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Unter einer sterbenden roten Sonne harrt Villjamur, die Hauptstadt eines einstmals mächtigen Reiches, der heranrückenden Eiszeit. Ströme von Flüchtlingen sammeln sich vor den Toren und drohen, die ganze Stadt zu überfluten. Da ereignet sich eine furchtbare Tragödie, und die älteste Tochter des Kaisers, Jamur Rika, gelangt auf den Thron. Gleichzeitig ruft der grausame Mord an einem Ratsherrn Inspektor Rumex Jeryd auf den Plan. Im Laufe seiner Ermittlungen deckt Jeryd eine geheime Verschwörung auf, die nicht nur das Leben der Königin, sondern die Zukunft von ganz Villjamur bedroht.
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Seitenzahl: 690
MARK CHARAN NEWTON
DIE LEGENDE
DER ROTEN SONNE
NACHT ÜBER VILLJAMUR
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Andreas Heckmann
Für Mick, der du mir aus freien Stücken ein Vater warst.
PROLOG
So viel war offensichtlich:
Er war gesandt, um sie zu töten. Und sie war Wochen entfernt von jeder Sicherheit, seit Wochen unterwegs im Archipel. Und es war tiefe Nacht – immerhin eine gute Zeit, um auf der Flucht zu sein.
Die Straßen von Ule waren kalt und voller Menschen. Alles war von Flammen erhellt; Feuer aus Becken oder von Fackeln. Im Dunkeln saßen noch immer junge Männer und Frauen zusammen, rauchten und philosophierten mit kultivierten Gesten und lauten Stimmen, in die sich da und dort ein wenig Gelächter mengte. Kinder ruhten dösend oder schlafend an ihren Knien. Ältere Leute schlenderten an den Geschäften dahinter vorbei und studierten verblasste Schilder, und etwas an ihrem Auftreten ließ vermuten, dass sie den Moment zu finden hofften, in dem ihr Leben ihnen entglitten war.
Die kommen einem einfach immer in die Quere, dachte Papus. So ist es nun mal auf den Inseln des Kaiserreichs. Man kann nicht stillstehen.
Die Insel Folke:
Ein Außenposten am Rande des Kaiserreichs, wo Jamur-Soldaten darauf warteten, am Morgen einen Stammesaufruhr niederzuwerfen, wo es zugleich aber jede Menge Einheimische gab, Durchreisende und Touristen mit einem Hang zum Morbiden. Da Papus sich verfolgt fühlte, sah sie oft seltsame Dinge wie eine fahrige Geste zwischen zwei nur in Umrissen erkennbaren Gestalten. Mitunter traf ihr Blick den Blick anderer, und dann fragte sie sich, was dahintersteckte. In Nächten wie dieser schien alles bar jeden Zusammenhangs zu geschehen.
Sie musste nach Villjamur zurückkehren.
Es hieß, so weit im Osten ziehe Krieg unweigerlich die Neugierigen an. Sie waren in Scharen gekommen, als hätten sie vergessen, auf wie viele verschiedene Weisen man zu Tode kommen konnte. Trotz der Deckung, die diese Leute ihr boten, und trotz aller Verstecke: Er würde auf sie warten, vielleicht auf dem gutbesuchten Basar, vielleicht zwischen den umlagerten Fischständen, an denen alte Männer ihre Waren in den verschiedensten Dialekten anpriesen.
»Ein Amulett, Herr …«, rief eine schmuddlige Frau in gebrochenem Jamur. Sie war zerlumpt und stank nach Dung. Mit dreckigen Händen hielt sie den Passanten geschwärzte Knochen entgegen. Ihr verschwitztes Gesicht war runzlig und von Ruß verschmiert, und in ihrem Blick lag eine beunruhigende Abwesenheit, die zeigte, dass sie aus einem sehr einfachen Grund fern der Wirklichkeit war. »Knochenamulette von Sklaven – heilige Gegenstände, von einem Jorsalir-Priester gesegnet. Bitte! Ich brauche Geld–«
»Ich habe nichts«, sagte Papus.
Die Frau beugte sich so weit vor, dass der Tod zu riechen war.
»Geht mir aus dem Weg!«
Die Alte brummte, und Speichel tropfte aus ihrem Mund. »Wendet Euren Geist etwas Gutem zu! Wir sündigen zu viel …«
Papus zog ein Sterkr aus dem Umhang und bewegte es vor den Augen der Frau hin und her.
Ein unauffälliger purpurner Blitz ließ die Alte erstarren.
Verflucht, das hat ihn auf mich aufmerksam gemacht, dachte Papus, ließ die stocksteif gewordene Frau stehen, schob das Relikt wieder in die Tasche und setzte ihren zielstrebigen Marsch durch die Stadt fort. Die ganze Zeit tat sie, als wäre alles in bester Ordnung und als gäbe es nichts, worüber sie sich hier Sorgen machen müsste, während sie sich doch sehnlichst wünschte, in der Menge zu verschwinden.
Kreuzungen waren Zentren des Getümmels. Besonders junge Männer sammelten sich dort, voller Träume vom Ruhm auf dem Schlachtfeld. Frauen boten den Soldaten und den wenigen vermögenden Reisenden ihren Körper an. Sie waren hübsch genug, um vorläufig über die Runden zu kommen, aber nicht schön genug für eine gute Partie – so war ihre wirtschaftliche Zukunft ungewiss, und eine jede stand mit ausdrucksloser Miene da, die allzu viel verriet. In der Nähe wechselten Weinschläuche für wenig Geld den Besitzer. Selbst die Kinder tranken, um nicht zu frieren, doch dies war ein Festabend, und darum hatten die Einwohner von Folke daran nichts auszusetzen.
Papus musterte vorsichtig alles, was ihr in der Stadt begegnete. Jede Einzelheit konnte darüber entscheiden, ob sie sterben oder Villjamur erreichen würde.
Trotz all der Einheimischen, deren schmutzige Nähe sie bedrängte, fühlte sie sich zutiefst einsam, was ihre Angst, ermordet zu werden, nur steigerte. Solche Nächte ließen sie mit ihrem Lebensweg hadern, damit, wer sie war und woher sie kam, und sie fragte sich dann, ob sie es je zu mehr brächte als zu Macht und Verschwiegenheit, zu Macht durch Verschwiegenheit.
Ein Mann in der Dunkelheit.
Ist er das?
Vielleicht war ihr Weg durch Folke zu offensichtlich gewesen. Es hatte geheißen, hier sei es hektisch, was ihr eine gewisse Deckung hatte verschaffen sollen. Bewegte sie sich durch leeren Raum, würde er sie rasch finden, falls er so gut war, wie sie annahm. Er würde sofort spüren, wo ihr Ausgangspunkt war, wittern, wohin sie sich aufgemacht hatte, und sie dort erwarten, um sie bewusstlos zu schlagen. Außerdem konnte man in einem Sprung nicht so weit reisen, jedenfalls nicht, wenn einem die Gegend unvertraut war – es sei denn, man riskierte, über dem Meer wieder aufzutauchen und im eisigen Wasser zu ertrinken.
