Die Schatten des Bösen - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Die Schatten des Bösen E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Eigentlich soll die magisch begabte Vivian nur eine "harmlose" Geschäftsreise nach New York antreten. Doch die Reise wird zum Horror-Trip: Ein dubioser Politiker will ihre Kräfte nutzen, um die Stadt zu beherrschen. Der wahre Herr indes ist Ulthar, Meister der Spiegelschatten und Verbindungsglied zu einer Welt des Grauens jenseits unserer Realität ...

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Wolfgang Hohlbein

DIE

SCHATTEN

Lübbe Digital

Vollständige eBook-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG erschienenen Werkes
Lübbe Digital und Gustav Lübbe Verlag
in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
© 2008 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG,
Köln
All rights reserved
Lektorat: Ruggero Leò
Datenkonvertierung eBook:
Urban SatzKonzept, Düsseldorf
ISBN 978-3-8387-0613-9
Sie finden uns im Internet unter
www.luebbe.de

1. KAPITEL

Es war immer der gleiche Albtraum, und obwohl sich Vivian vollkommen bewusst war, dass sie träumte, den gleichen, absurden Traum wie in der vergangenen Nacht und der davor und der davor, konnte sie sich der Angst und dem Schrecken, die dieser Traum mit sich brachte, nicht entziehen. Das Bewusstsein, nichts von alledem wirklich zu erleben, machte es eher noch schlimmer:

Es war ein Fehler gewesen, das Mädchen zu töten, zumindest das wusste sie nun. Aber die Erkenntnis kam zu spät. Das Mädchen war für ihr Vorhaben wie geschaffen gewesen, das perfekte Opfer, zumal ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Wie eine Anfängerin hatte sie den ihr hingeworfenen Köder geschluckt, doch ihre Verfolger hatten sie aufgespürt, noch bevor sie die Beschwörung beenden konnte.

Immer härtere Schläge brachten das Holz der Tür zum Erbeben. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis es dem Ansturm der fanatischen Meute nachgeben würde.

Gehetzt schaute sie sich in dem kleinen Apartment des Mädchens um. Es gab keinen weiteren Ausgang, die perfekte Falle. Die einzigen Türen, die von dem Wohnraum abzweigten, führten ins Bad, ins Schlafzimmer und auf einen winzigen Balkon hinaus, aber um von dort zu fliehen, müsste sie schon fliegen können.

Krachend brach die Tür aus den Angeln. Fünf junge Männer kamen hereingestürmt, halbe Kinder noch, aber dennoch fanatisch genug, sich auf einem Kreuzzug zu wähnen, der die Welt vom Bösen befreien sollte. Drei von ihnen trugen Fackeln in den Händen, der vierte einen alten Revolver, der noch aus der Zeit des Bürgerkriegs zu stammen schien, und der fünfte hielt mit beiden Händen ein armlanges Kreuz umklammert, das er ihr entgegenstreckte.

Sie wich zurück. Das Kreuz schreckte sie nicht, es war nicht mehr als ein albernes, nutzloses Symbol, dessen Magie sich darauf beschränkte, dem Narren, der es trug, ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Macht vorzugaukeln. Anders jedoch sah es mit den Fackeln aus, und angesichts des schlechten Zustandes, in dem sie sich befand, mochte ihr sogar der Revolver gefährlich werden.

»Das ist dein Ende, Hexe!«, zischte einer der Männer. Seine Stimme bebte vor Hass.

Sie wich ein paar Schritte zurück und bemühte sich, alle Kräfte zu sammeln, die sie noch aufbringen konnte. Sie spürte, dass es zu wenig war, um die Männer ausreichend beeinflussen zu können, dafür war ihr Körper schon zu alt und ausgezehrt, und auch die begonnene Beschwörung hatte sie bereits viel Kraft gekostet. Dennoch versuchte sie es, griff mit aller ihr noch verbliebenen geistigen Macht nach dem Willen der Männer.

Es war, als schlüge sie mit bloßen Fäusten gegen eine Felswand. Ihre schwache Magie verpuffte wirkungslos.

Und im gleichen Moment begannen die Gestalten der Männer vor ihren Augen zu zerfließen, wurden zu milchigen, wabernden Schemen, um dann ihr wahres Aussehen anzunehmen. Sie schrie auf, als sie erkannte, mit wem sie es wirklich zu tun hatte. Ihre Gegner waren nicht die närrischen Hexenjäger, für die sie sie gehalten hatte. Sie waren nicht einmal Menschen.

Vor ihr standen fünf gedrungene, echsenhafte Albtraumkreaturen mit messerscharfen Klauen und einer geschuppten Panzerhaut aus grünlich schimmerndem Horn. Ihre krokodilartigen Schädel verzogen sich höhnisch zu einer schreckenerregenden Karikatur eines Lächelns und gaben dabei dolchartige Reißzähne frei. Langsam, fast gemächlich traten die Gestalten näher.

Sie wich weiter zurück, bis sie die Wand im Rücken spürte, und taumelte dann von panischer Angst erfüllt durch die Balkontür ins Freie. Der Balkon war ein von einer niedrigen Brüstung umgebenes Rechteck, unter dem ein zwanzig Stockwerke tiefer Abgrund gähnte.

Eines der Ungeheuer folgte ihr auf den Balkon, drängte sie bis in die äußerste Ecke zurück und musterte sie einige Momente lang ausdruckslos mit seinen kalten Reptilienaugen. Wieder begann sie zu schreien. Sie schrie immer noch, als die Klauen der Kreatur blitzartig vorschossen und ihr einen Stoß versetzten, der sie über die Brüstung schleuderte und haltlos ins Nichts stürzen ließ. Die Welt verwandelte sich in ein irres Kaleidoskop durcheinanderhuschender Farben und Formen. Himmel und Erde führten einen rasenden Tanz um sie herum auf, und der Wind schlug mit eisigen Krallen nach ihr, während sie in immer rasenderer Geschwindigkeit fiel, tiefer und tiefer, bis ...

Mit einem erstickten Schrei fuhr Vivian hoch, riss die Augen auf und schlug einen Augenblick blindlings um sich, bis sie begriff, dass sie nicht länger fiel, sondern aufrecht in ihrem Bett saß und wie all die unzähligen Male zuvor aus ihrem Albtraum aufgeschreckt war. Einige Sekunden starrte sie in die Dunkelheit, die nur von schwachem Mondlicht durchbrochen wurde, das durch Ritzen in der Jalousie hereinfiel, und wartete darauf, dass sich ihr keuchender Atem und der wild rasende Puls wieder beruhigten.

