Die Psychologie der Börse - Montier James - E-Book

Die Psychologie der Börse E-Book

Montier James

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Beschreibung

Behavioural investing schließt die Lücke zwischen der Börsenpsychologie und den klassischen Investmentansätzen. Die meisten Investoren sind sich der mentalen Fallstricke nicht bewusst, in denen sie sich im Börsendschungel verheddern können. Mit dem Wissen um die Spielregeln, die an den Märkten gelten, ist es noch lange nicht getan, denn Wissen allein erzeugt noch kein folgerichtiges Handeln. Die Lösung liegt darin, einen Prozess zu erschaffen und anwenden, welcher falsche Investmententscheidungen im Vorfeld automatisch ausbügelt und Anleger auf die Siegerstraße führt. Dieses Buch zeigt, wie dies gelingt!

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JAMES MONTIER

DIE PSYCHOLOGIE

der

BÖRSE

Der Praxisleitfaden für Behavioral Finance

FinanzBuch Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

 

1. Auflage 2010

© 2010 FinanzBuch Verlag

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Original edition Copyright © by John Wiley & Sons Ltd. All rights reserved.

Authorised translation from the English language edition published by John Wiley & Sons Limited. Responsibility for the accuracy of the translation rests solely with FinanzBuch Verlag GmbH and is not the responsibility of John Wiley & Sons Limited. No part of this book may be reproduced in any form without the written permission of the original copyright holder, John Wiley & Sons Limited.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel Behavioural investing bei John Wiley & Sons, Ltd.

 

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Wolfgang Wurbs und Horst Fugger

Lektorat: Magdalena Brons

Korrektorat: Hagen Thorn und Matthias Michel

Satz: Jürgen Echter, Landsberg

Druck: CPI-Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-89879-480-0

Weitere Infos zum Thema

www.finanzbuchverlag.de

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INHALT

Vorwort

Vorwort

Danksagung

TEIL I: HÄUFIGE FEHLER UND GRUNDLEGENDE VOREINGENOMMENHEITEN

 

1.   Emotion, Neurowissenschaft und Investieren: Anleger als Dopamin-Süchtige

SPOCK ODER MCCOY?

DER VORRANG DER GEFÜHLE

SELBSTBEHERRSCHUNG IST WIE EIN MUSKEL

KONSTRUIERT FÜR DAS KURZFRISTDENKEN

ALS HERDENTIER KONSTRUIERT

PLASTIZITÄT ALS RETTUNG

2.   Halb Mensch, halb Affe

DIE VOREINGENOMMENHEITEN, DENEN WIR AUSGESETZT SIND

VOREINGENOMMENHEIT NR. 1: ICH WEISS ES BESSER, WEIL ICH MEHR WEISS

VOREINGENOMMENHEIT NR. 2: GROSS WICHTIG

VOREINGENOMMENHEIT NR. 3: ZEIG MIR, WAS ICH SEHEN WILL

VOREINGENOMMENHEIT NR. 4: KOPF WAR KÖNNEN, ZAHL WAR PECH

VOREINGENOMMENHEIT NR. 5: DAS HABE ICH MIR GLEICH GEDACHT

VOREINGENOMMENHEIT NR. 6: DAS IRRELEVANTE HAT WERT ALS SIGNAL

VOREINGENOMMENHEIT NR. 7: ICH KANN MIR DANACH, WIE ETWAS AUSSIEHT, EIN URTEIL BILDEN

VOREINGENOMMENHEIT NR. 8: ICH HABE DAS ANDERS IN ERINNERUNG

VOREINGENOMMENHEIT NR. 9: WENN SIE SAGEN, DASS ES SO IST, DANN MUSS ES WOHL STIMMEN

VOREINGENOMMENHEIT NR. 10: EIN VERLUST IST ERST DANN EIN VERLUST, WENN ICH IHN MACHE

SCHLUSSFOLGERUNGEN

3.   Tun Sie mal etwas Ungewöhnliches

IMPACT BIAS

EMPATHIELÜCKEN

DIE URTEILSFEHLER BEKÄMPFEN

4.   Gehirnschaden, Drogensüchtige und Tauben

5.   Was haben Sekretärinnen, Papierkörbe und der Da Vinci Code gemeinsam?

6.   Die Grenzen des Lernens

DER FEHLER DER SELBSTZUSCHREIBUNG: KOPF IST KÖNNEN, ZAHL IST PECH

RÜCKSCHAUFEHLER: ICH HABE ES DIE GANZE ZEIT GEWUSST

DIE TAUBEN SKINNERS

DIE ILLUSION VON KONTROLLE

VERZERRUNG DES FEEDBACK

SCHLUSSFOLGERUNGEN

TEIL II: DIE PROFIS UND DIE URTEILSFEHLER

7.   Sich schlecht benehmen

DER TEST

DIE ERGEBNISSE

ÜBERTRIEBENER OPTIMISMUS

DIE BESTÄTIGUNGSTENDENZ

REPRÄSENTATIVITÄT

DER KOGNITIVE REFLEXIONSTEST (KRT)

VERANKERUNG

KEYNES SCHÖNHEITSWETTBEWERB

DAS MONTY-HALL-PROBLEM

SCHLUSSFOLGERUNGEN

TEIL III: DIE SIEBEN SÜNDEN DES FONDSMANAGEMENTS

8.   Eine behavioristische Kritik

STADT DER SÜNDEN

ALTERNATIVE ANSÄTZE UND KÜNFTIGE RICHTUNGEN

SÜNDE 1: PROGNOSEN (STOLZ)

9.   Der Prognose-Unsinn: Ignorieren Sie alle Ökonomen, Strategen und Analysten

ZU GROSSES SELBSTVERTRAUEN ALS URSACHE SCHLECHTER PROGNOSEN

ZU GROSSES VERTRAUEN IN DAS EIGENE URTEIL UND DIE EXPERTEN

WOZU PROGNOSTIZIEREN, WENN ES ERWIESENERMASSEN NICHT MÖGLICH IST?

WOZU PROGNOSEN?

VERSCHLECHTERUNG

10. Was schätzen Analysten?

SÜNDE 2: DIE ILLUSION DES WISSENS (VÖLLEREI)

11. Die Illusion des Wissens, oder sind mehr Informationen bessere Informationen?

SÜNDE 3: DAS GESPRÄCH MIT UNTERNEHMENSVERTRETERN (WOLLUST)

12. Wozu Ihre Zeit damit verschwenden, der Unternehmensleitung zuzuhören?

MANAGER SIND GENAUSO VOREINGENOMMEN WIE ALLE ANDEREN

BESTÄTIGUNGSTENDENZ UND VOREINGENOMMENE ANPASSUNG

AUTORITÄTSHÖRIGKEIT

WAHRHEIT ODER LÜGE?

SCHLUSSFOLGERUNGEN

SÜNDE 4: DER GLAUBE, ALLE ANDEREN AUSTRICKSEN ZU KÖNNEN (NEID)

13. Wer ist ein hübscher Junge? Oder: Schönheitswettbewerbe, Rationalität und größere Narren

HINTERGRUND

DAS SPIEL

DIE LÖSUNG

DIE ERGEBNISSE

EIN EINFACHES MODELL UNSERES WETTBEWERBS

VERGLEICH MIT ANDEREN EXPERIMENTEN

LERNEN

SCHLUSSFOLGERUNGEN

SÜNDE 5: KURZE ZEITHORIZONTE UND ZU HÄUFIGES TRADEN (HABSUCHT)

14. ADHS, Zeithorizonte und unterdurchschnittliche Entwicklung 299

SÜNDE 6: ALLES FÜR WAHR HALTEN, WAS MAN LIEST (TRÄGHEIT)

15. Nur die Geschichte zählt (oder: der Reiz des Wachstums)

16. Skepsis kommt selten vor (oder Descartes gegen Spinoza)

KARTESISCHE SYSTEME

SPINOZAISCHE SYSTEME

BIBLIOTHEKEN

EIN TESTVERFAHREN

DIE EMPIRISCHEN SYSTEME

STRATEGIEN GEGEN NAIVE ÜBERZEUGUNGEN

SÜNDE 7: GRUPPENENTSCHEIDUNGEN (ZORN)

17. Sind zwei Köpfe besser als einer?

VOREINGENOMMENHEIT ÜBERWINDEN

TEIL IV: DER ANLAGEPROZESS ALS VERHALTENSBEZOGENE VERTEIDIGUNG

18. Das Tao des Anlegens

TEIL A: DER VERHALTENSORIENTIERTE ANLEGER 369

19. Kommt aus eurem Versteck (oder: zeigt mir das Alpha)

DAS ALPHA

DIE ENTWICKLUNG DER INVESTMENTFONDSBRANCHE

MERKMALE DER FONDS

SCHLUSSFOLGERUNGEN

20. Merkwürdiges Gebräu

AUF LANGE SICHT

AUF KURZE SICHT

DIE BESCHRÄNKUNG DES NUR-KAUFENS DURCHBRECHEN

BANDBREITE HINZUFÜGEN

NICHT NUR EINE AUSREDE FÜR HEDGE-FONDS

ECHTE ALTERNATIV-INVESTMENTS

SCHLUSSFOLGERUNGEN

21. Kontrarier oder Konformist?

22. Malen nach Zahlen: eine Ode an die Quants

NEUROSE ODER PSYCHOSE?

FESTSTELLUNG VON GEHIRNSCHÄDEN

ZULASSUNGEN ZUR UNIVERSITÄT

RÜCKFÄLLIGKEIT KRIMINELLER

BORDEAUX-WEIN

EINKAUFS-MANAGER

METAANALYSE

DIE GUTE NACHRICHT

WARUM ALSO KEINE QUANTITATIVEN MODELLE?

MERKMAL VI: BEREITS SEIN, FONDS ZU SCHLIESSEN

23. Der perfekte Wertanleger

MERKMAL I: HOHE KONZENTRATION DER PORTFOLIOS

MERKMAL II: SIE BRAUCHEN NICHT ALLES ZU WISSEN, UND LASSEN SIE SICH NICHT VON MARKTLÄRM BETÄUBEN

MERKMAL III: DIE BEREITSCHAFT, KASSE ZU HALTEN

MERKMAL IV: WEITE ZEITHORIZONTE

MERKMAL V: SCHLECHTE JAHRE HINNEHMEN

MERKMAL VI: BEREIT SEIN, FONDS ZU SCHLIESSEN

24. Die Wahrheiten von gestern stimmen auch heute noch

DIE UNBEACHTETEN WORTE VON KEYNES UND GRAHAM

25. Warum nicht Wert? Die Stolpersteine des verhaltens orientierten Anlegens

WISSEN ≠ VERHALTEN

VERLUSTAVERSION

GRATIFIKATIONSAUFSCHUB UND PROGRAMMIERUNG FÜR KURZE FRISTEN

SOZIALER SCHMERZ UND DAS HERDENVERHALTEN

SCHWACHE GESCHICHTEN

ZU GROSSES VERTRAUEN IN DAS EIGENE URTEIL

SPASS

NEIN EHRLICH, ICH WERDE BRAV SEIN

TEIL B: DIE EMPIRISCHEN BEWEISE: DER WERT IN ALL SEINEN ERSCHEINUNGSFORMEN

26. Schnäppchenjäger (oder: Es bietet mir Schutz)

DIE VORGEHENSWEISE

FUNKTIONIERT DER WERTANSATZ?