Relikte konnten einen nicht aus jeder Lage retten, weil das Leben einfach nicht so freundlich war.
Ein Waffenklirren verriet, dass die Jamur-Soldaten die Stadt verließen, um sich für ihren Angriff an der Küste zu rüsten. Papus wand sich durch eine abebbende Flut von Einheimischen in ausgeblichener Kleidung und hätte sich gern in der Menge verloren. Solange ringsum noch Menschen waren, war sie sicher.
Sie musste das Relikt nach Villjamur bringen und es den übrigen Mitgliedern ihres Ordens zeigen. Er wird es nicht bekommen, sagte sie sich – das war längst ein Mantra, das sie dauernd wiederholte, um sich einzureden, es handele sich um mehr als eine bloße Möglichkeit.
Sie lief eine schmale Gasse zwischen zwei Holzhäusern entlang und unter einer Wäscheleine durch, hielt sich am Stadtrand Richtung Küste und wandte immer wieder rasch den Kopf, um zu sehen, ob er ihrem Schatten folgte.
Im Hintergrund donnerte die Brandung.
Hauptmann Brynd Lathraea von den Zweiten Dragonern der Jamur blinzelte durch die Dunkelheit auf den Wasserwall, der ans ferne Ufer Blortaths krachte. Seeschwalben flohen kreischend vor der Welle und stoben auseinander wie Samen, den ein Bauer aufs Feld wirft.
Das war kein natürliches Ereignis.
Ein, zwei Meter unter Brynd kauerte ein Mann mit Kapuze im flachen Wasser und hatte etwas in der Hand, das er regelmäßig ins Meer tauchte und wieder herauszog. Mitunter schloss er die Augen und wandte den Kopf zum Nachthimmel, als würde er die Welt auf ganz anderer Ebene wahrnehmen. Er war ein Mitglied des kleinen Natura-Ordens und Fachmann für den Einsatz von Instrumenten, die gewisse Aspekte der Natur veränderten. Brynd fuhr sich durchs weiße Haar. Mit einem Gerät und einer Methode, die der Hauptmann nie verstehen würde, warf der Kultist seltsame Wellen an Blortaths Küste, um die dortige Verteidigung zu schwächen, ehe die Zweiten und Dritten Dragoner in der Morgendämmerung angreifen würden.
Der Einsatzbefehl war einfach:
Landen.
Die Streitkräfte unterstützen, die von Norden kommen.
Alles abschlachten, was sich zeigt.
In den größeren Siedlungen sollten alle gefangenen Froutan und Deltu hingerichtet werden. Um andere Stämme abzuhalten, sich gegen die Jamur-Truppen zu verbünden, hatte Kaiser Johynn befohlen, keine Stammesangehörigen am Leben zu lassen. Die Insel gehörte zum Kaiserreich, und zwar seit Jahren. Dieser Befehl – so sah es der Rat – machte auf sehr einfache Weise klar, dass Widerstand zwecklos war.
Widersetzt euch nicht der Strategie des Kaiserreichs.
Die Insel Folke war anders als Jokull. Sandbänke und Dünen erstreckten sich längs der Küste. Brynd stand auf der vordersten Düne, lange Gräser streiften seine Knie. Flechten bedeckten die da und dort verstreuten Felsen. Alles hier war etwas wilder als im zivilisierten Villjamur. Nur eine kurze Strecke mit dem Langschiff entfernt umwehte der dunkle Rauch der Warnfeuer Blortath. Ungesehen kreisten zwei Garudas über der Insel, und Brynd wurde langsam ungeduldig, was sie zu berichten hatten.
Der Kultist ließ die Brandung stärker werden. Die Dünung nahm mehr und mehr zu; gischtende Wogen rollten heran; das Wasser ächzte geradezu unter dem Druck der sich immer mehr aufbauenden Flut, doch die Wellen brachen sich nicht, sondern türmten sich gegen alle Naturgesetze höher und höher. Mit fremdartigem Geräusch bauten sie sich schließlich zwischen den Inseln zu einer Mauer auf, verharrten seltsam in der Luft und fluteten als mächtige Woge auf Blortaths Küste zu.
Brynd schlang sich den Umhang fester um den Leib und war froh, unter der Uniform ein zusätzliches Hemd zu tragen, obwohl seine neue Lederweste nun spannte.
»Nach einem verdammten Gefecht sieht das nicht gerade aus, was?«
Brynd wandte den Kopf, um zu sehen, wer geredet hatte. Eine Reihe Dragoner stand reglos und auf ihre Langschilde gestützt in schwarz-grüner Uniform da und beobachtete die in der Ferne verschwindende Welle. Die Männer und Frauen trugen noch keine Rüstung, nur den traditionellen braunen Umhang, auf dessen linke Brustseite der goldene Stern der Jamur gestickt war. In ihrer Gesellschaft machte es den Hauptmann längst nicht mehr verlegen, ein Albino zu sein.
Neben manch anderem.
»Und wer hat das gesagt?«, fragte Brynd.
»Ich«, erwiderte diesmal eine deutlich höhere Stimme.
Unterdrücktes Gelächter.
Kapp Brimir, ein Junge aus Folke, schlängelte sich zwischen den Soldaten hervor. In der Ferne waren weitere Insulaner zu erkennen, die sich um ihre Feuer versammelt hatten. Die erste Stimme war sicher nicht die von Kapp gewesen, denn der war höchstens zehn Jahre alt. Um Aufstände der Einheimischen zu vermeiden, waren die Soldaten angewiesen, den Inselbewohnern vor dem Feldzug freundlich zu begegnen, aber manchen Insulanern gegenüber war das schwer. Vor allem dieser Junge schien es darauf angelegt zu haben, die Soldaten zu ärgern. Kapp bestand darauf, allen höheren Offizieren, die er auf Ule traf, Fragen zu stellen, und wollte Genaues übers Fechten wissen, darüber, wie sich die Menschen in Villjamur kleideten, was sie in ihrer Freizeit taten und ob sie tanzten.
»Ja?«, fragte Brynd. »Deine Stimme ist ziemlich tief für einen so jungen Menschen, und fluchen kannst du auch auf Jamur? Das erstaunt mich bei einem Einheimischen. Wenn das kein großes Gefecht ist, schätz dich einfach glücklich. Sehnst du dich etwa nach einem ausgewachsenen Krieg?«
»Nein.« Kapp trat vor, stellte sich neben Brynd und sah zu ihm hoch. »Aber es kommt mir recht unfair vor, einen von denen einzusetzen.« Er wies auf den Kultisten am Ufer.
»Sollten wir stattdessen lieber alle sterben?«
Kapp zuckte die Achseln, blickte aufs Meer und spielte mit einer Haarlocke, als hätte er ihre Unterhaltung bereits vergessen.
»Willst du Soldat werden?«, fragte Brynd weiter.
»Auf keinen Fall.«
»Kämpfen zu lernen, könnte eines Tages nützlich sein.«
»Ich kann schon kämpfen.« Kapp wandte sich wieder der sich unnatürlich auftürmenden Flut zu.
