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Claudia Varrin, professionelle Dominatrix, schrieb dieses Buch als Ratgeber für Paare in einer monogamen Beziehung, die sich in den Bereich der sexuellen Dominanz und Unterwerfung vorwagen möchten. Varrins Ziel ist es, die unerfahrene, aber neugierige Domina in spe zu ermutigen und anzuleiten. Sie kombiniert praktische Tipps mit einer grundlegenden psychologischen Erklärung der zu dieser sexuellen Spielart gehörenden Mentalität. Varrin betont, dass SM, wie sie es lehrt, innerhalb einer liebevollen Partnerschaft stattfinden sollte und Romantik und Aufregung in eine langjährige Beziehung bringen kann. Sie räumt mit den vielen Mythen über SM-Beziehungen auf - dass diese unausgewogen seien und ein Partner seine Macht ausübte. Varrin betont, dass der Machtwechsel immer in gegenseitigem Einvernehmen stattfindet und somit derjenige Partner, der die unterwürfige Rolle einnimmt, in Wirklichkeit nicht weniger Macht hat. Dieses Buch betrachtet das Phänomen der weiblichen Dominanz aus allen Blickwinkeln und bespricht Sicherheitsfaktoren, erotische Momente, psychologische Mechanismen und die Basics, wie Knoten binden und die Wahl der richtigen Bestrafung. Das Buch fängt bei den rudimentären Grundlagen an. Es ist kein Buch für Erfahrene auf diesem Gebiet, sondern für absolute Beginner, die nichts mit der SM-Szene zu tun haben und unter professioneller Anleitung innerhalb der eigenen vier Wände experimentieren möchten. Varrin geht potenzielle Szenarien von Anfang bis Ende durch und zieht alle wichtigen Aspekte einer solchen Liebesszene in Betracht: von der Vorbereitung des Schauplatzes und der passenden Garderobe bis hin zum Einsatz von Fetischen und der Art und Weise, wie man als dominante Frau auftritt und die Stimmung des unterwürfigen männlichen Partners kontrolliert, so dass beide sich bei diesem Spiel auf einer Wellenlänge befinden. Dieses Buch ist sehr klar und explizit im Ton, was bei dem Thema angebracht erscheint. Es ist dabei jedoch liebevoll geschrieben und klammert Szenarien aus, die Ritzen, Stechen, Bluten usw. beinhalten, da der fortgeschrittene SM-ler nicht zur Zielgruppe gehört. Die Kunst der weiblichen Dominanz ist auf die interessierte Frau zugeschnitten. Es wird aber auch gerne von deren männlichem Partner gekauft, damit er lernt, wie er seiner zukünftigen Herrin seine geheimen Wünsche mitteilen kann. Ein Buch für Paare, die in ihrer Liebesbeziehung gemeinsam die Aufregung des Verbotenen entdecken möchten.
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Seitenzahl: 389
Claudia Varrin
•WARUM ICH? 12
•ZUM THEMA SAFER SEX 20
•DIE FRAGEN, BITTE … 31
•GLITTERATI, FETTERATI UND PERVERATI 35
•DOMINANT SEIN 40
•SUBMISSIV SEIN 43
•SPRICH MIT MIR 46
•WAS SIE SICH SELBST FRAGEN SOLLTEN 56
•DAS SAFEWORT 61
•SCHRÄNKE PLÜNDERN 62
•DAS AMBIENTE 65
•SCHATZSUCHE! 68
•DIE BEDEUTUNG DES NAMENS 74
•DER AUTORITÄRE TON 76
•DIE SPIELDAUER 77
•IHR THRON 79
•»UND WAS STELLE ICH JETZT MIT IHM AN?« 80
•RUNTERKOMMEN 86
•MENTALE BONDAGE 92
•SICHERHEITSFAKTOREN 94
•SEILARTEN 96
•LEICHTE BONDAGE 98
•»IHN PARKEN« 100
•REGIESTUHL-BONDAGE 101
•EINFACHE »COCK-AND-BALL-TORTURE« (CBT, HODEN- UND SCHWANZFOLTER) 103
•DAS RUNDUM-BEAUTY-PROGRAMM 115
•FORCED FEMINIZATION 117
•SCHMINKTIPPS 121
•GESCHLECHTERTAUSCH 123
•CROSSDRESSING FÜR ZWEI 124
•ANATOMIEUNTERRICHT 132
•SPANKING, AUSPEITSCHEN UND CANING 140
•NICHT-KÖRPERLICHE STRAFEN 161
•EXHIBITIONISMUS 163
•VOYEURISMUS 172
•DIE LEDERHERRIN 177
•LATEX-LIEBHABER 179
•F’ETIKETTE 189
•FUSSVEREHRUNG 193
•ANATOMIEUNTERRICHT 200
•SCHUHFETISCHISTEN UND SCHUHVEREHRUNG 207
•VERBALE DEMÜTIGUNG 217
•ÖFFENTLICHE DEMÜTIGUNG 227
•DEPERSONALISIERUNG 230
•SPIELE FÜR DRINNEN 239
•SPIELE FÜR DRAUSSEN 245
•DRESSURHALTUNGEN 253
•BESTRAFUNGSHALTUNGEN 264
•DIE »ACTION«-SESSION 270
•DIE PSYCHO-SESSION 274
•DIE SESSION MIT DEM IDOL 277
•DIE BIESTIGE SESSION 281
•ALTERSSPIEL-SZENARIOS 284
•DRESSURSCHULE FÜR HUNDE 287
•SCHMERZ 295
•ANALSPIELE 310
•AUGENBINDEN 321
•KNEBEL 324
•OHRSTÖPSEL 327
•DER SEXSKLAVE 330
•SKLAVENTRAINING 332
•BESTRAFUNG 344
•WIE MAN SICH MACHT VERSCHAFFT 347
•SKLAVENVERTRÄGE 351
•NATURSEKT 354
•EINLÄUFE 360
•KÖRPERMODIFIKATIONEN 365
•ELEKTROFOLTER 377
•FISTING 380
•ATEMKONTROLLE 383
•DIE SPIELE-CHECKLISTE 388
Dieses Buch handelt von der Erkundung kontroverser und risikoträchtiger sexueller Aktivitäten. Die im Buch genannten Vorsichtsmaßnahmen machen deutlich, dass DSer ein ausgeprägtes Bewusstsein für die ihren Praktiken innewohnenden Risiken besitzen und größtmögliche Vorsicht walten lassen, um Risiken zu minimieren, Probleme vorherzusehen, sie gegebenenfalls zu verstehen und – was am wichtigsten ist – sie zu vermeiden. Die Autorin gibt in den entsprechenden Kapiteln lediglich grundlegende Sicherheitshinweise, um die Leser und Leserinnen an mögliche Risiken zu erinnern.
Für DSer besteht ein ganz realer und klarer Unterschied zwischen einvernehmlichen, für beide Seiten lustvollen Akten zwischen Erwachsenen und jeglicher Form von Gewalt, die gegen den Willen eines Partners ausgeübt wird. Es ist abstoßend und unmoralisch, wenn man einem zögernden Partner eine sexuelle Handlung aufzwingt. Zwingt man sie ihm gegen seinen Willen auf, ist es eine Straftat.
Wenn Sie gerade in Ihrem Lieblingssessel kuscheln und dieses Buch auf der Suche nach ein paar prickelnden Anregungen aufgeschlagen haben, mit denen Ihr Liebesleben neuen Schwung bekommt, steht eines schon mal fest: Sie wollen mehr über Dominanz und Unterwerfung, oder DS (vom englischen »Dominance and Submission«), erfahren, weil Sie das Thema interessant und spannend finden.
