Die Leiche im Schnee - Daniel Himmelberger - E-Book

Die Leiche im Schnee E-Book

Daniel Himmelberger

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Beschreibung

Polizeiassistent Beppe Volpe aus Neapel und Kommissarin Katharina Tanner von der Kripo Bern sind die Protagonisten in den 46 Kurzkrimis, die zum grössten Teil in Bern oder in Palermo spielen. Vergnügliche, leichte Gaunergeschichten, grösstenteils mit einem Augenzwinkern erzählt.

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Seitenzahl: 157

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Daniel Himmelberger & Saro Marretta

Die Leiche im Schnee

46 Kurzkrimis

© 2022 Daniel Himmelberger & Saro Marretta Foto Umschlag: Daniel Himmelberger Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg www.tredition.de

ISBN Softcover: 978-3-347-49389-6

ISBN Hardcover: 978-3-347-49390-2

ISBN E-Book: 978-3-347-49391-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Über die Autoren

Daniel Himmelberger lebt als Autor und Musiker in Bern. Er veröffentlichte den Gesellschaftsroman «Kaspar – Café des Pyrénées», den Kriminalroman «Der Straßenmörder», den Gedichtband «Sprache Sprach Gespräch». Zusammen mit Saro Marretta: «Die letzte Reise nach Palermo», «Der Tod kennt keine Grenzen», «Spurensuche» und «Die Leiche im Schnee». Als Musiker: «Piano solo», «ALPHA Latino Live», «Blues and Ballads» und «Destiny of Time» mit der Band «Downtown».

www.daniel-himmelberger.com

Saro Marretta wurde in Sizilien geboren und lebt ebenfalls in Bern. Er schrieb den Bestseller Das «Spaghettibuch», Kurzkrimis und Romane. Weitere Veröffentlichungen: «Agli», «Pronto commissario?», «La commissaria», «Piccoli italiani in Svizzera». Zusammen mit Daniel Himmelberger: «Der Tod kennt keine Grenzen», «Die letzte Reise nach Palermo», «Spurensuche» und «Die Leiche im Schnee».

www.saromarretta.com

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Über die Autoren

Zum Inhalt

1 Die Leiche im Schnee

2 Es reicht einfach nicht

3 Das Tennisracket

4 Der Sarg

5 Das Blut des heiligen Gennaro

6 Der Fremde

7 Schöne Frauen hatten schon immer einen Kosenamen

8 Mamma mia

9 Dile que no

10 Der Überfall

11 Das Communiqué

12 Due cuori e una capanna

13 Die Skiausrüstung

14 Die Vergangenheit

15 Der Flug nach Santiago

16 Wo die Reichen eben wohnen

17 Die Vorlesung

18 Das Schnäppchen

19 Polo National

20 Der Tod kennt keine Grenzen, Mamma

21 Wir fliegen einfach irgendwo hin

22 Der Arbeitsweg

23 Was es in Bern so alles gibt

24 Das Basilikum

25 Lacrima Christi

26 Basilikum, Mozzarella und Tomaten

27 Der Regenmantel

28 La famosa cassata siciliana

29 Der Parkwächter

30 Das Hotel Delle Palme in Palermo

31 Das Cambio Cavalli

32 Was aus Gold ist, wird geklaut

33 Ballarò

34 Svizzere

35 Der Tempel von Segesta

36 Die Statue von Selinunt

37 Der defekte Ferrari-Cinquecento

38 Beppes erste Schwimmversuche

39 La Rocca

40 Endlich habe ich sie getötet!

41 Im Schloss

42 Rot

43 ‹il cornetto rosso›

44 ‹Casa D’Italia›

45 Palermo

46 Marktgetümmel

Die Kriminalromane

"Ein Bern-Krimi" mit Beppe Volpe und Katharina Tanner

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1 Die Leiche im Schnee

Die Kriminalromane

"Ein Bern-Krimi" mit Beppe Volpe und Katharina Tanner

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Zum Inhalt

‘Die Leiche im Schnee’ ist die erste von 46 Kurzgeschichten, welche in diesem Sammelband vereint sind: Spannende, fantasievolle Kurzkrimis und eine Auswahl von humorvollen Erzählungen.

