Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane - Alfred Bekker - E-Book

Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane von Alfred Bekker, Pete Hackett, Cedric Balmore (1099) Über diesen Band: Dieser Band enthält folgende Krimis: Trevellian, das Call-Girl und die Mafia (Pete Hackett) Der Fall mit der Stripperin (Alfred Bekker) Der Schlüssel zum Tod (Cedric Balmore) Der Unheimliche (Cedric Balmore) Terror um Mitternacht (Cedric Balmore) Ich habe Angst (Cedric Balmore) Der Henker kam zu spät (Cedric Balmore) Wenn ich sterbe, stirbst auch du (Cedric Balmore) Der Tod war schneller (Cedric Balmore) Lautlos kommt der Tod (Cedric Balmore) Streng vertraulich! (Cedric Balmore) Kommissar Morry und der Teufel ohne Gnade (Cedric Balmore) Ein großer Mafia-Deal soll über die Bühne gebracht werden. Es geht um unvorstellbar große Summen - und unvorstellbar dreckige Geschäfte. Ein verdeckter Ermittler wurde eingeschleust und riskiert Kopf und Kragen. Als er auf einer Party einem nackten Showgirl gegenübersteht, ahnt er nicht, dass er eine skrupellose Killerin vor sich hat ... Kommissar Morry ist eine Serie von Kriminalromanen mit allen Zutaten klassischer Detektivgeschicten im englischen Stil. Nebelige Gassen, unheimliche Geschehnisse, skrupellose Mörder und ein Ermittler, der mit Scharfsinn und Beharrlichkeit dem Verbrechen den Kampf angesagt hat. Die Romane erschienen in den 1950er Jahren und spiegeln ihre Zeit wieder. Verfasst wurden die Kommissar Morry Kriminalromane von Cedric Balmore (d.i. Hans E. Ködelpeter), der später auch zahlreiche Romane zu den Serien Jerry Cotton, Kommissar X und 'Die schwarze Fledermaus beitrug. Pete Hackett erfand die Serien U.S.Marshal Bill Logan und Der Kopfgeldjäger sowie FBI Special Agent Owen Burke. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

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Seitenzahl: 2501

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Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane

Copyright

Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi

Der Fall mit der Stripperin: Hamburg Krimi

Copyright

Der Fall mit der Stripperin

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About the Author

About the Publisher

Die Fälle des Kommissar Morry - 10 legendäre Krimi Leihnbücher in einem Band

Copyright

Kommissar Morry - Der Schlüssel zum Tod

Kommissar Morry

Copyright

Cedric Balmore: Kommissar Morry - Der Schlüssel zum Tod

Roman

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About the Publisher

Kommissar Morry - Der Unheimliche

Kommissar Morry

Copyright

Kommissar Morry

Kommissar Morry | Der Unheimliche | Kriminal-Roman

Der Unheimliche

About the Publisher

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

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Kommissar Morry | Terror um Mitternacht | Cedric Balmore

Roman

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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry

Copyright

Kommissar Morry | Ich habe Angst

Inhaltsangabe

Roman

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About the Publisher

Kommissar Morry - der Henker kam zu spät

Kommissar Morry

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Cedric Balmore: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spät

Roman

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Kommissar Morry - Wenn ich sterbe, stirbst auch du

Kommissar Morry

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Cedric Balmore: Kommissar Morry | Wenn ich sterbe, stirbst du auch du

Roman

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About the Publisher

Kommissar Morry - Der Tod war schneller

Kommissar Morry

Copyright

Kommissar Morry | Der Tod war schneller | Cedric Balmore

Roman

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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry

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Kommissar Morry | Lautlos kommt der Tod

Hans Ködelpeter: Ende 80er Jahre

Morry

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Kommissar Morry - Streng vertraulich!

Kommissar Morry – Streng vertraulich!

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Klappe

Roman

About the Publisher

Kommissar Morry und der Teufel ohne Gnade

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About the Publisher

Die Oktober Krimi Bibliothek 2021: Krimi Paket 12 Romane

von Alfred Bekker, Pete Hackett, Cedric Balmore

Über diesen Band:

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Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian, das Call-Girl und die Mafia (Pete Hackett)

Der Fall mit der Stripperin (Alfred Bekker)

Der Schlüssel zum Tod (Cedric Balmore)

Der Unheimliche (Cedric Balmore)

Terror um Mitternacht (Cedric Balmore)

Ich habe Angst (Cedric Balmore)

Der Henker kam zu spät (Cedric Balmore)

Wenn ich sterbe, stirbst auch du (Cedric Balmore)

Der Tod war schneller (Cedric Balmore)

Lautlos kommt der Tod (Cedric Balmore)

Streng vertraulich! (Cedric Balmore)

Kommissar Morry und der Teufel ohne Gnade (Cedric Balmore)

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Ein großer Mafia-Deal soll über die Bühne gebracht werden. Es geht um unvorstellbar große Summen - und unvorstellbar dreckige Geschäfte. Ein verdeckter Ermittler wurde eingeschleust und riskiert Kopf und Kragen. Als er auf einer Party einem nackten Showgirl gegenübersteht, ahnt er nicht, dass er eine skrupellose Killerin vor sich hat ...

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Kommissar Morry ist eine Serie von Kriminalromanen mit allen Zutaten klassischer Detektivgeschicten im englischen Stil. Nebelige Gassen, unheimliche Geschehnisse, skrupellose Mörder und ein Ermittler, der mit Scharfsinn und Beharrlichkeit dem Verbrechen den Kampf angesagt hat. Die Romane erschienen in den 1950er Jahren und spiegeln ihre Zeit wieder.

Verfasst wurden die Kommissar Morry Kriminalromane  von Cedric Balmore (d.i. Hans E. Ködelpeter),  der später auch zahlreiche Romane zu den Serien Jerry Cotton, Kommissar X  und 'Die schwarze Fledermaus beitrug.

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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

© Roman by Author / COVER: Birgit Haehnke

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi

Pete Hackett

Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi

UUID: e5820458-2a9c-4f44-bb6c-be187bb8ec88

Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Table of Contents

UPDATE ME

Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

––––––––

Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.

––––––––

Jesse Trevellian und Milo Tucker, zwei Ermittler in New York, versuchen gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen. Es geht um illegale Waffengeschäfte und Rauschgift. Die Gangster schrecken vor nichts zurück. Aber den Gangstern passieren in ihrer Gier nach Macht und Geld diverse Fehler und da setzen Trevellian und Tucker an...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Wir waren ganz dicht an Richard Mercer dran. Einer seiner >Streetworker< war in ein Gebäude in der Clinton Street, Lower East Side, geflohen. Wir hatten den Kerl vor dem >Shark< erwischt, als er Heroin verkaufte. Als wir zugriffen, entkam er uns. Jetzt aber saß er wie eine Ratte in der Falle. Einige Kollegen von der City Police, die wir angefordert hatten, bewachten den rückwärtigen Ausgang und die Haustür, Milo und ich stiegen die Treppe empor.

Es gab insgesamt sechs Apartments in dem Gebäude. In einem davon steckte der Bursche. Die Apartments im Erdgeschoss und in der 1. Etage hatten wir überprüft. Jetzt befanden wir uns in der 2. Etage. Da war ein kleiner Flur, an dessen beiden Enden sich Wohnungstüren befanden. Ich klingelte an der linken Tür. Eine Frau öffnete mir. Ich schaute in ihr Gesicht und wusste Bescheid. Eine eisige Hand griff nach mir...

»FBI, mein Name ist Trevellian«, stellte ich mich vor. »Sind Sie alleine in der Wohnung?«

Die Augen der Frau flackerten. Ich blickte in einen Abgrund des Schreckens und der Angst. In ihren Mundwinkeln zuckte es und sie musste zweimal ansetzen, ehe sie antwortete: »Nein. Meine Tochter Sandy...«

Ich begriff. Milo stand neben mir. Er atmete scharf ein. Laut sagte ich: »Vielen Dank, Mrs. – äh...« Ich brach ab und schaute auf das Namensschild bei der Klingel. »...Mrs. Baldwin«, vollendete ich dann.

Ihr Blick war flehend auf mich gerichtet. Es war, als wollte sie mich hypnotisieren. Ich nickte ihr zu, griff kurzer Hand nach ihrem Arm und zog sie schnell aus der Wohnung. Milo übernahm die Frau. Ich griff zur SIG, glitt in das Apartment und befand mich im Livingroom. Die Hand mit der Pistole beschrieb einen Halbkreis, als ich in die Runde sicherte.

Der Gangster war nicht zu sehen. Er hatte die Frau vorgeschickt, damit sie uns abwimmelte. Sicher hatte er ihr angedroht, ihrer Tochter Leid zuzufügen. Aber bei ihr waren die Angst und das Entsetzen ausgeprägter als die Schauspielkunst. Sie hatte sich mit jedem Zug ihres Gesichts verraten.

