Die rote Rebellin - Gabriele Pauli - E-Book

Die rote Rebellin E-Book

Gabriele Pauli

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Beschreibung

Kein Platz für Individualisten und Paradiesvögel – Warum Politik in Deutschland immer konformer wird

Kaum eine andere Politikerin ruft so zwiespältige Reaktionen hervor wie die bayerische Polit-Rebellin Gabriele Pauli. Sie ließ die CSU erbeben, indem sie maßgeblich am Sturz Edmund Stoibers beteiligt war. Dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund: Je provokanter, desto besser. Als »rote Rebellin« ging sie in die Politikgeschichte ein, doch sie wäre nicht Gabriele Pauli, schriebe sie ihre Geschichte nicht weiter.
In diesem Buch zeigt die kämpferische Politikerin, welche Vorstellungen sie von einer stimmigeren Gesellschaft und einer Politik hat, die für die Menschen an der Basis gemacht wird. Dabei lässt sie spannende biographische Einblicke in ein Leben zu, das geprägt ist von dem Motto: »Fortschritt braucht Provokation!«.

  • Jeanne d’Arc oder Hexe? Die Politbiografie einer Frau, die die CSU erbeben ließ
  • Spannende Visionen und Anstöße für mehr Herzensbildung in der Gesellschaft und eine Politik mit Rückgrat

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Seitenzahl: 289

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Für meinen Bruder Axel, der als funkelnder Stern auf mich herunterschaut

Inhaltsverzeichnis

WidmungEinleitung - Wie ich in der Einsamkeit meine Würde wiederfandTeil 1: Politik - vom Hobby zum Beruf
Aufwachsen in einer Vertriebenenfamilie - Im Schatten der TotenStart in die Politik - »Lasst doch mal ein Mädchen ran!«Die Wahl zur Landrätin - Der SensationssiegMeine Zeit im Amt - Mit leerem Beutel große Sprünge machenManagerin und Mutter - »Wo ist denn Ihre Tochter?«Die Lust auf Freiheit - Born to be wildÜber den Kirchturm hinaus - Außenpolitik und AbenteuerDer Sturz des Königs - Edmund Stoiber und die »unwichtige« LandrätinCSU (chaotisch, sündig, unbelehrbar) - Der Niedergang einer reformunfähigen Volkspartei
Teil 2: Wenn das Leben zum Skandal gemacht wird
Latexhandschuhe und MännerfantasienFreie Wähler - Eine Frau, ein Mann und eine IntrigeFreie Union - Eine Parteigründung wird zum Albtraum
Teil 3: Visionen einer besseren Welt
Eine menschenfreundliche Wirtschaftspolitik - Von Karl Marx bis Ludwig ErhardDas bedingungslose Grundeinkommen - Die vernünftige UtopieDie Betreuung unserer wenigen Kinder - Der DauerskandalWir brauchen eine neue Schule - Wie Lernen Spaß machtEhe auf Zeit - Damit die Liebe lebendig bleibtDas Kreuz mit der Kirche - Die wankenden RiesenLust auf Demokratie - Der (un-)bequeme BürgerDie kranke Medizin - Tricks der ÄrzteDas Alter - Freude oder Fluch?Fantasie und Vernunft - 18 Reformvorschläge einer Parteilosen Die Lebensuhr - Erfolg ist, wenn man sich selbst folgt
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Einleitung

Wie ich in der Einsamkeit meine Würde wiederfand

Meine Reise in die Stille begann damit, dass ich meinen Atem hörte. Und den Schnee, der knirschte, als ich mit meiner Reisetasche durch den Wald ging. Ein bisschen unheimlich erschien mir die Stimmung, aber ich hatte es ja so gewollt und freute mich auf meine Berghütte, die ich mir im Internet rausgesucht hatte. Abgelegen im Wald, die Berge bei Salzburg vor der Haustür und die Aussicht auf weiße Weihnachten 2010  – das alles verursachte in mir eine Hochstimmung. Zehn Tage wollte ich ganz für mich sein, das Handy ausschalten, eine Auszeit nehmen, ganz bewusst in mich gehen in der Hoffnung, dort jemanden vorzufinden, der mir angenehm ist und mir meinen Mut zurückgibt. Und ein wenig mit den Bergen reden wollte ich. Bergsteiger tun das gerne. Aber mein Berg schwieg, er antwortete mir nicht.

