieb am Anfang der Röhre. Der Langhaarige passte nicht hinein.

Die Erkenntnis dämpfte ihre Panik. Sofia hatte dem bösen Erwachsenen ein Schnippchen geschlagen. Mit dem Paket krabbelte Sofia weiter nach vorn, um sich endgültig in Sicherheit zu bringen. Sie zwängte sich am Paket vorbei, steckte die Kopf auf der anderen Seite der zweiten Röhre heraus und schaute sich um. Sie ging kein Risiko mehr ein.

Die Kantstraße war menschenleer. Der Erwachsene musste erst um den Bauzaun herum. Sie hatte es geschafft. Sie seufzte, die Angst entwich aus Sofias kleinem Körper. Sie hatte ein Geschenk für Mama erobert.

Ein harter Griff packte Sofia im Nacken.

"Was machst du da? Komm heraus, Kleine." Es war Polizeiobermeister Engelmacher. Sein ekliger Schnurbart zitterte aufgebracht. Sofia versuchte, rückwärts in die Röhre zurückzukriechen. Aber Engelmacher hatte sie am Schlafittchen und ließ nicht locker.

"Sofia, keine Fisimatenten. Ich hab dich. Deine Mama wird böse auf dich sein, wenn sie erfährt …"