Dann wurde das Nachttischlämpchen auf der anderen Seite des Bettes angeknipst. Mark blinzelte und schaute besorgt zu ihr hinüber. »Was ist los, Darling?«, erkundigte er sich. »Wieder der gleiche Albtraum?«

Vivian nickte. »Ja«, presste sie hervor. Sie zitterte am ganzen Körper, und das Nachthemd klebte ihr feucht vom Schweiß auf ihrer Haut. Das schlimmste an dem Traum war das Gefühl des Fallens, das sie auch nach dem Aufwachen immer noch hartnäckig verfolgte, da sie an einer geradezu panischen Höhenangst litt. »Aber diesmal ...«

Mark legte die Arme um sie und zog sie an sich. Sie brauchte ihm den Inhalt des Traumes nicht zu erzählen, das hatte sie schon mehr als ein Dutzend Mal getan. »Beruhige dich erst einmal«, sagte er mit sanfter Stimme. »Jetzt kann dir ja nichts mehr passieren. Du brauchst nicht darüber zu sprechen, wenn du nicht willst.«

Vivian schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. Der Traum verfolgte sie bereits seit ihrer Pubertät. Sie würde niemals vergessen, wann er sie zum ersten Mal gequält hatte - es war in der Nacht nach ihrer ersten Periode gewesen, dem Zeitpunkt, in dem sie erstmals auch die seltsamen Fähigkeiten in sich gespürt hatte, als wäre durch die Umstellung ihres Körpers vom Mädchen zur Frau auch in ihrem Geist etwas freigelegt worden, das bis zu diesem Moment tief in ihrem Inneren verborgen geschlummert hatte. Seither kehrte der Traum immer wieder, manchmal nur im Abstand von wenigen Tagen, manchmal aber auch mehreren Wochen, und einmal hatte es sogar fast drei Monate gedauert, sodass sie bereits gehofft hatte, ihn endgültig abgeschüttelt zu haben. Seit fast einer Woche jedoch quälte er sie nun schon jede Nacht.

»Es war diesmal irgendwie ... deutlicher«, brach es stockend aus ihr heraus. »Deutlicher als bisher, intensiver. Sonst gab es da immer eine gewisse Distanz. Zwar war ich die Frau in dem Traum, aber irgendwie war ich es auch wieder nicht, so als wäre ich ... eine Art Beobachterin in meinem eigenen Körper.« Sie machte eine resignierende Geste. »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.«

»Ich verstehe schon«, murmelte Mark. »Das ist bei Träumen keine Seltenheit.«

»Aber diesmal befand ich mich mittendrin. Diesmal war nichts verschwommen, jedes Detail wirkte ungeheuer realistisch. Ich war diese Hexe, und ich war es auch, die in die Tiefe ...« Sie brach ab und schluchzte. »Glaubst du, dass es ... dass es eine Art Blick in die Zukunft ist? Ich meine, ich bin schließlich in gewisser Hinsicht eine Hexe, jedenfalls hat man es früher wohl so genannt. Vielleicht ist dieser Traum nicht bloß ein Albtraum, sondern eine Vision, und ich sehe meinen eigenen Tod voraus.«

»Unsinn«, widersprach Mark energisch. »Du bist keine Hexe, sondern eine Wahrsagerin. Du führst schließlich keine Teufelsbeschwörungen durch, bei denen du Menschen umbringst, sondern du legst ihnen die Karten und liest ihnen aus der Hand. Es gibt viele, die so etwas tun.«

»Ja, Scharlatane, die den Leuten mit ein bisschen Hokuspokus und erfundenen Geschichten das Geld aus der Tasche ziehen. Aber du weißt, dass es bei mir etwas anderes ist. Wer weiß, ob nicht vielleicht noch andere Fähigkeiten in mir schlummern und ob sie nicht möglicherweise irgendwann einmal mich beherrschen werden, statt ich sie.« Sie stockte und wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich habe Angst, Mark, höllische Angst.«

Er zwang sich zu einem gekünstelten Lächeln. »Nur wegen eines Traumes, Darling? Das brauchst du nicht. Es ist nur ein böser Traum, mehr nicht. Viele Menschen werden immer wieder von den gleichen Albträumen heimgesucht, das ist völlig normal.«

Vivian schüttelte zweifelnd den Kopf. Sie wollte ihm glauben, wollte es nur zu gern, aber es gelang ihr nicht, die tief in ihr nagende Angst abzuschütteln. »Dieser Traum spielt in New York«, sagte sie. »Und es kann doch kein Zweifel sein, dass ich ihn seit fast einer Woche jede Nacht habe, seit du die Flugtickets gebucht hast, und dass er gerade heute zum ersten Mal so sehr viel deutlicher ist, wo wir die erste Nacht in dieser Stadt verbringen.«

»Natürlich ist es kein Zufall«, erwiderte Mark. »Träume sind eine Reaktion des Unterbewusstseins auf reale Ereignisse, es verarbeitet auf diese Art all die Eindrücke, die am Tage auf dich einströmen. Das hat Doktor Lincoln dir doch alles ausführlich erklärt.«

Vivian versteifte sich bei der Erwähnung des Psychiaters, zu dem sie sich vor einigen Monaten auf Marks Drängen hin für eine Weile erfolglos in Behandlung begeben hatte, und rückte ein Stück von Mark ab. »Sicher hat er das«, stieß sie schroffer als beabsichtigt hervor. »Und er hat mir noch eine Menge anderen Blödsinn erzählt, im gleichen belehrenden Ton wie du jetzt. Ich kenne den ganzen therapeutischen Mist, aber du weißt, dass es bei mir etwas völlig anderes ist. Also hör auf, mit mir wie mit einem Kind zu reden!«

»Tut mir leid«, murmelte er. »Ich wollte kein hohles Zeug reden, aber die Zeitumstellung und der Flug sitzen mir noch ziemlich in den Knochen, und ich habe tief geschlafen. Mag sein, dass dieser Traum einen tieferen Sinn hat, aber er ist ganz bestimmt kein Blick in deine Zukunft. Denk doch nur an diese Kreaturen, die dich angegriffen haben. Glaubst du vielleicht ernsthaft, dass es solche Schauergestalten wirklich gibt?« Er schaute sie fragend an, und als sie mit dem Kopf schüttelte, fuhr er mit sanfter Stimme fort: »Na also. Du brauchst einfach nur Ruhe. Spann ein paar Tage aus, und schau dir die Stadt an. Amüsier dich. Hier gibt es mehr als genug Möglichkeiten, dich zu zerstreuen. Vielleicht ist es besser, wenn du morgen einen Einkaufsbummel machst, statt zu den Mastertons zu fahren.«

Vivian lächelte flüchtig. »Du selbst hast mich doch gebeten, die Einladung anzunehmen«, erinnerte sie. »Das ist schließlich einer der Gründe, weshalb ich überhaupt mitgekommen bin. Es wäre nicht besonders höflich, so kurzfristig noch abzusagen, und das könnte sich auch auf deine Verhandlungen negativ auswirken.«

Mark zuckte mit den Schultern. »Man wird Verständnis dafür haben, wenn du sagst, dass du dich nicht wohl fühlst. Schließlich ist morgen Abend ja noch das Fest bei Conelly. Da können die alten Schnepfen dich immer noch kennenlernen, wenn sie so begierig darauf sind.«

Vivian schüttelte den Kopf. »Wenn du den ganzen Tag mit Masterton verhandeln kannst, werde ich ja wohl ein Kaffeekränzchen bei seiner Frau durchstehen. Ich brauche ja nicht lange zu bleiben.« Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Ich bin so durchgeschwitzt, dass ich erst einmal unter die Dusche muss, bevor ich weiterschlafe.«

Sie stand auf und streifte das feuchte Nachthemd ab, dann huschte sie ins Badezimmer und trat in die Duschkabine. Mehrere Minuten lang ließ sie sich von den heißen Wasserstrahlen massieren, genoss es, wie sich ihre während des Traumes verkrampften Muskeln entspannten und im gleichen Maße auch das Gefühl von Angst und Verzweiflung, das ihr auch nach dem Aufwachen noch in die Realität gefolgt war, von ihr abfiel.