DIE ANATOMIE DES WERTANSATZES

DER SIRENENGESANG DES WACHSTUMS

WACHSTUM BEDEUTET NICHT, DIE BEWERTUNG AUSSER ACHT ZU LASSEN

DIE ENTTÄUSCHENDE WIRKLICHKEIT DES WACHSTUMS

LIEGEN DIE ANALYSTEN RICHTIG?

WERT IM VERGLEICH ZU WACHSTUM

ZUSAMMENFASSUNG

27. Besserer Wert (oder: Der Dean hatte recht!)

28. Der kleine Beitrag, der die Märkte schlägt

DIE VORGEHENSWEISE UND DIE DATEN

DIE ERGEBNISSE

QUALITÄT SPIELT FÜR WERT EINE ROLLE

SCHUTZ DER KARRIERE ALS ANLAGESTRATEGIE

UND AUS DER SICHT DER LONG/SHORT-STRATEGIE?

DIE ZUKUNFT DES LITTLE BOOK

TABELLEN UND ABBILDUNGEN

29. Erträge durch die Verwendung vertraulicher Informationen verbessern

GEDULD IST EINE TUGEND

DIE VERWENDUNG VERTRAULICHER INFORMATIONEN

DIE PERSPEKTIVE DER ABSICHERUNG

RISIKO ODER FALSCHER PREIS?

BEWEISE FÜR VERHALTENSBEDINGTE FEHLER

BEWEISE GEGEN DEN RISIKOSTANDPUNKT

DIE BELEGE DER EUROPÄISCHEN MÄRKTE

SCHLUSSFOLGERUNGEN

30. Nur ein wenig Geduld: Teil 1

31. Nur ein wenig Geduld: Teil II

DIE WERTPERSPEKTIVE

WACHSTUMSPERSPEKTIVE

WACHSTUM UND MOMENTUM

WERT FÜR WACHSTUMSANLEGER

WERT UND MOMENTUM

DIE FOLGEN

32. Bereiche, Wert und Momentum

WERT

MOMENTUM

BEREICHE: WERT ODER WACHSTUM

AKTIEN ODER BEREICHE

33. Auf Bereiche bezogene Faktoren funktionieren am besten

VORGEHENSWEISE

DIE ERGEBNISSE

SCHLUSSFOLGERUNG

34. Überdurchschnittliche Entwicklung billiger Länder

ANGABE VON DATEN NACH STRATEGIE

TEIL C: RISIKO – ABER ANDERS, ALS WIR ES KENNEN

35. CAPM ist CRAP (oder: Der tote Papagei lebt!)

EIN BLICK ZURÜCK IN DIE ZEIT

DAS CAPM IN DER PRAXIS

WARUM SCHEITERT DAS CAPM?

DAS CAPM HEUTE UND DIE SCHLUSSFOLGERUNGEN

36. Risikomanager oder Risikoverrückte?

37. Risiko: Das beliebteste unanständige Wort in der Welt der Finanzen

DIE PSYCHOLOGIE DES RISIKOS

DAS RISIKO BEI DER PERFORMANCEMESSUNG

DAS RISIKO AUS DER INVESTMENT-PERSPEKTIVE

TEIL V: SPEKULATIONSBLASEN UND VERHALTEN

38. Die Anatomie einer Spekulationsblase

VERLAGERUNG

KREDITSCHAFFUNG

EUPHORIE

KRITISCHE PHASE/FINANZIELLE NOT

ABSCHEU

39. Die Auflösung der Spekulationsblase: Wie Alpha entsteht

SPEKULATIONSBLASEN IM LABOR

SPEKULATIONSBLASEN AN DEN REALEN AKTIENMÄRKTEN

VERLAGERUNG: DIE GEBURT EINES BOOMS

KREDITSCHAFFUNG: DER BOOM WIRD GENÄHRT

EUPHORIE

DIE KRITISCHE PHASE/FINANZIELLE NOT

ABSCHEU

ANWENDUNGEN

DIE GENERIERUNG VON ALPHA

FONDS OHNE LEERVERKÄUFE

ZUSAMMENFASSUNG

40. Mit dem Teufel laufen: Eine zynische Spekulationsblase

DIE WICHTIGSTEN ARTEN VON SPEKULATIONSBLASEN

DIE PSYCHOLOGIE DER SPEKULATIONSBLASEN

KOMBINIERTE BLASEN UND DER AUFLÖSUNGSPROZESS VON BLASEN

EXPERIMENTELLE ERKENNTNISSE: BLASEN-ECHOS

MARKTDYNAMIK UND DIE INVESTMENT-GEFAHREN FAST RATIONALER BLASEN

41. Blasen-Echos: Die empirischen Belege

SCHLUSSFOLGERUNGEN

TEIL VI: DIE ZERSTÖRUNG VON INVESTMENT-MYTHEN

42. Das Vorurteil der Überzeugung und das Zen des Investierens

DAS ÜBERZEUGUNGSVORURTEIL UND DAS X-SYSTEM

ZUVERSICHT KANN GENAUIGKEIT NICHT ERSETZEN

DAS ÜBERZEUGUNGSVORURTEIL UND DAS ZEN DES INVESTIERENS

43. Dividenden sind tatsächlich wichtig

SCHLUSSFOLGERUNGEN

44. Dividenden, Aktienrückkäufe, Gewinne und der bevorstehende Niedergang

45. Die Rückkehr der Räuberbarone

46. Das Fegefeuer niedriger Renditen

47. Wie wichtig ist der Zyklus?

48. Haben wir wirklich so wenig gelernt?

49. Gedanken über alternative Assets

HEDGE-FONDS

ROHSTOFFE

WELCHER INDEX?

DIE ZUSAMMENSETZUNG DER RENDITEN VON ROHSTOFF-FUTURES

DIE ZEITEN ÄNDERN SICH

SCHLUSSFOLGERUNGEN

TEIL VII: UNTERNEHMENSFÜHRUNG UND ETHIK

50. Abu Ghraib: Lektionen aus der Behavioural Finance und für die Unternehmensführung

DER FUNDAMENTALE ATTRIBUTIONSIRRTUM

ZIMBARDOS GEFÄNGNISEXPERIMENT

MILGRAM: DER MANN, DER DIE WELT SCHOCKIERTE

UMSTÄNDE, DIE GUTE MENSCHEN ZU SCHLECHTEN MENSCHEN MACHEN

SCHLUSSFOLGERUNGEN

51. Das Richtige tun oder die Psychologie der Ethik

DER ETHISCHE »BLINDE FLECK«

DIE URSPRÜNGE MORALISCHER URTEILE

BEISPIELE FÜR EINGESCHRÄNKTE ETHIK UND UNBEWUSSTE VORURTEILE

MECHANISMEN, DIE ETHISCH SCHLECHTES VERHALTEN ANTREIBEN

DIE BEKÄMPFUNG UNETHISCHEN VERHALTENS

52. Unbeabsichtigte Folgen und Nachgeben unter Druck: Die Psychologie der Anreize

BEWEISE AUS DEM LABOR

BEWEISE AUS DEM REALEN LEBEN

ZURÜCK INS LABOR

WER VERSAGT WAHRSCHEINLICH UNTER DRUCK?

SCHLUSSFOLGERUNGEN

TEIL VIII: GLÜCK

53. Wenn es Sie glücklich macht

TOP 10

54. Materialismus und das Streben nach Glück

DER EHRGEIZ-INDEX

MATERIALISMUS UND GLÜCK: DIE BEWEISE

PROBLEME DES MATERIALISMUS

WAS TUN?

WARUM SIND ERFAHRUNGEN WICHTIGER ALS BESITZ?

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Literaturverzeichnis

Register

VORWORT

Dieses Buch ist das Ergebnis der ersten sechs Jahre eines laufenden Forschungsprojekts. Ziel dieses Projekts war es, die Psychologie des Finanzwesens und des Investierens wirklich zu verstehen und etwas über die Auswirkungen für die Anwender zu erfahren. Die Verhaltensökonomik bei professionellen Investoren war zweifelsohne nie populärer. Orientiere ich mich an meinem Tagebuch, dann wird deutlich, dass das Thema sicherlich immer noch sehr gefragt ist. Die folgende Abbildung zeigt, wie oft in einem Zeitraum von zwölf Monaten der Begriff »behavioural (oder behavioral) finance« (verhaltensorientierte Finanzwissenschaft) in der Presse erwähnt wurde.

Als ich mir diese Abbildung anschaute, kam ich zu dem Schluss, dass ich von Natur aus Pessimist sei, da mir als Erstes einfiel, dass es sich hier um eine Blase handelte. Ein Optimist wäre vermutlich zu dem Schluss gelangt, dass es sich hier um eine Wachstumsbranche handelte! Daher hoffe ich, dass die letztere Interpretation zutrifft.

Mein erstes Buch zu dem Thema (Behavioural Finance, Wiley, 2002) war das Ergebnis einer Reihe von Vorlesungen, die ich vor Studenten gehalten hatte. Dieses Buch ist eine Zusammenstellung der Forschungsergebnisse, die für ein Fachpublikum geschrieben wurde, das nur sehr wenig Zeit für die Lektüre von Forschungsergebnissen zur Verfügung steht. Aus diesem Grund ist jedes Kapitel in sich abgeschlossen, damit der Leser schnell auf das Thema zugreifen kann, das ihn interessiert. Ziel jedes Kapitels ist auch, ein praktisches Thema zu behandeln, das für den professionellen Investor von Bedeutung ist. Doch obwohl jedes Kapitel in sich abgeschlossen ist, habe ich mich dazu entschlossen, sie thematisch zu gliedern und so die sieben wichtigsten Zielrichtungen meines laufenden Forschungsprojekts wiederzugeben.

I. Häufige Fehler und grundlegende Vorurteile

Die Überschrift sagt schon aus, worum es geht. Eine der überzeugendsten Erkenntnisse in der Literatur über die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung ist in vielerlei Hinsicht, dass wir alle Gefahr laufen, in mögliche Fallen zu tappen, die von Psychologen jahrelang dokumentiert worden sind. Halte ich vor professionellen Investoren einen Vortrag, profitieren in der Tat diejenigen am meisten davon, die von sich sagen, dass sie sich falsch verhalten. In den Kapiteln dieses Teils des Buchs sollen auch einige der häufigsten Vorurteile untersucht und einige einfache Möglichkeiten angeboten werden, wie wir für diese Vorurteile weniger anfällig sein könnten.

