3,99 €
Die schönsten und beliebtesten Wörter der deutschen Sprache Wörter bewahren Erinnerungen an die Kindheit und erzählen von unseren Träumen. Die schönsten Wörter sind uns auf wunderliche Weise tief vertraut. Genau darin besteht das Vergnügen, denn in diesen Wörtern kann man es sich gemütlich machen. Tauche ein in funkelnden Wortzauber und lasse Dich in eine noch gar nicht so lange zurückliegende Zeit entführen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Die Lieblingswörter der Deutschen
von Lenny Löwenstern
Lektorat: Wolma Krefting Umschlaggestaltung: Lenny Löwenstern unter Verwendung eines Motivs von depositphotos @S_Kohl; die benutzten Fonts sind Della Respira (Google) und Garamond Premier Pro (Adobe). Innenillustrationen: Old Things von Digital Curio via Creative Market.
Weitere schöne Wörter findest du auf https://sternenvogelreisen.de
Bücher von Lenny Löwenstern:
* Schöne Wörter VOL 1 & 2
* Die schönsten Weihnachtswörter
* Böse Wörter
Lenny Löwenstern * c/o Sven Lennartz * Marktplatz 1 * 09557 Flöha * E-Mail: [email protected]
Buchversion 1.0 aus dem Februar 2023
Wenn man die Deutschen fragt, welche ihre Lieblingswörter sind, werden immer dieselben genannt. Hier sind die 236 schönsten und beliebtesten Wörter der deutschen Sprache und was sie bedeuten.
Um herauszufinden, welche Wörter die Deutschen wirklich lieben, habe ich mich in Foren, auf Websites, in Social-Media-Kanälen umgesehen sowie zahlreiche Artikel in Zeitschriften und Büchern verarbeitet. Einige Wörter wurden immer wieder angegeben, andere nur selten, so ergab sich eine Liste. Du kennst sie alle, wenn Deutsch deine Muttersprache ist.
Nicht berücksichtigt habe ich Wörter aus dem Kosmos der Dialekte, sie werden zwar häufig genannt, schließen aber zu viele Menschen aus, da sie oft unverständlich bleiben. Sie sind nur lokal von Bedeutung. Herausgekommen ist so etwas wie eine Essenz, ein Destillat der deutschen Sprache.
Tauche ein in funkelnden Wortzauber und lasse dich in eine noch gar nicht so lange zurückliegende Zeit entführen. Weil man sich in Wörtern geborgen fühlen kann.
Die meisten dieser besonderen Wörter wurden schon vor hundert und mehr Jahren benutzt und verstanden – jedoch nicht alle. Manche sind neueren Ursprungs und stammen aus dem 20. Jahrhundert. Unsere besten Wörter erzählen von Sehnsüchten, Wünschen und einer harschen Realität, die mit der Zeit verklärt und immer auch ein bisschen geschönt wurde. Wörter bewahren Erinnerungen an die Kindheit und erzählen von unseren Träumen.
Diese Wörter sind der Schlüssel zum Verstehen der Deutschen, denn wenn man sie begreifen will, sollte man ihre schönsten Wörter kennen. Wer die Deutschen sind und wer sie einmal waren, erfährt man aus ihrer Sprache.
Das mag ein bisschen gestrig klingen. Ja, ein wenig rückwärtsgewandt kommt manches daher. Und? Dafür ist es umso schöner, ist uns auf wunderliche Weise tief vertraut. Genau darin besteht das Vergnügen. In diesen Wörtern kann man es sich wahrlich einrichten und gemütlich machen.
Ergänzend habe ich Zitate aus der klassischen Literatur zusammengetragen, in denen die ausgewählten Wörter munter verwendet wurden, Wohlfühlwörter im Einsatz sozusagen. Es sind originale und schöne Texte heute mehr oder weniger bekannter Schriftsteller. Vieles ist leider bereits der Vergessenheit anheimgefallen, darin könnte ein Reiz liegen und ein Grund, noch einmal nachzulesen. Keine Sorge, die ausgesuchten Passagen sind in der Regel gut verständlich.
Die Reise in die Welt der schönsten Wörter ist auch eine Reise zu unseren Wurzeln und letztlich zu uns selbst.
Lenny Löwenstern
PS Selbstverständlich will ich hier niemanden zum Deutschen erklären, der es nicht ist; nicht die Schweizer, die Österreicher, die Luxemburger und auch sonst neimanden. Für mich geht es nicht um Nationen, sondern um die Sprache, sie ist die Basis der Kultur. Die ausgesuchten Zitate stammen von deutschsprachigen Schriftstellern, darunter sind auch fremd klingende Namen zu finden. Autoren wie Ödön von Horváth, der Ungar war, doch seine Muttersprache als deutsch angab. Darauf kam es mir an.
ABENDBROT (das) traditionelles, eigentlich kaltes Abendessen, dessen Grundlage das Brot ist.
