Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Ziel das hier angestrebt wird, ist es, dem Suchenden auf dem Pfad zur wahren Selbsterkenntnis das Wissen sowie die praktischen Mittel näher zu bringen, um jenen Stand des Bewusstseins zu erreichen, den wir "geistige Autonomie" nennen könnten - Ein Bewusstsein frei vom Dogma und den Regeln der Religionen und Sekten. Erst in einer solchen Freiheit wird eine wahrhafte Annäherung und schliesslich Verschmelzung mit unserem göttlichen Ursprung möglich. Durch die weisen Worte der Heiligen aller Religionen wurden mächtige Wahrheiten zum Ausdruck gebracht, die eine hohe befreiende Wirkung haben, wenn wir diese nachvollziehen können und im täglichen Leben anwenden. Diese Weisheiten beruhen auf geistigen Gesetzmässigkeiten, die sie erschauten und verstanden. Daher geht es nicht darum, sich zu einer Religion oder Religiösität zu bekennen, sondern viel eher darum, die geistigen Gesetze zu durchschauen und im Einklang mit ihnen zu leben. Wenn wir diese Weisheiten verstehen und in unser Leben integrieren, dann bewegen wir uns in Harmonie mit den Gesetzen und werden folglich den Quell aller Gesetzmässigkeiten, Gott, in uns kennen. Es wird bezweckt, die lebendig geistige Weisheitsessenz aller Wege zugänglich zu machen, um die Vielfalt praktischer Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen und somit den Aspiranten zu inspirieren, selber diese im Leben umzusetzen, was unweigerlich zu einer Bewusstseinserweiterung führen wird. Denn erst wenn wir damit beginnen, alle uns zur Verfügung stehenden Kräfte für den subtilen Pfad zur Befreiung einzusetzen, können wir mit der Entfaltung eines höheren Bewusstseins rechnen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 593
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gewidmet meinem Sohn Shailesh-Darshan Hassani und allen Hoffnungsträgern der Zukunft, unseren Kindern und Kindeskindern. Mögen sie aus den Fehlern, die wir gemacht haben lernen und sich achtsamer um das Wohl und den Erhalt aller empfindenden Lebewesen auf Erden kümmern. Mögen sie mit vereinten Kräften gegen das viele Leid in der Welt ankämpfen und leidlinderndere Umstände schaffen.
Einführende Bemerkung
Einleitung
Schöpfung, Evolution Und Das Ziel
Die Entwicklung der Instinkte
Die Entwicklung des Intellekts
Die Entfaltung von Intuition
Die sieben Bewusstseinsebenen
Reinkarnation Und Das Gesetz Von Ursache Und Wirkung
Die fünf leidschaffenden Ursachen
Wie Kann Befreiung Erlangt Werden?
Die Kunst Des Werdens
Zeit
Abstand Wahren
Geistige Unterscheidungskraft
Göttliche Vernunft
Ausgewogenheit Zwischen Sprechen Und Schweigen
Geduld Und Zuversicht
Furchtlosigkeit, Wagnis Und Geläuterte Vorstellungskraft
Tugend
Tugend Einleitung
Allumfassende Liebe Und Mitgefühl
Harmlosigkeit Und Sanftmut
Selbstloses Dienen
Geistiger Gehorsam Und Opferbereitschaft
Gruppenbewusstsein
Tugend Falsch Angewandt Und Der Hüter Der Schwelle
Die Verschiedenen Wege
-
Das Eine Ziel
Karma Yoga
Bhakti Yoga
Jnana Yoga
Tantra Yoga
Raja Yoga
Die neun Hindernisse des Raja Yoga:
Vyaadhi oder Körperliches Unvermögen
Styaana oder Mentale Trägheit
Samshaya oder Zweifel und Falsches Fragestellen
Pramaada oder Unaufmerksamkeit (Zerstreutheit)
Aalasya oder Faulheit
Avirati oder Mangel an Gelassenheit
Bhraantidarshana oder Irrige Wahrnehmung
Alabdhabhuumikatva oder die Unfähigkeit zur Konzentration
Anavasthitatva oder Unvermögen, die erreichte Meditative Haltung beizubehalten
Die Acht Mittel des Raja-Yoga:
Yama oder die Fünf Gebote:
Ahimsaa oder Nicht Schädigen, Nicht Leid Zufügen und Nicht Töten
Satya oder Wahrhaftigkeit gegenüber Allen Wesen
Asteya oder Enthaltung von Diebstahl
Brahmacarya oder Enthaltung von Ausschweifung
Aparigraha oder Enthaltung von Habgier
Niyama oder die Fünf Regeln:
Shauca oder Äußere und Innere Reinheit
Santosha oder Zufriedenheit
Tapas, Askese oder Glühendes Streben
Svaadhyaaya oder Geistiges Studium
Ishvarapranidhaana oder Hingabe an Ishvara - Gott
Asana oder die Rechte Haltung:
Pranayama oder die Richtige Beherrschung der Lebenskräfte
Pratyahara oder Abstraktion
Dharana oder Konzentration
Die Kunst des Seins
Die Kunst, Im Sein Zu Verweilen
Sahaja-Yoga
Gruppenbewusst Dienen
Gruppenbewusstes Dienen
Die neun Bereiche des Dienens:
Die Große Invokation
Die sieben Stufen Methode zur Transformation der fünffachen Triebnatur:
Oh Du Verkörperung göttlicher Absicht,
Quell von Güte und uneingeschränkt tiefem Mitgefühl, der Du Dich manifestierst, um all jene, die reif und offen sind für Dich und Deinen Einfluss, zu erheben und ihrer göttlichen Essenz näher zu bringen . . .
Der Du Dich von Zeitalter zu Zeitalter manifestierst; Du, den die Menschen mit verschiedenen Namen benennen und auf verschiedene Weisen verehren, Oh Du, der Du aus Mitgefühl die zeitlose Weisheit Deiner Lehre stets den Bedürfnissen der Menschen und der jeweiligen Zeitepoche angleichst . . .
Oh, Du Repräsentant der lebendigen Seele und des geheimnisvoll blau funkelnden Juwels im tiefsten Inneren der Sonnenpracht, im Herzen des Seelenlotus, der Du Quell, das LEBEN selbst bist . . .
Oh Du, der Du formlos und uneinschränkbar bist, doch in der Güte Deines Mitgefühls in eingeschränkter Form in Erscheinung trittst, um zu befreien . . .
Wie könnte es je möglich sein, dass ich eine Deiner Manifestationen höher bewerte als andere - oder andere negiere?
Wie könnte ich je meine tiefe, aufrichtige Liebe zu Dir beschränken auf eine Form, auf einen Namen?
Oh Du, Essenz aller Avatare und Yogis, aller Propheten und geistigen Lehrer; Oh Du, in der Gesamtsumme der erhabenen Schönheit und in der Vielfalt der Offenbarungen und doch nur die Verkörperung der Einen Mächtigen ABSICHT . . .
Oh Du, der Du ein Ozean göttlicher Eigenschaften bist
Dir zu Füßen opfere ich mein kleines eingeschränktes "Ich"; mögest Du mich ermächtigen, ein Instrument Deiner heiligen Absicht zu werden . . .
Lass mich Dich erkennen, lass mich Dich stets verehren und lass mich Zuflucht finden nur in Dir . . .
Vor Dir verneige ich mich in tiefem Respekt und mit tiefer Achtsamkeit; Du bist mein Meister, Du bist das wahre Selbst,
Oh Du erhabene ABSICHT IN MANIFESTATION . . .
AUM Shanti Shanti Shanti
Dieses Buch ist aus einer Spontaneität heraus entstanden. Um zu verdeutlichen, wie es zustande gekommen ist, müsste ich einiges über meine Erfahrungen auf dem geistigen Pfad, folglich aus meinem Leben darlegen: Ein tief verwurzeltes Verlangen geistigen Ursprungs, die Suche nach Wahrheit und nach wahrem Zusammenhang, hat mich an die entferntesten Orte dieser Welt geführt. Viele Jahre suchte ich in allen Welt-Religionen nach plausiblen Erklärungen für unser Dasein, nach Zweck und Ziel desselben. Immer wieder bin ich an Grenzen gestoßen, es fehlte mir wahre Erläuterung, die Zusammenhang aufweist. In meiner verbitterten, rastlosen, da unerfüllten Suche erkannte ich eines Tages, dass Wahrheit als solche in der äußeren Welt nicht zu finden ist. So gab ich meine äußere Suche nach Wahrheit auf und richtete meine ganzheitliche Aufmerksamkeit nach innen. Was immer ich an praktischem Wissen, durch das Studium der heiligen Schriften der Religionen und durch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Yoga-Systemen erworben hatte, versuchte ich anzuwenden, indem ich sie in mein Alltagsleben integrierte. Durch die Anwendung geistigen Wissens war es mir mit der Zeit möglich, gewisse Gesetzmäßigkeiten zu erahnen. Somit erkannte ich die Unentbehrlichkeit dieser Methoden und lernte sie hoch zu schätzen. Nahezu eine Dekade lebte ich in Indien an verschiedenen Pilgerorten und vertiefte mich gänzlich in die Anwendung der Methoden des Raja-Yoga in Verbindung mit anderen Yoga-Systemen wie auch der tantrischen Lehre des Pfades zur Rechten. Mit der Zeit verfeinerte sich meine Wahrnehmung, wodurch mir tiefe Einblicke sowohl in das Unterbewusstsein als auch in subtilere Bewusstseinsebenen, welche jenseits des Wachbewusstseins liegen, gewährt wurden. Auf jenen subtileren Ebenen wurde ich mir des lang ersehnten Zusammenhanges bewusst. Insbesondere in der Anfangszeit wusste ich nicht so recht, ob ich diesen unbeschreiblichen Erkenntnissen Glauben schenken sollte. Einerseits waren diese hohen Erkenntnisse so klar, so real und unwiderruflich, andererseits waren sie “so anders”, “so ungewohnt”, von einer anderen Welt. Ich konnte keine Widerspiegelung in der äußeren Welt finden, die diesen Erkenntnissen auch nur annähernd nahe gekommen wäre. Beim Verhalten meiner Mitmenschen innerhalb der äußeren Welt des Alltagslebens schien es mir, als ob sich all ihre Bestrebungen gänzlich entgegengesetzt zu den Bestrebungen der inneren Welt des Bewusstseins verhielten. So begann ich, an meinem gesunden Menschenverstand zu zweifeln, denn es lag mir immer sehr viel daran, ein gesundes Unterscheidungsvermögen beizubehalten und nur das anzunehmen, was ich auch nachvollziehen und mir erklären konnte. Lange Zeit habe ich an mir und am geistigen Pfad gezweifelt und war von der Möglichkeit entsetzt, dass ich mich eventuell selbst hypnotisiere oder gar einer mächtigen Illusion verfallen sei.
