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Die Leiden des jungen Werther Der "Werther" war Goethes erster Roman. Er wurde sofort ein Bestseller in ganz Europa. Goethe war da 25 Jahre alt und unglücklich verliebt. Er schrieb den Roman in Briefen. Goethes Held Werther schildert in jedem Brief seine unglücklichen Gefühle. Werther ist in eine verlobte Frau verliebt. Sie heißt Lotte. Lotte erwidert seine Gefühle. Aber es ist für die beiden zu spät. Werther darf seine stürmische Liebe nicht zeigen. Das bringt ihn zur Verzweiflung. Werther wird zum Außenseiter. Und Lotte spielt mit seinen Gefühlen. Das ist alles zu viel für ihn... Diese komplizierten Gefühle brachte Goethe einer ganzen Generation nahe. Schriftsteller wie Jakob Michael Reinhold Lenz und Goethes Freund Friedrich Schiller wollten danach über solche Gefühle schreiben. Deshalb nannte man die ganze literarische Epoche "Sturm und Drang". "Werthers Leiden" wurde einer der erfolgreichsten Romane der deutschen Literatur. Werther wurde eine berühmte Figur. Es gab Werther-Tassen, Werther-Kaffeegeschirr und sogar ein Werther-Parfum. Junge Fans in der ganzen Welt lasen den Roman und kleideten sich wie Werther. Angeblich löste "Werther" bei jungen Menschen auch eine Selbstmord-Welle aus. Goethes berühmter Briefroman erscheint hier zum ersten Mal in einfacher Sprache. Der Text entspricht weitgehend der Norm DIN 8581-1. Wir haben ihn auch weitgehend für leichte Sprache adaptiert. Der Inhalt ist typografisch besonders lesefreundlich gestaltet. Das Buch eignet sich auch für Leserinnen und Leser mit eingeschränkter Lesefähigkeit (LRS), Deutsch als Zweitsprache oder mit kognitiven Einschränkungen.
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Seitenzahl: 147
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Erstes Buch
Zweites Buch
Der Herausgeber an den Leser
Bin ich froh, weg zu sein! Lieber Freund, Menschenherzen sind kompliziert. Ich musste dich verlassen, obwohl ich dich liebe. Aber ich bin trotzdem froh. Du wirst mir verzeihen.
Mein Leben war nicht einfach. Arme Leonore! Ich habe nichts Böses getan. Sie hat sich wohl in mich verliebt. Aber konnte ich das wissen? Aber war ich wirklich unschuldig? Habe ich ihre Gefühle bestärkt? Habe ich über Dinge gelacht, auch wenn sie eigentlich nicht lustig waren? Warum beschweren wir uns über uns selbst? Ich will besser werden, Freund. Ich will nicht mehr über vergangene üble Dinge nachdenken. Ich will das Jetzt genießen und das Vergangene vergessen. Du hast recht. Menschen sollten nicht immer an schmerzhafte Erinnerungen denken. Dann würden sie weniger leiden.
Sie sollten lieber im Moment leben. Auch wenn der gerade keine Bedeutung hat.
Ich kann gut das Geschäft meiner Mutter leiten. Ich werde ihr bald davon erzählen. Ich habe mit meiner Tante gesprochen. Sie ist nicht so böse, wie alle sagen. Sie ist lebhaft und hat ein gutes Herz. Ich habe ihr von den Problemen mit dem Erbe erzählt. Sie hat mir ihre Gründe und Bedingungen erklärt. Sie will alles geben, sogar mehr als wir wollen. Ich will jetzt nicht darüber schreiben. Ich sage meiner Mutter, es wird alles gut.
Oft bereiten Missverständnisse und Faulheit Probleme.
Das habe ich gelernt. Nicht immer sind es Gemeinheit und Böses.
Die sind eher selten.
Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Ruhe hier ist wie eine Medizin für mein Herz. Diese Gegend ist wie ein Paradies. Es ist Frühling und mein Herz fühlt sich warm an. Überall blühen Bäume und Sträucher. Es riecht überall gut. Man möchte wie ein Maikäfer sein und in den Düften schweben.
Die Stadt gefällt mir nicht. Aber die Natur drumherum ist sehr schön. Ein Graf hat hier mal einen Garten auf einem Hügel angelegt. Die Hügel und Täler hier sind sehr hübsch.
Der Garten ist einfach. Jemand hat ihn mit Liebe angelegt.
Das spürt man sofort. Dieser Mensch wollte hier glücklich sein.
Ich habe oft im kleinen, alten Häuschen geweint. Nun ist er fort.
Es war sein Lieblingsort. Es ist auch mein Lieblingsort.
