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In diesem Krimi laufen zwei Handlungslinien nebeneinander oder besser gesagt aufeinander zu. Da ist zum einen die Seite der Ermittler, vertreten durch Kommissar Oberleutnant Heym und durch Staatsanwalt Sommerfeld. Letzterer ist am Anfang des Buches etwas ungehalten. Und da ist zum anderen die letzte Zeugin, denn sie wird als letzte von insgesamt fünf Frauen in das Vernehmungszimmer gerufen, in dem sich Staatsanwalt Sommerfeld und Oberleutnant Heym noch einmal Fragen zum Mord an Wolfgang Hellberger stellen. Wer von ihnen war es? Eine der Frauen kommt aus der Untersuchungshaft zur nochmaligen Vernehmung. Heym hatte sie verhaften lassen. Aber inzwischen hält er diese Entscheidung für falsch. Auf einer zweiten Ebene berichtet eine Frau über ihre Beziehung zu dem Mann mit dem gelben Dacia, der ihr immer wieder seiner Liebe versichert – auch wenn er öfter mal verschwunden ist und angeblich viel und längere Zeit im Ausland zu tun hat. Er scheint eine hohe Position im Außenhandel zu bekleiden. Diese Frau hält den Mann für einen wundervollen Menschen. Diese abwechselnden Perspektiven sind, die den Krimi von so spannend machen. Gerade erklärt Oberleutnant Heym dem Staatsanwalt, wie er auf die Tatverdächtige gekommen war. Er berichtet von einem Anruf. Dann wird die erste der Zeuginnen aufgerufen: „Doktor Zimmermann bitte!“ Die Stimme der Justizangestellten hallt im Treppenhaus wider. Noch einmal hören sich Sommerfeld und Heym die sehr verschiedenen Geschichten an, die die vier Frauen über Hellberger zu erzählen haben. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihn alle sehr lieben, dass er allen versprochen hat, sie zu heiraten und dass er Geld brauchte, viel Geld. Die letzte Zeugin beobachtet alles genau. Eines Tages hatte sie Hellberger nicht mehr geglaubt und auch von anderen Frauen erfahren. Als angebliche Journalistin getarnt, trifft sie sich mit ihnen. Bei einer dieser Begegnungen macht sie eine für sie spannende Entdeckung und kommt auf eine tödliche Idee. Schließlich ist sie selbst als letzte Zeugin an der Reihe. Sie ist sich sicher, dass man ihr nichts beweisen könne. Wenn sie diese Vernehmung durchstehe, habe sie es geschafft. Dann sei es endgültig überstanden. Sie sei als Zeugin geladen, nicht als Mörderin. Doch sie hat einen Fehler gemacht. Das weiß auch Heym, der sich inzwischen ganz sicher ist, dass die Mörderin nicht Ballhorn heißt … Heiner Rank hat einen raffinierten Krimi über einen raffinierten Mord geschrieben, der scheinbar perfekt geplant war.
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Seitenzahl: 211
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Heiner Rank
Die letzte Zeugin
ISBN 978-3-95655-400-1 (E-Book)
Die Druckausgabe erschien erstmals 1976 im Verlag Das Neue Berlin in der DIE-Reihe (Delikte, Indizien, Ermittlungen).
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
© 2015 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de
„Meine Geduld ist zu Ende!“ Staatsanwalt Sommerfeld klappt energisch seinen Terminkalender zu. „Seit drei Wochen sitzt die Frau in Untersuchungshaft. Bei jedem Haftprüfungstermin haben Sie mir versichert, Sie stünden kurz vor der Lösung. Aber wie ich sehe, sind Sie mit diesem Fall nicht einen Schritt weitergekommen!“ Sommerfeld wirft den Kalender auf den Schreibtisch, lehnt sich zurück und schweigt.
Der Mann, an den die Worte gerichtet sind, antwortet nicht. Er nickt nur leicht, auf den Lippen ein dünnes Lächeln. „Als Staatsanwalt bin ich nicht nur Ankläger“, sagt Sommerfeld, und sein Ton klingt ein wenig freundlicher. „Ich habe für die Einhaltung unserer Rechtsnormen zu sorgen. Frau Ballhorn wird heute entlassen, und wenn Sie sich auf den Kopf stellen, mein lieber Heym. Was Sie als stichhaltige Fakten bezeichnen, überzeugt mich nicht.“
„Mich auch nicht.“
„Wie bitte?“
„Es ist doch ganz einfach.“ Oberleutnant Heym breitet entschuldigend die Hände aus. „Ich habe mich geirrt. Gleich zu Beginn meiner Untersuchung ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich habe also noch einmal von vorn angefangen und die richtige Lösung gefunden.“
„Tatsächlich?“ Sommerfeld lächelt matt. Den Wunsch, eine spöttische Bemerkung zu machen, unterdrückt er. Er weiß, seinem Partner ist damit nicht beizukommen. Ironie läuft an diesem Menschen ab wie Wasser an einer Ente.