Doch Mitte der achtziger Jahre gelangte ein Buch aus der theosophischen Lehre in meine Hände, das von Alice A. Bailey geschrieben war. Unsagbar war ich verblüfft, als ich viele Zusammenhänge, die ich innerlich erkennen und verstehen durfte, schwarz auf weiß gedruckt wiedererkannte. Mit einem Male war die schwere Last meines Zweifels von mir genommen. Dies bewirkte eine mächtige Bewusstseinserweiterung und ließ mich noch tiefer in das Reich des Bewusstseins eindringen, da ich Zweifel abgelegt hatte, die mich vor höherer Erkenntnis zurückgehalten hatten. Es war mir dann möglich, mich mit ganzem Herzen und mehr Selbstvertrauen weit zu öffnen, um die subtile Wahrnehmung zuzulassen und auf diese Weise tiefe Erkenntnisse zu erlangen. Viele Jahre verbrachte ich im intensiven Studium der zeitlosen Weisheit der theosophischen Lehre. Ich musste jedoch erkennen, dass man bei dieser erhabenen Lehre dennoch dazu geneigt ist, sich in theoretischen Details und überbetontem Denken zu verlieren. Sehr viele Ausführungen beziehen sich auf den Makrokosmos und obwohl es eine direkte Verbindung zum Mikrokosmos gibt und das Wissen auch auf den Mikrokosmos übertragbar ist, erkannte ich dennoch, dass man nur dann den Makrokosmos begreifen kann, wenn man den Mikrokosmos durch Selbsterkenntnis zu verstehen gelernt hat. Andersherum ist es nicht möglich, das wahre Selbst, die höchste Realität zu erfassen und zu verstehen, denn der Makrokosmos als solcher wird immer ein undurchschaubares Rätsel für uns bleiben:
"..., denn der Transzendente Gott besteht in alle Ewigkeit; er kann aber nur durch den Immanenten Gott erschaut, erkannt und richtig erreicht werden, ..."(Alice A. Bailey ”Verblendung Ein Weltproblem” S.182)
So nahm ich mir vor, die Lehre von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten, indem ich mich nur auf den wesentlichen, praktisch anwendbaren Teil der Lehre konzentrierte und bemüht war, dies auch im täglichen Leben umzusetzen. Denn schon lange zuvor erkannte ich, dass es das praktische Umsetzen von Weisheit ist, was uns unserer göttlichen Natur näher bringt, und dass es nur durch gemachte Erfahrung möglich ist, erhabene, alles umfassende Weisheit zu erlangen. Ich scheute mich nicht davor, Fehlverhalten bewusst zuzulassen oder sogar einzuleiten, um auf diese Weise die dunkelsten Seiten des Innenlebens aufzudecken. Triebe, Instinkte und abgrundtiefe Furcht konnte ich so rückhaltlos beobachten. Das aufrichtige Verlangen, die Ursache für menschliches Fehlverhalten ganzheitlich verstehen zu lernen, leitete mein Bestreben. Die Wahrheit erfahren zu können, bedeutete mir immer schon sehr viel mehr, als das “blinde” Befolgen von Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die ich nicht nachvollziehen konnte. Beide Extreme, “Tugend” und “Laster”, betrachtete ich als meine Lehrmeister und sie lehrten mich vieles.
Zu einer Zeit, in der ich mich ausschließlich mit Meditation befasste, erschien mir eine göttliche Wesenheit. Sie näherte sich mit achtsamer Vorsicht, um zu signalisieren, dass ich mich nicht zu fürchten bräuchte. So öffnete ich mein Herz und wurde mit einem nie zuvor erlebten Segen überschüttet. Sie fing an, in Silben zu sprechen; eine Sprache, die ich niemals gehört hatte, die ich aber dennoch verstehen konnte, denn es war die Sprache des Herzens, ein Zwiegespräch von Seele zu Seele. Die göttliche Macht der Silben ließ mich eintauchen in einen endlos erscheinenden Ozean göttlicher Liebe und unermesslicher Glückseligkeit. Der Ozean ruhte im ewigen Schweigen allwissender statischer Weisheit und die Wogen des Meeres waren aus sich selbst emporsteigende, allumfassende Liebe und dynamische Seligkeit . . .
Jene erhabene Wesenheit deutete mir in einem unbeschreiblich harmonischen Fluss von aneinandergereihten Silben das Mysterium des Pfades zur wahren Selbsterkenntnis. Auf unermessliche Weise wurden mir die vielfältigen Methoden, die geistig lebendige Essenz aller Wege in einer Bildersprache erläutert, bei der jede Silbe ein glückseliges Verstehen in mir ausdehnte und den ganzen inneren Raum mit Licht erfüllte. Es wurden mehrere “Brücken zur Freiheit” aufgezeigt - die Vielfalt geistiger Wege -, wie durch das Meistern der Kunst des Werdens, die Kunst des Seins erreicht werden kann. Mit einer außergewöhnlichen Flexibilität wurden mir die verschiedenen Annäherungsmöglichkeiten zum wahren Selbst aufgezeigt, die alle Wege gleichermaßen miteinbezogen. Jede Silbe barg ein umfassendes Verständnis in sich und schien, wollte man sie in Worte übersetzen, viele Bände zu beinhalten, denn es war eine äußerst komprimierte Silben-Sprache. Nach dieser mächtigen Einweihung verweilte ich viele Tage in sprachlosem Schweigen, immer noch trunken von allumfassender Liebe, Seelenfrieden und uneingeschränkter Seligkeit. Doch aus dem Nichts heraus wurde in diesem wunschlosen Bewusstseinszustand der Wunsch entfacht, all das niederzuschreiben, was mir aus jener unermesslich segensreichen Begegnung zuteil wurde. So schrieb ich Tag und Nacht, bis ich nach einer Woche die Einsicht hatte, dass das Wesentliche niedergeschrieben war. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch:
Die Kunst des Werdens innerhalb der Kunst des Seins . . .
Hätte ich versucht das Buch ganz auf die Weise zu schreiben, wie es mir übermittelt wurde, so wäre es zu einem ähnlichen Werk wie eine uralte Sanskrit Schrift geworden, die noch bis heute bestehen geblieben ist: “Vijnana Bhairava or Divine Consciousness” aus der tantrischen Tradition des Kashmir Shivagama, übersetzt ins Englische von Jaiadev Singh. Es weist 112 verschiedene Yoga oder Wege zur Vereinigung des menschlichen Bewusstseins mit dem transzendentalen Bewusstsein auf. Dies wäre dann jedoch sehr abstrakt gewesen, insbesondere in Bezug auf den subtilen Zusammenhang der einzelnen geistigen Wege in Verbindung zum großen Ganzen und der Absicht, die sich dahinter verbirgt - was die Entwicklung wie auch das Ziel der Entwicklung anbetrifft. Daher habe ich mir erlaubt, die Lehre dem Sprachgebrauch der heutigen Zeit anzugleichen, um, wo immer es mir möglich war, “Brücken” zu schaffen für ein besseres Verständnis der holistischen Lehre. Mir wurde bis zur Fertigstellung des Buches immer wieder Hilfe und Anweisungen zur Verbesserung aus dem geistigen Reich zuteil. Auf subtileren Bewusstseinsebenen wurden mir Absätze gezeigt und ich konnte innerlich erfassen, was ergänzt, was verfeinert oder klarer ausgedrückt werden sollte. So war es für mich deutlich, dass mein Entschluss bezüglich der Gestaltung des Buches! richtig war. Dennoch habe ich das Manuskript einige Zeit zurückgehalten und über die einzelnen Abschnitte meditiert, um sicher zu gehen, dass alles im Einklang mit der “göttlichen Absicht”, dem “göttlichen Plan” steht und auch vom Leser richtig erfasst werden kann. Einiges wurde entfernt, da ich mir der großen Verantwortung gewahr wurde, welche mit den Anleitungen zu Atemtechniken und dynamischen Methoden der Konzentration zusammenhängen, die - wenn falsch angewandt und ohne Aufsicht eines wahrhaft Kundigen - zu schweren physischen und psychischen Erkrankungen führen können. Es war für mich innerlich klar, dass all dies geschrieben wurde, damit es an die Öffentlichkeit weitergegeben wird. Viele Jahre musste ich verzweifelt nach Wahrheit, nach Zusammenhang suchen, daher war es mein aufrichtiger Wunsch, dass diejenigen, die dieses Buch zu Händen bekommen, nicht durch solch reibungsvolle Zeiten gehen und vor allem nicht so viel kostbare Zeit vergeuden müssen, um nach langer, verzweifelter Suche zum Quell der Weisheit zu gelangen. Gleichwohl zögerte ich, es zu veröffentlichen, da ich auf eindeutige Zeichen und auf den rechten Zeitpunkt wartete. Erst nachdem mir das unermessliche Glück widerfahren war, meinem Meister zu begegnen und von ihm die Bestätigung zu bekommen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, es zu veröffentlichen, habe ich den letzten Schritt in Gang gesetzt. Mein Meister erläuterte mir einige wichtige Zusammenhänge zwischen dem Buch! und dem Grund, warum es geschrieben werden musste, dennoch möchte ich dies hier nicht eingehender erläutern, da es eng mit meinem persönlichen Weg zusammenhängt. Er segnete mich und gab mir den spirituellen Namen Sivananda. Obwohl mir wenig daran lag zu schreiben und das Schreiben für mich mit großer Reibung verbunden ist, waren es dennoch drei Hauptgründe, die mich dazu bewegt haben:
Das viele Leid, das in der Welt herrscht, welches größtenteils daraus resultiert, dass wir nicht im Einklang mit den göttlichen Gesetzen leben. Es ist dieser Mangel an rechtem Wissen, der uns immer wieder dazu führt, aufs neue Leid erfahren zu müssen.
