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Bestsellerautor Werner Tiki Küstenmacher stellt die besten Geschichten aus dem Buch der Bücher vor und verknüpft sie mit Erfahrungen und Beobachtungen aus unserem Alltag: Schlaglichter, für deren Lektüre man nicht länger als drei Minuten benötigt. Drei Minuten, die der Seele guttun und ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern. Die neue 3-Minuten-Bibel ist durchgehend vierfarbig mit den unverwechselbaren Tiki-Küstenmacher-Cartoons illustriert – ein Buch, wie es nicht besser in unsere schnelllebige Zeit passen könnte.
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Seitenzahl: 157
Werner Tiki Küstenmacher
Die neue 3-Minuten-Bibel
Knaur e-books
Kaum eine Bibel ist so geschaffen für unsere schnelllebige Zeit wie Tiki Küstenmachers Neue 3-Minuten-Bibel. Der Bestsellerautor präsentiert darin Highlights aus dem Buch der Bücher und schafft es auf eine unnachahmliche Art, jeden “Bibelhappen” mit Ereignissen aus dem alltäglichen Leben zu verbinden. Das Ergebnis sind kleine Geschichten, für deren Lektüre man nicht länger als drei Minuten benötigt – drei Minuten am Tag, die wie Seelenvitamine wirken und den Lesern einen neuen Blick auf den Alltag mit all seinen Problemen und seinen Widrigkeiten schenken.
Ein perfekt gekochtes Ei mit pflaumenweichem Dotter muss etwa 3 Minuten kochen. Die eindrucksvollsten Geschichten der Bibel sind, wenn man sie laut vorliest, fast alle unter 3 Minuten lang. Viele Menschen lieben einen Film wegen einer höchstens 3 Minuten langen Szene. Die großen Hits der Musikgeschichte dauerten selten länger als 3 Minuten. Sind Zuhörer nach einem Vortrag begeistert, waren es in der Regel einige wenige 3-Minuten-Abschnitte, in denen sie einen Aha-Effekt hatten. Auch in einer langen Predigt dauern die Aha-Momente in der Regel 3 Minuten.
Das hier vorliegende Buch nutzt diese Erkenntnisse und bietet Ihnen die Gedanken praktischerweise gleich in 3-Minuten-Stücken. Also bestens geeignet für den Nachttisch: Ein 3-Minuten-Kapitel ist ideal als guter Gedanke vor dem Einschlafen. Oder zum Lesen in einem öffentlichen Verkehrsmittel, wo ein Teil unserer Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Wenn man weiß, das Kapitel dauert nur 3 Minuten, traut man sich, mit dem Lesen anzufangen.
Die wesentlichen Informationen in einem Telefongespräch werden innerhalb der ersten 3 Minuten übertragen, und da sind dann sogar schon mindestens 90 Sekunden Small Talk enthalten, die ausschließlich der sozialen Bindung dienen.
Wenn Sie jemanden von einer neuen Idee überzeugen oder ihn mit einer neuen Erkenntnis zum Staunen bringen möchten, sollten Sie Ihre Gedanken so aufbereiten, dass sie sich in 3 Minuten übertragen lassen. Das ist die typische Aufmerksamkeitsspanne, die wir für Unbekanntes gerade noch aufbringen.
Ein Vorwort sollte keinesfalls länger als 3 Minuten dauern. Da ist es besser, schnell aufzuhören und Ihnen viele erfreuliche und erstaunliche 3-Minuten-Genüsse zu wünschen.
Ihr Werner Tiki Küstenmacher
Im Anfang schuf Gott
Himmel und Erde.
Genesis 1,1
Manchmal gibt es Streit zwischen dem Glauben an den Schöpfergott und der Wissenschaft. Ein unnötiger Streit, denn beide, Glaube und Wissenschaft, verändern sich derzeit rasant, und zwar in die gleiche Richtung: Ständig erweitert sich der Blick. 1907, vor gerade mal gut 100 Jahren, waren die Astronomen überzeugt, dass die uns nächste Galaxie, der Andromedanebel, etwa 20 Lichtjahre entfernt sei. 1952 ergaben Berechnungen, dass die Entfernung 40000-mal größer sei: 800000 Jahre sei das Licht von dort bis zu uns unterwegs. Inzwischen hat man die Zahl noch einmal verdreifachen müssen und glaubt an eine Entfernung von 2,25 Millionen Lichtjahren.
Ähnliches gilt für das Alter unserer Erde. Als die Gelehrten in Mesopotamien versuchten, es zu berechnen, kamen sie auf gut 6000 Jahre, damals eine enorme Zeitspanne. Als das Volk Israel in Sklaverei und Gefangenschaft in Babylon leben musste, übernahm es die Berechnungen der dortigen Gelehrten. Doch auch in der Neuzeit mussten Naturwissenschaftler das Alter der Erde, die Entstehung des Lebens und des Menschen fortwährend nach oben korrigieren. Aktuell sind wir bei 3 Milliarden Jahren für die Entstehung des Planeten Erde und bei bis zu 2 Millionen Jahren für das erste Auftauchen anatomisch vollentwickelter moderner Menschen. Wie immer glauben Fachleute, damit die endgültigen Erkenntnisse gefunden zu haben, aber wer kann da sicher sein?