Vielleicht kamen Ihnen auch die zwei folgenden Fragen in den Sinn, als Sie das Buch zum ersten Mal in die Hand genommen haben: Worin besteht der große Unterschied zwischen »normalem« Sex – DSer nennen ihn »Vanille-Sex« – und den hier vorgestellten Techniken, insbesondere der sinnlichen weiblichen Dominanz? Und: Kann ich diese Techniken lernen und den mächtigen Vamp, die Schlampe, die Liebesgöttin in mir entfalten? Ich werde diese Fragen so eingehend und aufrichtig wie möglich beantworten, weil mir sehr viel daran liegt, dass Sie nachvollziehen können, welche emotionale und sexuelle Erfüllung und wie viel Freude der dominant-submissive Sex in mein Leben gebracht hat. Und ganz gleich, ob Sie nun »Top« oder »Bottom« sind: DS ist romantisch und macht Spaß!
Woher kommt das plötzliche Interesse an einer jahrhundertelang totgeschwiegenen Praxis wie DS? Woran liegt es, dass sich DS gerade zu einem massenkompatiblen Lebensstil oder »Liebesstil«, wie ich es nenne, entwickelt? Ein Grund liegt wohl darin, dass DS aufregend und erotisch ist und einem Kraft gibt. Dann kommt hinzu, dass es Auswege aus der Langeweile bietet. Wird langsam alles ein bisschen öde, ein bisschen monoton? Ist das Zwei-Mal-die-Woche zur Regel im Schlafzimmer geworden? Sagen Sie’s ruhig, ich habe das auch hinter mir. Hat er noch immer den »Ach Schatz, heute nicht«-Blues, obwohl es schon über eine Woche her ist? Und wenn Sie um sich schauen, was sehen Sie da? Maschinen! Faxgeräte, Modems, Tastaturen und Monitore. Würden da Leder, Spitze und High Heels nicht herrlich verrucht aussehen? Wäre Kerzenlicht nicht schöner, gemütlicher und sexier als ein Halogenstrahler? Und dann die Geräusche, die uns umgeben: Piepsen und Fiepsen, Brummen und Surren allerorten. Was ist aus der tiefen heißblütigen Stimme geworden, die den Männern Schauer über den Rücken jagt? Wenn Sie über ein Telefon mit Tonwahlverfahren verfügen, drücken Sie jetzt die Eins ... Wie wäre es, wenn Sie als Zeichen Ihrer Autorität eine sexy schwarze Reitgerte schwingen würden statt einer Maus? Eine Maus, um Himmels willen! Sollte da nicht jemand »Igitt!« kreischen? Wo ist das Aufregende hin und all der Spaß? Was ist aus unserer Abenteuerlust geworden? Wo ist unser Sinn für Romantik geblieben? Wann haben Sie das letzte Mal vor Leidenschaft gebebt? Wir haben vergessen, welche Macht in den Worten eines Geliebten liegt, weil wir sie gar nicht mehr hören. Aber heutzutage ist es auch tatsächlich gefährlich, wenn man im wirklichen Leben »gefährlich leben« will, zeigen Sie deshalb in der Sicherheit des Schlafzimmers, wie gefährlich Sie sein können. Mit mir werden Sie zur tödlichen Waffe, Schwester!
Aber zuerst bitte ich Sie um Nachsicht. Ich rede gerne über DS, und bevor ich diese brennenden Fragen beantworte, möchte ich Ihnen erzählen, wie ich DS lieben lernte, und Ihnen einen Eindruck vermitteln, wie die Leute, die es heute praktizieren, darüber denken.
Für mich gab es zwei zentrale Gründe, mich intensiv auf DS einzulassen. Der erste Grund liegt in einer inneren Kraftquelle, die ich zuvor nur erahnt hatte und über die ich jetzt verfügen kann. Der zweite Grund ist etwas, das wir alle mögen: Lust. Als ich als professionelle Domina arbeitete, war ich ausschließlich die »Top« (der dominante Part). Ich fand es zunächst auch ganz wunderbar, die Männer, die mit ihren geheimen Wünschen zu mir kamen, zu dominieren, und die Inszenierung dieser Wünsche auf ihnen, mit ihnen und für sie bereitete mir große Lust. Aber im Privatleben war ich damals – wie schon immer – submissiv, auch wenn dieses »Privatleben« vielleicht nur aus Fantasien bestand. DS passte also sehr gut zu den verschiedenen Arten, wie ich meine Lust auslebe. Lust ist für mich etwas Wunderbares (für wen nicht?), und DS bietet aufregende und ausgefallene Wege zur Lust.
Ich habe ja bereits angedeutet, dass ich keinem medizinischen Beruf nachgehe. Was befähigt mich also dazu, dieses Buch zu schreiben? Dominas sind weder Ärztinnen noch Therapeutinnen, auch wenn viele von ihnen – und ihren Partnern – sagen werden, dass ihre Arbeit etwas Therapeutisches hat. Aber man braucht hierfür auch keinen Abschluss, denn Vorstellungskraft, Kreativität und Vertrauen werden an keiner Hochschule gelehrt. Was ich Ihnen biete, ist die Verbindung meiner Erfahrung mit SM und DS mit einem Lebensstil und mit Werten, die den Ihren sehr ähnlich sind. Ich bin wie Sie eine ganz reale Frau, die sich Gedanken über die Rechnungen und diese zehn Pfund zu viel und den Fleck auf ihrem Lieblingskleid macht. Nur dass mein Kleid eben aus Leder ist.
Vor vielen Jahren fragte mich eine Freundin, ob ich gerne eine Frau kennen lernen würde, die auf der Suche nach Frauen ist, die sie zu professionellen Dominas ausbilden kann. Ich war fasziniert und sagte ja. Diese Frau war Ava Taurel, und nachdem sie kurze Zeit mit mir verbracht hatte, kam sie zu dem Schluss, dass ich dieses unbestimmbare Etwas besaß, das mich zu einer dominanten Frau machte. Der Tag, an dem ich eine professionelle Domina wurde, war eine Befreiung. Ein unerwarteter und erfreulicher Nebeneffekt davon, dass ich meine machtvolle dunkle Seite aus ihrem Versteck holte, war die Ausdrucksfreiheit, die ich für mein übriges Leben gewann. Plötzlich fand ich mich in einer Welt wieder, in der es achtmal mehr Männer als Frauen gab und ich mir aussuchen konnte, wen ich mit meiner Anwesenheit beehren wollte. Das Leben war plötzlich wieder interessant. Mein Selbstbewusstsein explodierte förmlich. Die Männer verdrehten die Köpfe, wenn ich mit einer neuen Art von Selbstsicherheit an ihnen vorbeiging, die deutlich machte, dass ich anders war.
Meine Lebenssäfte, insbesondere die sexuellen und kreativen, kamen wieder in Fluss. Ich stürzte mich ins DS-Leben und trat in fünf verschiedenen Talkshows auf, in denen ich für die Vorzüge von DS-Sex eintrat. Ich sprach mit Zeitschriftenautoren und Zeitungsleuten. Mehrere Studenten kamen wegen ihrer Abschlussarbeit auf mich zu, und es machte mir große Freude, für sie zu schreiben und in ihren Videos mitzumachen. Eine Klasse wurde vor der Präsentation des Videos befragt, und weniger als die Hälfte hatten ein wohlwollendes Interesse an DS. Doch als sie nach dem Video erneut befragt wurden, hatten mehrere Studenten eine neue, aufgeklärte Einstellung gegenüber DS und den Leuten, die es praktizieren.
Lange davor wies mich Ava in die Kunst der sicheren Dominanz ein. Sie erklärte mir, dass es zwei Arten von dominanten Partnern gibt, und zwar die aktiven und die passiven. Weil ich Sie nicht mit langen, von Fachwörtern strotzenden Begriffserklärungen langweilen will, sage ich es vereinfacht: Eine »aktive« Top wie Ava ist im täglichen Leben sehr bestimmt und handlungsorientiert. Wenn jemand nicht schnell und aktiv genug ist, hat sie die Statur und die Kraft, um ihn nach ihrem Willen voranzubringen. Ich dagegen bin eine passive Dom: Wenn ich einen Befehl gebe, erwarte ich einfach, dass er befolgt wird. Doch aktiv und passiv hin oder her, sie erklärte sich bereit, mir die nötige Ausbildung zukommen zu lassen. Weil ich bereits wusste, wie man mit Riemen- und anderen Peitschen umging, gab sie mir als Erstes eine Anatomiestunde an einem ihrer Sklaven. (Anatomische Grundlagen werden Sie in den Kapiteln »Disziplin« und »Fußfetische« erhalten.)