»Hauptmann Lathraea!«, rief der Kultist und watete ohne sein Relikt an den Strand. Er war grauhaarig und hatte vogelartige Gesichtszüge. Um den Hals trug er ein flaches Medaillon, dessen Symbol aufgrund des schlechten Lichts nicht zu erkennen war. »Die haben auch einen Kultisten!«
»Wie ist das möglich?«
»Das weiß ich nicht, aber seht!« Er wies auf die Brandungsmauer, die geradewegs auf sie zukam und sich jeden Moment zu überschlagen drohte.
Brynd sah Kapp gerade noch zwischen den Soldaten verduften.
»Vermutlich kann ich sie aufhalten oder wenigstens ihre Wirkung abschwächen«, fuhr der Kultist fort. »Trotzdem würde ich alle Soldaten vom Ufer abziehen.«
»Ich dachte, ich befehle hier«, erwiderte Brynd und legte die Hand auf sein in der Scheide steckendes Schwert.
»Für solches Geplänkel bleibt keine Zeit, Hauptmann.«
»Das stimmt wahrscheinlich.«
»Habt Ihr die übrigen Mitglieder meines Ordens gesehen?«
»Seit einiger Zeit nicht.« Brynd schüttelte den Kopf. »Könnt ihr nicht eins eurer blöden Geräte dazu verwenden, euch nicht aus den Augen zu verlieren?«
»Ihr tätet gut daran, freundlich zu bleiben, Bruder«, fuhr der Kultist ihn an, rannte wieder zum Ufer, rutschte über den Sand und hielt sein Relikt erneut ins Wasser.
Brynd befahl den Dragonern, sich zurückzuziehen, und die Soldaten stiegen den Hang hinauf.
Im Norden der Insel erkletterten mit Äxten bewaffnete Stammeskrieger vom Ufer aus den grasbewachsenen Höhenzug. Wie es ihnen gelungen war, unbemerkt anzulanden, vermochte Brynd nicht zu sagen, denn die Garudas hätten sie entdecken sollen. Doch wo steckten die überhaupt?
Wenn dieser Junge wirklich einen Kampf gewollt hat, dachte Brynd und zog seinen Säbel, kommt er jetzt auf seine Kosten.
Kapp rannte, als könnte er nicht mehr anhalten. Sein Weg war von zerstörten Gebäuden flankiert, und er jagte über den Schinderhügel hinab nach Hause.
Er blieb erst stehen, als er die erste Brandungswelle an die Küste prallen hörte und den Boden unter sich zittern spürte. Kaum drehte er sich um, sah er Meerwasser schäumend und im Mondlicht glitzernd über den Hügelrücken spritzen. Die Wucht der Woge hatte nicht gereicht, um das Ufer völlig zu überfluten, doch das würde die nächste Welle schaffen. Er hörte Geschrei, und Hunderte Kaiserliche Dragoner wechselten die Marschrichtung und machten sich in den Norden der Insel auf.
Und der Albino führte sie mit gezücktem Schwert an.
Die Truppen stellten sich rechts und links von ihm in Reihen auf, hakten ihre Schilde ineinander und begannen auf das Metall zu trommeln. Als Kapp weiter bergab rannte, sah er noch, dass diese Truppe eine beherrschende Macht war.
Mit diesen Leuten wollte er nicht mehr das Mindeste zu tun haben.
Die Stammeskrieger mit ihren leuchtend weißen Knochenamuletten kletterten in endloser Reihe über die Küstenhöhe. Sie stemmten die Äxte hoch in die Luft und waren nur notdürftig in primitive Kleidung gehüllt.
Nichts ergab einen Sinn. Eben noch waren die Dragoner auf seiner Heimatinsel drauf und dran gewesen, ein weiteres Nachbareiland unter die Fittiche des Kaisers zu bringen, doch nun war es seine Insel, deren Küste überfallen wurde. Wie Glühwürmchen verbreiteten sich in Ule die Feuer, die Menschen flohen aus dem Hauptort aufs raue Land.
Kapp musste seine Mutter warnen.
Mit rudernden Armen hetzte er auf sein Elternhaus zu, einen großen Holzbau, um den herum eine Herde schläfriger Ziegen weidete, die bei seinem Kommen träge davontrotteten. Er blieb stehen, als er ein seltsames Knistern hörte. Mit finsterer Miene drehte er sich rasch einmal um sich selbst, um festzustellen, woher das Geräusch gekommen war, doch es schien von überall her zu rühren und durch die Luft zu fließen. Dann nahm er kurz ein geisterhaftes Glühen wahr und hielt darauf zu.
Neben einer Birke befanden sich zwei Gestalten. Beide waren schwarz gekleidet und im schwachen Licht kaum zu erkennen.
Ein Mann lag unter einem Netz violetten Lichts am Boden. Der andere stand über ihm und hielt eine kleine Metallschachtel in Händen, aus der die seltsame Energie strömte. Der auf dem Boden schrie vor Schmerz und hatte ein blutiges Gesicht. Kapp wollte etwas tun. Es setzte ihm zu, einen anderen solche Qualen leiden zu sehen.
Er hielt nach einem faustgroßen Stein Ausschau, hob zwei Granitbrocken auf und hetzte los; er schlug einen Bogen, um sich den beiden von hinten zu nähern. Der erste Stein traf den Baum.
Der Stehende drehte sich um.
Kapp warf den zweiten Stein und traf ihn voll am Hinterkopf. Ächzend vor Schmerz sank der Mann gegen den Baum und ließ die Schachtel fallen.
Das netzartige Leuchten verflüchtigte sich.
Die verletzte Gestalt erhob sich unvermittelt, schlitzte dem Angreifer mit einem Messer die Brust auf und schnitt ihm die Kehle durch. Das Opfer ging zitternd und mit vor Verwirrung oder Erstaunen aufgerissenem Mund in die Knie und kippte seitlich ins Gras.
Der andere beugte sich keuchend über die Leiche und verbarg die Schachtel unter seinem Umhang.
Kapp war über diesen Vorfall verblüfft. Bis auf den Wind, der über die Tundra strich, war es unwahrscheinlich still. Er empfand eine riesige Schuld und wollte wegrennen. Hatte er wirklich einem Mord Vorschub geleistet?
Als die verbliebene Gestalt sich ihm näherte, fühlte Kapp sich plötzlich ruhig werden. Dies war ein Kultist oder ein Beamter – das war an dem Medaillon zu erkennen, das er am Hals trug. Seine Kleidung war aufwendig geschneidert, und auf der Brust war eine dezente Wappenstickerei in Rot zu sehen. Der Überlebende war dicklich, sein blondes Haar zerzaust. Kapp sah schweigend zu, wie der Kultist vor ihm niederkniete. Blutende Wunden überzogen in einem symmetrischen Muster sein Gesicht.
»Danke, Junge! Ohne dich würde ich wohl nicht mehr leben«, erklärte die Gestalt in vollendetem Jamur. Dann nahm sie Kapps Hand und schüttelte sie. Kapp wusste nicht recht, wie er diese Geste einschätzen sollte.
»Schon in Ordnung«, erwiderte sein Gegenüber auf Jamur, und seine strahlend blauen Augen blendeten ihn geradezu. Sie wirkten seltsam weiblich … und Bartstoppeln gab es auch keine.
