Die Schlüssel des Himmelreichs Sankt Peters Wanderung auf Erden - Strindberg, August - kostenlos E-Book

Die Schlüssel des Himmelreichs Sankt Peters Wanderung auf Erden E-Book

August, Strindberg

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Project Gutenberg's Die Schlüssel des Himmelreichs, by August StrindbergThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Die Schlüssel des Himmelreichs       Sankt Peters Wanderung auf ErdenAuthor: August StrindbergTranslator: Erich HolmRelease Date: September 9, 2014 [EBook #46817]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE SCHLÜSSEL DES HIMMELREICHS ***Produced by Jens Sadowski

Die Schlüssel des HimmelreichsoderSankt Peters Wanderungauf Erden

Märchenspiel in fünf AktenvonAugust Strindberg

1917 Kurt Wolff Verlag / Leipzig

Bücherei „Der jüngste Tag“ Bd. 47/48 Druck von Ernst Hedrich Nachf. in Leipzig

Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Erich Holm

Personenverzeichnis und Szenerie

Personen:

Der Schmied Der Arzt (Doktor Allwissend) Sankt Peter Don Quixote Sancho Pansa Narzissus Tersites Der Pfarrer Seine Frau Tochter Schwiegersohn Der Däumling Das Aschenbrödel Der ewige Jude Ein Papst Ritter Blaubart u. a. Schatten Liebhaberin Oreaden Nymphen Volk Zwerge

Szenerie:

I. Akt:

In der Schmiede

II. Akt:

Don Quixote auf Romeos silberner Hochzeit

III. Akt:

Der Hoberg-Alte

IV. Akt:

Schlaraffenland

V. Akt:

Am Calvarienberge. Beim Papste. Im Turm zu Babel

(Bei einer Aufführung sind diese fünf Akte in drei zusammenzuziehen)

Erster Akt

(Kammer hinter der Schmiede, von der letzteren durch eine Bretterwand, in deren Mitte sich eine große Öffnung befindet, getrennt. Hierdurch sieht man die Schmiede, die zugleich Verkaufsladen ist und nach der Straße zu ein großes offenes Fenster hat. — In der Mitte der Kammer ein Ambos mit Schlegel. An der linken Wand drei leerstehende Kinderbettchen. Spielsachen auf einer nebenbefindlichen Bank; über den Bettlehnen Kinderkleidchen, unter den Bettstellen Kinderschuhe. An der rechten Wand ein Kachelofen aus grünen Kacheln mit einer eingemauerten Bank. — An den Wänden gewebte Bilder, Darstellungen aus der biblischen Geschichte, des Ganges nach Golgatha, der Höllenfahrt Christi. Auf dem Getäfel Krüge, Kannen, Silber- und Zinngefäße. Draußen in der Schmiede ein langer, die Mitte einnehmender Tisch mit Eisenwaren, Werkzeugen, Blechschilden, Schlüsseln, Schlössern, Waffen, Rüstungen. Die Zugstange des Blasebalgs hängt rechts an der Zwischenwand hervor. — Durch das im Hintergrund befindliche offene Fenster der Schmiede wird eine Straße im mittelalterlichen Stile sichtbar.)

Erste Szene

Der Arzt. Der Schmied. Sankt Peter.

(Der Arzt, schwarz gekleidet, in Doktorstracht, sitzt unbeweglich auf der Bank am Kachelofen, so daß er dem Zuschauer den Rücken zuwendet. Der Schmied in Trauerkleidern tritt aufgeregt und verweint beim Aufgehen des Vorhangs ein.)

Der Schmied

Was half mir deine Kunst, du Wunderdoktor? Was nützten wohl Mixtur und Balsam, Da nun die Pest mein Haus verödet? Was liest du unaufhörlich, schwarzer Meister, Von Säuren und von Salzen, Von Theriak und des Weisen Stein, Der in dem Magen eines Krebses sitzt? Kannst du in meine Kinder Leben lesen, Die jüngst sie senkten in die schwarze Erde? Ich kam zu spät zum letzten Scheidekuß, Zu spät, sie zu der Grube zu geleiten, Darein, was lieb uns war und teuer, Vergraben wird und fault zum Schmutz. — O, du mein Gott! Nun ist die Stube leer, Und leer sind auch die kleinen Betten! Sieh, hier lag Katharina! Ach, sie war mein Ältstes! Sieh hier den Abdruck ihres schönen Köpfchens Im Kissenüberzug . . . . Sie war mein Freund, seit Mutter starb, — Und ich war ihrer! Und Mutter ward sie den Geschwistern. So klug, so zärtlich und so ernst . . . . Sie kam zur Welt in unsern allertrübsten Zeiten Und brachte mit das Glück, Und Wohlstand, reichen Segen unserm Haus. Gesegnet sei dein Angedenken, Engel! —