Als sie schließlich ins Schlafzimmer zurückkehrte, war Mark bereits wieder eingeschlafen. Sie konnte es ihm nicht verübeln, schließlich hatte er einen anstrengenden Tag vor sich. Vivian schaute auf die Uhr. Es war bereits halb fünf durch, und sie entschied, dass es keinen Sinn hatte, wenn sie sich wieder hinlegte. Sie würde ohnehin keinen Schlaf mehr finden. Also konnte sie auch aufbleiben. Sie zog einen Bademantel über, trat in den Wohnraum der großen, aus drei Zimmern bestehenden Suite und bestellte telefonisch eine Tasse Kaffee.

Kurz daraufklopfte es an die Tür. Ein Junge vom Zimmerservice brachte ihr den Kaffee. Er stellte das Tablett auf dem Tisch ab, während er mit verstohlenen Blicken musterte, was ihr knapp geschnittener Bademantel ihm enthüllte. »Bitte sehr, Missis Taylor.«

Vivian drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand und schloss, die Tür hinter ihm wieder. Dann setzte sie sich in einen der behaglichen Ledersessel, nippte an der Tasse und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte nur unregelmäßig, meist nicht mehr als zwei oder drei Zigaretten am Tag, hatte aber stets eine Schachtel bei sich. Gedankenverloren schaute sie dem Rauch nach, der in Kringeln zur Decke aufstieg, und trank gelegentlich einen Schluck Kaffee.

Zwar waren die Schrecken des Albtraums weitgehend verblasst, aber immer noch quälten sie die Zweifel und Ängste, die sie stets erst nach dem Aufwachen empfand, wenn sie den Inhalt und vor allem den Sinn des Traumes mit Logik zu analysieren versuchte.

Nachdenklich spielte sie mit dem kleinen Medaillon, das an einer Kette um ihren Hals hing. Sie hatte es vor einigen Jahren bei einer Urlaubsreise nach Kalkutta in einem kleinen Geschäft gekauft, in dem vor allem Wurzeln, Kräuter, selbst gebraute Arzneien und dergleichen mehr verkauft wurden, aber auch eine Reihe von Dingen, die aus dem okkulten Bereich stammen sollten: Armreifen, Amulette, Glaskugeln und eine Vielzahl ähnlicher Gegenstände, denen angeblich magische Kräfte innewohnen sollten. Das meiste davon war wertloser Tand, nur dazu bestimmt, abergläubische Dummköpfe übers Ohr zu hauen, doch das Medaillon hatte Vivian wie ein Magnet angezogen, kaum dass sie den Laden betreten hatte. Vom ersten Moment an hatte sie gewusst, dass es damit eine besondere Bewandtnis hatte. Irgend etwas in ihr hatte auf das Kleinod reagiert, und sie hatte eine tiefe innere Verbundenheit mit dem Medaillon gespürt. Als sie es berührte, fühlte es sich nicht wie ein toter Gegenstand an, sondern schien in ihrer Hand zu pulsieren, sich fast wie ein Lebewesen an sie zu schmiegen.

Natürlich hatte der Händler ihr Interesse sofort bemerkt und eine horrende Summe verlangt, und obwohl sie den Preis noch um einiges drücken konnte, hatte der Kauf des Medaillons fast ihre gesamte, ohnehin nicht besonders üppige Reisekasse verschlungen. Aber trotz seines beinahe unscheinbaren Aussehens war es jeden Penny mehr als wert gewesen.

Vivian hob das Medaillon vor die Augen und starrte es an. Es handelte sich um einen flachen, von einem matten, bläulichen Glanz erfüllten Schmuckstein, eingefasst in einen silbernen, sternförmig gezackten Kranz. Unverständliche Schriftzeichen waren in das Silber eingraviert, auf deren Bedeutung sie auch in ihrer mittlerweile recht umfangreichen Sammlung okkulter Schriftstücke und Bücher keinen Hinweis gefunden hatte. Ein paarmal hatte sie erwogen, die Zeichen einem Archäologen oder Schriftforscher vorzulegen, war aber ebenso stets davor zurückgeschreckt wie vor einer Analyse des Materials, aus dem der Stein bestand. Unterschwellig fürchtete sie, die geheimnisvolle Macht des Talismans könnte verloren gehen, wenn sie zu viel von seinem Geheimnis entschlüsselte.

Auch jetzt spürte sie das Pulsieren des Steins, der auf die medialen Kräfte in ihr reagierte, ihre Gedanken wie in einem Fokus zu bündeln und zu verstärken schien, aber eine Antwort auf die drängenden Fragen, die sie quälten, vermochte auch er ihr nicht zu liefern.

Nach einigen Minuten hatte sich Vivian zu einem Entschluss durchgerungen. Sie drückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus, leerte die noch halb volle Tasse in einem Zug und stand auf, um das Päckchen Tarock-Karten aus ihrer Handtasche zu holen, auf das sie auch auf dieser Reise nicht verzichtet hatte. Mit den Karten in der Hand kehrte sie an den Tisch zurück und setzte sich wieder, dann zögerte sie aber. Noch nie zuvor hatte sie für sich oder für Mark die Karten gelegt. Bislang war sie immer davor zurückgeschreckt. Was auch immer sie aus den Karten über andere erfuhr, konnte sie ihnen schonend mitteilen, notfalls abschwächen oder ganz verschweigen. Sich selbst hingegen würde sie nichts vormachen können, und im Gegensatz zu vielen anderen hatte sie begriffen, dass es nicht immer erstrebenswert war, die Zukunft oder wenigstens einen Teilaspekt davon zu kennen. Sie wusste nur zu gut, dass die von den Karten offenbarten Konstellationen sich auf vielfältige Weise interpretieren ließen, und das, was man sich am wenigsten wünschte, nur deshalb eintrat, weil man es nach einer Voraussage mit aller Kraft zu verhindern versuchte.