Der Mann griff in die Tasche und drückte Kapp etwas in die Hand: eine schwere Silbermünze mit einem merkwürdigen Symbol – einem Auge, aus dem Sonnenstrahlen leuchteten.
Das Geldstück war vermutlich wertvoll genug, um das Haus zu kaufen, in dem seine Familie lebte.
»Ich bleibe nie etwas schuldig«, fuhr der Kultist fort. »Solltest du je eine Gefälligkeit brauchen, findest du mich in Villjamur. Zeig den Leuten dort diese Münze! Frag nach mir, und man wird mich finden. Ansonsten wirst du dir davon nicht viel kaufen können. Manche dürften sie nicht mal annehmen.«
»Wie heißt Ihr?«, fragte Kapp.
»Papus.«
»Warum hat dieser Mann Euch verletzt?« Kapp wies mit dem Kopf auf den blutüberströmten Leichnam im Staub.
Der Fremde erhob sich. Sein Lächeln gab zu verstehen, die ganze Geschichte sei zu kompliziert, um sie zu erklären. »Auch weil ich ihm nicht erlaubt habe, mit mir zu schlafen.«
»Das kapier ich nicht.« Kapp verzog das Gesicht. »Ihr seid ein Mann. Warum sollte er –?«
»Ich fürchte, da liegst du falsch, Junge. Aber ich bin nicht so rasch beleidigt. Mein Angebot gilt – falls du also mal eine Gefälligkeit benötigst … Doch zunächst solltest du der Auseinandersetzung hier ausweichen und Zuflucht in Ule nehmen.« Dann lief Papus mit unverfänglichem Lachen davon, während Kriegsgeschrei über die Tundra herandrang.
ZITAT
Schnee und Eis isolieren die Geschöpfe.
Doch wer die Illusion erweckt, das Land sei verbunden,
ist erfolgreicher als selbst Könige und Tyrannen.
Übersetzung von Dawnir-Runen der Südfjorde, die etwa aus dem Jahr 458 stammen
KAPITEL 1
Garudas auf Patrouillenflug schossen vorbei, und die Katzen der Stadt schauten von den Mauern auf, wenn ihre flitzenden Schatten sie trafen.
Einer der gefiederten Wächter landete auf der inneren Stadtmauer und wandte sich der Morgendämmerung zu. Das Wetter erzeugte die Atmosphäre, nein, war die Atmosphäre, denn die Stadt änderte ihre Stimmung seit jeher mit dem Himmel. Inzwischen war er fast immer grau.
Der Wächter hing an Villjamur und bewunderte dessen Bewohner, die ein Produkt der Stadt waren – von den Slang sprechenden Banden bis zu den jungen Liebenden, die sich unter verlassenen Torbögen küssten. Ringsum gab es Hinweise auf die Unterwelt, unauffällige und doch dringliche Gespräche im Dunkeln. Nur an diesem Ort fühlte er mitunter eine Sehnsucht nach der Gegenwart.
Seine scharfen Augen ließen ihn erkennen, dass auf der äußeren Stadtmauer eine weitere Hinrichtung stattfand. Er konnte sich nicht entsinnen, dass für diesen Tag Exekutionen vorgesehen waren.
»Wollt Ihr noch etwas sagen, ehe wir die Pfeile abschießen?«, fragte eine zwischen den steinernen Befestigungen widerhallende Stimme.
Der Garuda sah mit dumpfer Zufriedenheit von seiner höher gelegenen Zinne aus zu. Er sträubte die Federn und zitterte, als der Wind über die Befestigungsanlage fegte und seine Kälte die entferntesten Winkel der Stadt unauffällig durchdrang – ein Zeichen des bevorstehenden Winters.
Der Gefangene, der ein gutes Stück entfernt stand, trug nur einen flatternden braunen Kittel. Er sah von links nach rechts auf die Schützen, die seitlich auf der äußeren Mauer postiert waren und ihre Bögen noch nicht erhoben hatten. Am stadtseitigen Fuß der Mauer liefen Leute im frierenden Matsch Kreise und blickten nach oben.
Ein dünner, bleicher Mann in grünbrauner Uniform, der befehlshabende Offizier, stand ein Stück entfernt auf der Mauer. Der Gefangene richtete behutsam das Wort an ihn.
Er fragte bloß: »Hat das denn Sinn?«
Ein Mädchen schrie aus der unten versammelten Menge, doch nur der Offizier machte sich die Mühe, zu ihr herunterzuschauen. »Ein Leidenschaftsverbrechen, was?«
»Geschieht nicht jedes Verbrechen aus Leidenschaft«, gab der Gefangene zurück, »und nicht aus Vernunft?«
Eine Böe trieb dem Offizier unvermittelt kalten Regen ins Gesicht, und die Stimmung wurde aggressiv.
»Was Ihr nicht sagt«, knurrte er. Die plötzliche Wetterverschlechterung verärgerte ihn offensichtlich.
Dann folgten rasch einige schneidige Befehle.
Während das Mädchen noch immer von unten herauf jammerte und flehte, legten die beiden Schützen ihre Pfeile ein, spannten und schossen.
Der Schädel des Gefangenen barst bei ihrem Einschlag, und Blut spritzte auf die Menge hinab. Der Mann brach zusammen und stürzte über die Mauerbrüstung. Zwei Seile hielten seinen Fall auf halber Höhe auf.
Eine brutale Vorführung, eine Warnung an alle: Legt euch nicht mit dem Kaiserreich an! Die Herrschaft des Staates ist unumschränkt.
Der Inszenierung folgte ein Schrei, der die schweren Regenwolken zu zerreißen schien.
Die Banshee hatte den Tod des jungen Mannes verkündet.
Da die Hinrichtung vorbei war, breitete der Garuda seine mehrere Armlängen umspannenden Flügel wieder aus und streckte sich, bis das Rückgrat knackte. Dann ging er in die Hocke und schnellte mit ungemeiner Wucht in die Luft, wobei der Regen ihm nur so aus den Federn sprühte.
Er stieg zum Himmel auf.
Villjamur war eine Granitfestung, deren Hauptzugang aus drei hintereinander liegenden Toren bestand. Mitten in der Stadt befand sich hoch oben und an den Fels geschmiegt hinter einem Gewirr aus Brücken und Türmen der Balmacara, die riesige Kaiserresidenz; ein kathedralenähnlicher Bau aus dunklem Basalt und glattem, schimmerndem Katzensilber. Bei diesem Wetter erschien die Stadt unwirklich.
In den Flüchtlingslagern an der Straße der Zuflucht war es weitgehend still. Nur einige Hunde streunten zwischen den behelfsmäßigen Zelten umher. Die Straße der Zuflucht war eine dunkle Schneise und endete an den Mauern Villjamurs. In der Gegenrichtung wurde das Gelände zu Tundra, und ausgetretene Streifen am Straßenrand zeigten, dass die Flüchtlinge ständig Reisende ansprachen, um ihrem kargen Dasein zu entkommen. Heide verkümmerte, ging ins Pastellfarbene über und verlor sich in der Ferne. Das hatte mitunter eine eigene Schönheit.