Bald werde ich der Herr im Garten sein. Der Gärtner mag mich schon nach wenigen Tagen. Es wird ihm gut mit mir gehen.
Ich fühle mich sehr heiter. Es ist wie ein schöner Frühlingsmorgen, den ich sehr genieße. Ich bin allein und freue mich über mein Leben hier. Diese Gegend passt zu Seelen wie meiner.
Ich bin glücklich und ruhig. Ich kann nicht einmal malen.
Ich kann keinen Strich zeichnen. Aber ich habe mich noch nie so sehr als Maler gefühlt wie jetzt.
Manchmal liegt das Tal um mich herum im Nebel, und die Sonne scheint auf den dunklen Wald. Dann sehe ich nur wenige Sonnenstrahlen. Oder ich liege im hohen Gras am Bach und sehe viele kleine Gräser. Ich sehe auch viele kleine Tiere zwischen den Gräsern. Dann weiß ich: Gott ist bei mir. Er hat uns alle erschaffen. Ich spüre auch die Liebe von Gott. Er hält und trägt uns immer. Mein Freund, manchmal werde ich müde und die Welt und der Himmel um mich herum ruhen in meiner Seele. Dann will ich diese Gefühle am liebsten aufschreiben. Genau wie sie in mir sind. Das Papier soll meine Gefühle zeigen. So wie ich die Welt von Gott fühle. Aber mein Freund: Diese schönen Dinge machen mich fast kaputt.
Vielleicht gibt es hier Geister. Oder meine Fantasie macht alles so schön. Ich weiß es nicht genau. Es gibt einen Brunnen vor dem Ort.
Dort bin ich gebannt wie bei Melusine und ihren Schwestern. Sie erscheint dort als Fee.
Man geht einen kleinen Hügel hinunter. Davor ist ein Gewölbe. Man muss etwa zwanzig Stufen hinuntergehen. Unten sprudelt sehr klares Wasser aus einem Marmorstein. Oben ist eine kleine Mauer.
Große Bäume stehen um den Platz herum. Es ist dort sehr kühl.
Der Ort fühlt sich besonders und ein bisschen gruselig an. Ich sitze jeden Tag eine Stunde dort. Mädchen aus der Stadt kommen und holen Wasser. Früher haben das sogar Königstöchter gemacht.
Dort sitze ich oft und denke an alte Zeiten. Ich denke an alte
Geschichten. Wie Leute sich am Brunnen trafen und die Mädchen umschwärmten. Ich denke, es sind gute Geister um den Brunnen herum. Ein Gefühl, wie wenn man sich nach einem heißen Tag am Brunnen erfrischt.
Du fragst, ob du mir meine Bücher schicken sollst? Bitte schick sie nicht! Ich brauche keine Bücher zum Anleiten oder Anfeuern. Mein Herz ist schon aufgeregt genug. Ich brauche etwas Beruhigendes. Das finde ich in meinem Buch von Homer. Oft beruhige ich mein aufgewühltes Herz damit. Mein Herz ist sehr unruhig.
Muss ich dir das sagen? Ich war oft traurig und wurde dann übermütig. Du hast das oft gesehen. Ich war voller schlechter Leidenschaft. Ich behandle mein Herz wie ein krankes Kind. Ich erlaube ihm alles.
Erzähle das nicht weiter. Manche Leute würden das nicht gut finden.
Die einfachen Leute hier mögen mich. Besonders die Kinder. Ich habe etwas Trauriges bemerkt. Ich war neu her, da wollte ich nett sein. Einige dachten, ich mache Witze über sie. Sie waren unfreundlich zu mir. Das störte mich nicht. Aber ich habe wieder gemerkt: Leute aus besserer Gesellschaft halten Abstand zu einfachen Leuten. Sie haben sonst Angst etwas zu verlieren. Und manche machen sich über arme Leute lustig.
Ich weiß, wir sind nicht alle gleich. Aber Abstand zu halten zu einfachen Leuten finde ich falsch. Manche denken, sie müssen das. Dann bekommen sie Respekt. Genau so kann man sich aus Angst zu verlieren vor einem Feind verstecken.
Ich kam zum Brunnen und sah ein Mädchen. Sie hatte ihr Gefäß auf die Stufe gestellt. Das Mädchen schaute sich um. Sie suchte jemanden zu Hilfe. Sie wollte das Gefäß auf den Kopf setzen. Ich ging zu ihr. „Soll ich helfen?“ fragte ich. Sie wurde ganz rot. „Oh nein, Herr!“ sagte sie. Sie richtete ihren Kragen. Ich half ihr trotzdem. Sie sagte danke und ging weg.