Jetzt aber war sie an einem Punkt angelangt, wo sie die quälende Ungewissheit nicht länger ertragen konnte. Mit mechanischen Bewegungen begann sie, die Karten in der vorgeschriebenen Form auf dem Tisch aufzudecken. Ihre Finger zitterten merklich. Sie spürte, wie sich das Medaillon auf ihrer Brust stärker zu erwärmen begann.

Schon nach wenigen Sekunden zeichnete sich ab, dass es eine interessante Konstellation werden würde, kompliziert und verworren, doch nachdem sie fertig war, hatte sie dafür keinen Gedanken mehr übrig. Ihr Blick hing wie gebannt an den beiden Karten, die das gesamte übrige Gefüge dominierten.

Die eine von ihnen zeigte den doppelgesichtigen Januskopf, der gleichermaßen das Antlitz eines Engels wie eines Teufels besaß.

Die andere Karte zeigte den Tod.

2. KAPITEL

Die See war in dieser Nacht so ruhig, dass selbst das leise Geräusch der ins Wasser tauchenden Ruderblätter wie das Tosen eines Wasserfalls zu klingen schien. Es war dunkel, aber es war eine seltsame, wattige Dunkelheit, in der nicht nur Licht, sondern auch die Geräusche des Hafens und der Stadt zu versickern schienen. Selbst der Mond wirkte fremd und beunruhigend - eine bleiche, fleckige Scheibe, die kein Licht spendete, sondern wie ein scharf ausgestanztes Loch im Himmel aussah.

Längst schon bereute Melissa Warren ihren Entschluss, Frank auf diesen nächtlichen Ausflug begleitet zu haben, aber sie hatte bisher einfach nicht den Mut aufgebracht, ihm zu sagen, dass sie sich hier nicht wohl fühlte, dass ihr die Umgebung Unbehagen bereitete und sie im Grunde Angst hatte und nach Hause wollte. Sie versuchte, das langsam aufkeimende Gefühl der Furcht zu ignorieren, und drehte sich um, um zum Ufer zurückzusehen.

Sie waren erst vor einigen Minuten losgefahren, aber die Kaimauer war längst im Dunkel versunken und zu einem Teil der Nacht geworden. Rechts von ihrem Boot glänzte ein Meer heller Lichter, durchsetzt von kleinen, bunten, auf und ab blitzenden Sternen; der Jachthafen. Selbst über das leise Tuckern des Außenbordmotors waren Musikfetzen und ein wispernder Chor undeutlicher Stimmen zu hören, die von dort durch die Nacht zu ihnen herüberwehten. Hinter dem Hafen erhob sich die Lichtglocke der Riesenstadt New York, deren City zu dieser Uhrzeit erst richtig erwachte. Aber selbst der Glanz der Millionenstadt schien gedämpft, als hätte jemand einen unsichtbaren, Licht schluckenden Schleier über der Stadt ausgebreitet.

Melissa schauderte.

Frank bemerkte ihr Zusammenzucken, legte es aber falsch aus. Er schälte sich umständlich aus seiner Jacke und legte sie um Melissas Schultern. »Es wird rasch kühl hier draußen«, sagte er überflüssigerweise. »Ich wollte eigentlich noch ein bisschen herumfahren, aber wenn dir kalt ist ...« Er sprach nicht weiter, sondern änderte den Kurs des Bootes ein wenig.

Melissa strich sich eine Strähne ihres blonden Haares aus der Stirn, das in sanften Locken bis weit über ihren Rücken fiel, erwiderte das Lächeln des Jungen flüchtig und starrte an ihm vorbei zum gegenüberliegenden Ufer. Nacht und Entfernung hatten es zu einer drohenden, zweidimensionalen Silhouette werden lassen; eine schwarze, kompakte Masse aus unidentifizierbaren Umrissen und bizarren Türmen. Das Bild erinnerte Melissa an jene Art von Schlössern, die man häufig in Zeichentrick- oder Märchenfilmen sieht: schwarze Ungeheuer aus Stein und gestaltgewordener Furcht, bewohnt von dunklen Zauberern und Magiern und fast immer auf unbeschreibbaren Gipfeln oder inmitten grundloser Seen gelegen. Der Gedanke erschien ihr so albern und kindisch, dass sie normalerweise laut darüber gelacht hätte. Aber heute war ihr nicht zum Lachen. Immer deutlicher kam es ihr so vor, als ob sich mit der Dunkelheit eine schwarze, erstickende Decke ausgebreitet hatte, etwas, was sich wie eine unbegreifliche Barriere zwischen sie und die reale Welt geschoben hatte und langsam ihr Denken vergiftete.

Das Ufer kam rasch näher. Gleichzeitig fielen die Geräusche des Jachthafens und die Lichter der Stadt zurück. Scharrend fuhr der Bootsrumpf über Sand und Kies, als sie den Strand erreichten. Frank stellte den Motor ab, sprang leichtfüßig auf den Sand hinaus und half Melissa beim Aussteigen. Dann zog er das Boot ganz auf den feinkörnigen Sandstrand hinauf und überzeugte sich pedantisch davon, dass es nicht von einer unvorhergesehenen Welle mitgerissen werden konnte.

»Da wären wir also«, sagte er. »Coney Island - das größte Vergnügungsparadies der Stadt. Und heute Abend ganz allein für uns zwei geöffnet.« Er grinste, und für einen Moment fühlte sich Melissa von seinem überschäumenden Tatendrang mitgerissen. Sie hatte Franks Idee, einfach ein Boot zu nehmen und zu dem stillgelegten Vergnügungspark hinüberzurudern, von Anfang an für nicht besonders gut gehalten. Wenn man wie sie in der South Bronx aufgewachsen war, lernte man früh, sich zu behaupten, aber man lernte auch, Gefahren weitmöglichst zu meiden. In einer Stadt, die von Wahnsinnigen und Kriminellen nur so wimmelte, in der man als Frau in jeder dunklen Gasse, an jedem etwas einsameren Platz Gefahr lief, überfallen und ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden, blieb einem gar nichts anderes übrig. Am sichersten war es, im Strom der Menge zu schwimmen, statt sich von der Herde abzusetzen.

Aber sie war jung, gerade erst volljährig, und sie war frisch verliebt. Franks Vorschlag, eine nächtliche Bootsfahrt zu unternehmen und im Anschluss daran einen Bummel durch den stillgelegten Vergnügungspark auf Coney Island zu unternehmen, hatte sich nicht nur verlockend angehört, sondern vor allem auch höllisch romantisch, und Romantik war etwas, wovon es in einem Leben in trostloser Arbeitslosigkeit zwischen billigen Bars und Discos und der Steinwüste abbruchreifer Gemäuer in den Slums viel zu wenig gab. Dennoch hatte Melissa gezögert, aber es war Frank nicht schwergefallen, sie mit zahlreichen Küssen, Versprechungen und seinem Charme umzustimmen, so linkisch und unbeholfen er manchmal auch sein mochte.

