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Gedichte über die Lust an Worten und Körpern, am Lesen und Lieben. Dagmar Leupolds Verse sind klug und sinnlich zugleich. Sie sprechen von den uralten Ironien des Lebens: von der Sehnsucht nach Nähe und der Erregung, die aus dem Getrenntsein erst entstehen kann. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 24
Dagmar Leupold
Die Lust der Frauen auf Seite 13
Gedichte
FISCHER E-Books
Die Milchwege der Brust
wie ein Flußdelta
im Schlamm Asiens
wo Dschunken dümpeln
mit weichem Glucksen
einander ihre Fahrten
erzählen oder mit
bunten zeltartig
gespannten Matten
einander zuwinken
Befehle von Männern
in fremdartigen
Akzenten
aber immer
mit Ausrufezeichen
ihren Schleim
lassen sie achtlos
tropfen
es gibt ja
Prometheus.
Zwei nahtlos ineinandergefügte
Steinhälften, so liegen wir –
doch es gibt sie, die Naht:
im Augenblick größter Nähe
ist das Getrenntsein erregend.
Das Wiedererkennen ist niemals
Rückkehr zum Fels, aus dem wir,
noch eins, im allerersten Paradies
von weiser Hand gebrochen wurden.
Beim Lesen schon
in der Hand explodieren:
nicht jenseits von Worten,
nur zu schnell für sie
wie ein reiterloses Pferd,
das süchtig nach Wind
im Galopp flieht
und doch den Reiter liebt.
Für S.
Ortlos,
heikel –
da botest du mir Anker,
und in wundersamer Schwebe
haltet ihr mich tröstlich gefangen.
Eine Falle
hat meine Hände befreit:
dich zu formen.
Du liegst verletzt, ein kleiner,
kreisrunder Einschuß unterhalb
des Schulterblatts, das schmal
emporragt wie die Rückenflosse
eines Raubfischs. Im Flug trinkt