Die Schande der Lebenden - Mark Billingham - E-Book + Hörbuch

Die Schande der Lebenden E-Book und Hörbuch

Mark Billingham

4,6

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

Fünf Menschen, die sich zufällig begegnen, bilden einen Kreis. Jeder von ihnen hat ein dunkles Geheimnis. Doch eines davon ist schwarz wie die Nacht.Fünf Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, versammeln sich jeden Montag im selben Haus. Sie alle sind Verlorene, die in ihrem Leben Schande auf sich geladen haben und sich nun auf der Suche nach Hilfe zufällig begegnet sind. In ihrer Mitte sitzt der Therapeut Tony De Silva, der eine ganz eigene Vergangenheit hat. In ihrem Kreis offenbaren sich die fünf gegenseitig ihre dunkelsten Geheimnisse. Dabei gibt es nur eine Regel: Nichts von dem, was zwischen ihnen besprochen wird, darf jemals nach außen dringen. Selbst als einer der fünf ermordet aufgefunden wird, bricht keiner sein Schweigen. Und doch ist nichts mehr wie zuvor. Denn zum Kreis gehört nun auch ein Mörder – der alles über die anderen weiß.

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Seitenzahl: 534

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Zeit:5 Std. 21 min

Sprecher:Uve Teschner
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Beliebtheit




 

 

 

Für meinen Freund Michael.

Weil er mir jeden Tag zeigt, was Genesung wirklich bedeutet.

 

 

 

»So es denn einen Weg zum Besseren gibt, erfordert er einen Blick auf das Schlechteste.«

– Thomas Hardy

PrologDer letzte Besuch

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie noch mal wiedersehe«, sagt der Gefangene. Kaum Platz genommen, hatte er angefangen, sich eine Zigarette zu drehen, jetzt leckt er den Papierrand an und lässt die Person auf dem Stuhl gegenüber dabei nicht aus den Augen.

»Ich musste eine Menge erledigen.«

»Ach ja?«

»Etwas Detektivarbeit – nach allem, was Sie mir erzählt haben.«

Er gibt sich große Mühe, nicht interessiert oder gar nervös zu wirken, während er sich das Hirn zermartert, was er vor Wochen gesagt, was er preisgegeben haben könnte. »Das war Schwachsinn, oder?«, sagt er. »Was Sie in diesem ersten Brief geschrieben haben. Der Grund, weshalb Sie hier sind.«

»Ja, tut mir leid.«

Er schlägt mit der Hand auf den Tisch, aber nicht aus Wut. Er freut sich nur, dass er richtigliegt. »Ich wusste es.«

»Was kümmert Sie das? Sie sind doch sowieso bald draußen.«

»Ich wusste es schon, als ich Sie das erste Mal gesehen habe.«

»Tatsächlich?«

»Sie sehen nicht aus, als würden Sie studieren.«

»Wie sehe ich denn aus?«

Er klemmt sich seine Zigarette hinters Ohr und zuckt mit den Schultern. »Offensichtlich sind Sie irgendwie irre.«

Ein zustimmendes Nicken. »Da kann ich nicht widersprechen. Irgendwie schon.«

»Nur damit Sie es wissen: Wenn wir uns draußen begegnen, bin ich nicht mehr so freundlich.«

»Dazu kommt es sicher nicht.«

»Nur, damit wir uns verstehen.«

»Ihr Temperament ist ja bekannt.« Ein Lächeln. »Ich bin nur noch mal gekommen, um mich zu bedanken.«

»Wofür?«

»Dafür, dass Sie mir gegeben haben, was ich brauchte. Dass Sie mich auf den rechten Weg geführt haben.«

Auf einmal ist es ihm egal, ob er nervös wirkt oder nicht. All die Jahre hat er nichts gesagt, nicht einmal damals, unmittelbar danach.

Ihm war nichts herausgerutscht, oder doch?

Nein, so dumm kann er nicht gewesen sein.

Er setzt sich gerade hin und legt die Hände flach auf den Tisch. »Hier drin hört man Geschichten über Leute wie Sie«, sagt er.

»Ehrlich? Und was für Leute sind das?«

»Leute, die … das alles anmacht. Die ganz nah dran sein wollen.« Jetzt beugt er sich vor und ist sicher, dass er einen Nerv getroffen hat, wieder Herr der Lage ist. »Den ganzen Mist, den Sie mir erzählt haben, die vielen Fragen … und dabei wollten Sie wohl nur wissen, wie es ist.«

»Wie was ist?«

»Jemanden zu töten.«

Ein breites Grinsen. »Machen Sie sich keine Sorgen. Das werde ich schon bald selbst wissen.«

Erster TeilDer zerbrochene Kreis

Damals und dort Tony De Silva steht da und beobachtet Robin und Heather, die sich Kaffee aus der großen Thermoskanne einschenken, die er jede Woche hinstellt. Sie plaudern ungezwungen, während Robin sich wie üblich den Löwenanteil der Kekse genehmigt. Tony beschließt, ihn darauf anzusprechen. Diana steht ein paar Schritte entfernt, sie blickt in den Garten und wärmt ihre Hände an einem Becher Kräutertee, während Chris schon auf seinem Platz sitzt und sein Smartphone mit den Daumen bearbeitet. Tony schlendert zu Chris, sieht ihm über die Schulter und vergewissert sich, dass es kein für Chris verbotenes Ballerspiel ist.