II. Die Profis und ihre Vorurteile

Einige vertreten die Ansicht, dass der Privatanleger der Ursprung aller verhaltensbedingt falschen Preise ist. Ich vermute jedoch, dass es sich in Wirklichkeit ganz anders verhält. Tatsächlich dokumentiert heute eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten (zum Beispiel von Jackson, Gluschkow) auf überzeugende Weise, dass es durchaus die Profis sein können, die ihren Anlageentscheidungen nichtfundamentale Informationen zugrunde legen. Ziel dieses Teils des Buchs ist es darzulegen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass professionelle Anleger verhaltensbedingten Vorurteilen unterliegen, genauso hoch ist wie bei allen anderen. Wie sehr sie auch Experten auf ihrem Gebiet sein mögen, so können sie noch übertriebener selbstbewusster und optimistischer als die Nichtexperten sein.

III. Die sieben Sünden des Fondsmanagements

Ziel dieses Teils des Buchs war es, eine typisch große institutionelle Fondsgesellschaft zu untersuchen, um die Schwachstellen zu ermitteln, die eine psychologische Kritik aufdeckt. Der erste Schritt ist, die Schwachstellen in der bestehenden Struktur zu erkennen. Themen wie zu großes Vertrauen in Prognosen, die Illusion des Handels, Verlust von Zeit durch Besprechungen mit Unternehmensvorständen und die Gefahren zu häufigen Handelns werden hier behandelt.

IV. Der Vorgang des Anlegens als Verteidigungsstrategie

Wenn bisher erwähnt wurde, was man nicht tun sollte, dann folgt nun der Versuch, eine Liste mit Dingen zu erstellen, die man tun sollte. Ich komme nun zur Philosophie bzw. dem Verfahren des Anlegens. Da wir über die Rendite einer Investition keine Kontrolle haben können (so sehr wir uns das auch wünschen), können wir bestenfalls eine sinnvolle Strategie schaffen. Hier untersuchen wir konträre Strategien und werthaltiges Investieren als Rahmen für die Abschwächung verhaltensbedingter Vorurteile. Da ich auch ein empirischer Skeptiker bin, enthält dieser Teil viele empirische Kapitel, die besprochene Grundsätze aufzeigen.

V. Blasen und Verhalten

Kein Bereich der Verhaltensökonomik fesselt die Fantasie des Anlegerpublikums so wie Börsenblasen. Dieser Teil untersucht ein Paradigma für die Analyse und Feststellung von Blasen und ihre Entwicklungen. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich das Verhalten der Menschen nicht ändert.

In der Vergangenheit nahm jede Blase einen etwas anderen Verlauf, doch die zugrunde liegenden Merkmale und Abläufe ähneln einander verblüffend.

VI. Zerstörung von Anlagemythen

In einer berühmten TV-Show zerstörten zwei »verrückte« Wissenschaftler am liebsten moderne Mythen. In diesem Teil des Buchs versuche ich, dies auf den Bereich der Finanzen zu übertragen. Wir haben die schlechte Angewohnheit, in der Finanzwissenschaft Theorien als Tatsachen zu akzeptieren und Aussagen anzunehmen, als wären sie wahr. In den Kapiteln dieses Teils werden einige der glaubhaften, doch nicht zutreffenden Überzeugungen aufgezeigt, die viele Anleger zu teilen scheinen.

VII. Unternehmensführung und Ethik

Oft interpretieren wir die Handlungen einer Person als Beweis dafür, wie ihr Charakter ist. Wenn sich Menschen jedoch in einer schwierigen Situation befinden, verstehen wir jedoch nicht, welche Wirkung das auf ihr Verhalten hat. Deshalb sind meist nicht nur einige schlechte Äpfel im Korb, sondern der ganze Korb ist voller verfaulter Äpfel. Die Kapitel dieses Teils des Buchs gehen der Frage nach, wie sozio-psychologische Erkenntnisse unser Verständnis von Unternehmensführung verbessern können. Wir untersuchen auch aus psychologischer Sicht einen der Glaubenssätze, von dem die Ökonomen am stärksten überzeugt sind, nämlich dass Anreize funktionieren. Die Ergebnisse sind verblüffend und lassen darauf schließen, dass optimale Anreize schwieriger zu schaffen sind, als viele Ökonomen uns glauben machen wollen.

VIII. Glück

Dieser Teil des Buchs enthält zwei der bekanntesten und auch umstrittensten Kommentare, die ich bisher aufgeschrieben habe. Sie greifen den Irrglauben an, dass Geld nicht mit Glück gleichzusetzen ist, was für viele, die im Bereich der Finanzen arbeiten, ein Tabuthema ist. Diese Kapitel gehen der Frage nach, was uns glücklich macht und was wir tun können, um unser Glücksgefühl zu verstärken. Für einen Forscher, der bei einer Investmentbank beschäftigt ist, mögen es ungewöhnliche Themen sein, doch sie entstanden aus der Überzeugung heraus, dass einige der Menschen auf dieser Welt, die sich am schlechtesten fühlen, anscheinend im Bereich Finanzen arbeiten.

Nur Sie, die Leser, können beurteilen, wie erfolgreich ich mein Ziel erreicht habe, die Verhaltensökonomik auf die Praxis anzuwenden. Ihre Kommentare und Reaktionen würde ich sehr begrüßen. Sie können mich über meine E-Mail-Adresse [email protected] erreichen.

VORWORT

von Prof. Dr. Max Otte

Sollten Sie jemals die Gelegenheit haben, einen Vortrag von James Montier zu hören, dann verpassen Sie diese auf keinen Fall. James sprüht vor britischem Humor, und seine Vorträge haben einen extrem hohen Unterhaltungswert. Aber lassen Sie sich durch den Humor nicht täuschen! James Montier ist der vielleicht beste Experte für verhaltenswissenschaftliche Finanzforschung (Behavioural Finance), den die Welt derzeit hat. Und Die Psycholigie der Börse ist das beste Buch, das er derzeit zum verhaltenswissenschaftlichen Investmentansatz gibt.

In diesem Buch ist der aktuelle Stand der Forschung umfassend aufgearbeitet. Dementsprechend umfangreich ist es. Die Länge sollte Sie aber nicht abschrecken. Die Psychologie der Börse ist in viele kleine und leicht lesbare Unterkapitel zu einzelnen Themen aufgeteilt, so dass es sowohl als Nachschlagewerk dienen kann, als sich auch zur schrittweisen Lektüre eignet: Sie können sich immer dann eine weitere Anregung der verhaltenswissenschaftlichen Finanzforschung genehmigen, wenn Ihnen danach ist.

In einem Abschnitt des Buches befasst sich Montier mit den Leistungen von Finanzanalysen. Endlich fand ich hier meinen wissenschaftlichen Beleg für das, was ich schon lange vermutet habe: in Summe leisten Finanzanalysten und Wirtschaftsforschungsinstitute nichts. Die Prognosen laufen meist mit dem Zyklus und sind wertlos. James: »Finanzanalysten und Prognostiker laufen mit ihren Gewinnschätzungen und Prognosen meist der Wirklichkeit hinterher. Sie ändern ihre Meinung nur, wenn es unabwendbare Beweise gibt, dass Sie falsch waren, und sie ändern ihre Meinung nur sehr langsam.«

Das war auch während der Rezession der Jahre 2008 – 2009 zu beobachten: noch im Frühjahr 2008 wollte kaum ein Institut es wahrhaben, dass eine Rezession kommen könnte. Dabei war sie schon in vollem Gange. Im Herbst 2008 – als die Rezession schon sehr spürbar war – konzedierten die Institute, dass es wohl eine Rezession gebe. Und im Winter sprach man dann von einem dramatischen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität, wieder lange, nachdem der Einbruch wirklich erfolgt war. Superinvestor Warren Buffett hat für dieses Verhalten eine plausible Erklärung bereit: »Als Spezies haben Lemminge einen schlechten Ruf, aber kein einzelnen Lemming ist jemals individuell für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen worden.«

In einem anderen Abschnitt des Buchs befasst sich Montier mit den Fallen, die uns das Gehirn stellt, zum Beispiel der so genannten Verankerungsheuristik (»Anchoring«). Warum zum Beispiel schätzen wir eine Größe unterschiedlich ein, je nachdem, welche Zahlen man uns vorher gezeigt hat? Warum orientieren wir uns bei unseren Aktieninvestments an Kursdaten der Vergangenheit, obwohl diese für die Zukunft meist wenig Aussagekraft haben? James: »Um bessere Investmententscheidungen zu treffen, müssen wir mehr über das Denken nachdenken.« Wir haben kein Defizit an Informationen, sondern ein Defizit an kritischen Gedanken.

Zusammen mit seinem Kollegen Albert Edwards kritisierte James Montier nach Eintritt der Finanzkrise die Risikomodelle der Banken im Interview mit der Schweizer Wirtschaftszeitung »Finanz und Wirtschaft« als »Pseudowissenschaft«. Es sei »absurd«, dass man Risiken wirklich quantifizieren könne. »Es wurden völlig abgehobene Modelle kreiert, und weil kaum jemand sie versteht, stellt sie auch niemand mehr in Frage. Wir wurden von der dunklen Seite der Mathematik verführt. Die Finanzmarkttheorie basiert auf der Standardabweichung, aber haben Sie schon einmal jemanden getroffen, der sich in einer Hausse um die Standardabweichung kümmert?«

Ich lernte James auf der Value Intelligence Conference der Bayern LB im Jahr 2007 kennen. Wir saßen nebeneinander im Bus zum Dinner und Abendprogramm in einem Bergrestaurant am Tegernsee brachte und kamen bald angeregt ins Gespräch. Es ist nicht verwunderlich, dass wir auch bei den letzten waren, die nach München zurückfuhren. James ist ein Mensch, der die Sachen auf den Punkt bringt, nicht um den heißen Brei herumredet, dabei ein extrem profundes Wissen hat und auch noch ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist.

Nachdem er einen Bachelor-Abschluss in Volkswirtschaft von der University of Portsmouth hatte, schloss er sein Graduiertenstudium, auch in VWL, mit einem Master’s der University of Warwick ab. Danach zog es ihn in die Praxis – er heuerte 1992 bei Dresdner Kleinwort in London an. Nach fünf Jahren zog es ihn kurz nach NatWest Markets und Old Mutual, bevor er im Jahr 2000 als Global Equity Strategist zur Dresdner Bank zurückkehrte. 2007 ging er in derselben Funktion zur Société Générale in 2007. Im Juni 2009 schloss er sich der Fondsgesellschaft GMO in Boston an, die insgesamt 89 Milliarden Dollar verwaltet. Schon bei der Dresdner Bank hatte er einen Hedgefonds erfolgreich verwaltet.