Wenn sich Politiker in die Einsamkeit zurückziehen und niemanden sehen wollen, sind sie entweder depressiv oder sie wollen sich einen Luxus gönnen, den sie im Alltag kaum haben: über sich selbst nachdenken, vielleicht sogar vordenken, die Batterie aufladen, alle Überreiztheit ablegen. Theoretisch klingt das gut, aber als ich die dunkle Holzhütte betrat und mir ein schwerer Kamingeruch entgegendrang, wusste ich zunächst nicht mehr, was ich mit den vielen mir geschenkten Stunden anfangen sollte. Ich kam mir etwas verloren vor in dem großzügigen Wohnzimmer und der liebevoll ausgestatteten Oma-Küche, in der man für eine Fußballmannschaft hätte kochen können.

Aber nach heiterer Geselligkeit war mir nicht. Ich wollte mir selbst begegnen, niemandem sonst. Auch keine Berieselung durch Musik, keine Ablenkung durch Bücher, keine Zerstreuung. Ich hatte vorher kurz überlegt, wie es heute Mode geworden ist, für ein paar Tage ins Kloster zu gehen. Aber ich verwarf die Idee, dort war es mir dann doch zu strukturiert, man wird dort gelebt. Es gibt klare Tagesabläufe, man ist unter Menschen und kann immer noch vor sich selbst davonlaufen.

Nein, ich wollte eine Eremitin auf Zeit sein und Neuland betreten, wissen, was mit mir passiert, wenn alles so still ist, dass ich nur mich beobachten kann. Nicht effizient sein und auf die Uhr schauen, nur nach dem Stand der Sonne leben, das war mein Ziel. Es kann eine elementare Lehre sein, die Leere in sich zu spüren. Oder den Sturm der Gedanken, die sich nicht bändigen lassen. Ich richtete mich auf ein Stück schwerer seelischer Arbeit ein.

In der ersten Nacht schlief ich in der kleinsten Kammer, die die Hütte zu bieten hatte, und freute mich über die sauerstoffreiche Luft, die von außen in die kleine Stube drang. Denn ein Holzhaus atmet, und immer hat man das Gefühl, in der Natur zu sein. Ich konnte das in der ersten Nacht sehr genießen, die nächste Nacht allerdings schon weniger. Ich tappte von meiner Küche mit einer Kanne Tee ins Wohnzimmer und betrachtete durch die kleinen Holzfenster den grau und dann stockdunkel werdenden Wald. Und dann war die Stille kalt. Sie fühlte sich fast schmerzhaft an. Sie wurde bleiern und hart. Ich blieb dort sitzen und nahm ein Blatt Papier, um meine Gedanken zu notieren.

Über 50 Jahre war ich auf dieser Welt, hatte ich sie bereichert oder nur ausgebeutet? Was kann ich anderen wirklich geben? War die Summe meiner vielen Glücksmomente wirklich das große Glück, nach dem sich alle sehnen? Ich sah mich im Spiegel an und entdeckte ein paar Schrammen, die wohl nur ich sah. Aber war Makellosigkeit in einem Leben voll reicher Erfahrungen nicht ein aussichtsloses, ja dummes Ziel? War die »rote Rebellin« (so nannten mich die Reporter wegen meiner Haare, nicht etwa wegen meiner politischen Gesinnung!) ein Zerrbild der Medien – oder die Kämpferin für eine gerechte Sache?

Wie viele Gabys gab es? War ich in einer Identitätskrise? In meinem Kopf ging es rund, und das war gut so, denn das Denken soll ja immer wieder mal die Richtung wechseln – doch musste es gleich so eine Achterbahnfahrt sein? Ich versuchte zu meditieren, aber in meinem Bewusstsein war Theater – und ich war Hauptdarstellerin und Publikum zugleich. Mein Leben zog in ungeordneten Fetzen an mir vorbei, jeden Stein drehte ich um. Mit 18 Jahren hatte ich mit einem Jahr Schulzeitverkürzung das Abitur in der Tasche und kam im Studium in die »Begabtenförderung« der Konrad-Adenauer-Stiftung – aber hatte ich meine »Gaben« wirklich gut genutzt? Ich hatte eine Doktorarbeit über politische Public Relations geschrieben, in der CSU war ich gut vorangekommen. Mit 32 war ich die jüngste Landrätin der Republik und bekam in den folgenden 18 Jahren von Wahl zu Wahl mehr Stimmen – aber warum befriedigte mich diese Popularität nicht auf Dauer, warum waren mir Vorzimmer und Dienstwagen dann doch nicht mehr angenehm, warum wurde mein Strahlen plötzlich anstrengend?