Hier haben Naturwissenschaftler und Theologen das gleiche Problem: Immer meinen sie, schon viel über ihren Forschungsgegenstand zu wissen, und dann müssen sie sich immer wieder eingestehen, dass sie doch erst einen Bruchteil davon erfasst haben. Für mich sind die endlosen Weiten direkt über meinem Kopf ein wichtiger Weg zu Gott und zu mir selbst. Ich kann mich nicht denken ohne die 15 Milliarden Jahre alte Geschichte des Kosmos. In einem weniger alten oder weniger komplexen Weltall hätte es mich nicht gegeben. Ich und das All gehören zusammen. Wie dort Gott tätig war und wo es nur Naturgesetze waren oder Zufälle, ist mir dabei immer weniger wichtig. Die Vorstellung vom »Schöpfer« stammt aus einer einfachen, bäuerlich und handwerklich orientierten Gesellschaft.
Heute aber sind wir umgeben von viel komplexeren Prozessen. An großen Softwareprojekten arbeiten Tausende Menschen, an kaum einer Stelle mehr sind die Urheber erkennbar. Moderne Staaten, multinationale Konzerne oder gar das globale Finanzwesen sind diffizile Abläufe, gesteuert von Menschen und Gesetzen, von automatischen Computerprogrammen und vielen gleichzeitig eingreifenden Gruppen. Manche hoffen – oder fürchten –, hinter allem gebe es noch einen großen, mächtigen Steuermann. Aber das ist wohl nirgends mehr der Fall. Mit solchen modernen Vergleichen sind wir der hochkomplizierten, sich über riesige Zeiträume erstreckenden Entstehung der Welt wohl viel näher als mit der ehrwürdigen alten Vorstellung, das alles habe sich einer einmal ausgedacht und dann gemacht. »Schöpfung« klingt mir angemessener als »Schöpfer«.
Da sprach Gott: »Es werde Licht!«
Und es ward Licht. Gott sah, dass das Licht gut war.
Da trennte Gott Licht von Finsternis.
Gott nannte das Licht Tag, die Finsternis aber Nacht.
Es ward Abend, und es ward Morgen: ein Tag.
Genesis 1, 3–5
Wenn der Schlaf der kleine Bruder des Todes ist (wie Luther sagt), dann ist das Erwachen die kleine Schwester der Auferstehung. Dann ist das eigentlich große Gleichnis Gottes in unserem Leben dieser Moment am Morgen, wenn wir wieder zu uns kommen. Den Moment, den Sie auch heute Morgen wieder erlebt haben. »Wenn du beim Morgengrauen verdrießlich aufwachst«, riet der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel, »dann denk daran: Ich stehe auf zur Arbeit eines Menschen. Wie sollte ich da schlechter Laune sein, wo ich mich doch anschicke, das zu tun, wozu ich da bin und wozu ich auf die Welt gekommen bin?«
Ja, ich bin überzeugt: Das Aufwachen am Morgen ist ein Moment besonderer Gnade. Jeder Morgen ist noch einmal der Morgen aller Dinge. Jeden Morgen kann man auf die echte Lebendigkeit des Herzens stoßen. Das Wunder des Lebens, des Handelns, des Vollbringens und Gestaltens, all das, wofür wir geschaffen wurden, das ist in diesem Augenblick besonders gut zu spüren, an dieser Schwelle von der liebevollen nächtlichen Umarmung Gottes zur hellen Kraft des Tages.
Der Arzt und Psychiater Gerald May erzählt, wie er eine junge Frau einmal nach ihren tiefsten Wünschen fragte. Sie antwortete: »Ich möchte ein schönes Zuhause, eine glückliche Familie und das Gefühl, gebraucht zu werden.« Dann bat er sie, sich in Ruhe hinzusetzen und nicht in die Zukunft zu sehen, sondern sich den Sehnsüchten zu öffnen, die sie in diesem Moment spüren konnte. Nach einer Weile begann sie zu weinen und sagte: »Das, was ich wirklich empfinde, ist, dass die Dinge zurzeit wirklich in Ordnung sind. Mehr als nur in Ordnung. Ich glaube, ich will nicht mehr, als ich im Augenblick habe. Ich fühle Dankbarkeit.«
Die helle Kraft des Tages spüren. Das ist das Erwachen, das sich in den Momenten echter Kontemplation erleben lässt. All die Wünsche, die wir durch den vergleichenden Blick auf andere erlernt haben und die unser Herz überdecken – sie schieben sich fort wie die Bettdecke nach dem Aufstehen. Erwachen, das ist: das Leben lieben ohne Beschreibung, ohne Einschränkung und ohne Grund. Was wir suchen, wofür wir leben und kämpfen, liegt nicht in weiter Ferne, sondern es ist schon da. Jeden Morgen erwacht es mit uns und hält uns am Leben. Es will nur, dass wir auch im Herzen erwachen und es ergreifen und ja dazu sagen. Das Wort »ja« heißt in der Bibel: amen.
