Die NICHT gehaltene Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag - Johannes Rösler - E-Book

Die NICHT gehaltene Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag E-Book

Johannes Rösler

0,0

Beschreibung

Deutschland ist ein religiöses Krisengebiet. Zunehmende Kirchenaustritte, leere Kirchen und fehlende Priester sind nur einige Zeichen einer bevorstehenden Apokalypse des Christentums. Ein Krisenmanagement wäre vonnöten, das mit Offenheit und Transparenz die aktuellen Probleme benennt und Lösungsstrategien entwickelt. Papst Benedikt XVI. hatte es auf seinem Deutschlandbesuch im September 2011 in der Hand - und hat diese historische Chance nicht genutzt! Die NICHT gehaltene Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag packt das Übel an der Wurzel, zeigt die Missstände auf und unterbreitet Vorschläge für eine grundlegende Erneuerung der Kirche. Von der Abschaffung des Zölibates und der Hölle, einem neuen Vaterunser, dem Feiern der Sexualität bis hin zur Wiedervereinigung der Christenheit und der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens sind nur einige der Punkte, die zu einem Paradigmenwechsel beitragen könnten. Dieses neue Betriebssystem, das alte Glaubensvorstellungen über Gott und das Leben über Bord wirft, wird eine Neue Spiritualität aus der Taufe heben, die sich auf altes Wissen wie auch auf neue Erkenntnisse der Wissenschaft, insbesondere der Quantenphysik, stützt. Deren Aussagen und Folgewirkungen werden in diesem Buch erläutert und kommentiert.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 132

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Wie es dazu kam - anstelle eines Vorwortes

Die NICHT gehaltene Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag

Kapitel 1 Eine Palast-Revolution

Memorandum von 144 Theologen „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“

Kapitel 2 Wir sind Schöpfer unseres eigenen Lebens - ob wir wollen oder nicht

Die Trilogie „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch

Kapitel 3 Willkommen im Weinberg der Liebe

Ein erotischer Gottesdienst in Köln

Kapitel 4 Das Vaterunser im Widerspruch zu modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen

Gott auf Augenhöhe begegnen - Das aramäische Vaterunser

Kapitel 5 Das Christentum: ein weltgeschichtlicher Irrtum?

„Der Jesus-Wahn“ von Heinz-Werner Kubitza

Kapitel 6 Wir wollen eins sein ...

Die revolutionäre Wiedervereinigung einer katholischen und einer evangelischen Gemeinde

Kapitel 7 Ein neuer Code für die Wirklichkeit

Die Offenbarungen von Gregg Braden in „Im Einklang mit der göttlichen Matrix“

Kapitel 8 Die Freude des SEINS: Jetzt oder Nie

„Jetzt - die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle

Kapitel 9 Ein Ende der Gestörtheit des menschlichen Ego-Geistes

„Eine neue Erde“ von Eckhart Tolle

Kapitel 10 Fühlen ist Beten

„Die verlorenen Geheimnisse des Betens“ von Gregg Braden

Kapitel 11 Ein Wandel im Herzen

Erich Fromms „Haben oder Sein“

Kapitel 12 Vom Haben zum Sein

Das bedingungslose Grundeinkommen

Kapitel 13 Thesen zu einer Neuen Spiritualität

„Gott heute“ von Neale Donald Walsch

Ein paradiesisches Schlusswort

Autor-Epilog

Verwendete bzw. rezensierte Literatur

Wie es dazu kam - anstelle eines Vorwortes

„Wir suchen Ghostwriters für die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag“. Im Juni 2011 fachte diese Mitteilung ein Feuer in mir an, das mich nicht mehr ruhig schlafen ließ. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte im Internet zu einem Redenschreiber-Wettbewerb aufgerufen. Jede(r) Frau/Mann konnte einen Vorschlag für die Rede des Papstes einbringen, die er am 22. September vor dem höchsten Gremium unserer Republik, anlässlich seines Deutschland-Besuches, halten sollte. Ich fing sofort zu schreiben an, ließ mir jedoch dabei viel Zeit und merkte nicht, dass der Einsendeschluss, der 25. August 2011, schon bald überschritten war. Erst Anfang September mailte ich der Stiftung meinen Redevorschlag - da war es jedoch schon zu spät. Das merkte ich daran, dass ich keine Antwort bekam - vielleicht war diese Abteilung der Stiftung auch schon mit etwas ganz anderem beschäftigt …