»Er öffnete die Tür. Eine Glocke schlug an, und der Ton schwang freundlich nach. Die Werkstatt lag sauber aufgeräumt im Halbdunkel. Eingefasst in den Rahmen der Tür zum Nebenzimmer, zeigte sich das mild beleuchtete Bild der Schustersfamilie beim Abendbrot. Der Geselle kaute an der Seite der Haustochter. Den kleinen Kindern gab die Mutter Kartoffeln zur Mettwurst. Der Vater setzte die bauchige Flasche mit Braunbier neben die Lampe, erhob sich und sah nach dem Kunden.« Heinrich Mann: Professor Unrat, 1905
ANMUTIG (Adj.) gehoben für reizend, bezaubernd, von großer, Schönheit und Eleganz
»Ganz hellblaue Augen mit großem Stern, flachsblonde Haare, die Nase ein klein wenig, aber sehr anmutig abgestumpft; dazu ein sehr kleiner, schön geschwungener Mund, der ganz besonders zu dem kindlichen Ausdruck dieses Gesichtes beitrug. Die Haare trug sie in der Mitte gescheitelt und, die Schläfen wie einen großen Teil der Stirne ganz bedeckend, glatt über die Ohren gelegt; hinten bildete ihre dichte Fülle einen üppigen Zopfkranz. Diese Frisur gab ihr etwas süß Frauliches zu dem Kindlichen. Wenn man ihr aber genauer in die Augen sah, so spürte man, daß eine heitere Energie der Grundzug dieses Wesens war.« Otto Julius Bierbaum: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive, 1897
»Anmutige Bilder verwoben sich mir im Tanze zu einem gefälligen Traum. Mina, einen Blumenkranz in den Haaren, schwebte an mir vorüber, und lächelte mich freundlich an.« Adelbert von Chamisso: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte, 1814
ANSCHMIEGSAM (Adj.) sich eng an etwas kuschelnd oder zart drückend, knuddelig; verwandt mit geschmeidig
»Sie blickt geradeaus, ein Tuch ist ihr über das Haar gelegt und fällt zu beiden Seiten auf Hals und Schultern anschmiegsam herab. In ihrem Antlitz, ihren Blicken hegt sie eine wunderbare Hoheit, einen königlichen Ernst, als fühle sie die tausend frommen Blicke des Volkes, das zum Altare zu ihr aufsieht.« Herman Grimm: Das Leben Michelangelos, 1860
ANTLITZ (das) gehoben für das Gesicht eines Menschen
»Eine leichte Röte der Verlegenheit darüber, daß man seinen geheimen Wunsch erriet, färbte das Antlitz des jungen Mannes.« Elisabeth Bürstenbinder: Gesprengte Fessel, 1875.
AUGENBLICK (der) kurze Zeitspanne, die im Nu wieder verfliegt; ein flüchtiger Moment
»O, der Augenblick des Glücks, dem er so nahe gewesen, er war ihm unter den Händen entschlüpft, und wenn er träumerisch aufwärts blickte, so sah er es trügerisch in alle Weiten hinaus flattern, schillernd, glänzend, strahlend: Ämter, Orden, Würden!« F. W. Hackländer: Der Augenblick des Glücks – Aus den Memoiren eines fürstlichen Hofes, 1869
AUGENSCHMAUS (der) erfreulicher, appetitanregender Anblick. Der Schmaus ist eine Mahlzeit, es handelt sich hier also um ein gedachtes Essen für die Augen.
»Nun fing die gute Elsbette an, zu backen und zu rühren, und dachte, es könne ihr nicht fehlen. Sie brachte eine Schüssel dampfender Krautklöße auf den ersten Mittagstisch – wirklich ein einziger Duft und Augenschmaus! – ein Bild für einen Maler! Und süße, lockere Heißwecken mit purpurrotem Hagebuttenguss gab es am nächsten Tag.« Frida Schanz: Der flammende Baum, 1916
AUGENSTERN (der) Kosewort; eigentlich gemeint ist der funkelnde Reflex des Lichts in der Pupille
»O ihr Sternenaugen O ihr Sternenaugen, Oder Augensterne! Könnt‘ ihr aus der Ferne Diese Tränen saugen, Die ich um euch wein‘ und weine gerne,
O ihr Augensterne, Oder Sternenaugen! Wozu könnten taugen Euerm lichten Kerne Diese trübem Gram entpreßten Laugen?