Und hier mein Margarethel! Du frische Rose voller Duft, Du kleiner Vogel, der mit frohem Zwitschern Das Haus erheitert, der Geschwister Kreis! Mit offner Hand und offnem Herzen, Wie war dir’s Geben Lust! Da steht dein kleiner Schuh! Den Heller leg’ ich dir hinein — Daß, wenn du aufwachst . . . Wenn du aufwachst? Wenn? — Ja, dies der Schuh, doch wo das Füßchen, Das kleine runde Füßchen, — Das kaum berührt den Blumenanger, Das eine Emse nicht zertrat, — Ohn’ daß ein leises „Gott verzeih“ Von leicht gerührtem Herzen Zeugnis gab? Du kleiner Schuh . . . . Schlaf süß, mein liebes, liebes Margarethel!

Und du, mein Sohn, mein Schmerzens-Kind, Doch meiner Sorgen nicht! Mein Benjamin, Der Mutter Bild war mir zurückgegeben, Wenn aus der Wiege deine großen, hellen Augen Mich, wie dereinst die ihren, angelacht. Ich hatt’ dich lieb! Wie lieb, das kann Ich gar nicht sagen. Doch weiß ich eins, Als du mir starbst, starb ich. — Dein kleiner, zarter Leib Barg einen männlich starken Willen! Dein schönes blondes Köpfchen, So reich an mächtiger Gedanken Keim, Ließ dir zu Spielen niemals irgend Ruh. Und in der schwachen Brust ein edles Herz dir klopfte, Daß du dich strafen ließest für die Schwestern. — Denk, schwarzer Doktor, dir, Er nahm der andern Schuld auf sich — Dem Jesuskinde war er gleich: Sein liebstes Spielzeug war das kleine Lämmchen, Das Lämmchen, sieh, so unschuldsweiß! Das sollte schlafen ihm im Arm, Es sollt’ ihm fressen aus der Hand! . . . . Mein kleines, weißes Lamm, leb wohl, Leb wohl, mein Liebling, mein Johannes!

(Läßt sich am Bette des Kindes nieder.)

Der Arzt (aufstehend)

Hat, armer Freund, der Schmerz nun ausgetobt?

Der Schmied

Wo gab’s ein Ende solchen Grams, Arzneien wo? Ja, gib mir meine Kinder wieder, und ich bin geheilt!

Der Arzt

Hör mich und nimm Vernunft zu Hilfe! Nicht immer heilt man Gleiches nur mit Gleichem, Brandwunden linderst du mit kühler Salbe: Du weißt, die des Gesichts entraten, Sie helfen sich mit Ohr und Hand; Und bald, als deine Frau dir starb, Vergaßest du sie um die Kinder.

Der Schmied

Und nun sind auch die Kinder mir gestorben!

Der Arzt

So höre doch! Kann ich zum Leben wecken, Die von uns schieden? Ich kannte deine Kinder, habe nie So liebe Kleinen noch gesehen. Und daß sie dich geliebt, das weiß ich, In Leidensstunden sah ich sie Und hörte, wie sie Vater riefen. Mit Tränen in der Stimme! Väterchen, Komm, Vater! Komm! Wir sterben.

Der Schmied

Ach! Nach dem Vater riefen sie! Was weißt du noch? So sprich . . .! Sie litten schwer? Wie sahn sie aus? Wer war am tapfersten? Berichte alles! Auch das Kleinste Ruf ins Gedächtnis dir zum Leben!

Der Arzt

Zuletzt, im Fieber, dem Ersticken nah — — —

Der Schmied

Halt ein, zum Satan! Sie erstickten! O Gott! Der du sie mir erstickt, Ich hasse dich!

Der Arzt

Bedeckten sie mit Küssen meine Hand Und nannten Vater mich — — — Zum erstenmal hört’ ich mich Vater rufen, Und als ich fühlte ihre heißen Lippen Auf meiner harten Hand, die schnitt in Menschenfleisch, Empfand ich deine Seligkeit, dein Wehe . . .

Der Schmied

Du bist ein Mann von Herz, du Doktor!

Der Arzt

So ziemlich, ja! Indessen kam ich da auf den Gedanken — Und denken ist ja meine stille Seite — So dacht’ ich denn: Wie schön der Tod ist in der Jugend, Bevor des Lebens Bosheit uns verderbte.

Der Schmied

Ein altes Wort, und wohl so unwahr nicht.

Der Arzt

Du bist ein Mann von Kopf, du Schmied!

Der Schmied

So ziemlich, ja!