Die unbeschreibliche Freiheit, Seelenfrieden und Seligkeit, nach denen sich ein jeder Mensch sehnt, und jeder von uns erlangen kann, wenn ein Wissen über geistige Gesetze vorhanden ist und wir bewusst im Einklang mit diesen leben; ein Bewusstseinsstand, in dem wir eine “geistige Autonomie” erlangen können, ohne uns dabei einer Religion oder einer Sekte verpflichten zu müssen.
Die “New Age” Bewegung und viele sogenannte “esoterische” Gruppen, die dazu beigetragen haben, dass eine Unsumme veröffentlichter Teilwahrheiten und irreführender Lehren Verbreitung fanden haben dazu geführt, dass viele aufrichtig Suchende verwirrt und vom zielbewussten Vorwärtsschreiten auf dem geistigen Pfad zurückgehalten werden. Durch die “Esoterik-Welle” wurde und wird viel Illusion und Verblendung verbreitet. Es ist notwendig, diesen etwas entgegenzusetzen.
Viele von uns versuchen, sich dem geistigen Reich durch Methoden zu nähern, mit denen sie in der äußeren Welt mit Sicherheit großen Erfolg erzielen können. Im Versuch der Annäherung an unseren wahren, göttlichen Ursprung würden wir jedoch mit solchen Methoden gänzlich erfolglos sein. Es gibt viele, die sich darüber beklagen, dass sie keine Fortschritte in der Meditation machen und keine subtilere Wahrnehmung entwickeln können, obwohl sie seit Jahren bemüht sind, den “Pfad” zu beschreiten. Das Problem betreffend der falschen Annäherung wird uns erst dann wirklich bewusst, wenn wir die in der Welt üblichen Vorgehensweisen und Verhaltensregeln denjenigen gegenüberstellen, welche im Einklang mit den göttlichen Gesetzen sind und das wesentliche Verhalten auf dem geistigen Pfad ausmachen. Dann würden wir folgendes Ergebnis erhalten:
Verhaltensweisen in der äußeren Welt
Verhalten auf dem Pfad
Furcht
Furchtlosigkeit
Intellekt
Intuition
Gewalt
Gewaltlosigkeit
Selbstsüchtige Zielsetzung
Selbstloses Dienen
Auf den Bekannten- und Freundeskreis beschränkte Zuneigung
Allumfassende selbstlose Liebe
Rücksichtsloser Ehrgeiz und Konkurrenzkampf
Mitgefühl allen empfindenden Wesen gegenüber - Rücksichtsnahme
Ansammeln von theoretischem Wissen
Anwenden von Weisheit
Anhäufen weltlicher Güter
Entsagung, Opferbereitschaft
Individualismus
Gruppenbewusstsein
Extravaganz und Egozentrik
Bescheidenheit und Selbstvergessenheit
Diese Gegenüberstellung dürfte verdeutlichen, wie sehr die Verhaltens- und Vorgehensweisen in der äußeren Welt und der inneren, geistigen Realität voneinander abweichen, ja sogar eindeutig krasse Gegensätze darstellen. Wenn wir daher wirklich auf dem geistigen Pfad erfolgreich sein wollen, müssen wir unser Verhalten grundlegend ändern.
Es liegt mir sehr viel daran, stufenweise zu erklären und den ganzheitlichen Zusammenhang zu verdeutlichen, warum dieses gänzlich andere Verhalten, die Tugend, von uns entwickelt werden muss und wie wir erreichen können, Tugend in vollendeter Reinheit zum Ausdruck zu bringen. Daher möchte ich dem Leser im Interesse eines tieferen Verständnisses für die Zusammenhänge vorschlagen, sich an die Reihenfolge der einzelnen Abschnitte zu halten und sich viel Zeit und Ruhe zu nehmen, um ungestört und mit Aufmerksamkeit die tiefere Bedeutung der Lehre auf sich einwirken zu lassen. Eine gewisse Offenheit und Unvoreingenommenheit wäre von Vorteil - was jedoch nicht mit Blindgläubigkeit verwechselt werden sollte.
Dieses Buch enthält eine in sich vollständige Lehre, bei welcher der Schwerpunkt in der praktisch anwendbaren Essenz des geistigen Pfades liegt. Wenn wir diese richtig erfassen und ganzheitlich anwenden, wird dies unweigerlich zu einer subtileren, geistigen Wahrnehmung führen, in der wir mit Leichtigkeit unseren wahren göttlichen Ursprung bewusst erkennen und mit göttlichen Wesenheiten in Kontakt kommen können. Eine Wahrnehmung, durch die wir eine andere Dimension von Freiheit und Selbst-Ständigkeit erlangen werden. Jene Wahrnehmung, die allein uns befähigen wird, wahre Meditation und höchste Selbsterkenntnis zu erreichen. Der Wortschatz und die philosophische Grundlage der theosophischen Lehre wurden beibehalten, da diese dem westlich orientierten Menschen am leichtesten verständlich sind und daher den Zugang zu abstrakten Wahrheiten erleichtern. Ich habe mir erlaubt, die Lehre “vom Instinkt zum Intellekt und hin zur Intuition” weiter auszubauen und zu vertiefen, da ich darin eine “Kern-Idee” erkennen konnte, die den Leser viele Zusammenhänge leichter erfassen lässt. Diese Lehre, insbesondere vom Zusammenhang der fünf Instinkte und deren höheren Entsprechungen, wurde von Meister D.K. nur andeutungsweise behandelt.
Ferner war ich gezwungen, neue Worte zu bilden, da bei der Formulierung höchst abstrakter Gedanken die Sprache oft Grenzen aufweist. Das Motiv für meine sprachliche Kreativität ist, dass mir viel daran lag, subtilste Erkenntnisse möglichst wahrheitsgetreu und mit allen Mitteln so lebendig wie möglich wiederzugeben: denn Gott ist Leben und die Wahrheit über unsere göttliche Natur ist eine lebendige. Eine These oder ein Konzept sollte daher als Betrachtungs-Möglichkeit erkannt werden, die uns zum Erahnen eines allem zugrundeliegenden, flexiblen Zusammenhanges leiten und uns eventuell auch zur Wahrheit führen kann. Sie gibt uns lediglich eine Vorstellung davon, in welche Richtung wir unser Denken und Streben ausrichten sollten, um an höhere, zutiefst monistische, göttliche Ideen Anschluss zu finden. Diese Ideen liegen der gesamten Schöpfung zugrunde. Konzepte als solche werden umgehend leblos und inflexibel, wenn wir an ihnen festhalten und sie als ”die einzige Wahrheit” verkünden. Es sollte daher erkannt werden, dass sie allein Mittel zum Zweck sind, nicht aber die vollendete Wahrheit. Innerhalb unserer Menschheitsgeschichte können wir immer wieder erkennen, wie subtil erfasste, in sich flexible Ideen von der lebendigen Wirklichkeit zu einseitigen Idealen wurden, zum Schatten ihrer Selbst, wenn sie aus dem göttlichen Zusammenhang gelöst wurden. Ideen wurden oftmals vom denkbegabten Menschen auf festgefahrene Wege geleitet, was dazu führte, dass ihre eigentliche Qualität, der lebendige Wahrheitsgehalt, “erstarrte” und somit neuen Ismen Platz geschaffen wurde.
Die Herkunft der Lehre, die in diesem Buch zusammengefasst wurde, stammt aus dem Seelen-Bewusstsein - die Ebene der Intuition und des abstrakten Denkens. Diese zusammengefasste Weisheit über den geistigen Pfad sollte als Zwiegespräch, als ein Übertragen von geistigem Verstehen betrachtet werden, das nur von Seele zu Seele und nur von Herz zu Herz weitervermittelt werden kann.
Die Strukturierung ist folgende:
Einleitung
- Dieser Abschnitt dient dem Aufbau einer gemeinsamen Betrachtungsebene, von der aus eine Verständigung über höchst abstrakte Zusammenhänge möglich ist. Daher ist dies der theoretischste Abschnitt, der dennoch die notwendige Grundlage für weitere Ausführungen bildet. Es ist von wesentlichem Wert, diesen Teil mit besonderer Aufmerksamkeit zu lesen, um spätere Missverständnisse zu vermeiden. Insbesondere “Schöpfung, Evolution und das Ziel” baut auf der theosophischen Weltanschauung auf und ist eine komprimierte, vereinfachte Zusammenfassung dieser Lehre.
Die Kunst des Werdens
- Hier wird der Leser ganz in die praktische Anwendung, die allen geistigen Wegen zugrunde liegt, eingeführt.
Es werden notwendige Grundeigenschaften wie Abstand wahren, geistige Unterscheidungskraft, göttliche Vernunft und Geduld ..., die wir erlangen müssen, eingehend erläutert, um die tiefere Bedeutung von Tugend verstehen zu können.
Darauf folgend werden Tugenden wie allumfassende Liebe, Harmlosigkeit, selbstloses Dienen ..., auf die alle Religionen hinweisen, mit gebührender Tiefe behandelt, um die ihnen zugrunde liegende Gesetzmäßigkeit verständlich zu machen. Zum Abschluss werden in “Die verschiedenen Wege, das eine Ziel” die fünf wesentlichen Yoga-Systeme und deren Annäherungsmethoden an die geistige Realität eingehend veranschaulicht, wobei wir uns in die essentielle und praktische Lehre des Raja-Yoga mit den “Neun Hindernissen” und den “Acht Mitteln des Yoga” vertiefen werden.
Die Kunst des Seins
- In diesem Kapitel wird in Worte zu fassen versucht, was sich eigentlich außerhalb des Bereiches der Sprache befindet. Durch die Anwendung der Mittel des Yoga erlangt man einen Bewusst-Seins-Stand, der das Gefühl von Dualität gänzlich aufhebt, der alles miteinbezieht, von dem aus es weder “Innenwelt” noch “Außenwelt” noch die Trennlinie zwischen beiden gibt.
Gruppenbewusstes Dienen
- Es ist das abschließende Kapitel, in dem praktische Wege aufgezeigt werden, wie wir uns mit dem richtigen Verständnis für das Wohl unserer Mitmenschen einsetzen können.