O ihr Sternenaugen, Oder Augensterne! Wollt ihr dennoch gerne Diese Tränen saugen, Die ich zu euch wein‘ in jene Ferne?« Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder, 1872
AUGENWEIDE (die) schöner, erfreulicher Anblick, ganz ähnlich wie Augenschmaus; auch die Weide, auf der Vieh gehalten wird, steht für Nahrung
»Eine gewisse Ahnung wollte mich an den Sitz festschrauben. Sie wissen aber, daß ein Student am Nachmittag im schönen Wetter keinen eigenen Willen hat. So ließ ich mich fortschleppen. Heimlich lechzte ich freilich nach einer Augenweide, denn ich hatte mich viele Mondenlang vor allem Schönen standhaft verschlossen.« Paul Heyse: Der Kreisrichter, 1855
BACKFISCH (der) veraltet für ein junges Mädchen in der Pubertät, heute sagt man Teenager, wenn man verstanden werden will. Die Herkunft des Begriffs in diesem Zusammenhang ist unklar.
»Natürlich hatte sie blaue Augen und einen blonden, etwas unfertigen Mozartzopf, und natürlich roch sie nach Butterbemmen, denn sie war ein Backfisch. Backfisch mit der Notenmappe. Backfisch mit den schlenkernd eckigen Bewegungen. Backfisch mit dem ruckweisen Kopfwenden. Backfisch mit den kolossalen Geographiekenntnissen. Backfisch mit dem noch nicht völlig damenhaft langen Kleide.« Otto Julius Bierbaum, Studenten-Beichten, 1893
»Menschenskind, da bist du ja ein Backfisch!« – »Ich???« – »Natürlich, mit vierzehn Jahr, sieben Wochen, sieben Tage, sieben Stunden bist du ein Backfisch! Mädchen, bist du dir einmal klar geworden, was das ist?« – »Pah, Fritz Haffner meint: Es war‘ nicht Fleisch, nicht Fisch. – Nicht Windbeutel und nicht Schlagsahne!« Margarete Michaelson (Ernst Georgy): Die Berliner Range – Neue Bekenntnisse, 1900
BACKPFEIFE (die) Ohrfeige, ein Schlag auf die Wange mit der flachen Hand; eine originelle Zusammensetzung in diesem Zusammenhang ist das Backpfeifengesicht, ein Gesicht, in das man hineinwatschen möchte, weil es nach einer Backpfeife regelrecht lechzt
»Da flohen die Knaben hinter das Meßpult oder kletterten auf den Sitz des Vorsängers. Andre verkrochen sich in den Beichtstuhl. Aber der Pfarrer teilte behend rechts und links einen Hagel von Backpfeifen aus; einen der Jungen packte er am Rockkragen, hob ihn in die Luft und duckte ihn dann in die Knie, als ob er ihn mit aller Gewalt in die Steinfliese hineindrücken wollte.« »Wat? – ne Stulle willste? – ne Backpfeife kannste krieg’n – und dann hopps ins Bette!« »Heinrich Zille & Hans Ostwald: Das Zillebuch, 1929
BAUCHGEFÜHL (das) Intuition, Vermutung; eine Ahnung, die man nicht über den Verstand weiß, sondern die aus dem Körper zu kommen scheint – ein recht neues Wort
BAUCHGRIMMEN (das) Bauchschmerzen; das Grimmen war früher ein stärkeres Wort, es stand für Wüten, Toben oder Rasen, heute ist ein Bauchgrimmen nur noch ein leichter Schmerz
»Es ist damit wie mit dem Honigkuchen der Offenbarung. Süß schmeckt er auf der Zunge, aber das Bauchgrimmen folgt hinterher.« Theodor Mügge: Der Vogt von Sylt, 1851
BAUCHPINSELN (das) Schmeicheln, Komplimente machen; mit dem feinen, weichen Pinsel wird gestreichelt, so macht man sich jemanden gewogen
BEHAGLICH (Adj.) gemütlich, ein zufriedenes, wohliges, angenehmes Gefühl haben
»Neben dem Meister kauerte die Kräuterfrau am Boden. Sie hatte den grauen Hauskater auf dem Schoß und stäubte ihm sanft die Funken aus dem Pelz. Manchmal, wenn es so recht behaglich knisterte und das Tier vor angenehmem Grausen maunzte, langte der Meister liebkosend nach ihm zurück.« Theodor Storm: Hinzelmeier, 1852
BEHAGLICHKEIT (die) anheimelnder Zustand von Gemütlichkeit und Wohlbehagen
»Jeder Mensch hat so seine eigenen Manieren, in denen er sich behaglich fühlt und die man ihm lassen darf, wenn sie nur anderen Leuten nicht gar zu große Unbequemlichkeit verursachen. Zu meiner Behaglichkeit gehörte es lange, abends nach vollbrachten Tagewerk mich ans Fenster meines Wohnzimmers zu setzen und entweder aus die Straße hinunter zu lugen, um die vorüberwandelnden Menschen zu beschauen, oder zum Sternenhimmel hinauf zu gucken, wobei ich dann so meine absonderlichen Gedanken hatte.« Adolf Kolping: Ausgewählte Volkserzählungen, 1896
BEHUTSAM (Adj.