Einige Türen führten in die verschiedenen anderen Räume; Küche, Bad, Schlafzimmer... Eine weitere Tür führte wahrscheinlich ins Kinderzimmer. Eine dieser Türen wurde plötzlich aufgezogen. Eine heisere, belegte Stimme rief:

»Ich habe das Mädchen, Bulle! Verschwindet. Oder ich lege die Kleine um. Das wollt ihr doch nicht, wie?«

Der Bursche hatte wahrscheinlich bemerkt, dass sein Plan fehlgeschlagen war. Aber er schoss nicht, sondern drohte nur. Ich konnte diese Sorte einschätzen. Er würde wohl auch nicht schießen. Diese Kerle waren keine Mörder. Er wollte uns nur einschüchtern und unsicher machen.

Ich entspannte mich und senkte die Hand mit der SIG. »Es hat keinen Sinn, Mister«, sagte ich. »Das Haus ist von Polizei umstellt. Sie kommen nicht hinaus. Also lassen Sie das Mädchen frei und ergeben Sie sich. Machen Sie alles nicht noch schlimmer.«

»Einen Dreck werde ich!«, fauchte der Gangster. »Ich werde jetzt mit der Kleinen hinaus kommen. Denk nur nicht, dass ich spaße. Ich erschieße das Girl, wenn ihr mir Schwierigkeiten macht.«

Ich lauschte der Stimme hinterher. Ich glaubte einen verzweifelten Unterton aus ihr herausgehört zu haben. Dieser Bursche wusste, dass er verloren hatte. Er wolle es nur noch nicht einsehen. Die Drohung, das Mädchen zu erschießen, war das letzte Aufbäumen, der letzte verzweifelte Versuch, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.

Der Gangster zeigte sich. Vor sich hielt er ein etwa fünfjähriges Mädchen. Seine Linke umkrampfte die Schulter der Kleinen. Mit der Rechten hielt er die Pistole gegen ihre Schläfe.

»Leg deine Waffe auf den Fußboden und geh zur Seite, Bulle!«, knirschte der Gangster. Er schob das Mädchen vor sich her durch die Tür.

Das Kind schaute mich aus großen blauen Augen verwirrt an. »Mama!«, rief es. »Wo ist meine Mama?« Die dünne Stimme klang kläglich. Der Anblick schnitt mir ins Herz. Blonde Haare rahmten das Gesicht des Mädchens ein. Es drückte mit beiden Armen eine Puppe an sich. Wahrscheinlich begriff es noch gar nicht richtig, was sich hier abspielte.

Ich wollte nichts herausfordern, legte die Pistole auf den Boden und trat zur Seite. Mein Blick kreuzte sich mit dem des Gangsters. In seinem Gesicht arbeitete es. Er war noch nicht alt. Höchstens 25 Jahre. Bekleidet war er mit einem Jeansanzug und einem karierten Hemd. Auf seinem Kopf saß eine Wollmütze. Darunter lugten braune Haare hervor, die bis in seinen Nacken reichten. Sein Gesicht war schmal und stoppelbärtig.

»Sie verbessern Ihre Situation damit nicht«, gab ich zu verstehen. »Im Gegenteil. Geiselnahme ist kein Kavaliersdelikt. Nach einer Verurteilung wegen Rauschgifthandels wären Sie nach wenigen Jahren wieder in Freiheit. So aber...«

Ich brach viel sagend ab.

Der Gangster richtete die Pistole auf mich. »Um mich einzusperren, müsst ihr mich erst einmal haben. Mit dem Girl habe ich ein gutes Faustpfand, meinst du nicht? Ich werde jetzt hinuntergehen. Wenn sich mir auch nur ein einziger Bulle in den Weg stellt, stirbt die Kleine.«

Er ging mit dem Mädchen an mir vorbei, ließ mich dabei nicht aus den Augen. Das zeitgeschaltete Licht im Treppenhaus war erloschen. Kein Geräusch war zu vernehmen, außer den tapsenden Schritten des Gangsters und seiner Geisel.

Er drehte sich mir zu, hielt mir das Kind wie ein lebendes Schutzschild entgegen.

Hinter ihm war Finsternis. »Mach Licht!«, gebot er dem Mädchen. Das Kind aber reagierte nicht. Fluchend nahm der Gangster seine Hand von der Schulter des Mädchens. Sie tastete sich um den Türstock herum.

Und dann ging alles blitzschnell. Ich konnte mit den Augen kaum folgen. Plötzlich lag der Gangster am Boden. Das Mädchen wurde von ihm weggerissen. Der Kerl brüllte auf. Ein Schuss krachte. Dann sah ich Milo. Er beugte sich über den Geiselnehmer und drehte ihm den Arm mit der Pistole herum. Wieder schrie der Bursche gequält auf.

Und dann handelte ich. Mit drei langen Schritte war ich bei der Tür. Zugleich nahm ich die Handschellen, die unter meiner Jacke am Gürtel hingen, zur Hand. Milo hatte dem Gangster die Pistole entwunden. Die Handschellen klickten. Dann machte Milo Licht.

Mrs. Baldwin und ihre Tochter standen in der Ecke neben der Tür. Die Frau hatte beide Hände auf den Schultern des Mädchens liegen. In ihrem Gesicht zuckten die Nerven. Ihre Lippen formten tonlose Worte.

»Alles ist gut«, sagte ich. »Kommen Sie.« Ich hob das Mädchen auf meinen Arm und nahm die Frau bei der Hand. Milo zerrte während dessen den Gangster auf die Beine. »Stell dich nicht so an«, hörte ich meinen Freund und Partner sagen. »Eben warst du auch nicht so zimperlich.«

Ich führte Mrs. Baldwin in die Wohnung. Auf der Treppe trampelten Schritte. Stimmen waren zu vernehmen. Dann kam Milo in die Wohnung. »Er hat tatsächlich geschossen«, gab er zu verstehen. »Ich habe angeordnet, dass er ins Stadtgefängnis gebracht wird. Sind die Frau und das Mädchen in Ordnung?«

Mrs. Baldwin taumelte zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Ich setzte ihr das Mädchen auf den Schoß. »Ja«, sagte ich. »Zumindest körperlich haben Sie keinen Schaden davon getragen. Ich denke aber, dass sich ein Polizeipsychologe um sie kümmern muss.«

2

»Wie lautet Ihre Name?«, fragte ich den Geiselnehmer. Wir befanden uns im Vernehmungsraum des City Prison. Der Gangster saß an einem Tisch. Der Raum war in helles Neonlicht getaucht. Milo stand hinter ihm. Ich hatte mich vor dem Tisch aufgebaut.

»Craig Swanton.«

»In wessen Auftrag verkauften sie vor dem >Shark< das Heroin?« Ich stemmte beide Arme auf den Tisch und beugte mich ein wenig nach vorn. Mein Blick hatte sich am Gesicht Swantons festgesaugt.

»Ich habe es in eigener Regie verkauft. Denn ich brauche Geld. Die Sucht...«

»Sie sind also süchtig?«

»Ja.«

»Was sagte Ihnen der Name Richard Mercer?«

»Wer soll das sein?«

»Der Mann, in dessen Auftrag sie gedealt haben. Der Mann, der das Drogengeschäft in Südmanhattan kontrolliert. Raus mit der Sprache, Swanton. Wir haben keine Märchenstunde.«

»Ich kenne diesen Mann nicht. Lasst mich in Ruhe.«

»Von wem haben Sie das Rauschgift erhalten?«, fragte Milo.

»Ich habe es in Harlem gekauft. Und was ich nicht selbst brauchte, wollte ich vor dem >Shark< mit Gewinn weiter verkaufen.«

»Sie hatten Heroin im Wert von 15.000 Dollar bei sich. Erzählen Sie mir nicht, dass Sie es gekauft haben.«

»Denkt, was ihr wollt.«

»Sie haben geschossen, als Sie mein Kollege überwältigte. Das wird Ihnen als Mordversuch ausgelegt. Sie wissen, was darauf steht. Wir könnten es aber auch so deuten, dass die Pistole versehentlich los ging. Sie würden sich eine Reihe von Jahren sparen.«

Wir mussten ihm die Sache ein wenig schmackhaft machen. In seinem Gesicht regte sich nichts. Wahrscheinlich hatten meine Worte bei ihm nicht den geringsten Eindruck hinterlassen. »Die Pistole ist tatsächlich versehentlich losgegangen«, sagte Swanton. »Gegenteiliges werdet ihr mir kaum beweisen können.«

»Sie haben gedroht, zu schießen. Sie hielten die Waffe an den Kopf des Kindes. Und als mein Kollege sie überwältigte, fiel der Schuss. Weiterer Beweise bedarf es nicht.«

»Ich lasse es auf mich zukommen.«

»Sie haben Angst, nicht wahr?«, knurrte Milo.