Es wäre an dieser Stelle angebracht, häufig verwendete Begriffe kurz zu erläutern:
Aspirant - oder Sadhaka (dieser und alle anderen fremden Begriffe stammen aus dem Sanskrit, welches für die Hindus ähnlich wie Latein für die Christen gebraucht wird und bildet die Grundlage aller in Indien gesprochenen Sprachen) ist die wörtliche Anrede für einen ernsthaften Wahrheits-Suchenden auf dem geistigen Pfad. Dennoch sollte dieser Begriff nicht mit der falschen Vorstellung einer Elitegruppe in Verbindung gebracht werden, die den Rest der Menschheit überragt und womöglich eine besondere Position einnimmt. Wir sollten solchen Vorstellungen, die lediglich Ausdruck separatistischer Gesinnung und für den wahrhaft Suchenden auf dem geistigen Pfad Gift sind, keinen Nährboden in uns bieten. Jeder Mensch ist im Grunde genommen ein Aspirant, der einzige Unterschied liegt darin, dass sich einige von uns dessen bewusst sind und andere nicht.
Bewusstsein - ist der wahrnehmende Aspekt, der allen empfindenden Lebewesen gleichermaßen innewohnt. Es gibt nur ein Bewusstsein, welches, wenn es verdichtet in Erscheinung tritt, scheinbar auf eine Form eingeschränkt ist; dabei kann es sich aber einer oder mehrerer Bewusstseinsebenen gewahr werden und sich mit den innerhalb der Ebenen befindlichen Einschränkungen oder Körpern identifizieren. So verliert Bewusstsein zeitweilig seine uneingeschränkte, universale Natur. Alle Yoga-Systeme sind Ausdruck des menschlichen Bestrebens, sich der Einheit wieder gewahr zu werden. Es gibt sieben Ebenen, deren wir Menschen im Laufe unserer geistigen Entwicklung gewahr werden können und wir besitzen fünf Körper. Dies wird im ersten Abschnitt eingehend erläutert.
Das kleine"Ich" - oder Ahamkara ist jener Aspekt, den wir Persönlichkeit nennen. Die Persönlichkeit ist es, die sich mit der Bewusstseins-Einschränkung, mit ihrem Körper, mit den Gefühlsregungen und dem konkretem Denken identifiziert und daher ein zeitlich bedingtes, individuelles Eigenleben aufweist, das sich gänzlich von anderen unterscheidet. Es ist die “Form-Natur”, mit der wir uns identifizieren, welche jedoch die Gesamtsumme dessen ist, was wir als das Nichtselbst bezeichnen könnten.
Seele - oder Atma wird nicht im psychologischen Sinne als die emotional reagierende Natur verwendet, sondern als Quell des Bewusstseins; das Selbst, unsere göttliche Natur, reines Gewahrsein, sind Synonyme. Da dieser Begriff nur selten zutreffend erläutert wird, liegt mir viel daran, den mit diesem Begriff verbundenen Bewusstseinsquell so genau wie möglich zu umschreiben - denn mit menschlicher Sprache kann man die Seele nur sehr schwer wahrheitsgetreu beschreiben. Man kann lediglich in der Seele ruhen, sich ihrer Qualität gewahr sein und diese dann reflektieren. So habe ich mein Möglichstes versucht, um die Wesensart und die Verhaltensweise der Seele in Worte zu kleiden, damit dem Suchenden auf dem Pfad der Zugang zur hohen Stätte reiner Gegenwärtigkeit erleichtert wird.
Monade - oder Paramatma ist der göttliche Lebens-Funke, der in jedem Menschen tief verankert ist. Er ist die Ursache dafür, dass Leben in Erscheinung tritt; die Absicht, die zugrunde liegt. Die Monade oder Überseele ist der höchste monistische Bewusstseinszustand, an dem wir Menschen je teilhaben können.
Natur - dieser Begriff wird sehr unterschiedlich eingesetzt. Er weist auf eine, einer bestimmten Bewusstseinsebene zugrunde liegende Verhaltensweise hin, die sich von Ebene zu Ebene völlig unterscheidet. Der Begriff ”geistige Natur” bezieht sich beispielsweise auf die höchste Ebene menschlichen Gewahrseins, die Ebene der Monade, das wahre Selbst, Quell des Lebens. Wohingegen ”Form-Natur” sich auf die Körper und deren eingeschränkte Eigenschaften, Eigenarten, Verhaltensweisen und Gewohnheiten bezieht - kurz all das, was nicht das Selbst ist, die Persönlichkeit mit ihren individuellen Makeln, die wir jedoch für das Selbst halten.
Yoga - sollte nicht mit Hatha-Yoga verwechselt werden, der Körperlehre die hauptsächlich zum besseren Erhalt des physischen Körpers und zur Erlangung einer besseren Gesundheit führt. Yoga bezieht sich auf den Weg, der zu einem höheren Gewahrsein führt, welches uns unserer Seelen-Natur näher bringt und uns das Selbst als Bewusstseins-Quell erfahren lässt. Es ist in seiner höchsten Ausdeutung der Pfad zur Vereinigung mit unserem wahren Selbst. Jener Pfad, welcher, wenn er begangen wird, menschlich eingeschränktes Persönlichkeits-Bewusstsein mit dem universalen Bewusstsein verschmelzen und uns einer höheren geistigen Realität, einer höheren Intelligenz, einer anderen Dimension allumfassenden Lebens gewahr werden lässt.
Liebe - der Begriff Liebe wurde im Laufe unserer geschichtlichen Zeit so vielschichtig angewandt, ge- und missbraucht, dass man, um dessen Wertigkeit wieder herzustellen und dessen tieferen Sinn ausdrücken zu können, gezwungen ist, Attribute wie göttlich, rein, allumfassend hinzuzufügen.
Wahrheit - ist einer der Begriffe, welcher schwer zu erfassen ist und äußerst relativ ausgelegt werden kann. Wahrheit ist abhängig vom Bewusstseinsstand des Betrachters, von der spezifischen Bewusstseinsebene, auf der er sich aufhält und kann folglich gänzlich entgegengesetzt zu dem stehen, was Wahrheit aus der Sicht oder aus dem Blickwinkel einer anderen Person bedeutet. Da unser Schöpfer der Quell allen Lebens und des Bewusstseins ist, müsste Wahrheit etwas Lebendiges, etwas Flexibles, Alles-Miteinbeziehendes sein, das Ewigkeitsbestand haben sollte. In unserer Erscheinungs-Welt jedoch gibt es nichts, was Ewigkeitsbestand besitzt. So könnten wir daraus schließen, dass Wahrheit weder durch ein trockenes, mentales Konzept, noch durch ein emotional nebulöses Gefühl erfasst werden kann, die ja Ausdruck eines auf die Formnatur eingeschränkten Bewusstseins sind, welches vergänglicher Natur ist. Wahrheit kann von uns nur dann erfasst werden, wenn es uns gelingt, bis zum Quell des Bewusstseins vorzudringen und innerhalb dieses Quells einen Hauch von Ewigkeit zu erfahren. Was immer dazu dient, unsere bewusste Wahrnehmung für die formlose Welt - die Ursache aller Erscheinungen - empfänglicher zu machen, was auch immer dazu dient, uns dem Quell des universalen Lebens-Bewusstseins gegenüber zu öffnen, können wir als Stufen betrachten, die zur Wahrheit hinführen. Alles, was in uns eine ganzheitliche Sichtweise der Synthese zur Entfaltung bringt und uns aufzeigt, wie alles miteinander verknüpft ist und Sinn macht, wie alles in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zueinander steht und daher in uns eine andere Dimension des Verantwortungsgefühls entfacht, könnte ein deutlicher Hinweis dafür sein, dass wir uns der einen Wahrheit, der geistigen Realität genähert haben.
Idee - ist jene göttliche Vorgabe, die wir auf höheren Bewusstseinsebenen erschauen können. Ideen sind der Ursprung, die Urbilder, die für alles, was in Erscheinung getreten war, ist oder in Erscheinung treten wird, die Ursache bilden. Alles was in Erscheinung getreten ist, ist Ausdruck des universalen Denkens Gottes oder Ishvaras. Die Schöpfung ist die Verdichtung von universaler Gedankensubstanz oder Citi. Somit ist jedes Lebewesen, jedes Objekt unserer Betrachtung die Verkörperung einer Idee; deutlicher gesagt, die Erscheinung ”verhüllt” eine Ur-Idee, sie birgt jene Idee tief verborgen in sich. Alles was in Erscheinung getreten ist, verkörpert eine göttliche Absicht, die der Idee zugrunde liegt. Diese göttliche Absicht ist es, die der verkörperten Idee eine gewisse Eigendynamik verleiht, die wir in dieser Abhandlung “Evolution” nennen. Evolution ist der eigendynamische Prozess, welcher die Widerspiegelung (die Erscheinung) einer Ur-Idee (die in sich vollkommene, ursprüngliche Vorgabe) im Laufe der zyklischen Zeit immer mehr zum Ebenbild ihres Ursprungs gestaltet und zu dem werden lässt, was sie im Grunde genommen auf subtileren Ebenen schon immer war. In den ersten Phasen einer in Erscheinung getretenen Idee ist sie nur ein Zerrbild ihrer ursprünglichen Wirklichkeit; doch mit der Zeit gewinnt sie an Reife und nimmt somit immer mehr die Eigenschaften ihrer in sich vollkommenen Ur-Idee an. Der Prozess, in dem eine Ur-Idee in Erscheinung tritt, ist der, in welchem die Idee kristallisiert oder in Verdichtung gerät; ein Prozess, den wir “Involution” nennen. Wir Menschen besitzen die Begabung, einen Teil dieser Ideen-Welt zu erfassen, wenn wir die nötige Reife erlangt und gelernt haben, unser Denken in abstraktere Bahnen zu lenken. Da der Begriff “Idee” äußerst abstrakt und nicht leicht verständlich ist, es aber dennoch wichtig ist, ihn richtig zu erfassen, könnte an dieser Stelle zur besseren Veranschaulichung aus den Schriften von A.A. Bailey, den Lehren vom tibetischen Meister D.K. zitiert werden:
„Es ist eine alte Tatsache, die Plutarch in den bekannten Worten ausdrückt: ”Eine Idee ist ein unkörperliches Wesen, das an sich keinen Bestand hat, das aber ungeformter Materie Zahl und Gestalt verleiht und zur Ursache der Manifestation wird." Die Zahl und Gestalt haben wir im Gehirn vermerkt, ebenso die Aktivität der Idee in Zeit und Raum und die ihr innewohnende Fähigkeit, eine Gestalt zu schaffen, um durch diese Gestalt eine Vorstellung oder Idee zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir weiter nach innen eindringen, erkennen wir auch den wesentlichen Beweggrund der Idee, indem wir ihre Form und ersichtliche Wirksamkeit beobachten; und wir entdecken das Gesamtgebiet analoger Ideen, wo die im Symbol verkörperte Idee hingehört. Dieses Gebiet verwandter und sich wechselseitig erklärender Ideen steht uns jetzt offen und erlaubt uns eine immer größere Bewegungsfreiheit in der Welt der Begriffe. In der Ideenwelt zu leben und zu wirken, wird nun das Ziel unseres wesentlichen Bemühens. Dazu gehört Übung im Erkennen von Ideen und Begriffen, die sich hinter jeder Form verbergen, klares Nachdenken über diese Ideen, das Erkennen der Richtung, in die sie uns führen, und des Platzes, der ihnen im Rahmen des Ewigen Planes zukommt.“ (A.A. Bailey ”Verblendung ein Weltproblem“, S. 28-29)
„Die Idee, eine lebendige Wesenheit oder ein lebenskräftiger Keim, erscheint nur als Teilansicht, die durch die Unzulänglichkeit des Denkvermögens entstellt und häufig bis zur Belanglosigkeit verkleinert wird.” (A.A. Bailey ”Verblendung ein Weltproblem” S. 75)
Was den Begriff “Idee” betrifft, werden wir uns in diesem Zusammenhang der Tradition der platonischen Philosophie von der “reinen Idee” anschließen, welche besagt, dass die Formen materieller Dinge lediglich Widerspiegelungen ewiger Formen oder Urbilder sind, die im Laufe der Zeit mal zu Ideen im Geist Gottes und mal zu transzendenten mathematischen Gesetzen umgedeutet werden. Daher liegt von diesem Betrachtungswinkel aus der Ursprung der Formen außerhalb der materiellen Welt, außerhalb von Zeit und Raum.