Zu dieser Tageszeit waren kaum Menschen unterwegs. Händler sah der Garuda noch keine, nur einen in Pelz gehüllten Reisenden auf dem Weg in die Stadt.
Also wandte er sich wieder Villjamur zu.
Städter, die vielleicht auf einen helleren Tag gehofft hatten, zündeten Laternen an. Da und dort glühte es orangefarben durch den tristen Morgen, und reich verzierte Fenster – mal groß und achteckig, mal schmal und eingewölbt – waren im Umriss zu erkennen. Es war ein Winter kleiner Lokale mit beschlagenen Scheiben gewesen, der aus Hängekörben rankenden Tundrablumen, der dauernden Rauchfahnen aus Schornsteinen; ein Winter, in dem verborgene Gärten dahinwelkten, da ihnen das Sonnenlicht fehlte, und in dem Statuen, die einst überladene Balkone geschmückt hatten, nun unter Flechten erstickten.
Der gefiederte Wächter ließ sich schließlich auf der hohen Mauer eines nicht mehr genutzten Hofs nieder. Der rauschende Regen rief ein Gefühl des Losgelöstseins mit diesem Ort herauf, und der Garuda fragte sich, ob er in die Vergangenheit geflogen war. Er konzentrierte sich auf den pelzgekleideten Mann, den er kurz zuvor bemerkt hatte. Es war ein Fremder, der nun durch das zweite Tor getrottet kam, das in die Stadt führte.
Der Garuda beobachtete ihn reglos, und seine Augen blinzelten nicht.
Drei Dinge, so hoffte Randur Estevu, würden ihn hier in Villjamur von den anderen abheben: Er betrank sich nicht jedes Mal, wenn Alkohol in der Nähe war, wie bei ihm daheim üblich. Auch hörte er konzentriert zu, wenn eine Frau mit ihm sprach, oder erweckte immerhin diesen Anschein. Und schließlich war er einer der besten ihm bekannten Tänzer, vielleicht sogar der beste – und das bedeutete einiges für jemanden, der von der Insel Folke stammte. Dort nämlich lernten alle, kaum dass sie gehen konnten, zu tanzen, manche sogar ein wenig früher, da bereits von Säuglingen erwartet wurde, rhythmisch zu krabbeln.
Provinzieller Charme würde diesen Reiz des Fremden noch verstärken, ein leichter Akzent vielleicht, gerade genug, damit die Mädchen sich für das interessierten, was er zu sagen hatte. Er war groß gewachsen und gertenschlank, was daheim den ewigen Neid dicker, klatschsüchtiger Frauen provoziert hatte. Insgesamt schätzte er seine Chancen gut ein, als er sich im Morgenregen dem letzten der drei Tore näherte. Er hatte nur ein paar notwendige Habseligkeiten, jede Menge gefälschte Familiengeschichten und tausend schlagfertige Antworten dabei.
Randur hatte sich Sitten, Bräuche und Geschichte Villjamurs bereits eingeprägt und auf der Reise weiter dazugelernt. Für eine so wichtige Stadt musste man gerüstet sein, denn hier residierte Kaiser Jamur Johynn, und die Insel Jokull war das Herz des Kaiserreichs. Unter dem Namen Vilhallan war sie einst eine Ansammlung kleiner Bauerndörfer gewesen, die um das ursprüngliche Höhlensystem verstreut gelegen hatten, das längst unter den gegenwärtigen Bauten verborgen war. Die meisten Einwohner der Stadt waren direkte Nachfahren der frühen Siedler, die vor elftausend Jahren hier gelebt hatten, noch vor den Clan-Kriegen. Mythen gehörten untrennbar zu dieser Gemeinschaft. Angesichts dieser Geschichte und des Reichtums an Kulturen und Persönlichkeiten wurde der Stadt ein aufstrebender Charakter nachgesagt.
Randur war wochenlang unterwegs gewesen. Irgendwo auf der Reise war er oberflächlich ein anderer geworden. Seine Mutter lebte in Ule, auf der Insel Folke. Als strenge und doch seltsam vertrauensvolle Frau hatte sie ihn allein erzogen, obwohl sie ihr gesamtes Vermögen verloren hatte, als er noch sehr klein gewesen war. Er erinnerte sich noch, wie sie oben in einem muffigen Zimmer gehustet hatte, in dem der Gestank des Todes hing. Wenn er diesen Raum betrat, wusste er nie, was er zu erwarten hatte.
Sie hatte ihm eine »Arbeit« in Villjamur besorgt, und zwar über einen seiner zwielichtigen Onkel, der als Kaufmann auf Y’iren und Folke über gute Verbindungen verfügte, obwohl er seinen Reichtum nie mit ihnen geteilt und sich über Kapps gutes Aussehen stets so geäußert hatte, als handelte es sich um einen Nachteil im Leben. Dann hatte dieser Onkel Kapps Mutter erzählt, erst in der Vorwoche sei ein Bursche verschwunden, der so alt sei und so aussehe wie ihr Sohn. Randur Estevu habe er geheißen und demnächst im Palast des Kaisers angestellt werden sollen. Während der Festspiele auf der Insel war er sogar Kapps Rivale bei Tanzwettkämpfen und im Yuralris-Schwertkampf gewesen. Der junge Mann hatte sich viele Feinde gemacht, da er sich allzu oft gerühmt hatte, vor dem Großen Frost garantiert Zuflucht in Villjamur nehmen zu dürfen.
»Ihr Penner werdet alle erfrieren«, hatte der Kerl gesagt, »doch mir winkt eine feine Bude am wärmsten Ort des Kaiserreichs. Mehr kann ich leider nicht verraten, damit ihr meine Verbindungen nicht nutzt.«
Seine Leiche wurde auf einem verrottenden Schiff gefunden, das den Hafen von Geu seit einer Ewigkeit nicht verlassen hatte. Niemand war auch nur bestürzt über den Tod des Jungen. Das Interesse galt eher dem alten Kahn, da sich eine seemännische Prophezeiung zu bewahrheiten schien, die jemand eine Woche zuvor erwähnt hatte.
Daraufhin wurde Kapp zu Randur Estevu und floh mit gefälschten Papieren nach Süden in die Zufluchtsstadt.
Seine Mutter hatte ihm geraten, sein Glück dort zu suchen, wo die Familie eine Chance haben mochte, die Ankunft des Eises zu überleben. Er hatte keine Ahnung, was der wahre Randur Estevu in Villjamur hätte tun sollen, da dies aus den gestohlenen Unterlagen nicht hervorging. Außerdem hatte Randur, wie er sich fortan nannte, eigene Pläne.
Er fingerte nach der Münze, die die Kultistin ihm vor vielen Jahren in jener blutigen Nacht gegeben hatte.
