Die sagenumwobene Insel - Ellen Rot - E-Book

Die sagenumwobene Insel E-Book

Ellen Rot

4,9

Beschreibung

Lassen Sie sich entführen in eine andere Welt. Warum Sie dieses Buch lesen sollten? Weil es Ihnen, dem Leser die Vielfalt des Landes näher bringt. Überlieferte Sagas, Mythen, Kuriositäten, Legenden, die uns unvorstellbar vorkommen. Lesen Sie sich hinein in eine Welt, die uns alle unbekannt, mysteriös anmutet. Eine Welt aus Magie, Zauber und Unwirklichem. Vermischt mit einer gehörigen Prise Humor auch über mich selbst. So ist das Leben doch viel entspannter.

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Inhalt

Prolog

Mitten im großen Gemüsemarkt

Voodoo – Geschäft (Zauber der Karibik)

Wir möchten allein an den Strand

Am Strand

La Casa del Kilometro 5 (Saga, Legende)

Böse Sonntagsüberraschung

Frau im roten Kleid am Straßenrand (SAGE)

Einladung beim Ältesten im Dorf (Sage)

Zauberhafter El Limon

Ab nach Las Terrenas

Zum El Limon

Der Dschungel-Aufstieg

Müllabfuhr auf der Insel

Einkaufen in der Touristenhochburg

Die Pilgerstätte (Saga, Kuriositäten)

Die Gartenparty

Im Spital

Besuch der Schmetterlingsfarm

Ein normaler Montag

Das Reisfeld von Ramon

Der große Knall

Kleider- und Schuheinkauf

Die Straßenverkäufer

Die Erscheinung des Heiligen Herz Jesu

Die Zigarrenfabrik

Der Beginn eines echten Dschungel-Abenteuers

.

Sehenswürdigkeiten. - Insel der 7 Brüder

.

Annas 15. Geburtstag

.

Ausflugsziele

Rudis Paradies

Puerto Plata City Tour

Unsere Favoriten

Über die Autorin

Prolog

Lassen Sie sich entführen in eine andere Welt.

Warum Sie dieses Buch lesen sollten? Weil es Ihnen, dem Leser die Vielfalt des Landes näher bringt.

Ansässig auf der Insel. Angekommen im Paradies? Vieles empfinden wir für uns unverständlich. Es scheint uns, dass die Menschen ohne Bedürfnisse leben. Soziale Unterschiede, die größer nicht klaffen können.

Überlieferte Sagen, Mythen, Kuriositäten, Legenden, die uns unvorstellbar vorkommen.

Lesen Sie sich hinein in eine Welt, die uns alle unbekannt, mysteriös anmutet.

Die Natur bietet zauberhafte Anblicke. Die Pflanzenwelt ist einzigartig. Manche Küste, wo der Wind sanft die Wellen an den Strand spült, erinnert an ein Paradies.

Eine Welt aus Magie, Zauber und Unwirklichem. Vermischt mit einer gehörigen Prise Humor - auch über mich selbst.

So ist das Leben doch viel entspannter.

Mitten im großen Gemüsemarkt

Wir bestellen ein Taxi, das uns die ›Perle‹ Esther empfohlen hatte. Es ist ein entfernter Verwandter von ihr. Ja, gut, im ›Bario‹ sind sehr viele miteinander und auf irgendeine Weise untereinander verwandt. Wir sagen zu und sie telefoniert umgehend mit Juan Miguel, um ihm ihr Anliegen vorzutragen. »Er wird Morgen pünktlich um sieben Uhr an der Pforte auf euch warten«, teilt sie uns mit.

Bevor sie ihre Arbeit beendet und nach Hause fährt, erhält sie von uns einen Hausschlüssel.

Juan Miguel kommt andern Tags wie besprochen um sieben Uhr in der Früh.

Esther erscheint kurz darauf auf der Bildfläche, um in aller Ruhe die Hunde in den Garten zu lassen.

So können wir ohne Probleme einen ganzen Tag unterwegs sein. Wir dürfen Esther, der ›Perle‹, einhundert Prozent Vertrauen, sie guckt, dass kein ungebetener Gast ins Haus kommt. Rigoros ›verteidigt‹ sie unser Hab und Gut.

Mit den Hunden versteht sie sich ausgezeichnet.

Die Drei bekommen das Futter, ebenso zahlreiche Streicheleinheiten. Die Hundenäpfe sind bereits durch mich abends zuvor, vorbereitet und beschriftet worden.

Ein prächtiger Tag empfängt uns. Die Sonne scheint, der Himmel in einem dunkeln blau gefärbt, kleine weiße Quellwölkchen, die Zuckerwatte ähnlich aussehen, dass alles wirkt fast kitschig. Eine sanfte Brise weht. Einen besseren Tag für den Ausflug konnte uns nicht widerfahren. Der Wettergott meint es wirklich sehr gut mit uns.