Jedenfalls saß ich gespannt am 22. September vor meinem Computer und verfolgte im Parlamentsfernsehen live die Rede des Papstes Benedikt XVI. Irgendwie hoffte ich, dass er auf all die Fragen und Probleme, die die halbe Menschheit zum Thema Glauben zu bewegen scheint und die ich in meinem Skript angesprochen und mit entsprechenden Lösungsvorschlägen gewürzt hatte, eingehen würde. Aber Leer- und Fehlanzeige! Nichts, aber auch gar nichts kam von alldem in seiner Rede vor! Auch in seinen anderen, nachfolgenden Auftritten schwieg der Papst zu den vielfältigen und aktuellen Problemen, mit denen sich die Kirche heute konfrontiert sieht. Und er reiste zurück nach Rom, ohne einen einzigen Lösungsvorschlag oder Reformgedanken in seiner Heimat zurückgelassen zu haben!

Der „katholische Frühling“, wie es Hans Küng, weltbekannter Kirchenkritiker und ehemaliger Glaubenskollege von Ratzinger in Anlehnung an den „arabischen Frühling“ formulierte, blieb aus. Die Gebaren des Papstes und seine Worte erinnerten mich an Erich Honecker, letzter Staatschef der DDR. Beide haben überraschend vieles gemeinsam: Starrsinnigkeit und Blindheit. Starrsinnig gegenüber Veränderungen und Reformen, und blind gegenüber der aktuellen Situation und Lage in „ihrem“ Volk. Die Folgen bei der DDR sind bekannt: Nur wenige Wochen nach dem 40. Jahrestag brach das System auseinander und ging später vollständig den Bach runter.

Für die katholische Kirche könnte es ähnlich verlaufen. Dafür gibt es bereits apokalyptische Zeichen. Massenhafte Kirchenaustritte, leere Kirchen und fehlende Priester. Da hilft nur eine Umkehr und eine grundlegende Erneuerung. Dazu braucht es Einsicht und Mut. Beides ist dem Papst abhanden gekommen. Dazu gesellt sich ein Realitätsverlust biblischen Ausmaßes. Die Forderung des Papstes nach einer „Ent-Weltlichung“ der Kirche kommt einer Kampfansage an die heutige Gesellschaft gleich. Es ist gleichsam eine Aufforderung zum sklavischen Gehorsam und zur treuen Gefolgschaft zur Kirche. Reformen scheint der Papst zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Statt sich diesem zu stellen, Klartext zu reden und Selbstkritik zu üben, philosophiert er vor dem Bundestag lieber über Natur und Vernunft und verteilt Politikerschelte. Damit brüskiert er nicht nur die Christen, die ehrliche und offene Worte zu den brennenden Fragen erwartet haben - sondern verspielt auch die einmalige Chance, die ihm mit der Rede vor dem Bundestag gegeben wurde!

Die NICHT gehaltene Rede, die ich hier veröffentliche, spricht eine andere Sprache. Sie packt das Übel an der Wurzel, zeigt die Missstände auf und unterbreitet Vorschläge für eine grundlegende Erneuerung der Kirche. Sie berichtet von revolutionären Ideen und Initiativen und wird kommentiert mit Hilfe der modernen Erkenntnisse der Quantenphysik und Bewusstseinsforschung sowie eigenen Ansichten und Thesen. Geholfen haben mir dabei die Rezensionen der in der Rede zitierten Büchern.

Sicher hatte ich nicht erwartet, dass meine Rede ausgewählt wird - dazu ist sie zu bestückt mit Provokantem. Bei den Worten, die ich dem Papst in den Mund gelegt habe, hätte er bestimmt einen Schluckauf bekommen: Frauenquote in seiner Regierung und bei geistlichen Ämtern, Abschaffung des Zölibates, Feiern der Sexualität, ein Christen-Parlament in Rom, Wiedervereinigung der Christenheit, Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens, Öffnung der Geheimarchive … und, und, und. Dazu habe ich dem Papst in die Rede ein Kuckucksei gelegt, indem ich John Lennons „Imagine“ zitiere, der in diesem Song von „no religion“ als Zukunftsvision spricht.