Ich habe neue Leute kennengelernt. Aber ich habe noch keine Freunde gefunden. Viele Menschen mögen mich. Sie wollen bei mir sein.
Manchmal sind sie nur kurz da. Das macht mich traurig.
Du willst wissen, wie die Leute hier sind? Die Leute sind wie überall!
Die Menschen sind oft gleich. Die meisten arbeiten viel zum Leben.
Ihre freie Zeit macht ihnen Angst. Sie wollen diese Zeit schnell los werden. So ist das Leben der Menschen.
Aber die Leute hier sind wirklich nett! Manchmal vergesse ich mich und habe Spaß mit ihnen. Wir essen und lachen zusammen.
Wir machen Ausflüge oder tanzen. Das tut mir gut. Aber ich kann ja noch viel mehr. Daran darf ich nicht denken. Viele Fähigkeiten in mir nutze ich nicht. Das macht mich traurig. Andere verstehen das nicht. Das ist schwer für mich.
Ich vermisse meine Jugendfreundin sehr. Wenn ich sie doch nie kennen gelernt hätte! ich war ein Idiot. Ich suche hier etwas, was ich nicht finden werde. Mit ihr konnte ich jeder sein, der ich sein wollte. Bei ihr nutzte ich all meine Fähigkeiten.
Unser Zusammensein war voller Gefühl und Witz. Es trug den Stempel des Genies. Aber sie ist vor mir gestorben. Ich werde sie nie vergessen. Sie war stark und geduldig.
Vor kurzem habe ich einen jungen Mann kennengelernt.
Er heißt V. Ein offener Junge mit sehr glücklichen Gesichtszügen.
Er hat gerade die Schule fertig. Er denkt, er ist klug. Er glaubt, er weiß mehr als andere. Er hat viel gelernt. Ich merke das an verschiedenen Dingen. Er weiß tatsächlich viel. Er kam zu mir, weil ich gut zeichnen und auch Griechisch kann. Das ist selten hier.
Er hat mir viel erzählt. Er hat von vielen bekannten Büchern und Autoren gesprochen. Er hat Sulzers schwieriges Buch ganz gelesen.
Er besitzt auch ein Manuskript über alte Kunst. Ich fand das gut.
Ich habe auch einen tapferen Mann getroffen. Er ist der Amtmann.
Er ist offen und ehrlich. Die Leute sagen, er ist glücklich mit seinen Kindern. Er hat neun Kinder. Er erzählt viel Gutes über seine älteste Tochter. Er hat mich eingeladen. Ich werde ihn bald besuchen.
Er lebt auf einem Jagdhaus. Es ist eineinhalb Stunden von hier entfernt.
Er zog dorthin nach dem Tod seiner Frau. Er wollte dann nicht in der Stadt zu bleiben. Das tat ihm weh.
Ich habe auch komische Leute getroffen. Sie sind schwer zu ertragen.
Sie wollen meine Freundschaft. Ich will das nicht.
Mach’s gut! Du wirst diesen Brief mögen. Er erzählt von früher.
Manche Menschen denken, das Leben ist wie ein Traum. Ich fühle das oft. Ich sehe, wie begrenzt wir Menschen sind. Wir arbeiten und lernen. Aber nur um zu leben. Wir stillen Bedürfnisse, nur um länger zu leben. Wenn wir aufhören zu fragen und einfach akzeptieren, ist es wie ein Traum. Wir malen uns schöne Bilder. Dann sehen wir nicht die Wände unseres Gefängnisses. Das macht mich stumm. Ich schaue in mich und finde eine eigene Welt. Sie ist voller Gefühle und Wünsche, aber nicht klar und stark. Alles ist unsicher vor meinen Augen. Und ich lächle träumend in die Welt hinein.
Kinder wissen nicht was sie wollen. Das sagen Lehrer von ihnen. Aber auch Erwachsene wissen oft nicht so richtig, wo es langgeht. Sie handeln nicht nach echten Zielen. Sie lassen sich leicht lenken. Genau wie Kinder. Das will keiner glauben. Aber ich finde es offensichtlich.
Ich kenne oft schon deine Antwort. Du wirst sagen: Die glücklichsten Menschen leben wie Kinder. Sie spielen mit Puppen. Sie ziehen sie an und aus. Sie schleichen um die Schublade herum. In der Schublade ist das Zuckerbrot von Mama. Sie essen sie es mit vollen Wangen.
Sie rufen: „Mehr!“ Das sind glückliche Geschöpfe. So wie Menschen mit unbedeutenden Beschäftigungen. Sie geben ihrer Arbeit dann tolle Namen. Dann fühlen sie sich wichtig.