Das ›Taxi‹ steht bereit und siehe da, wir kennen diesen Mann. Das er Juan Miguel heißt, wussten wir bis dahin nicht. Er stammt wie Esther aus dem Armenviertel. Dort ist auch Esther zu Hause. Bis vor kurzer Zeit wurde Juan Miguel von Touristen gebucht, um diesen die abgelegenen Strände, die Wasserfälle, die diversen Höhlen und die Sehenswürdigkeiten zu zeigen.

Nur zurzeit fehlt es an Gästen, die ihre All-Inklusive-Hotelanlagen verlassen und ihr Geld außerhalb ausgeben möchten. In diesen Hotelbunkern wird den Gästen alles von A bis Z geboten. Lächelndes und immer freundliches Personal.

Viele der Angestellten wohnen, oder besser gesagt hausen in kärglichen Hütten. Verdienen im Monat keine dreihundert Euros. Mit ihrem geringen Einkommen müssen sie die ganze Familie ernähren?

Essen und Trinken gibt es für die Urlauber bis zum Abwinken. Dem Feriengast wird von elf Uhr morgens bis dreiundzwanzig Uhr nachts eine Unterhaltung geboten, ob man will oder nicht. Im Gratis-Transport vom Flughafen bis hin zu ihren Hotels, wird den Urlaubsreisenden eingetrichtert, wie gefährlich es sei, das Hotel zu verlassen. Das sie die Hotelanlage nur auf eigene Gefahr hin ›außer Haus‹ gehen könnten. Es kommt immer darauf an, wie man sich verhält. Wirft man mit großen Scheinen um sich, behandelt die Einheimischen wie den letzten Dreck oder gar wie Leibeigene, muss jeder damit rechnen, dass ihm Schlechtes widerfahren kann. Behandle andere, so wie auch du behandelt werden möchtest. Eine ganz einfache Devise.

Der Weg zum Gemüse-Markt entzieht sich unserer Kenntnis. Mit den Worten meines Mannes erklärt: »Ich fahre besser nicht selber. Ich würde mich wohl dauernd nur ›verfliegen‹ in der Großstadt von Santiago«.

Der Fahrer, Juan Miguel, spricht zum Glück etwas Deutsch, sodass er uns, vor allem meinem Partner, diverse Erklärungen geben kann.

Die Tour dauert Stunden. Führt uns durch verschiedene Gebiete. Hinauf in die Berge, danach wieder hinunter in kleine Dörfer.

Diese Insel wechselt alle fünfzig Kilometer ihr Gesicht. Mal ist das Terrain ähnlich den Schweizer Alpen. Der Unterschied besteht darin, dass Palmen den Platz einnehmen. In der Schweiz wären es Tannen, Buchen, Eichen oder anderes Gehölz. Schwarz, weiß gefleckte Kühe grasen unter der karibischen Sonne. Suchen sich Schatten unter den Palmen. Ein Bild, das mich nicht mehr loslässt. Irgendwie passt das so gar nicht zusammen. Schweizer Kühe, Palmen, dschungelartiges Berggelände.

Nun passieren wir eine Gegend, in der wird vor allem Gemüse angebaut. Überhängend am Abhang klettern die Bauern herum. Kartoffeln, Karotten vieles mehr pflanzen die Leute an. Lebensgefährlich an solchen Steilhängen zu arbeiten. Ohne irgendwelche Absicherung eines Seiles oder gar eines anderen Bauern, klettern sie verlassen in diesen Abhängen herum, nur um die kärgliche Ernte einzubringen.

Geschieht ein Unfall, sind die Personen gezwungen, sich selbst zu helfen. Kein Arzt, kein Spital weit und breit zu sehen. In der Nähe gibt es nichts. Einige Hütten von anderen Landwirten, die ebenfalls auf ihren Äckern unter der sengenden Sonne am Arbeiten sind. Schreien, Rufen kann die Rettung bedeuten, hoffen, dass man gehört wird. Nachbarschaftshilfe ist das erste Gebot, ansonsten ist man verloren.

Von Toten hört man, die beim Ernten abgestürzt sind. Von solchen Nachrichten ist hier niemand mehr berührt. Ein Menschenleben wird hier auf der Insel nicht so hoch angerechnet, wie in Europa. Besitzt einer nicht genug, ob Geld, Haus oder Land, ist das Leben eines Menschen nix wert. Kein Bauer verzichtet auf diese gefährliche Arbeit. Bedeutet es doch, die Familie ernähren zu können. Vom Verkauf des Gemüses einige Pesos zu verdienen.

»In der Schweiz würde sich umgehend - zur Kontrolle dieser gefährlichen Arbeitsweise, der unkorrekten Kleidung, dem Schuhwerk - die ›SUWA‹ melden. Sofort ein Verbot für jene Arbeit erteilen«, meint kopfschüttelnd mein Mann zu mir.

