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Katharina hat all ihren Mut zusammengenommen und den Sprung in ein neues Leben gewagt. Sie und ihre Tochter Mila werden nicht nach Köln zurückkehren, sondern auch nach Abschluss der Mutter-Kind-Kur auf Langeoog bleiben. Doch dann taucht plötzlich Leo, Milas Vater, auf der Insel auf – und Katharinas Gefühle fahren Achterbahn. Es ist kaum ein paar Tage her, dass sie Barne, ihren zukünftigen Kollegen an der kleinen Inselschule, geküsst hat, doch zugleich wird ihr bewusst, wie viel sie mit Leo verbindet. Aber würde Leo jemals zu ihnen an die Nordsee ziehen, damit sie endlich eine Familie sein können?
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Seitenzahl: 100
Katharina hat all ihren Mut zusammengenommen und den Sprung in ein neues Leben gewagt. Sie und ihre Tochter Mila werden nicht nach Köln zurückkehren, sondern auch nach Abschluss der Mutter-Kind-Kur auf Langeoog bleiben. Doch dann taucht plötzlich Leo, Milas Vater, auf der Insel auf – und Katharinas Gefühle fahren Achterbahn. Es ist kaum ein paar Tage her, dass sie Barne, ihren zukünftigen Kollegen an der kleinen Inselschule, geküsst hat, doch zugleich wird ihr bewusst, wie viel sie mit Leo verbindet. Aber würde Leo jemals zu ihnen an die Nordsee ziehen, damit sie endlich eine Familie sein können?
Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu – widmet sich aber ebenso gern ihrer Wahlheimat Italien.
Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane »Der kleine Inselladen«, »Das kleine Eiscafé«, »Die kleine Strandbar« sowie »Die kleine Inseltöpferei« erschienen. Bei Rütten und Loening ist »Ein Sommer in Rimini« lieferbar.
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Fenna Janssen
Die kleine Inselschule - Teil 3
Wellengesang
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In diesem Jahr kam der Herbst früh nach Langeoog. Kaum war der September am Sonntag angebrochen, fegte auch schon ein kalter Wind aus Nordwest über das Meer heran und brachte dunkle Wolkenberge mit. Erste dicke Regentropfen klatschten zu Boden, die Luft war am Vormittag bereits merklich abgekühlt. Jetzt war Mittag vorbei, und es sah nicht so aus, als würde sich das Wetter bessern. Ganz im Gegenteil. Katharina trat vor das Hexenhäuschen, in dem sie nun seit zwei Wochen lebte, und schaute besorgt zum Himmel hinauf.
»Ich fürchte, mit deinem Ausritt heute wird das nichts«, sagte sie zu ihrer Tochter, die ihr nach draußen gefolgt war.
Mila verzog das Gesicht. »Aber ich habe mich so darauf gefreut!«
»Im strömenden Regen ist das bestimmt kein Vergnügen.«
»Pauline sagt, Schietwetter fängt erst bei Windstärke zwölf an«, widersprach Mila trotzig.
Katharina unterdrückte ein Seufzen. Die alte Strandkorbvermieterin hatte für ihren Geschmack viel zu viel Einfluss auf ihre Tochter. Sie wollte aus der zarten Zehnjährigen in Windeseile eine stramme kleine Wikingerin machen. Dabei waren sie erst vor zwei Monaten überhaupt auf Langeoog angekommen.
Es stimmte schon, die gesunde Seeluft und die geringe Schadstoffbelastung taten ihrer Tochter gut. Hier auf Langeoog war sie regelrecht aufgeblüht. Aber es gab Grenzen, fand Katharina.
»Ich könnte mir vorstellen, dass Francesca den Ausritt ohnehin absagt«, meinte sie vorsichtig.
»Tut sie nicht. Außerdem reiten wir ja nur ins Inselwäldchen, da weht der Wind nicht so stark, und der Regen kommt auch nicht durch.«
Mag sein, dachte Katharina, aber es können Äste abknicken oder ganze Bäume umfallen. Und die Wege können so aufgeweicht sein, dass die Ponys darauf ausrutschen.
Sie sprach ihre Bedenken nicht aus. Sie wollte keine überängstliche Mama sein.
»Hör mal, Spatz. Warum rufst du Francesca nicht einfach an und fragst sie? Dann können wir immer noch entscheiden.«
Mila zögerte. Offenbar fürchtete sie, ihre große Freundin und Heldin würde tatsächlich den Ausritt ausfallen lassen. Seit Tagen fieberte Mila dem Ereignis entgegen – seit Francesca verkündet hatte, sie säße jetzt fest genug im Sattel, um mit ins Gelände zu reiten.
»Ich schicke ihr eine Nachricht«, sagte sie langsam. »Wahrscheinlich ist sie gerade beschäftigt. Da stört das Klingeln nur.«
»In Ordnung. Und wir können ja gemeinsam hinfahren und sehen, wie die Lage ist.«
Seit Kurzem besaßen sie zwei Fahrräder. Bis zum Ponyhof würden sie keine zehn Minuten brauchen.