Frank war bei weitem nicht so hart und rücksichtslos, wie er sich selbst gerne gab. Unter der rauen Schale lag ein eher sanfter Kern verborgen, der sich auch in seinen Augen widerspiegelte und den Melissa auf Anhieb entdeckt hatte. Obwohl sie erst seit knapp zwei Wochen fest mit Frank befreundet war, zeigte ihr Einfluss bereits unverkennbare Spuren. An diesem Abend hatte er ihr zuliebe sogar seinen Bart ein wenig gestutzt und auf seine Motorradkluft verzichtet, die er sonst ständig trug. Stattdessen hatte er eine saubere Jeans und ein frisches Hemd angezogen.

»Komm schon«, sagte Frank. Er legte seinen Arm um sie, zog sie an sich und schlenderte zusammen mit ihr los. Nach wenigen Dutzend Metern schon erreichten sie den ehemaligen Rummelplatz. Melissa presste sich enger an ihren Begleiter, und seine Nähe vermittelte ihr ein Gefühl des Schutzes, dennoch bedauerte sie es, ihm nachgegeben zu haben. Mit jedem Schritt, den sie tiefer in die Geisterstadt aus Bretterbuden und verrottenden Wellblechbuden eindrangen, schien sich das Gefühl der Bedrohung zu verstärken. Später würde sie wahrscheinlich darüber lachen, so wie man sich nach einem Gruselfilm beim Verlassen eines Kinos meist kaum noch vorstellen konnte, sich während der Vorführung gefürchtet zu haben, aber im Moment war das Gefühl noch höchst gegenwärtig.

Das fahle Mondlicht ließ die Farbe an den Buden, Karussells und Häusern verblassen, aber es legte auch einen barmherzigen Schleier über die überall sichtbaren Zeichen des Verfalls; abgeblätterter Lack, heruntergefallene Dachziegel. Türen, die schräg und halb verfault in ihren Angeln hingen. Sie kamen an einer verlassenen Geisterbahn vorbei. Jemand hatte die Bretter, mit denen der Eingang zugenagelt gewesen war, heruntergerissen, und der gähnende schwarze Schlund erschien ihr wie ein Tor zu einer fremden, geheimnisvollen Welt. Melissa blieb stehen. Über dem Eingang glotzten sie die Augen eines Fantasiemonsters an, ein hornköpfiges, geschupptes Ungeheuer, vor dem sich wahrscheinlich nicht einmal kleine Kinder erschrecken würden. Daneben war etwas, das vage an eine menschliche Gestalt erinnerte, aber Regen und Zeit hatten die lackierte Oberfläche aufgebrochen und den Puppenkörper zu einer verquollenen, weißgrauen Masse werden lassen. Das Einzige, was noch zu erkennen war, war eine Hand; eine Laune der Witterung hatte sie vor dem Verfall bewahrt. Sie ragte weiß und zu einer Klaue verkrümmt aus dem Rest der aufgeschwemmten Masse, fast so, als hätte hier ein bizarres Protoplasmawesen einen Menschen verschlungen.

Melissa schüttelte sich. Obwohl der Anblick sie entsetzte, verspürte sie gleichzeitig eine morbide Faszination. Die drängende, an Panik grenzende Angst wich allmählich jener Art wohligen Grauens, das sie im Kino empfand. Sie spürte, wie ihr Herz wild und hart zu hämmern begann. Ihre Finger krallten sich so fest in Franks Oberarm, dass der junge Mann zusammenzuckte.

Er grinste. »Na, habe ich zu viel versprochen? So ein bisschen Grusel ist doch ganz aufregend.«

Melissa schüttelte den Kopf, ohne zu antworten. Franks Stimme hatte seltsam laut und durchdringend geklungen, obwohl er sich Mühe gab, leise zu sein. Aber die verlassenen Gebäude schienen jedes Geräusch zu verstärken und tausendfach verzerrt zurückzuwerfen. Nein; nicht jedes, verbesserte sie sich in Gedanken. Das Geräusch ihrer Schritte beispielsweise war kaum zu hören. Der Boden schien die Laute aufzusaugen.

Irgendwo klapperte etwas - ein loser Fensterrahmen vielleicht. Eine Tür, die sich im Wind bewegte. Melissa fuhr zusammen und lächelte unsicher. »Meinst du nicht, dass wir lieber umkehren sollten?«, fragte sie leise. Die Worte kamen ihr nur mühsam über die Lippen; auf gar keinen Fall wollte sie, dass Frank sie für feige hielt, und deshalb fügte sie rasch hinzu: »Hier gibt es ja doch nichts zu entdecken, und besonders romantisch finde ich diesen ganzen Dreck auch nicht. Dafür ist alles viel zu trostlos.«

»He, nun sei doch keine Spielverderberin.« Frank lachte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wir sind doch gerade erst angekommen. Was ist denn bloß los mit dir?«

Melissa senkte den Blick. »Ich weiß auch nicht. Ich habe mir das alles ein bisschen anders vorgestellt. Ich wollte so gern ein paar Stunden mit dir allein sein, aber hier ...« Sie zuckte nervös mit den Schultern. »Sehen wir uns noch ein bisschen um, aber lass uns nicht mehr allzu lange bleiben, okay?« Ihre Stimme bebte.

Sie drangen tiefer in das Labyrinth aus Geisterbahnen, Schießbuden und Schiffschaukeln und tausend anderen Jahrmarktsattraktionen ein. Melissa versuchte sich vorzustellen, wie es hier wohl ausgesehen haben mochte, als Coney Island noch nicht aufgegeben worden war. Coney Island, die Insel der Träume, auf der Illusionen und Wünsche für ein paar Stunden wahr werden konnten. Plötzlich glaubte sie Stimmen zu hören, das dumpfe Raunen einer riesigen Menschenmenge, die die engen Gassen bevölkerte. Kinderlachen, die Stimmen der Ausrufer, die sich gegenseitig zu überbrüllen versuchten, das Plärren von einem Dutzend Lautsprechern. In ihrer Fantasie wurde der Vergnügungspark mit all seinen Farben und Lauten, seinem Treiben, dem Lachen und den fröhlichen Kindern, die ihre Mütter um ein paar Cent für die Geisterbahn anbettelten, noch einmal lebendig. Dann verschwand die Illusion, und stattdessen tauchte noch einmal die weiße, verquollene Masse aus Pappmaschee und Klebstoff auf. Eine verkrampfte menschliche Hand ragte daraus hervor. Die Musik in ihren Ohren wurde schrill und misstönend, eine kreischende Kakofonie des Grauens, und all die fröhlichen, heiteren Menschen, mit denen ihre Fantasie die Halbinsel bevölkert hatte, begannen sich auf erschreckende Weise zu verändern. Ihre Gesichter wirkten plötzlich verzerrt. In den Augen, die Melissa Hilfe suchend anzustarren schienen, stand ein Ausdruck unbeschreiblicher Qual.