Manifestation - ist ein Begriff, der seit der Verbreitung des von Marx und Engels eingeleiteten Dialektischen Materialismus wie kein anderer missbraucht und falsch ausgelegt wurde. Dies hat zu viel Blutvergießen und zum Tode vieler unschuldiger Menschen, zur gnadenlosen Verletzung der Menschenrechte geführt. Somit hat der Begriff “Manifest” einen äußerst unangenehmen Beigeschmack. Dennoch werden wir nicht umhin kommen, diesen Begriff zu verwenden, da er unentbehrlich ist.
Manifestation beinhaltet den Prozess der Schöpfung. Es wurden mächtige Ideen von unserem Logos geschaffen, deren Verdichtung die Erscheinungswelt als Ganzes ausmacht. Er ist der Eine, in dem wir weben, streben und unser Dasein haben. Es sind jene Ur-Ideen, die sich zur gegebenen Zeit innerhalb der endlosen Leere, mittels Materie in eingeschränkter Örtlichkeit verdichten und somit in Erscheinung treten. Da Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat, sind auch wir befähigt, schöpferisches Denken zur Entfaltung zu bringen und uns innerhalb der Erscheinungswelt unsere eigene Welt zu schaffen. Uns wurde die Macht verliehen, die Erscheinungswelt beständig zu beeinflussen und umzugestalten, um sie unseren Bedürfnissen anzupassen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass wir ab einer gewissen Reife in unserer Entwicklung die göttlichen Vorgaben bewusst oder aber unbewusst erfassen können. Wir greifen Ideen auf, die mit der Absicht unseres Logos im Einklang sind, formen sie dann jedoch zu einseitigen egoistischen Idealen, die aus dem ursprünglichen Zusammenhang gelöst werden und daher aus dem natürlichen Gleichgewicht geraten. Dies führt dazu, dass “göttliche Einsicht” - statt rechtes Verstehen und rechtes Handeln zur Folge zu haben - zur Verblendung führt, die, wenn “manifestiert”, verheerende Auswirkungen haben kann, wie z.B. der Dialektische Materialismus aufzeigt - der an sich aus der göttlichen Idee, der Wahrheit stammt, dass es nur die eine Menschheit gibt, dass wir daher lernen müssen, uns in Brüderlichkeit zu begegnen und uns gemeinsam für das Wohl aller einzusetzen. Eine lebendige Idee wird zum Ideal, zu einem Konzept und das engstirnig inflexible Befolgen und Festhalten an der Ideal-Vorstellung führt zu einer ungesunden, einseitigen Entwicklung, die letztendlich nichts anderes als unsagbares Leid heraufbeschwört. Gleich, ob richtig erfasst oder falsch interpretiert, der Weg ist immer derselbe: eine Idee führt zur Umschreibung eines Ideals, und wenn dieses sich “manifestiert”, verdichtet es sich zum Idol. In vollkommener Schönheit und Harmonie ruhende Ideen werden durch Unwissenheit, mangelnde Distanz vom kleinen “Ich” und Mangel an “Gleichschaltung” fehlinterpretiert und verunstaltet, somit zu Zerrbildern ihrer Wirklichkeit. Der Ideenwelt gewahr zu werden setzt voraus, dass man die Dualität bis zu einem gewissen Grad überwunden hat. Für viele von uns ist es jedoch unvorstellbar, dass wir Menschen je unsere Teilsicht überwinden können und es erscheint uns daher so, als ob wir diese Schranke nie überwinden werden. Besonders in unserer heutigen Zeit können wir beobachten, wie diese Teilsicht uns zum Verhängnis wird und eindeutig die Ursache für die Missstände in der Welt ist. Jedoch haben die großen Weisen unter uns Zeugnis von einer holistischen Weltanschauung abgelegt und schon vor vielen Tausenden von Jahren Erkenntnisse niedergeschrieben, die heute mit den modernsten technischen Mitteln von unseren Wissenschaftlern bestätigt werden.
Wie wir Menschen unsere Teilsicht überwinden können und wie mittels des überlieferten Weisheits-Wissens unser eingeschränktes Denken in das universale Denken münden kann, soll hier eines der Kernthemen sein. Hierzu werden dem Aspiranten die nötigen Mittel und Methoden näher gebracht, die ihn zu einer reinen, unverzerrten Betrachtung leiten können und ihn die Welt göttlicher Ideen bewusst wahrnehmen lassen. Dies zu erreichen bedarf jedoch langjähriger Vorarbeit, rechter Schulung und eines bewusst selbst eingeleiteten Läuterungsprozesses. Wir sollten ein Konzept als solches nur dann akzeptieren, wenn es uns als “Brücke” dient; wenn es in uns eine lebendigere, umfassendere Sichtweise erweckt, die unter anderem auch eine größere Toleranz anderen Thesen gegenüber aufweist und daher eine gesunde Flexibilität in sich birgt.
Evolution - stammt aus dem lateinischen evolvere und bedeutet entwickeln. Dieser Begriff hat erst innerhalb der letzten zweihundert Jahre an Bedeutung gewonnen und wurde zur wesentlichen These aller wissenschaftlichen Richtungen. Wir werden jedoch diesen Begriff nicht im Sinne Darwins (im Zusammenhang mit der “Auslese” oder “Selektion”) verwenden; auch im Zusammenhang mit Hegels These werden wir diesen Begriff nicht verwenden. Diese bilden die Grundlage für ein mechanisches Weltbild, wie bei Paleys, welche die Evolution gänzlich auf die Materie zurückführen. Wir werden diesen Begriff im theosophischen Sinne gebrauchen. In dieser Betrachtungsmöglichkeit findet Erscheinung oder Materie ihren Ursprung im Geist, und Bewusstsein entfaltet sich durch die Verbindung oder durch die Beziehung zwischen Geist und Materie. Die Entwicklung der Formen wird hierbei lediglich als eine sekundäre, als eine Reaktion auf das sich allmählich entfaltende Bewusstsein angesehen.
Meister - kennzeichnet jemanden, der Erleuchtung - bewusste Verschmelzung mit dem geistigen Ursprung - erlangt hat und aus dem Bewusstseinsstand höchster Einheit die Absicht Gottes auf Erden kundtut. Da auch diese Auszeichnung gröbstem Missbrauch ausgesetzt ist, habe ich mein Möglichstes gegeben, um in allen Abschnitten die wesentlichen Merkmale und Verhaltensweisen solch erhabener Menschheits-Lehrer genauestens zu umschreiben; dies um die Unterscheidungskraft des Aspiranten bei seiner Begegnung mit Meistern - was leider verhältnismäßig selten vorkommt - und der Begegnung mit jenen, die von sich behaupten, sie seien “erleuchtet” oder sie seien ein “Meister” - was man häufiger antreffen wird - zu stärken.
Dharma - ist einer der Sanskrit Begriffe, die man nur sehr schwer im neuzeitlich westlichen Sprachgebrauch wiedergeben kann. Gewöhnlich wird dieser Begriff mit den Worten Gesetz, Rechtschaffenheit, Pflichterfüllung, gesetzmäßiges und von Vernunft geleitetes Handeln umschrieben. Der richtige Gebrauch des Begriffes Dharma ist, wenn dem göttlich erhaltenden Prinzip oder zweiten Aspekt der göttlichen Trinität Folge geleistet wird. Somit ist es das Dharma eines Fisches, sich im Wasser aufzuhalten, während es für den Menschen das Atmen ist. Auch wenn das In-Verbindungbringen von Dharma mit dem bewussten Atmen sehr vereinfacht klingen mag - Sri Krishna wies in der Bhagavad Gita darauf hin und nannte es “Sadharma” -, so verbirgt sich dennoch hinter dem richtigen Verständnis dieser Aussage ein geheimnisvoller Weg, der zur Vereinigung mit dem wahren Selbst führen kann. Es sind die drei Aspekte der göttlichen Trinität, die einen dreifachen Prozess eingeleitet haben: Schöpfung des Universums, Erhaltung und Zerstörung desselben. Diese drei der Schöpfung zugrunde liegenden Gesetze bestimmen alles, was in Erscheinung tritt. Für einen Aspiranten ist es jedoch zunächst von äußerster Wichtigkeit, dem Gesetz des erhaltenden Prinzips Folge zu leisten und in vollendetem Einklang mit diesem Gesetz zu leben. Mit dem Dharma im Einklang zu leben, würde für den Menschen bedeuten, dass er an dem Ort, in der Nation, in der er lebt, innerhalb der Gesellschaft und der Gesellschaftsschicht, in der er sich überwiegend aufhält, seinen Pflichten und Verantwortungen gerecht wird. Dies ergibt sich daraus, dass man sich seiner Lebensaufgabe oder Berufung mit ganzheitlicher Aufmerksamkeit zuwendet. Gewissenhaft in Aufrichtigkeit seine Pflicht zu erfüllen, sein Möglichstes beizutragen, um menschliches und das Leiden aller Wesen zu lindern und bessere Lebensumstände für alle Wesen zu schaffen, mit denen man in Berührung kommt, all dies umfasst Dharma.
