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Katharina wagte kaum, auf ein Wunder zu hoffen, doch seitdem sie mit ihrer Tochter Mila auf Mutter-Kind-Kur auf Langeoog ist, geht es der Zehnjährigen deutlich besser. Jede freie Minute möchte das Mädchen auf dem Ponyhof der Insel verbringen. Und auch Katharina merkt, wie gut ihr das Leben an der Nordsee tut. Als sie Barne, der sie als Lehrerin für die Grundschule im Ort gewinnen will, endlich näherkommt, muss sie sich entscheiden: Will sie zurück nach Köln, zu Leo und ihrem alten Leben? Oder soll sie es wagen, ein neues Leben auf der Insel und vielleicht gar mit Barne zu beginnen?
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Seitenzahl: 97
Katharina wagte kaum, auf ein Wunder zu hoffen, doch seitdem sie mit ihrer Tochter Mila auf Mutter-Kind-Kur auf Langeoog ist, geht es der Zehnjährigen deutlich besser. Jede freie Minute möchte das Mädchen auf dem Ponyhof der Insel verbringen. Und auch Katharina merkt, wie gut ihr das Leben an der Nordsee tut. Als sie Barne, der sie als Lehrerin für die Grundschule im Ort gewinnen will, endlich näherkommt, muss sie sich entscheiden: Will sie zurück nach Köln, zu Leo und ihrem alten Leben? Oder soll sie es wagen, ein neues Leben auf der Insel und vielleicht gar mit Barne zu beginnen?
Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu – widmet sich aber ebenso gern ihrer Wahlheimat Italien.
Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane »Der kleine Inselladen«, »Das kleine Eiscafé«, »Die kleine Strandbar« sowie »Die kleine Inseltöpferei« erschienen. Bei Rütten und Loening ist »Ein Sommer in Rimini« lieferbar.
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Fenna Janssen
Die kleine Inselschule - Teil 2
Dünenglitzern
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Am letzten Sonntag im Juli unternahm Katharina mit ihrer Tochter einen Spaziergang im Pirolatal. Mila hüpfte fröhlich vor ihr her, während Katharina ihr langsam folgte. Es war ein kühler, wolkiger Vormittag, aber der Wind pfiff hier weniger scharf als am Strand von Langeoog.
Barne hatte ihr verraten, dass sie hier die schönste Dünenlandschaft der Insel finden würde. Sie war nach der Pirolapflanze, einem hübschen Wintergrün mit runden Blättern, benannt worden. Auf Langeoog hieß die Pflanze auch Wintermaiglöckchen. Sie war allerdings selten geworden, seit das Tal trockengelegt worden war. Stattdessen wuchs hier nun vorwiegend die Krähenbeerenheide.
Geistesabwesend beobachtete Katharina, wie hin und wieder ein vorwitziger Sonnenstrahl über das Heidekraut und das hohe Dünengras strich.
Seit sie in jener Nacht vor einer Woche im Ponywagen durch das Tal gefahren war, hatte sie vorgehabt, einmal bei Tag hierherzukommen. Doch erst heute hatte sie die Zeit dafür gefunden. Mila hatte erst gemault. Wenn es nach ihr gegangen wäre, so hätte sie jede freie Minute auf dem Ponyhof verbracht, aber nun war sie zu Katharinas Erleichterung doch vergnügt und beobachtete neugierig alles um sich herum.
Dann kam sie zur ihr zurück. »Wie lange bleiben wir noch auf Langeoog, Mama?«
»Das weißt du doch, Spatz. Wir sind seit drei Wochen hier und haben drei weitere vor uns.«
Mila kräuselte die Stirn. »So wenig?«
Katharina musste daran denken, dass ihre Tochter anfangs gemeint hatte, die Zeit fern von ihrem Vater würde ihr furchtbar lang werden. Inzwischen hatte sie sich so gut auf der Insel eingelebt, dass sie kaum noch von Köln und Leo sprach. Sie telefonierte regelmäßig mit ihm, hatte es aber oft eilig, das Gespräch zu beenden, weil etwas Wichtigeres auf sie wartete.
Die Mutter-Kind-Kur hatte sie von einer kränklichen kleinen Patientin in ein fast gesundes Mädchen verwandelt. Weder war sie in dieser Zeit von Allergien geplagt worden noch hatte sich ihr Asthma bemerkbar gemacht.
»Glaubst du, Papa wird traurig sein, wenn wir noch länger bleiben?«, fragte sie nun vorsichtig.
»Gut möglich«, erwiderte Katharina. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich. Noch immer hatte sie Milas Vater nicht gestanden, dass sie sich von ihm trennen wollte. Leo glaubte allen Ernstes, dass alles so weitergehen würde wie bisher, wenn sie zurückkämen. Die zwei Wohnungen, ihre zwanglose Beziehung, die spontanen Treffen zum Sex. Zugegeben, er war ein hingebungsvoller Vater, aber seine Künstlerseele verbot ihm, sich auf ein normales Familienleben einzulassen.