Melissa ballte die Fäuste, riss die Augen auf und versuchte, den grässlichen Anblick zu verscheuchen. Ihr Blick tastete über das Stahlskelett des Riesenrades, das hoch über die zerrissene Skyline der Geisterstadt aufragte. Ein einzelner, blasser Stern blinkte durch das Gewirr von Trägern und Streben, von dem die verrosteten Gondeln wie die Körper Gehängter baumelten. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass dieser Stern sie anstarrte; ein kaltes, gefühlloses Auge, das sie abschätzte wie ein Raubtier, bevor es seine Beute schlug. Mit äußerster Willenskraft gelang es Melissa, sich von der Vorstellung loszureißen. Die Bilder verblassten, die Musik verklang, wurde dünner und hörte schließlich ganz auf.

Nein - nicht ganz.

Sie blieb stehen, schloss die Augen und lauschte angestrengt. Von irgendwoher wehte Musik an ihr Ohr, dünne, anspruchslose Musik, wie man sie nur auf Jahrmärkten hören konnte.

Frank war ebenfalls stehen geblieben. »Sag mal - hörst du das auch?«, fragte er.

Melissa nickte wortlos. Ohne einen vernünftigen Grund dafür nennen zu können, fürchtete sie sich plötzlich vor der Musik.

»Komm. Wir gehen nachsehen«, schlug Frank vor.

Melissa zögerte. »Nein - ich würde lieber ...«

Frank wischte ihren Einwand mit einer gebieterischen Handbewegung fort. »Nun komm schon. Wahrscheinlich hat noch jemand den klaren Abend zu einem Ausflug genutzt.« Er grinste. »Vielleicht ist das eine ganz heiße Party. Gehen wir.« Er nahm sie an der Hand und zog sie hinter sich her.

Die Musik wurde lauter, als sie sich dem Zentrum des Parks näherten. Schließlich blieb Frank vor einem niedrigen, aus Wellblech und bunten Kunststoffteilen gefertigten Gebäude stehen. Die Musik drang aus seinem Inneren. Er ließ Melissa los, trat zögernd auf den Eingang zu und klopfte gegen den Rahmen. Irgendwie, fand Melissa, sah es albern aus. Sie wollte lachen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Das Gefühl der Bedrohung wurde stärker. Die Schatten, die bisher schweigend und drohend in ihren Winkeln gelauert hatten, schienen plötzlich auf sie zuzukriechen, sie wie eine schweigende Armee großer dunkler Tiere zu umzingeln und einzukreisen.

»Frank, ich möchte gehen«, sagte sie unsicher.

Frank drehte sich nicht einmal um. »Sei nicht albern«, murmelte er, während er mit zusammengekniffenen Augen versuchte, im abgedunkelten Inneren des Gebäudes etwas zu erkennen.

»Bitte, Frank, ich ...« Melissa brach ab und stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus. In der Dunkelheit hinter dem Eingang hatte sich etwas bewegt.

Frank wich ebenfalls zurück. Er gab sich Mühe, sein Erschrecken zu verbergen, aber Melissa konnte sogar bei der unzureichenden Beleuchtung sehen, dass seine Selbstsicherheit erschüttert war. Dann aber atmete er auf, als er sah, wer die Bewegung verursacht hatte. Es war nur ein alter, einarmiger Mann mit schütterem, schulterlangem grauem Haar, der aus dem Gebäude trat und die beiden jungen Besucher musterte. Melissa war zu weit von dem Alten entfernt, um mehr als einen verwaschenen Fleck an der Stelle auszumachen, wo eigentlich sein Gesicht sein sollte, aber sie hatte trotzdem den Eindruck, dass die Augen des Alten triumphierend aufleuchteten.

»Willkommen«, sagte er mit einer unangenehm krächzenden Stimme.

Frank nickte zaghaft. »Wir ...«

Der Alte unterbrach ihn mit einem sanften Lächeln. »Sie brauchen nichts zu erklären, junger Mann.« Er trat ein paar Schritte weiter vor und musterte Melissa und Frank mit unverhohlener Neugierde. »Kommen Sie doch herein. Wir haben geöffnet. Nur leider kommt heutzutage nicht mehr viel Kundschaft«, sagte er mit wehmütiger Stimme, dann drehte er sich um und machte eine einladende Handbewegung. Aber weder Frank noch Melissa machten Anstalten, seiner Einladung zu folgen. »Sie interessieren sich nicht für mein Kabinett?«, fragte der Alte. In seiner Stimme klang Trauer mit. »Es ist das einzige, das hier noch geöffnet hat.«

Frank nickte hastig. »Doch«, sagte er verlegen. »Es ist nur ...«

»Sie sind überrascht, mich hier anzutreffen«, sagte der Alte. »Das verstehe ich. Aber kommen Sie doch herein. Wir können uns drinnen unterhalten. Es ist kühl hier draußen. Ein alter Mann wie ich friert schneller als Sie.« Er drehte sich um, schlurfte zum Eingang zurück und verschwand, ohne sich davon zu überzeugen, dass seine Besucher ihm auch tatsächlich folgten.

Frank tauschte einen verwirrten Blick mit Melissa. »Was hältst du davon?«

»Nichts«, sagte Melissa entschieden. Nun war es ihr auch egal, ob Frank sie für feige hielt. »Ich will nicht dorthinein. Ich will weg. Ich will nach Hause oder jedenfalls weg von dieser verdammten Insel.«

In diesem Augenblick flammte die Beleuchtung auf. Quer über die Front des Gebäudes gleißten Dutzende von kleinen, grellweißen Scheinwerfern, und über dem Eingang konnte Melissa in verschnörkelten Buchstaben die Worte ULTHARS SPIEGELKABINETT entziffern. Gleichzeitig wurde die Musik lauter.

Frank zuckte mit den Achseln, griff nach Melissas Hand und zog sie mit sich. Melissa sträubte sich nicht, obwohl sie sich am liebsten losgerissen hätte und weggelaufen wäre, aber noch weniger als in den Schuppen wollte sie allein sein.

Gemeinsam betraten sie das Gebäude. Ein kleiner, spärlich beleuchteter Raum nahm sie auf. Der Alte saß hinter einem niedrigen Tisch aus weißem Kunststoff und lächelte ihnen freundlich zu. »Nur keine Scheu«, sagte er, als er bemerkte, dass sie immer noch zögerten. »Es wird Ihnen gefallen. Bislang hat sich noch niemand beschwert, der mein Kabinett besucht hat.« Er beugte sich unter den Tisch und kam mit zwei Eintrittskarten wieder hoch. »Das macht einen Dollar. Für Sie beide zusammen.«

Frank runzelte die Stirn. »Augenblick, wir ...«

Auf dem Gesicht des Alten erschien Bestürzung. »Ein Dollar ist wirklich nicht viel.«

»Nein, das nicht«, entgegnete Frank hastig. »Es ist nur ...« Er brach ab, lächelte verlegen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wir ... hatten nur nicht damit gerechnet, dass Sie wirklich öffnen«, sagte er schließlich.