James ist durchaus ein Value-Investor, aber er schaut sich auch Marktgrößen wie Sentiment, Kreditzyklen oder andere Makroindikatoren und Screens an, um zu seinen Investmententscheidungen zu gelangen. Um 2007 herum wurde er zum Bären. Sein Kommentar: »Niemand mag einen Bärsen. Als Karriereschritt, ist bearishness keine gute Idee. In einem Bullenmarkt wird Dir keiner zuhören und in einem Bärenmarkt hat keiner Geld, um Deinen Rat zu bezahlen.« Und im Sommer 2009 wurde James bullish: »Aus meiner Sicht ist es sehr einfach – Sie kaufen, wenn der Markt billig ist und die englischen und europäischen Märkte fallen derzeit in diese Kategorie.«

Die Psychologie der Börse ist das ultimative Standardwerk zum verhaltenswissenschaftlichen Investmentansatz. Ich bin davon überzeugt, dass Sie dieses Buch zu einem wesentlich besseren Investor machen wird. Lesen Sie dieses Buch also mit Gewinn. Und – davon bin ich auch überzeugt – lesen Sie es mit großem Genuss!

Köln, im Oktober 2009

Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

DANKSAGUNG

Ich bin mir nie sicher, ob jemand die Danksagung liest. Nichtsdestotrotz gibt es mehrere Menschen, denen ich Dank schulde. Zuerst meinem Freund und Kollegen Albert Edwards. Albert hatte vorausgesehen, dass die Verhaltensökonomik auch für professionelle Anleger von Interesse sein werde, und war bereit, mich dabei zu unterstützen, die Grenzen dessen zu verschieben, was als annehmbare Forschung betrachtet werden könnte. Er las auch die meisten der in diesem Buch enthaltenen wissenschaftlichen Arbeiten und machte viele nützliche Vorschläge, wie ich sie verbessern könnte. Er stellte mich vor Herausforderungen.

Als nächstes muss ich Rui Antunes und Sebastian Lancetti vom Dresdner Kleinwort Quant-Team, den Mitautoren vieler der empirischen Kapitel im Teil IV, danken. Beide haben größeres Geschick bei der Verarbeitung von Daten und der Erstellung quantitativer Modelle im kleinen Finger als ich im ganzen Körper. Beide halfen dabei, meine Ideen in aussagekräftige Zahlen umzusetzen, um so auch den anspruchsvollsten empirischen Skeptiker zufriedenzustellen.

Der Leiter des Quant-Teams, Andrew Lapthorne, gestattete mir nicht nur dankenswerterweise, eine seiner wissenschaftlichen Arbeiten zu veröffentlichen (in Form von Kapitel 33), sondern las auch jede Arbeit der Zusammenstellung durch und kommentierte alle. Andy war im Lauf der Jahre immer ein guter Resonanzboden für meine Ideen, und dafür danke ich ihm sehr.

Kathy Alexandrou muss ganz besonders erwähnt werden. Ihre Aufgabe ist es, aus meiner Arbeit die Kommentare zu machen, die die Kunden von Dresdner Kleinwort lesen. Wenn es darum geht, aus Diagrammen Kunstwerke zu machen und dafür zu sorgen, dass beim Verfassen meiner Kommentare die Ziele meinerseits nicht aus den Augen verloren werden, ist sie eine wahre Zauberin.

Ich danke auch der Leitung des Analyseteams von Dresdner Kleinwort, die mir erlaubte, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, die zu publizieren mir wohl keine andere Bank gestattet hätte. Sie gestattete mir auch, die Kommentare wiederzugeben, die Sie in diesem Buch lesen werden.

Amanda Keogan, Jane Atterbury und Cally Smith möchte ich dafür danken, dass sie es geschafft haben, mich überall rechtzeitig hin- und wieder zurückzubringen. Bisweilen waren diese Damen auch dafür verantwortlich, sich um meine Reisen und mein Tagebuch zu kümmern. Sie haben ihre Arbeit mehr als zufriedenstellend erledigt, und ich danke ihnen allen.

Den vielen Akademikern, die die wissenschaftlichen Arbeiten (aus dem Bereich Finanzen sowie der Psychologie) zur Verfügung stellten, die auf diesen Seiten zitiert werden, gebührt auch ein großes Dankeschön. Ohne ihre Arbeit wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Wie Newton sagte: »Wenn ich weiter blicken konnte, dann nur, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.«

Jenny Ward vom Dresdner Kleinwort EMIS Team hat es geschafft, eine große Menge sonderbarer und wundervoller Arbeiten auszugraben, um die ich sie im Laufe der Jahre gebeten hatte. Ich danke ihr für ihre Hilfe.

Ein weiteres großes Dankeschön geht an all die Kunden, die in den vergangenen sechs Jahren Interesse an meiner Arbeit gezeigt haben. Zweifelsohne hätte ich ohne ihre Unterstützung schon vor Jahren nicht weitermachen können.

Ihr Interesse an der Verhaltensökonomik hat dafür gesorgt, dass ich weiterbeschäftigt blieb. Möge das noch lange so bleiben!

Ich möchte mich auch bei meinen Freunden und meiner Familie bedanken. Sie mussten ertragen, dass ich einfach verschwand, um zu den unmöglichsten Zeiten Notizen und Ideen niederzuschreiben. Ein besonderer Dank geht an meine Eltern und meine Großmutter für ihre uneingeschränkte Hingabe und an Wendy, die mich ermunterte, dieses Buch zu schreiben und mich selbst auszuhalten, während ich dies tat. Sie las auch viele Kapitel, verbesserte mein Englisch und stellte mir eingehende Fragen zu dem in diesem Buch Niedergeschriebenen. Danke ihr Lieben, ohne euch hätte ich es nicht geschafft.

An alle, die ich vergessen haben sollte, gehen meine Entschuldigung und mein Dank. Alle Fehler und Auslassungen sind einzig dem Autor zuzuschreiben.

TEIL I

HÄUFIGE FEHLER UND GRUNDLEGENDE VOREINGENOMMENHEITEN

1   EMOTION, NEUROWISSENSCHAFT UND INVESTIEREN: ANLEGER ALS DOPAMIN-SÜCHTIGE1

Zu verstehen, was in unserem Gehirn vor sich geht, wenn wir Entscheidungen treffen, kann uns dabei helfen zu lernen, einige unserer Fehler zu vermeiden. Der Schlüssel dazu sind Emotionen. Unsere Fähigkeit, diese Impulse zu beherrschen, ist begrenzt, und je mehr wir diese einsetzen, desto weniger können wir sie beherrschen! Allzu oft unterliegen wir unserer einprogrammierten Neigung, uns auf kurze Zeiträume und auf unseren Herdentrieb zu konzentrieren.

Entscheidungen auf der Grundlage von Gefühlen zu treffen, ist die Standardoption unseres Gehirns. Wir meinen jedoch gern, dass wir nur durch logisches Denken zu unseren Entscheidungen kommen. Tatsächlich wären wir ohne Gefühle größtenteils gar nicht fähig, Entscheidungen zu treffen. Doch allzu oft lassen wir zu, dass unsere Gefühle uneingeschränkt dominieren. So funktioniert der Mensch eben!

Neurowissenschaftler haben vor Kurzem zwei besondere charakterliche Merkmale festgestellt, die für Anleger von Bedeutung sind. Das erste ist, dass wir darauf programmiert sind, uns auf kurzfristige Zeiträume zu konzentrieren. Wir neigen dazu, die Möglichkeit, in kurzer Zeit Gewinne zu erzielen, sehr attraktiv zu finden. Dies scheint die emotionalen Zentren des Gehirns zu aktivieren und zur Ausschüttung von Dopamin zu führen. Das stimmt uns zuversichtlich, stimuliert uns und trägt zu einem allgemeinen Wohlbefinden.

Das zweite Merkmal ist, dass auch der Herdentrieb programmiert zu sein scheint. Das schmerzliche Gefühl, gesellschaftlich ausgeschlossen zu sein (d.h. gegen alle anderen zu wetten) entsteht in genau den gleichen Teilen des Gehirns, in denen auch körperlicher Schmerz empfunden wird. Konträre Strategien zu verfolgen ist so, als würde man sich regelmäßig den Arm brechen!

Diese Impulse zu beherrschen, ist sehr schwer. Psychologen haben herausgefunden, dass Selbstbeherrschung eine knapp bemessene Ressource ist. Je mehr wir sie verwenden, desto weniger steht sie uns zur Verfügung, wenn wir sie das nächste Mal benötigen.

Die gute Nachricht ist, dass wir nahezu unser Leben lang Gehirnzellen produzieren. Außerdem ist unser Gehirn nicht für immer unveränderlich; wir können Neuronen neu ordnen (dieser Vorgang wird Plastizität genannt). Wir sind unserem Schicksal nicht ausgeliefert, wir können dazulernen, aber es ist nicht einfach!

Was geschieht in unserem Kopf, wenn wir eine Entscheidung treffen? Zu verstehen, wie unser Gehirn funktioniert, ist von grundlegender Bedeutung, um die Entscheidungen, die wir treffen, zu verstehen. Die Neuroökonomik ist eine sehr junge Wissenschaft, die Psychologie, Ökonomie und Neurowissenschaft miteinander verbindet. Das mag für viele Leser nach einer unheiligen Dreifaltigkeit klingen, aber die Erkenntnisse, die diese Wissenschaft erbrachte, sind wirklich beeindruckend. Bevor ich mich in das Gebiet der Neurowissenschaft aufmache, sollte ich einige der Themen rekapitulieren, denen wir uns bereits gewidmet haben und die den Hintergrund für einen großen Teil der darauf folgenden Erörterung bilden. Eine der aufregendsten Entwicklungen der kognitiven Psychologie in den vergangenen Jahren war die Entwicklung der Theorien der dualen Denkprozesse. Mag dies auch schrecklich klingen, so möchte ich Sie bitten, weiterzulesen, denn es ist nicht so schrecklich, wie es klingt. Damit wird nur ausgedrückt, dass unser Verstand dazu neigt, auf zwei verschiedene Weisen zu denken.

SPOCK ODER MCCOY?

Für die Trekkies da draußen lassen sich diese zwei Systeme vielleicht als Dr. McCoy und Mr. Spock darstellen. McCoy war ein Mensch mit Stärken und Schwächen, er ließ sich immer von seinen Gefühlen beherrschen. Spock (halb Mensch, halb Vulkanier) hingegen war entschlossen, seine Gefühle zu unterdrücken und sich bei seinen Entscheidungen von seinem Verstand leiten zu lassen.