Garudas dräuten oben auf den Zinnen neben dem letzten Tor, von wo aus es direkt in die Stadt ging. Sie standen mit verschränkten Armen da, halb Geier, halb Mensch: Flügel, Schnabel und Krallen an einem Menschenleib. Dazu ein Umhang und ein wenig Rüstung. Weiße Gesichter, die im grauen Licht zu leuchten schienen. Während seiner wenigen Tage bei einem auf Folke stationierten Regiment, in das er einer poetischen Anwandlung wegen eingetreten war (vor allem aber, um ein Mädchen zu beeindrucken, das nur aus sehnsüchtigen Blicken und sehr vagen Versprechungen bestanden hatte), hatten die Soldaten viel über die Fähigkeiten der Garudas gesprochen. Nur ein hervorragender Bogenschütze schien eine gewisse Chance zu haben, so ein Wesen vom Himmel zu holen.
Am ersten und zweiten Tor hatten die Soldaten seine Papiere überprüft. Am dritten Tor nun durchsuchten sie sein Gepäck, beschlagnahmten seine Waffen und befragten ihn beunruhigend eindringlich.
»Sele von Jamur!«, sagte Randur. »Was gibt es Neues in der Zufluchtsstadt?«
Ein Wächter erwiderte: »Um ehrlich zu sein, die Stimmung ist nicht gut. Die Menschen sind alles andere als froh. Man sieht viele unglückliche Gesichter, innerhalb wie außerhalb der Mauern. Da draußen verstehe ich das ja« – er wies auf die verschlossenen Tore, hinter denen sich die Flüchtlinge drängten –, »aber hier drin ziehen sie auch lange Mienen. Dabei sind die Leute hier doch in Sicherheit.«
»Vielleicht sitzt niemand gern fest, selbst wenn es zu seinem Besten ist«, gab Randur zu bedenken.
»Die können doch jederzeit das Weite suchen«, knurrte der Wächter. »Nein, dieses Wetter bringt mehr als nur Eis.«
Nach dieser letzten Kontrolle setzte Randur seinen Weg fort und gelangte schließlich in die Zufluchtsstadt.
Wer Villjamur errichtet oder zumindest seine komplizierten Formen und unheimlich präzisen Bauten entworfen hatte, war gewiss kein Mensch gewesen. Bemalte Kiesel prangten an protzigen Fassaden, während anderswo farbige Glasbausteine das Mauerwerk verzierten und wie gesprungene Edelsteine funkelten. Randur musterte all das ehrfurchtsvoll und wusste nicht recht, wohin er zuerst gehen sollte. Seine Möglichkeiten wuchsen exponentiell. Der Kälte verbreitende Regen ging in Nieseln über und hörte dann auf. In einer Seitengasse wurde Fisch gekocht. Vor seiner Nase warben zwei Schilder für Feuerholz. Aus den Fenstern eines Reihenhauses hängten Frauen Laken auf die Leine. Zwei junge Männer unterhielten sich in einer hiesigen Gebärdensprache. Vor ihm teilte sich die Straße, und beide Wege führten in sanftem Bogen hügelan, während Pterodetten vor den Klippen hochjagten, die sich weiter entfernt erhoben. Kinder schlitterten über kleine Eisflächen. Ein Paar schlenderte vorbei; die blonde Frau war erheblich jünger als der Mann, doch der Kleidung nach gehörten beide zu den »höheren Kreisen«. Randur war versucht, Blickkontakt zu der Frau aufzunehmen und ihr vielleicht eine Reaktion zu entlocken. Es schien ihm wichtig, aus dem Leben dieses Mannes ein Lächeln zu rauben. Aber nicht schon jetzt. Er war gerade erst angekommen. Und er musste eine Kultistin finden.
In einem Schlafzimmer im obersten Stockwerk eines der teuren Balkonhäuser, die die höheren Lagen Villjamurs schmückten, ruhte eine Frau mit vernarbtem Gesicht auf einem Mann, den seine sexuellen Anstrengungen zum Keuchen gebracht hatten.
Die beiden küssten sich, und ihre Zungen fanden einander, allerdings nur kurz, da dies nicht ganz richtig schien; sie war sich nicht sicher, wer von ihnen diesen Eindruck bewirkte. Sie löste sich von ihm, fasste seine Brust und begann mit seinen grauen Haaren zu spielen. Sein Gesicht war klein und hatte zarte Züge, und seine Hände waren rau, doch immerhin berührte er sie damit. Keiner von beiden hatte die Intimität durch Gerede verdorben, und dafür war jedenfalls sie dankbar. Unterdessen strich er immerfort ihre Flanken hinauf und hinab und rieb ihr mit den Daumen sanft über die Hüften, als hätte er ein besonderes Faible für die knochigen Vorsprünge ihres Körpers.
Sie beugte sich vor, bis ihr langes rotes Haar ihm ins Gesicht fiel. Sie wartete, bis er es beiseitestrich, und sah zu, wie die unvermeidliche Enttäuschung langsam aufschien. So war es in den letzten Jahren immer gewesen. Zuerst blieb sein Blick an ihren Augen haften. Dann sah sie deutlich, wie seine Pupillen die grässliche Verunstaltung ihrer nun klar sichtbaren Gesichtshälfte registrierten. Der hier reagiert nicht mal schlimm, überlegte sie. Bei ihrer Begegnung war er etwas betrunken gewesen und hatte rasch unscharf gesehen. Insgesamt allerdings hatte es sie enttäuscht, dass seine Erregung nur von kurzer Dauer gewesen war.
Es schien immer gleich auszugehen, wenn auch sie auf ihre Kosten kommen wollte – und das war schließlich etwas ganz anderes, als wenn sie es bloß des Geldes wegen tat. Ihr Beruf machte es ihr schwer, normale Männer zu treffen, und verhinderte jede echte Beziehung. Und die unübersehbare Entstellung ihrer rechten Gesichtshälfte war auch nicht eben hilfreich.
Aber es war ihr freier Abend, und sie hatte ein Techtelmechtel gewollt, um ihre Stimmung aufzuhellen. Wie sehr und wie lange hatte sie sich gewünscht, sich jemandem nah zu fühlen!
In ihren jungen Jahren hatte sie gewusst, dass die Welt grausam war und man nach dem ersten Eindruck beurteilt wurde. Und dass kindliche Vorurteile gegen das Unnatürliche im Erwachsenenalter anhielten und die Leute bloß Mittel und Wege fanden, ihren Ekel besser zu verbergen.
Sie löste sich langsam von ihm, griff nach dem Morgenmantel, ging ans Fenster und blickte über die Türme und Brücken Villjamurs, als wollte sie die denkbar größte Distanz zu ihrem Liebhaber gewinnen. In der anderen Ecke des Zimmers lehnten verhüllte Leinwände verschiedener Größe an der Wand. Die Farben des Bildes, das sie am Vorabend zu malen begonnen hatte, waren noch zu riechen.
»Unglaublich«, sagte er schließlich. »Bei Bohr, du bist fantastisch!«
Sie betrachtete den wie zerschrammt wirkenden Himmel über der Stadt und sah die letzten Tröpfchen auf die Gebäude niedergehen. Als sie das Fenster aufschob, hörte sie einen Karren übers Pflaster rumpeln und roch die Lärchen des Waldes im Norden. Sie blickte erst die Cartanu Gata, dann die Gata Sentimental entlang, wo sich die Kunstgalerie befand; ein Ort, an dem ihre Bilder wohl nie hängen würden. Die Leute verschwanden dort unten geradezu im Schatten. Direkt unter ihrem Fenster torkelte ein Mann immer aufs Neue in ihr Gesichtsfeld, um gleich darauf wieder mit dem Schatten zu verschmelzen, und sein Schwert kratzte dabei ständig an der Mauer. Aus einem ihr unerfindlichen Grund steigerte all dies nur ihr Gefühl der Einsamkeit.