Danach ging der Unterricht mit Spanking, Paddling und Caning weiter – alles an verschiedenen Sklaven, die sich freiwillig zur Verfügung stellten. Nach jeder Unterrichtsstunde in körperlicher Züchtigung musste der Sklave oder Sub Ava beschreiben, wie sich meine Schläge angefühlt hatten, und mein Können bewerten. Natürlich macht jede Art der körperlichen Züchtigung mehr oder weniger Lärm, weshalb man eine gute Tracht Prügel an ihrem Klang erkennt. Ich wurde in der Bondage für Körper, Schwanz und Hoden instruiert. Ava erzählte mir, was ich einem Sub sagen konnte, um ihm ein intensiveres Erlebnis zu verschaffen. Sie legte dar, wie sich die Unterwerfung eines Sklaven psychologisch auf ihn auswirkt und was ein gutes Spanking ausmacht. All dies und noch viel mehr lernte ich in meiner Ausbildung, bevor ich die ersten Kunden bekam.
In dieser Zeit entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft zwischen Ava und mir. Nichts in meinem Leben hätte mich auf jemanden wie sie vorbereiten können. Sie ist mental völlig in Ordnung, aber ein paar ihrer Ansichten sind absolut durchgeknallt. Sie zählt zu den intelligentesten Menschen, die ich kenne, und gleichzeitig zu den unvernünftigsten. Sie ist unheimlich offen und hat den Kopf voller Fragen und Träume und ist dabei fast alt genug, um meine Mutter zu sein. Durch ihr Verständnis und ihre Bejahung von SM als Praxis für sich selbst, für mich und für andere hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass nichts Verkehrtes daran ist, wenn man sexuell dominant oder unterwürfig ist und diese Fantasien auslebt.
Ava war definitiv nicht mein erster Kontakt zu SM. Ich frönte ihm schon seit ich denken konnte, auch wenn es damals nur mental und irgendwie schuldbeladen stattfand. Als Kind hatte ich sadomasochistische Fantasien. Als Teenager las ich alles, was ich kriegen konnte und auch nur im entferntesten mit SM zu tun hatte. Als ich sexuell aktiv wurde, gelang es mir immer, einen Mann zu finden, den ich irgendwie dominieren oder aber dazu bringen konnte, mich zu dominieren. Ich entwickelte einen Blick für Männer, die ich für diese Spiele interessieren konnte. Wenn die Bottom das Geschehen dirigiert, nennt man das »Topping from the Bottom«. Mir war das egal, es war besser als der normale Vanille-Sex.
Durch meine Freundschaft mit Ava trat ich aus meinem inneren Versteck ans Licht – ans Licht einer Sexualität, einer Selbstbestimmtheit und eines Selbstvertrauens, die frei sind von Schuldgefühlen. Ich lernte, mich immer besser auszudrücken – sowohl verbal als auch auf Papier – und ließ meinen Highschool-Traum von mir selbst als Autorin wieder aufleben. Mit ihrer Hilfe gelang es mir, eine innere Quelle der Kraft zu erschließen, die sich nicht auf das Sexuelle beschränkte und die ich bislang nur hatte aufblitzen sehen oder erahnen können. Indem ich zur professionellen Domina wurde, konnte ich mich auf diese Quelle konzentrieren und die ihr entspringende Energie auch in meinem Alltag nutzen. Und dieser Gebrauch meiner neu gewonnenen inneren Kraft ließ mich eine starke Aura, ein Leuchten ausstrahlen, die ich zuvor nicht wahrgenommen hatte.
Was hat es mit dieser Aura auf sich, und wie können Sie sie nutzen? Jeder Mensch hat so eine innere Kraftquelle. Wie wäre es denn, wenn Sie ihre eigene nach Bedarf anzapfen könnten, um ein bisschen Spaß zu haben? Sie werden feststellen, dass es auch anderen auffällt, wenn Sie Ihre Kraftquelle einmal entdeckt haben. Zum Beispiel kann sich diese Kraft für Ihre Umwelt in Form von Selbstvertrauen, Intelligenz oder animalischer Sexualität bemerkbar machen. Vielleicht gehen Sie ein bisschen aufrechter, stolzieren ein wenig stolzer oder Sie gehen noch geschmeidiger. Wer weiß? Jedenfalls wird diese Aura zu spüren sein, auch wenn Ihnen Ihre Ausstrahlung gar nicht bewusst sein sollte.
Als ich dominant wurde und meine Sexualität von ihren selbst auferlegten und gesellschaftlichen Fesseln befreite, half mir das dabei, die Kontrolle über mein Leben zu erlangen, und zwar dauerhaft. Ich entdeckte in mir eine neue Autorität (die in meinen Fantasien wohl schon immer existiert hatte) und brachte sie zur Geltung, indem ich zu Hause, zunächst nur in kleinen Dingen, dominantes Verhalten zeigte – und zwar in Form einer »Neuverteilung« der häuslichen Pflichten, gefolgt von einer rigorosen Überwachung dieser neuen Arbeitsteilung. Was meinen Umgang mit der restlichen Welt angeht, so machte ich dort die Erfahrung, dass unangenehme Männer nur kleine Jungs in Männerkleidung sind, die diszipliniert werden müssen. Unorganisierte Männer müssen in einen Anschein von Ordnung gepeitscht werden. Unpünktliche Männer brauchen eine Lektion in Pünktlichkeit. Und ich war die Frau dafür.
Schön und gut, werden Sie denken. Aber wie ist es mir gelungen, aus dieser Quelle zu schöpfen und sie für mich zu nutzen? Ich bin weder Psychiaterin noch Psychologin noch Telefonseelsorgerin, daher basieren die Antworten, die ich Ihnen geben kann, ausschließlich auf meiner eigenen Erfahrung. Meine Methode mag bei Ihnen funktionieren, vielleicht tut sie es aber auch nicht. Gut, wie also habe ich meine neu entdeckte sexuelle Dominanz auch dazu eingesetzt, die Kontrolle über mein Leben zu erlangen? Ich dachte an all das, was ich als professionelle Domina tat und übertrug es in mein Alltagsleben. Männer zahlten Geld dafür, meine Füße anzubeten, meine Handwäsche zu erledigen und von mir geschlagen und erniedrigt zu werden. Sie taten es ohne zu zögern und nahmen meine Strafen mit Genuss entgegen. Mit Genuss! Einer bezahlte sogar dafür, dass er sich in mein schmutziges Badewasser legen durfte!
Ich fing an, auch mit Leuten außerhalb des SM-Kontextes mit derselben kühlen, aber höflichen Autorität zu sprechen, die ich bei meinen Sklaven einsetzte. Dabei nahm ich durchaus Rücksicht auf ihre Gefühle. Meine Dominanz gab keine Berechtigung zum Missbrauch, aber natürlich wollten sie mir dienen und gehorchen und sich meine Anerkennung verdienen. Warum auch nicht? Ich wurde nie laut oder ausfällig, das war überhaupt nicht nötig. Ich bin auch kein brutaler Mensch. Ich spreche in einem tiefen, kühlen Ton, als erwartete – und verdiente – ich allen Respekt und nur die besten Dienste, ganz egal, was für Dienste das sein mögen. Ich bin höflich, aber bestimmt, freundlich, aber tonangebend, und mein Tonfall, so melodisch und angenehm er klingt, macht dem Gegenüber klar, dass ich keinen Blödsinn dulde. Ich verhalte mich, als wäre jeder Mensch entzückt, für mich ein Stückchen weiter zu gehen, in der Filiale anzurufen, ob es dort die Schuhe in meiner Größe gibt oder meinen Einkaufswagen zum Auto zu schieben und in den Kofferraum umzuladen. Sie sind von meiner Macht überzeugt, weil ich so offenkundig von ihr überzeugt bin. Mit dieser Aura und einem selbstbewussten Lächeln überlassen mir Männer ihren Sitzplatz im Bus, halten mir die Tür auf und lassen mich sogar in der Warteschlange vor.