Etwas entfernter ändert die Landschaft ihr Bild. Orchideen, eine farbenprächtige Vielfalt. Erstaunt, was für eine Variationsbreite an Orchideen, rief ich: »Halt, stopp, da muss ich unbedingt Fotos knipsen.«

So etwas Prächtiges an Farben und die Formen der Blüten machen es mir unmöglich, diese zu beschreiben. Nuancen der Pflanzenblüte in Uni, bunte, getigerte, gefüllte, eine Verschiedenheit es ist ein Erlebnis, dies alles in natura zu sehen.

Duftender Wildwuchs, der an Baumkronen sitzenden Orchideen.

»Parasiten«, erklärt der Fahrer, Juan Miguel, uns. Verschiedene Sorten und Arten kaufen, möchte mein Gatte. Im Garten zu den schon bestehenden Orchideen einpflanzen. Gefallen findet mein Lebenspartner daran, seine Gruppe der Orchideen erweitern zu können.

Kauft er jetzt ein, dürfen wir auf direktem Weg wieder nach Hause. Die Blumenpracht die ganze Reise hindurch im Kofferraum lagern? Das vertragen die zarten Pflanzen nicht. So verschieben wir diesen Orchideen-Einkauf auf die Rückfahrt.

Steil bergab führt die Tour. Durchqueren Gebiete, naturbelassene Berglandschaften, winzige Rinnsale, die nur zur Regenzeit Wasser mit sich führen, die es verdienten in zahlreichen Reiseführern erwähnt zu werden. Naturliebhaber und Fotografen kämen auf ihre Kosten bei solcher Flora. In Kürze erreichen wir einen wunderschönen Ort. Auf einer Aussichtsplattform bremst unser Begleiter.

»Schaut, dort unten seht Ihr die Stadt.« Riesig, von hier oben sehen wir nur zahllose Dächer. Die Bedachungen einer Großstadt. Die Aussicht auf Santiago ist eindrücklich. Ein leichter Nebel - Smog hängt über der Provinzstadt. Die Größe dieser Stadt wird uns erst jetzt richtig vor die Augen geführt.

Wir wären ohne Juan Miguel hilflos. Wir würden uns nicht zurechtfinden mitten in diesem Gedränge der Metropole von Santiago. Herumirrend, verfahrend, schwitzend und suchend, fragend nach dem Gemüsemarkt, das wäre mit Bestimmtheit vorprogrammiert. Der Verzweiflung nahe durch dieses Getümmel. Gekonnt lenkt der Fahrer Juan Miguel das Auto unter Einsatz seiner gekonnten Fahrkünste quer durch den dichten Straßenverkehr. Da wird man tatsächlich ab und zu touchiert. Mofas kommen verdächtig nahe. Muss man an einer Ampel anhalten, geht die Post ab: Jeder möchte entweder die Windschutzscheiben reinigen, SIM-Karten, Handy-Hüllen, Obst, Nüsse, Scheibenwischer verkaufen.

»Aufpassen«, mahnt der Mobilist.

Dieses Gewirr von Autos. Lastwagen, Mofas, Fußgänger und Frauen, die schwere Obstkörbe auf ihren Köpfen jonglieren.

»Obst, frisches Obst«, schreit die Dominikanerin, tritt an das Wagenfester um ihre Früchte los zu werden. Im Qualm der Abgase steht eine etwas ältere Person. Eine Holzstange waagerecht in der Hand haltend. An dieser baumelten am Maul befestigt Fische in jeglicher Größe und Form.

»Ein Straßenhändler«, erklärt Juan Miguel, »der seinen frischen Fisch an den Mann bringen möchte.«

»Eher geräucherten Fisch in diesem Smog«, antwortet mein Gatte.

Wir öffnen die Fenster, da schlägt uns ein Gestank von Abgasen entgegen, dass wir rasch wieder hochkurbeln. Ein Ampelgewirr, jedoch so eingerichtet, dass man die Sekunden sieht, wie lange die Rotphase noch andauert. Leuchtreklamen, Werbefilme, uralte Lichtfasssäulen dienen zur Ablenkung der Automobilisten. In Europa ein No-Go. Fahrzeuglenker - die würden den fließenden Straßenverkehr ins Stocken geraten lassen. Autos stehen mitten auf der Fahrbahn, es wird gehupt, geschrien. Pannen, geplatzte Autoreifen, Pneus, die sich selbstständig vom Gefährt loslösen. Blechteile liegen auf dem Fahrstreifen. Löcher in Auspuffanlagen, vom Rost zerfressen? Extra hineingeschlagen? So, auf jeden Fall tönt das Vehikel, als donnere ein Porsche an einem vorbei.

Aus der Ferne durch den dichten Verkehr erkennen wir, dass weiter vorne der Gemüsemarkt sein muss. Parkmöglichkeiten, eine Rarität in der Großstadt. Die Sucherei beginnt. Der Fahrer, Juan Miguel, ein Kenner von Schleichwegen.

»Die Polizei kontrolliert. Wenn ein Wagen an einem ungeeigneten Ort geparkt ist, wird dieses Fahrzeug sofort abgeschleppt. Vor allem, wenn ein Auto in oder vor einer Kurve steht, der Polizist zugleich noch Hunger hat … Das kostet einige Pesos«, klärt er uns auf. Kostbare Zeit geht verloren, bis ein freier Parkplatz gefunden ist.