Eigentlich sollte und bräuchte ich mir keine Gedanken zur Kirche zu machen. Aber irgendwie liegt mir diese Kirche, die mir schon mit der Muttermilch eingeflößt wurde, noch am Herzen. Und durch die Beschäftigung mit diesen Themen wurden auch persönliche Aspekte und Probleme meines Selbst quasi als Spiegel berührt, die mir zu neuen Einsichten und Erkenntnissen in meinem Leben verholfen haben.

Mit der Veröffentlichung dieser Papst-Rede beuge ich einem Verschwinden der Rede im Nirwana vor und hoffe, dass sie doch noch gelesen und/oder gehört wird. Und vielleicht liefert sie für diesen oder jenen Ansatzpunkte und Ideen, wie aus dem religiösen Krisengebiet wieder ein florierendes und vitalreiches religiöses Leben wird und sich damit eine neue Spiritualität entfalten kann.

Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Herr Bundestagspräsident!

Frau Bundeskanzlerin!

Herr Bundesratspräsident!

Meine Damen und Herren Abgeordnete!

Sehr verehrte Besucher auf der Tribüne und

Zuschauer im Fernsehen!

Deutschland ist ein sehr fortschrittliches und besonders mutiges Land. Auf allen Gebieten vollzieht sich ein tiefgreifender, umfassender und oft grundlegender Wandel, der ihrem Land und auch der Welt eine neue, spannende und besonders nachhaltige Zukunft bescheren wird. Ob in Wissenschaft, Technik, Umwelt, Wirtschaft oder Kultur - überall sind Menschen mit neuen Ideen, Initiativen und Engagement aktiv und wirken mit an der Neugestaltung, Umgestaltung und Weiterentwicklung der Gesellschaft. Dieser Wandel ist begleitet von neuen Denk- und Arbeitsweisen, Anschauungen und Lebenseinstellungen. So beobachte ich das Entstehen eines neuen Umwelt-Bewusstseins, das immer mehr die Natur in alle Entscheidungsprozesse mit einbezieht und auf ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur achtet. Im Ergebnis dessen spielt ihr Land eine führende Rolle auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien - und nicht zuletzt zeugt auch der historische Atomausstieg von der gesellschaftlichen Verantwortung, der sich ihre Regierung gestellt hat.

Auch wir als Kirche können uns diesem Wandel und diesen Umbrüchen, die weltweit eingesetzt haben, nicht entziehen und müssen uns ihnen stellen. Denn auch wir wollen einen aktiven Beitrag dazu leisten, dass die Welt besser, schöner und lebenswerter wird. Dazu bedarf es eines grundsätzlichen Richtungswechsels und einer grundlegenden Erneuerung der Kirche! Ich, als Repräsentant einer weltweiten Religion, habe mir in Vorbereitung der Deutschlandreise und in Auswertung vieler Anliegen der Gläubigen zu einigen negativen Vorkommnissen und kritischen Zahlen in der Kirche in letzter Zeit - von den Missbrauchsfällen über zunehmenden Priestermangel bis hin zu den dramatisch steigenden Kirchenaustritten - grundsätzliche Gedanken gemacht. Diese möchte ich hier an prominenter und historischer Stelle vorstellen.

Die Situation in der Kirche heute ist vergleichbar mit der DDR vor über 20 Jahren. Das Volk begehrte auf, war mit der zentralistischen Politik ihrer Führung nicht mehr einverstanden und forderte mehr Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Mitbestimmung. So wie in der Kirche heute, gärte es an allen Ecken und Kanten und die Parteiführung war blind, realitätsfremd und unfähig, der neuen Situation gerecht zu werden.

Ich möchte nicht den gleichen Fehler machen wie Erich Honecker, der die Zeichen einer neuen Zeit nicht erkannte und noch auf der Feier zum 40. Jahrestag der DDR posaunte, dass die Mauer noch 100 Jahre stehen wird und den „Sozialismus in seinem Lauf, weder Ochs noch Esel aufhält“.

Wir, die Kirche, ich, als deren Papst, haben aus der Geschichte gelernt und stellen uns den Anliegen der Basis. Wir wollen eine neue Kirche schaffen, die von allen Christen angenommen, akzeptiert und ins Herz geschlossen wird und eine Vorbildwirkung auf die ganze Welt ausübt!

Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,

Ihr Land kann stolz sein, mit Ihnen zum ersten Mal in der deutschen Geschichte eine Frau an der Spitze der Regierung zu haben. Sie sind ein leuchtendes Beispiel der neuen Zeit, wo immer mehr Frauen Führungsrollen übernehmen und an der Gestaltung der Gesellschaft aktiv mitwirken. Es ist jetzt auch an der Zeit, in der Kirche der Frau ihre Würde und Achtung zurückzugeben und eine ihr gebührende Rolle zuzugestehen und damit die überholten patriarchischen Strukturen aufzubrechen. Über 2000 Jahre lang war die Frau in der Kirche unterdrückt und erniedrigt, indem ihr der Zugang zum Priestertum und höheren geistigen Ämtern systematisch verwehrt wurde. Dieser Form der Ausgrenzung, Misskreditierung und Herabwürdigung und damit der Gewalt gegen Frauen möchte ich sofort ein Ende setzen! In einem päpstlichen Dekret werde ich verfügen, dass auch Frauen den Priesterberuf ergreifen sowie höhere geistige Ämter bekleiden können. Das wird das Ende einer von Männern dominierenden Kirche sein! Das Ying-Yang-Gleichgewicht wird damit wieder hergestellt und jegliche Form von Unterdrückung der Frau der Vergangenheit angehören!

Mein zukünftiges Ziel dabei ist es - und dabei orientiere ich mich am Vorbild Deutschlands - eine Frauenquote - auch in der Verwaltung und Organisation des Vatikans - zu erreichen (bei der Schweizergarde wird mir das wahrscheinlich nicht so schnell gelingen ). Damit könnte ich mir sogar bald eine Päpstin vorstellen, so wie es bereits vor 1156 Jahren der Fall war. Im Jahre 855 n. Ch. gelang es Johannes VIII., der eigentlich eine Frau war, den Papstthron zu besteigen. Er bzw. sie ging in die Geschichte als Johanna ein. Leider hat die Kirche ganze Arbeit geleistet und das peinlichste Kapitel ihrer Geschichte konsequent aus der Geschichtsschreibung getilgt. Dank der Autorin Donna Cross wurde die Päpstin Johanna wieder ins Licht geholt und ihr ein bleibendes Denkmal gesetzt. Begeistert hat mich der Film über diese Frau. Ihr ist auch ein Musical gewidmet, das zur Zeit in Fulda aufgeführt wird und für Furore sorgt. Leider habe ich dafür keine Karten mehr bekommen …

Im gleichen Atemzuge werde ich das Zölibat, das nur eine kirchenrechtliche Bestimmung ist und keine theologische Grundlage besitzt, abschaffen. Kein Kirchengesetz kann höherwertig sein, als der Auftrag Jesu, miteinander das Brot zu brechen! Jeder Mann, ja jede Frau hat ab sofort Zugang zu allen Priesterämtern und kann sich weihen lassen! Damit reagiere ich auf die Erklärung der 144 katholischen Theologen (Kapitel 1, S. →) aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die Anfang dieses Jahres u. a. die Aufhebung des Zölibates gefordert hatten.

Sehr geehrter Herr Außenminister,

ich bewundere Ihren Mut, zu Ihrer Homosexualität zu stehen und sie vor aller Welt zu bekennen, obwohl Sie wissen, dass Sie nicht nur im eigenen Land auf Widerstände und Ablehnung stoßen, sondern Ihnen sogar in einigen Ländern dieser Welt die Todesstrafe droht. Auch in der Kirche wären Sie geächtet und sofort ihren Positionen und Ämtern enthoben, weil die Kirche Homosexualität als Sünde betrachtet. Sie beruft sich dabei auf die Bibel, 3. Buch Mose, Kap. 18 Vers. 20, wo bei einem Beischlaf mit einem Mann beide des Todes sterben müssen und Blutschuld auf ihnen lastet.

Diese bisherige Praxis der Ausgrenzung und Diskriminierung andersartig sexuell gepolter Menschen in der Kirche verstößt nicht nur gegen die allgemeinen Menschenrechte, sondern auch gegen unsere eigenen kirchlichen Grundsätze, in der alle Menschen vor Gott gleich sind. Diese sexualfeindliche Praxis gehört auf den Scheiterhaufen der Geschichte!

Ich möchte mich an dieser Stelle für all die Ungerechtigkeiten, die die Kirche in Umsetzung des Bibelwortes begangen hat, entschuldigen und die Opfer um Vergebung bitten! An dieser Stelle werde ich beispielgebend den Theologen David Berger („Der heilige Schein“), dem seine Lehrberechtigung entzogen wurde, rehabilitieren und dadurch seine Würde und Glaubhaftigkeit wieder herstellen.