Nach geraumer Zeit begab es sich aber, dass Kain von den Früchten des Bodens dem Herrn ein Opfer darbrachte. Aber auch Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde und ihrem Fett. Der Herr blickte auf Abel und seine Opfergabe, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht.
Genesis 4, 3–5
Was tun wir, wenn wir nichts mehr tun können? Wenn ein Mensch krank wird und die Ärzte ihn aufgeben? Wenn wir hilflos zusehen müssen, wie eine Liebe aufhört? Es gibt eine uralte Antwort darauf: Wir opfern. Und zwar uns selbst. Wenigstens ein bisschen von uns, ein Stück von unserem Glück. Oder auch mehr. »Wenn Mama wieder gesund wird, dann will ich immer ganz brav sein.«
Diese Opferbereitschaft gibt es in Klein und in Groß. Menschen geben etwas ab von ihrem Besitz, sie geben etwas von ihrer Zeit, von ihrer Freude, von ihrer Gesundheit bis hin zu ihrem Leben. So haben es schon Kain und Abel gehalten. Da wird das Uropfer verbunden mit der Urkatastrophe. Es ist eine dunkle, undurchsichtige Geschichte. Warum sah Gott den einen gnädig an, den anderen nicht? Gott bleibt im Dunkel. Wahrscheinlich war es so, dass sich im Verlauf des Jahres Abels Tiere vermehrten, Kain aber eine schlechte Ernte hatte. Am sichtbaren Segen glaubten die Menschen ablesen zu können, ob Gott das Opfer annahm oder nicht.
Das Opfer verändert Gott nicht. Ob da ein Ochse gebraten wird oder Getreidekörner in einer Feuerpfanne verbrennen – Gott ist das egal. Er braucht es nicht. Ja, manchmal ärgert es ihn sogar. Gott will das Opfer nicht. Weder das von Kain noch das von Abel. Da ist der Prophet Amos. Er steht im Tempel, in Sichtweite des riesigen gehörnten Brandopferaltars aus Akazienholz. Und er ruft: »So spricht der Herr: Ich mag eure fetten Dankopfer nicht ansehen!«. Oder Jesaja: »Das Wort des Herrn: Ich habe eure Brandopfer satt! Ich habe kein Gefallen am Blut der Stiere, Lämmer und Böcke! Euer Räucherwerk ist mir ein Greuel!« Ein anderer Prophet bringt es noch stärker auf den Punkt: »Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer.« So lässt Gott durch Hosea ausrichten, und ich verstehe das so: Verabschiedet euch endlich von dem Gedanken, dass ich etwas davon hätte, wenn ihr ein Opfer bringt! Wenn überhaupt jemand etwas von eurem Opfer hat, dann der Opfernde. Und nicht die Person oder die Idee, der ihr das Opfer darbringt.
»Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer«, heißt es bei Hosea, und ich übersetze das so: Gebt nicht, sondern nehmt. Lasst euch beschenken von der Liebe, die in eurem Opferwillen steckt. Seht das gute Herz, euer eigenes und das gute Herz des anderen, für den ihr euch opfern wollt. Leidet nicht, sondern handelt.
Der Herr sprach zu Abram: Zieh hinaus aus deiner Heimat, aus deiner Verwandtschaft und deinem Vaterhaus in ein Land, das ich dir zeigen werde!
Ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Ruhm erhöhen.
Sei du ein Segen! Segnen will ich, die dich segnen, und wer dich verflucht, dem will auch ich fluchen.
Genesis 12, 1–3
Erfolg ist keiner der Namen Gottes. Dieser Satz von Martin Buber wird in kirchlichen Kreisen gern zitiert. Jesus sei auf der Seite der Armen, bei den Mutlosen und den Menschen am Rande der Gesellschaft. Kurzum: auf der Seite der Erfolglosen. Das klingt einleuchtend. Gefährlich einleuchtend. Es ist eine Halbwahrheit, und Halbwahrheiten sind bekanntlich am gefährlichsten. Denn Gott ist bestimmt nicht nur auf der Seite der Erfolglosen. Er selbst ist ein ausgesprochen erfolgreicher Schöpfer, die Entwicklung des Lebens und der Reichtum seiner Natur, das ist eine fortwährende Erfolgsstory.
In der Bibel kommt der Begriff »Erfolg« nicht vor, die Sache aber sehr wohl. Das Wort »Erfolg« kommt von »folgen«, hinterhergehen, im räumlichen und im zeitlichen Sinn. Erfolg bedeutet, am Ende eines Weges das Ziel zu erreichen. Das heißt auch: Wer kein Ziel hat, kann auch keinen Erfolg haben.