Als Protagonisten immer dabei: Polizeiassistent Beppe Volpe aus Neapel und die Berner Kommissarin Katharina Tanner, die man bereits aus den Kriminalromanen ‘Der Tod kennt keine Grenzen’, ‘Die letzte Reise nach Palermo’ und ‘Spurensuche’ kennt.

1 Die Leiche im Schnee

Kommissarin Katharina Tanner und ihr Assistent Beppe Volpe sitzen im Polizeikommissariat am Waisenhausplatz in Bern und sprechen über einen Raubüberfall.

«Wir müssen noch ins Amtshaus. Marco Streuli kommt heute auf freien Fuß, hier ist die Verfügung.»

«Ist das nicht der Mann, den wir vor zwei Wochen eingebuchtet haben? Warum kommt der schon wieder frei?»

«Weil seine Schuld noch nicht bewiesen ist. Wir müssen zuerst die Gerichtsverhandlung abwarten. Vielleicht hat er mit dem Diebstahl an der Tankstelle gar nichts zu tun.»

«Aber wir wissen von einem Zeugen, dass sich Marco Streuli zur Tatzeit dort befand.»

«Ja schon, aber wir können ihm noch nicht beweisen, dass er das Geld gestohlen hat. Es ist spurlos verschwunden und Fingerabdrücke gibt es auch keine. Die Kassiererin kann sich nur vage an die drei Männer erinnern, die sich ihr von hinten näherten. Dann wurde sie niedergeschlagen.»

«Leider hatte sie hinten kein drittes Auge, sonst wüssten wir jetzt Bescheid. Was kann man auf der Videoüberwachung sehen?»

«Die Banditen hatten sie vor der Tat bereits ausgeschaltet.»

Katharina Tanner und Beppe Volpe gehen den kurzen Weg vom Polizeikommissariat zum Amtshaus zu Fuß. Per Verfügung wird Marco Streuli um 14 Uhr aus der Zelle entlassen. Bevor er das Gefängnis als freier Mann verlassen kann, redet Beppe ihm ins Gewissen: «Der Richter hat dir diesmal geglaubt. Aber wir werden dich von jetzt an genau beobachten und das nächste Mal gibt es für dich kein Entrinnen mehr.»

Vor dem Amtshaus wartet die Freundin von Marco Streuli. Sie steigen in den bereitstehenden Mitsubishi und fahren los.

Unterwegs sagt Illaria: «Unser Ferienhaus ist bestimmt ausgekühlt, seit fünf Monaten ist es unbewohnt. Wie gings dir im Knast?»

«Heiliger bin ich nicht geworden. Aber jetzt beginnt ein neues Leben.»

Spricht’s und trällert die Melodie der ersten Strophe vom Lied ‘Yesterday’ von den Beatles vor sich hin.

In Grindelwald parkt Illaria den Mitsubishi vor dem Haus des Nachbarn. «Die werden heute wohl nicht kommen», sagt Marco grinsend.

Illaria nimmt den Schlüssel hervor und öffnet die Haustüre. Es riecht nach Alkohol. Sie betreten das Haus und schauen sich um. Alles scheint in Ordnung zu sein. Die Küche ist aufgeräumt, der Boden sauber und im Wohnzimmer liegen Zeitungen auf dem Holztisch.

Lachend kuscheln sie sich aufs Sofa und Marco fragt wie beiläufig: «Ist während der letzten zwei Wochen etwas Nennenswertes passiert?»

«Ja, gewiss, schau doch hier in die Zeitungen!» Illaria deutet auf die Schlagzeilen in den beiden Tageszeitungen auf dem Tisch.

«YB gewinnt gegen GC» steht in großen Lettern auf der Titelseite.

«War das nicht gestern?», fragt Marco erstaunt. «Die Sportnachrichten haben wir sogar im Gefängnis mitgekriegt. - Hast du nicht vorhin gesagt, dass seit fünf Monaten niemand mehr hier war?»

«Tatsächlich, das ist ja die Zeitung von heute», sagt Illaria erschrocken. «Heute ist sicher jemand hier gewesen.»

Marco und Illaria springen vom Sofa auf und durchsuchen das ganze Haus.

