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Die Kunstmärchen gehören zu den beliebtesten Erzählformen der Weltliteratur. Kaum ein deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts hat diese Tradition auf vergleichbare Weise fortgesetzt wie Hermann Hesse. Das Spektrum reicht von den Erzähltraditionen Boccaccios und den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht bis zu phantastischen Satiren und psychoanalytisch inspirierten Traumdichtungen. Sie modernisieren die klassischen Märchenthemen: Glück und Unglück der Liebe, Eitelkeit der Wünsche, Vergänglichkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit. Diese Märchen sind stets lebensbezogen. Das Magische darin zielt auf die Entwicklungsfähigkeit des Menschen, die für Hesse mit der Pubertät durchaus nicht erschöpft ist.
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Seitenzahl: 387
Hermann Hesse, Erzähler, Lyriker, Maler und zeitkritischer Essayist, am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltischen Missionars und der Tochter eines schwäbischen Indologen geboren, 1946 ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Literatur, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano. Seine Bücher sind mittlerweile in einer Auflage von mehr als 120 Millionen Exemplaren in aller Welt verbreitet und haben ihn zum meistgelesenen deutschsprachigen Autor u. a. in den USA, Japan, Korea und den arabischen Ländern gemacht.
Die Kunstmärchen gehören zu den beliebtesten Erzählformen der Weltliteratur. Kaum ein deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts hat diese Tradition auf vergleichbare Weise fortgesetzt wie Hermann Hesse. Das Spektrum reicht von den Erzähltraditionen Boccaccios und den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht bis zu phantastischen Satiren und psychoanalytisch inspirierten Traumdichtungen. Sie modernisieren die klassischen Märchenthemen: Glück und Unglück der Liebe, Eitelkeit der Wünsche, Vergänglichkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit. Diese Märchen sind stets lebensbezogen. Das Magische darin zielt auf die Entwicklungsfähigkeit des Menschen, die für Hesse mit der Pubertät durchaus nicht erschöpft ist. Die Taschenbuchausgabe folgt der 20bändigen Gesamtausgabe.
Schon über die erste, 1920 veröffentlichte Märchensammlung Hesses notierte Oskar Loerke: »Hesse zeigt uns die törichten und weisen Wünsche der Menschen verwirklicht, er besinnt sich auf das versunkene Kindheitsparadies, folgt den Zaubern des uns nächsten Sonderbaren, des Traumes. Den Wundern vertrauend, zeigt sich der Dichter mit ihnen vertraut; sie stellen das Ziel langsamer Wandlungen rasch und deutlich vor uns und ordnen sich dann dem allgemeinen Leben alsbald wieder ein, im Weltenlauf nichts störend und nichts vergewaltigend.«
Hermann Hesse
Die Märchen
Herausgegebenund mit einem Nachwort vonVolker Michels
Suhrkamp
Der Text der Märchen folgt der Ausgabe Hermann Hesse, »Sämtliche Werke« Band 1 »Jugendschriften« und Band 9 »Die Märchen. Legenden. Übertragungen. Dramatisches. Idyllen«
Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2001/2002
Umschlagmotiv nach einem Aquarell von Hermann Hesse
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2006
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-73265-6
www.suhrkamp.de
Der Zwerg
Schattenspiel
Der geheimnisvolle Berg
Der Dichter
Flötentraum
Augustus
Der Traum von den Göttern
Merkwürdige Nachricht von einem anderen Stern
Faldum
Der schwere Weg
Iris
Eine Traumfolge
Der Europäer
Märchen vom Korbstuhl
Das Reich
Kindheit des Zauberers
Piktors Verwandlungen
König Yu
Vogel
Die beiden Brüder
Nachwort
Quellennachweis
So begann der alte Geschichtenerzähler Cecco eines Abends am Kai:
Wenn es euch recht ist, meine Herrschaften, will ich heute einmal eine ganz alte Geschichte erzählen, von einer schönen Dame, einem Zwerg und einem Liebestrank, von Treue und Untreue, Liebe und Tod, wovon ja alle alten und neuen Abenteuer und Geschichten handeln.
Das Fräulein Margherita Cadorin, die Tochter des Edlen Battista Cadorin, war zu ihrer Zeit unter den schönen Damen von Venedig die schönste, und die auf sie gedichteten Strophen und Lieder waren zahlreicher als die Bogenfenster der Paläste am Großen Kanal und als die Gondeln, die an einem Frühlingsabend zwischen dem Ponte del Vin und der Dogana schwimmen. Hundert junge und alte Edelleute, von Venedig wie von Murano, und auch solche aus Padua, konnten in keiner Nacht die Augen schließen, ohne von ihr zu träumen, noch am Morgen erwachen, ohne sich nach ihrem Anblick zu sehnen, und in der ganzen Stadt gab es wenige unter den jungen Gentildonnen, die noch nie auf Margherita Cadorin eifersüchtig gewesen wären. Sie zu beschreiben steht mir nicht zu, ich begnüge mich damit, zu sagen, daß sie blond und groß und schlank wie eine junge Zypresse gewachsen war, daß ihren Haaren die Luft und ihren Sohlen der Boden schmeichelte und daß Tizian, als er sie sah, den Wunsch geäußert haben soll, er möchte ein ganzes Jahr lang nichts und niemand malen als nur diese Frau.
An Kleidern, an Spitzen, an byzantinischem Goldbrokat, an Steinen und Schmuck litt die Schöne keinen Mangel, vielmehr ging es in ihrem Palast reich und prächtig her: der Fuß trat auf farbige dicke Teppiche aus Kleinasien, die Schränke verbargen silbernes Gerät genug, die Tische erglänzten von feinem Damast und herrlichem Porzellan, die Fußböden der Wohnzimmer waren schöne Mosaikarbeit, und die Decken und Wände bedeckten teils Gobelins auf Brokat und Seide, teils hübsche, heitere Malereien. An Dienerschaft war ebenfalls kein Mangel, noch an Gondeln und Ruderern.
Alle diese köstlichen und erfreulichen Dinge gab es aber freilich auch in anderen Häusern; es gab größere und reichere Paläste als den ihren, vollere Schränke, köstlichere Geräte, Tapeten und Schmucksachen. Venedig war damals sehr reich. Das Kleinod jedoch, welches die junge Margherita ganz allein besaß und das den Neid vieler Reicheren erregte, war ein Zwerg, Filippo genannt, nicht drei Ellen hoch und mit zwei Höckerchen versehen, ein phantastischer kleiner Kerl. Filippo war aus Zypern gebürtig und hatte, als ihn Herr Vittoria Battista von Reisen heimbrachte, nur Griechisch und Syrisch gekonnt, jetzt aber sprach er ein so reines Venezianisch, als wäre er an der Riva oder im Kirchspiel von San Giobbe zur Welt gekommen. So schön und schlank seine Herrin war, so häßlich war der Zwerg; neben seinem verkrüppelten Wuchse erschien sie doppelt hoch und königlich, wie der Turm einer Inselkirche neben einer Fischerhütte. Die Hände des Zwerges waren faltig, braun und in den Gelenken gekrümmt, sein Gang unsäglich lächerlich, seine Nase viel zu groß, seine Füße breit und einwärts gestellt. Gekleidet aber ging er wie ein Fürst, in lauter Seide und Goldstoff.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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