»Ich dachte, du wolltest mit Barne zu den Robben gehen«, wandte Mila ein. Offenbar glaubte sie, die Aussichten auf den ersehnten Ritt wären größer, wenn ihre Mutter nicht dabei war.
Katharina wischte sich ein paar Regentropfen aus dem Gesicht. »Bei dem Wetter habe ich keine Lust auf eine Wanderung bis zum Ostende der Insel.«
Wenn sie ehrlich war, konnte sie auch bei schönstem Sonnenschein darauf verzichten. Viel lieber verbrachte sie ihre freie Zeit faul am Meer, oder sie besuchte ihre Freundinnen – Sophie im Eiscafé, Sara in der Strandbar und Nella in ihrer Töpferei. Gern ging sie auch mit Mila zum Ponyhof, um Annabel, Francescas Mutter, zu sehen. Die fröhliche Rothaarige war sogar ihre erste Freundin auf der Insel gewesen.
Und wenn ich wirklich ganz ehrlich bin, dachte sie bei sich, bin ich gar nicht so scharf darauf, stundenlang mit Barne allein zu sein.
Sie mochte ihn, sehr sogar. Aber seit dem Abend vor zwei Wochen, an dem sie sich geküsst hatten, war nichts mehr vorgefallen zwischen ihnen. Sie hatte das Gefühl, Barne habe sich von ihr zurückgezogen wie eine Meeresschnecke in ihr Gehäuse bei Flut. Es gelang Katharina einfach nicht mehr, an ihn heranzukommen. Es war anstrengend geworden, auf ein Zeichen von ihm zu warten. Dieses Gefühl, zurückgewiesen zu werden, war unangenehm. Wenn sie heute darauf verzichten durfte, war das in Ordnung.
An der kleinen Inselschule, wo sie gemeinsam unterrichteten, kamen sie hingegen prima miteinander aus. Als Kollegen, als Freunde. Doch mehr hatte sich nicht entwickelt, und das frustrierte Katharina. Sie gab es nicht gern zu, doch sie hasste den Gedanken, Barne könnte womöglich nicht genug für sie empfinden.
Sie fragte sich, ob sein Verhalten etwas mit Dortje zu tun hatte. Die Sportlehrerin flirtete ziemlich offensiv mit ihm, seit Katharina aufgetaucht war.
Oder hielt er sich wegen Leo zurück? Stand ihr langjähriger Partner und Milas Vater zwischen ihnen, obwohl er in Köln geblieben war und offenbar keinerlei Absicht hegte, einen Fuß auf die kleine Nordseeinsel zu setzen? Spürte Barne etwa, dass Katharinas Herz nicht frei war?
Unsinn, sagte sie sich. Er ist bloß ein typischer verschlossener Ostfriese. Er wird mir bald seine Liebe gestehen.
Die Frage war bloß, wie sie darauf reagieren würde.
Den nächsten Seufzer konnte sie nicht unterdrücken.
»So doll regnet es doch gar nicht, Mama«, sagte Mila. Sie grinste dabei, als wüsste sie genau, dass Katharinas Stimmung anderem galt.
Manchmal wurden Kinder viel zu schnell groß.
Katharina rang sich ein Lächeln ab. »Hast recht. Also los, Holen wir unsere Ostfriesennerze und machen uns auf den Weg.«
Sie überlegte, Barne auf WhatsApp abzusagen, aber vermutlich würde es ihm gar nicht weiter auffallen, wenn sie nicht am vereinbarten Treffpunkt am Fuße der Melkhorndüne erschien.
Ein paar Minuten später holten sie ihre Fahrräder aus dem Schuppen, der bis vor Kurzem noch Nellas kleine Inseltöpferei beherbergt hatte. Inzwischen arbeitete die Freundin in der großen Werkstatt ihres Verlobten Jack im Ortszentrum.
Durch den stärker werdenden Regen schoben sie die Räder durch den Vorgarten. Es war erst früher Nachmittag, aber das Tageslicht war so schwach wie in der Abenddämmerung. Katharina ahnte, dass auch die Fahrradfahrt keine gute Idee war.
»Ganz langsam«, wies sie ihre Tochter an. »Und wenn es zu rutschig wird oder wir nichts mehr sehen können, steigen wir ab.«
»Okay.«
Katharina fuhr vorneweg und trat so vorsichtig in die Pedale, dass Mila sich bald beschwerte, sie würde umkippen, wenn es nicht ein bisschen schneller ginge. Also steigerte Katharina das Tempo, aber als sie am Dünenfriedhof vorbeikamen, hielt sie angestrengt Ausschau. Trotz des schlechten Wetters konnten ihnen Spaziergänger begegnen, die am Sonntag ihre verstorbenen Lieben besuchen wollten. Tatsächlich kam ihnen auf der anderen Seite der schmalen Straße ein großer breitschultriger Mann entgegen. Katharina glaubte, ihn zu kennen, aber durch den Regenschleier konnte sie nicht genug sehen, und sie mussten abbiegen, bevor sie auf einer Höhe waren.
Als sie »Kallis Peerstall« erreichten, war die Enttäuschung bei Mila groß. Der Ausritt war tatsächlich gestrichen worden.