Gut, Sie wollen keine professionelle Domina werden, um den Voodoo sexueller Dominanz in Ihnen zu entfesseln. Aber das müssen Sie auch gar nicht. So viel Zeit, die ganze Ausbildung. Deshalb bin ich ja da, deshalb gibt es dieses Buch. Ich war da, hab’s gemacht und fand es absolut herrlich! Jetzt wird es Zeit, meine Freundinnen teilhaben zu lassen und sie in den Spaß mit den Spielen einzuweihen.
Das Buch enthält keine Ausführungen zu Safer Sex. Das bedeutet nicht, dass die Autorin keinen sicheren Sex praktizieren würde oder nicht von seiner Wichtigkeit überzeugt wäre. Er wird im Folgenden nicht erwähnt, weil dieses Buch für Paare in monogamen Beziehungen geschrieben wurde, in denen Safer Sex kein Problem ist. Hinzu kommt, dass DS-Spiele nicht unbedingt auf Geschlechtsverkehr oder Oralsex hinauslaufen müssen, weshalb der Schutz vor Krankheiten unter Umständen gar kein Thema ist.
Für alle, die im Moment keine monogame Beziehung führen, gelten aber die Richtlinien für Safer Sex. Zunächst sollte man die Genitalien in Augenschein nehmen. Beim Vaginalsex sollte man ein Kondom (für Männer oder Frauen) verwenden, bei Analsex sind zwei Kondome sicherer. Bei Oralsex an der Frau sollte man ein Latexläppchen (»Dental Dam«), beim Oralsex am Mann ein Kondom ohne Gleitmittel verwenden. Finger, die in den Anus oder die Vagina eindringen, sollten mit Finger-Überziehern oder Latexhandschuhen in der chirurgischen oder in der Fetisch-Variante geschützt werden. Damit der Latex nicht beschädigt wird, muss man ein geeignetes wasserlösliches, nicht ölhaltiges Gleitmittel verwenden. Vaseline und ölbasierte Gleitmittel dürfen nicht in Kontakt mit Latex kommen, weil er sich dadurch zersetzt und reißt.
Kapitel 1
Im Garten der Liebe, Romantik und Erotik kann DS ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug sein. DS-Spiele erweitern das Vorspiel, steigern die Vorfreude und sind ein Zugewinn und eine Ausschmückung der sexuellen Freuden. Wie es scheint, ist das Verlangen nach sexueller Abwechslung ein Grundbestandteil der Psyche vieler Männer. Es kann sein, dass ein Mann einfach deshalb eine andere Frau begehrt, weil sie eine andere Frau ist. Es ist gut möglich, dass Ihnen absolut gar nichts »fehlt« – außer der Fähigkeit, sich in jemand anderen zu verwandeln. Wenn Sie die Zutaten besitzen und Ihnen jemand zeigt, wie man sie einsetzt, können Sie mit DS die Techniken und das Selbstvertrauen erlernen, um aus sich nach Belieben eine andere Frau – oder viele andere Frauen – zu machen. An einem Abend Leder, am anderen Spitze, einmal die liebe, nette Herrin, die ihren Sklaven verwöhnt wie ein Schoßhündchen, dann die strenge Herrin, die jede Nachlässigkeit bestraft. Die Möglichkeiten reichen so weit wie Ihre gemeinsame Fantasie!
Als alles umfassende Bezeichnung für all das, worum es hier gehen wird, bevorzuge ich persönlich den Begriff »sadomasochistischer Sex« oder »SM«. Für mich und viele andere DSer bedeutet »SM« wegen der starken und emotionalen Wechselbeziehungen, die die Spieler dabei erleben können, so viel wie »Sexuelle Magie« oder »Sexmagie«.
Mir ist jedoch bewusst, was für ein Unheil Etiketten und Stereotype anrichten können, und dass die Bezeichnung »sadomasochistischer Sex« oft missverstanden wird. Es wird kein Unterschied gemacht zwischen einem kriminellen Sadisten (etwa einem Frauen folternden Serienkiller wie Ted Bundy) und einem sexuellen Sadisten, der im Einvernehmen mit seinem kooperierenden Gegenüber Dinge tut, die Außenstehenden schmerzvoll erscheinen, von den Beteiligten aber tatsächlich als erotisch und romantisch erlebt werden. Aus diesem Grund werde ich mit der Bezeichnung »DS« (von Dominance and Submission – Dominanz und Unterwerfung) arbeiten, die zum bevorzugten Begriff für die vielen herrlichen Sexspiele geworden ist, die wir jenseits des Austeilens und Empfangens von Schmerzen spielen.
Was ist der Unterschied zwischen einer sexuellen Sadistin und einer dominanten Partnerin? Zwischen einer sexuellen Masochistin und einer unterwürfigen Partnerin? Eine sexuelle Sadistin mag dominant wirken, weil sie Schmerzen austeilt, aber vielleicht ist sie dennoch nicht weiter an DS interessiert. Es kann gut sein, dass sie keine anderen Dienste wie etwa eine Pediküre oder eine Handwaschung wünscht oder verlangt, weil ihre Vorlieben beim Zufügen von Schmerzen zur Steigerung sexueller Lust liegen. Ein dominanter Partner dagegen kann eine große Bandbreite an DS-Aspekten bevorzugen und Rollenspiele, Geschlechtertausch, Fußanbetung und eine Vielzahl anderer Steckenpferde pflegen und zudem Schmerz als Instrument der Lust einsetzen. Für eine Sadistin ohne Dominanzinteresse ist ein sexueller Masochist der perfekte Partner. Masochisten beziehen ihre Lust aus dem Erdulden von Schmerzen, und viele von ihnen haben kein Interesse an irgendeiner Form von Untergebenheit oder Unterwerfung. Submissive Partner dagegen genießen es, der Herrin in jeder von ihr erdachten Form zu dienen. Hierzu gehört auch das Erdulden von Schmerzen, entweder zur Disziplinierung oder zu ihrem Vergnügen. Wie wir sehen, sind nicht alle Doms Sadisten, nicht alle Sadisten sind Doms, nicht alle Subs sind »Painsluts« und »Painsluts« müssen keine Subs sein.
Das Credo der DS-Szene lautet »safe, sane and consensual«, was so viel bedeutet wie »sicher, vernünftig und in beiderseitigem Einvernehmen«. Es gilt für Anfänger wie für Fortgeschrittene, für einzelne Spieler wie für Paare. Im Grunde laufen DSer permanent »safe«, »sane« und »consensual« posaunend durch die Gegend, als gäbe es keine anderen Wörter in ihrer Sprache! Angesichts dieser Neigung würde man sie manchmal schon gerne knebeln, aber sie haben sich so darauf eingeschworen, weil es stimmt. Langweilig, aber wahr. Bei DS-Spielen handelt es sich um Szenarien, die zusammen vereinbart wurden und DS-Elemente enthalten, die beide Seiten gemeinsam entwickelt haben und genussvoll ausleben. Ganz gleich, ob eine Szene einfach oder raffiniert ist, ob sie auf der körperlichen oder psychischen Ebene abläuft: Es waren beide an ihrer Entwicklung beteiligt, und sie enthält Elemente, die dem sexuellen Geschmack beider Seiten entsprechen.
