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Raus aus der Großstadt und ab an die Nordsee heißt es für die Kölnerin Katharina und ihre zehnjährige Tochter Mila. Sechs Wochen werden sie gemeinsam in einer Mutter-Kind-Klinik auf Langeoog verbringen, in der Hoffnung, dass die Kleine an der Meeresluft zu Kräften kommt. Mila ist sogleich begeistert von der Insel und auch Grundschullehrerin Katharina schließt unverhofft Freundschaft mit einigen Bewohnerinnen. Als sie auf den geheimnisvollen Lehrer Barne trifft, wagt sie das erste Mal an einen Neuanfang auf der Insel zu denken ...
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Seitenzahl: 94
Raus aus der Großstadt und ab an die Nordsee heißt es für die Kölnerin Katharina und ihre zehnjährige Tochter Mila. Sechs Wochen werden sie gemeinsam in einer Mutter-Kind-Klinik auf Langeoog verbringen, in der Hoffnung, dass die Kleine an der Meeresluft zu Kräften kommt. Mila ist sogleich begeistert von der Insel und auch Grundschullehrerin Katharina schließt unverhofft Freundschaft mit einigen Bewohnerinnen. Als sie auf den geheimnisvollen Lehrer Barne trifft, wagt sie das erste Mal an einen Neuanfang auf der Insel zu denken ...
Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu – widmet sich aber ebenso gern ihrer Wahlheimat Italien.
Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane »Der kleine Inselladen«, »Das kleine Eiscafé«, »Die kleine Strandbar« sowie »Die kleine Inseltöpferei« erschienen. Bei Rütten und Loening ist »Ein Sommer in Rimini« lieferbar.
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Fenna Janssen
Die kleine Inselschule - Teil 1
Strandgeflüster
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Mila streckte den Arm aus. »Guck, Mama! Da ist die Insel. Oh, ist das etwa ein Wäldchen? Hast du gewusst, dass es auf Langeoog einen Wald gibt?«
Die Fähre näherte sich dem Hafen, und Katharina entdeckte in einiger Entfernung tatsächlich ein paar Baumkronen.
»Nein«, gestand sie. »Das wusste ich nicht.«
Sie hatte sich vorher überhaupt nicht über Langeoog informiert. Sie war viel zu froh gewesen, dass ihre Mutter-Kind-Kur bewilligt worden war – auf irgendeiner kleinen Insel in der Nordsee. Perfekt für ihre Tochter, und für sie selbst sicherlich auch erholsam. Der Termin war ebenfalls günstig: In Nordrhein-Westfalen hatten vor einer Woche die großen Ferien begonnen.
Ein Wald war allerdings der falsche Ort für Mila. Katharina bedauerte es nun, dass sie sich nicht schlaugemacht hatte. Sie beschloss jedoch, vorerst nichts zu sagen, um ihrer Tochter die Vorfreude zu lassen. Mila hüpfte jetzt wie ein Flummi auf und ab.
»Bitte steh still«, bat Katharina. »Du fällst mir noch ins Wasser.«
In Wahrheit konnte ihre Tochter kaum über die Reling blicken. Sie war klein für ihre zehn Jahre und hatte wenig Kraft.
Als Katharina ihr eine Hand auf die schmale Schulter legte, gehorchte Mila. Katharina hoffte inständig, ihre Tochter würde auf Langeoog an Gewicht zulegen. Mila wünschte sich so sehr, wie andere Kinder zu sein, und sie war todunglücklich, wenn sie wieder einmal nicht auf den Spielplatz gehen durfte, eine Klassenfahrt verpasste oder ausgerechnet ihren Geburtstag im Bett verbringen musste. Es brach Katharina jedes Mal aufs Neue das Herz. Sie wusste, sie setzte womöglich zu große Hoffnungen in diese Kur. In Wahrheit betete sie um ein Wunder.
Leo hatte sie gewarnt. »Die sechs Wochen dort werden unserer Kleinen bestimmt guttun, aber sie wird nicht vollständig geheilt werden. Nach einer Weile zurück in Köln werden ihre Symptome wiederkommen.«
»Seit wann bist du Arzt?«, hatte Katharina gereizt zurückgefragt. Im Umgang mit Milas Vater verspürte sie stets einen schwelenden Zorn, den sie nur mit Mühe unterdrücken konnte. »Für eine Künstlerseele wie dich ist ein Medizinstudium doch sicherlich viel zu lang und anstrengend.«
Leo hatte ihr nur einen dieser Blicke zugeworfen, die sie regelmäßig auf die Palme brachten. Lang und durchdringend, dabei jedoch von einer Zärtlichkeit, die ihr Innerstes erbeben ließ. Wann würde das endlich aufhören? Wann würde dieser Mann seine Macht über sie verlieren?