Sobald sie angefangen haben, sind Handys sowieso nicht mehr erlaubt.

Tony sieht auf die Uhr. Sechs, und es ist schon seit einer Stunde dunkel, vor dem Fenster des Wintergartens sieht man im Licht der Außenbeleuchtung Raureif auf dem Rasen und den kahlen Beeten.

»Sieht so aus, als hätte sie es vergeigt«, sagt Chris, der ganz genau weiß, dass Tony hinter ihm steht und ein Auge darauf hat, was er gerade treibt.

»Wir warten noch ein oder zwei Minuten«, sagt Tony.

»Du bist der Boss.«

Tony trinkt einen Schluck aus einer kleinen Flasche Mineralwasser. »Falsches Wort«, sagt er.

Sie sind nützlich, denkt er, diese zehn oder fünfzehn Minuten, bevor sie anfangen. Während der Sitzungen gibt es keine Pausen, deshalb ist es gut, Plaudereien und Erfrischungen vorher abzuhaken. Wer muss, geht noch zur Toilette – der Toilette unten, natürlich –, und es beginnen Gespräche, von denen die Sitzungen, wie er findet, stets profitieren.

Diana wendet sich vom Fenster ab und lächelt ihn an. Auch in diesen zwanglosen Augenblicken bleibt sie gern für sich, obwohl sie heute schon nicht mehr ganz so angespannt zu sein scheint, was Tony freut. Auf der anderen Seite des Wintergartens sagt Heather etwas, das Robin zum Lachen bringt, er hustet ein paar Krümel aus, Heather bückt sich und sammelt sie auf.

»Vielleicht sollten wir uns setzen«, sagt Tony.

Er versucht, die Melodie einzuordnen, die von oben zu hören ist, und sieht zu, wie Robin, Heather und Diana die Tassen auf das Tablett zurückstellen und ihre Plätze im Kreis einnehmen. Alle Stühle sind gleich, trotzdem ist die Sitzordnung Woche für Woche dieselbe – jeder hat seinen Bereich abgesteckt und verteidigt ihn wachsam. Tony geht zu seinem gewohnten Platz, hängt das Jackett über die Rückenlehne, wirft einen Blick auf den einzig freien Stuhl im Kreis.

»Soll ich aufrücken?«, fragt Heather.

So halten sie es, wenn jemand nicht kommt. Lieber ein kleinerer Kreis als ein freier Platz. Tony nickt. Heather schiebt gerade den Stuhl zur Wand, als es klingelt. »Murphys Gesetz«, sagt sie und zieht den Stuhl in den Kreis zurück.

»Auf die Minute«, sagt Chris. »Da legt offensichtlich jemand großen Wert auf Pünktlichkeit …«

Tony steht auf, geht schnell durch die Küche zur Eingangstür und öffnet einer Frau, die ziemlich genau so aussieht, wie er es nach dem Telefongespräch vor wenigen Tagen erwartet hatte. Sie sagt ihren Namen. Sie geben sich die Hand, bevor er sie hereinbittet und in den Wintergarten führt.

Alle außer Chris sehen sie an, als sie hereinkommt.

Tony nimmt der Neuen den Mantel ab und zeigt auf ihren Platz. Als sie sich setzt, rücken Diana und Robin, ihre rechten und linken Sitznachbarn, unmerklich ein wenig zur Seite, nur zwei oder drei Zentimeter.

»Willkommen«, sagt Tony.

Nicken und Lächeln im Kreis, fast alle murmeln einen kurzen Gruß. Die Neue nickt und lächelt freundlich zurück, wenn auch etwas aufgeregt.

»Bringen wir zuerst die Formalitäten hinter uns«, sagt Tony. Er sieht zum ältesten Mitglied der Gruppe, einem Mann in Anzug und gestreiftem Hemd mit offenem Kragen. »Kleine Vorstellungsrunde. Machst du den Anfang?«

»Ich bin Robin«, sagt der Mann. Er lächelt der Neuen zu und schaut dann zu seiner Sitznachbarin.

»Heather …«

»Meinen Namen kennst du ja schon«, sagt Tony. »Trotzdem noch mal: Willkommen.« Er blickt zu seinem Nachbarn, doch Chris starrt ins Leere, als würde ihn die Sache nicht im Geringsten interessieren. Tony wartet ein paar Sekunden. »Chris?«

»Herrgott noch mal!« Die Frau links von Chris schüttelt den Kopf und wendet sich an ihre neue Nachbarin. »Ich bin Diana«, sagt sie. »Und wenn ich dir gleich einen Rat geben darf: Beachte ihn am besten überhaupt nicht. Manche haben es nötiger als andere.«

»Meint ihr mich?«, fragt Chris. Mit einem strahlenden Lächeln dreht er sich der Neuen zu. »Ich bin Chris.« Er lehnt sich zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. »Tennisprofi, Model, Teilzeit-Rennfahrer.«

»›Stricher‹ steht nicht mehr im Lebenslauf?«, fragt Heather.

Tiefes, heiseres Lachen von Robin.

Chris strahlt. Und zeigt Heather beiläufig den Mittelfinger.

Tony wartet.

Als die Frau ihm gegenüber begreift, dass sie an der Reihe ist, drückt sie den Rücken durch und rutscht auf ihrem Stuhl etwas nach vorn. »Caroline«, sagt sie. Ein nervöses Lachen. »Ich hoffe, dass ich mir alle Namen merken kann …«

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