„Ich habe die fünf Zeuginnen noch einmal vorgeladen“, fährt Heym fort. „Ich bin ganz sicher, dass es mir gelingt, die Schuldige zu überführen. Falls Sie keine Einwände gegen meinen Plan erheben. Ich brauche nämlich Ihre Hilfe.“
Sommerfeld schweigt und betrachtet sein Gegenüber. Ein rundes, jugendliches Gesicht. Blondes, schon etwas schütteres, zu lustigen Locken geringeltes Haar. Randlose Goldbrille. Ein freundliches, ja verschmitztes Lächeln, das auf die Neigung hindeutet, den Genüssen des Lebens nichts schuldig zu bleiben. Wildlederjacke, brauner Pullover, graue Hose mit korrekten Bügelfalten. Kein Mensch würde in diesem netten jungen Mann die fast kriminelle Fantasie vermuten, mit der er sich in die Gedankengänge und Empfindungen seiner Gegner einschleicht. Dazu eine Ausdauer, die an Sturheit grenzt. Aber das ist schon nicht mehr Sache der Persönlichkeit, das gehört zum Beruf. Wer keine Ausdauer hat, darf seine Zivilklamotten reinen Gewissens an den Nagel hängen und zum Streifendienst zurückkehren.
„Na gut“, seufzt Sommerfeld. „Sie haben mich tatsächlich neugierig gemacht. Und das wollten Sie ja auch, nicht wahr? Also entwickeln Sie mal Ihren Plan.“
Heym erhebt sich, öffnet die Tür und gibt einen Wink ins Vorzimmer.
Ein Volkspolizist schleppt eine Kiepe voll Birkenholz herein.
Heym stellt den Kaminschirm zur Seite. Er zieht aus seiner Aktentasche Zeitungspapier, Kohlenanzünder, Streichhölzer, knüllt das Papier zusammen, stopft es in den Kamin.
„Was soll das? Was treiben Sie da?“, fragt Sommerfeld beunruhigt. „Wollen Sie eine Brandstiftung demonstrieren?“
„Ich brauche Feuer. Falls die Täterin hartnäckig leugnet, kann ich sie vielleicht mit einem kleinen Trick zum Geständnis bringen.“
„Sind denn Ihre Beweise so mager, dass Sie diese zweifelhafte Methode nötig haben?“
„Was ich habe, sind Indizien. Ohne Geständnis reichen sie vor Gericht nicht aus. Das wissen Sie doch besser als ich.“
„Finden Sie nicht selbst, Genosse Heym, dass so ein Kaminfeuer etwas merkwürdig aussieht? Wir sind hier in einem Dienstzimmer und nicht im Ferienheim.“
„Warum darf sich ein Staatsanwalt nicht ein Kaminfeuer leisten, wenn die Zentralheizung kaputt ist? Es gibt doch gewiss keinen Zweifel, dass Sie in der Lage sind, diesen Sachverhalt überzeugend glaubhaft zu machen. Nur für den Fall, dass jemand dumme Fragen stellt.“
„Ich beneide Sie um Ihren Optimismus. Aber reden wir überhaupt noch von der gleichen Sache? Ist es der Fall Hellberger, den Sie heute lösen wollen?“
„Er ist es.“
„Schön. Sie sagen, Sie hätten jetzt die richtige Lösung. Soll das heißen, dass Sie Frau Ballhorn nicht mehr für die Täterin halten?“
”Ja.“
„Aber es gibt noch den Tatbestand, dass Wolfgang Hellberger in der Wohnung der Frau Ballhorn an einer Medikamentenvergiftung starb?“
„Ja“
„Gilt noch, dass er der Geliebte der Frau Ballhorn war?“
„Ja.“
„Und dass sie triftige Gründe zur Eifersucht hatte?“
„Ja“
„Und dass sie im Besitz des tödlichen Medikaments war?“
„Ja“
„Und schließlich, dass sie erst zwölf Stunden nach Hellbergers Tod den Arzt rief?“
Heym nickt und scheint ganz davon in Anspruch genommen, die Birkenscheite im Kamin aufzuschichten.