»Aussteigen, Wertsachen verstecken. Uhren abnehmen. Kamera, Handtasche, Geldbörse verbergen. Die klauen wie die Raben«, erklärt uns der Begleiter.

Zuerst fällt uns ein antiker Pick-up auf. Die Reifen fehlen und Türen sind nicht ersichtlich. Ein Campingstuhl ersetzt den Fahrersitz, dort platziert eine Geldkassette. Rostig ist dieses Vehikel, die Ladefläche überfüllt mit Ananas.

Eine ausgezeichnete Geschäftsidee. In Gedanken sehe ich mich wieder in der Schweiz.

»Wenn alle Stricke reißen, werde ich so ein Geschäft in der alten Heimat eröffnen. Nur, die Schweizer würden das nie zulassen. Hygiene?«

Der Taxifahrer, Juan Miguel, begleitet uns in eine mit Zinnblech bedeckte Halle. Riesengroß, glühend heiß, der Boden glitschig und rutschig. Gemüseabfälle entsorgt man direkt auf jenem Morast. Was für ein Glück, das wir in die Turnschuhe geschlüpft sind. Da krabbelt so einiges an Getier herum. Fliegen, sogar Mücken belästigen uns. Mein Blut lieben diese Moskitos extrem, stechen immer wieder zu. Egal welches Körperteil die Biester aussuchen, immerfort finden diese lästigen Viecher eine freie Stelle, um ihren Stachel mit Wucht unter die Haut zu bringen. Stiche an sämtlicher freigelegter Haut.

›Wie sehe ich denn nur aus? Bin ich von Stechmücken oder Sandflöhen angefressen worden? Die Masern können es nicht sein, die hatte ich im Kindesalter.‹

Ein Surren hier, ein brummen da. Wir laufen vorwärts, ohne uns ablenken zu lassen von den Biestern. Gemüse, Wurzeln, Knollen, Kräuter und eine Vielzahl an Obst werden von den ansässigen Marktfrauen verkauft. Verkäuferinnen schreien lauthals, um die Konkurrenz zu übertönen.

»Kommen Sie, besuchen Sie meinen Stand. Das günstigste Angebot gibt es bei mir allein. Die Mitstreiterinnen ziehen Sie über den Tisch«, schreit selbige Frau.

Eine andere Marktfrau brüllt: »Hier her, treten Sie heran, kaufen Sie hier beste Qualität.«

Ein älteres Frauchen, dürr, ein Kopftuch montiert. Ein bunter, bis zum Boden reichender Rock umhüllt die Greisin in dieser Halle. Doch wehe, wenn jene Person Ihr Mundwerk betätigt. Schrill, keifend übertönt sie alles bisher gehörte. Viele Leute bleiben bei ihr stehen und gucken sich die verschiedenen Sorten an Wurzelgemüse an. Beinahe denkt man, dass die alte Dame identisch ist, mit dem, was sie verkauft.

Ein Duft, ein Gemisch von dem Angebotenen sowie den Schweiß und die diversen Parfums und den Deos aller Besucher in dieser Hitze vermischt sich, sodass mir die Atmung schwerfällt. Ein Gedränge herrscht in der Halle von Einheimischen sowie von den Touristen. Geführte Gruppen schieben sich durch die Markthalle. Reiseleiter, die unter Zeitmangel den Urlaubsgästen noch mehr Sehenswürdigkeiten in Santiago vorführen müssen.

Die Ellenbogen der Passanten treffen hin wieder eine Rippe von mir. Eine korpulente Besucherin tritt mir auf den Zehen herum. Mir reicht es langsam. Das Getümmel, dies Geschiebe, wie ich so etwas liebe. Ich möchte eigentlich nur gerne sämtliches Obst, Gemüse und anderes genauer anschauen. Kostproben in mich hineinstopfen, genießen, kennenlernen, ausprobieren und vergnüglich essen. Herausfinden, wie all das Unbekannte schmeckt. Auf dieser Insel, die eine Vielzahl an Gemüse, Obst, der verschiedenartigsten Sorten vorrätig hat, von Arten und Gattungen, die uns völlig unbekannt sind. Von den Wurzeln und Blättern ganz zu schweigen. Davon besitze ich eh keine Kenntnis. Kochen ist der Beruf und Leidenschaft von meinem Gatten. Für jedes Zipperlein ist eine Heilpflanze gewachsen, wird uns beiden Gringos, begreiflich gemacht.

Unsere treue Begleitung, Juan Miguel, nimmt sich Zeit, verdeutlicht diese wie jene Knolle oder Wurzel. Erklärt uns, gegen welche Krankheit man dieses Kraut einsetzt.

»Es gibt Erbsen ›guandules‹, Kochbananen ›plátano‹, Yucca ›yuca‹. Avocados ›aguacate‹, Ananas ›piña‹, Mango ›mango‹, Papaya ›lechoza‹.