»Wenn es weh tut, machst du was falsch.« Die Schmerzen, die in DS-Spielen ausgeteilt und eingesteckt werden, sind, Sie haben es erraten, überhaupt nicht schmerzhaft. Sie sind nicht das Extrem, zu dem sie von Leuten gemacht werden, die wenig oder gar keine Ahnung davon haben. Auch wenn es für Vanille-Menschen nach dem Gegenteil aussieht, sind die Spiele in Wahrheit etwas sehr Liebevolles. Die, wie ein Freund es nannte, »dunkle Seite unserer Suche nach Vergeistigung« führt in einer DS-Beziehung zu einem ungeheuer tiefen Vertrauen. Mit einem liebenden und fürsorglichen Partner wird die DS-Beziehung etwas sehr Besonderes, etwas ganz Außergewöhnliches. In DS-Beziehungen habe ich Spiele erlebt, die mir ein Gefühl spiritueller Verbundenheit mit meinem Partner gaben, das sich in Vanille-Beziehungen nie einstellte. Wenn ich ihm »meinen Blick« zuwerfe und signalisiere, dass wir spielen werden, beginnt sein Herz in der Brust vor Lust zu pochen und die Aussicht auf das gemeinsame Vergnügen lässt ihn vor Erregung schnaufen. Er weiß, dass ich die Geheimnisse seines Herzens kenne und er mir viel bedeutet. So macht ihn Vertrauen in mich frei und sein Geist schwingt sich zu neuen Höhen seiner Sexualität und Unterwerfung auf. Durch die Entbindung von jeglicher Schuld erhält er die Freiheit zur weiteren Erkundung der Erfahrungen und großartigen Freuden, die ihm seine Sexualität beschert. Für mich bedeutet jedes Spiel mit ihm eine neue Qualität von Erfüllung, Erweiterung und persönlicher Entwicklung.
Eine DS-Beziehung ist komplex. Weil sie so viel Vertrauen erfordern und einige, wenn nicht alle, DS-Spiele ein gewisses Risiko, eine gewisse Gefahr in sich bergen, sind DS-Praktiken am befriedigendsten, wenn sie mit einem regelmäßigen Partner, etwa in einer monogamen Beziehung, ausgeübt werden. Vielleicht lädt man mit der Zeit auch andere Paare ein oder bringt noch einen einzelnen männlichen oder weiblichen Partner als Sub oder Dom oder zweiten Dom mit ins Spiel, um das Vergnügen noch zu steigern. Aber herkömmliche und nicht-safe One-Night-Stands sind unüblich für DS. Ein One-Night-Stand ist normalerweise ein arrangierter Abend mit einem der Sub bekannten Dom, von dem sich die Sub erklärtermaßen dominieren lassen will. Die Spielregeln hierfür wurden schon einige Zeit im Voraus festgelegt und sind meistens viel strenger als mit dem eigentlichen Dom der Sub.
Eine DS-Beziehung ist oft ein spiegelverkehrtes Abbild der Rollen, welche die zwei Menschen sonst im Leben spielen. Das Leben mit einem anderen Menschen besteht oft aus einem ganzen Haufen von Kompromissen, verteilter Verantwortung und Arbeit und einer langen Folge an Absprachen, Abwägungen und Entscheidungen. Im realen Leben werden die anstehenden Aufgaben in der Regel nach Geschlecht verteilt – der Mann hängt die Regale auf, die Frau macht die Wäsche. Aber was, wenn der Mann zwei linke Hände hat und die Frau sich alleine im Wäschekeller unsicher fühlt? Wenn sich dieses Paar so gut verständigen würde, wie man es in einer DS-Beziehung lernt, würde er die Wäsche machen oder zur Wäscherei bringen und sie würde die Regale aufhängen (die entsprechenden Neigungen vorausgesetzt). Ich kenne ein Paar, das genau dieses Problem hatte und es dadurch löste, dass sie die Aufgaben tauschten: Er übernahm die Einkäufe, das Kochen und die Wäsche, während sie das Haus anstrich, die Dielen abschliff und auch die Regale aufhängte.
DS-Beziehungen können ganz verschiedene Ausprägungen haben und vom einmal im Jahr stattfindenden Geburtstags-Spanking bis zur voll ausgeprägten DS-Beziehung reichen, die einen ganzen Lebensstil prägt. Bei der Überlegung, inwieweit DS das eigene Leben bereichern soll, wird jedes Paar sein eigenes Maß finden. Manche werden es wegen der vielen Termine (und der Libido!) vielleicht bei zwei bis vier Mal pro Monat belassen. Hier ist Planung gefragt, und Pläne brauchen Zeit.
Andere werden sich auch mit einer festen wöchentlichen Session und kleinen Leckerbissen beim Vanille-Sex kaum zufrieden geben. Wer einmal von der bereicherten Sexualität, der offenen Kommunikation und den schuldfreien Fantasien einer DS-Beziehung gekostet hat, kann sich kaum noch vorstellen, wieder mit dem guten alten Vanille-Sex weiterzumachen. Zwanglos eingeführter DS-Sex, der eine Beziehung etwas aufpeppen soll, ohne einen Lebensstil daraus zu machen, ist wie eine scharfe Soße, die man vielleicht nicht jeden Abend am Fleisch und den Kartoffeln schmecken will. Ab und zu ist es ein großer Genuss.
Der schwierigste Teil jeder Beziehung besteht darin, einen Partner dazu zu bewegen, dass er sich dem anderen öffnet und mit ihm spricht. Bei der DS-Kommunikation führt das Wesen der »Geheimnisse« an sich schon dazu, dass die Teilhabe an diesen Geheimnissen zu einem integralen Bestandteil der Beziehung wird, nach dem Motto: »Das wird unser kleines Geheimnis und unsere gemeinsame Fantasie sein, und niemand darf davon erfahren.« Manchmal erhält das Erzählen von Geheimnissen eher den Charakter einer »Beichte«. Es erfordert eine Menge Vertrauen, einem anderen Menschen gegenüber seine geheimsten Fantasien auszusprechen, und viele Männer sind nicht bereit, dieses Vertrauen aufzubringen. In vielen Untersuchungen über DS wurden ganz normale Leute wie du und ich und unsere Partner gebeten, ihre Fantasien zu Studienzwecken aufzuschreiben. In der überwältigenden Mehrheit der von Männern eingereichten Fantasien spielte irgendeine Art von weiblicher Dominanz eine Rolle! Die Fantasien reichten von der sanften, sinnlichen Übergabe der Kontrolle an eine schöne und zärtliche Herrin bis hin zu Träumen von uniformierten Amazonen mit der Macht über Leben und Tod.
Ich für meinen Teil habe von SM-Sex geträumt, wenn die Männer, mit denen ich zusammen war, abends mal keine Lust hatten. Falls einer überhaupt kein Interesse hatte, was selten war, lief bei mir rund um die Uhr ein richtiger SM-Film im Kopf ab. Ich frage mich immer wieder, wie oft bei einem Vanille-Paar beide Partner SM-Fantasien beim Sex haben, die sie aber für sich behalten, weil es beiden zu peinlich ist, darüber zu reden. Viele Männer kennen das Verlangen, dominiert zu werden, aber es fällt ihnen schwer, es zu kommunizieren. Sie können sich sicher vorstellen, wie viel Vertrauen er aufbringen muss, um Ihnen von seinem Wunsch zu erzählen, von Ihnen gefesselt zu werden, Ihre Füße anzubeten oder zum sexuellen Vergnügen ausgepeitscht zu werden. Hören Sie ihm deshalb zu, geben Sie ihm Rückhalt und steuern Sie Ihren Teil bei, indem Sie eine richtig gute Top für ihn sind.
Ich habe von Männern immer wieder gehört, dass sie sich nicht trauen, ihren Frauen von ihren DS-Fantasien zu erzählen, weil das ihre Autorität in der Beziehung durcheinander bringen würde. Aber DS ist »Spielzeit«, und das Ausleben und Inszenieren sexueller Fantasien soll Ihre Beziehung bereichern, nicht komplizierter machen.