„Waren diese Fakten“, fragt Sommerfeld hartnäckig weiter, „waren diese Fakten und die Lügen der Frau Ballhorn die Begründung der Kriminalpolizei für den Haftbefehl, den ich Ihnen unterschrieben habe und mit dem Sie die Frau in Untersuchungshaft brachten?“
„Ja.“
„Sind Sie im Besitz von Beweismitteln oder Zeugenaussagen, die an diesen Fakten etwas ändern?“
„An diesen Fakten ist nichts zu ändern.“
„Und trotzdem bilden Sie sich ein“, sagt Sommerfeld entrüstet, „Sie könnten heute eine andere Frau der Tat überführen?“
„Allerdings.“
„Dann erklären Sie mir das, zum Teufel!“
„Es wird sofort geschehen.“
Heym entzündet ein Streichholz und hält es an das Zeitungspapier. Er betrachtet einige Augenblicke die Flammen, die knisternd durch den Holzstoß züngeln, reibt sich zufrieden die Hände und wendet sich dem Staatsanwalt zu.
Bezirksgericht. Ein kalter, einschüchternder Bau. Beklommen hocke ich auf meinem Platz. Fünf Generationen haben schon auf dieser Bank gesessen, haben das harte Holz blank gewetzt in nervöser Erwartung, in Seelennöten und qualvollen Ängsten.
Mord, Diebstahl, Aufruhr, Hochverrat, Erpressung, Raub, Unterschlagung und Notzucht. Eine endlose Reihe von Verbrechen und Verbrechern. Der Staat hatte sich gegen sie gewehrt mit einer endlosen Reihe von Urteilen. Gefängnis, Zuchthaus, fünf Jahre, zwanzig Jahre, lebenslänglich, Tod durch den Strang, Tod durch Erschießen, Tod durch das Fallbeil. Hundertjähriges Unheil klebt an diesen Mauern, schwängert die Luft in den Gerichtssälen, den Korridoren und Wartezimmern, lastet auf meiner Seele. Ja, ich habe ihn umgebracht. Vorsätzlich.
Und ich liebe ihn noch immer. Nie wieder in meinem Leben wird mir ein Mann so viel bedeuten wie er. Draußen, außerhalb des Glaskastens, in dem ich mit ihm allein bin, flattern die Leute vorbei, reden auf mich ein, fragen, erklären.
Ich weiß nicht, was ich ihnen antworten soll. Für mich sind sie wesenlos, anonym, eine Schar unheimlicher Vögel, die mit den Flügeln schlagen und etwas krächzen, das ich nicht verstehe.
Warum muss ich Tag und Nacht an ihn denken? Warum kann ich meinen Gedanken nicht befehlen wie meinen Händen? Hundertmal, tausendmal habe ich mich gefragt, warum das alles so und nicht anders geschehen musste. Draußen hinter den hohen Fenstern fällt lautlos der Regen. An den Ästen der Kastanie hängen Wassertropfen. Die Backsteingiebel auf der anderen Straßenseite sind nur undeutlich zu erkennen. Schon immer habe ich dieses Motiv geliebt, habe es fotografieren wollen, einen regenschwarzen Baum im Novembernebel. Aber ich glaube nicht mehr, dass ich jemals dazu kommen werde.
Jetzt ist er schon seit mehr als einem Monat tot. Er könnte auch gestern oder vor zwei Jahren gestorben sein. Zeit ist bedeutungslos, wenn man in der Vergangenheit lebt.
Es begann im Frühjahr, an einem trüben Morgen im März. Ich war unterwegs zur Straßenbahnhaltestelle, in jeder Hand einen Koffer mit meiner Fotoausrüstung. Dunkle Wolken jagten über die Dächer der Innenstadt. Ein kalter Wind wehte, und es regnete. Auf den Granitplatten der Gehwege standen Pfützen. Hinter vielen Fenstern brannte noch Licht.
Das schlechte Wetter konnte mir nichts anhaben. Ich hatte gut geschlafen und gut gefrühstückt. Zu Hause wurde ich verwöhnt. Wärme, ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch, Musik. Im Zimmer der Duft von Kaffee und frischem Toast.
Ein Wagen überholte mich und stoppte am Bordstein. Die Bremslichter glühten, das Seitenfenster glitt herunter. „Wünschen Sie ein Taxi, Fräulein?“
Mit so viel Glück hatte ich nicht gerechnet. Ich öffnete rasch die Tür, schob die Koffer hinein und ließ mich auf den Rücksitz fallen.
„Technische Messe.“
Hinter den tropfenbesetzten Scheiben glitt der Hauptbahnhof vorbei, das Opernhaus. Der dreieckige Riesenturm der Universität ragte grau in den Himmel. In der Grimmmaischen Straße stauten sich überfüllte Straßenbahnen. Wir schlichen in einer Autokolonne von Haltestelle zu Haltestelle. Die Scheiben beschlugen, der Heizventilator summte.
Ich riss die Druckknöpfe meines Mantels auf. Die Augen des Fahrers begegneten mir im Rückspiegel, musterten mich mit ruhiger Neugier. Ich lehnte mich zurück, um aus ihrem Blickfeld zu kommen. Hinter der Deutschen Bücherei schwenkte der Wagen auf den Messeparkplatz ein.