Wenn im Wattenmeer Hochhäuser wachsen, gab sie sich selbst die Antwort.
Katharina war jetzt siebenunddreißig Jahre alt, und seit mehr als zwanzig Jahren übte Leo diese Wirkung auf sie aus. Sie war ein Mädchen gewesen, als sie ihm verfallen war. Sie hatte sich weiterentwickelt, war eine selbstbewusste Studentin geworden, eine allseits beliebte Grundschullehrerin und eine liebende Mutter. Bei diesem einen Mann jedoch schrumpfte jeder ihrer Erfolge in sich zusammen, und sie wurde wieder zu dem jungen Ding, das über den Pflastermaler auf der Domplatte stolperte und nach einem Blick in seine kobaltblauen Augen wie ein hypnotisiertes Kaninchen am Rande seiner seltsam traurigen und menschenlosen Bilder hocken blieb und sich nicht mehr rührte, bis er sie spät am Abend heimbrachte.
Sie seufzte auf und blickte sich um. Auf einmal kamen ihr Zweifel. War diese Kur wirklich eine gute Idee? Konnte die Nordseeluft wirklich so heilsam für ihre Tochter sein, wie behauptet wurde? Und wie sollte sie selbst es hier draußen länger als ein paar Tage aushalten? Katharina war ein Großstadtkind durch und durch. Sie fühlte sich inmitten vieler Menschen wohl, sie war an stockenden Verkehr, an Hektik und sogar an den Gestank der Abgase gewöhnt. Leere machte ihr Angst. Wohin sie jetzt aber auch sah, gab es nur Wattenmeer und die schmale lange Insel vor ihnen. Der Himmel wölbte sich hoch und unendlich über ihnen. Geradezu bedrohlich. Nirgends gab es etwas, woran der Blick sich festhalten konnte. Keinen Kölner Dom, keine Häuser, nicht einmal Wolken.
»Ich habe gelesen, dass hier nur selten so schönes Wetter ist«, sagte Mila mit wichtiger Miene. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie jede Information aufgesaugt, die sie über Langeoog gefunden hatte.
»An den allermeisten Tagen weht ein kräftiger Wind aus Nordwest. Dann kann es passieren, dass sich innerhalb von Minuten riesige Wolkentürme aufbauen, und im nächsten Moment schüttet es wie aus Eimern, was den Insulanern aber nichts ausmacht. Für die ist das bloß feuchte Luft. Die sind starke Stürme gewöhnt. Einer, der ganz schlimm sein soll, heißt Blanker Hans, aber das verstehe ich nicht.« Sie wippte nun auf den Fußsohlen auf und ab. Stillstehen war einfach nicht möglich. »Was hat das Wetter denn mit einem Mann zu tun, der Hans heißt?«
»Ich weiß es nicht«, gab Katharina zu.
»Aber du weißt doch sonst alles. Du bist Lehrerin!«
Katharina lächelte und wuschelte ihrer Tochter durch die Locken. Sie waren hellblond wie Leos Haar. Auch seine intensive blaue Augenfarbe hatte er ihr vererbt. Ihre feinen Gesichtszüge, den vollen Mund und die zarte Statur hatte Mila hingegen von Katharina.
»Glück gehabt«, hatte Leo an Milas dritten Geburtstag schmunzelnd gesagt. »Stell dir vor, sie hätte meine breiten Schultern und die großen Hände und Füße abgekriegt. Dann würde sie womöglich auch über eins neunzig groß werden.«
Katharina selbst hatte dickes kastanienbraunes Haar und fast schwarze Augen. Ein Erbe ihres italienischen Vaters. Sie hatte mal irgendwo gelesen, dass sich dunkle Gene immer durchsetzen, aber in ihrem und Leos Fall stimmte die Theorie definitiv nicht. Sogar auf diesem Gebiet war Leo stärker gewesen.
Milas Stimme holte sie aus ihren Erinnerungen. »Hast du Angst vor einen Sturm, Mama?«
Katharina schaute ihre Tochter überrascht an. »Nein, ich glaube nicht.«
Ihre italienischen Vorfahren hatten am Fuße des Ätna auf Sizilien gelebt. Katharina war mit Geschichten über die Furcht vor Vulkanausbrüchen groß geworden. Nordische Stürme waren ihr kein Begriff.
»Außerdem ist doch Juli«, fügte sie hinzu und fragte sich, wen sie damit beruhigen wollte. Ihre Tochter oder sich selbst?