Wer so sein kann, ist glücklich! Wer aber sieht, wohin das alles führt, wird nachdenklich. Aber man lebt in seiner eigenen Welt und ist auch glücklich: weil man ein Mensch ist. Auch wer gefangen ist, hat das süße Gefühl der Freiheit im Herzen. Man kann sein Gefängnis jederzeit verlassen.
Du weißt, wie ich gerne lebe. Ich baue mir einen kleinen Ort zum Wohlfühlen. Dort lebe ich einfach und bin zufrieden.
Ich habe wieder so einen schönen Ort gefunden. Er liegt eine Stunde von der Stadt entfernt und heißt Wahlheim. Der Ort liegt auf einem Hügel. Von oben sieht man das ganze Tal. Dort gibt es eine nette Wirtin. Sie ist älter, aber freundlich und lebhaft. Sie verkauft Wein, Bier und Kaffee. Das Beste sind zwei große Lindenbäume. Sie stehen vor der Kirche und ihre Äste bedecken den Platz. Um den Platz herum stehen Bauernhäuser, Scheunen und Höfe. Ich habe selten so einen gemütlichen Ort gefunden. Ich lasse mir einen Tisch und einen Stuhl aus der Wirtschaft bringen. Dort trinke ich meinen Kaffee und lese mein Buch.
Als ich das erste Mal an einem schönen Nachmittag dort ankam, war der Platz leer. Alle waren auf dem Feld. Nur ein Junge saß da.
Er war etwa vier Jahre alt. Er hielt ein kleineres Kind, etwa sechs Monate alt, zwischen seinen Füßen. Er hielt es fest an seiner Brust.
Er war wie ein Sessel für das Kind. Der Junge war ruhig und schaute neugierig um sich. Ich fand das schön zu sehen. Ich setzte mich auf einen Pflug gegenüber und zeichnete die beiden Brüder.
Es hat mir viel Freude gemacht.
Ich habe einen Zaun, ein Scheunentor und kaputte Wagenräder gezeichnet. Sie standen alle hintereinander. Nach einer Stunde hatte ich eine schöne Zeichnung gemacht. Ich hatte nichts dazu erfunden.
Das hat mich überzeugt, nur noch die Natur zu zeichnen.
Nur die Natur ist wirklich reich. Sie macht den besten Künstler. Regeln sind wichtig, so wie Gesetze in der Gesellschaft.
Wer sich an Regeln hält, macht nichts Schlechtes. So wie jemand, der Gesetze befolgt, kein schlimmer Nachbar ist. Aber Regeln können auch das Gefühl für die Natur zerstören. Du sagst vielleicht: „Das ist zu streng! Regeln sind wie das Beschneiden von Pflanzen.“ Aber ich sage dir: Es ist wie mit der Liebe. Ein junger Mann liebt ein Mädchen sehr. Er verbringt viel Zeit mit ihr und gibt alles für sie. Dann sagt jemand, der im Amt ist: „Junger Mann! Lieben ist gut, aber liebt richtig!“
Teilt eure Zeit ein. Ein Teil ist für die Arbeit. Ein Teil ist für die Pause. In der Pause könnt ihr Zeit mit eurem Mädchen verbringen. Schaut, wie viel Geld ihr habt. Für übriges Geld könnt ihr eurem Mädchen ein Geschenk machen. Aber nicht zu oft. Zum Beispiel an ihrem Geburtstag oder Namenstag. Wenn ein Mensch das macht, wird er nützlich sein. Ich sage sogar Fürsten, sie sollen ihn einstellen. Aber dann endet seine Liebe. Weil er keine Zeit mehr dafür hat. Ein Künstler hat dann keine Zeit mehr für Kunst. Warum gibt es nicht oft große Künstler? Weil Menschen lieber ihre Häuser und Gärten schützen wollen. Sie bauen Dämme, damit kein Wasser ihre Häuser zerstört.
Ich habe bemerkt, dass ich sehr begeistert war. Ich habe zu viel geredet.
Dabei wollte ich dir von den Kindern erzählen. Ich saß zwei Stunden zum Zeichnen auf meinem Pflug und dachte nach. Am Abend kam eine Frau zu den Kindern. Sie hatten sich nicht bewegt. Die Frau hatte einen Korb dabei und rief: „Philipps, du bist brav.“ Sie grüßte mich und ich dankte ihr. Ich stand auf, ging zu ihr und fragte, ob sie die Mutter der Kinder ist.