In DS wird nichts und niemand missbraucht. Es ist eine liebevolle, einvernehmliche, geplante und für beide Seiten lustvolle Sache. Das gemeinsame Planen und Inszenieren sexueller Fantasien (Ihrer wie seiner) sollte das Vertrauen zwischen Ihnen fördern. Eine DS-Beziehung sollte eine größere Nähe zwischen Ihnen und Ihrem Partner schaffen. DS funktioniert nur, wenn die Kommunikation stimmt. Wenn Sie sich gegenseitig intime Sexgeheimnisse anvertrauen können, werden beide ein tieferes Vertrauen zueinander entwickeln, das auch auf Ihr Leben jenseits des Sexuellen ausstrahlt. Wenn Sie in der Lage sind, ihm zu sagen, dass Sie ihm auf den Hintern hauen wollen, und zwar nicht nur beim ausgelassenen Vögeln, sondern im Rahmen eines geplanten Szenarios, werden Sie ihm auch noch eine Menge anderer Dinge erzählen können. Zum richtigen Zeitpunkt, versteht sich.
Aber nun zu Ihrer ersten Frage: Was unterscheidet den sadomasochistischen oder DS-Sex, den ich hier propagiere, vom Vanille-Sex? Abgesehen von der Ausrüstung, mit der die DSer Spaß und Spiele haben, würde ich sagen: nicht viel. Denken Sie nicht auch, dass Sex im Kopf stattfindet? Und DS-Sex ist Sex, stimmt’s? Ich will damit sagen, dass mir vor allem ein Unterschied einfällt, wenn ich an die Stunden, Tage, Wochen, ja, Monate denke, die ich meinen Vorlieben gefrönt habe, und das sind die drei Ps: Pünktlich – Passend – Planen. »Planen« dürfte das viertwichtigste Wort im Vokabular der DSer sein. Niemand wird bestreiten, dass Planung zuallererst im Kopf stattfindet. Genauso wie Sex. (Aber das wussten Sie schon.)
Der Unterschied ist der, dass Ihr Sexspiel kein einfaches temperamentvolles Vögeln mit ein paar nach Gusto eingeworfenen Klatschern mehr ist, wenn Sie einen Plan wie den für ein DS-Szenario haben, sondern es wird zu einer Art Theaterstück oder Kurzgeschichte mit einer Einleitung, einem Mittelteil und einem Schluss. Und das Drehbuch dafür schreiben Sie zusammen mit Ihrem Partner.
Mit dem Planen ist das so eine Sache. Manche Doms oder Dominas (ein respektvoll-zärtlicher Titel für weibliche Tops) planen und planen und planen alles bis ins letzte Detail und überlassen absolut nichts dem Zufall. Aber der Zufall schlägt trotzdem zu. Ein Niesanfall ist ein garantierter Stimmungskiller, aber wie soll man ihn verhindern? Wenn Sie alles so verplant haben, dass ein einziges Niesen Sie völlig aus dem Konzept bringt, sollten Sie vielleicht lockerer planen. Ich selbst gehöre zu den Leuten, die locker planen (und niesen). Aber ein Plan bleibt ein Plan, ob locker oder straff, und Sie brauchen einen, Sie sind schließlich diejenige, die hier das Sagen hat. (Im Abschnitt »Und was stelle ich jetzt mit ihm an?« finden Sie weitere Hinweise zur Planung und zum Verfassen des Drehbuchs für Ihre erste Szene.)
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Planung den entscheidenden Unterschied macht. Und wer plant, muss kommunizieren können. Sind Sie eine gute, einfühlsame und unvoreingenommene Zuhörerin? Sind Sie kreativ und besitzen Fantasie? Halten Sie sich für eine gute Schauspielerin? Eine gute Regisseurin? Sind Sie gut darin, anderen Ihre Gedanken und Wünsche klar zu machen? Können Sie sich das Lachen verkneifen, auch wenn Ihnen seine Fantasien noch so amüsant vorkommen? Das sind alles gute Eigenschaften für DS-Spiele (und nicht nur dafür), ganz gleich, ob Sie den dominanten oder den submissiven Part spielen. Die Antworten auf diese Fragen werden Ihnen auch dabei helfen herauszufinden, ob die Rolle der Domina etwas für Sie ist.
Jetzt möchte ich Ihre zweite Frage beantworten: Werden Sie Ihren Partner dominieren können? Solange er nicht davor zurückschreckt und Sie ein Szenario finden, das ihn anmacht, sehe ich keinen Grund, weshalb Sie nicht ein bisschen reizvolles DS oder Rollenspiele oder Bondage praktizieren könnten. Vielleicht sagen Sie jetzt: »Hmm, aber ich glaube, ich bin eher submissiv«, oder Sie protestieren: »Ich kann ihm aber nicht wirklich weh tun, ich liebe ihn doch!« Dann will ich Sie mal in ein paar Geheimnisse über dominante Partner oder »Tops« einweihen. Jeder in der »Szene« (so nennen DS-Spieler ihren Liebesstil) weiß, dass die besten Tops alle mal Bottoms waren! Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie die dominante Rolle einigermaßen erfolgreich hinbekommen, werden Ihnen die Fragen hier in der Einleitung bei der Entscheidung helfen. Falls Sie danach immer noch glauben, dass der dominante Part nichts für Sie ist, können Sie dieses Buch auch dazu verwenden, um Fantasieszenen mit Ihnen in der submissiven Rolle zu entwickeln.
Der Einfachheit halber gehe ich in diesem Buch davon aus, dass Sie als Frau tatsächlich den dominanten Part spielen und Ihr männlicher Partner die submissive Rolle übernimmt. Submissiv zu sein ist eine Geisteshaltung, keine Frage des Geschlechts, und die meisten Menschen, Männer wie Frauen, können zeitweise eine submissive Haltung oder Pose einnehmen. Die mit der Kunst der Dominanz einhergehenden Kenntnisse und Verpflichtungen erfordern Übung und Anleitung. Weil den Männern, mit denen wir zu tun haben, praktisch von Geburt an beigebracht wurde, wie man dominant ist, sind wir Frauen diejenigen, die lernen müssen, wie man den Spieß umdreht und sie sexuell dominiert. Die Grundregeln, das erforderliche Können und die emotionale Haltung beim Dominieren sind für männliche wie weibliche Tops im Grunde dieselben. Deshalb sind hier alle Tops eine »Sie« und alle Bottoms ein »Er«.
Top hin, Bottom her – wie Sie inzwischen wissen, geht es nicht um den Schmerz. Es geht um Kontrolle und es geht um Macht: wer sie hatte, wer sie aufgab und wer sie jetzt besitzt. DSern gefällt die Dynamik des Machtaustauschs. Macht ist ein wichtiges Element in DS-Spielen, und ich meine nicht nur die Macht, die Ihr Partner Ihnen verleiht, um ihn zu dominieren. Ich denke, Macht ist an und für sich sexy.
Der dominante Part findet die Illusion der Macht erregend, und für den submissiven Partner ist die Illusion der Machtlosigkeit ganz zweifellos sehr sexy. Manche Männer unterwerfen sich freiwillig, andere wehren sich ein bisschen. Wenn er Widerstand leistet, hat er vielleicht Schwierigkeiten damit, die Kontrolle abzugeben, oder es macht ihm Spaß, Sie zu provozieren, weil Sie ihn dann bestrafen können. Für Leute, die DS ganz zwanglos betreiben, ist der Machtaustausch ein Spiel mit begrenztem Zeitrahmen. Zwar ist die Erfahrung eine ganz reale, aber der Umstand, dass der Austausch nicht real oder nur vorübergehend ist, macht das Spiel erotisch stimulierend.
Macht bringt auch Grenzen mit sich, und zwar für Sie und für ihn, und sie müssen respektiert werden. Wenn er keine Striemen davontragen will, ist es Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass man höchstens ein paar Stunden lang etwas sieht. Aber im Lauf der Zeit und je besser Sie sich gegenseitig kennen lernen, können Sie seine Grenzen auf die Probe stellen und verschieben und erweitern und so das DS-Erlebnis immer weiter vertiefen.
