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Die Odyssee ist literaturgeschichtlich ein fundamentales Werk und hat auf alle späteren Werke der Erzählung eine nachhaltige Wirkung ausgeübt. Noch heute haben die Abenteuer, die Odysseus auf seiner Rückreise nach dem Krieg um Troja erlebt hat, eine magische Wirkung und Autoren und Filmemacher zu einer Neu- und Nachgestaltung inspiriert. Die Neufassung dieses Gedichtbandes greift den Handlungsfaden der Homer'schen Odyssee auf, gibt ihn aber in geraffter Form in humoristisch gefärbter Sprache wieder, ergänzt durch kongenial gestaltete Illustrationen mit Bezug zur heutigen Zeit. Auch wenn die Handlung der griechischen Mythologie entstammt und einer realistischen Betrachtung kaum standhält, so sind die Abenteuer zeitlos spannend und berühren durch den unermüdlichen Kampf des Helden gegen Gottesmächte, denen er sich mit großer List und übermenschlichem Mut entgegenstellt.
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Seitenzahl: 41
Ulrich Kulicke: Die Odyssee – eine Neugestaltung in Gedichtform mit Illustrationen von Markis
Stade, im August 2018
Prolog
Teil 1
Odysseus und die Situation auf Ithaka
Teil2
Heimkehr mit Zwischenstopp
Teil3
Die Abenteuerreise
Teil4
Heimkehr nach Ithaka
Teil5
Odysseus’ Rache
Epilog
i. Homer, der Dichter, ist bekannt.
Er lebte einst in Griechenland.
Doch wann das war, weiß man nicht mehr,
man weiß das nur so ungefähr:
800 Jahr’ vor Christi Zeit
war’s wohl – welch eine Ewigkeit
liegt das zurück! Doch sind indessen
die Werke von ihm unvergessen.
Sie waren einst von ihm versprochen1,
und dieses Wort wurd’ nicht gebrochen,
er stand zu ihm. So schrieb er auf,
was einst geschah: den Zeitenlauf,
berichtete von großen Kriegen,
von großem Leid und großen Siegen.
Die Sagen sind bis heute hin
für jeden Leser ein Gewinn.
Sie wirken nach aus alter Zeit,
erlangen so Bedeutsamkeit
und sind als Spiegel frühen Lebens
ein Zeugnis allen Menschenstrebens,
sind literarisch erste Wahl,
kurzum: Sie sind fundamental!
ii. Homer gibt’s auch in andrer Form:
Als Comic-Held wirkt er enorm.
Doch kann man den als Dichter streichen,
mit jenem Griechen nicht vergleichen –
der Unterschied ist wahrlich groß,
und darum heißt der ‚Homer’ bloß.
iii. Der große Dichter unterdessen
bleibt einfach deshalb unvergessen,
weil er mit großer Kunst erzählte,
den Perspektivenwechsel wählte,
die Handlung stilvoll strukturierte,
Rückblenden etwa generierte
und damit auf brillante Weise
ein Werk schuf von Odysseus’ Reise.
iv. Auch zeigte er dabei geschickt,
wie kompliziert und wie verzwickt
die Götterwelt geartet war,
hierarchisiert und sonderbar:
mit Zeus, Poseidon und zugleich
mit Hades in dem Totenreich.
Die Brüder herrschten launenhaft,
willkürlich und mit großer Macht
und wollten viele Opfergaben
beständig von den Menschen haben.
v. Zudem beeindruckt jeden sehr,
wie lang der Text ist. Denn Homer
schrieb daran jahrelang und länger,
trug seinen Text vor als ein Sänger
und unterhielt gekonnt, probat
das Publikum im Königsstaat.
Drum wurd’ der Text auch fortgesponnen
und Episoden neu ersonnen:
Sie fesselten und schlugen dann
die Hörerschaft in ihren Bann.
So wuchs das Werk ins Riesenhafte,
was der Homer nur deshalb schaffte,
weil er die Teile so verband,
dass ein Gesamttext dann entstand:
Zwölftausend Zeilen und noch mehr
schrieb in der Summe der Homer
und schuf damit ein Monument,
das man bis heute deshalb kennt.
vi. So nimm dir Zeit und schau mal hin
auf seinen Text, auf den Beginn.
Altgriechisch und im Hexameter
ist er geschrieben und so steht er.
Wenn du es kannst, ihn vorzulesen:
Wie stolz wär dann Homer gewesen!
Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ
πλάγχθη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεθρον ἔπερσε,
πολλῶν δ’ ἀνθρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,
πολλὰ δ’ ὅ γ’ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κάτα θυμόν,...
vii. Und wie der Text klingt übersetzt,
das folgt sogleich und das kommt jetzt:
„Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.
Aber die Freunde rettet’ er nicht, wie eifrig er strebte...“
viii. Der Übersetzer, ungelogen,
zählt zu den großen Philologen:
ein Anseh’n, das er gern genoss
als der Gelehrte Johann Voß.
Er lebte einst zu Goethes Zeit,
erforschte mit Beharrlichkeit
das Werk Homers in voller Länge
als Sprachgenie mit großer Strenge
und schuf die Odyssee alsbald
in einer deutschen Sprachgestalt.
Noch jung an Jahren war er da,
als dieses Werk vollendet war.
Und deshalb ist in diesem Land
der Johann Voß sehr gut bekannt.
ix. So geht die Irrfahrt nun gleich los,
mehr als ein Abenteuer bloß.
Sie zeigt die Welt, wie sie mal war,
sehr altertümlich und bizarr:
den Überlebenskampf der Mannen,
wie sie Gefahrenquellen bannen
und um das Leben kraftvoll ringen,
die Zeit auf hoher See verbringen,
vor allem wie die Götterwelt
nur das macht, was ihr selbst gefällt.
Abhängig ist der Mensch von ihr,
Odysseus demonstriert das hier
auf seiner Abenteuerreise
in einer eindrucksvollen Weise.
1 Der Name ‚Homer’ bedeutet Versprechen.
Es lebte einst auf Ithaka
Odysseus. Denn sein Hof lag da.
Und dieser war von reicher Pracht,
mit großer Üppigkeit bedacht.
Odysseus war schon von Natur
mit seiner stattlichen Figur
ein edler Mann, der führen konnte,
der sich in seinem Glücke sonnte
und sich beizeiten ohne Scham
Penelope zur Gattin nahm.
Sie schworen sich auf ewig Treue,
auf dass die Götter dies erfreue,
und liebten sich. Man glaubt es schon,
denn wenig später kam ihr Sohn,
der Telemach, ein liebes Kind,
so schön, wie auch die Eltern sind.
Doch währte ihr Familienglück
nur kurze Zeit. Denn das Geschick
erbrachte einen großen Krieg,
ein Hau’n und Stechen um den Sieg.
Um Troja wurde hart gerungen,
am Ende wurde es bezwungen