»Vor wem sollte ich Angst haben?«

»Vor der Rache der Mafia, der Sie angehören und die Richard Mercer leitet. Sie befürchten, dass der Arm der Mafia bis hinter die Mauern des Stadtgefängnisses und von Rikers Island reicht. – Wo wohnen Sie?«

»Upper West Side, 78. Straße, Nummer 341. In meiner Wohnung werdet ihr nichts finden.«

»Wir werden sehen. Haben Sie sich schon einen Anwalt besorgt?«

»Nein. Das tue ich heute morgen. Und zwar werde ich den besten konsultieren.«

»Womit wollen Sie ihn bezahlen?«

»Das lassen Sie nur meine Sorge sein.«

»Ich sage es Ihnen«, knirschte ich. »Sie bezahlen den Anwalt gar nicht. Das macht Mercer.«

»Mercer, Mercer, Mercer!«, blaffte Swanton. Er schob das Kinn vor und zeigte die Zähne. »Ich kann den Namen nicht mehr hören. Ich weiß nicht, wer Mercer ist.«

»Mercer würde zum Beispiel niemals zulassen, dass Sie ihm ins Handwerk pfuschen«, stieß ich hervor. »Wenn Sie in eigener Regie vor dem >Shark< Stoff verkauft hätten, wären Mercers Leute vor uns dort gewesen, um Ihnen die Hammelbeine lang zu ziehen. – Okay, Swanton. Sie wollen nichts sagen. Wir erwischen gewiss den einen oder anderen von Ihren Kollegen. Und sicherlich ist einer dabei, der versucht, für sich das Beste rauszuholen. Dann ist es für Sie zu spät. Sie werden dann die nächsten 25 Jahre im Zuchthaus verschwinden.«

»Oder bis zum Ende Ihres Lebens«, fügte Milo hinzu. »Rauschgifthandel, Geiselnahme, versuchter Mord... Man wird Ihnen eine ziemlich saftige Rechnung präsentieren.«

Swanton atmete stoßweise. In seinen Augen wob eine jähe Unsicherheit. Fahrig strich er sich mit der linken Hand über das Gesicht. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Plötzlich zog er die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum.

Wir starrten ihn an; durchdringend, zwingend, mitleidlos. Entgegenkommen durfte er nur erwarten, wenn er sich kooperativ zeigte. Bis jetzt aber brillierte er uns gegenüber nur mit seiner trotzigen Sturheit.

In seinem Gesicht arbeitete es jetzt. Er blinzelte, sein Blick irrte ab. Plötzlich begann er, seine Hände zu kneten. Und dann sagte er: »Okay, okay. Ich habe im Auftrag Mercers das Heroin vor dem Shark verhökert. Wenn in Manhattan mit Drogen gehandelt wird, dann steckt immer Mercer dahinter. Er lässt sich hier die Wurst nicht vom Brot nehmen und kontrolliert den Drogenhandel zu 100 Prozent.«

»Nicht nur den Drogenhandel«, erklärte ich. »Auch die illegale Prostitution und das illegale Glücksspiel.«

»Das weiß ich nicht.«

»Stand Mercer direkt mit Ihnen in Verbindung oder bekamen Sie das Rauschgift über einen Mittelsmann?«

»Es war Mercer selbst, der uns versorgte.«

»Wer hat noch für ihn gedealt?«

»Ich kenne nur Jim Belknap und Jacob Utley. Belknap verkauft vor dem >Club Andalusien<, Utley vor dem >Bluebird<.«

»Wir werden uns erkenntlich zeigen und ein gutes Wort bei der Staatsanwaltschaft für Sie einlegen«, murmelte ich, dann rief ich den Wachtmeister, damit er Swanton in seine Zelle zurück brachte.

3

Es war Mitternacht vorbei. Richard Mercer und Gina Shirland, das Callgirl, das für ihn arbeitete und das er sich an diesem Abend in sein Bett geholt hatte, waren nackt. Mercer lag auf dem Rücken. Gina hatte ihren Kopf auf seinem Leib liegen. Er spielte versonnen in ihren blonden langen Haaren.

Mercer war 56 Jahre alt und seine Haare waren schon grau. Er verfügte über ein scharfgeschnittenes Gesicht, das von einem Paar stahlblauer Augen beherrscht wurde. Sein Mund war dünnlippig und wies einen brutalen Zug auf. Sein Kinn war eckig, was Durchsetzungsvermögen und ein hohes Maß an Energie verriet.

Gina Shirland war 26. Sie war eine sehr schöne Frau; schlank und trotzdem wohlproportioniert, ihr Gesicht war schmal und dennoch fraulich weich, ihre Augen waren grünlich und standen etwas schräg, was diesem Gesicht einen exotischen Ausdruck verlieh.

Sie hatte Richard Mercer nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Das erwartete er allerdings. Er hatte Gina nicht das erste Mal mit in sein Haus in Bergen Beach genommen, was zum Ausdruck brachte, dass er mit ihren Leistungen, ihrem Service, zufrieden war. Mit durchschnittlichen Menschen gab sich Mercer nicht ab. Er erwartete von seinen Leuten Überdurchschnittliches. Egal, ob es sich um die Huren handelte, die für ihn arbeiteten, die Spieler oder die Dealer...

Jetzt war er ziemlich ausgepumpt. Bevor sie das wilde Liebesspiel fortsetzen konnte, musste Mercer sich erholen. Er nahm seine Hand aus Ginas Haaren und strich über über ihre Brust. Ihre Haut war weich wie Samt. »Du bist Spitze«, sagte er. »Dir kann kein anderes der Mädchen das Wasser reichen.«

»Und du bist ebenso erstklassig«, erwiderte Gina. »Von dir kann sich so mancher Jüngere eine Scheibe abschneiden.«

»Du schmeichelst mir. Ich bin 56...«

»...mit dem Leistungsvermögen eines 40-Jähigen«, lachte Gina. Sie hob den Kopf, setzte sich auf, beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. Dann suchten sich ihre Lippen einen Weg nach unten. Sie fuhren über seinen Hals hinweg, über seine Brust, hinterließen auf seiner Haut eine feuchte Spur. Dann kniete sie über ihm...

Da ertönte im Livingroom ein Geräusch. Es war ein leises Klirren, das aber im nächsten Moment in der Stille versank.

Richard Mercer hatte den Kopf erhoben und lauschte angespannt. Dann schob er Gina von sich. Er schwang die Beine vom Bett und richtete sich auf, ging zur Tür und löschte das Licht. Langsam zog er die Tür auf, glitt in den Livingroom – und erstarrte. Denn eine höhnische Stimme sagte:

»Ich habe dich vor der Mündung, Rich. Heh, schläfst du immer nackt? Geh zum Sessel und setz dich hinein. Vorwärts, mach schon!«

»Du, Will? Was soll das? Wieso dringst du in mein Haus ein. Willst du mich bestehlen? Bezahle ich dir nicht genug?«

»Es gibt jemand, der mehr bezahlt als du, Rich. Er zahlt mir 5.000 dafür, dass ich dich in die Hölle schicke. Ein guter Preis, nicht wahr?«

Mercer schluckte trocken. Er konnte die schemenhaft Gestalt gut sehen. Sie stand an der Wand neben der Tür, die ins Schlafzimmer führte. Mercer entging auch nicht die Pistole, die in der Hand des Mannes lag. Im vagen Licht, dass durch die beiden Fenster ins Rauminnere drang, schimmerte der Stahl matt.

»Wer schickt dich?«

»Walker.«

»Dieser Hurensohn. Ich zahle dir 10.000, wenn du...«

»Keine Chance, Rich. Die 5.000 sind mir sicher. Von dir bekäme ich kein Geld, sondern ein Stück heißes Blei. Ich weiß, wie du mit Leuten verfährst, die nicht nach deiner Pfeife tanzen. Was machst du erst mit Männern wie mir und Walker, die dir in den Rücken fallen. Fahr zur Hölle, Will.«

Es gab ein Geräusch, wie wenn ein Korken aus einer Flasche gezogen wird. Der Killer benutzte einen Schalldämpfer. Richard Mercer sah das Mündungsfeuer und spürte den Einschlag. Er hatte das Gefühl, als fände in seiner Brust eine Explosion statt. Dann kam das Schwindelgefühl. Alles um ihn herum begann, sich zu drehen. Er glaubte abzuheben. Schließlich versank er in undurchdringlicher Finsternis – eine Finsternis, aus der es keine Rückkehr gab. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach ihm.

Richard Mercer spürte den Aufprall am Boden schon nicht mehr.

Der Mörder stieg über die reglose Gestalt hinweg und ging ins Schlafzimmer. Er sah das zerwühlte Bett, brummelte etwas in seinen Bart und machte kehrt. Er sah nicht das Girl, das auf der Tür abgewandten Seite hinter dem Bett am Boden lag, an Leib und Seele zitterte und sich kaum zu atmen wagte.

Im Livingroom flammte das Licht auf. Der Killer durchsuchte Boards und Schränke. Einige Schübe riss er heraus und verstreute den Inhalt über den Boden. In einem Sekretär fand er in einer Stahlkassette, in der der Schlüssel steckte, einige hundert Dollar, die er an sich nahm.

Dann verließ er das Haus auf dem selben Weg, auf dem er es betreten hatte. Durch die Vordertür. Er hatte sie mit einem Montiereisen aufgesprengt. Er verschwand in der Dunkelheit, die im Garten herrschte...

Gina Shirland erhob sich, als sie sich sicher war, dass der Mörder das Haus verlassen hatte. Sie ging in den Livingroom. Der Killer hatte das Licht brennen lassen. Am Boden lag Richard Mercer. Seine Brust war voll Blut. Er hatte die Augen im letzten Schrecken seines Lebens weit aufgerissen.

Ginas Hals war wie ausgetrocknet. Angst und Fassungslosigkeit würgten sie. Eine Gänsehaut rann ihr den Rücken hinunter. »Großer Gott«, keuchte sie. Wild hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. In ihren Ohren rauschte das Blut.