Vielleicht fragen Sie sich, wie typische DS-Spieler aussehen? DSer gibt es in jeder denkbaren Form und Größe, in jedem Lebensalter und mit allen möglichen Weltanschauungen und Berufen. Ärzte, Rechtsanwälte, Richter, Programmierer, Tänzer, Lehrer, Inhaber großer wie kleiner Firmen, Metzger, Bäcker, Kerzenmacher – jeder von ihnen könnte DS praktizieren oder davon fantasieren. Viele haben alle möglichen höheren Abschlüsse von Kunst bis Kernphysik. Aber wie bei allen Dingen, die Können und/oder Schulung erfordern, gibt es ein Niveau, auf dem man anfängt, und Niveaus, zu denen man voranschreitet.
Je nachdem, wo man sich aufhält, gibt es verschiedene Namen für diese Grade der Involviertheit. Mir persönlich gefällt die Einteilung in Glitterati, Fetterati und Perverati am besten. Die Begriffe stammen von dem Londoner Kevin McCain und bieten eine praktische Einteilung in Poseure oder »Herausgeputzte«, wirklich Interessierte sowie fortgeschrittene, ernsthafte Spieler. Sie unterscheiden nicht stereotyp nach sexueller Vorliebe oder Orientierung, sondern schaffen eine gemeinsame Ebene, auf der jeder nach seinem Grad der Involviertheit und Erfahrung eingeordnet wird.
(Ich, Ihre Führerin, gehöre zu den Perverati.)
Unter die Glitterati fallen all jene, die SM als modisches Statement pflegen und denen es ums Sehen und Gesehenwerden geht (früher nannten wir sie »Poser«). Man findet sie auf »gemischten« Club-Partys und bei speziellen Events in ihrer SM-Ausrüstung, wo sie eifrig jede Szene der Perverati verfolgen, wenn sie nicht gerade den Hochglanz von ihren PVC-Miniröcken tanzen oder über ihre Peitschen stolpern. Ich meine das überhaupt nicht abwertend – bevor ich die Underground-Szene entdeckte, gehörte ich selbst zu den Glitterati. Gut möglich, dass auch unter meinen Leserinnen Glitterati sind. Für den Anfang ist das genauso gut wie alles andere. Das Interesse an Fetisch-Mode kann der Vorbote für ein tiefer gehendes Interesse an DS sein. (Und dann haben Sie immerhin schon die passende Garderobe.)
Der von dem Wort »Fetisch« abgeleitete Name der Fetterati bezieht sich auf das mittlere Niveau, auf das man »vorrückt«, wenn man sich für mehr interessiert als für das Tragen von Fetischkleidung, in der man herumhängt, um sich darin bewundern zu lassen.
Die Fetterati ziehen sich genauso an wie die Glitterati und gehen auch auf die gleichen gemischten Partys, bloß verschwinden sie dort wieder schneller. »Und das soll der Unterschied sein?«, werden Sie jetzt denken. Nun, auf den ersten Blick ist es das. Aber zu Fetterati werden sie durch das, was sie danach machen. Diese Tops führen vielleicht Bottoms an der Leine herum und hie und da gibt es unter Umständen eine Fußszene zu sehen, aber die Fetterati sind nicht die Entertainer des DS. Im Gegensatz zu den Glitterati ist die Party für sie das Vorspiel, nicht der Höhepunkt. Sie sehen sich die Szenen genauso eifrig an wie die Glitterati, aber sie wollen sich nicht nur anregen lassen, sondern auch etwas lernen. Die Glitterati bleiben bis zum Schluss, während die Fetterati beizeiten verschwinden, um zu Hause ein paar schöne Stunden mit DS zu verbringen, bevor die Sonne aufgeht.
Schließlich: die Perverati. Die Perverati sind die Spieler der Szenen, die die Glitterati und Fetterati so eifrig beobachten. Im Prinzip können sie alles mögliche tragen, aber meistens kleiden sie sich wie die Fetterati. (Fetisch-Mode stärkt die Gruppenidentität.) Selbst wenn sie Jeans tragen, haben Perverati immer das eine oder andere Stück SM-Ausrüstung dabei, sei es eine Latex-Schwanzpeitsche am Schlüsselbund oder eine in der Geldbörse oder Tasche aufgerollte Kordel für die schnelle Fesselung. Wenn Sie Cocooning (Einspinnen) oder Mumifizierung erlernen möchten, sind Sie bei den Perverati an der richtigen Adresse. Wenn Ihnen die Person, die Sie fragen, nicht weiterhelfen kann, weiß sie sicher jemanden, der jemanden kennt, der es Ihnen gerne vorführt. Wie wär’s mit nächstem Dienstag? Die Perverati werden von ihrer Sexualität getrieben. Viele Perverati-Paare sind schon so fortgeschritten, dass sie ihre Szenarios nicht mehr vorab besprechen und auf Safewörter verzichten, weil sie die Bedürfnisse und Grenzen des anderen so gut kennen, dass beides überflüssig wird. Das ist das DS-Nirvana.
Dann gibt es noch die Fetischisten, die ihre Fetische auf vielfältige Weise zum Ausdruck bringen und genau genommen auch zu den Perverati zählen. So ein Fetisch kann einfach in einer Vorliebe für Leder bestehen, dem sie problemlos und diskret im Alltag frönen können – etwa mit ihrer Kleidung, ihren Möbeln oder der Innenausstattung ihres Autos.
Er kann aber auch in der kunstvoll ausgeklügelten Gestalt einer Latex-Bondage daherkommen. Ein Fuß- oder Schuhfetischist schnüffelt vielleicht ab und zu heimlich an einem Schuh, wenn die Dame des Hauses nicht da ist, und bekommt dabei einen Orgasmus. Einfach gesagt könnte man einen Fetischisten als einen Menschen mit einer sexuellen Fixierung auf ein nichtsexuelles Objekt oder Körperteil definieren.
Manche Fetterati- oder Perverati-Spieler widmen ihren Spielen ein ganzes Zimmer, mitunter sogar den ganzen Keller. Für einige geht ohne das Drum und Dran eines Kerkers überhaupt nichts: Spiegel und mattschwarze Wände, eine mit Leder verkleidete Bondage-Bank, ein Käfig, ein hydraulischer Lift zum Strecken und Aufhängen. Bei anderen findet der Kerker im Kopf statt. Für sie besteht der Reiz in verbaler Dominanz und in der Gegenwart der Herrin, während der eigentliche Schauplatz unwichtig ist. Und für wieder andere Fantasien wie beispielsweise Crossdressing oder Fußanbetung ist ein Kerker ganz entbehrlich oder sogar ungeeignet. Crossdresser mieten sich Hotelzimmer und rauchen das Wall Street Journal in Spitzenunterwäsche und Marabu-Pantoletten. DSer sind bekannt dafür, dass sie keine Mühen scheuen, um in ihren Fantasien zu schwelgen.
Wenn es in diesem Buch um Dinge geht, die in die Domäne der Perverati fallen, mache ich das auch deutlich. Von diesen Dingen sollte nichts ohne entsprechende Anleitung oder Einweisung und die direkte Beaufsichtigung durch erfahrenere Spieler praktiziert werden.
DS steht auch für »sinnliche Dominanz« oder »sinnliche weibliche (oder feminine) Dominanz«. Als sexuell dominante Frau werden Sie eine Machtposition einnehmen, in der Sie Ihrem Partner Befehle geben (das können auch alberne sein wie: »Bring mir einen Eistee!«), ihn erziehen (»Meine Füße müssen kräftig massiert werden« oder »Weiter nach links, du triffst den Punkt nicht«), ihm eine Bondage verpassen (»ihn parken«, wie wir Tops sagen – sehr praktisch, um ihn beim Nägellackieren ruhig zu stellen) und/oder ihm Schmerzen zufügen (ein wunderbares Ventil für aufgestauten Frust).
Aber nur weil Sie die dominante Partnerin sind, heißt das nicht, dass Sie mit ihrem Sklaven tun können, was Sie wollen – es sei denn, er hat es Ihnen erlaubt. (Und wie wahrscheinlich dürfte das sein? Es ist sein erstes Mal.) Es ist eine verantwortungsvolle Position. Manche Sklaven werden alles schlucken, was die Herrin auftischt, andere haben dagegen sehr spezielle Wünsche und Vorstellungen. Anders ausgedrückt: Wer sagt: »Nein, das mag ich nicht«, geht davon aus, dass man es ihm nicht trotzdem aufzwingt, nur weil es jemand anderes so will. Respekt aus dem realen Leben hat auch hier seinen Platz. Ein Sklave ist nicht wirklich Sklave. Er ist weder Ware noch Eigentum, auch wenn er Ihnen im Rahmen der Fantasie »gehören« mag.