Auf dem Schlafzimmer finden sie neben dem Bett eine ausgeleerte Schnapsflasche. Der Fleck auf dem Spannteppich ist feucht, ein Zeichen dafür, dass die Wohnung noch kurz vor ihrer Ankunft bewohnt war.

«So was», ruft Illaria erstaunt. «Komm wir schauen nach!»

Sie gehen nach draußen. Es schneit. Hinter dem Haus bemerken sie eine Leiter, die an der Dachterrasse lehnt.

Marco klettert hinauf. Oben angekommen sieht er zwei Schuhe aus dem Neuschnee herausragen.

«Schau mal, das ist doch Hugo Wyss», sagt er zu Illaria, die zwei Sprossen unter ihm auf der Leiter steht.

Sie wischen den Neuschnee von der Leiche und Marco pfeift leise: «Stammt das Messer nicht aus der Küche?»

«Ja», sagt Illaria. «Es ist das große Fleischmesser meines Vaters. Nun müssen wir aber sofort die Polizei verständigen.»

«Weißt du, wer Hugo Wyss war?», fragt Marco besorgt.

«Keine Ahnung. Ein Dorfeinwohner?»

«Nein, Hugo Wyss hat mich beim Raubüberfall auf die Tankstelle erkannt. Er hat mich bei der Polizei verpfiffen. Der Prozess soll in drei Monaten stattfinden. Und Hugo Wyss hat sich bereits als Zeuge gemeldet. Aber nun kann er nicht mehr reden.»

«Was willst du nun tun?»

«Auf keinen Fall zur Polizei gehen. Die Leiche entsorgen, das ist das Beste, was mir einfällt.»

«Ich finde, dass du die Polizei informieren solltest. Ich werde bezeugen, dass du nicht der Mörder bist.»

«Schön von dir, aber die Polizei wird dir nicht glauben. Welche Frau würde ihren Mann in so einem Fall nicht schützen.»

Als es eindunkelt, hüllen sie die Leiche in ein großes Tuch und legen sie in den Kofferraum des Mitsubishis, den Illaria direkt vor die Haustür gefahren hat. Vorsichtig steuern sie den Wagen auf der Hauptstraße durchs Dorf und fahren zum unteren Grindelwald-Gletscher hinauf.

Sobald sie sich vergewissert haben, dass ihnen niemand folgt und sie keiner beobachtet, hieven sie die Leiche aus dem Wagen, schleppen sie mühsam durch das steile Gelände und legen sie schließlich am Fuße der Gletscherzunge in eine Schneemulde.

Ausser Atem kehren sie zu ihrem Ferienhaus zurück. Erschöpft legt sich Marco aufs Bett. Illaria will die Vorhänge zuziehen, als sie die heulenden Sirenen von Polizeiautos, Sanitätswagen und Spurensicherung aufschrecken, die auf den Parkplatz fahren und dort umgehend das Gelände absichern.

«Die Polizei», flüstert Illaria.

Marco schnellt hoch. «Polizei, das fehlt uns noch!»

Beppe Volpe und Katharina Tanner steigen aus dem Streifenwagen und klingeln. «Guten Abend, dürfen wir eintreten?», fragt Katharina Tanner.

Marco sitzt niedergeschlagen am Holztisch.

«Endlich sieht man sich wieder», sagt Beppe Volpe spöttisch. «Wo ist die Leiche?»

Marco zuckt zusammen. «Welche Leiche?», stammelt er.

Erstaunt schauen ihn die beiden Polizisten an: «Hugo Wyss wurde von seiner Geliebten nach einem heftigen Streit umgebracht. Sie hat sich eben bei der Polizei gestellt.»

Marco und Illaria schauen sich verdutzt an. Kein Wort kommt mehr aus ihrem Mund. Beppe bemerkt, dass etwas nicht stimmt.

Alle gehen zusammen auf die Terrasse. Ungläubig sagt Beppe zu Marco und Illaria: «Hugo Wyss ist wohl inzwischen aufgestanden und Ski fahren gegangen. Wisst ihr mehr darüber?»