Mit 48 Jahren forderte ich nahezu im Alleingang meine Parteifreunde auf, Edmund Stoiber als Ministerpräsidenten zu stürzen  – dabei bin ich nicht die geborene Rebellin. War es die Nachteile wert, die ich danach erfuhr, die Überdosis Hohn und Spott, die über mich ausgeschüttet wurde? Warum blieb ich nicht brav in der Herde? Und als parteilose Abgeordnete im Bayerischen Landtag ohne jeden Einfluss am Rande zu sitzen – hätte ich mir das nicht ersparen können, oder ist Treue sich selbst gegenüber doch die wichtigste Treue? Ist meine Wahrheit wichtiger als die Wahrnehmung durch andere? Hatte ich nicht andere immer zur Courage, der edelsten Kunst in der Demokratie, ermutigt?

Bei der Vereidigung eines neuen Mitglieds im Jugendhilfeausschuss des Landkreises konnte ich mir einmal den Sarkasmus nicht verkneifen und zitierte Albert Einstein: »Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.« Aber ich konnte nicht blöken. Ich war nicht zum Herdentier geboren, ich bin eben Mensch. Mal stark, mal schwach.

Ich versuchte, mein Leben zu Papier zu bringen, aber ich war nicht zufrieden damit und warf die Seiten in das Kaminfeuer. Noch war ich nicht geordnet genug. In der Stille vermisste ich ein Gegenüber und begann, mit mir selbst zu reden. Ich durchlebte Konflikte meines Lebens erneut, und in manchen Punkten war ich selbst nicht mehr meiner Meinung. Manchmal wartet man zu lange, bis man neue Wege einschlägt. Aber ich wollte meinem Unbehagen auf den Grund gehen und schonungslos sein, mir kein verbales Valium einflößen oder einflößen lassen.  Oft raten Freunde, alles Unangenehme zu verdrängen, denn »anderen geht es doch auch so«. Aber das ist nicht die Lösung. Ich wollte den Gleichmut meines Vaters annehmen können, der mit der Weisheit eines schlichten Uhrmachermeisters gerne feststellte: »Was ist, das ist.« Ich fügte hinzu: Was ist, muss nicht bleiben.

Und dann kamen sie, die Zweifel, die Ängste, über die Politiker in der Öffentlichkeit nie sprechen. Früh hatte ich von meinen politischen Ziehvätern gelernt: Ein Politiker darf nie Schwächen zeigen, sonst stürzt sich das Wolfsrudel auf ihn, und ein Nachfolger besetzt den Platz, bevor man es merkt. Ich war die Jahre über keinem politischen Getümmel aus dem Weg gegangen und hatte sehr viel Stacheldrahtdenken erlebt, aber in diesen Nächten kroch die Angst in mir hoch, die ich sprechend bekämpfte. Ich suchte in mir das weise Gegenüber, das mich beruhigte, mir sagte, dass alles einen wunderbaren Sinn hätte – weil ich nicht sofort daran glaubte, begann ich zu beten. 

Es waren Ängste, die wohl jeder Mensch kennt, aber wenn sie geballt kommen, sind sie fürchterlich: Die Angst zu versagen, die Angst, Anerkennung und Sicherheit zu verlieren, die Angst, keine Bedeutung mehr zu haben, letztlich die Angst, nicht wirklich geliebt zu werden. Es war ein Trip in die Vergangenheit, eine Reise in der Raum- und Zeitmaschine, ich durchlebte Triumphe und Dramen meines Lebens noch einmal. Ich sah Parteifreunde, die nach meiner Rebellion gegen den CSU-Chef hämisch grinsten, auch wenn sie von dessen Ablösung profitierten. Viele wollten nicht mehr mit mir sprechen – oder durften nicht. Langjährige politische Freunde waren auf einmal für mich nicht mehr erreichbar. Trennungsängste taten sich vor mir auf, denn ich hatte die CSU immer als meine Heimat begriffen, meine politische Großfamilie, mit der ich mich 30 Jahre identifiziert hatte.

Aber in der Politik liebt man den Verrat, nicht die Verräterin. Diesen billigen Satz hatten mir diejenigen, die hinterher immer alles schon vorher wussten, oft vorgehalten. Selbst schuld – das war ihre platte These, wer aus der Reihe tanzt, kommt nicht mehr rein. Aber wer vor lauter Steifheit gar nicht tanzt, verpasst das Leben.