Francesca wunderte sich, dass Mila überhaupt aufgetaucht war. »Merle und Birthe sind gar nicht erst gekommen.«
Die Mädchen waren Milas beste Freundinnen und auch ihre Klassenkameradinnen.
»Haben sie dir nicht Bescheid gegeben?«
Mila schüttelte den Kopf. Katharina bemerkte, dass sie den Tränen nah war.
Auch Francesca schien es zu sehen. So ruppig die Teenagerin sich manchmal geben konnte, Mila gegenüber hatte sie Beschützerinstinkte entwickelt. Sie runzelte nachdenklich die Stirn, während Katharina und Mila tropfend in der Stallgasse standen.
»Ich habe eine Idee«, sagte die Dreizehnjährige schließlich. »Aber ich muss erst Mama fragen.«
Sie rannte aus dem Stall. Katharina und Mila sahen sich ratlos an. Schließlich zogen sie ihre gelben Regenjacken aus und setzten sich auf einen Strohballen. Im Stall war es warm, und Katharina spürte eine angenehme Müdigkeit. Die vergangene Woche war anstrengend gewesen. Besonders weil ihr Märta Fischer im Nacken gesessen hatte. Die Mutter des Erstklässlers Finn wollte einen Monat nach Schulbeginn von den Fortschritten ihres Sohnes hören. Schwierig, wenn es keine gab. Ein unangenehmes Gespräch stand ihr bevor, und sie musste es bald in Angriff nehmen.
Als Francesca schließlich mit Annabel und Riccardo im Schlepptau zurückkam, waren ihr beinahe schon die Augen zugefallen. Die beiden Erwachsenen sahen aus wie zwei Menschen, die bei etwas Wichtigem gestört worden waren. Riccardo blickte finster, Annabels Sommersprossen tanzten nicht wie sonst fröhlich auf Nase und Wangen. Aber sie fing sich schneller als ihr Freund, wandte sich an Katharina und lächelte.
»Und du bist wirklich damit einverstanden?«
»Womit denn?«
»Francesca«, sagte Annabel streng. »Hast du mir nicht eben erklärt, Katharina wüsste Bescheid?«
Die Teenagerin stellte sich dicht neben Riccardo. Dessen finstere Miene verwandelte sich in ein Grinsen. Anscheinend gefiel ihm die Rolle des Beinahe-Stiefvaters.
»Deine Tochter ist ziemlich gerissen.«
»Ja, leider.«
»Vielleicht klärt mich mal jemand auf?«, bat Katharina. Sie hoffte nur, Francesca wolle mit Mila nicht ganz allein in den Wald reiten.
»Unsere alte Scheune«, sagte Francesca, als sei damit alles klar.
»Als der Hof noch dem Kalli gehörte, wurden da Stroh und Heu gelagert«, führte Annabel aus. »Und ein paar zusätzliche Pferdeboxen gab es auch. Unsere Ponys aber passen allesamt in diesen Stall, und das Futter lagern wir auf dem Heuboden.«
»Aha«, meinte Katharina ratlos.
»Ich habe in der Scheune Sägemehl ausgestreut«, erklärte Francesca.
»Mit meiner tatkräftigen Hilfe«, warf Riccardo ein.
Katharina blickte zu ihrer Tochter.
Mila hatte auf einmal leuchtende Augen. Anscheinend ahnte sie etwas.
Im Gegensatz zu ihr selbst. »Leider verstehe ich immer noch kein Wort.«
Endlich erbarmte sich Annabel ihrer. »Francesca hat in den Sommerferien einen Kurs zur Voltigierlehrerin absolviert. Und unser Haflingerwallach Anton ist ein ausgezeichnetes Voltigierpferd. Er hat die Ruhe weg und geht immer brav im Kreis.«
»Mila könnte meine erste Schülerin werden«, ergänzte Francesca.
»Leider habe ich immer noch keine Ahnung, worum es dabei geht«, sagte Katharina hilflos.
Von der Stalltür her meldete sich eine empörte Männerstimme: »Unsere Tochter soll auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes herumturnen! Wie im Zirkus.«
Alle fuhren herum.
Dann rief Mila: »Papa!«
Sie rannte los und flog in Leos Arme.
Der Mann beim Dünenfriedhof, schoss es Katharina durch den Kopf. Jetzt weiß ich, warum der mir bekannt vorkam.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit losraste. Hitze stieg ihr ins Gesicht, und sie ahnte, sie wurde knallrot.
Annabel und Riccardo schauten von einem zum anderen, einzig Francesca interessierte sich wenig für den plötzlichen Besuch.
»Ich hol schon mal Anton und binde ihm den Voltigiergurt um«, sagte sie, als sei es abgemachte Sache, dass sie mit Mila gleich in der Scheune üben würde.
»Du bist groß geworden!«, sagte Leo und umarmte seine Tochter fest.
»Aua, Papa, du tust mir weh!«
Er lockerte seinen Griff, stellte sie ab und hielt sie ein Stück von sich weg. Dann unterzog er sie einer gründlichen Musterung.