McCoys Ansatz scheint auf System X gegründet zu sein. System X ist im Wesentlichen der emotionale Teil des Gehirns. Es funktioniert automatisch und verarbeitet mühelos Informationen – das X-System filtert also schon die Informationen, bevor wir uns bewusst werden, dass sie sich auf unser Bewusstsein ausgewirkt haben. Daher ist das X-System tatsächlich die Standardoption. Das C-System verarbeitet Informationen auf assoziative Weise, und seine Entscheidungen basieren oft auf Ähnlichkeit (des Erscheinungsbilds) und zeitlicher Nähe. Aufgrund der Art und Weise, wie das X-System Informationen verarbeitet, kann es hohe Datenmengen gleichzeitig verarbeiten. Die Computerexperten würden es als schnelle Parallelverarbeitungseinheit bezeichnen. Damit das X-System glaubt, dass etwas richtig ist, muss es einfach nur wünschen, dass es so sei.

Das System C ist der »vulkanische« Teil unseres Gehirns. Sein Einsatz macht eine bewusste Anstrengung erforderlich. Die Art und Weise, wie es Informationen verarbeitet, ist logisch und deduktiv. Da es logisch ist, kann es nur schrittweise vorgehen und ist daher in der Computersprache eine langsame Parallelverarbeitungseinheit. Um das C-System davon zu überzeugen, dass etwas wahr ist, sind logische Argumente und empirische Beweise erforderlich. Die Tabelle 1.1 zeigt eine Zusammenfassung der Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Systemen.

Der duale Systemansatz der Funktionsweise des Gehirns wird durch neueste Studien der Neurowissenschaftler unterstützt, die angefangen haben, bestimmten Teilen des Gehirns bestimmte Funktionen zuzuordnen. Dazu baten die Neurowissenschaftler die Teilnehmer an einem Experiment, Aufgaben auszuführen, während ihre Gehirne mittels Elektroenzephalogrammen (EEG), Positronen-Emissions-Topographie (PET) oder, zumeist in jüngster Zeit, funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) überwacht wurden. Die Ergebnisse wurden daraufhin mit den wahrscheinlichsten Szenarien verglichen, und die Unterschiede zwischen den Scanergebnissen markieren die Bereiche des Gehirns, die genutzt wurden.

Tabelle 1.2 legt einige der wichtigen neuralen Korrelate für die zwei Denksysteme dar, die wir in Tabelle 1.1 skizziert haben. Bezüglich dieser Einteilungen gilt es, etwas Wichtiges festzuhalten: Die Komponenten des X-Systems sind hinsichtlich der Entwicklung des Menschen wesentlich älter. Sie entwickelten sich lange vor den Korrelaten des C-Systems.

DER VORRANG DER GEFÜHLE

Ein Blick auf die Entwicklung der Menschheitsgeschichte ist nützlich, um zu erklären, warum das X-System die Standardoption der Informationsverarbeitung ist. Wir brauchten Gefühle, lange bevor wir den logischen Verstand brauchten.

System eins/X-System/reflexiv/intuitiv

System zwei/C-System/reflektierend

Holistisch

Analytisch

Affektiv (ein gutes Gefühl bewirkend)

Logisch

Assoziativ – Entscheidungen auf der Grundlage von Ähnlichkeit und zeitlicher Nähe

DeduktivLangsame, serielle Verarbeitung

Schnelle Parallelverarbeitung

Abstrakte Bilder

Konkrete Bilder

Änderungen in der Geschwindigkeit der Gedanken

Ändert sich langsamer

Stärker differenziert

Grobe Differenzierungen – breite Verallgemeinerungen

Stärker vernetzt – Verarbeitung quer über Kontexte

Grob vernetzt – kontextspezifische Verarbeitung

Aktiv und bewusst erlebt

Automatisch und mühelos

Kontrolliert und unter Anstrengung

Offensichtlich gültig: »Erleben ist glauben«, oder vielleicht ist wünschen glauben.

Erfordert Rechtfertigung durch Logik und Beweis

Tabelle 1.1 Zwei Denksysteme Quelle: nach Epstein (1991)

Das wird vielleicht am besten durch ein Beispiel verdeutlicht, bei dem Angst, eine sehr bekannte Emotion, eine Rolle spielt.2 Angst scheint von zwei neuralen Pfaden bedient zu werden. Der eine ist schnell und unkompliziert (der wenig anspruchsvolle Ansatz von Le-Doux), der andere stärker reflektierend und logisch (der anspruchsvolle Ansatz). Die oben dargelegten Verbindungen zu den zwei Denksystemen sind hoffentlich offensichtlich.

X-System

C-System

Amygdala

Anterior Cingulate Cortex

Basalganglien

Präfrontaler Cortex

Lateraler temporaler

Medial-temporale

Kortex

Hirnlappen

Tabelle 1.2 Neurale Korrelate der zwei VernunftsystemeQuelle: DrKW Macro research

Stellen Sie sich vor, vor einem Glasgefäß zu stehen, das eine Schlange enthält. Die Schlange richtet sich auf, die Gefahr wird erkannt, und der sensorische Thalamus verarbeitet die Informationen. Von hier kommen zwei Signale. Auf dem einfachen Weg wird das Signal an die Amygdala gesendet, ein Teil des X-Systems3 und das Zentrum des Gehirns für Angst und Risiko. Der Amygdala reagiert schnell und zwingt Sie dazu, zurückzuspringen.

Das zweite Signal (der komplexe Weg) sendet die Informationen jedoch an den sensorischen Kortex, der auf bewusste Art und Weise die mögliche Gefahr einschätzt. Das ist das System, das darauf hinweist, dass sich zwischen Ihnen und der Schlange eine Glasscheibe befindet. Vom Standpunkt des Überlebens aus gesehen ist es besser, fälschlicherweise eine falsche Warnung – als eine Entwarnung zu erhalten!

Emotionen: Körper oder Gehirn?

Die meisten Menschen neigen zu der Meinung, Gefühle seien die bewusste Reaktion auf Ereignisse oder Handlungen. Das würde also heißen, etwas passiert, und Ihr Gehirn arbeitet die emotionale Reaktion aus – Trauer, Wut, Glück usw. Dann sagt das Gehirn dem Körper, wie er reagieren soll – sich zusammenzureißen, Blut zu pumpen, die Atemfrequenz zu erhöhen usw.

William James, der Großvater der modernen Psychologie, war einer der Ersten, der postuliert hat, dass wahre Kausalität wohl tatsächlich vom Körper zum Gehirn fließen kann. Aus James‘ Sicht schätzt das Gehirn die Situation so schnell ein, dass wir keine Zeit haben, uns bewusst zu werden, wie wir uns eigentlich fühlen sollten. Stattdessen überprüft das Gehirn den Körper, nimmt die Ergebnisse auf (d.h. schwitzende Haut, höheren Herzschlag usw.) und schließt dann auf die Emotion, die den physischen Signalen entspricht, die der Körper erzeugt hat.

Wenn Sie das selbst ausprobieren möchten, versuchen Sie, das Gesicht zu machen, das dem Gefühl entspricht, das Sie erleben wollen. Versuchen Sie beispielsweise zu lächeln (trotz unseres Rufes fühlen wir uns nicht immer elend und pessimistisch). Wenn Sie mit einem Lächeln dasitzen und sich auf Ihr Lächeln konzentrieren, dann dürften Sie sehr schnell die positiven Gefühle spüren, die ein Lächeln mit sich bringt.4

Ein unterhaltsames Beispiel für die Wirkung des Körpers auf Entscheidungen liefern Epley and Gilovich (2001). Sie baten eine Gruppe von Personen, Kopfhörer zu bewerten. Während der Durchführung wurden die Teilnehmer gebeten, entweder mit dem Kopf zu nicken oder den Kopf zu schütteln. Diejenigen, die gebeten wurden, mit dem Kopf zu nicken, gaben wesentlich bessere Bewertungen ab als diejenigen, die gebeten wurden, den Kopf zu schütteln.

Laut Gilbert und Gill (2000) sind wir Realisten des Augenblicks. Das bedeutet, dass wir dazu tendieren, unserer ersten emotionalen Reaktion zu vertrauen und die so entstandene ursprüngliche Meinung »erst später, gelegentlich und mit größter Mühe« korrigieren. Wenn wir zum Beispiel mit dem Fuß gegen einen Fels stoßen oder mit dem Kopf gegen eine Stange schlagen (was bei mir zu Hause sehr einfach ist), verfluchen wir den Gegenstand, obwohl er wohl kaum etwas hätte beitragen können, um uns vor unserem Fehler zu schützen.

Emotionen: gut, schlecht oder beides?

Gefühle können jedoch notwendig sein, um Entscheidungen zu treffen. Es gibt eine Reihe von Menschen, deren Gehirnbereiche, die für Gefühle zuständig sind, durch tragische Unfälle oder radikale chirurgische Eingriffe beschädigt wurden. Aus diesen Menschen wurden nicht-entscheidungsfreudige Menschen, auch Homo Economicus genannt. In vielen Fällen sind diese Menschen sogar nicht einmal in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Sie machen endlos Pläne, kommen aber nie so weit, sie auch zu verwirklichen.

Bechara et al. (1997) dachten sich ein Experiment aus, mit dem sie zeigen konnten, wie das Fehlen von Gefühlen diese Menschen dazu bringen kann, suboptimale Entscheidungen zu treffen. Sie ließen beide, die Teilnehmer der Kontrollgruppe (Personen ohne Schäden an den emotionalen Zentren des Gehirns) und Patienten (Personen mit Schäden an den emotionalen Teilen des Gehirns), an einem Glücksspiel teilnehmen. Jeder Spieler saß vor vier Kartenstapeln (A, B, C und D). Die Spieler erhielten eine Startsumme von 2 000 US$ und ihnen wurde gesagt, Ziel des Spiels sei es, den Verlust der Startsumme zu vermeiden und dabei zu versuchen, so viel zusätzliches Geld wie möglich zu verdienen. Man sagte ihnen auch, dass sie durch Aufdecken von Karten aus jedem der Stapel Gewinne und gelegentlich auch Verluste erzielen könnten. Nachdem sie eine Karte aufgedeckt hatten, erfuhren die Spieler, welche Folgen das hatte, doch der Gesamtstand wurde nicht fortlaufend angegeben.

Das Aufdecken von Karten aus den Stapeln A und B brachte 100 US$, während man mit Karten aus den Stapeln C und D nur 50 US$ erhielt. Das Aufdecken einiger Karten konnte eine Strafe zur Folge haben. Wenn man immer nur die Karten aus den Stapeln A und B nahm, erzielte man insgesamt einen Verlust, während das Spiel mit den Karten aus den Stapeln C und D insgesamt zu einem Gewinn führte.