Der Fahrer stieg aus und nahm die Koffer in Empfang. Er grinste wie ein Junge, dem es gelungen war, die Oma hinters Licht zu führen. Doch es steckte noch etwas anderes in diesem Grinsen, eine spöttische Überlegenheit, die mir den Eindruck gab, er könnte meine Gedanken bis auf den Grund durchschauen.
Er trug einen weißen Regenmantel und sah aus wie der Filmtyp, von dem Schulmädchen träumen. Groß, breite Schultern, männliches Gesicht, sportlich gebräunte Haut. Ich mochte schöne Männer nicht. Die meisten sind dumm und aufgeblasen. Natürlich ein Vorurteil. Jedenfalls hatte ich bisher immer eine Vorliebe für Männer, wie es die Freunde meiner Mutter waren, für wohlsituierte Herren zwischen vierzig und fünfzig, die den Frauen mit Höflichkeit und Respekt entgegenkommen.
Um Zeit zu gewinnen, tat ich so, als ob ich in meiner Handtasche nach der Geldbörse suchte. Auf einen vernünftigen Gedanken brachte mich das nicht. Wie hatte ich nur auf diesen dummen Taxitrick hereinfallen können? Mit plötzlich aufwallendem Ärger, entschlossen, der Sache ein Ende zu machen, ließ ich die Handtasche zuschnappen und stieg aus.
Wir standen uns gegenüber. Ich sah ihm in die Augen. Ich sah nur diese Augen, die dunkel waren und glänzend und die mich festhielten. Ich wollte etwas sagen, aber es fiel mir nichts ein. Alle meine Gedanken hatten sich auf seltsame Weise verflüchtigt.
„Wohin wollen Sie mit Ihren Köfferchen?“
„Halle Schwermaschinenbau.“
Er nickte und schloss den Wagen ab. „Ich heiße Wolfgang“, sagte er über die Schulter. „Wolfgang Hellberger.“
„Gegrüßt, mein schönes Kind!“
Ich schrecke aus meiner Erinnerung auf. Ein Mann steht vor mir, breit und groß, in einem karierten Anzug. Er nimmt den Hut ab und verbeugt sich. Seine Kugelglatze blitzt mir in die Augen.
„Erinnern Sie sich nicht?“, fragt er und sieht mich eindringlich an.
„Doch, doch.“
Irgendwo hatte ich ihn schon mal gesehen. Irgendwann hatte ich seine Stimme gehört.
„Wirklich tragisch, diese Geschichte“, röhrt er. „Dass sie ihn aber auch gleich vergiften musste! Eifersucht ist ja schön und gut, und der Junge hat’s natürlich auch ein bisschen arg getrieben, zugegeben. Aber ich frage Sie, was hat das Weib davon. Hat sich letzten Endes selber mehr Ärger gemacht als ihm. Er hat alles hinter sich, und sie sitzt in der Tinte. Begreifen Sie das?“
Er redet weiter auf mich ein mit seiner dröhnenden Stimme, im Tonfall ehrlicher Entrüstung. Ich höre ihm nicht mehr zu, spüre nur, es ist tröstlich gemeint. Wenn er doch bloß nicht so schreien wollte.
Er ergreift mit seinen Pranken meine Hand und schüttelt sie. „Also nicht den Mut verlieren, Kindchen. Hab’ hier irgendwo Termin. Aber denken Sie, man findet was in dem verdammten Kasten. Das Leben geht weiter, vergessen Sie das nicht. Und wenn der ganze Mist vorbei ist und Sie wollen sich mal anständig amüsieren, dann denken Sie an mich, an den alten Münchmeyer, der steht immer zu Diensten.“
Er lacht dröhnend, lässt meine Hand los und eilt mit hallenden Schritten davon.
Neben mir auf der Bank die vier Frauen. Sie sehen mich vorwurfsvoll an. Als ob ich etwas für die Geschmacklosigkeiten könnte, die der alte Elch in die Welt trompetet. Jetzt blicken sie zu Boden, peinlich berührt. Sie tun mir leid mit ihren vom Weinen gedunsenen Gesichtern, ihren geschwollenen Augenlidern, ihren albernen schwarzen Kostümen und ihrer verlogenen Feierlichkeit. Spielen eine Rolle und merken nicht, wie lächerlich sie sich machen. Ein Dahingeschiedener und vier Witwen. Und nicht mal richtige. Witwen in spe, wenn man das so sagen kann. Jede bildet sich noch heute ein, er hätte ausgerechnet sie geheiratet. Wenn das nicht alles so dumm wäre, könnte ich nur lachen. Über die vier Weiber und die fünfte in der Zelle. Über den Herrn Staatsanwalt und seine tüchtigen Kriminalisten, die sich so emsig und so vergeblich bemühen, einen Fall aufzuklären, dessen Zusammenhänge sie gar nicht begreifen. Und natürlich auch über mich selbst.