Katharina wusste schon seit Langem, dass ihr dies nicht mehr genügte, doch erst hier auf der Insel war ihr klar geworden, dass sie einen Schlussstrich ziehen musste. Dummerweise war sie bisher zu feige gewesen, es Leo zu sagen.
»Aber wir könnten ihn in den Ferien besuchen«, schlug Mila vor. »Und er könnte auch mal herkommen. Wenn du hier Lehrerin wirst, wäre das doch toll.«
Katharina unterdrückte ein Seufzen. All ihre neuen Freunde drängten sie, die freie Stelle an der kleinen Inselschule anzunehmen. Sonst müsste diese schließen, denn Barne Wilkens als einzige Lehrkraft reichte nicht aus. Er unterrichtete bereits eine dritte und eine vierte Klasse und würde nicht auch noch eine erste und zweite Klasse schaffen.
Zwar waren für diesen Herbst bisher nur fünf Abc-Schützen angemeldet worden, doch in der zweiten Klasse würden elf Schülerinnen und Schüler sein. Mehr aus Neugierde denn aus ernsthaftem Interesse hatte sich Katharina bei der zuständigen Schulbehörde erkundigt und wusste seit ein paar Tagen, man würde sie mit Handkuss nehmen. Der Lehrermangel in Deutschland traf die abgelegenen Gegenden besonders hart. Doch es war Eile geboten. Bereits am kommenden Freitag begann hier im Norden das neue Schuljahr. Vorübergehend konnte Barne die Schüler irgendwie betreuen, doch eine Dauerlösung war das nicht. Zudem galt es ja auch noch, ihre bisherige Stellung in Köln zu kündigen. Das allerdings würde kein Problem sein, wie sie schon wusste. Eine Kollegin sollte nach langer Abwesenheit zurückkommen und würde froh sein, eine freie Stelle vorzufinden.
Barne. Ein Lächeln schlich sich in Katharinas Mundwinkel. Barne war ihr inzwischen ein guter Freund geworden, und wie ihre übrigen neuen Freunde sah sie großzügig darüber hinweg, dass er ungewöhnlich viel Zeit damit verbrachte, die Robben zu beobachten. Nachdem sich die Gruppe um Sophie, Annabel, Sara und Nella dazu hatte hinreißen lassen, ihn bei Nacht und Nebel retten zu wollen und sich dabei eher lächerlich gemacht hatte, ließ man ihn in Ruhe. Angeblich verarbeitete Barne dort draußen am Ostende der Insel einen großen Kummer, doch niemand wusste Genaueres. Außer vielleicht Pauline. Die alte Strandkorbvermieterin hatte Katharina gegenüber mal eine entsprechende Bemerkung gemacht, war aber nicht ins Detail gegangen.
Manchmal fühlte Katharina in seiner Gesellschaft ein gewisses Prickeln, das ihr verriet, aus ihrer Freundschaft könnte mehr werden. Doch dann zog sie sich von ihm zurück. Unsicher und ängstlich redete sie sich ein, sie sei für eine Beziehung mit Barne nicht geschaffen. Mochten die anderen behaupten, was sie wollten – von wegen ideales Paar mit demselben Beruf.
Es war für sie geradezu unvorstellbar, einen anderen Mann zu lieben. Es hatte immer nur Leo gegeben, seit sie ein Teenager gewesen war.
Katharina spürte, dass Mila sie aufmerksam beobachtete. Nicht zum ersten Mal dachte sie daran, dass eine Entscheidung für ein Leben auf der Insel auch eine riesige Veränderung für ihre Tochter darstellen würde. Mit ihren zehn Jahren konnte Mila das noch gar nicht überblicken.
Als Katharina am Wegesrand eine Bank erblickte, setzte sie sich und klopfte auf den Platz neben sich. »Wir sollten uns einmal ernsthaft unterhalten.«
»Oje«, murmelte Mila, hockte sich auf die äußerste Kante und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du willst mir bestimmt sagen, dass das Leben kein Ponyhof ist und ich mich der Realität stellen muss.«
Katharina hob amüsiert die Brauen. »Wer hat denn so etwas Kluges behauptet?«
»Francesca.«
Klar, dachte Katharina, wer sonst? Die dreizehnjährige Francesca war nach wie vor Milas großes Idol.
Eine Weile hatte Katharina Sorge gehabt, Mila würde sich zu sehr an das ältere Mädchen hängen und tief enttäuscht werden, wenn Francesca lieber Zeit mit anderen Jugendlichen verbringen wollte. Aber inzwischen hatte Mila auch Freundschaft mit zwei jungen Reiterinnen geschlossen. Die beiden waren ebenfalls zehn Jahre alt und würden genau wie sie in der kommenden Woche in die Realschule kommen. Für Mila wäre diese Lösung ideal. In ein paar Jahren konnten sie immer noch überlegen, ob sie auf ein Gymnasium auf dem Festland wechseln wollte. Sofern Katharina entscheiden sollte, auf Langeoog zu bleiben.