2 Es reicht einfach nicht

Nino packte den Dietrich und das Dreieckstuch in seinen Rucksack. Maria öffnete die Tür und sagte: «Es reicht auch diesen Monat nicht. Es fehlen uns mindestens 1’000 Franken um in dieser Wohnung zu bleiben. Weißt du, wer uns helfen könnte?»

Nino antwortete: «Vielleicht hilft uns Franz, mein ehemaliger Chef. Er hat genug Geld und gibt locker so viel aus für ein gehobenes Abendessen mit seiner Familie.»

Nino schüttelte den Kopf. «Ich habe für Franz während der letzten sechs Monate zum halben Lohn geschuftet, trotzdem hat es nicht gereicht um seine alte Schuhfabrik zu sanieren. Am Schluss hat er Bankrott gemacht und die Fabrik geschlossen. Für die sechs Monate, die ich zum halben Lohn gearbeitet habe, schuldet er mir noch 18’000 Franken. Wir könnten nach Paris zu meinem Bruder fahren und ihn um Hilfe bitten.»

«Oder ich könnte noch heute zu Franz gehen und ihn bitten, die Schuld endlich zu begleichen.»

«Das wird kaum etwas bringen.»

«Du hast viel zu viel Respekt vor ihm. Ich weiß, dass du nicht den Mut aufbringst ihn selber zu fragen», entgegnete Maria ihrem Mann.

Nino ließ den Kopf hängen und schaute sie entmutigt an. Die 18’000 Franken von Franz konnte er sich wohl an die Wand schreiben.

Nino schnallte sich den Rucksack über und verließ die Wohnung. Unsicher irrte er durch die Straßen und wusste nicht, was er tun sollte. Er überlegte, wer ihm aus dieser Situation heraushelfen könnte. Auf einmal stand er vor einem Kino. Der neue Sherlock Holmes wurde gerade gespielt. Nino schaute sich den Film an und schlief nach der ersten Halbzeit ein.

Als er erwachte, war der Film längst zu Ende und er saß alleine da. Verwirrt erhob er sich und verließ das Kino. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Instinktiv ging Nino zu Fuß den Weg zu seinem ehemaligen Chef. Vor der Villa zückte er seinen Feldstecher hervor. Er beobachtete, was drinnen geschah. Franz unterhielt sich angeregt mit einer anderen Person, die Nino nicht erkennen konnte, weil der Fensterausschnitt zu klein war. Franz zog misstrauisch die Vorhänge zusammen. Es blieb nur ein kleiner Ausschnitt, durch den Nino mit dem Feldstecher beobachten konnte, was im Zimmer geschah.

Auf einmal sah Nino, wie Franz seine rechte Hand auf ein Bein von Angelina Jolie legte und das Plakat zur Seite schob, so dass dahinter ein Safe zu erkennen war.

Franz drehte an der Kombination und Nino konnte durch den Feldstecher die Zahlen erkennen. Hastig schrieb er sie auf ein Papier, das er aus der Tasche gezogen hatte.

Franz öffnete den Safe und entnahm ihm ein Bündel Banknoten, bestimmt mindestens 18’000 Franken, dachte Nino. «Diese Knete gehört eigentlich mir», zischte er vor sich hin. So hatte also Franz die Schuhfabrik gerettet, indem er seine Gewinne hinter den Beinen von Angelina Jolie versteckte.

Nino sah, wie Franz das Geld in die Hände einer anderen Person drückte, welche nur andeutungsweise hinter dem Vorhang zu erkennen war.

Nino wusste nun, wo Franz das Geld versteckt hatte. Er wartete hinter dem Haus, bis sich der Besucher von Franz verabschiedet hatte. Nino sah, wie sich die fremde Gestalt von der Villa entfernte.

Er beobachtete weiter das Haus und wartete, bis unten das Licht erlosch. Franz stieg in den ersten Stock hinauf und begab sich in sein Schlafzimmer. Dort brannte noch eine ganze Weile das Licht. Als dieses ebenfalls aus war, schlich Nino vorsichtig zum Fenster im Parterre, durch welches er seine Beobachtungen gemacht hatte.

Er öffnete seinen Rucksack, nahm das Dreieckstuch und den Dietrich heraus, band sich das Tuch ums Gesicht und machte sich mit dem Dietrich beim Fenster an die Arbeit.