Tabelle 1.3 Fortschritt im SpielverlaufQuelle: Bechara et al. (1997)

Die Leistung wurde in verschiedenen Phasen des Spiels bewertet. Vier unterschiedliche Zeiträume konnten festgestellt werden. Im ersten kam es in keinem der Stapel zu Verlusten (vor der Strafe); in der zweiten Phase sagten die Spieler, sie hätten keine Ahnung vom Spiel und kein Gefühl für die Stapel; die dritte Phase konnte nur bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe festgestellt werden, die anfingen zu sagen, sie hätten eine Ahnung, dass die Stapel A und B riskanter seien; und in der letzten Phase konnten sich die (konzeptionellen) Spieler äußern, dass A und B riskanter waren.

Tabelle 1.3 zeigt die durchschnittliche Zahl der Runden in jeder Phase sowie den Prozentsatz der Spieler, die jede Phase des Spiels überstanden. Die Patienten waren nicht fähig, Vermutungen zu entwickeln, und außerdem überlebten weit weniger von ihnen das Spiel.

Werfen Sie jetzt einen Blick auf die Abbildungen 1.1 und 1.2. Die Abbildung 1.1 zeigt die Anzahl der aus den Stapeln A und B (schlecht) und C und D (gut) in jeder Phase von den Teilnehmern der Kontrollgruppe entnommenen Karten. In der Phase, in der sie noch keine Vermutung hatten, geben sie den guten Stapeln bereits leicht den Vorzug. In der Phase, in der sie bereits eine Vermutung hatte, gibt die Kontrollgruppe den guten Stapeln klar den Vorzug.

Abbildung 1.1 Durchschnittliche Zahl der aus guten und schlechten Stapeln gezogenen Karten: die Kontrollgruppe. Quelle: Bechara et al. (1997).

Schauen Sie sich jetzt die in Abbildung 1.2 wiedergegebene Leistung der Patienten an. In der Phase, in der sie keine Vermutung hatten, wählten sie regelmäßig die schlechten Stapel. Wie bereits erwähnt, gab es keine Phase, in der sie eine bestimmte Vermutung hatten. Am bizarrsten war vielleicht, dass sie auch dann weiterhin Karten aus diesen Stapeln anstatt aus den Stapeln C oder D nahmen, obwohl sie zuvor gesagt hatten, dass es eine schlechte Idee war, Karten aus den Stapeln A und B zu nehmen! Obwohl sie also die konzeptionell richtige Antwort »kannten«, war die Leistung dieser Personen durch die nicht gegebene Möglichkeit, Gefühle zu entwickeln, stark eingeschränkt.

Mit ähnlichen Spielen kann gezeigt werden, dass uns Gefühle auch helfen können. Bechara et al. (2004) spielten ein Anlagespiel. Jeder Spieler erhielt 20 US$. In jeder Runde des Spiels mussten die Teilnehmer eine Entscheidung treffen, ob sie einen Dollar anlegen oder nicht anlegen wollten. Wenn sie sich dagegen entschieden, ging die Aufgabe an die nächste Runde weiter. War die Entscheidung positiv übergaben die Spieler demjenigen, der das Experiment leitete, einen,

Abbildung 1.2 Durchschnittliche Anzahl der aus guten und schlechten Stapeln gezogenen Karten: die Patienten.

Quelle: Bechara et al. (1997)

Dollar. Dieser warf dann im Beisein des Spielers eine Münze. Wurde Kopf angezeigt, verlor der Spieler den Dollar, wurde Zahl angezeigt, erhielt der Spieler $ 2,50 für sein Konto. Die Aufgabe wurde dann in die nächste Runde übertragen. Insgesamt wurden 20 Runden gespielt.

Bechara et al. spielten dieses Spiel mit drei verschiedenen Gruppen: einer Gruppe von normalen Spielern, einer Gruppe von Spielern, deren neurale Vernetzung des Bereichs, in dem Angstgefühle entstanden5, geschädigt war (Zielgruppe von Patienten, die keine Angst mehr verspüren) sowie eine Gruppe von Spielern mit Gehirnverletzungen, die mit den für die Angst zuständigen neuralen Vernetzungen nichts zu tun hatten (Patienten der Kontrollgruppe).

Der Leiter des Experiments entdeckte, dass die Spieler mit Schäden des Angstbereichs der neuralen Vernetzung in 83,7 % der Runden Anlagen durchführten, die normalen Spieler in 62,7 % der Runden und die Patienten der Kontrollgruppe in 60,7 % der Runden. Konnte man dieses Ergebnis der Art und Weise zuschreiben, wie das Gehirn Angst und Verlust verarbeitet? Abbildung 1.3 zeigt eine Aufschlüsselung der Ergebnisse auf der Grundlage der Resultate der vorhergehenden Runde. Sie zeigt die Anteile der Gruppen, die investierten. Damit wird eindeutig nachgewiesen, dass die normalen Spieler und die Patienten der Kontrollgruppe eher Risiken scheuten, und zwar sowohl, wenn sie in der vorgehenden Runde gewonnen als auch wenn sie verloren hatten!

Spieler mit Schäden des Angstbereichs im Gehirn legten nach Verlusten in den vorhergehenden Runden in 85,2 % der Runden an, während die normalen Spieler nach Verlusten in nur 46,9 % der Runden anlegten.

Bechara et al. konnten auch nachweisen, wie schwierig das Lernen eigentlich ist. Statt im weiteren Verlauf des Spiels besser zu werden, wurden die normalen Spieler sogar schlechter! (Siehe Abbildung 1.4.) Der Ordnung halber sei erwähnt, dass ein rationaler Spieler natürlich alle Runden spielen würde.

Abbildung 1.3 Anteil der Spieler, die anlegen, aufgeteilt auf die Ergebnisse der vorhergehenden Runde.Quelle: Bechara et al. (2004)

Emotionen können uns daher sowohl helfen als auch behindern. Ohne Emotionen spüren wir kein Risiko, doch mit Emotionen können wir die Angst nicht beherrschen, die durch Risiko erzeugt wird! Camerer et al. (2004) argumentieren, dass der Einfluss der Gefühle von der Intensität der Erfahrung abhängt. Sie schreiben, dass Affekte bei geringerer Intensität eine größtenteils »beratende« Funktion zu haben scheinen. Eine Reihe von Theorien postuliert, dass Emotionen Informationen übermitteln, die die Menschen in ihre Entscheidungen einfließen lassen, die sie treffen müssen …

Abbildung 1.4 Prozentsatz der Spieler nach Rundengruppen, die investieren. Quelle: Bechara et al. (2004)

Auf einer mittleren Intensitätsstufe werden sich die Menschen des Konflikts zwischen kognitiven und affektiven Informationseingaben bewusst. Auf dieser mittleren Intensitätsstufe … versuchen sich die Spieler zu beherrschen …

… Schließlich kann bei noch höheren Intensitätsgraden der Affekt so mächtig werden, dass das Treffen von Entscheidungen nahezu ausgeschlossen ist. Niemand »entscheidet«, am Steuer einzuschlafen, aber viele Menschen tun es. Unter dem Einfluss eines intensiven Antriebs durch Affekte beschreiben sich die Menschen oft selbst als »außer Kontrolle« …. Rita Carter schreibt in Mapping the Mind, »wenn das Denken mit den Gefühlen in Konflikt gerät, werden die Gefühle durch die neurale Vernetzung im Gehirn gewinnen«.

Camerer et al. (2004)

Abbildung 1.5 Wahrscheinlichkeit energischen Vorgehens bei Erregtheit.Quelle: Loewenstein et al. (1997)

Erwähnenswert ist auch, dass wir sehr schlecht abschätzen können, wie wir uns unter dem Einfluss von Emotionen fühlen werden – eine Eigenart, die von den Psychologen »heiß-kalt-Empathie-Lücken« genannt wird. Das soll heißen, dass wir, wenn wir entspannt sind und keine Emotionen haben, unterschätzen, wie wir unter dem Einfluss von Emotionen handeln würden.

Loewenstein et al. (1997) beispielsweise fragten eine Gruppe männlicher Studenten, wie wahrscheinlich es sei, dass sie sich in einer heißen und in einer kalten Umgebung sexuell aggressiv verhalten würden. Das Szenario, das man ihnen gab, sah vor, dass sie mit einem Mädchen nach Hause kamen, das sie aus einer Bar mitgenommen hatten, nachdem Freunde ihnen erzählt hatten, es habe den Ruf, »leicht zu haben« zu sein. Die Geschichte ging so weiter, dass die Teilnehmer und das Mädchen anfingen, einander auf dem Sofa an ihren Geschlechtsteilen zu berühren. Den Teilnehmern wurde dann gesagt, sie hätten angefangen zu versuchen, das Mädchen auszuziehen, und das Mädchen hätte gesagt, es sei nicht an Sex interessiert.

Die Teilnehmer wurden dann gebeten anzugeben, wie wahrscheinlich es sei, dass sie (1) das Mädchen überreden würden, sich auszuziehen, oder (2) mit ihr trotz Protest ihrerseits Sex haben würden. Die Abbildung 1.5 zeigt die Aussagen der Teilnehmer selbst über die Wahrscheinlichkeit sexueller Aggressivität (definiert als Summe der Wahrscheinlichkeiten von 1 + 2). Wären sie »nicht erregt«, betrug die Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten durchschnittlich 56 %. Nachdem ihnen sexuell erregende Fotos gezeigt wurden, stieg die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens auf beinahe 80 %!

SELBSTBEHERRSCHUNG IST WIE EIN MUSKEL

Leider lässt eine große Anzahl von Forschungsergebnissen (Muraven und Baumeister, 2000; Baumeister, 2003) darauf schließen, dass unsere Fähigkeit, mithilfe von Selbstbeherrschung den kognitiven Vorgang derart zu beeinflussen, sich gegen unsere emotionale Reaktion durchsetzen zu können, begrenzt ist. Jede Selbstbeherrschungsbemühung verringert die zur Verfügung stehende Energie für spätere Bemühungen dieser Art.

Abbildung 1.6 Selbstbeherrschung ist eine Erfahrung, die sehr viel Energie verbraucht.Quelle: Muraven und Baumeister (2000)

Ein klassisches Beispiel aus Baumeisters Arbeit betrifft das folgende Experiment: Die Teilnehmer wurden gebeten, drei Stunden vor Beginn des Experiments nicht zu essen (der Zeitpunkt war so gewählt, dass sie das Mittagessen ausfallen lassen mussten). Als sie ankamen, wurden sie in eine von drei Gruppen eingeteilt.

Die erste Gruppe wurde in einen Raum gebracht, in dem vor Kurzem Plätzchen gebacken worden waren, sodass die Luft vom Aroma der frisch gebackenen, köstlichen Schokoladenkekse erfüllt war. In diesem Raum war auch ein Tablett, auf dem die frisch gebackenen Kekse und andere Schokoladenleckereien lagen, sowie ein Tablett voller Radieschen. Dieser Gruppe wurde gesagt, sie solle in den nächsten fünf Minuten so viele Radieschen essen, wie sie könne, ihr wurde aber auch gesagt, dass sie die Plätzchen nicht anrühren dürfe. Eine zweite Gruppe wurde in einen ähnlichen Raum mit den gleichen zwei Tabletts gebracht, ihr wurde jedoch gesagt, dass sie die Plätzchen essen dürfte. Die dritte Gruppe wurde in einen leeren Raum geführt.