Nur weg von hier!, durchfuhr es sie. Nichts wie weg!

Siedend rann es durch ihre Adern. Total konfus zog sie sich an. Es war nicht mehr ihr Wille, der ihre Handgriffe bestimmte. Jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt erfolgten ihre Handgriffe automatisch. Zuletzt ergriff sie ihre Handtasche.

Dann machte sie das Licht aus und verließ das Haus durch die Vordertür. Die Tür ließ sich nicht mehr schließen. Das Schloss war aus dem Türfutter gebrochen worden. Auf der Straße vor dem Garten stand Ginas Wagen. Es war ein BMW Z 3. Mit zitternder Hand versuchte sie, den Zündschlüssel ins Zündschloss zu schieben. Sie musste dreimal ansetzen. Dann heulte der Motor auf. Sie ließ die Kupplung kommen und gab Gas. Der Wagen vollführte einen Satz und der Motor starb ab. Erst beim zweiten Versuch gelang es Gina anzufahren...

4

Milo und ich fuhren am Morgen nach Bergen Beach. Von Manhatten aus mussten wir zuerst nach Brooklyn. Wir benutzten den Brooklyn Battery Tunnel, der sich am südlichsten Zipfel Manhattans befindet, drüben befuhren wir den Gowanus Expressway, dann den Prospect Expressway, es ging zwischen Prospekt Park und dem Greenwood Friedhof hindurch und dann wandten wir uns nach Osten, um zur Jamaika Bay zu gelangen.

»Der alte Schuft wird Augen machen, wenn wir ihm erklären, dass er verhaftet ist«, meinte Milo voller Vorfreude. »Wie lange sind wir hinter dem Kerl eigentlich schon her? Ein Jahr, zwei Jahre?«

»Freu dich nicht zu früh«, antwortete ich. Ich musste bremsen, weil eine Ampel auf gelb umschaltete und der Verkehr vor mir ins Stocken geriet. Dann kam rot und die Autokolonne stand. Wir hatten es nicht eilig. Richard Mercer lief uns nicht davon. Er hatte ja keine Ahnung, dass wir im Anmarsch waren. Auch ich war zufrieden. Wir waren hinter dem alten Mobster schon eine ganze Weile her. Mit der Verhaftung Swantons hatten wir endlich einen seiner Lakaien erwischt, der den Mund aufmachte. »Mercer hat sicher die besten Anwälte an der Hand. Sie werden schon eine Hintertür finden, durch die sie ihren schwerreichen Mandaten auf freien Fuß bekommen.«

»Das ist nicht mehr unser Problem«, meinte Milo schnoddrig. »Beweise und Zeugenaussagen auszuwerten ist Sache des Staatsanwalts. Er muss dem Haftrichter genug Material präsentieren, damit Mercer festgehalten werden kann.«

Ich schaute Milo von der Seite an. »Das ist doch nicht dein Ernst. Du bist doch frustriert bis in die Knochen, wenn jemand, den wir verhaftet haben, gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wird. Und ich denke, gerade bei Rich Mercer würde es dich bis ins Mark treffen, wenn ihn der Haftrichter laufen ließe.«

Milos Brauen hoben sich. »Wie gut du mich kennst, Partner.« Er zeigte ein angedeutetes Grinsen. »Ich würde mich wahrscheinlich in den Hintern beißen, wenn die Aussage Swantons nicht ausreichen würde, um den alten Schuft hinter Schloss und Riegel zu bringen.«

Die Ampel schaltete wieder auf grün um. Die Autos vor uns rollten an. Wir befanden uns bald mitten in einem Wohngebiet. Zu beiden Seiten der Straße waren schmucke Einfamilienhäuser mit kleinen Gärten davor zu sehen. Kinder spielten. Eine Gruppe Frauen stand auf dem Gehsteig und unterhielt sich. Hier war die Welt noch in Ordnung. So schien es zumindest...

Wir erreichten die Flatbush Avenue und hier war das Verkehrsaufkommen wieder lebhafter. Irgendwann bog ich nach links ab und wir gelangten nach Mill Basin, einem Ortsteil, bei dem es sich ebenfalls um ein Wohnviertel handelte.

Südlich von uns erhoben sich die Bäume und Büsche des Marine Parks, östlich befand sich Bergen Beach, eine bevorzugte Wohngegend des Geldadels, der sich hier - fernab von Verkehrslärm und Stress - an der Jamaika Bay teure Häuser erbaut hatte.

Es waren Villen, die in großen, parkähnlichen Gärten lagen, die mit hohen Hecken wie Mauern umgeben waren. Wir fanden das Anwesen Mercers auf Anhieb. Ich stellte den Wagen an den Straßenrand. Milo und ich stiegen aus. Das große, schmiedeeiserne Tor, hinter dem die Zufahrt zur Villa lag, war verschlossen. Vor der Garage stand ein schwarzer Oldsmobile. An einer der Säulen, die die Gartentür säumten, war eine Klingel mit Gegensprechanlage. Parallel zur Zufahrt verlief ein gepflasterter Fußweg, der bei einem Rondell vor dem Haus endete, das mit Blumen bepflanzt war und aus dessen Mitte ein Springbrunnen mit einem Neptun als Brunnenfigur ragte.

Hier war alles pompös und vom Feinsten.

»Wird dem alten Gangster nicht leicht fallen, all das gegen eine nüchterne Gefängniszelle einzutauschen«, freute sich Milo.

»Ganz sicher nicht«, pflichtete ich bei und legte den Daumen auf den Klingelknopf.

Nichts rührte sich.

Ich läutete noch einmal.

Nichts!

Milo versuchte, ob sich die Gartentür öffnen ließ. Sie schwang lautlos auf. Wir betraten das Grundstück. Linker Hand wurde der Fußweg von einer immergrünen Hecke gesäumt. Rechts, jenseits der Zufahrt, war ebenfalls eine Hecke, hinter der sich Bäume und Sträucher erhoben.

Ich schaute mich um und war überzeugt davon, dass der Eingangsbereich in das Grundstück videoüberwacht war. Wahrscheinlich sogar der gesamte Garten. Allerdings konnte ich nirgendwo eine Kamera entdecken.

Wir schritten den Fußweg entlang und erreichten die Haustür.

Sie war nur angelehnt.

Mir fiel sofort auf, dass die Tür beschädigt war.

»Himmel«, kam es von Milo. »Sieht aus, als wäre die Tür aufgebrochen worden.«

Ich stieß sie auf, sie schwang nach innen. Wir betraten das Haus. Vor unseren Blicken lag das Wohnzimmer. Am Boden lag ein nackter Mann auf dem Teppich. Seine gebrochenen Augen starrten zur Decke hinauf. Seine Brust war blutbesudelt. Auf den ersten Blick sah ich, dass er erschossen worden war.

»Das ist Rich Mercer«, stieß Milo hervor. »Heiliger Rauch! Wer ist uns da zuvorgekommen?«

Ich hatte schon das Handy aus der Tasche genommen und holte die eingespeicherte Nummer der Zentrale auf das Display. Gleich darauf hatte ich einen Kollegen an der Strippe. Ich bat ihn, die Mordkommission zu verständigen. Der Kollege sagte es mir zu.

Wir warteten, bis die Kollegen erschienen...

5

Die ballistische Analyse des Geschosses, mit dem Richard Mercer getötet worden war, ergab, dass es sich um ein Projektil vom Kaliber 40 Smith & Wesson handelte. Ein viel gebräuchliches Kaliber. Eine Übereinstimmung mit bereits registrierten Geschossen war nicht festzustellen.

Im Haus Mercers wurden Fingerabdrücke gefunden. Auch sie waren nicht registriert.

Wir hatten nicht den geringsten Anhaltspunkt, der uns auf die Spur des Mörders geführt hätte.

Wir fuhren zu Alfred Mercer, dem Sohn des Gangsterbosses. Seine Wohnung befand sich in Manhattan, Clinton, 54. Straße. Eine rothaarige Frau ließ uns in die Wohnung. Alfred Mercer zeigte sich uns geknickt und voll Trauer. Er trug sogar zu Hause ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte.

Er forderte uns auf, Platz zu nehmen. Mir fiel die Ähnlichkeit auf, die er mit seinem Vater hatte. Seine Haare waren allerdings dunkel. Er setzte sich ebenfalls. Auch die rothaarige Lady ließ sich nieder. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«, fragte Alfred Mercer.

Wir lehnten dankend ab.

»Sie ahnen sicher, weshalb wir zu Ihnen gekommen sind«, begann ich.

»Es ist wegen des Mordes an meinem Vater«, antwortete Mercer. »Haben Sie schon Hinweise auf den Mörder gefunden?«

»Die Ermittlungen führen nicht wir, sondern die Mordkommission«, versetzte ich. »Uns interessiert mehr die Zeit vor dem Tod Ihres Vaters. Wussten Sie über seine Geschäfte Bescheid?«

»Er betrieb einen privaten Geldverleih. Natürlich wusste ich das. Dad verdiente gut damit. Es reichte zumindest, um sich in einer der teuersten Wohngegenden New Yorks ein Haus zu kaufen.«

»Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Mr. Mercer?«, fragte Milo.