Papaya, die Gesundheitsfrucht aus den Tropen. Christoph Kolumbus betitelte die in Südamerika beheimatete Melonenart ›Frucht der Engel‹. Das Süßsaftige, orangefarbene bis kirschrote Fruchtfleisch, den kleinen schwarzen, pfeffrigen Kernen (Pfefferersatz). Esst eine Lechoza am Tag. Ebendieses Obst schmeckt nicht nur lecker, sondern erfrischt zugleich, ist kalorienarm und von enormem gesundheitlichem Wert! Ferner gedeihen auf der Insel: Orangen ›naranja‹, Limonen ›Limón‹, Maracuja ›chinola‹, Bananen ›guineo‹. Unter den Bananen wachsen verschiedene Sorten von roten bis zu Babybananen. ›cereza‹ Kirschen«, erklärt uns der Begleiter.

Ich sehe förmlich, wie die Ohren von meinem Partner sich trichterförmig öffnen. Kosten, naschen von Früchten, die Ähnlichkeiten eines Igels aufweisen.

»Vorsicht, die Kerne sind hochgiftig«, wird er gewarnt.

»Heilende Wirkungen wird der ›Guanábana‹, Stachelanemone nachgesagt. Der Medizinbaum wird fünf bis sechs Meter hoch. Die Frucht enthält Kalzium, Eisen, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin B1, B2, Niacin, Phosphor, Magnesium, Proteine, reich an Fruchtzucker. Inzwischen international bekannt geworden, durch Fähigkeiten, dass die Frucht Krebszellen zerstören soll. Sich verlangsamend auf das Tumorwachstum auswirken soll. In der traditionellen Medizin im tropischen Regenwald bekannt, als Mittel bei Tumorerkrankungen, Bluthochdruck, Parasiten, Depressionen, Diabetes, zur Wundreinigung und gegen Leberstörungen.« Staunend hören wir zu.

»Cilantro, der lange Koriander, wird in der täglichen dominikanischen Küche angewendet, versucht es einmal, damit zu kochen«, lacht er. Der Koriander strömt einen Duft aus. Die Gluthitze verstärkt ebendieses Cilantro-Aroma. Mein Mann, ehemals Küchenchef, hört sehr interessiert zu. Vieles was wir probieren dürfen, kennen wir gar nicht. Noch nie gesehen oder davon gehört. Piña, die Ananas aus den Tropen schmecken um einiges süßer, als damals in der Schweiz. Liefert dem Körper viele gesunde Mineralien, Spurenelemente, Calcium, Kalium, Magnesium, Mangan, Phosphor, Eisen, natürliches Jod, Zink. Unser Organismus benötigt all diese Stoffe«, erfahren wir. Marmeladen, Torten, Kuchen, Säfte, Tee, Eintöpfe, Eingelegtes, herstellen kann man allerlei.

»Moringa«, erzählt er weiter, »die Früchte sind bohnenähnlich, in der Regel gekocht als Gemüse. Den Blättern wird ein hoher Gehalt an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen zugesprochen. Zu Pulver zerriebene Samen reinigen stark verschmutztes Trinkwasser. Das Pulver bindet im Wasser enthaltene Schwebstoffe, Bakterien und sinkt mit ihnen zu Boden – zurück bleibt klares, trinkbares Wasser.«

Unglaublich diese Insel. Soviel zu bieten und zu finden in der Natur. Beide sind wir sehr beeindruckt vom Markt, dem Obst, Gemüse und den Kräutern. Nur zu gerne möchten wir mehr in Erfahrung bringen. Spannend ist es allemal.

Entstünde dabei nicht dauernd diese Stoßerei, das Geschubse, jenes Gedränge. Kann, was mich anbelangt, kaum in Ruhe mich an einem Stand aufhalten. Mein Mann hingegen hat damit überhaupt keine Probleme.

Dieser Menschenauflauf bringt mein Blut in Wallung. Nirgends lässt man mich nur das Geringste genauer anschauen.

Warum ist meine Statur kein Stück größer gewachsen? Eine Zweimeter–Frau? Ein Traum bei diesem Rundgang, die Masse zu überblicken, eine Statur zu besitzen, die alle überragt. Somit hätte auch ich den Überblick. Mit einer Gesamtgröße von 167 Zentimetern ist es sehr gut möglich, übersehen zu werden. ›Bald werde ich vom Volk niedergetrampelt. Flach gewalzt, auf dem Boden liegend‹, stelle ich mir vor. ›Jedermann benutzt meine Wenigkeit als Fußabtreter? So etwas lasse ich nicht zu.‹ Jetzt reicht es mir.

Gelangweilt, frustriert vom Volk, muss ich nun etwas unternehmen, damit die Stimmung in Schwung kommt, damit man mich endlich wahrnimmt?

Demzufolge beginne ich, zu singen: »La cucaracha, la cucaracha, trallala.« Was so viel heißt wie: die Kakerlake, die Kakerlake, trallala.