Sie sagte ja. Sie gab dem ältesten Kind ein Stück Brot. Dann nahm sie das kleine Kind hoch und küsste es. Sie liebte es sehr. „Ich habe“, sagte sie, „meinem Philipp das Baby gegeben. Ich bin mit meinem großen Kind in die Stadt gegangen. Ich wollte weißes Brot kaufen.
Auch Zucker und einen Topf für Brei.“ Ich sah das alles in ihrem Korb. Der Deckel des Korbes war offen. „Ich will für meinen Hans ein Süppchen kochen heute Abend“, sagte sie. „Hans ist der Jüngste.
Der Große hat gestern den Topf kaputt gemacht. Er hat mit Philipp um den Brei gestritten.“ Ich fragte nach dem ältesten Kind. Sie sagte mir, er spielt auf der Wiese mit Gänsen. Dann kam er schnell zurück und brachte dem zweiten Kind einen Stock. Ich redete noch mehr mit der Frau. Sie sagte, sie ist die Tochter vom Lehrer.
Ihr Mann ist in die Schweiz gefahren. Er wollte eine Erbschaft holen. „Sie wollten ihn betrügen“, sagte sie. „Sie haben nicht auf seine Briefe geantwortet. Deshalb ist er selbst hingefahren. Ich hoffe, ihm passiert nichts Schlimmes. Ich höre nichts von ihm.“ Ich wollte mich gar nicht von der Frau trennen. Ich gab jedem Kind ein Geldstück.
Für das jüngste Kind gab ich ihr auch Geld. Damit kann sie in der Stadt Brot für die Suppe kaufen. Dann gingen wir auseinander.
Ich sage dir, mein Schatz: Manchmal fühle ich mich schlecht. Da hilft es mir, so jemanden zu sehen. So jemand lebt einfach, glücklich und gelassen in seinem engen Kreislauf und lebt von einem Tag auf den anderen. Die Blätter fallen ab und sie denkt nur, der Winter kommt
Seitdem bin ich oft draußen. Die Kinder kennen mich und mögen mich. Sie bekommen Zucker, ich trinke Kaffee. Abends teilen wir Brot mit Butter und saure Milch. Sonntags gebe ich ihnen immer ein bisschen Geld. Wenn ich nicht da bin, gibt die Wirtin es ihnen.
Die Kinder erzählen mir viel. Sie sagen mir ihre einfachen Wünsche. Das mag ich gern. Besonders wenn viele Kinder aus dem Dorf zusammenkommen. Nur die Mutter hatte Sorgen. Sie dachte, die Kinder stören mich. Ich konnte ihr die Sorge nehmen. Aber es war nicht leicht.
Ich habe dir über Malerei erzählt. Das gilt auch für Gedichte. Man muss nur das Gute erkennen und darüber sprechen. Heute habe ich etwas erlebt. Das wäre eine schöne Geschichte. Aber warum muss man immer alles zu einer Geschichte machen? Können wir nicht einfach die Natur genießen?
Wenn denkst, hier geht es um etwas Wichtiges: Dann liegst du falsch. Es geht nur um einen Bauernjungen. Ich war sehr hingerissen. Ich erzähle nicht gut, und du findest es sicher wieder zu übertrieben. Es geht wieder um den Ort Wahlheim. Dort geschieht immer etwas Besonderes.
Draußen saßen Leute unter Bäumen und tranken Kaffee.
Ich mochte sie nicht so sehr. Also blieb ich mit einer Ausrede weg.
Ein Bauernjunge kam aus einem Haus nebenan. Er machte etwas an einem Pflug. Den hatte ich vorher gezeichnet. Ich mochte ihn und sprach mit ihm. Ich fragte ihn nach seinem Leben. Wir lernten uns schnell kennen und verstanden uns gut. Das passiert mir oft mit solchen Leuten. Er arbeitet für eine Witwe und sie ist nett zu ihm. Er sprach viel Gutes über sie. Ich merkte bald, er mag sie sehr.
Die Witwe war nicht mehr jung. Ihr erster Mann war nicht gut zu ihr. Sie will nicht wieder heiraten. Sie war ihm lieb und teuer. Er hofft, dass sie ihn mag. Sie soll am besten ihren ersten Mann vergessen. Ich kann seine Worte nicht alle wiederholen. Ich kann seine Gesten und seine Stimme nicht zeigen. Worte können seine Zärtlichkeit nicht beschreiben. Ich kann es nicht so sagen wie er. Er macht sich Sorgen. Das hat mich berührt. Er dachte, ich könnte schlecht über ihre Beziehung denken. Er fand sie sehr anziehend, auch ohne junge Schönheit.