»Das will nichts heißen. Es soll auch im Sommer schon schlimm zugegangen sein. Sogar Sturmfluten hat es gegeben. Aber auf den Ostfriesischen Inseln werden die Dünen und Deiche gut gepflegt. Die halten riesige Wellen aus.«
Mila schaute angestrengt auf das platte Wattenmeer. Offenbar war sie selbst nicht ganz sicher, ob sie Grund zur Sorge hatte. Katharina folgte ihrem Blick. Aus einem Schwarm löste sich eine Möwe, stieß im Sturzflug auf die Wasseroberfläche und kam mit einem kleinen silbernen Fisch im Schnabel wieder hervor.
Nun ging Katharina in die Hocke und nahm ihre Tochter in die Arme. »Es wird uns hier ganz wunderbar gehen, und du wirst zu Kräften kommen.«
»Dann kann ich wie die anderen Kinder sein?«, fragte Mila zaghaft. Auch sie hoffte anscheinend auf ein Wunder. »Werde ich wachsen und stärker werden?«
»Mit der Zeit bestimmt«, erwiderte Katharina vorsichtig.
»Aber ich habe nur sechs Wochen!« Tränen sammelten sich auf einmal in Milas Augen.
Sie ist so verzweifelt, dachte Katharina und musste hart schlucken. Mein armes Kind.
»Sechs Wochen sind eine ziemlich lange Zeit.«
»Papa hat gesagt, die vergehen wie im Flug.«
Im Stillen verfluchte Katharina Leo, wie sie es oft tat.
Mila stemmte die kleinen Fäuste in die Hüften. »Er meinte, ich würde schnell wieder da sein, und dann würden wir zusammen die neue Lok ausprobieren.« Sie seufzte theatralisch und vergaß für einen Moment ihren Kummer. »Wann wird er endlich begreifen, dass ich kein Baby mehr bin? Seine Spielzeugeisenbahn ist langweilig.«
»Modelleisenbahn«, korrigierte Katharina kichernd. »Und lass ihn das bloß nicht hören. Du weißt, wie wichtig ihm die ist.«
Tatsächlich hatte sie es immer rührend gefunden, wenn Vater und Tochter für Stunden im Keller von Leos Haus verschwunden waren, wo er eine Miniaturlandschaft mit weit vernetzten Gleisen, kurvenreichen Straßen, kleinen Dörfern und winzigen Figuren aufgebaut hatte. Diese Seite an Leo liebte sie sehr.
Ein zweiter Möwenschwarm flog kreischend über sie hinweg. Unwillkürlich duckte sich Katharina.
Mila grinste. »Hast du etwa Angst vor ein paar unschuldigen Vögeln?«
»Besonders unschuldig hören die sich nicht an. Eher angriffslustig.«
Sie lachten beide, und für einen Augenblick war die Welt von Mutter und Tochter in Ordnung.
Dann erklang das Schiffshorn, und die Fähre lief in den Inselhafen ein. Kaum an Land, musste Katharina ihre Tochter erneut bändigen. Sie hatte erwartet, Mila würde von der Zugreise erschöpft sein, aber die neue Umgebung schien bereits Wunder zu wirken. Schon wieder hüpfte sie auf und ab. Diesmal bestand wenigstens keine Gefahr, dass sie ins Wasser fallen könnte.
»Oh, sind sie nicht absolut entzückend?«, rief sie und deutete auf zwei kleine fuchsfarbene Ponys, die geduldig vor einem gummibereiften Wagen standen.
Schon lief sie auf die Ponys zu und kümmerte sich nicht um die Rufe ihrer Mutter. Ein rothaariges Mädchen saß auf dem Kutschbock und hob warnend eine lange Peitsche.
»Stopp!«
Wie vom Donner gerührt, blieb Mila stehen.
Das Mädchen steckte die Peitsche zurück in die Halterung. Es mochte fünfzehn oder sechzehn Jahre alt sein. Sein Gesicht war von Sommersprossen gesprenkelt, und die hellroten Haare trug es zu einem Pferdeschwanz gebunden.
»Beißen sie?«, fragte Mila respektvoll, während Katharina sich beeilte, an ihre Seite zu kommen.
»Nee, aber wenn du sie erschreckst, könnten sie ausschlagen und durchgehen«, kam es ziemlich herablassend zurück.
Katharina hatte keine Ahnung von Ponys, aber diese zwei hier wirkten nicht sonderlich temperamentvoll.
Mila zupfte sie am Ärmel ihres Sommerpullis. »Können wir mit der Kutsche fahren?«
»Nein, Spatz. Wir nehmen die Inselbahn. Die ist in unserem Fahrpreis enthalten.«
Ihre Tochter ließ den Kopf hängen. Sie wirkte auf einmal wie ein Häufchen Elend, und das Mädchen auf dem Kutschbock gab seine überhebliche Haltung auf. Es kletterte zu ihnen herunter, hielt dabei die Fahrleine aber gut fest.