Auch hier haben wir uns an eine “Kern-Idee” herangetastet, die wir mit großer Sorgfalt verfolgen werden, um dem Aspiranten jenes gesetzmäßige Verhalten verständlich zu machen, welches dem Dharma entspricht. Ein Verhalten, das von allen Religionen gleichermaßen als “Tugend” verkündet wurde. Bedauerlicherweise wurde dies oft sehr verzerrt, zwanghaft und ohne einen verständlichen Zusammenhang aufzuzeigen, gefordert. Hier wird das Ziel verfolgt, ein tieferes Verständnis für die Idee zu erwecken, die “Tugend” ist; das Ideal neu zu beleben und die der Tugend zugrunde liegende Gesetzmäßigkeit so weit es möglich ist zu enthüllen und in verständliche Worte zu kleiden.
Da die theosophische Lehre des Meisters D.K., die von Alice A. Bailey zusammengefasst wurde, stets ein Quell großer Inspiration für mich war und ist, habe ich mir erlaubt, öfters aus seinen Lehren zu zitieren. Ein wesentlicher Grund meiner Hochschätzung der theosophischen Lehre ist, dass die Einheit aller Religionen gelehrt und ein holistisches Weltbild geboten wird, das wenig Platz für ein engstirnig sektiererisches Denken einräumt. Die hier verfolgte Absicht ist, dem Aspiranten mit einem Minimum an Theorie ein Maximum an praktischem Wissen zur Verfügung zu stellen. Daher habe ich mir erlaubt, bei den angeschnittenen Themen, die ich nicht weiter ausführen wollte, da dies notgedrungen in theoretische Bereiche führen würde, das jeweilige Buch zu empfehlen, welches sich vielschichtig mit dem angeschnittenen Thema auseinandersetzt. Dies nicht, um zu dieser Lehre zu bekehren, sondern lediglich, um dem ernsthaft Suchenden auf dem Pfad Quellen anzugeben, die ihm mehr Aufschluss und ein tieferes Verstehen schenken können.
Des Weiteren habe ich die östliche Lehrmethode übernommen, die darin besteht, mitgeteiltes geistiges Wissen in regelmäßigen Abständen in komprimierter Form zu wiederholen, um den ganzheitlichen Zusammenhang der Lehre zu verdeutlichen und auf diese Weise die wesentlichen Kern-Gedanken dem Leser leichter zugänglich zu machen.
Unter anderem lag mir viel daran, einige der erhabenen Offenbarungen Christi und wesentliche Gedankeninhalte der christlichen Lehre aus esoterischer Sicht zu beleuchten, da die Mehrzahl der Leser aus einer vom Christentum beeinflussten Kultur stammen und der Kern der Lehre noch für viele verschlüsselt und unzugänglich ist.
Da ich kein professioneller Schriftsteller bin, geringe Kenntnisse über die verschiedenen stilistischen Möglichkeiten habe und dies mein erstes Buch ist, möchte ich den Leser bitten, meine Unkenntnisse diesbezüglich zu dulden und sich mehr auf das zu konzentrieren, was im tiefen Inneren der verschiedenen Ausarbeitungen lebendig pulsiert. Der essentielle Inhalt ist es, dem die Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte und weniger das Wortgehäuse.
An dieser Stelle möchte ich all den großen Seelen und Weisen vom tiefsten Inneren meines Herzen danken, dass ich ihnen begegnen und sehr viel durch ihr richtiges, da gesetzmäßiges Verhalten verstehen durfte. Es waren allein ihre Verhaltensweisen, die mir Einblick gewährt haben und mich verstehen ließen, welch signifikante Rolle Tugend auf dem geistigen Pfad spielt, denn allein durch ihr Wirken war es mir möglich, die Gesetzmäßigkeit in angewandter Tugend zu begreifen. Jene erhabenen Monaden in Inkarnation, die ein neues Licht des Gewahrseins in mir erweckt haben, ohne deren Segen ich nicht die Erkenntnis erlangt hätte, die allein mich dazu befähigte, dieses Buch zu schreiben, vor ihnen verneige ich mich mit Respekt und Achtsamkeit.
Meine Ehrerbietung richtet sich auch an den heiligen Berg Arunachala, bei dem ich einige Zeit Zuflucht fand und in dessen Aura es mir möglich war, das vorliegende Manuskript ungestört zusammenzufassen.
Auch für die langjährige Zusammenarbeit mit der Arkanschule bedanke ich mich, die mir sehr geholfen hat, die theosophische Lehre tiefer zu erfassen. Und schließlich sei mein ganzer Herzens-Dank an alle jene gerichtet, die mir bei der Erstellung des Buches mit Tat und Rat Beistand geleistet haben: Beate Malcherek-Hassani, Frank Hassani, Minou Hassani, Lilasukadas Hassani, Margarita Rahmig und Claudia Haak. Ohne sie wäre das Buch nur mit viel Verzögerung veröffentlicht worden.
Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass jeder, in dessen Hände dieses Buch gelangt, von seinem Inhalt geistig profitieren und Befreiung von leidschaffender Identifikation erlangen möge. Beenden möchte ich die einleitende Bemerkung mit einem der ältesten Gebete Indiens.
Shivanand
(Dariush Hassani)
AUM asatoo maa sad gamaya
tamasoo maa jootir gamaya
mrityoor maa amritam gamaya
AUM shanti shanti shantihi
(Brihadaranyaka Upanishad)
AUM führe uns von der Verblendung zur Wahrheit;
von der Dunkelheit zum Licht;
vom Tod zur Unsterblichkeit
AUM Friede Friede Friede
Schöpfung Evolution Und Das Ziel
Reinkarnation Und Das Gesetz Von Ursache Und Wirkung
Wie Kann Befreiung Erlangt Werden?
AUM
„Im Anfang war das Wort
und das Wort war bei Gott
und das Wort war Gott“
(Johannes)
Gleich, ob es sich um ein Atom handelt, um einen Stein, eine Pflanze, ein Tier, einen Menschen, einen Planeten, ein Sonnensystem oder um einen Kosmos als Ganzes - alles untersteht einem kontinuierlichen Umwandlungsprozess. Alles, was sich manifestiert , gerät sowohl in einen Verdichtungsprozess, als auch in einen kontinuierlichen Prozess der Organisierung der zur Verfügung stehenden Materie. Es ist dies ein Prozess, den wir „Involution“ nennen - in dem sich Energie durch Herabsetzung ihrer Schwingung verdichtet. „Involution“ und „Evolution“ - das Sich-Entfernen vom und das Sich-Wieder-Zurückentwickeln zum Ursprung - sowie die Frage um die Schöpfung wurden uns von den verschiedenen Wissenschaften und Glaubensrichtungen unterschiedlich präsentiert.
Sowohl im Christentum als auch im Hinduismus wurde die Schöpfung anhand einer „Dreieinigkeit“ - der göttlichen Trinität - dargestellt: Vater - Sohn - Heiliger Geist beziehungsweise Shiva. - Vishnu - Brahma
Zuerst war das ewig Formlose oder Brahman (der ewig formlose Aspekt Gottes, der nicht verwechselt werden sollte mit Brahma, dem schöpferischen Aspekt Gottes), das sich, um in Erscheinung treten zu können, dreigeteilt hat. Von diesem mächtigen Wesen, von dem unser Sonnensystem nur ein Bruchteil seiner in Erscheinung getretenen Realität ist, ging das „heilige Wort“ aus. Dieser Schöpfungslaut wird im Hinduismus symbolisch als das AUM dargestellt und beinhaltet den gesamten Prozess der Schöpfung: das In-Erscheinung-Treten, das Erhalten des in Erscheinung Getretenen für eine festgelegte, zyklisch eingeteilte Zeit sowie die Auflösung des in Erscheinung getretenen Formaspektes - die Manifestation eines Universums, dessen stufenweise, zyklische Ausdehnung sowie das In-Sich-Zusammenfallen und die schließliche Wiederauflösung des Ganzen. Im mystischen AUM der Hindus verbirgt sich auf symbolische Weise dieser dreifache Prozess:
A
-
für BRAHMA - den Schöpfer - die formschaffende Energie
U
-
für VISHNU - den Erhalter - die formzusammenhaltende und erhaltende Energie
M
-
für SHIVA - den Zerstörer - die formauflösende Energie
Wir wollen hier sowohl die pantheistische Weltanschauung, die besagt, dass Gott und das Weltenall identisch sind, als auch die hylozoistische Theorie vom Belebtsein allen Stoffes als These annehmen, da sie eine Vielfalt von Hoffnungen in uns wecken und zahlreiche praktikable Ansätze bieten. Diese wollen wir jedoch gelassen annehmen, ohne dabei in Abhängigkeit zu geraten. Denn hier wird beabsichtigt, dass wir uns nur an der praktischen Essenz der Lehre orientieren und uns dabei auf drei wesentliche Leitgedanken konzentrieren:
„Wie oben, so unten“ - dieser Satz aus der hermetischen Lehre besagt, dass sowohl im kleinsten Teilchen der Materie als auch im Kosmos als Ganzem die eine göttliche Wesenheit sich und ihre Absicht widerspiegelt und somit zum Ausdruck bringt. Diese Aussage soll deutlich machen, dass der Mikrokosmos eine genaue Entsprechung zum Makrokosmos darstellt und dass wir alle Erkenntnisse, die wir aus der Erforschung des Mikrokosmos gewinnen, auf den Makrokosmos übertragen können und umgekehrt.