»Dein Körper … ich meine, du bewegst dich so gut«, sagte er gerade und pries noch immer ihren Auftritt im Bett, wie Männer es oft tun, wenn klar ist, dass sie mit ihren Liebschaften wenig gemein haben.
Schließlich sagte sie: »Tundra.«
»Wie bitte?«
»Gestern Abend im Wirtshaus – die Sprüche, mit denen du mich rumgekriegt hast. Ich schätze, Politiker können sich gut ausdrücken. Du hast gesagt, mein Körper sei wie die Tundra, hast meine vollkommene, glatte, weiße Haut gelobt, die dem Schnee gleiche. Meine Brüste hast du sogar mit steilen Schneewehen verglichen. Du hast meine Brüste und meine glatte Haut gerühmt und mich Eis in Menschengestalt genannt. Mit so fürchterlichen Sprüchen bist du mir gekommen. Aber was ist mit meinem Gesicht?«
Und schon strich sie mit der Hand ihre schreckliche Narbe entlang.
»Ich sagte doch, dass du eine überaus anziehende Frau bist.«
»Auch Pferde können anziehend sein, Ratsherr.« Sie sah ihm kurz in die Augen. »Aber wie sieht mein Gesicht aus?«
»Herrlich, Tuya.«
»Herrlich?«
»Ja.«
Er hob den Kopf, um sie genauer zu betrachten, während sie den Morgenmantel fallen ließ. Ihr war klar, wie er reagieren würde, wenn das trübe Licht auf ihre Haut fiel. Sie nahm einen Aronkraut-Glimmstängel vom Tisch, zündete ihn aber erst an, als sie sicher war, dass er sie nicht mehr musterte. Der intensiv duftende Rauch zog durchs Zimmer und zum Fenster hinaus.
Er nahm sie noch immer etwas verschwommen wahr, als sie ans Bett kam und ihm vom Aronkraut anbot. Unwillkürlich nahm er ihr Handgelenk und rieb es sanft zwischen Daumen und Fingern. Er sah willenlos und kläglich drein.
»Du bist wunderschön«, sagte er. »Appetitlich.«
»Beweis es mir, Ratsherr Ghuda«, sagte sie, stieg auf den Lächelnden und sah zu, wie er sich ihrem Willen fügte.
Der Glimmstängel fiel auf den Boden, und Asche sprang über die Fliesen.
Als er später wieder eingeschlafen war, dachte sie über das Gespräch nach, das sie kurz zuvor geführt hatten.
Er hatte viel geredet, was für einen Mann nach dem Sex ungewöhnlich war. Sie grübelte über das, was er gesagt hatte – über die Einzelheiten, in die er gegangen war.
Er hatte sie schockiert.
Ein Mann in seiner Stellung hätte ihr niemals so viel erzählen dürfen, aber er war vermutlich noch immer ziemlich berauscht gewesen. Sie hatten bis in den Morgen hinein Wodka getrunken. Erst als die Sonne schon am zinnoberroten Himmel gestanden hatte und die Stadt völlig erwacht war, hatte er sie verlassen, und ihr Atem hatte nach Alkohol gerochen. Er war ohne zärtlichen Abschied gegangen, ohne jede Geste von Intimität. Er war einfach in seine Ratsherrenrobe geschlüpft und aus der Tür getreten.
Doch nicht sein beiläufiger Abgang hatte sie bestürzt, sondern das, was er kurz vor dem Einschlafen gesagt hatte – die schlichten Aussagen, die er ernst gemeint haben mochte oder auch nicht.
Schon jetzt verfolgten sie seine Worte.
Hinterher vergegenwärtigte Ratsherr Ghuda sich wie so oft seine ehebrecherischen Ausschweifungen.
Vor vier Jahren hatten sie begonnen. Damals hatte er erkannt, dass er nicht all seine Gefühle auf eine Person richten konnte, auf seine Frau. Er hatte Beula im Bett erwischt, als sie sich mit dem Mund an einem Dragoner zu schaffen machte, und dieses Bild verfolgte ihn seither als sein persönlicher Klopfgeist ununterbrochen und zermürbte ihn allmählich. Sein Selbstwertgefühl trieb seither wie eine unbeantwortete Frage im Wind, und seine Männlichkeit war erschüttert.
Mit Huren zu schlafen, war in dieser Verfassung hilfreich.
Erst war es nur eine Fantasie, eine Flucht, doch dann wurde es mehr, ein Bedürfnis nach Zärtlichkeit und anspruchslosem Nervenkitzel mit einer anderen Frau. Wenn er sich in üblen Sprüchen und plumpen, überzogenen Gesten verlor, gelang es ihm, etwas wie Identität zusammenzukitten. Nach dem Sex pflegten die Frauen, die er bezahlt hatte, ihn geistesabwesend zu betrachten, während sie sich mit einem Handtuch abwischten, um all seine Spuren von ihrem Körper zu entfernen. Keine dieser Frauen liebte ihn, und was sie redeten, hatte nichts mit ihnen zu tun, doch Tuya, die Frau von letzter Nacht, schien fast aufrichtig herzlich zu sein, als könnten im introvertierten Villjamur zwei Introvertierte das Gefühl bekommen, zueinander zu gehören, wenn auch nur für eine Nacht.
Ghuda sah hoch, als der Himmel aufklarte, das rote Sonnenlicht vom nassen Pflaster glitzerte und die Straßen zu rosten schienen. Er trat aus dem schützenden Hauseingang in den recht hellen Morgen hinaus. Er musste in den Ratsturm, um mit der Tagesarbeit zu beginnen.
Ob sich darin sein schlechtes Gewissen bekundete? Jedenfalls hatte er das sichere Gefühl, beobachtet zu werden. Er ließ sich nie von Leibwächtern begleiten, im Gegenteil: Er verzog sich meist schon, ehe so eine Eskorte nur auftauchte.
An diesem Tag lag eine Menge Arbeit vor ihm. Vor allem musste er sich um die stets zunehmenden Flüchtlingsprobleme kümmern: um die Arbeiter von anderswo, die in Scharen nach Villjamur kamen, um die nahende Eiszeit zu überstehen.
Die Leute waren zu verschiedenen Basaren unterwegs, um Handel zu treiben und einzukaufen, und zwar unter Aufsicht von Soldaten des Infanterieregiments, die zu zweit durch die Straßen patrouillierten. Diese effektive Sicherheitspolitik hatte er selbst in die Wege geleitet, um die Sorgen der Bürger in diesen angespannten Zeiten zu lindern. Man wollte schließlich vermeiden, dass sich Panik verbreitete, zumal die Leute sich ohnehin bedrohter fühlten, als dies laut Verbrechensstatistik angebracht gewesen wäre.