»Ich verstehe«, sagte der Alte. »Aber sehen Sie - ich lebe schon sehr lange hier. Ich bin ein alter Mann, müssen Sie verstehen. Wenn man so jung ist wie Sie, dann begreift man es vermutlich nicht, aber ... aber ich kann hier nicht weg. Ich habe beinahe mein ganzes Leben hier draußen verbracht, und dieses Geschäft ist alles, was ich habe.«

»Aber wovon leben Sie?«, fragte Frank neugierig.

»Von meinem Geschäft. Ich weiß, was Sie jetzt denken. Aber ich kann davon leben. Es kostet praktisch nichts - ein bisschen Strom und etwas Arbeit. Und ich selbst brauche nicht viel.«

»Aber kommen denn überhaupt Besucher?«

»Nicht viele, aber immer wieder mal welche. Sie sind nicht die Einzigen, die nachts hier herauskommen. Viele Menschen kommen hierher, obwohl es eigentlich verboten ist. Und jeder, der einmal bei mir war, kommt wieder.« Er reichte Frank die Karten. »Ich mache Ihnen einen Sonderpreis. Fünfzig Cent für jeden.«

Frank stutzte, grinste flüchtig über den Scherz und kramte eine Dollarnote aus der Tasche. Der Alte nahm das Geld und legte es achtlos auf den Tisch. »Der Eingang ist dort drüben«, sagte er. Er deutete auf eine schmale, in Gold und Schwarz lackierte Tür. »Es wird Ihnen gefallen. Ich bin ganz sicher.«

Für einen Augenblick hatte Melissa das Gefühl, in Ulthars Stimme so etwas wie gehässige Befriedigung zu hören. Aber sein Gesicht blieb ausdruckslos, und der Blick seiner grauen Augen wirkte eher väterlich als verschlagen. Wahrscheinlich, sagte sich Melissa, war sie nur überreizt, hatte die Atmosphäre hier ihre Nerven so strapaziert, dass sie hinter allem und jedem eine Gefahr witterte, selbst hinter einem freundlichen, alten Mann, der nicht einsehen wollte, dass die Zeit dieses Vergnügungsparks längst abgelaufen war. Stattdessen sollte sie lieber froh sein, einen Menschen gefunden zu haben und nicht mehr länger nur mit Frank allein zu sein. Der Alte war schließlich der beste Beweis, dass hier keine Gefahr drohte.

Sie gingen durch die bezeichnete Tür. Zuerst sahen sie nichts. Der Raum war vollkommen finster, eine Dunkelheit, die alles übertraf, was Melissa jemals erlebt hatte. Sie spürte, wie ihr Herz erneut zu rasen begann. Wenige Menschen ertrugen es, totale Finsternis zu erleben. Dann glomm über ihnen ein schwachgelbes Licht auf. Es schien aus keiner sichtbaren Quelle zu stammen, sondern überall gleichzeitig aufzuglühen, als wäre die ganze Decke eine einzige überdimensionale Lampe. Gleichzeitig begannen die Wände ringsum im gleichen Farbton zu glimmen, bis sich der ganze Raum in ein Meer flackernder, orangegelber Helligkeit verwandelt hatte.

Um sie herum waren Spiegel. Sie befanden sich in einem scheinbar endlosen Raum voller Spiegel. Melissa machte einen vorsichtigen Schritt. Tausend spiegelverkehrte Ebenbilder von ihr kopierten die Bewegung. Sie streckte die Hand aus und löste damit eine ganze Lawine gleichartiger Bewegungen ringsum aus. Sie sah, wie Frank nervös lächelte. Tausend gleichgesichtige Franks lächelten zurück.

Sie trat einen weiteren Schritt vor. Der Boden unter ihr fühlte sich kühl und glatt und hart an. Als sie den Blick senkte, sah sie, dass selbst der Fußboden ein riesiger, mattsilberner Spiegel war. Ihre Angst verschwand und machte einer Mischung aus Neugier und Faszination Platz. Mit einem Mal empfand sie für den Alten so etwas wie Bewunderung, mindestens aber Respekt. Wenn er die ganze Anlage hier wirklich allein in Ordnung hielt, dann war es eine ungeheure Leistung.

Melissa ging weiter. Ihre tausend vorgestreckten Fingerspitzen verschmolzen mit denen ihrer Ebenbilder und stießen auf ein Hindernis. Sie drehte sich um. Auch die Rückwand bestand aus Spiegeln. Dutzende, scheinbar Hunderte von Spiegeln, die sie selbst und Frank in immer neuen Perspektiven zeigten. Es gab keine sichtbare Unterbrechung. Der Eingang, durch den sie gekommen waren, war verschwunden.

Melissa runzelte die Stirn. Tausend Melissas kopierten die Bewegung. Sie hatte schon von solchen Spiegelkabinetten gehört, aber zuvor noch nie selbst eines betreten. Plötzlich fielen ihr Geschichten über Leute ein, die sich in einem solchen Labyrinth verirrt hatten, und schließlich befreit werden mussten, weil sie den Ausgang aus eigener Kraft nicht mehr fanden. Das hatte sie bislang für übertrieben gehalten, aber nachdem sie dieses Kabinett nun betreten hatte, erschien es ihr durchaus vorstellbar.

Mit einem Mal kehrte die Angst zurück, schlimmer und quälender als zuvor. »Ich ... ich sehe keinen Ausgang«, sagte Melissa. Sie machte eine weit ausholende Geste. Die Kammer schien in einer Woge aus reiner Bewegung zu versinken, als die Spiegelbilder ihre Geste nachahmten.

Frank zögerte. »Aber es ...« Er brach ab, machte einen Schritt und prallte gegen einen der deckenhohen Spiegel. Es klirrte vernehmlich, aber das polierte Kristallglas war unbeschädigt. Franks Spiegelbild schien ihn strafend anzusehen.

»Wir müssen nur die Nerven bewahren«, sagte Frank nervös. »Das ist ja gerade der Trick hier. Wir müssen den Ausgang selbst finden. Am besten, wir gehen das Problem mit Logik an.« Er atmete hörbar ein und fuhr sich mit einer nervösen Geste über das Gesicht. »Es gibt keine Probleme, die man nicht mit Logik und einem klaren Kopf lösen kann.« Er drehte sich einmal um seine Achse und musterte die spiegelnden Wände. Es gab tatsächlich keinen Ausgang.