Rasch öffnete er dieses und stieg ins Zimmer hinein. Mit der Taschenlampe leuchtete er das Zimmer aus. Es war ruhig. Von oben hörte Nino das Schnarchen des Hausherrn.

«Nun geht’s an die Beine von Angelina Jolie!», sagte Nino zu sich selber und schob das Plakat so zur Seite, dass der Safe zu erkennen war.

Er nahm den Zettel hervor und öffnete die Kombination, aber etwas stimmte nicht mit den Zahlen. Nino versuchte es ein zweites Mal und auch diesmal klappte es nicht. Erst beim dritten Mal öffnete sich der Safe. Darin fand er eine Schachtel mit Geld. Nino erschrak. Es war viel weniger als er vermutet hatte. Er nahm die Scheine in die Hand und plötzlich leuchtete das Licht hell auf: «Ein Gauner in meinem Haus! – Das hat gerade noch gefehlt!», hörte Nino die raue Stimme von Franz rufen. Dieser stand barfuß und breitbeinig in einem weißen Bademantel in der Tür, bewaffnet mit einer Pistole, welche er schussbereit auf ihn gerichtet hatte.

«Dein Kopf kommt mir bekannt vor», meinte Franz. «Ich will dein Gesicht sehen!»

Nino bekam es mit der Angst. Er konnte nicht einmal durchs Fenster flüchten, weil er dieses vorher absichtlich geschlossen hatte, damit ihn niemand stören konnte.

Sein Gesicht durfte er auf keinen Fall Preis geben. Nino zögerte. Da näherte sich Franz und rief zornig: «Wenn du nicht von selber dein Gesicht zeigen willst, dann mache ich es halt.» Und er riss mit der linken Hand das Tuch herunter. Erschrocken schaute er Nino an. Diesen kurzen Moment nutzte dieser aus und schlug Franz die Pistole aus der Hand. Flink drehte er sich zur Seite, nahm sie vom Boden auf.

«Nein, bitte, nicht schießen! Ich gebe dir alles, was ich habe», flehte Franz.

«Ich weiß, was dein Wort bedeutet», antwortete Nino und schoss. Franz wurde getroffen und sank zu Boden.

Nino packte das Geld, den Dietrich, das Tuch und die Pistole in seinen Rucksack und verließ hastig die Villa. Auf dem kürzesten Weg ging er nach Hause.

Dort erwartete ihn freudig seine Frau Maria.

«Bist du schon bei Franz gewesen?», fragte sie erwartungsvoll.

Nino verzog sein Gesicht: «Von diesem Mann will ich nichts mehr hören.»

«Wieso, was hast du gegen ihn?»

Ängstlich schaute Nino zum Fenster hinaus. Auf dem Gehsteig erkannte er einen Mann im Regenmantel.

«Draußen beobachtet uns jemand. Wir dürfen jetzt nichts Verdächtiges tun.»

Maria schaute überrascht auf: «Wieso, gibt es etwas Verdächtiges?»

Nino blickte zu Boden und gab ihr keine Antwort. Angst und Verzweiflung überkamen ihn. – Hatte dieser Mann ihn die ganze Zeit über beobachtet? Wollte er ihn etwa gar verhaften?

Nino wusste weder ein noch aus.

Auf einmal klingelte es.

– Auch das noch! dachte Nino. Der Moment ist gekommen. Sie holen mich hier in der Wohnung ab.

Er öffnete seinen Rucksack, nahm die Pistole heraus und ging zur Tür. Zu allem bereit öffnete er sie.

Der Mann begann zu sprechen. «Guten Abend, mein Name ist Beppe Volpe, Assistent bei der Kripo Bern. Ich habe gehört, dass in diesem Haus eine Wohnung zu vermieten ist. Können Sie mir helfen?»

Fassungslos stand Nino da. Er verstand die Welt nicht mehr. Der junge Polizist suchte eine Wohnung und er hatte schon gedacht, er wolle ihn verhaften.

«Nein, kann ich nicht», sagte er abweisend und schloss hastig die Tür.

«Maria, siehst du, die Polizei ist schon da!»

«Was will sie?»

«Wenn ich das wüsste …»