Ich schließe die Augen. Münchmeyer, Münchmeyer? Richtig, das war auch an jenem ersten Abend.
Wir waren verabredet. Als ich vor seinem Hotel aus dem Taxi stieg, stand er schon vor dem Eingang und wartete auf mich. Er küsste mir die Hand und führte mich eine Treppe hinunter in eine riesige Bar. Sie lag im Kellergeschoss und sah aus wie alle Bars in den neuen Hotels. Kastriertes Kunsthandwerk. Sie hatten für Wolfgang und mich einen Tisch reserviert. Ich wusste, was es bedeutet, zur Messe überhaupt in eine Bar hineinzukommen. Er musste ein hohes Tier sein oder unwahrscheinlich gute Beziehungen haben.
Ich hatte Durst. Ich weiß nicht, ob es an der trockenen Luft lag oder an meiner Aufregung. Wolfgang winkte, und der Ober brachte Sekt. Wir tranken schnell hintereinander mehrere Gläser. Dann gingen wir auf die Tanzfläche. Er war ein guter Tänzer. Nicht ein einziges Mal gab es zwischen uns auch nur die Spur von einem Missverständnis. Wir schwebten dahin, mühelos und harmonisch.
Die zärtliche Musik, das bunte Licht, das Gewebe aus Stimmen und Gläserklirren. Die Stirn an seine Schulter gelehnt, überließ ich mich meinen Träumen, kostete das Gefühl aus, in seinen Armen zu sein.
Als wir zurückkamen, saß Münchmeyer mit drei asiatisch aussehenden Herren an unserem Tisch. Sie zwitscherten mit ihren Vogelstimmen über irgendein Exportbusiness, höflich, zurückhaltend, unermüdlich lächelnd. Wolfgang stellte mich vor und wurde sofort ins Gespräch gezogen.
Ich war enttäuscht. Was hatten diese Leute hier zu suchen, ausgerechnet jetzt? Ich hatte mir eingebildet, wir würden den Abend für uns allein haben. Warum hatte er mir nicht gesagt, dass er in Wirklichkeit mit seinem Chef und drei fernöstlichen Handelsreisenden verabredet war?
Ich spielte mit meinem Glas und dachte darüber nach, wie es weitergegangen wäre, wenn uns diese Kerle nicht gestört hätten.
Direktor Münchmeyer versuchte mit mir anzubändeln, so ganz nebenbei, während er mit den Japanern über gemusterte Gardinenstoffe verhandelte. Ich sah ihn feindselig an. Auf diese Art hätte er bei mir nicht einmal unter normalen Umständen eine Chance gehabt. Er machte einen Anlauf nach dem anderen und nahm es nicht übel, dass ich abweisend blieb.
Als er mein Glas nachfüllte, tätschelte er freundlich meine Hand. Wolfgang stand auf und schob sich zwischen uns, anscheinend nur, um einem der Japaner Feuer zu geben. Doch ich spürte den Druck seines Ellbogens und rückte zur Seite auf seinen Platz.
Münchmeyer grinste in die Runde. Er schien überhaupt nichts übel zu nehmen, auch nicht, dass ich nun aus seiner Reichweite entkommen war.
Ich begann mich nun ernsthaft zu langweilen und hatte keine Lust, meine Ungeduld länger zu verbergen. Noch gehörte ich nicht zu den Frauen, die wie die Schaufensterpuppen herumsitzen, wenn ihre Männer von Geschäften sprechen. Ich stieß Wolfgang mit dem Knie an. Er blickte auf und lächelte. Ich fühlte seine Blicke auf meiner Haut und schlug die Augen nieder. Münchmeyer, der schon auf einer Woge Whisky schwamm, machte eine zweideutige Bemerkung. Auf diese Gelegenheit schien Wolfgang nur gewartet zu haben. Er stand abrupt auf, griff nach meiner Hand und führte mich zur Bar.
Hinter dem Tresen arbeitete eine gefärbte Blonde, die sich für die Königin von Jordanien hielt. Als wir auf die Hocker kletterten, hob sie für zwei Sekunden ihre falschen Wimpern und taxierte uns. Und als sie uns die Cocktails servierte, ertappte ich sie, wie sie Wolfgang anstarrte — mit halb offenem Mund und einem selbstvergessenen Ausdruck auf ihrem Puppengesicht.
Zum ersten Mal hatte ich Angst um einen Mann. Das war ein ganz neues Gefühl, ich war erschrocken und erstaunt zugleich. Bisher war ich immer die Überlegene gewesen, die Männer hatten mich bewundert, waren mir nachgelaufen und schon dankbar, wenn sie nur in meiner Nähe sein und etwas für mich tun durften. Natürlich war mir das sehr angenehm, ich hatte mich daran gewöhnt, obwohl ich nie recht begriff, woher diese Wirkung kam, die ich auf Männer ausübte.