Als Zeichen für diese neue Politik möchte ich Sie, Herr Westerwelle - falls Sie den Wunsch nach einem Übertritt zum katholischen Glauben verspüren - in den St. Petersdom nach Rom einladen, um dort den Bund des Lebens mit Ihrem Partner zu schließen. Ich persönlich werde Ihrem Bündnis meinen päpstlichen Segen geben.

In diesem Zusammenhang möchte ich für die Sexualität einen Bann brechen. Beginnen wir, in der Kirche freudig die Sexualität zu feiern und zu genießen, denn sie ist ein herrlicher Ausdruck eigener Göttlichkeit! Geben wir ihr ihre verloren gegangene Aufmerksamkeit und Würde wieder zurück. Geben wir ihr ihren Stellenwert zurück, den sie im menschlichen Leben besitzt und verabschieden wir uns von den einschränkenden und diskriminierenden Praktiken und Glaubenssätzen, die eine freie Ausübung der Sexualität verteufeln und ihr ein Schuldgefühl aufdrücken! Wir müssen voll und ganz die sexuellen Selbstbestimmungsrechte des Individuums anerkennen! Denn Gott hat keine Vorlieben in Bezug auf die Sexualität und fällt auch keine Urteile! Damit verabschiede ich mich auch grundsätzlich von der lebensfeindlichen Doktrin eines Kondom-Verbotes und der damit verbundenen Doppelmoral! Als sichtbares Zeichen für das Ankommen in der Wirklichkeit werde ich einen Kondom-Automaten auf dem Petersplatz aufstellen lassen.

Mit dieser neuen Einstellung sowie der Auflösung des Zölibates werden die sexuellen Verfehlungen von Priestern und Ordensleuten der Grundlage entzogen und ein Ende haben. Für die Vergangenheitsbewältigung nehme ich mich in die Pflicht und möchte mich offen bei allen Opfern entschuldigen. Ich werde einen Fond einrichten, mit dem eine angemessene Entschädigung der Opfer erreicht werden kann.

Die Geschichte Deutschland ist eng mit der Mauer verbunden. Sie stand und steht als das Symbol der Trennung und Spaltung. Auch die Kirche hat in ihrer 2000jährigen Geschichte eine Mauer errichtet: Eine Trennlinie zwischen dem Menschen und Gott. Und ähnlich wie in der DDR gab und gibt es Grenzübergangsstellen. In der DDR waren sie mit Posten besetzt und ohne Erlaubnis oder Genehmigung waren diese nicht zu überwinden. Unsere Grenzer sind die Geistlichen, Pfarrer, Bischöfe, Kardinäle, die über dem Einlass wachen und die Absolution dafür erteilen, mit Gott zu sprechen oder zu ihm durchgelassen zu werden. Dafür erwarten sie Gefolgschaft, Treue und oft auch Niederwürfigkeit. Diese Zeiten sollen nun vorbei sein. Ich möchte mit ihnen zusammen die Mauer einreißen, die sich zwischen den Menschen und Gott aufgebaut hat! Jeder von uns hat jederzeit gleichberechtigt Zugang zu Gott - ohne Ablässe, Beichtversprechen oder Absolution. Und: Entfernen wir die Beichtstühle aus den Kirchen! Niemand braucht sich mehr für seine Sünden zu rechtfertigen und Buße tun. Es gibt keine Sünde! Und es gibt kein religiöses Strafgesetzbuch! Diese Selbstschändungsform des Menschen ist eine Erfindung, um sie in Schach zu halten und Macht ausüben zu können. In diesem Sinne streichen wir konsequent den Schuld-Sühne-Komplex aus dem kirchlichen Leben!

Grundsätzlich reformieren müssen wir in diesem Zusammenhang unseren Glauben und dessen Inhalte. Es ist dringend notwendig, alle Formen von Unterwürfigkeit, Erbarmen, Gnade oder Barmherzigkeit einem grundlegenden Wandel zu unterziehen und ein neues Verständnis aufzurichten. So sollten wir das Wort Gnade entweder aus unserem Sprachgebrauch streichen oder die Bedeutung gänzlich wandeln. Das Wort Gnade - das übrigens in der Verkündigung