Er stieg kurvenreiche Straßen und Gänge hinauf.
Dabei begegnete er einem älteren Mann auf einem Hocker, der ein Schild neben sich stehen hatte: »Schreiber – Verschwiegenheit garantiert«. Eine Hand flach auf den kleinen Tisch neben sich gelegt, nippte er mit zufriedener Miene an einem dampfenden Getränk. Es gab einige von diesen Männern in der Stadt. Sie verfassten Liebesbriefe oder Todesdrohungen für die, die nicht schreiben konnten (und dazu gehörten auch diejenigen, denen die Inquisition die Finger gebrochen hatte). Ghuda überlegte, was er Tuya schreiben würde, der Rothaarigen, mit der er die Nacht verbracht hatte. Was würde er ihr sagen? Dass er sie gern weitervögeln würde, weil sie so gut darin war? Das war kaum die Grundlage, um eine Beziehung zu beginnen.
Die Steigung ließ Ghudas Beine schmerzen, und er ruhte sich ein Weilchen auf einem Holzstapel aus, der vor einem Reihenhaus aufgehäuft war. Wieder hatte er das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden, und musterte die stillen Straßen, dann die Brücken über ihm. Vielleicht sah von dort jemand auf ihn herunter.
Er stand auf, um den Anstieg fortzusetzen, und hörte hinter sich jemanden davonlaufen.
Eine Abkürzung führte ihn auf einen Basar in einem gepflasterten Hof. In einem hohen, schmalen und anscheinend endlosen Durchgang begann sein Herz schneller zu schlagen.
Er beschleunigte seine Schritte …
… kam auf den geschäftigen Basar gestürzt …
… und hatte das Gefühl, seine Brust sei explodiert und seine Innereien würden aufs Plaster klatschen. Doch so war es nicht, er war noch ganz, er lebte noch, starrte aber mit offenem Mund auf die sich ausbreitende Wunde und auf die zerfetzte Robe, die sein Fleisch der kalten, feuchten Luft aussetzte.
Grausamer Schmerz durchfuhr ihn. Er schrie und wollte sich umblicken, sah durch seine aufschießenden Tränen aber nur einen merkwürdig ins Dunkel zurückweichenden Umriss. Er torkelte vorwärts, klammerte sich an die nassen Steine und begann Blut zu spucken. Ringsum sammelten sich Leute, sahen ihn mit großen Augen an und zeigten mit dem Finger auf ihn. Da die Blutkäfer spürten, dass sein Lebenssaft die Ritzen des Pflasters tränkte, kamen sie angekrabbelt und stürzten sich auf ihn, bis seine Schreie zwischen den hohen Wänden des Hofs widerhallten. Ein Käfer huschte ihm sogar in den Mund und kratzte ihm eifrig an Gaumen und Zunge. Er biss zu, um nicht zu ersticken, knackte den Panzer des Tiers in zwei Teile und spie es aus, konnte aber seine Sekrete schmecken.
Ratsherr Ghuda wurde von fiebrigen Krämpfen geschüttelt.
Mit knurrendem Magen und einer kleinen Pastete stand Randur vor einem Bistro und sah den Schwankenden herantaumeln. Viele stoben in nackter Angst davon. Männer legten schützend den Arm um ihre Frau, während glänzende Käfer sich in Massen auf die klaffende Wunde des Opfers stürzten.
Randur trat in einen schmalen Durchgang neben der Galerie und war zu verblüfft, um seine Pastete anzubeißen. Ein kleines Kind schrie und wandte sich zur Flucht, während der Sterbende Blut hustend und mit entgeistert geweiteten Augen in den Durchgang gestolpert kam. Er sah Randur direkt an, fiel nur wenige Schritte von ihm entfernt auf die Knie und heulte weiter, während die Käfer ihm das Fleisch aufrissen und es als blassrosa Dunst zur Erde sank. Dann fiel der Mann vornüber und war still.
Binnen Sekunden tauchte eine Banshee im Durchgang auf, als hätte sie den Vorfall die ganze Zeit verfolgt. Sie war in einen Umhang gehüllt, und ihr ausgemergeltes Gesicht hob sich markant von ihrem zerzausten pechschwarzen Haar ab. Mit abwesendem Blick holte sie tief Luft und begann ihre Totenklage, wobei sie den Mund unfassbar weit öffnete.
Die gesättigten Blutkäfer waren davongekrabbelt, und schon warf ein wachsender Menschenauflauf seinen Schatten auf den Leichnam. Da Randur der Appetit vergangen war, gab er seine Pastete einem Gassenkind in schmutzigen Lumpen.
»Willkommen in Villjamur«, murmelte er in sich hinein.
KAPITEL 2
Der Knall weckte ihn, ein tiefes Beben, das den Boden unter ihm zu verschieben schien. Kommandeur Brynd Lathraea schlug die Augen auf, atmete kalte Luft ein, hob den Kopf und stellte fest, dass er in einem Birkenwäldchen auf dem Boden lag und morsche Äste ihm in den Rücken stachen. Mit den Fingerspitzen ertastete er nasse Baumwurzeln und wollte sich an ihnen aufrichten, bekam sie aber nicht richtig zu fassen und fiel wieder auf den Rücken. Ihm war übel.
Er versuchte zu begreifen, was geschehen war.
Durch die Bäume war eine korkenzieherartige Rauchwolke zu erkennen, und Äste bogen sich im kalten Wind. Ihm klangen die Ohren. Weiße Strähnen wehten vor seinen Augen.
Wie war er hierhergekommen?
Ich war an Deck eines Schiffs.
Dann ist etwas in die Luft gegangen.
Er rappelte sich auf und merkte, dass sein gesamter Körper schmerzte.
Neben ihm lagen die Reste einer Holztür, die er als Luke seines Langschiffs erkannte. Sein Säbel und sein Beil waren nirgendwo zu sehen. War das Messer noch im Stiefel? Ja – gut!
So benommen er war, kehrten doch langsam die Gedanken zurück.
Als Kommandeur der Nachtgarde war er in Erfüllung der nutzlosen Befehle des Kaisers kürzlich hier angelandet. Er war von Villiren aufgebrochen, einer so weitläufigen wie hässlichen Handelsstadt, um Villjamur mit einem guten Vorrat an Feuerkorn zu versorgen, ehe das eisige Wetter zu rau wurde. Das hatte er für eine sinnlose Aufgabe gehalten.
Endlich gelang es ihm, auf die Beine zu kommen. Brynd torkelte durch den dunklen Buchenwald und hielt zwischen den marmorierten Stämmen nach Bewegung Ausschau. Während er nach Ästen griff oder auf moosigen Steinen ausrutschte, nahm er Einzelheiten wahr. Bald kam er an dem in Stücke zerrissenen Leichnam eines Nachtgardisten vorbei und erkannte an dessen reichverziertem Bogen, dass es Voren war. Hundeartige schwarze Gheele umgaben den Toten, und ihre Dreifachzungen und doppelten Augenpaare zuckten rhythmisch um die offenen Wunden ein Ritual, das so alt war wie das Land selbst. Knochen wurden zermalmt.
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