Erkennt man vielleicht erst an der Eifersucht, dass man jemanden liebt? Ein verrückter Gedanke. Mir jedenfalls war Eifersucht als ein Ausdruck der Schwäche, ja sogar der Haltlosigkeit erschienen, zumindest aber hatte sie immer einen Beigeschmack der Lächerlichkeit.
Ich versuchte, mich dagegen zu wehren. Ich sagte mir, dass ich ihn erst seit ein paar Stunden kannte, dass er mir überhaupt nichts bedeutete, dass wir uns ja noch nicht einmal geküsst hatten, dass es genug andere gab, die ihn ersetzen konnten — vergeblich, mit Vernunft war dagegen nicht anzukommen. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass die blonde Schlange hinter der Bar ihn ansah. Dass er mit ihr sprach und dabei lächelte. Vermutlich war sie schon dabei, sich auszumalen, wie sie mit ihm ins Bett ging.
Der Spaß war mir verleidet, ich wollte weg, 'raus aus diesem überfüllten Keller, mit ihm allein sein. Er war einverstanden. Wir tranken aus und zahlten.
Die Straßen waren still und leer. Ein böiger Wind wehte, und es regnete noch immer. Er legte schützend den Arm um meine Schultern. Die Laternen schwankten, und wenn ich die Augen zukniff, verwandelten sie sich in Sterne mit langen goldenen Strahlen.
Wir sprachen nicht. Als wir vor meiner Haustür standen, ließ er mich los. Ich schloss die Tür auf. Ich reichte ihm die Hand und wollte auf Wiedersehen sagen, da nahm er mich in die Arme und küsste mich!
Als ich aufwachte, quälte mich Durst. Auf einem Henkeltischchen neben dem Bett standen ein Glas Milch und eine Schachtel Schmerztabletten. Die gute Mama. Ich trank die Milch aus und ließ mich in das Kopfkissen zurücksinken.
Der Wind bewegte die Gardinen, ihr Schatten flirrte über das Blumenmuster des Bettbezugs. Ich sah auf die Uhr. In einer Stunde musste ich im Büro sein. Seufzend rollte ich mich aus dem Bett, nahm meinen Transistor und ging ins Bad.
Wie üblich saß Mama schon angezogen und frisiert am Frühstückstisch und las die letzte Seite der Zeitung. Es roch nach Kaffee und Rührei mit Schinken.
Ich küsste Mama auf die Wange und setzte mich. Sie legte die Zeitung zur Seite, nahm die Weißbrotscheiben aus dem Toaster, schob sie zwischen die Servietten in den Korb und reichte ihn mir.
Sie fragte nichts, aber ich wusste, dass sie einen Bericht erwartete. Das war selbstverständlich, ich konnte es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Es gehörte zu meinem Leben wie die Wohnung mit ihren vier Zimmern, den dunklen Eichenmöbeln und Orientteppichen, den Stuckornamenten an den Decken, den holzgetäfelten Wänden und den geschnitzten Doppeltüren.
Ende der zwanziger Jahre, gleich nach ihrer Hochzeit, waren meine Eltern in diese Wohnung gezogen. Vater war Buchhändler und wurde später Teilhaber eines kartografischen Verlages. Er hat mich sehr verwöhnt, doch seine Gegenwart machte mich immer ein bisschen traurig. Er war ein stiller Mann, ich hatte ihn nie lachen sehen. Früher wäre er anders gewesen, behauptete Mama. Er habe den Tod meines Bruders nicht verwinden können, der im Frühjahr 1945 gefallen war, kaum sechzehnjährig. Einige Jahre später war er selbst gestorben, eigentlich ohne ersichtlichen Grund. Ich vermutete, an gebrochenem Herzen, aber Mama wurde ärgerlich über diese Vermutung, und so sprachen wir nicht mehr davon. Er hinterließ ihr ein kleines Vermögen in Edelsteinen; davon lebte sie noch heute.
Seit Vaters Tod fühlte sich Mama plötzlich für alles verantwortlich, was mich betraf — für meine Freunde, meine Arbeit, meine Zukunft. Und später natürlich für die Männer, die in meiner Nähe auftauchten. Da war jede Einzelheit wichtig, das Benehmen, die Anzüge, das Aussehen; von ihrer Herkunft, ihrem Beruf und ihren Überzeugungen ganz zu schweigen. Nach Mamas Meinung gab es drei Dinge für eine Frau, die wirklich wichtig waren. Sie darf sich erst in einen Mann verlieben, wenn sie sicher ist, dass auch er sie liebt. Der einzige Maßstab, der für die Liebe eines Mannes gilt, ist die Bereitschaft, für seine Frau Opfer zu bringen. Und schließlich drittens, ein Mann muss so viel verdienen, dass er die Ansprüche, die eine Frau an das Leben stellt, erfüllen kann. Nach diesen Grundsätzen hatte sie meinen Vater gefunden, der ein Leben lang diese Ansprüche erfüllte und noch über seinen Tod hinaus alle ernsthaften Schwierigkeiten von ihr fernhielt. Allerdings hatte ich zuweilen den Eindruck, dass er dabei nicht ganz so glücklich gewesen war wie sie.
