8,99 €
Gestalten der griechischen Mythologie haben die Menschen seit der Antike zutiefst berührt und in ihren Bann gezogen. Ihre Schicksale waren fesselnd-faszinierend und über die Jahrhunderte immer wieder eine Quelle der Inspiration: So das tragische Schicksal des Königs Ödipus, der sich der Prophezeiung des Orakels von Delfi nicht entziehen konnte und späterhin Sigmund Freud als Vorlage für seine Idee des Ödipus-Komplexes diente. Ebenso bleibt das Schicksal des Königs Sisyphus im Bewusstsein der Menschen lebendig durch die Metapher der Sisyphusarbeit. Noch dramatischer ist das Schicksal des Prometheus, der als Titan und Gott den Schöpfungsmythos der Menschen begründete. Für seine Tat als Überbringer des Feuers an die Menschen wurde er von Zeus schwer bestraft: Am Felsen des Kaukasus angekettet, war er täglich ein Opfer des Adlers, der an seiner Leber pickte und ihn unsäglich quälte. Ihre jeweiligen Schicksale werden in Gedichtform packend erzählt: kurzweilig und mit humoristischem Unterton. Die dramatischen Ereignisse, die sich um diese drei Gestalten ranken, werden damit anschaulich und deutlich. Zudem geben sie Einblick in die Mythen und Vorstellungen der Menschen der Antike. Die besondere sprachliche Gestaltung der im Paarreim stehenden Zeilen übt auf Leser eine Faszination aus und macht die Texte auch als Vorlesestoff sehr geeignet.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 44
Berührende Schicksale,
neu erzählt in Gedichtform
König Ödipus
Prolog
Teil 1
Teil2
Teil3
Epilog
Sisyphus
Prolog
Kapitel 1 –8
Epilog
Prometheus
Prolog
Kapitel 1 –6
Epilog
Ödipus ist leider nur
eine tragische Figur,
den das Leben nicht erquickte,
vielmehr schicksalhaft verstrickte.
Sein persönliches Debakel
prophezeite das Orakel,
das von Delphi, denn das sah,
was dereinst dann auch geschah,
legte apodiktisch fest,
wie in einem Manifest,
Lebenslauf und Lebenswege,
Fügungen und Schicksalsschläge.
Und so nennt sich die Regie
‚self-fulfilling prophecy’.
Leidvoll war sie vorgegeben,
war die Leitschnur für sein Leben.
Und so hatte trotz der Qual
Ödipus auch keine Wahl:
Fest gezurrt und fest getrimmt
tat er, was ihm vorbestimmt.
Freiheit sieht ganz anders aus,
folgert heute man daraus!
Darum lohnt sich anzusehen,
was dem Ödipus geschehen,
wie sein Leben einst verlief,
wie er nach den Göttern rief,
wie er Hilfe sich ersehnte,
sich verfluchte und sich schämte
und am Ende demutsvoll
alles hinnahm, ohne Groll,
sich ergab den Schicksalsmächten
tränenreich in dunklen Nächten
und so seinen Frieden fand:
einsam, fern, im fremden Land.
Ödipus begann sein Leben
in dem Königreich von Theben,
und als Erstgeborner war
er der Sohn vom Königspaar.
König Laios war sein Vater
und Jokaste seine Mater –
beide wollten Eltern werden,
mühten sich um einen Erben,
doch sie durften erst nach Jahren
ihre Elternschaft erfahren.
Endlich hatten sie den Sohn,
einen Prinzen für den Thron,
hatten ihn, es sei erwähnt,
als ihr größtes Glück ersehnt.
Doch es dauerte nicht lange
und den Eltern wurde bange.
Denn die Kinderlosigkeit
quälte sie sehr lange Zeit.
Sie empfanden das als Makel,
suchten einstmals beim Orakel
Rat; das gab dann kurzerhand
seinen weisen Spruch bekannt,
sagte die Geburt voraus –
einen Sohn für’s Königshaus – ,
aber gab auch düster an,
dass der Sohn dann irgendwann
seinen Vater ohne Not
töten würde. Ein Gebot,
das Gott Zeus erlassen hätte
oben in der Gottesstätte.