Mein Selbstgespräch ging weiter, meine Tochter erschien vor meinem geistigen Auge. War ich ihr wirklich eine gute Mutter, oder hatten Politik und Terminnot unser Verhältnis so überschattet, dass ein nicht wiedergutzumachendes Defizit blieb? Wie hat sie die Schlagzeilen weggesteckt, als ihre Mutter nach einem harmlosen Modeshooting mit Latexhandschuhen als »Domina« verunglimpft wurde? Konnte meine Arglosigkeit wirklich so eine unverzeihliche Sünde sein? Aus einer seriösen Politikerin war auf einmal in den Augen von vielen Leuten, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt hatten, eine Art Flittchen geworden, ein Sexsymbol, das mit dem Wortspiel »St. Pauli« in doppeltem Sinne etikettiert wurde. Auf einem T-Shirt erschien ich mit diesem Untertitel und mit Heiligenschein, frech grinsend. Auf einmal war ich Objekt, ich wurde benutzt, um die Welt zu amüsieren. Ein echter Humortest, wahrer Humor beginnt ja erst da, wo der Spaß aufhört.

Auch die Angst vor Zweisamkeit kroch in mir hoch: War ich, eine zweimal geschiedene Frau, überhaupt liebesfähig oder fühlten sich die Männer an meiner Seite erdrückt? Sie waren immer meine Begleiter und haben mein Leben mitgestaltet. Mein Amt brachte es mit sich, dass ein Mann sich manchmal in seiner Bedeutung zurückgesetzt fühlte, das verkraften die wenigsten. Die wirkliche Ebenbürtigkeit gibt es nur bei vollkommener Liebe, und die ist so gut wie unerreichbar. Ich erinnerte mich an die 20 Jahre mit meinem ersten Mann, der später Oberbürgermeister wurde. Eine zarte Schüler-Studentenliebe, voller Wagemut und Natürlichkeit. Beim Skifahren im Winter rutschten wir mit Plastiktüten über Gletscherspalten hinweg. Ich folgte meinem damaligen Freund mit der mir größtmöglichen Geschwindigkeit über die Totenkopfpisten. Er fuhr mit Können, ich mit Leichtsinn.

In den Schweizer Bergen hatten wir mit wenig Geld und viel Übermut Ausgelassenheit gelebt, wir überquerten die Berge über drei Wochen hinweg oft mit extrem langen Gewalttouren.  Wir erklommen die Gipfel, als wären es Spaziergänge und forderten unser Schicksal übermütig heraus. Was hatten wir für ein Glück! Im Sommer saßen wir am Abend vor einer windschiefen Hütte, ein fensterloser Raum, in den es auch noch reinregnete, weil ein schwerer Fels auf dem Dach lag und das Wasser nicht abhielt. Der Gedanke, dass unser Holzverschlag zusammenbrechen könnte, war uns fremd. Wir hatten keinen Strom, Wasser floss aus einem nahegelegenen Gletscher hervor. Eiskalt, aber dafür von herrlicher Reinheit. Dazu ernährten wir uns von einem Schinken, den wir an die Decke hingen, damit die Mäuse nicht rankamen, und von Himbeeren, die hinter dem Haus wuchsen. Alles war das Gegenteil von Luxus, aber ich war in meiner Mitte angekommen. Das Glück seliger Schlichtheit. 

30 Jahre danach erkannte ich wieder, dass materieller Reichtum nicht das Ziel sein kann, sondern dass wir nur eines brauchen: Selbstliebe! Seelischen Reichtum. Muße, kein Muss. Das heitere Sich-selbst-Genügen. Dazu gehörte für mich auch ein Medienfasten. Ich war vorher halb tot interviewt worden und fühlte mich erschöpft. Dieses Prinzip »Ich rede, also bin ich« wollte ich nicht mehr für mich akzeptieren. Ich war das Geschwätz leid. Wer sollte mich besser erkennen können, als ich selbst in meinem inneren Dialog?

Wenn es um einen still wird, wird man verrückt – im Sinne von Verrücken. Man nimmt einen neuen Platz ein, einen neuen Blickwinkel. Man ist nicht mehr die Gleiche. Muss man sich davor ängstigen? Hatte nicht auch Jesus die Einsamkeit gesucht und war 40 Tage in die Wüste gegangen, um sich zu finden?