»Ich betreibe zwei Bars in Carnegie Hill und Chelsea.«

»Wir wissen, dass Ihr Vater sein Geld mit Rauschgifthandel, Glücksspiel und illegaler Prostitution verdiente«, gab ich zu verstehen. Ich nahm mir kein Blatt vor den Mund. »Ihrem Vater gehörte nicht nur ein privater Geldverleih, ihm gehörten auch vier Bars in East Village, Soho und in der Lower East Side.«

Alfred Mercer prallte zurück. »Davon weiß ich nichts.« Plötzlich schoben sich seine Brauen zusammen. Er beugte sich weiter nach vorn. Seine Ellenbogen lagen auf seinen Oberschenkeln, die Hände baumelten zwischen den Knien. »Das sind ziemlich horrende Vorwürfe, die Sie gegen meinen Vater erheben. Können Sie ihre Behauptung auch beweisen?«

»Wir haben die Aussage eines Streetworkers, der für Ihren Vater mit Drogen dealte. Warum denken Sie denn, sind wir nach Bergen Beach gefahren? Wir wollten Ihren Vater festnehmen. Er war Boss einer Mafia.«

Abrupt erhob sich Alfred Mercer. »Ich lasse nicht zu, dass Sie meinen toten Vater beleidigen und ihm unhaltbare Dinge unterstellen!«, erregte er sich. »Das ist ungeheuerlich. Ich werde mich über Sie beschweren. Und jetzt bitte ich Sie, meine Wohnung zu verlassen.«

Auch wir erhoben uns. Ich reckte die Schultern. »Wir gehen, sobald Sie uns einige Fragen beantwortet haben. Lebte Ihr Vater allein in dem Haus in Bergen Beach?«

»Ja. Er und meine Mutter sind seit fast 20 Jahren geschieden. Sie lebt in Manhattan. Aber auch ich habe keinen Kontakt zu ihr. Ich weiß nicht, was sie treibt.«

»Hatte Ihr Vater Feinde?«

»Nicht dass ich wüsste.« Alfred Mercer vermittelte den Eindruck, scharf nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Er hat mit mir selten über sein Privatleben gesprochen. Aber wenn es jemand gäbe, der ihm Böses wollte, dann hätte er es mir sicher gesagt. Ich weiß von nichts.«

»Was hältst du von ihm?«, fragte Milo, als wir uns wieder auf der Straße befanden.

»Wahrscheinlich gehört er dazu und tritt jetzt an die Stelle seines Vaters.«

Milo nickte.

Wir fuhren zurück zur Federal Plaza. Nachdem ich den Sportwagen in der Tiefgarage abgestellt hatte, begaben wir uns in unser gemeinsames Büro. Ich rief Mandy an und sagte ihr Bescheid, dass wir zurück waren. »Ihr solltet sofort bei Mr. McKee erscheinen«, gab die Sekretärin unseres SAC zu verstehen.

»Schlechte Nachrichten?«, fragte ich ahnungsvoll. Es war meistens irgendeine Kacke am Dampfen, wenn uns der Chef zu sich zitierte.

»Ich weiß es nicht«, sagte Mandy. »Er hat lediglich gesagt, dass ihr sofort bei ihm erscheinen sollte, sobald ihr eintrefft.«

Wir begaben uns zum Chef. Er forderte uns auf, Platz zu nehmen, schaute ernst von einem zum anderen, dann begann er zu sprechen. »Swanton hat sein Geständnis widerrufen. Er erklärt, dass ihr es von ihm durch die Androhung massiver Gewaltanwendung erzwungen habt.«

Ich wollte etwas sagen, doch Mr. McKee winkte ab. »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Jesse. Ich weiß, dass Swanton lügt. Allerdings wird es eine Untersuchung geben.«

»Richard Mercer ist also aus dem Schneider«, murmelte ich. »Swanton war der Trumph, den wir im Ärmel hatten. Wenn er seine Aussage bezüglich Rich Mercers widerruft, sehen wir alt aus.«

»So ist es. Er hat widerrufen. Sie beide sind mit sofortiger Wirkung von dem Fall entbunden. Ich habe aber was anderes für Sie. Es geht um Waffenschmuggel. Der Umschlagplatz der Waffen, die nach Südamerika und Afrika verschoben werden, soll sich hier in New York befinden. Ein gewisser Dawud al Assaban soll die Finger im Spiel haben. Ein Marokkaner, der in New York lebt. Man sagt ihm auch Verbindungen zu Ansar el Islam nach. Schauen Sie dem Burschen mal auf die Finger.«

»Welche Art von Waffen sind es, die geschmuggelt werden?«, fragte Milo.

»Boden-Luft-Raketen, Schnellfeuergewehre, Pistolen, Handgranaten. Sie verlassen als landwirtschaftliches oder medizinisches Gerät getarnt die USA und gehen in Bürgerkriegsstaaten wie Sierra Leone, Kongo, Somalia... Wir haben einen V-Mann in die Rechtsradikalenszene eingeschleust. Sein Name ist Matt Ferguson. Sie finden seine Handynummer in den Unterlagen. Allerdings wäre es zu gefährlich, mit ihm Verbindung aufzunehmen. Wenn es etwas zu berichten gibt, wendet sich Ferguson an das FBI.«

Der Chef reichte mir mit dem letzten Wort eine dünne Akte. Damit waren wir entlassen. Wegen der Behauptung Swantons machte ich mir keine allzu großen Sorgen. Meine und Milos Aussagen standen gegen seine. Was mich ärgerte, war die Tatsache, dass wir aus dem Fall draußen waren. Ich hätte der Mafia Mercers nur allzu gerne das Handwerk gelegt. Sicher gab es nicht nur Richard Mercer und eine Hand voll Streetworker. Da war noch einiges dazwischen. Wahrscheinlich gehörte auch Alfred Mercer dazu.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht den blassesten Schimmer, wie sehr uns der Fall Mercer noch beschäftigen sollte...

6

Es war Abend. Bei Steven Walker klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer und hielt ihn sich vor das Gesicht. »Walker.«

Die helle Stimme einer Frau ertönte: »Hör zu, Walker. Ich weiß, dass du Will Allison zu Rich Mercer geschickt hast. Ich war Augen- und Ohrenzeuge, als er Rich tötete.«

Walker, ein 40-Jähriger Mann mit rotblonden Haaren atmete unwillkürlich schneller. »Wer spricht da? Ich weiß nicht, wovon die Rede ist.«

»O doch, Steven, du weißt es ganz genau. Mercer wurde in deinem Auftrag ermordet. Will Allison hat den Mord ausgeführt.«

»Was willst du?«

»Eine Million, dann halte ich den Mund. Andernfalls erfährt das FBI, wer Rich ermordet hat.«

»Du bist verrückt! Woher soll ich eine Million nehmen?«

»Frag Alfred, ob er sie dir leiht. Er sollte Interesse daran haben, dass du zahlst. Denn wenn dich die Polizei schnappt, ist auch Alfred fällig. Denn du hältst sicher nicht den Mund. Du bist nämlich eine dreckige Ratte, Steven.«

In Steven Walker hallte die Stimme nach. Er versuchte, sie zu analysieren. Es war eine rauchige Frauenstimme, die ihm bekannt vorkam. Und plötzlich fiel bei ihm der Groschen. Seine Augen blickten plötzlich hart wie Bachkiesel. Er sagte: »Na schön. Ich bin bereit, zu zahlen. Wann und wo soll das Geld übergeben werden?«

»Denk nur nicht, dass du mich herein legen kannst. Ich habe Vorkehrungen getroffen. Wenn mir etwas zustößt, geht innerhalb von 24 Stunden dem FBI eine eidesstaatliche Erklärung zu, die den Namen des Mörders und seines Auftraggebers beinhaltet. Du wirst dir dann einige ziemlich unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Außerdem erfährt Al, wer seinen Vater aus dem Weg geräumt hat. Und er dürfte für dich ein noch größeres Problem darstellen als die Polizei.«

»Wann und wo? Und werde ich, wenn ich zahle, Ruhe vor dir haben?«

Gina Shirland lachte kehlig. »Eine Million wird mir sicherlich einige Zeit reichen. Aber möglicherweise hörst du wieder von mir. Heh, was hast du eigentlich vor, Walker? Willst du auch Al beseitigen? Willst du die Nachfolge Richards antreten? Wenn es dir gelingt, hast du doch ausgesorgt. Dann zahlst du eine Million sozusagen aus der Portokasse.« Wieder lachte die Frau.

Walkers Kiefer mahlten. »Sag mir die Übergabemodalitäten«, knirschte er schließlich.

»Ich denke, drei Tage reichen dir, um das Geld zu beschaffen. Sagen wir also am Samstag. Du begibst dich um Punkt 18 Uhr zum Haupteingang des Grand Central. Dort erhältst du weitere Instruktionen. Und versuch nicht, mich aufs Kreuz zu legen. Innerhalb von 24 Stunden würde das FBI Bescheid wissen.«

»Ich werde zahlen.«

»Dann sind wir uns ja einig. Also bis Samstag, Walker. Dass du die Polizei nicht einschalten sollst, brauche ich dir ja gewiss nicht zu sagen.« Wieder erklang das kehlige Lachen. »Du schaufelst dir ja nicht dein eigenes Grab.«

Walker legte auf. Nachdenklich starrte er vor sich hin. »Gina«, stieß er schließlich zwischen den Zähnen hervor. »Du kleines, dreckiges Luder...«

Er nahm noch einmal den Hörer, tippte eine Nummer und sagte, als sich jemand meldete: »Du bist beobachtet worden, Will, als du Mercer kalt gemacht hast.«

»Was!« Die drei Buchstaben kamen wie ein Aufschrei.

