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Ein Besuch auf der Nacht der Masken ist ein erotisches Feuerwerk für alle Sinne. Die Gesichter hinter Masken verborgen fühlen sich die Menschen frei, gesellschaftliche Konventionen außer Acht zu lassen. Maskiert und stilvoll genießen die Besucher den großen Freiraum, der ihnen die Zugehörigkeit zu einem Zirkel von Gleichgesinnten bietet. Sie treffen sich auf historischen Schlössern zum Feiern, zum Lieben und für ein sinnliches Abenteuer. Hier werden geheime Träume verwirklicht. Im herrschaftlichen Rittersaal speisen und dabei den Blick einer schönen, mit einem Hauch von Nichts bekleideten Frau spüren. Mit einem gekühlten Champagner in der Hand Beobachter einer kunstvollen Fesselung werden. Selbst an dekadenten Ausschweifungen teilhaben. Dies sind Momente, die sich ins Gedächtnis brennen. Die Maskerade schützt die eigene Identität und bietet die Möglichkeit ein anderer zu sein. Wie fühlt es sich an, beim Sex beobachtet zu werden? Mit einer Fremden ein erotisches Spiel anzubahnen? Als Frau eine Frau zu lieben? Eine schmerzhafte Züchtigung zu erdulden und sie doch lustvoll zu genießen? Sich die Geliebte zu unterwerfen? Die Besucher der Nacht der Masken erzählen Ihnen davon. Die Autorin Ines Witka beschreibt nicht nur ihre persönlichen Eindrücke, sondern zeigt in 12 Reportagen die besonderen Menschen hinter der Maske. Sie schildern ihre Beweggründe, sich am Spiel der Verführung auf der exklusivsten Erotikparty der Welt zu beteiligen.
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Seitenzahl: 233
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Als ich die Kunstgalerie betrat, wartete Julia bereits auf mich. Neben den gedrungenen Formen der Skulpturen wirkte sie wie ein Model. Wir küssten uns rechts und links auf die Wangen, plauderten über dies und das. Ihre schlanken Finger spielten unablässig mit einer langen Perlenkette. Ich spürte, dass sie mir etwas sagen wollte, und als sie tief Luft holte, beugte ich mich unwillkürlich zu ihr hin.
»Ich habe mit meinem Freund eine geheime Party auf einem Schloss besucht«, flüsterte sie leise in mein Ohr. Dann schaute sie mich erwartungsvoll an. »Ah, ja? Und was war das Geheime daran?« »Alle trugen Masken, ich auch. Dabei habe ich mich gefühlt, als sei ich in den Film Eyes Wide Shut von Stanley Kubrick versetzt worden; in die Szene in der schlossartigen Villa, die man nur mit einem Passwort betreten kann. Kennst du den Film?« Als ich nickte, redete sie schnell und atemlos weiter, ihre Finger drehten unablässig den Perlenstrang: »Die Frauen tragen venezianische Masken und die Männer Mönchskutten über ihren Anzügen. Erinnerst du dich? Ich fand das irre erotisch, wie dieser düstere Zeremonienmeister mitten in einem Kreis von wunderschönen, fast nackten Frauen steht, dann streng auf eine Lady zeigt und sie einem der geladenen Männer zuweist. Reihum.« In ihren Augen glitzerte es: »Eine Maske zu tragen, fand ich ziemlich scharf. Du weißt, dass dich keiner erkennt, du kannst dich einfach treiben lassen. Dann erlebst du Momente, die du sonst nie zulassen würdest.«
»Welche denn?«, fragte ich und versuchte dabei nicht allzu neugierig zu klingen. Sie antwortete nicht gleich, zupfte erst noch an ihrem perfekten Haarschnitt herum: »Hast du schon einmal eine Frau geküsst? Oder anderen beim Vögeln zugesehen?« Als ich mehr erfahren wollte, schüttelte sie den Kopf: »Ich habe eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Wenn es dich interessiert, gehe selber hin. Außerdem bin ich noch verabredet und spät dran.« Dann ging sie auf ihren hochhackigen Pumps davon, und mir war klar, dass sie es genossen hatte, sich mir gegenüber als moderne, erotisch aufgeschlossene Frau zu präsentieren. Julia hatte es geschafft, meine Phantasie war beflügelt, und da ich immer auf der Suche nach interessanten Themen bin, über die ich schreiben kann, startete ich eine Recherche im Internet. Dabei stieß ich auf unendlich viele Erotikpartys und Fetischveranstaltungen. Die Anzahl der möglichen Veranstaltungen grenzte sich auf einige wenige ein, denn ich suchte eine exklusive Party, die auf einem Schloss stattfindet und nicht in einem Swingerclub im Industriegebiet, eine, auf der sich meine Freundin Julia wohlfühlen würde. Als ich über die Nacht der Masken las, dass sie auf einem historischen, herrschaftlichen Schloss in der Mitte von Deutschland stattfinden sollte, dass an diesen Abenden Maskenzwang herrscht und dass die Karten 500 Euro kosten, wusste ich, dass ich Julias geheimnisvolle Party gefunden hatte. Mutig bestellte ich zwei Karten. Obwohl auf der Website versprochen wurde, dass es sich um das erotischste Schloss-Event der Welt handeln sollte, war die eingehende E-Mail sehr sachlich: »Bitte bezahlt innerhalb von drei Tagen. Die Tickets gehen wie immer erst nach Zahlungseingang an Euch raus.« Also überwies ich die 500 Euro und las mich in das Masken-Thema ein.
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