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einer tiefen Zuversicht. Ich war nicht in der Wüste, ich war mitten in der Flachau im österreichischen Winter und musste aufpassen, nicht völlig einzuschneien. So baute ich mir aus dem schweren Schnee mit der Schaufel eine Treppe zu meinem Holzhaus. 15 breite Stufen, damit meine Familie, die zu Weihnachten anreisen wollte, einen bequemen Zugang erhielt. Der Treppe entlang legte ich eine lange Lichterkette, ich war richtig verliebt in mein Bauwerk. Beim Festklopfen der Schneemassen kam mir auch ein Lieblingsgedicht in den Sinn. Wie lebensbejahend und weise sind die so bekannten »Stufen« von Hermann Hesse: »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...«

Das Großartige am menschlichen Leben in einer freien Gesellschaft ist ja, dass man mit jedem Sonnenaufgang immer wieder neu anfangen kann. Es war genau das, was ich im Innersten wollte und was ich in meiner Biografie wiederfand: Heiter Raum für Raum durchschreiten, immer wieder aufbrechen, mich in neue Bindungen begeben, das große Abenteuer Leben annehmen.

Ich sah wieder Licht, weil ich aus meinem unheimlichen Tunnel raus war. Ich konnte mir vergeben und beschloss, mich nicht mehr runterzumachen, weil ich aus Unkenntnis, Angst oder mangelndem Mut etwas nicht getan hatte. Kein Mensch muss sich selbst ohrfeigen. Ich wollte niemandem mehr grollen, weder anderen noch mir selbst. Ich betrachtete auch die medialen Ereignisse neu und kam auch mit denjenigen in der CSU, die so eifrig gegen mich gehetzt hatten, mehr ins Lot. Ich erkannte, dass mein Leben einsam wurde, weil ich dies gewusst und gewollt hatte. Denn es wurde so still wie noch nie zuvor um mich herum. Es gab für alles eine Erklärung. Das erleichterte mich sehr.

Als ich das Hüttenfenster öffnete, strömte mir die erfrischende Bergluft entgegen. Ich freute mich auf einen ganz besonderen Weihnachtstag und konnte die baldige Ankunft meiner Tochter mit ihrem Freund kaum mehr erwarten. Menschen sind nun mal die größten Geschenke. Ich hatte den Tisch wunderschön gedeckt und genoss meine Rückkehr ins »normale« Leben. Ich war befreit.

Seit dieser Zeit in der Berghütte kenne ich mich besser. Ich tauchte tiefer ins Leben als viele andere Menschen, die sich selbst nie in der Dunkelheit ihrer Seele begegnet sind. In uns allen stecken so viele Schätze, die wir nicht zu heben wagen. Dabei ist es doch so: Wir müssen vor nichts Angst haben, auch nicht vor unseren Abgründen. Nur, wer sich ändert, bleibt sich treu. Schlangen häuten sich – Menschen auch.

Teil 1:

Politik - vom Hobby zum Beruf

Erster Schultag, 1964

Foto: privat

Understatement als Stil, 1987

Foto: Daniel Biskup

Familie mit Theo Waigel, 1996

Foto: privat

Jüngste Landrätin, 1990

Foto: Daniel Biskup

Vorwärts mit Ehemann und Tochter, 1989

Foto: Daniel Biskup

30 Jahre Parteizugehörigkeit, 2007

Foto: Daniel Biskup

Aufwachsen in einer Vertriebenenfamilie

Im Schatten der Toten

Ich bin ein Glückskind – und das gleich zweifach: Ich wurde in die richtige Zeit hineingeboren. Und in das richtige Land. Am 26. Juni 1957 kam ich zur Welt – Bundeskanzler Konrad Adenauer regierte als Patriarch der Politik das neue Deutschland mit ruhiger Hand, nach den Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs herrschte eine gewaltige Aufbruchstimmung, der sich keiner entziehen konnte, kein westeuropäisches Volk dachte mehr daran, das andere zu überfallen oder zu unterjochen. Ich durfte also in Frieden aufwachsen –  Jahre später erzählten meine Eltern und Großeltern einem staunenden Kind, dass so etwas in der blutigen deutschen Geschichte keineswegs selbstverständlich war. Und noch ein paar Jahre später begriff ich als reisefreudige junge Frau, was es für ein Glück ist, Europäerin und Deutsche zu sein, einen Pass zu haben, der überall auf der Welt das Symbol für Freiheit und Reichtum ist, Bürgerin eines Landes zu sein, in dem Frauen zumindest theoretisch die Hälfte des Himmels und der Erde beanspruchen durften.

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