Genau so wie Sie von anderen erwarten, respektiert zu werden, sollten Sie auch Ihren Partner respektieren und auf ihn Rücksicht nehmen. Dominant zu sein bedeutet vor allem, sich selbst zu beherrschen.
Die ideale Domina und Femme Fatale beherrscht ihren Sklaven gerade deshalb, weil sie sich ganz offensichtlich selbst im Griff hat. Sie hört auf ihren Sklaven und ist ihm Mentorin, Führerin und Muse. Sie versteht die Furcht und die erotischen Gefühle, die das Spiel in ihrem submissiven Partner auslöst. Die Domina kann Fantasie und Wirklichkeit immer auseinander halten und unterstützt ihren Sklaven. Sie ist Sadistin genug, um Schmerzen zu bereiten, und liebevoll genug, sie nur als Instrument der Lustgewinnung einzusetzen. Sie ist fantasievoll und kreativ und sorgt für das körperliche und emotionale Wohl ihres Sklaven.
Sie weiß, dass er ihr mit seiner Unterwerfung ein Geschenk darbringt und sich ihr freiwillig ergibt. Sie weiß, dass ihre Macht eine Illusion ist und sie die Kontrolle nur mit Erlaubnis des submissiven Partners ausübt. Sie weiß, dass Dominanz auch bedeutet, ihrem submissiven Partner Lust zu bereiten – und in diesem Sinn unterwirft sie sich dem Willen des anderen. Sie respektiert seine Grenzen und weiß das tiefe Vertrauen zu schätzen, das er in sie legt, wobei ihr bewusst ist, dass ihr Respekt vor seinen Grenzen die Grundlage dafür bildet. Sie weiß, dass man DS nicht im Zorn praktiziert, sondern als kreative Umwandlung von Alltagsfrust und Ärger in erotische Spiele oder Dominanz.
Als dominante Partnerin werden Sie eine emotionale Bindung an Ihren submissiven Partner entwickeln, die aus dem durch die Offenbarung Ihrer DS-Fantasien entstandenen Vertrauen erwächst. Für die Dauer der »Spielzeit« werden Sie die Macht und die Abhängigkeit Ihres Partners genießen, der Ihnen seine Geheimnisse anvertraut hat. Das ist die Gelegenheit für einen neunzigminütigen Ego-Trip, auf dem Sie sich von Ihrer Fantasie (und seinen Wünschen) leiten lassen. Ein bisschen Zwang könnte dabei seine Einsicht fördern, dass jetzt Sie für ihn den Schlüssel zur Lust in der Hand halten.
Als dominante Frau werden Sie in Ihrem Verhalten wahrscheinlich eine Unabhängigkeit an den Tag legen, die Sie selbst begeistert und Ihrer Umwelt (vor allem Ihren weniger starken Schwestern und den von Ihrer Stärke angezogenen Männern!) nicht verborgen bleibt.
Eine sexuell dominante Frau lässt sich nicht auf das koabhängige Verhalten ein, in dem so viele ihrer Schwestern zu versumpfen scheinen. Indem sie ihre innere Kraftquelle anzapft, entdeckt sie ihre Stärken und »beutet« sie selbst »aus«. Sie fühlt sich auch allein als vollständiger Mensch und empfindet ihren Partner als Bereicherung und Ergänzung, anstatt ihn unbedingt zu brauchen oder abhängig zu sein. Sie läuft nicht ständig mit entschuldigender Miene durch die Gegend, weil sie so stark ist, was jedoch nicht heißt, dass sie unhöflich oder beleidigend wäre.
Die Rolle der Herrin kann Ihnen in allen möglichen Lebensbereichen nützlich sein, weil sie dabei hilft, die Kontrolle zu übernehmen, und zwar dauerhaft. Die Herrin hat die Zügel ihrer Welt fest in der Hand; in ihrem Umfeld gibt sie die Regeln vor. Stellen Sie sich nur vor, wie Sie diese Aura ganz bewusst auf die Menschen in Ihrer Umwelt lenken. Das verleiht Ihnen etwas Geheimnisvolles – und wer wäre nicht gern ein bisschen geheimnisvoll?
Für den submissiven Partner kann DS ein Akt der Befreiung sein oder sogar seine persönliche Unabhängigkeitserklärung. In manchen Menschen ist das Bedürfnis zu dienen und sich zu unterwerfen tief verwurzelt, und DS befriedigt dieses Bedürfnis auf erotische oder romantische Weise. Für die Schüchternen und Introvertierten kann Unterwerfung ein Ort in Zeit und Raum und Geist sein, an dem sie ihre alltäglichen und gesellschaftlichen Fesseln abstreifen und sich in den Himmel erheben. In der Unterwerfung können sie sein, wer immer sie sein wollen – und das ist meistens das genaue Gegenteil dessen, was sie im normalen Leben sind. Die dominante Partnerin beschützt ihren Partner, während er seine Fantasien in einem sicheren »Subspace« erkundet. In DS findet ein Machtaustausch zwischen der Frau und dem Mann statt: Er unterwirft seinen Willen dem Willen der Domina, während sie die Zügel in die Hand nimmt.
Und was bewirkt das? Der submissive Partner wird von den Schuldgefühlen befreit, die er wegen seiner sexuellen Wünsche hegt und die eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer erfüllten Sexualität darstellen. Viele Unterwerfungsfantasien sind gerade deshalb aufregend, weil es dabei um den Bruch einer ganz bestimmten Regel oder eines Tabus geht. Durch die Befreiung von der Verantwortung für sein Handeln und seine Sexualität kann er seine Hemmungen über Bord werfen und sich ganz dem lasziven Luxus seiner Fantasien hingeben. Er muss weder denken noch sich um sich kümmern, und sein Geist kann seiner Herrin folgen, wohin auch immer sie ihn führen mag. Aber zunächst mal muss er wollen, dass Sie die Kontrolle übernehmen. Wie stellt man das an? Kommunikation und Vertrauen. Wenn er Ihnen von seinen Unterwerfungswünschen und -fantasien erzählt, legt er sein Innerstes bloß.
Was er Ihnen offenbart, hat er vielleicht noch keinem anderen Menschen erzählt. Es ist unheimlich wichtig, dass Sie seine geheimen Wünsche anerkennen. Was er Ihnen offenbart, hat er vielleicht noch keinem anderen Menschen erzählt, und es ist unheimlich wichtig, dass Sie seine geheimen Wünsche anerkennen. Bitte betrachten Sie das als kostbares Geschenk, denn das ist es in der Tat, und beißen Sie sich lieber auf die Zunge, anstatt über irgendetwas zu lachen, das er sagt. Hören Sie ihm aufmerksam zu und geben Sie ihr Bestes, um die Fantasie, die er Ihnen anvertraut hat, Wirklichkeit werden zu lassen. Was er braucht, sind Ermutigung und Unterstützung, Fürsorge und Aufmerksamkeit.
Wenn er an Unterwerfung interessiert, aber nicht wirklich masochistisch ist, sollten Sie ihm ein paar Fragen stellen: Was wird ihn seiner Ansicht nach am meisten antörnen? Bondage? Dienen? Fußanbetung? Gibt es etwas, was ihm richtig Angst macht? Verbundene Augen? Fesseln? Vielleicht wurde er als Kind emotional, körperlich oder sexuell missbraucht – hat er diesbezüglich irgendwelche »Marotten«? Falls ja – was sollten Sie vermeiden? Ein Wort, das eine bestimmte Reaktion auslöst (Trigger-Wort)? Hat er Platzangst? Was denkt er über Schränke? (Lachen Sie nicht!)