Mama war jetzt Mitte der Sechzig, sah aber aus wie Ende Vierzig, hatte nie schlechte Laune und war von einem Schwarm heiratswilligen Verehrern umgeben. Natürlich dachte sie nicht daran, noch einmal zu heiraten. Wozu auch? Was sie brauchte, hatte sie.
Nachdem ich ihr ausführlich den vergangenen Abend geschildert hatte, nickte sie nachdenklich und sagte: „Du hast dich also in diesen Wolfgang verliebt."
„Ja, Mama.“
„Was ist das eigentlich für ein Mensch?“
„Ein wundervoller Mensch.“ Ich lächelte glücklich.
„Soso, wundervoll. — Und er liebt dich auch?“
„Ich glaube schon.“
Mama legte ihr Brot auf den Frühstücksteller und sah mich unzufrieden an. „Mit Glauben ist da nichts getan, mein Kind., Wenn du einen Mann mehr liebst als er dich, fällst du unter Garantie auf die Nase.“
„Heute ist das alles ganz anders als früher.“
„Unsinn. Das sind ewige Gesetze. Und was soll übrigens aus Peter werden? Schließlich bist du mit ihm so gut wie verlobt.“
Ich zuckte die Schultern.
„Ich will dir nicht hineinreden“, sagte Mama, „aber die Sache gefällt mir nicht. Meine Ahnungen trügen mich selten.“
Das Werbebüro, bei dem ich beschäftigt bin, befindet sich im fünften Stockwerk eines alten Mietshauses in der Innenstadt. Ich war ziemlich außer Atem, als ich auf die Klingel drückte, zweimal kurz, einmal lang. Das Türschloss summte. Im Korridor empfing mich ein intensiver Bohnerwachsgeruch. Also Mittwoch. An den weißen Latexwänden hingen die altbekannten Fotos. Ein paar davon waren von mir.
Als ich unseren Arbeitsraum betrat, schnarrte auf meinem Schreibtisch das Telefon. Ich hob den Hörer ab.
„Guten Morgen, meine Liebe!“ Es war die piepsige Stimme der Bayerlein. „Der Chef möchte dich sprechen. Ob du wohl einen Moment Zeit hättest?“ '
Die Bayerlein konnte jeden von uns am Klingeln erkennen, obwohl wir alle das gleiche Zeichen benutzten. Einem Brief sah sie von außen an, ob er gute oder schlechte Nachrichten enthielt. Sie wusste, wann der Chef fünf Treppen tiefer das Haus betrat. Jahrelang hatte er versucht, ihr auf die Schliche zu kommen. Dann hatte er resigniert und sich mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten abgefunden. Sie konnte es übrigens selbst nicht erklären. Sie fühle es in der Magengrube, sagte sie.
Ich zog den Mantel aus und ging ins Sekretariat.
Die Bayerlein war eine unscheinbare Person mit den putzigen Bewegungen einer Maus. Die Zeit schien ihr nichts anzuhaben. Solange ich sie kannte, sah sie unverändert aus.
Sie deutete mit dem Kopf auf die Tür und wandte sich wieder ihren Papieren zu.
Ich zögerte. „Was will er denn?“
Sie krauste das Näschen und lächelte mit ihren Knopfaugen. Das hieß etwas Unerfreuliches.
Hinter der Polstertür saß er an seinem Mahagonischreibtisch: Johann Sebastian Riegel, mein Chef. ,Fotos mit Regie für Verlag und Industrie.‘ Seine Freunde durften ihn Jonny nennen.
Er musterte mich finster. Dann griff er zu einem roten, innen schwarz gefütterten Umschlag im A4-Format, eine Spezialität unserer Firma, zog ein Päckchen Glanzfotos heraus und fächerte sie mit einer Daumenbewegung auf.
„Ausschuss“, sagte er und ließ sie auf die Tischplatte fallen.
Ich brauchte mir die Bilder gar nicht anzusehen, es waren meine Schiffsdiesel vom Vortag. Mir war selbst klar, dass sie nicht viel taugten. Ich hasse technische Fotografie. Sie liegt mir einfach nicht, und obendrein war ich mit meinen Gedanken nicht bei der Sache gewesen. Aber er hätte es ein bisschen freundlicher sagen können.