Dieser Spruch nun, einerlei,
legte sich auf sie wie Blei,
lähmte sie, und beide fluchten,
überlegten drauf und suchten
einen Ausweg allemal:
O, wie war sie groß, die Qual.
Und nach langem, hartem Ringen
galt’s, das Kleinkind umzubringen,
um mit ihren eignen Händen
noch das Schicksal abzuwenden.
Schon erfolgte der Befehl
an den Hirten mit dem Ziel,
ihren Säugling auszusetzen,
ihn zudem noch zu verletzen
und die Fersen zu durchbohren –
so sei er gewiss verloren.
Dieses Schicksal war nun hart
und für’s Kind kein guter Start!
Und der Hirte ging nun fort
bis an einen fernen Ort,
hielt das Kind auf seinen Armen
und er spürte ein Erbarmen,
fühlte mit und fühlte Schmerz,
brachte es nicht übers Herz,
dieses Kind dem Tod zu weihen –
das könnt’ er sich nicht verzeihen!
Und so litt er Not und Stress.
Doch der Zufall wollte es:
Während er durch Felder irrte,
kam ihm nah ein fremder Hirte.
Er bekniete ihn, erbat
seine Hilfe, seinen Rat.
Und so kam’s und ganz geschwind
gab er ihm das kleine Kind,
machte sich dann mit Verlaub
eilends auf und aus dem Staub,
kehrte heim und trat dann hin
vor den Thron der Königin
und gab vor in seiner Not,
ja, das Kind, das sei nun tot!
Oh, sie litt, muss man schon sagen,
hob auch an, ihr Weh zu klagen,
und beruhigte ihr Gewissen
mehr als zynisch und gerissen,
denn dem Kleinen, da er fort,
sei erspart der Vatermord!
Doch der Kleine war am Leben,
hatte der Transfer ergeben,
und der Hirte trug geschwind
ihn zum König von Korinth,
seinem Herrn in diesem Land,
dem er dienend unterstand.
Und er reichte ihm den Knaben
als Geschenk, er dürft’ ihn haben,
denn der König, so sein Los,
war noch immer kinderlos.
So kam König Polybos
nun zum Kind, was er genoss,
pflegte es, denn tiefe Wunden
hatte er bei ihm gefunden.
Und gefesselt mit dem Strick,
waren beide Füße dick.
Diese brachten ihn zum Schluss
auf den Namen Ödipus1.
Und er machte ihn im Land
dann als seinen Sohn bekannt.
Ödipus war nun geborgen,
musste länger sich nicht sorgen,
wurde größer, wuchs heran,
reifte dann zum jungen Mann
und genoss bei allem Streben
nun am Hof sein Prinzenleben.
1 Der Name ‚Ödipus’ bedeutet Schwellfuß.
Jahre sollten so vergehen,
doch dann gab es ein Geschehen,
das den Ödipus sehr stark
treffen sollte bis ins Mark.
Ausgangspunkt war eine Feier,
mit viel Wein, Gesang zur Leier,
Frohsinn herrschte in der Runde,
plötzlich dann, zu später Stunde,
tönte lauthals bei dem Feste
einer dieser vielen Gäste,
klagte an, neidvoll im Ton,
Ödipus sei nicht der Sohn
seiner Eltern, hätt’ kein Recht
auf den Thron. Das Wortgefecht,
das dann folgte, war von Dauer,
kontrovers und wurde rauer.
Und so kam’s: Am nächsten Morgen,
aufgewühlt, erfüllt von Sorgen,
trat er vor den Vater hin
und der Mutter Königin,
wollte seinen Status klären,
so umschrieb er sein Begehren.
Doch die Eltern sagten klar,
dieser Vorwurf sei nicht wahr
und er sollt’ sich mehr empören
als auf diesen Unsinn hören.
Ödipus könnt’ auf sie bauen,
könnte ihnen auch vertrauen
und beschworen ihn dann schon:
Er sei ihr geliebter Sohn!
Ödipus stand da in Tränen,