Aus unterschiedlichen Richtungen ertönt ein: »Wo? Wo? Wo?«, in diversen Sprachen.

Was für ein Spaß. Unzählige der weiblichen, europäischen Besucherinnen, beginnen hysterisch einen Regentanz aufzuführen. Kreischend von einem Bein auf das andere hüpfend. Gestikulierend. Wild mit ihren Händen in der Gegend herumfuchtelnd. Um sich schlagend und auf die eigenen Arme klatschend, schauen sie um sich, wo jene Ekeltiere herumkrabbeln. In zehenfreien Sandalen oder ihren Flip-Flops im Morast der Gemüseabfälle können sich die Ladys glücklich schätzen, dass sie nicht im Sumpf des Bodens stecken bleiben. Oder gar hinstürzen und sich alle Knochen brechen.

›Schwupps‹, urplötzlich sind wir allein unter Dominikanern.

Nur die äußert taffen, hartgesotten Damen stehen uns bei. Es werde Luft. Mein Mann guckt mich mit einem Blick an, der alles sagt. Bahnen sich da Gewitterwolken auf seiner Stirn an?

Nein, mein Lebensgefährte meint: »Jetzt hast du aber einen an der Latte.«

Die Marktfrauen allesamt sind nicht sonderlich beglückt über das Gekrächze meinerseits.

Ruiniere ich ihnen ihr Tagesgeschäft? Habe ihnen wohl den Tag vermiest?

Ein Gerede und Getratsche geht los. Keifend rennen eine Anzahl der Marktfrauen in meine Richtung. Böse Blicke, die sich messerstichartig in meinen Rücken bohren. Es ist mir bewusst, welches Temperament in den Frauen steckt. Zum Vorschein kommt eine Wut - wehe demjenigen, der ihnen in die Finger gerät. Müssen wir flüchten oder dürfen wir noch Kleinigkeiten einkaufen? Ausreißen ist wohl die bessere Lösung, denn Kraut und Rüben, fliegt mir um die Ohren, Schimpfworte, die ich zum Glück nicht alle verstehe.

Juan Miguel schiebt uns behutsam, doch mit einer starken Tendenz Richtung »Ausgang«.

»Unter keinen Umständen darf es Tote geben«, schreit er. Damit meint er zweifellos nur eine, Ellen.

So, nun ab zum Voodoo Geschäft.

»Dort im besagten Laden hältst du deine Stimme.«

»Du schweigst. Du mit deiner vorlauten Schnauze«, warnen mich nun mein Gatte und Juan Miguel gleichzeitig …

Voodoo – Geschäft (Zauber der Karibik)

Wir gehen zu Fuß in der glühend heißen Sonne. Der Asphalt brennt durch die Schuhsohlen. Unsere Füße schmerzen von der ungewohnten Anstrengung.

Doch bereits jetzt ist klar, dass sich diese Mühe lohnt.

»Es ist nicht mehr weit«, tröstet uns unser Begleiter.

Er meint es vermutlich nur gut mit uns und sieht uns die drohende Erschöpfung an. Mir kommt es vor, als seien wir bereits Stunden auf diesem steinigen Weg, der sich Straße nennt, unterwegs.

Aus verschiedenen Geschäften kann man befremdliche Gerüche wahrnehmen. Es stinkt, wenn ich ehrlich bin, nach getrocknetem, uralten Fisch.

Mein Mann ist sofort im Bilde, um was es sich dabei handelt und klärt meine Wenigkeit auf: »Bacalao, in Salz eingelegter Fisch. Warte nur, bis wir dem Fischmarkt einen Besuch abstatten«, lacht er mir zu.

Mir ist bewusst, dass ich um jene Besichtigung absolut nicht herumkommen werde. Ausreden duldet mein Schatz nicht. Begleitet er mich auch in diverse Schuhgeschäfte, ohne zu murren oder die Geduld zu verlieren. So bin ich es ihm schuldig, dass ich einmal seinem Willen folge.

»Sag, mein Schatz, was denkst du, treffen wir bald beim Voodoo-Geschäft ein?«

Er zuckt nur die Achseln.

Nach weiteren zehn Minuten unter der glühend heißen Sonne wandernd, erreichen wir eine Gasse. Unser Begleiter bleibt stehen.

»Wenn wir diesen engen Durchgang wählen, sind wir viel schneller am Ziel.«

Eine Gasse?

Es ist ein sehr schmaler, enger, holpriger Pfad, links und rechts eingepfercht zwischen Holz-Bretterverschlägen. Inmitten dieser ärmlichen Holzhütten und vereinzelten Häusern aus Stein.

›Platzangst darf man hier nicht an den Tag legen‹, geht es mir durch den Kopf. Hier sollen wir uns gemeinsam hindurchquetschen? Sehe die Szene vor meinem geistigen Auge, wir würden wie Schafe durch einen Pferch getrieben werden, um uns danach einzeln scheren zu lassen.

Nebeneinander hergehen ist unmöglich. Jeder von uns kann die beidseitigen Hütten berühren ohne große Anstrengung.