»Ja. Gina Shirland befand sich bei dem Alten. Wahrscheinlich hat sie sich versteckt, so dass du sie nicht sehen konntest. Sie verlangt eine Million Schweigegeld von mir.«

»Verdammt. Soll ich mich um die Lady kümmern?«

»Wenn ihr etwas zustößt, erfährt innerhalb von 24 Stunden das FBI, wer Mercer in die Hölle geschickt hat. Es wäre wichtig zu wissen, bei wem sie eine entsprechend schriftlich fixierte Aussage hinterlegt hat.«

»Ich kümmere mich drum.«

»Die Million soll am Samstag übergeben werden. Ich soll mich um 18 Uhr beim Haupteingang des Grand Central einfinden.«

»Ich werde auch dort sein.«

»Ich will es gar nicht erst so weit kommen lassen«, sagte Walker. »Schnappe dir die Lady vorher und mache ihr Dampf. Und wenn du ihr abgenötigt hast, in wessen Händen sich die Aussage befindet, dann machst du sie kalt. Wir können auf sie verzichten.«

»Alles klar, Steven. Ich melde mich wieder.«

7

Matt Ferguson versenkte mit einem Stoß des Queue zwei einfarbige Kugeln. »Das musst du mir erst mal nachmachen, Dexter«, sagte er und ging um den Billardtisch herum, um die weiße Kugel erneut zu spielen. Sie befanden sich in einer Kneipe in der Lower East Side. Bei den Besuchern handelte es sich ausschließlich um Männer. Zumeist Kerle, denen Lasterhaftigkeit und Verworfenheit in die Gesichter geschrieben stand. Die meisten von ihnen waren glatzköpfig. Sie trugen zumeist tarnfarbene Uniformhosen und Springerstiefel und gehörten der Wehrsportgruppe >Die Adler< an. Diese Gruppierung war der rechtsextremistischen Szene New Yorks zuzuordnen.

Das >Redlight Inn< war Stammkneipe der Adler. Hier wurden neonazistische Parolen gedroschen, wurde Gewalt gepredigt, wurde Unruhe gestiftet.

Auch Ferguson hatte sich den Kopf kahl rasiert. Auch er trug eine Armeehose und Kampfstiefel. Jetzt setzte er den Queue an. Ein Stoß, die weiße Kugel zischte über den grünen Tisch, versenkte eine rote Kugel, wurde abgefälscht und stieß gegen eine grüne Kugel, die ein kleines Stück rollte.

Ehe Ferguson einen weiteren Stoß ausführte, nahm er einen Schluck von seinem Getränk. Eine Cola mit Eis...

Cole Dexter hielt seinen Queue mit beiden Händen und stützte sich darauf. Zwei kahl geschorene Burschen schauten dem Spiel zu. Ferguson setzte sein Glas ab und bereitete sich auf den nächsten Stoß vor. Da ging die Tür auf und zwei Männer in Lederkleidung betraten den Gastraum. Cole Dexter sah die beiden, legte seinen Queue auf einen Tisch und ging ihnen entgegen. Einer der in Leder Gekleideten sagte Dexter etwas ins Ohr. Dexter nickte. Dann kam er zu Ferguson und sagte: »Ich muss leider das Spiel abbrechen. Ein Job. Kann einige Stunden in Anspruch nehmen.«

»Kann ich mitkommen?«, fragte Ferguson.

»Nein.« Dexter wandte sich ab. Die beiden Kerle in Lederkleidung waren an den Schanktisch herangetreten. Der Wirt schenkte ihnen jeweils ein Glas Wasser ein. Dexter ging zu einigen der Burschen, die sich in der Kneipe befanden und flüsterte mit ihnen. Ferguson hatte seinen Queue in den Ständer gestellt. Er begab sich zum Tresen, bezahlte und verließ das Lokal.

Ein Stück vom Eingang entfernt stand sein Ford. Er setzte sich hinein, nahm sein Handy und tippte eine eingespeicherte Nummer her. Anschließend drückte er die grüne Taste. Das Freizeichen ertönte. Dann sagte eine Stimme: »FBI New York.«

»Ist Trevellian noch im Haus? Oder Tucker?«, fragte Ferguson.

»Ich verbinde Sie mit Trevellians Apparat. Moment...«

Wieder ertönte das Freizeichen. Dann sagte eine Stimme: »Trevellian, FBI New York. Was kann ich für Sie tun?«

»Gut, dass Sie noch da sind, Trevellian. Ich befinde mich vor dem >Redlight Inn< in der Lower East Side. Sieht aus, als würde heute noch was steigen. Cole Dexter, dessen Vertrauen ich mir erschlichen habe, sprach von einem Job. - Jetzt verlassen ein halbes Dutzend Angehörige der Wehrsportgruppe Adler das Lokal. Ich versuche, den Kerlen zu folgen und halte Sie auf dem Laufenden.«

»Seien Sie vorsichtig.«

»Natürlich. Diesen verkommenen Neonazis traue ich jede Schlechtigkeit zu.«

Die sechs Kerle, die soeben das Lokal verlassen hatten, verteilten sich auf zwei Autos, die am Straßenrand parkten. Dann fuhren sie zur Delancey Street und von dort aus auf die Williamsburg Bridge.

Ferguson hängte sich dran. Sie überquerten den East River, wandten sich auf dem Brooklyn Queens Expressway nach Norden und fuhren quer durch Queens.

Bei einem Autofriedhof, der mit einem Drahtzaun eingegrenzt war, hielten sie an. Durch die Dunkelheit war eine flache Halle mitten auf dem Grundstück auszumachen.

Sie befanden sich in Beechhurst in der 166. Straße. Die sechs Kerle stiegen aus den Autos, einer öffnete das Tor im Drahtzaun, dann betraten sie das Grundstück. Sie gingen zwischen den übereinander gestapelten Autowracks hindurch bis zu der flachen Halle.

Ferguson, der an dem Grundstück vorbeigefahren war und seinen Ford in einer engen Seitenstraße abgestellt hatte, beobachtete sie. Als er nicht mehr befürchten musste, von ihnen entdeckt zu werden, betrat auch er das Grundstück. Hier gab es tausend Möglichkeiten, um sich anzuschleichen und sich zu verbergen.

Die Kerle schienen auf etwas zu warten. Einige von ihnen zündeten sich Zigaretten an. Sie unterhielten sich leise. Manchmal war Lachen zu hören.

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, dann fuhr ein Lastwagen auf das Grundstück. Der Lichtkegel der Scheinwerfer erfasste die Neonazis und warf ihre Schatten groß und verzerrt auf den Boden und gegen die Wand der Halle. Vor dem großen Tor hielt der Laster an. Es war ein 7,5-Tonner. Über seine Ladefläche war eine Plane gespannt.

Der Beifahrer stieg aus und sperrte das Tor auf. Die beiden Flügel schwangen auseinander. Sie knarrten und quietschten nicht, Beweis dafür, dass sie gut geölt waren. Der Transporter fuhr in die Halle. Die Scheinwerfer blieben an, das Licht wurde von der Rückwand der Halle zurückgeworfen. Die sechs Kerle folgten dem Laster.

Ferguson war im Schutz der Wand so weit herangeschlichen, dass er einen Blick ins Innere der Halle werden konnte. An der linken Wand stapelten sich längliche Holzkisten, an deren Enden dicke Seile als Trageriemen befestigt waren.

Die Neonazis begannen, die Kisten auf den Lastwagen zu laden.

Ferguson zog sich zurück. Er setze sich wieder in seinen Wagen und rief das FBI an. »Ich befinde mich jetzt in Beechhurst, 166. Straße«, gab er zu verstehen. »Es ist ein Autofriedhof. Die Kerle, denen ich gefolgt bin, beladen in einer Lagerhalle einen Lastwagen mit Holzkisten. Ich nehme an, sie sind voll Waffen. Sobald ich weiß, wo die Kisten abgeladen werden, rufe ich wieder an.«

Er schaltete das Handy aus, verließ den Ford und pirschte zur Einmündung der Straße, so dass er die Fahrzeuge sehen konnte, mit denen die Neonazis nach Queens gekommen waren.

Seine Geduld wurde auf keine allzu lange Probe gestellt. Dann kamen die sechs Kerle zurück, setzten sich in die beiden Autos und fuhren davon. Gleich darauf kam auch der Laster. Ferguson rannte zu seinem Ford, warf sich hinein, ließ den Motor an, wendete und fuhr auf die 166. Straße.

Es ging durch ein Wohngebiet, bald befuhren sie eine Hauptverkehrsstraße, den Cross Island Parkway, dann bewegte sich der 7,5-Tonner in Richtung Süden. Über die Queensboro Bridge gelangten sie nach Manhattan, auf der Second Avenue bewegten sie sich wieder in südliche Richtung.