»Also«, begann Katharina nachsichtig. »Eigentlich wollte ich gar nichts in der Art sagen.«
Hoffnung keimte in Milas schmalem Gesicht auf. Die kobaltblauen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, leuchteten hell.
»Heißt das, wir können hier leben?«
»Ist dir klar, was ein Umzug bedeuten würde?«
»O ja! Ich könnte mit Birthe und Merle zur Schule gehen und jeden Nachmittag reiten.«
Birthe und Merle waren ihre beiden neuen Freundinnen. Zwei robuste Inselkinder, beide einen halben Kopf größer als Mila, aber sanftmütig und freundlich.
Katharina schmunzelte. Da hatte sich ihre Tochter aber ein hübsches Leben ausgemalt.
»Und ich wäre immer so schön gesund wie jetzt«, fügte sie hinzu.
»Ja«, erwiderte Katharina und wurde wieder ernst. »Das wäre wirklich ein guter Grund.«
»Im Herbst kriegen wir auch günstig eine Ferienwohnung, und bis die nächste Hochsaison beginnt, haben wir was gefunden, wo wir für immer bleiben können.«
Katharina erkannte schlagartig, dass ihre Tochter schon viel weiter gedacht hatte als sie selbst. Trotzdem musste ihr jemand diesen Tipp gegeben haben.
»Pauline hat auch gesagt, sie hilft uns. Sie kennt nämlich jeden auf Langeoog.«
Pauline. Wer sonst?
Die alte Frau war inzwischen wieder auf der Insel. Nachdem sie sich den Oberschenkelhals gebrochen hatte, war sie gestern aus dem Krankenhaus Wittmund entlassen worden. Nun wohnte sie im sogenannten Hexenhäuschen bei Nella. Es grenzte direkt an das Pirolatal und gehörte Pauline, die es jedoch vermietete, weil sie lieber in ihrer Bude am Strand lebte. Allerdings hatten sämtliche Freunde sich geweigert, sie in ihrem Zustand dort allein wohnen zu lassen. Gezwungenermaßen war Pauline damit einverstanden zu gewesen, vorerst bei Nella zu bleiben. Abwechselnd kümmerten sich die Freunde um sie, und nach einem Tag schimpfte Pauline schon, weil sie nie ihre Ruhe hatte. Katharina glaubte aber, dass sie insgeheim sehr froh war.
Erst, wenn sie wieder ohne Krücken laufen konnte, würde sie auch wieder eigenständig leben können.
»Und was ist mit deinen Freundinnen in Köln?«, hakte Katharina nach. »Werden die dich nicht vermissen?«
Mila hob die Schultern. »Ein bisschen, vielleicht. Aber so enge Freundinnen habe ich da gar nicht. Meistens war ich ja krank.«
»Okay, aber was ist mit Oma und Opa?« Katharinas Eltern hingen mit zärtlicher Liebe an ihrem Enkelkind, während Leos Eltern weit weg in Florida wohnten und keinen großen Kontakt pflegten.
Milas Gesicht verdüsterte sich. »Das ist echt blöd. Vielleicht können sie ja mit uns hierherziehen?«
»Ich glaube nicht, Spatz. Du weißt doch, dass Opa davon träumt, wieder ganz auf Sizilien zu leben. Langeoog ist ihm bestimmt zu kalt und zu klein.«
»Aber sie können uns besuchen, und wir facetimen ganz viel.«
»Sicher.« Sie sah, dass ihre Tochter nun langsam die Konsequenzen erfasste, aber das schien sie in ihren Träumen nicht zu stören.
»Ich fürchte nur«, sagte Katharina trotzdem, »dir ist noch nicht bewusst, was es heißen wird, auf Dauer weit weg von deinem Vater zu leben.«
Tränen glitzerten ins Milas Augen. Dann ballte sie die Hände zu kleinen Fäusten. »Aber warum muss alles immer nach ihm gehen? Können wir nicht leben, wo wir glücklich sind? Kann er nicht zu uns kommen?«
Katharina musste schlucken. Ihr wurde klar, dass ihre Tochter immer noch von einer Zukunft in einer glücklichen Familie träumte. Vorbilder hatte sie auf Langeoog genug. Sophie, Matteo und die kleine Paula zum Beispiel. Oder Annabel, Riccardo und Francesca, obwohl diese nicht Riccardos leibliche Tochter war. Auch die Eltern ihrer neuen Freundinnen lebten selbstverständlich zusammen in einem Haus. Für Mila war es keine Frage: So musste ein Leben aussehen.