Ich hob bedauernd die Schultern und ließ mich in den Sessel vor seinem Schreibtisch fallen. Hoffentlich machte er es kurz. Ich hatte keine Lust, mir zum hundertstenmal anzuhören, welche Richtlinien bei der Fotografie technischer Objekte unbedingt zu beachten seien.
Er trommelte mit den Fingerspitzen auf den Schreibtisch. Ich betrachtete meine Schuhe. Endlich klappte er sein goldenes Zigarettenetui auf.
„Zigarette?“
Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er Widerspruch erwartet und sich ein paar hübsche Sätze zurechtgelegt. Mit meinem Schweigen hatte ich ihm seinen Auftritt verpatzt. Ich begann mich wohler zu fühlen.
Das Feuerzeug klickte. Er erhob sich, kam um den Schreibtisch und legte mir den Arm um die Schulter.
„Nun sei nicht deprimiert. Auch Fehler sind produktiv. Sie machen einen mittelmäßigen Zustand so schlecht, dass er unerträglich wird.“
Er liebte derartige Sprüche. Neben der Kognakflasche in seinem Schreibtisch lag ein dicker Stapel Aphorismenbände.
Ich gab keine Antwort.
„Also hör mal zu“, sagte er seufzend, „ich weiß, du hast gesagt, es liegt dir nicht, und die Bayerlein hat es auch gesagt. Meiner Ansicht nach ist das Quatsch. Ein guter Fotograf muss alles können. Aber schön, ich wollte nicht auf euch hören. So gesehen, habe ich mehr Schuld als du.“
„Was soll nun werden?“, fragte ich. „Die Bilder müssen heute in die Druckerei.“
„Strutzke ist schon unterwegs. Der erledigt das in drei Stunden.“
Ich atmete auf. „Dann kann ich meine Campingserie zu Ende machen?“
Er lächelte. „Wir brauchen dringend ein paar hübsche Landschaften, als Hintergrund für den Katalog. Das macht niemand besser als du.“
Er ließ meine Schulter los und setzte sich wieder in seinen Sessel. „Wie wär’s an diesem Wochenende? Wir nehmen den Wagen, Freitag nachmittag geht’s los, Sonntagabend sind wir zurück. Einverstanden?“
Ich konnte ihn gut leiden, und noch gestern hätte ich ohne zu zögern ja gesagt. Er war Anfang Vierzig, lachte gern, hatte Ideen und konnte mit Leuten umgehen. Seine paar Kilo Übergewicht, die vom guten Essen und zu viel Kognak stammten, störten mich nicht. Vor zwei Jahren war ihm seine Frau mit einem Klavierspieler durchgebrannt. Allerdings hatte niemand von uns den Eindruck, dass er sich besonders bemüht hätte, sie zurückzuhalten. Wenn ich nur wollte, hätte ich ihn heiraten können. Aber er war für mich als Mann noch nie in Betracht gekommen. Ich wusste nicht, warum. Vielleicht war er mir eine Spur zu selbstsicher. „Nun, was ist? Hast du’s dir überlegt?“
„Du bist der Chef“, sagte ich und stand auf. „Viel Hoffnung kann ich dir aber nicht machen. Sollte ich die Absicht haben, krank zu werden, sage ich bis morgen Bescheid.“
„Das wirst du mir nicht antun.“ Er lachte. „Weißt du, was mir an dir gefällt? Deine schöne Offenheit.“
Ich kehrte zurück an meinen Schreibtisch und rechnete meine Überstunden aus. Falls dieses Wochenende noch dazukam, hatte ich fast vierzehn Tage, die ich abbummeln konnte. Vielleicht fand Wolfgang auch einmal Zeit, dann konnten wir zusammen in Urlaub fahren.
Der Vormittag schlich dahin, ich dachte an Ferien. Ostsee, Spaziergänge durch Prag oder Warschau, eine Reise in die Hohe Tatra.
In der Mittagspause ging ich mit Martin und Helga in einen Schnellimbiss. Ich wollte rasch zurück sein. Er hatte noch immer nicht angerufen.
Danach half ich Helga im Labor. Sie war natürlich erstaunt darüber und löcherte mich mit dummen Fragen, aber ich gab ihr keine Antwort. Schon deshalb wäre ich viel lieber mit Martin in das Dachatelier gegangen, wo die Campingserie in Arbeit war. Aber da oben gab es kein Telefon. Gegen drei wurde ich unruhig, sah alle paar Minuten auf die Uhr. Er hatte versprochen, er würde sich melden, sobald er wüsste, wann er Zeit hat. Eigentlich hätte er auch zwischendurch mal anrufen können, einfach nur so, um zu hören, wie es mir geht. Aber Männer sind komisch. Sie brauchen immer einen sogenannten vernünftigen Grund, bevor sie das Telefon in Anspruch nehmen.