„Mensch, erkenne Dich selbst“ - mit diesem Lehrsatz des delphischen Orakels werden wir belehrt und es wird uns gleichzeitig der Schlüssel dazu in die Hand gegeben, wie wir durch Erkennen des Selbst - des Mikrokosmos oder des immanenten Gottes - unsere Zusammengehörigkeit mit dem Einen - dem Makrokosmos oder transzendenten Gott - direkt erfahren können.
„Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen“ - diese Aussage aus der christlichen Lehre verdeutlicht die beiden obigen Leitsätze. Sie birgt die ganze Hoffnung in sich, dass unsere Essenz auch göttlich ist und es daher möglich sein muss, einen Weg zu finden, diese unsere göttliche Essenz zu erfahren und in unserem Alltagsleben zur Entfaltung zu bringen.
Es möge erkannt werden, dass der geistige Pfad nichts mit intellektuellem Herumjonglieren mit Theorien und esoterischem Wortschatz zu tun hat. Vielmehr handelt es sich um das langsame, stufenweise Eindringen in die Welt der Ursachen - die Welt der Energie und des Ursprunges aller wirkenden Kräfte - die Welt des Selbst.
Daher werden wir uns nur insoweit mit Theorien befassen, als diese praktisch durchführbare Anregungen bieten, um leichter, reibungsloser und vor allem gezielter in die Welt des wahren Selbst vordringen zu können. Im Hinblick auf dieses hohe Ziel wollen wir zunächst einmal die Erschaffung des Universums sowie den Evolutionsprozess und das Ziel desselben, vereinfacht und komprimiert aus der Sicht der Theosophie betrachten. Dies im Bemühen, eine gemeinsame Betrachtungsebene zu schaffen, von der aus wir ein besseres Verständnis für unser Selbst und dessen Absicht gewinnen können.
In der Theosophie wird diese mächtige kosmische Wesenheit, deren Bruchteil unser Sonnensystem belebt, die sich zuerst in die Zweiheit und darauf folgend zur göttlichen Dreieinigkeit entfaltet hat, die Schöpfung und die Evolutionsgeschichte auf folgende Weise erklärt:
In unserem Universum gibt es nur eine Wesenheit, eine Energie, welche die Ursache für die Myriaden von Formen ist; der Quell aller Lebens-Formen. Die Gesamtsumme all dessen was existiert, ist lediglich ein Teil jener Wesenheit, die unser Universum belebt und beseelt. Es ist die eine Lebensessenz, die alle Formen gleichermaßen durchdringt. Das Leben oder der Geist Gottes ist die Ursache für die Entstehung der Zweiheit; der ewigen Dualität:
Geist
Materie
Leben
Form
Vater
Mutter
Positiv
Negativ
Dunkelheit
Licht
Formlos
Erscheinungsphänomen
Es ist jene Dualität, jene Polarität, die sich in allen Daseinsformen ewiglich widerspiegelt. Geist und Materie bilden kontinuierlich eine Einheit. Es ist das eine Leben, welches die Substanz beider ist:
Wenn wir auf dem Pfad weiter vorgerückt sind, werden wir überall nur Geist gewahren, dann wird der Ausspruch des großen Jüngers H.P.B. eine wirkliche Tatsache in unserem Bewusstsein werden: «Materie ist Geist auf der untersten Stufe seiner zyklischen Betätigung» und «Geist ist Materie der siebenten Ebene»,der höchsten.
(Alice A. Bailey „Esoterische Psychologie“ (Band 1 Sieben Strahlen), S.17 [engl.])
Die geistigen Energien sind daher, unpersönlich und mit «lebendiger Lenkung reiner Absicht» vom höchsten Punkt geistiger Zielsetzung bis zum niedrigsten Aspekt der Materie, dem Atom, durchgedrungen; sie haben somit die Wahrheit der Behauptung bewiesen, dass Materie Geist auf seiner tiefsten Stufe und Geist Materie auf ihrer höchsten Stufe ist und dass die scheinbare Dualität ihrem Wesen nach nur eine Einheit ist.
(Alice A. Bailey „Jüngerschaft im Neuen Zeitalter“ - Band 2, S.163 [engl.])
Beide sind daher Ausdruck ein und derselben Energie, die lediglich ihre Schwingung entweder erhöht, beschleunigt und somit - von unserer Betrachtungsebene - formlos wird oder sie herabsetzt und verlangsamt und dadurch in Erscheinung tritt.
1.
Aspekt
Vater
2 . Aspekt
Sohn
3 . Aspekt
Heiliger Geist (Mutter )
Leben
Bewusstsein
Erscheinung
Geist
Seele
Materie
Shiva
Vishnu
Brahma
LEBEN - oder Geist - ist der Aspekt, der die Grundlage aller Schöpfung bildet und daher, wie bereits erwähnt, die allem zugrunde liegende Ursache ist. Die ganze Schöpfungsgeschichte ist ein Prozess, in dem der Geist Gottes durch die Herabsetzung seiner Schwingung zu Materie wird und durch das Medium der Materie in Erscheinung tritt. Durch die Verschmelzung dieser beiden, durch den Lebenspuls und die Form - Geist und Materie - entsteht dann der Aspekt des Bewusstseins.
BEWUSSTSEIN ist der empfindende Aspekt, der als Bindeglied zwischen Leben und Erscheinung eine Verknüpfung schafft und beide miteinander in Beziehung bringt. Bewusstsein ist jener Aspekt, der Erfahrung sammelt, um sich der Einschränkung durch die Form, die sich durch Raum und Zeit äußert, sowie des grenzenlosen ewigen Lebens gewahr zu werden, das zeitlos und formlos ist.
Geist tritt in ERSCHEINUNG und sammelt mittels des Mediums des Bewusstseins Erfahrung in der Welt der Formen.
Die drei Aspekte der göttlichen Trinität haben bestimmte herausragende Eigenschaften, welche im Hinduismus die „drei Guna“ genannt werden:
1. Aspekt
2. Aspekt
3.Aspekt
Shiva
Vishnu
Brahma
Tamas oder
Sattva oder
Rajas oder
Trägheit
Reinheit
Aktivität
In der Theosophie werden die Eigenschaften der drei Aspekte der göttlichen Trinität auf folgende, scheinbar widersprüchliche Weise dargestellt :
1. Aspekt
2. Aspekt
3. Aspekt
Wille
Liebe/Weisheit
Aktive Intelligenz
Sattva oder
Rajas oder
Tamas oder
Reinheit
Aktivität
Trägheit
Wenn wir eine gewisse Flexibilität im Denken beibehalten, dann können wir erkennen, dass beide Darstellungen gleich zutreffend und wahr sind, mit dem einzigen Unterschied, dass die Thematik aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wurde.
Wenn wir den ersten Aspekt - Geist oder Leben - als die höchste Schwingung, den höchsten formlosen Zustand betrachten, so könnte dieser sowohl als der reinste wie auch als der trägste - weil bewegungsloseste - Zustand beschrieben werden. „Rein“, da es sich um die höchste, unverzerrteste Schwingung handelt, „träge“, weil dieser höchste Zustand ein formloser ist, in dem keinerlei Bewegung stattfindet; denn wenn Schwingung einen bestimmten Grad überschreitet, lösen sich Form und die Bewegung innerhalb dieser Ebene optisch auf.
Der zweite Aspekt, der des Bewusstseins, wird von den hinduistischen Lehren mit „Sattva“ beschrieben, da er reines, von Zu- und Abneigung unbeeinträchtigtes Gewahrsein ist und das erhaltende Prinzip repräsentiert. Aus der Sicht der Theosophen betrachtet, ist dieser Aspekt reines Denken, die Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen Form und formlosem Leben auf abstrakte Weise zu erkennen und beide miteinander in Verbindung zu bringen, was einen Zustand höchster Aktivität bzw. „Rajas“ erfordert. Letztere Aussage bezieht sich insbesondere auf die Menschheit, die dafür prädestiniert ist, diesen Aspekt zu manifestieren: In den heiligen Schriften Indiens, den Veden, wird der Mensch mit dem Begriff „Manasaputra“, Sohn des Denkens betitelt.
Aktive Intelligenz, der dritte Aspekt des Brahma, wird im Hinduismus mit „Rajas“ oder Aktivität umschrieben. Auch dies hat seine Berechtigung, denn er weist auf das Gesetz der Ökonomie hin, auf das Gesetz, welches Materie auf intelligente Weise ordnet und dessen herausragendes Merkmal Anpassungsfähigkeit ist - daher „Aktive Intelligenz“. Aus der Perspektive des Schwingungsgesetzes jedoch ist Materie oder Erscheinung der Aspekt mit der niedrigsten Schwingungsfrequenz und wurde daher von den Theosophen berechtigterweise mit der Eigenschaft des „Tamas“, der Trägheit, bezeichnet.
Der erste Aspekt, das Leben selbst, welches alles was ist durchdringt, ist der Aspekt des „Willens“, da ohne diesen Willen - den Puls des Lebens - nichts würde ent- oder gar bestehen können.
Liebe und Weisheit sind die Attribute des zweiten Aspektes. „Liebe“ als magnetische Energie, die sich sowohl vom ersten als auch vom dritten Aspekt angezogen fühlt und so als Bezug schaffende, verbindende Kraft tätig ist - und „Weisheit“, da dieser Aspekt Erfahrung sammelt sowie aufgrund erfasster Zusammenhänge Geist und Materie miteinander in Beziehung bringt und im Einklang mit beiden weise handelt.
„Aktive Intelligenz“ ist der dritte Aspekt, der auf raffinierte Weise die Grundbausteine der Materie zusammensetzt, um eine aus unserer Sicht scheinbar endlose Vielfalt von Formen ins Dasein zu rufen. Diese aktive Intelligenz ist es, die sich stets den aus sich selbst heraus geschaffenen, zyklischen Gesetzen der Zeit anpasst, um auf diese Weise zu einem immer besseren Medium zu werden, Bewusstsein und Leben zum Ausdruck zu bringen. Daher können wir sie als die Zeit und die scheinbar zyklische Wiederholung selbst bezeichnen. Scheinbar, da alles was in Erscheinung tritt, einem ständigen kaleidoskopischen Wandel unterlegen ist und es somit keine zwei Augenblicke geben wird, die sich je gleichen.