Die Fahrt endete in Tribeca, beim Pier 26.

Während die beiden Fahrzeuge mit den Neonazis und der Lastwagen auf den Pier rollten, fuhr Ferguson weiter bis zur Chambers Street und stelle dort seinen Ford ab. Zu Fuß kehrt er zurück. Aus dem Schutz des Gebüsches, das zwischen West Street und dem Pier wuchs, beobachtete Ferguson, wie auf dem Pier der Lastwagen entladen wurde. Die Kisten wurden in eine Lagerhalle gebracht.

Ferguson nahm wieder sein Mobiltelefon zur Hand. Gleich darauf hatte er wieder eine Verbindung mit dem FBI. »Die Kisten werden auf Pier 26 abgeladen«, sagte er. »Da gibt es eine Halle. Ich denke, dass sie hier auf ein Schiff verladen werden sollen. Ich...«

Ferguson brach ab. Etwas Stahlhartes wurde gegen seinen Rücken gedrückt. Es war die Mündung einer Beretta. Eine heisere Stimme zischte: »Ich habe mich also nicht getäuscht, als ich annahm, dass du uns verfolgst. Besonders schlau hast du es nicht angestellt.«

Der Sprecher nahm Ferguson das Handy aus der Hand.

Ferguson war steif vor Schreck. Zunächst hatte sein Herz einen Schlag übersprungen, jetzt raste es und jagte das Blut durch seine Adern.

Der Mann schaltete das Handy aus. »Vorwärts!«, gebot er. »Zu der Halle.« Der Druck mit der Pistole verstärkte sich.

Ferguson schüttelte seine Lähmung ab. Er schluckte trocken. Die Angst kam wie eine Sturmflut und überschwemmte sein Bewusstsein. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Der Kerl mit der Pistole trieb ihn vor sich her. Sie erreichten die Halle. Einige der Kisten waren schon abgeladen. Im Licht der Lkw-Scheinwerfer konnte Ferguson alles erkennen.

»Du!?«

Es war Cole Dexter. Er trat vor Ferguson hin. »Warum bist du uns gefolgt?«

»Die Neugierde hat mich getrieben«, erwiderte Ferguson. »Nur die Neugierde, nachdem du es abgelehnt hast, mich mitzunehmen. Schließlich gehöre ich zu euch.«

Der Bursche mit der Beretta sagte: »Er hat telefoniert, als ich ihn schnappte. Hier, sein Handy.«

Er reichte das Telefon Dexter. Dieser starrte Ferguson durchdringend an. »Du bist ein Spitzel, Ferguson, nicht wahr?«

»Ich – nein. Für wen sollte ich euch bespitzeln?«

»Du Dummkopf«, knurrte Dexter und drückte die Wahlwiederholungstaste. Gleich drauf ertönte es: »FBI New York.«

Dexter schaltete das Mobiltelefon aus. »Du hast dich in mein Vertrauen geschlichen«, sagte er mit drohender Ruhe. Und dann schlug er zu. Ferguson bekam seine Faust in den Leib. Der Schlag drückte ihm die Luft aus den Lungen und ließ ihn in der Mitte einknicken. Der Bursche hinter ihm trat ihm in die Kniekehlen. Er fiel auf die Knie. »Du elender Hurensohn!«, knirschte Dexter und schlug erneut zu. Ferguson bekam die Faust mitten ins Gesicht. Blut schoss aus seiner Nase. »Mach ihn fertig, Stan. Und dann werft ihn in den Hudson.«

Der Angesprochene drückte Ferguson die Mündung der Beretta gegen den Nacken...

8

Mir war sofort klar, dass etwas geschehen war, das Ferguson nicht einkalkuliert hatte. >Pier 26<, klang es in mir nach. >Da gibt es eine Halle...<

Ich war aufgesprungen. Dass Milo und ich noch im Field Office waren, war darauf zurückzuführen, dass eine Menge Schreibkram zu erledigen war; wir hämmerten Berichte in den Computer, studierten Akten, fertigten Protokolle. Eine Arbeit, die weder mir noch Milo Spaß machte, die aber sein musste.

»Mir scheint«, presste ich hervor, »Ferguson ist aufgeflogen. Er befindet sich beim Pier 26.«

Milo kam ruckhaft hoch. »Gütiger Gott.«

Wir schlüpften in unsere Jacken, rannten aus dem Büro, fuhren mit dem Lift in Tiefgarage und gleich darauf jagte ich in Richtung Hudson River. Die Sirene hatte ich eingeschaltet. Milo hatte das Blinklicht aufs Autodach gestellt. Von der Federal Plaza bis zu Pier 26 waren es nur gut 1.500 Yards. Rücksichtslos bahnte ich mir einen Weg durch den abendlichen Verkehr der Stadt. Ich überfuhr Rotlichter, tastete mich in Kreuzungen hinein und es dauerte keine zehn Minuten, bis ich durch Tribeca raste und den Wagen auf den Pier lenkte.

Ich sah einen Lastwagen, der soeben anfuhr. Außerdem nahm ich die Rücklichter zweier Personenwagen wahr, die sich auf der Zufahrt zur West Street befanden.

Ich schnitt dem Lastwagen den Weg ab, setzte den Wagen vor seine Nase und sprang auf die Bremse. Der Fahrer riss den Transporter nach links, erwischte den Wagen am Heck und schleuderte ihn herum. Es gab einen dumpfen, metallischen Schlag. Dann stand der 7,5-Tonner.

Milo und ich waren von der Karambolage durchgeschüttelt worden. Ungeachtet dessen sprangen wir aus dem Sportwagen. In meiner Faust lag die SIG.

Der Lastwagen wurde zurückgestoßen. Im unwirklichen Licht sah ich den Fahrer und den Beifahrer. Ihre Gesichter waren nur helle Kleckse in der Dunkelheit. Es knirschte, als bei dem Laster der erste Gang ins Getriebe gerammt wurde. Mit Vollgas fuhr er an. Milo warf sich zur Seite. Im letzten Moment. Der Fahrer des 7,5-Tonners hätte ihn eiskalt überrollt.

Ich schoss auf den Reifen. Zischend entwich die Luft. Der Laster geriet ins Schlingern. Dann wurde er abgebremst. Fahrer und Beifahrer sprangen heraus. Sie eröffneten sofort das Feuer und rannten los.

Ich ging hinter dem Wagen in Deckung. Von Milo sah ich nichts. Aber ich hörte seine Pistole krachen. Die beiden Pkws, die sich auf dem Zubringer zur West Street befanden, hatten angehalten. Sie waren Ziel der beiden Kerle, die aus dem Laster gesprungen waren.

Ich kam hoch. Die SIG bäumte sich auf in meiner Faust. Einem der Flüchtenden wurde das Bein vom Boden weggerissen. Er stürzte. Der andere drehte sich während des Laufens um und schoss. Plötzlich stürzte auch er. Die beiden Pkws fuhren mit durchdrehenden und quietschenden Reifen an. Sie jagten zur West Street. Der vordere der Wagen nahm einem Pkw die Vorfahrt. Der hintere hielt kurz an. Die Bremslichter leuchteten auf. Pneus kreischten. Wildes Gehupe ertönte, dann gab auch der Fahrer des zweiten Fahrzeugs Gas und raste auf die breite Straße, die beim Battery Park an der Südspitze Manhattans endete.

Wir hatten das Nachsehen.

Aber die beiden Kerle, die in dem Lastwagen gesessen hatten, gehörten uns. Einer von ihnen kroch auf die Büsche zwischen Pier und Straße zu. Der andere lag still auf dem Gesicht.

»Stopp!«, hörte ich Milo rufen. »Bleiben Sie liegen, Mann.«

Der Gangster hörte auf zu kriechen. »Schon gut«, rief er heiser. »Ich ergebe mich. Hier, meine Pistole.« Die Waffe schlitterte über den Beton auf uns zu.

Während Milo zu der reglosen Gestalt hinging, hob ich die Pistole auf, steckte sie in meinen Hosenbund, dann näherte ich mich mit der SIG im Anschlag dem Verletzten. Er hatte sich aufgesetzt und umklammerte mit beiden Händen sein Bein.

»Was habt ihr mit Ferguson gemacht?«, fragte ich.

Der Bursche schwieg.

Ich fesselte seine Hände auf den Rücken. »Wie sieht es aus, Milo?«, fragte ich.

»Der Mann lebt, aber er ist bewusstlos. Hast du was über Ferguson erfahren?«

»Nein.« Ich ging zu dem Laster und schnürte die Plane auf, schlug sie zurück, und sah, dass die Ladefläche voll beladen war. Es waren Holzkisten. Und ich glaubte zu wissen, was sie beinhalteten.

»Ich rufe beim Police Department an«, sagte ich.

Als das erledigt war, holte ich eine Taschenlampe aus dem verbeulten Wagen und ging damit zum Tor der Halle. Ich leuchtete den Boden ab, fand aber nichts, was mir Aufschluss über den Verbleib Fergusons gebracht hätte. Also wandte ich mich noch einmal an den Gangster, den ich ins Bein geschossen hatte. »Wo ist Ferguson?«

Und jetzt antwortete der Gangster. »Wenn du den dreckigen Polizeispitzel meinst – sein Leichnam schwimmt im Hudson. Stan hat ihm eine Kugel serviert. Er hat bekommen, was er verdient hat.«

Ich war geschockt. »Ihr – habt – ihn – erschossen!«, brach es abgehackt aus mir heraus. Ich war wie elektrisiert. Ein eisiger Hauch schien mich zu streifen.