Dann wurden alle Lebensmittel fortgebracht, und jedem Mitglied der drei Gruppen wurde eine Aufgabe gestellt. Die Aufgabe war, geometrische Formen nachzuzeichnen, ohne Linien zurückzuverfolgen oder den Kugelschreiber vom Papier zu nehmen. Die Aufgaben waren jedoch unlösbar. Die Zeit, die verging, und die Anzahl der Versuche, bis die Teilnehmer aufgaben, wurde verzeichnet.

Die Ergebnisse waren ernüchternd (siehe Abbildung 1.6). Diejenigen, die die Radieschen gegessen hatten (und daher ein hohes Maß an Selbstkontrolle aufgebracht hatten, um den Plätzchen zu widerstehen), gaben in weniger als der Hälfte der Zeit auf, als die, die Schokoladenkekse oder nichts gegessen hatten. Sie unternahmen auch weit weniger Versuche, die Aufgaben zu lösen, bevor sie resignierten.

Baumeister (2003) beendete seine Studie mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse seiner Forschung:

In einer emotionalen Notlage tendieren die Menschen dazu, Möglichkeiten mit einem hohen Risiko und einer großen Belohnung zu wählen, auch wenn diese objektiv eine schlechte Wahl sind. Dies scheint auf ein Versagen der Denkfähigkeit zurückzuführen sein, das durch die emotionale Notlage ausgelöst wurde.

Wenn die Selbstachtung bedroht ist, ärgern sich Menschen und verlieren die Fähigkeit, sich selbst zu steuern. Insbesondere Menschen mit einer hohen Meinung von sich ärgern sich oft als Reaktion auf einen Angriff auf ihren Stolz. Um zu beweisen, wie großartig sie sind, vernachlässigen sie die normale und rationale Art und Weise, das Leben zu bewältigen. Selbststeuerung ist die Voraussetzung für viele Formen des vom Selbstinteresse gesteuerten Verhaltens. Wenn die Selbststeuerung versagt, können sich Menschen auf verschiedene Weise so verhalten, dass ihre eigentlichen Absichten zunichte gemacht werden, indem sie beispielsweise versuchen, eine Befriedigung sofort und nicht erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erhalten. Die Selbststeuerung scheint von nur beschränkt verfügbaren Mitteln abzuhängen, ähnlich wie bei Stärke oder Energie, weshalb sich Menschen nur bis zu einem bestimmten Grad selbst steuern können.

Eine Wahl oder Entscheidungen zu treffen führt dazu, dass diese Mittel verbraucht werden. Wenn die Mittel beispielsweise nach einer Reihe wichtiger Entscheidungen verbraucht sind, wird das Selbst müde und leer, und die späteren Entscheidungen können sehr wohl kostspielig oder unsinnig sein.

Das Zugehörigkeitsbedürfnis ist ein zentrales Merkmal der Motive des Menschen, und wenn die Befriedigung dieses Bedürfnisses dadurch verhindert wird, dass wir von anderen Menschen nicht akzeptiert werden, hört der Mensch auf, richtig zu funktionieren. Die Zahl irrationaler und die eigentlichen Absichten zunichtemachender Handlungen nimmt nach einer Ablehnung zu.

Beim Lesen dieser Liste fiel mir auf, wie viele dieser Faktoren eigentlich den Anleger beeinflussen können. Stellen Sie sich den Verwalter eines Fonds vor, der gerade eine Phase spürbar unterdurchschnittlicher Wertentwicklung erlebt hat. Er dürfte Druck spüren, sich als Ausgleich zur mangelhaften Wertentwicklung auf die Auswahl hoch riskanter Anlagen mit einer hohen Rendite zu konzentrieren. Er dürfte auch spüren, dass, wie in Punkt 2) oben dargelegt wurde, seine Selbstachtung gefährdet ist. Er dürfte auch anfangen, sich immer mehr auf kurzfristige Ziele zu konzentrieren. All das wird wahrscheinlich dann besonders ausgeprägt, wenn die Strategie, aufgrund derer die Wertentwicklung der Position unterdurchschnittlich war, eine konträre Strategie war. Tatsächlich dürften die meisten der Elemente, die zu Irrationalität führen, zahlreich vorhanden sein.

KONSTRUIERT FÜR DAS KURZFRISTDENKEN

Nachdem wir die Rolle der Gefühle und unsere Fähigkeit, ihren Einfluss zu mildern, näher betrachtet haben, ist es nun an der Zeit, uns einigen Beispielen zuzuwenden, die uns helfen können, das Verhalten der Anleger zu verstehen.

Das erste Beispiel legt nahe, dass wir so konstruiert sind, dass wir uns auf kurzfristige Ziele konzentrieren. Alle Ökonomen sind so ausgebildet, dass sie das Konzept des Nutzens6 – die erfahrene mentale Befriedigung oder den Genuss – hoch halten. Die herkömmliche Meinung der Ökonomen ist, dass Geld an sich keinen unmittelbaren, sondern eher einen mittelbaren Nutzen hat. Das heißt, damit können Waren und Dienstleistungen gekauft werden, die einen direkten Nutzen bieten.

Neurowissenschaftler jedoch haben herausgefunden, dass Geld an sich tatsächlich einen »Nutzen« hat, indem das Gehirn nämlich davon ausgeht, Geld auf dieselbe Weise zu erhalten wie auch andere Befriedigungen wie etwa ein gutes Essen oder Wohlbefinden auslösende (Knutson und Peterson, 2004).

Das Problem ist nur, dass das für das Gehirn geltende Befriedigungssystem starke Verbindungen zum X-System hat. Die Erwartung einer Befriedigung führt zur Ausschüttung von Dopamin. Dopamin führt dazu, dass sich der Mensch zufrieden, zuversichtlich und stimuliert fühlt.

Kokain blockiert die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn, sodass das Gehirn das Dopamin nicht absorbieren und seine Wirkung so zunichtemachen kann. Weil das Gehirn das Dopamin nicht absorbieren kann, löst es weitere Ausschüttungen der Droge aus. Wenn jemand Kokain nimmt, wird die Ausschüttung von Dopamin erhöht, was dazu führt, dass man »high« wird. Die Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass, je mehr Dopamin ausgeschüttet wird, desto größer die erwartete Befriedigung ist.

McClure et al. (2004) haben vor Kurzem die neuralen Systeme untersucht, denen Entscheidungen über eine aufgeschobene Befriedigung zugrunde liegen. Viele Forschungsarbeiten legen den Schluss nahe, dass die Menschen sich heute ungeduldig verhalten, jedoch planen, in Zukunft geduldig zu handeln. Wenn sie zum Beispiel die Wahl haben zwischen 10 £ heute und 11 £ morgen, wählen viele das Geld, das sie sofort erhalten. Würde man sie jedoch heute fragen, wie sie sich entscheiden würden, wenn sie die Wahl zwischen 10 £ in einem Jahr und 11 £ in einem Jahr und einem Tag hätten, würden sich viele, die im ersten Fall die Option »sofort« gewählt hatten, auf die zweite Möglichkeit festlegen.

Um zu sehen, was im Gehirn geschieht, wenn man vor dieser Wahl steht, maßen McClure et al. die Gehirnaktivität der Teilnehmer, als sie zwischen frühzeitigen und späteren Geldbefriedigungen (wie im obigen Beispiel) eine Reihe von Entscheidungen treffen mussten. Einige der wählbaren Möglichkeiten enthielten die Option »sofort«, andere boten die späteren Optionen. Die Ergebnisse sind faszinierend.

Wenn die Wahlalternative einen sofortigen Gewinn bedeutete, wurden das ventrale Striatum (ein Teil der Stammganglien), der mittlere orbitofrontale Kortex und der mittlere präfrontale Kortex unverhältnismäßig stark gebraucht. Alle diese Bereiche stehen mit dem X-System in Verbindung. McClure et al. weisen auch darauf hin, dass diese Bereiche vom Dopaminsystem des Mittelhirns durchsetzt sind. Sie stellen fest: »Diese Strukturen stehen durchweg in Verbindung mit zwanghaftem Verhalten, und bei Drogensucht wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass eine Störung der dopaminergischen Neurotransmission in diesen Systemen mit ursächlich ist.« Da Geld eine Befriedigung ist, verursacht das Angebot von noch heute verfügbarem Geld einen Anstieg des Dopaminspiegels, dem die Menschen nur schwer widerstehen können.

Wenn aus zwei späteren Belohnungen ausgewählt werden konnte, waren der präfrontale und der parietale Kortex beteiligt (Korrelate des C-Systems). Je schwieriger die Wahl, desto stärker schien die Nutzung dieser Bereiche. Aufgrund der oben skizzierten Grenzen der Selbstbeherrschung sollten wir uns nicht zu sehr der Hoffnung hingeben, dass wir die vom X-System ausgelösten Triebe kontrollieren können. Allzu oft sieht es so aus, dass es darauf hinauslaufen dürfte, dass wir auf kurzfristige Ziele gepolt sind.

Keynes hatte leider recht, als er schrieb: »Heute Anlagen auf der Grundlage von wirklich langfristigen Erwartungen zu tätigen, ist so schwierig, dass es kaum realisierbar ist.«

ALS HERDENTIER KONSTRUIERT

Wir haben schon erwähnt, dass die Neurowissenschaft überzeugende Beweise dafür erbracht hat, dass wirklicher Schmerz und gesellschaftlicher Schmerz in genau denselben Stellen des Gehirns gespürt werden. Eisenberger und Lieberman (2004) baten Teilnehmer, an einem Computerspiel teilzunehmen. Die Teilnehmer glaubten, sie spielten mit zwei weiteren Spielern ein Spiel zu Dritt, in dem sie einen Ball hin- und herwarfen.

Tatsächlich wurden die zwei anderen Spieler von einem Computer gesteuert. Nach einer gewissen Spielzeit der drei Spieler begannen die beiden anderen »Spieler« den Teilnehmer dadurch auszuschließen, dass sie den Ball nur noch einander zuwarfen. Dieser soziale Ausschluss führt zu Gehirnaktivität des »Anterior Cingulate Cortex« und der Inselrinde, die auch durch tatsächlichen körperlichen Schmerz aktiviert werden.

Konträre Strategien bedeuten für den Anleger, sich sozialem Schmerz auszusetzen. Um eine solche Strategie umsetzen zu können, würde man die Aktien kaufen, die alle anderen verkaufen, und man würde die Aktien verkaufen, die alle anderen kaufen. Das ist sozialer Schmerz. Die Ergebnisse von Eisenberger und Lieberman lassen darauf schließen, dass die Umsetzung einer solchen Strategie so wäre, als ob man sich ständig der Arm brechen würde – das macht keinen Spaß!