Alles - vom kleinsten Teilchen der Materie bis hin zum großen Ganzen der gesamten Schöpfung - ist Ausdruck jener „Dreiheit“, die ewiglich eine untrennbare Einheit bildet.
Auf unserem Planeten manifestiert sich Bewusstsein durch das Medium einer Vielfalt an Formen innerhalb fünf, sich gänzlich unterscheidender Naturreiche:
Das Bewusstsein des Mineralreichs
Das Bewusstsein des Pflanzenreichs
Das Bewusstsein des Tierreichs
Das Bewusstsein des Menschenreichs
Das Bewusstsein des geistigen Reichs
Jedes dieser Naturreiche unterliegt einem Prozess der Verfeinerung, der „Evolution“ genannt wird. Sie alle verfolgen ein bestimmtes Ziel, das man als das „In-Erscheinung-Treten göttlicher Eigenschaften oder Qualitäten“ beschreiben könnte. Die Form - als Träger von Bewusstseinseinheiten - wird im Laufe von Jahrmillionen subtiler, empfänglicher und damit immer geeigneter, Bewusstsein in seiner Fülle zum Ausdruck zu bringen. Sie verfeinert sich auf immer kompliziertere Weise, um im Laufe der Zeit ein immer besseres Instrument für das sich entfaltende Bewusstsein zu werden und auch, um in den letzten Stadien ihrer Entwicklung Leben in seiner vollkommenen Reinheit zur Manifestation zu verhelfen. In diesem Buch werden wir uns ausschließlich mit der menschlichen Evolution befassen, doch ist es wichtig, sich über diese Zusammenhänge im Klaren zu sein sowie über den Stellenwert, den die Menschheit innerhalb des großen Ganzen hat, welches „das planetare Leben“ genannt wird.
Die Menschheit hat die Aufgabe, Geist in seiner Reinheit durch das Medium ihres Bewusstseins und ihrer Form zur Manifestation zu verhelfen, um so einen Bezug zu schaffen zwischen dem „übermenschlichen“, geistigen Reich und den „untermenschlichen“ Reichen der Tiere, Pflanzen und der Mineralien.
In der Bibel Genesis wird uns gesagt: „Machet euch die Erde untertan“ ...
Dies wurde scheinbar von uns äußerst missverstanden, denn inzwischen ist uns klar, dass dies nicht bedeuten kann, die Erde auszubeuten und somit die Natur aus dem lebens-erhaltenden Gleichgewicht zu bringen. Könnte es bedeuten, dass wir unsere wahre Identität erkennen sollten; erkennen, dass wir göttliche Wesen sind und die göttliche Absicht, den Plan Gottes zum Ausdruck bringen können, indem wir unsere niedere, triebdurchdrungene Tier-Natur überwinden, uns untertan machen und unser wahres Mensch-Sein kundtun? Diesen Höhepunkt der menschlichen Entwicklung haben bis jetzt nur vereinzelte Seelen erreicht, um uns als Pioniere den Weg zu weisen. Die bekanntesten unter ihnen sind: Moses, Christus, Buddha, Mohammed, Krishna, Zarathustra, Konfuzius, Mahavira und andere. Sie haben die Wahrheit über unsere Bestimmung erschaut und versucht, die abstrakten Ideen beziehungsweise Vorgaben in Worte zu kleiden und der Mentalität der Menschen ihrer jeweiligen Epoche anzupassen, um ihnen Wahrheit zugänglich zu machen. So sind die verschiedenen Religionen entstanden, die alle das eine Ziel verfolgen: Es dem Menschen möglich zu machen, zu seinem wahren Ursprung - seiner göttlichen Natur - zurückzufinden. Da jene hohen Seelen das Ziel klar erschaut hatten und den Weg gingen, haben sie Lehren und Methoden entwickeln können, die, wenn ernsthaft und richtig angewandt, unsere Entwicklung um ein Vielfaches beschleunigen und uns zur Befreiung führen. Das Ziel der Evolution ist nicht, religiöse Menschen zu schaffen, die fanatisch an ihrem jeweiligen Glauben festhalten und andere Glaubensrichtungen bekämpfen. Viel eher besteht es darin, Menschen zu ihrem wahren Bewusstsein, zum wahren Selbst zu geleiten. Zu einem Bewusstsein, das alles aus einem ganzheitlichen Zusammenhang heraus betrachtet, die Menschheit als ein Ganzes innerhalb eines noch größeren Ganzen erkennt, dabei die individuelle Aufgabe als eine Zelle dieses Ganzen nicht außer Acht lässt und sich der individuellen Verantwortung somit kontinuierlich gewahr ist. Um die menschliche Entwicklung zu verdeutlichen, können wir sie in drei Abschnitte teilen:
Die Entwicklung der Instinkte
Die Entwicklung des Intellekts
Die Entfaltung von Intuition
Instinkte oder Urtriebe wurden während vieler Jahrmillionen durch die primitive Menschengattung des Tiermenschen entwickelt. Hierbei können wir fünf Haupttriebe voneinander unterscheiden:
Selbsterhaltungstrieb
Fortpflanzungstrieb
Herdentrieb
Selbstbehauptungstrieb
Neugierde / Wissbegierde
Es sind jene Verhaltensinstinkte, die uns von unserer Mutter Natur eingegeben wurden, damit unser Überleben gesichert ist. Diese fünf Triebe sind es, die den Menschen zu dem gemacht haben, was er heute ist. Wenn wir diese Urinstinkte und ihre Auswirkungen - sowohl auf uns als auch innerhalb der Gesellschaft - genauer betrachten, entdecken wir, dass sich dahinter ungeahnt geballte, abgrundtiefe Angst verbirgt, die uns zu ungeheurer Gewaltbereitschaft und zu gnadenloser Grausamkeit befähigt. Diese Instinkte sind das Ergebnis von Jahrmillionen leidvoller Erfahrungen der Menschheit, die in unserem Unterbewusstsein fest verwurzelt sind - Leiderfahrungen, die von der Identifizierung mit unserer Formnatur herrühren.
Hinter dem
Selbsterhaltungstrieb
verbirgt sich Todesfurcht - die Angst zu sterben und nicht mehr weiter zu bestehen. Dadurch, dass der Tiermensch eine nur auf die fünf Sinne beschränkte Wahrnehmung besaß, identifizierte er sich mit seinem physischen Körper, der Formnatur. Er erlebte, wie die Mitglieder seiner Sippe nach und nach starben und sah, wie ihre Körper verwesten. Die daraus resultierende Angst hat die Entwicklung unserer Fähigkeit, Informationen und Erinnerungen zu speichern, in erheblichem Maße förderlich beeinflusst: Die ganze Entwicklung der Medizinwissenschaften und der Heilkunde ist Ausdruck dieser Angst sowie des aus ihr resultierenden Bestrebens, unsere Lebenserwartung zu verlängern.
Der Fortpflanzungs- oder Geschlechtstrieb
ist Ausdruck der Angst vor dem Getrenntsein, der Isolation. Es besteht eine vage Erinnerung der Zusammengehörigkeit, weil die Seele sich auf ihrer Ebene mit dem ersten Aspekt des Geistes - oder dem Lebensprinzip - als verbunden erfährt. Dies drückt sich in unserem Unterbewusstsein als ein emotionales Bedürfnis nach Nähe und Zusammengehörigkeit aus. Viel tiefer jedoch ist eine Ur-Erinnerung vorhanden, die in allen Geschöpfen gleichermaßen verankert ist und zu dem ewigen Bestreben führt, „Geist“ und „Materie“ oder die Repräsentanten dieser beiden Aspekte zu vereinigen. Um das unbewusst instinktive Verlangen nach Einheit - jene Ur-Ahnung - zu stillen, ist das Bestreben vorhanden, zwei gegensätzliche Energiepole miteinander zu verbinden, sie auf diese Weise in einen zeitlich bedingten Zustand von Einheit zu versetzen; eine Verbundenheit, durch die der dauerhafte Fluss der Schöpfung aufrecht erhalten bleibt, indem unzählige, neue Bewusstseinseinheiten hervorgebracht werden. Es ist jene vage Erinnerung, die den Menschen instinktiv dazu anregt, den Schöpfungsakt zu wiederholen, dies jedoch auf der grobstofflichsten, der physischen Ebene. Es ist diese instinktive Anziehungskraft, die dazu geführt hat, dass die menschliche Gattung bis zum heutigen Tag bestehen geblieben ist.
Der Herdentrieb
entsteht aus der Angst, nicht fähig zu sein, der Vielfalt von Gefahren allein zu begegnen. Es ist das instinktive Bedürfnis nach Sicherheit - das Verlangen, sich in der grausamen Welt mit ihren ständig drohenden Gefahren geborgen zu fühlen. Diese Angst hat uns dazu geführt, uns von der Natur abzukapseln - riesige Städte zu errichten, mit kleinen, überschaubaren Parkanlagen, um dadurch Herrschaft über die Natur zu gewinnen und nicht mehr von ihr beherrscht zu werden. Alle Massenreaktionen auf bestimmte Trends und Geschehnisse, jede Art von Massenhysterie angesichts unerwarteter Ereignisse sowie auch Massenhypnose sind Ausdruck dieses Herdeninstinktes.
Der Selbstbehauptungstrieb
ist aus der Angst entstanden, dass der Einzelne von der Gemeinschaft oder Sippe nicht anerkannt, schlimmstenfalls sogar ausgeschlossen werden könnte. All die uns bekannten Erscheinungen von Egozentrik, Raffgier, Extravaganz und Kampflust haben ihre Wurzeln in dieser Angst sowie im angstvollen Bestreben, die eigene Position in der Gesellschaft zu sichern - dem krampfhaften Versuch, anders zu sein als die anderen. Dieses Verhalten weist eine eindeutig abspaltende Tendenz auf - Individualismus ist ein Ausdruck dieses Selbstbehauptungstriebes. Es hat den Anschein, dass dieser Trieb sich beim männlichen Teil der Menschheit eher als aggressive Kampfbereitschaft und der Gier nach Macht auswirkt, während er auf der weiblichen Seite eher die Tendenz weckt, sich zur Schau zu stellen und exklusiv erscheinen zu wollen – dies jedoch nur oberflächlich betrachtet.
Neugierde, Wissbegierde und Forscherinstinkt