»Wahrscheinlich nur ein optischer Effekt«, behauptete Frank. »Es muss irgendwo weitergehen, schließlich ist das ja der Witz bei so einem Kabinett. Es wäre wenig vergnüglich, wenn man nur in einen Raum eingesperrt würde. Am besten, wir tasten uns an den Wänden entlang. Wenn wir den Durchgang aufgrund der Optik schon nicht sehen, werden wir ihn auf alle Fälle spüren.«

Wie auf ein Stichwort hin begann plötzlich einer der Spiegel zu flackern. Das Bild wurde unscharf, verschwamm, und dann gähnte dort, wo sich eben noch die Gesichter ihrer Spiegelbilder befunden hatten, ein schwarzer, rechteckiger Durchgang.

Frank lächelte verzerrt. »Na also.«

»Was ... was war das?«, stieß Melissa leise hervor. »Der Spiegel ist einfach verschwunden.«

»Das sah nur so aus«, erklärte Frank. »Ein genialer Trick, wahrscheinlich eine optische Täuschung.« Seine Stimme klang nicht so kühl und sachlich, wie er es gerne gehabt hätte. »Ich werde den Alten nachher fragen, wie das funktioniert.«

Kaum waren sie durch den Durchgang getreten, schloss sich die Tür hinter ihnen wieder, und erneut umfing sie Dunkelheit, die nach wenigen Sekunden von diesem seltsamen, orangegelben Licht abgelöst wurde.

Dieser Raum war anders. Es gab keine Spiegel, keine stummen Ebenbilder an den Wänden, aber durch einen optischen Trick schien sich der Raum bis in die Unendlichkeit auszudehnen; ein rechteckiger, hoher Korridor, der sich scheinbar kilometerweit erstreckte.

»Fantastisch«, murmelte Frank. »So etwas habe ich noch nicht gesehen.«

Sie schritten langsam den Flur hinunter, die Hände tastend wie Blinde vorgestreckt und jederzeit darauf gefasst, gegen ein unsichtbares Hindernis zu stoßen. Aber es gab keine Hindernisse, weder sichtbare noch unsichtbare. Es war nichts als ein gerader, ebener Flur, der sich endlos dahinzog.

»Ich verstehe das nicht«, raunte Melissa. »So groß ist das Gebäude doch gar nicht.«

Frank nickte. Auch ihm war der krasse Widerspruch zwischen dem kleinen Wellblechschuppen und der scheinbaren Endlosigkeit des Ganges aufgefallen. »Wahrscheinlich bewegen wir uns im Kreis, ohne es zu merken«, suchte er nach einer Erklärung.

Melissa sah ihn zweifelnd an. Irgendetwas stimmte mit diesem Kabinett nicht. Sie spürte es, und ihr gesunder Menschenverstand bestätigte das Gefühl. Sie verstand nichts von Schaustellerei und Zaubertricks, aber sie wusste, dass dieses Spiegelkabinett eine Sensation war, mit der der Alte in wenigen Jahren Millionär werden konnte, wenn er es irgendwo anders aufbauen ließe. Und wenn er absolut nicht von hier weggehen wollte, bräuchte er nur etwas Reklame zu machen, dann würden die Leute auch in Scharen hierherkommen, und vielleicht würde man auch einige der anderen Attraktionen wieder neu aufbauen und in Betrieb nehmen. Niemand, der seine fünf Sinne auch nur halbwegs beieinander hatte, würde eine solche Goldgrube hier nach und nach verkommen lassen und sich darauf beschränken, den paar Jugendlichen, die so wie sie gelegentlich hierherkamen, einen läppischen Dollar Eintrittsgeld abzuknöpfen. Irgendetwas war mit diesem seltsamen Alten und seinen Spiegeln ganz und gar nicht in Ordnung.

Der Gang endete ebenso plötzlich, wie er begonnen hatte. Gerade schien er sich noch unzählige weitere Kilometer vor ihnen auszudehnen, dann, von einer Sekunde auf die andere, fanden sie sich in einem runden, von mattgelber Helligkeit erleuchteten Raum wieder. Melissa blieb verblüfft stehen und drehte sich um. Die Wand hinter ihrem Rücken war glatt und fugenlos. Der Eingang, durch den sie in die Kammer gekommen waren, war verschwunden. Melissa fuhr herum, um Frank ihre Entdeckung mitzuteilen, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie allein war.

Allein.

Allein in diesem runden, vielleicht fünf Meter durchmessenden Raum, der keinen sichtbaren Ausgang hatte.

Sie drehte sich einmal um ihre Achse und stellte fest, dass sie ihren Orientierungssinn verloren hatte.

»Frank!«, rief sie mit zitternder Stimme.

Die Wände schienen ihre Worte aufzusaugen. Die Geräusche versickerten wie Wasser in einem trockenen Schwamm. Sie rief noch einmal nach Frank, ohne eine Antwort zu bekommen. Dafür öffnete sich in der Wand vor ihr ein weiterer Durchgang. Kalkweiße Helligkeit drang in ihre Kammer.

Melissa machte einen zögernden Schritt, dann noch einen. Vor dem Durchgang blieb sie stehen. Der Raum dahinter schien sich in nichts von dem zu unterscheiden, in dem sie sich befand, lediglich an der gegenüberliegenden Wand befand sich ein hoher, ovaler Spiegel.

Sie betrat die Kammer und warf einen zögernden Blick in das geschliffene Kristallglas. Zuerst sah sie nur sich selbst und die Wand in ihrem Rücken, dann ...

Die Züge ihres Spiegelbildes verzerrten sich zu einem gehässigen Lächeln. Einige Sekunden lang starrte es sie grinsend an, dann hob es den Arm und winkte Melissa zu sich heran.

Eine eisige Hand schien nach ihr zu greifen. Melissa begann zu schreien, aber es war niemand da, der ihr helfen konnte.

3. KAPITEL

Wie reizend, dass Sie gekommen sind, meine Liebe«, grüßte Missis Masterton und eilte Vivian entgegen, nachdem ein Butler sie in den Salon des vornehmen Hauses an der Park Avenue geführt hatte. Ihre Gastgeberin war eine aufgedrehte, zur Magersucht neigende Endvierzigerin mit hochtoupiertem, blond gefärbtem Haar und einer Brille, die ihr ohnehin schmales Gesicht noch hagerer und länger aussehen ließ. Sie reichte Vivian die Hand. Obwohl sie Mark gegenüber bei der telefonischen Einladung vor einigen Tagen ausdrücklich betont hatte, dass es sich nur um eine gemütliche Kaffeerunde im kleinen Kreis handeln sollte, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, sich ebenso wie ihre acht oder neun Freundinnen, die hinter ihr um den gedeckten Tisch herum Platz genommen hatten, in ein teures Modellkleid zu hüllen und mit reichlich Schmuck zu behängen, so dass sich Vivian in ihrem zwar teuren, aber in erster Linie lässigen und bequemen Hosenanzug ziemlich deplatziert vorkam. Aber das war angesichts der Tatsache, dass jede der Frauen mindestens doppelt so alt war wie sie, ohnehin der Fall.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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