Zu kaufen, wenn andere verzweifelt verkaufen, und zu verkaufen, wenn andere gierig kaufen, erfordert größte innere Stärke und macht sich am meisten bezahlt.

Sir John Templeton

Der langfristig orientierte Anleger fördert das Interesse der Öffentlichkeit am meisten und wird doch in der Praxis am meisten kritisiert. Es liegt in der Natur seines Verhaltens, dass er nach der Durchschnittsmeinung exzentrisch, unkonventionell und unbesonnen sein soll.

John Maynard Keynes

PLASTIZITÄT ALS RETTUNG

All dies mag für den Leser ziemlich bedrückend sein. Unsere Gefühle können wir nicht beherrschen, und ohne sie können wir keine Entscheidungen treffen. Wir scheinen dazu verdammt zu sein, kurzfristigen Befriedigungen hinterherzujagen und mit der Herde mitzulaufen. Wenn wir versuchen, dieser Versuchung zu widerstehen, leiden wir in an einer Abnahme unserer Fähigkeit, uns selbst zu beherrschen. Wahrlich kein schönes Bild.

Doch nicht alles ist verloren. Viele Jahre meinte man, dass die Zahl der Gehirnzellen unveränderlich sei und dass sie im Lauf der Zeit absterben würden. Die gute Nachricht ist, dass dies nicht der Fall ist. Wir können fast unser ganzes Leben lang neue Gehirnzellen erzeugen.

Außerdem ist das Gehirn nicht auf ein bestimmtes Format festgelegt. Am einfachsten ist es, sich das Gehirn als ein Spinngewebe vorzustellen. Einige Fäden dieses Gewebes sind dicker als andere. Je mehr das Gehirn einen bestimmten Pfad verwendet, desto dicker wird der Faden. Je dicker der Faden, desto häufiger wird das Gehirn diesen Pfad verwenden. Wenn wir uns schlechte Denkgewohnheiten aneignen, können diese daher von Dauer sein.

Wir sind auch fähig, diese Pfade (Neuronen) neu zu legen. Auf diese Art und Weise lernt das Gehirn. Man nennt das zu Recht Plastizität. Wir sind nicht verdammt, wir können lernen, aber es ist nicht einfach!

1   Dieser Artikel erschien in am 20. Januar 2005 in Global Equity Strategy. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren die dort besprochenen Sachverhalte korrekt.

2   Größtenteils dank der Arbeit von Joseph LeDoux. Siehe im Einzelnen sein wundervolles Buch The Emotional Brain (1996).

3   Auch als limbisches System bekannt

4   Weitere Informationen hierzu siehe Paul Ekmans Emotions Revealed (2003). Bemerkenswert ist auch, dass einige Entwicklungspsychologen Programme entworfen haben, durch die Kinder die physischen Zeichen von Gefühlen (wie Wut) erkennen und diese Gefühle dann gedanklich beherrschen können. Siehe Mark Greenbergs Arbeit über PATHS (www.prevention.psu.edu/projects/PATHScurriculum.htm). Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht größtenteils, Kindern beizubringen, ihre Wut zu bändigen – die moderne Entsprechung des Zählens bis 10.

5   In der fachlichen Terminologie hatte diese Gruppe Verletzungen der Amygdala, des orbitofrontalen Kortex und der insularen/somatosensorischen Kortex erlitten – alles Bereiche des X-Systems.

6   So haben Psychologen vor Kurzem argumentiert, dass es nicht nur einen Nutzen gibt. Stattdessen haben wir den erfahrenen Nutzen (tatsächliches Gefallen eines Ergebnisses), den erinnerten Nutzen (die Erinnerung an das Gefallen), den vorhergesagten Nutzen (das erwartete Gefallen eines künftigen Ereignisses) und den Entscheidungsnutzen (die tatsächliche Wahl eines Ergebnisses).

2   HALB MENSCH, HALB AFFE

Dass wir von den Bäumen heruntergeklettert sind, könnte unser erster Fehler gewesen sein. Unser Verstand eignet sich für das Lösen von Aufgaben, die sich auf das Überleben beziehen. Er ist nicht dazu geeignet, Anlageentscheidungen zu treffen. Folge unseres Erbes ist, dass wir in der Lage sind, Fehler zu machen. Die nachfolgende Liste führt die Leitsätze auf, an die wir denken müssen, um die häufigsten Fallen für Anleger zu vermeiden:

Diese Voreingenommenheiten gelten für mich, für Sie und für alle anderen auch.

Seien Sie sich Ihrer Meinung nicht so sicher, besonders wenn es sich um eine Vorhersage handelt.

Sie wissen weniger, als Sie zu wissen meinen.

Versuchen Sie, sich auf die Tatsachen zu konzentrieren, nicht auf die Geschichten.

Mehr Informationen sind nicht bessere Informationen.

Hören Sie auf die, die nicht Ihrer Meinung sind.

Schauen Sie sich Ihre Fehler an; sie sind nicht nur auf Pech zurückzuführen.

Sie haben es nicht die ganze Zeit gewusst, Sie meinten nur, es zu wissen.

Beurteilen Sie die Dinge danach, wie statistisch wahrscheinlich sie sind, nicht, wie sie zu sein scheinen.

Große und beeindruckende Ereignisse, an die man sich gut erinnern kann, sind weniger wahrscheinlich, als man meint.

Verwechseln Sie gute Firmen nicht mit guten Anlagen, oder ein gutes Gewinnwachstum mit einer guten Rendite.

Verwenden Sie Rückentwicklungsmodelle, um sich nicht auf die Marktpreise verlassen zu müssen.

Nehmen Sie Informationen nicht für bare Münze, rekapitulieren Sie genau, wie sie Ihnen dargeboten wurden.

Was sind Sie bereit zu zahlen, damit ein unerwünschter Zustand nicht und dafür ein erwünschter Zustand eintritt?

Verkaufen Sie die verlustbringenden und behalten Sie die gewinnbringenden Anlagen.

Abbildung 2.1 Eigene Empfänglichkeit für Voreingenommenheiten im Vergleich zu anderen.Quelle: nach Pronin et al. (2002)

Der erste Schritt auf diesem Weg ist vielleicht, sich darüber klar zu werden, dass wir alle an etwas leiden dürften, das Psychologen Heuristik und Voreingenommenheit nennen. Die Heuristik besteht aus Faustregeln, mit denen wir eine Flut von Informationen bewältigen können. In vielen Fällen funktionieren sie gut, doch manchmal führte sie uns weit weg von einer rationalen Entscheidungsfindung.

Natürlich meinen wir alle gern, dass wir gegenüber dem Einfluss unserer Neigungen immun sind. Doch in Wirklichkeit dürften wir alle ab und zu unter diesen mentalen Fehlern leiden. Beispielsweise baten Pronin et al. (2002) Personen bei einer Umfrage, auf einer Neun-Punkte-Skala (auf der fünf »ein wenig« bedeutete) zu bewerten, wie wahrscheinlich es sei, dass ein durchschnittlicher Amerikaner eine bestimmte Voreingenommenheit hat, und wie wahrscheinlich es sei, dass sie dieselbe Voreingenommenheit hätten. Man gab ihnen eine Broschüre, in der die Voreingenommenheiten beschrieben waren. Abbildung 2.1 zeigt die Ergebnisse. In allen Fällen schätzten sich die Befragten so ein, dass sie weniger wahrscheinlich eine bestimmte Voreingenommenheit hatten als der durchschnittliche Amerikaner. Für alle Voreingenommenheiten belief sich die durchschnittliche Bewertung für den durchschnittlichen Amerikaner auf 6,75. Für die Teilnehmer selbst betrug die durchschnittliche Bewertung 5,31. Alle Unterschiede waren statistisch signifikant. Pronin et al. nennen das den blinden Fleck der Voreingenommenheit.

DIE VOREINGENOMMENHEITEN, DENEN WIR AUSGESETZT SIND

Die Psychologen haben Jahre damit zugebracht, die Arten von Fehlern, denen wir unterliegen, zu dokumentieren und zu katalogisieren. Überraschenderweise sind die wichtigsten Ergebnisse in allen Kulturen und Ländern allgemein gültig.

Hirschleifer (2001) behauptet, dass die meisten dieser Fehler auf vier allgemeine Ursachen zurückzuführen sind: Selbsttäuschung, heuristische Vereinfachung, Emotionen und soziale Interaktion. Abbildung 2.2 versucht, diese hauptsächlichen Voreingenommenheiten zu klassifizieren. Sie skizziert die häufigsten Voreingenommenheiten, die gefunden wurden, und versucht, diejenigen besonders herauszustreichen, die unmittelbare Auswirkungen auf das Verhalten als Anleger haben.

Dies mag nach einer ganzen Menge Fehler aussehen, und das ist es auch, doch für die Zwecke der Erläuterung wollen wir uns auf die zehn wichtigsten Voreingenommenheiten, die wir gefunden haben, konzentrieren.

VOREINGENOMMENHEIT NR. 1: ICH WEISS ES BESSER, WEIL ICH MEHR WEISS

Lassen Sie mich mit drei Fragen an Sie beginnen. Erstens: Sind Sie ein überdurchschnittlich guter Autofahrer? Zweitens: Sind Sie überdurchschnittlich gut in Ihrem Beruf? Drittens: Sind Sie ein überdurchschnittlich guter Liebhaber?

Abbildung 2.2 Klassifizierung der Voreingenommenheiten.

Bei meinen unzähligen Befragungen, die ich bis jetzt durchgeführt habe, hat nur ein Mann geantwortet, er sei ein unterdurchschnittlicher Liebhaber. Der Ordnung halber muss ich dazu sagen, dass er einer meiner Kollegen ist und offenbar dringend Hilfe braucht! Nun, weshalb stelle ich Ihnen diese sehr merkwürdigen Fragen? Sie weisen auf den Kern der zwei häufigsten Voreingenommenheiten, auf die wir stießen, hin, – Überoptimismus und übersteigertes Selbstvertrauen. Überoptimismus und übersteigertes Selbstvertrauen gehen häufig auf die Illusion von Kontrolle und die Illusion von Wissen zurück.

Die Illusion des Wissens: Mehr Informationen sind nicht bessere Informationen

Die Illusion des Wissens bedeutet, dass die Menschen häufig meinen, dass die Richtigkeit ihrer Prognosen bei mehr Informationen zunimmt. Diese irreführende Vorstellung ist so gefährlich, dass Daniel Boorstin meinte: »Das größte Hindernis für Entdeckungen ist nicht fehlendes Wissen, sondern die Illusion von Wissen.« Die einfache Wahrheit ist, dass mehr Informationen nicht notwendigerweise bessere Informationen sind. Worauf es ankommt, ist, was Sie mit diesen machen, nicht, wie viel Sie davon haben.