Der Bodenbelag wurde wohl immer wieder mit verschieden großen Steinen aufgeschüttet, welches ein normales zügiges Gehen unmöglich erscheinen lässt. Wir schauen uns kurz an. Was sollen wir tun? Noch weitere kostbare Zeit an der prallen Sonne verlieren? Diesen beengenden Pfad wählen?

Ich leide unter Platzangst, versuche diese jedoch zu verdrängen. Hauptsache, wir erreichen endlich unser Ziel.

Wir entscheiden uns für diese ›Abkürzung‹, dass ich auch umgehend bereue.

Unser Begleiter geht flotten Schrittes voran. Umfallen kann man hier wenigstens nicht, so eng ist der Weg. Ich stolpere mehr oder weniger über die Steine, stütze mich an den Hauswänden ab. Denn streckt man die Arme seitlich aus, füllt man die ganze Breite des Weges aus. Ich muss nur aufpassen, dass ich mir keinen Holzspieß einhandle an diesen morschen Brettern der Häuser. Im Gänsemarsch geht es weiter.

»Wie reagieren wir eigentlich, wenn uns jemand entgegenkommt? Vorbei an uns kommt hier keiner«, frage ich meinen Mann.

Er lacht schallend und meint: »Da kommt keiner, wenn derjenige sieht, wie wir am Kämpfen sind, ergreift er eher die Flucht.«

Drückend heiß und stickig ist es hier zwischen den Häusern. Man könnte die Luft mit einem Messer durchtrennen. Kein einziger Luftzug sei uns gegönnt. Was dazu führt, dass wir nur noch mehr schwitzen, stolpern und leise fluchen, dass wir uns für die ›Abkürzung‹ entschieden haben.

Mein Mann, der von der Statur her der Größte ist mit seinen 1,85 Metern, sieht über unsere Köpfe hinweg das Ende der Gasse.

»Schatz, wir haben es gleich geschafft. Ich sehe ein Licht aus dem Dunkeln, einen Markt-Platz«, versucht er mich aufzumuntern.

Erstaunt, was vor uns liegt, treten wir auf einen kreisrunden Platz. Ein leichter Wind weht durch unsere Haare. Rote Erde, die man hier auf der ganzen Insel antrifft, bedeckt den Boden. Ab und zu, wenn der Wind etwas stärker bläst, schweben rote Staubwolken durch die heißen Luftmassen. Roter Staub haftet an unseren verschwitzten Körpern und verleiht uns eine unnatürliche Farbe. Die Sonnenbrille schützt die Augen nicht nur vor der Sonne, sondern verhindert auch, dass sich Staubkörner in die Augen verirren.

Am Rand des Marktplatzes sehen wir verschiedene ›Colmados‹. Bunt bemalte Holzbuden, aufgemalte Bierreklame von ›Presidente‹, je nach dem was man im ›Colmado‹ erhält. Kleine landestypische Bars. Lebensmittelstände, in denen man Reis, Mehl, rote Bohnen und vieles mehr einkaufen kann, was man für den täglichen Bedarf benötigt. In Jute- oder Stoffsäcken lagern die Lebensmittel offen in den ›Colmados‹. Vereinzelt verirrt sich ein Huhn in ein Geschäft und nascht vom Reis oder Mais. Keinen stört das. Katzenbabys spielen mitten im ›Colmado‹. Draußen sitzen vereinzelt Männer an kleinen Tischen und gehen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Domino spielen und Bier oder Rum trinken.

Direkt neben dem ›Colmado‹ ist ein Holzstand, bunt beschriftet mit ›Carneria‹. Die ›Carneria‹ ist ein einfacher Stand mit einer Holztheke. Schweine, ganze oder nur deren Köpfe hängen für jeden Kunden sichtbar an einem Hacken. Fliegen schwirren umher und landen auf dem Fleisch. ›Das ist nichts für uns Europäer‹, denke ich mir. Doch die Leute hier, wenn sie sich Fleisch leisten können, dann kaufen sie es wohl bei diesem Metzger.

Sechs verschiedene Geschäfte säumen den Marktplatz. Dann endlich sehen wir auch den Laden, den wir aufsuchen möchten.

Gemeinsam stehen wir drei vor einem winzigen Shop. Eigentlich ist es eher eine Bude.

»Das Ziel ist erreicht«, meint unser Führer; kann es sich jedoch nicht verkneifen, mich noch einmal mit einem Blick, der alles aussagt, anzuschauen.

Eine Gardine dient als Tür, die vom Windzug leicht bewegt wird. Etwas zittrig schiebe ich diesen Vorhang zur Seite. Irgendwie beschleicht mich ein komisches Gefühl im Magen. Es ist mir bewusst, dass ein ›Zauber‹ hier, ebenso wie in Haiti angewendet wird. Einer, über den mystische und unglaubliche Geschichten seit ewigen Zeiten verbreitet werden. Man muss mitnichten daran glauben, doch es mutet uns zwei Europäern doch sehr unheimlich an.