»Nicht wir«, versetzte der Bursche mit besonderer Betonung. »Stan war es. Dexter hat ihm den Befehl dazu gegeben. Mir kannst du deswegen nichts am Zeug flicken, Bulle. Als es geschah, befand ich mich in der Halle und schleppte eine von den verdammten Kisten.«

»Wie heißt dieser Stan noch?«

»Ich weiß es nicht. Er gehört seit einiger Zeit zur Wehrsportgruppe. Seinen Familiennamen kenne ich nicht. – Verdammt! Willst du mich nicht endlich verbinden. Ich blute wie ein Schwein.«

»Gleich kommt Hilfe«, versetzte ich. »Wer leitet die Wehrsportgruppe?«

»Cole Dexter. Er ist Ausbilder. Von wem er seine Befehle erhält weiß ich nicht.«

»Eine rechtsextremistische Gruppierung, wie? Kennst du einen Mann namens Dawud al Assaban?«

»Nein. Einmal, es ist einige Zeit her, als Dexter telefonierte, fiel der Name Mercer. In welchem Zusammenhang er den Namen gebrauchte, ist mir unbekannt. Aber es hörte sich an, als hätte dieser Mercer etwas zu sagen. Ich war nur ein Mitläufer. Ich weiß nicht mal, was in den Kisten ist.«

»Hast du dich nicht getäuscht?«, entfuhr es mir überrascht. »Fiel tatsächlich der Name Mercer?«

»Ja.«

»Vielleicht auch ein Vorname?«

»Nein. Nur Mercer.«

Ein Patrolcar der City Police kam mit heulender Sirene. Zwei Cops sprangen heraus, nachdem der Wagen scharf abgebremst worden war. Milo und ich wiesen uns aus. Dann klärte ich die beiden Kollegen auf. Einer klemmte sich sofort hinter das Funkgerät in dem Streifenwagen...

9

Gina Shirland rief bei Alfred Mercer an. Als er abnahm, sagte sie: »Ich kann dir sagen, wer deinen Vater auf dem Gewissen hat. Ich kenne seinen Mörder und dessen Auftraggeber.«

Kurze Zeit herrschte am anderen Ende der Leitung Stille. Wahrscheinlich musste Alfred Mercer das Gehörte erst verarbeiten. Dann entrang es sich ihm: »Wer sind Sie?«

»Das tut nichts zur Sache. Bezahle mir eine halbe Million und ich verrate dir, wer deinen Vater ermordet hat.«

»Wer war es?«, presste Alfred Mercer hervor.

Gina lachte. »Zahlst du die halbe Million?«

»Ja. Sag mir die Namen.«

»Erst wenn ich das Geld habe. Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Komm am Sonntag um 18 Uhr zum Haupteingang des Grand Central. Dort erhältst du weitere Instruktionen.«

»Wer garantiert mir, dass du mir die Namen sagst, wenn du das Geld hast?«

»Mein Wort muss dir genügen. Bis Sonntag also...«

»Warte.«

»Was ist?«

»Warum hast du dich nicht an die Polizei gewendet? Das Polizeipräsidium hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Mörders meines Vaters führen, ein Kopfgeld ausgesetzt.«

»2.000 Dollar«, kam es verächtlich von Gina. »Was ist das gegen eine halbe Million?«

Mit dem letzten Wort legte sie auf.

Alfred Mercer hielt noch eine ganze Weile den Hörer in der Hand. In Gedanken versunken starrte er auf einen imaginären Punkt an der Wand. Dann drückte er die Gabel des Telefonapparats und wählte eine Nummer, die er im Kopf hatte.

»Walker«, erklang es.

»Ich bin's - Al. Soeben erhielt ich einen Anruf. Eine Frau. Für eine halbe Million will sie mir die Namen der Kerle nennen, die meinen Dad ermordet haben. Den Killer und seinen Auftraggeber.«

Mercer glaubte vernehmen zu können, dass Steven Walker nach Luft schnappte. Dann stieß Walker hervor: »Wirst du bezahlen?«

»Ich denke schon. Auch dir muss doch daran liegen, die Namen der Mörder meines Vaters zu hören. Die Lady hat sich mit mir am Sonntag um 18 Uhr beim Eingang des Grand Central verabredet.«

»Sicher, klar liegt mir viel daran zu hören, wer Rich ermordet hat. Die Schufte müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich kann es kaum erwarten, ihre Namen zu erfahren.«

Steven Walker beendete das Gespräch. »Dieses verdammte Luder!«, zischte er zwischen den Zähnen. Er massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. »Sie will mich und Al schröpfen. Und um mich aus dem Weg zu räumen, weil sie meine Rache fürchten muss, hetzt sie Al auf mich. Was für ein teuflischer Plan.«

Er rief bei Will Allison an. »Gina hat auch Al Mercer ein Angebot unterbreitet. Für eine halbe Million will sie ihm verraten, wer seinen Vater in die Hölle geschickt hat. Du solltest dich ihr so schnell wie möglich widmen, Will. Und dann räumst du Al aus dem Weg. Damit stehe ich an der Spitze der Organisation. Und du wirst meine rechte Hand sein.«

»So ist es abgemacht«, kam es von dem Killer, dann legte er auf. Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. »Okay, Lady«, murmelte er. »Du hast einen Fehler gemacht – einen tödlichen Fehler.« Er ging zu einem Board, zog den Schub auf und nahm eine verchromte Baby Eagle, Kaliber 9 Millimeter Luger, heraus. Es schnappte metallisch, als er den Schlitten zurück zog und fahren ließ. Eine Kugel befand sich in der Patronenkammer. Die Pistole war schussbereit. Allison holte noch einen Schalldämpfer aus dem Schub und schraubte das klobige Teil auf die Mündung der Pistole. Dann steckte er sie hinter seinen Hosenbund.

Allison fuhr zum >Brown Sugar< in der 8. Straße Ost. Beim Tompkins Square Park parkte er den Chevrolet, den er fuhr. Er ging in die Bar. Hier arbeitete Gina Shirland. Der Bordellbetrieb fand in der 1. Etage statt. Aber Allison blieb im Gastraum, stellte sich an die Bar und schaute sich um. Die Bar gehörte zum Besitz Richard Mercers. Das Licht war schummrig. An den Tischen saßen hauptsächlich männliche Besucher. Nur selten verirrten sich hierher Paare. Es war eine Striptease-Bar. Einige leicht gekleidete Ladys bedienten die Gäste. Ein paar andere, Girls vom horizontalen Gewerbe, saßen auf den Barhockern und warteten auf Kunden.

Die Atmosphäre war sündig und erfüllt von Lasterhaftigkeit.

Der Keeper kannte Allison. Er grüßte ihn, dann fragte er ihn, ob er etwas trinken wollte. Allison ließ sich ein Cola mit Whisky geben. »Wo ist Gina?«, fragte er.

»Oben«, sagte der Keeper und deutete mit dem Daumen zur Decke. Er grinste. »Gina treibt heute wieder mal den Umsatz in die Höhe. Was willst du denn von ihr?«

»Ich muss sie was fragen. Nicht so wichtig. Ich warte eben.« Er schüttete den Whisky in die Cola und trank einen Schluck.

Die Zeit verrann nur langsam. Dann kam Gina zur Hintertür herein. Sie war nur mit einem roten Stringbody bekleidet, trug dazu schwarze Netzstrümpfe und hohe Stöckelschuhe. Die blonden Haare hatte sie aufgesteckt. Ihr Mund war grell geschminkt und mutete in ihrem Gesicht an wie eine frische Wunde. In der linken Hand trug sie eine kleine rote Tasche, die mit Strasssteinen verziert war, die im schummrigen rötlichen Licht wie Rubine glitzerten.

Sie sah Will Allison nicht. Als sie an ihm vorüber ging, sprach er sie an. »Gewährst du mir eine Viertelstunde deiner wertvollen Zeit, Süße?«

Schlagartig zeigte Gina ein strahlendes Lachen. Sie war der Meinung, dass es ein neuer Kunde war, der sie ansprach. Als sie aber Will Allison erkannte, erlosch das Lachen und etwas in Gina versteifte. Plötzlich schien sie eine unsichtbare Hand zu würgen. Ein gehetzter Ton brach aus ihrer Kehle. Sie zog die Schultern an, als würde sie plötzlich frösteln.

»Was willst du denn?«, fragte sie und ihre Stimmbänder wollten ihr kaum gehorchen.

Allisons Oberlippe gab die Zähne frei, als er lachte. »Warum so spröde, Süße? Ich will mit dir reden. Eine Unterhaltung unter vier Augen.«

Gina begriff, dass Walker sie erkannt hatte. Sie verspürte plötzlich kalte, verzehrende Angst. »Ich – ich wüsste nicht, was wir beide zu besprechen hätten«, entrang es sich ihr. Sie sprach fast flüsternd, mit zitternder Stimme, in der die Angst mitschwang und wollte weitergehen.