›Sollen wir eintreten oder schnellstens den Rückwärtsgang einschalten?‹, schießt es mir durch den Kopf.

Wir schauen uns um, dann entschließen wir uns gemeinsam, mutig einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Schließlich können wir jederzeit wieder gehen oder flüchten. Es kann uns niemand zwingen in diesem Laden zu bleiben oder gar festhalten.

Eine füllige Dame in einem Kleid mit farbenprächtigem Blumenmuster erscheint. Rüschen zieren die Puffärmel. Ein Turbanähnliches Etwas sitzt auf ihrem Kopf, aus buntem Tuch kunstvoll gewickelt. Ein solches Bild sah ich schon einmal, nur wo? In einem Film, Buch, in einem Hotel?

Einmal in den Bann gezogen von jener phänomenalen Erscheinung, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Komme mir vor, als würde ich sogleich zu einer Salzsäule erstarren. Aus einem Hinterzimmer hören wir leise Stimmen. Gemurmelt. Geheime Zaubersprüche?

Die füllige Frau mustert uns von oben bis unten. Es kommt mir so vor, als versuche sie, unseren Marktwert abschätzen. Registriert, dass wir leichte Zweifel haben.

Gringos, das bedeutet Geld. Pesos, die die besagte Voodoo-Zauberin dringend benötigt. Weißhäutige, Touristen, sie wittert ihr großes Geschäft. Sogleich beginnt sie mit ihren Erklärungen, aus was sie alles einen Trunk, ein Kraut oder eine Tinktur mixen wird. Immerfort inspiziert die Dame unser Verhalten. Es stellt sich bei keinem ein Wohlgefühl ein. Gespannt, verspannt, verschüchtert, mitten im Raum stehe ich in dem düsteren Laden und blicke mich dabei um. Über ihr hängen an einer Kordel Hahnenfüße, Knochen, Wurzeln und vieles mehr. Kuriositäten, unheimlich anmutend. Ein Schauder läuft mir über den Rücken und ich frage mich, ob dieser Zauber, diese Magie, mich jemals wieder loslassen wird ...

›Sollen wir flüchten aus diesem Raum, solange es noch geht?‹, schießt es mir erneut bei der Betrachtung all jener Dinge durch den Kopf.

Die Neugierde hat gesiegt, wir bleiben. Sofort beginnt sie zu erklären, was Voodoo bedeutet.

»Für spezielle Fälle gibt es Puppen. Nadeln benutzt man, die man je nachdem, was man bewirken möchte, entweder ins Herz oder in andere Regionen des Körpers stößt. Währenddessen denke man intensiv an die Person, die es treffen soll. Den Schmerz der Stiche nimmt jener Mensch dann sofort wahr.«

Die Beschreibung, Handhabung, liefert sie gratis beim Kauf einer solchen Puppe mit.

Man kann, wen man möchte, der Voodoo-Dame, Kleidungsstücke eines unliebsamen Zeitgenossen, dem man Leid zufügen will, geben. Sie kümmert sich im Hinterzimmer um den Rest. Geheimnisvoll flüstert sie, diese Geheimnisse verrate sie uns nicht.

Sie möchte über uns, dem Paar mehr herausfinden. »Würdet ihr es zulassen, einen Treue-Test durchzuführen?«

Wollen wir das? Ernsthaft? Mein Partner und ich schauen uns an.

Spontan, so wie ich nun eben bin, entscheide ich einfach für uns beide. Keinen Ton bringe ich dabei zustande. Schweige, die Lippen zusammengepresst, nicke ich. Dabei bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob diese Entscheidung aus mir selbst kommt oder meine Gedanken beeinflusst werden.

Mein Mann stupst mich in die Rippen. Aufwachen! Mich langsam aus der Starre lösend, nehme ich meine Umgebung wieder wahr. Gespürt habe ich zu jener Zeit durchaus nichts.

War ich hypnotisiert durch die Blicke der Magierin? Bin ich nun in ihren Fängen? Bin ich nun den Mächten der Meisterin ausgeliefert? Die Voodoo-Zauberin bringt zwei Kerzen.

Die Zeremonie beginnt.

Wir zwei, das Paar müssen einander an die Hände fassen, jeder mit der linken Hand. Die Magierin zündet die Wachskerzen an.

»Jetzt obliegt es Ihnen zu beobachten, wie die Lichter herunter brennen. Die müssen komplett pfeilgerade bleiben, biegt sich die Kerze Ihres Partners von der Ihren weg, ist er untreu«.

Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe. Gebannt schauen wir beide auf die langsam und bedächtig abbrennenden Kerzenlichter. Nach doch etwas Bangem ausharren, sehen wir das Ergebnis. Unsere Candelas, die zum Glück, ohne sich zu verbiegen, hinunter brennen, lösen die Spannung in uns. Lang und breit klärt die Frau im bunten Rock uns auf.

»Ein selten glückliches Paar ihr zwei, das bestimmt euer Leben lang anhält«.

Die Vorführung geht voran.