Der Arzt

Doch sollst ein lust’ger Kerl du von Natur Auch sein. So spricht man in der Zunft.

Der Schmied

Ich war’s. Doch bin ich es nicht mehr. Nun ist mein Frohsinn hin. Der Baum, dem seine Wurzeln abgestorben, Der welket ab!

Der Arzt

Doch setzt die Zweige man ins Wasser, schlägt er neue Wurzeln. Ich hab’ mir auch erzählen lassen Von deinem Wissensdrang und Weisheitsdurst, Und daß du mehr von deinem Fach verstehst als andre.

Der Schmied

Man sagt’s. Und wahr ist’s ohne Prahlerei, Wenn in den Krug die andern gingen, Saß bei den Kindern ich und lernte lesen. Und als ich’s selbst verstand, da lehrt’ ich es die Großen, Mein Käthchen . . .

Der Arzt

Was aber lasest du am liebsten?

Der Schmied

Von Höfen, Fürsten, Schloß und Burgen, Der Großen Streit, von Heer und Feldschlacht, Von alten Zeiten, längst entschwund’nen Tagen; Kabalen, Diplomaten, Glaubensstiftern, Von fremden Ländern, Türken, Persern, Kreuzfahrern und den Sarazenen, Und seltsam war’s: je mehr ich las, Je mehr wuchs mein Verlangen nach dem Wissen.

Der Arzt

Du sehntest dich nie, fortzukommen, nie zu reisen?

Der Schmied

Oh, reisen! Ja! Die große, weite Welt zu sehen, Nicht nach dem Hörensagen bloß von ihr zu reden! Wer träumt ihn nicht, den Jugendtraum, Wer hegte nicht die Jugendhoffnung?

(Während der vorhergehenden und nächstfolgenden Szene verschwinden zuerst die Kinderschuhe, dann die Spielsachen, hierauf die Kleider. All dies aber nach und nach.)

Der Arzt

So sollst du reisen!

Der Schmied

Was sagst du da? — Mit wem? Wieso?

Der Arzt

Mit mir!

Der Schmied

Wohl hörte ich, daß einst in früher Zeit Der Herr auf Erden sei umhergewandert, Die Menschenkinder zu beglücken! Doch daß in unsern Tagen Der Volksaufklärung und der Ketzerei Noch solch ein Wunderwerk geschehen könnte, Das hätt’ ich, Doktor, nimmermehr geglaubt!

Der Arzt

Ja, Wunder kannst du alle Tage schauen, Bis an der Welten Ende! Wenn du das Meer siehst an die Wolken steigen, Und Wolken sich zur Erde senken, — Und wenn dem Samen in der Erd’ entsprießt die Pflanze, Der Blitz den Baum zerschellt, das Eis die Sonne schmilzt, Wenn Worte spricht der Mund, das Hirn Gedanken denkt, Geschehen Wunderwerke noch und alle Tage.

Der Schmied

Sag, kannst du zaubern, Doktor?

Der Arzt

Ja, ich so gut wie du! Siehst du ein Weib, so häßlich wie die Sünde, So faul wie Jauche, scharf wie Gift, Und du erschaust in ihr die schöne, Die gute, engelsgleiche, reine, So zauberst du! Als eben jetzt aus der Erinn’rung Tiefen Du auferweckt die toten Kleinen, Und du sie deutlich eins vom andern schiedest, Daß meinem Auge leibhaft sie erschienen, Daß ich sie sah und ihre Stimmen hörte, Da wecktest du die Toten auf, Da konntest du auch zaubern!

(Er zieht einen Totenschädel aus der Tasche)

Sieh hier die Zauberbüchse, die Natur uns gab, In dieser Kapsel lag vor kurzem noch, Grauweißlich, eine Masse phosphorhalt’gen Fetts! Durch diese runden Höhlen drangen Hinein des Lichtes Wellen, Durch diese die des Lautes, Da des Geruchs und des Geschmacks. Und wenn sie sich im Innern trafen, Zurück ließ jeder seinen Abdruck, Bei manchem stärker und bei andern schwächer, Gesammelt so, vereint, geschieden, Befruchtend wirken sie und zeugend. Da hast du nun die ganze Denkmechanik, Zwar stark verkürzt, doch nach dem Wunsch des Publikums.

(Die Betten der Kinder verschwinden.)

(Sankt Peter kommt zwischen dem Kachelofen und der Wand hervor. Er ist hochbetagt und hat einen stark ergrauten Bart. Kostüm und Maske entsprechen der biblischen Tradition. Die Linke hält einen Fisch, am Gürtel hängt ein leerer Schlüsselring.)

Zweite Szene

Der Schmied. Der Arzt. Sankt Peter.

Der Arzt

Sieh da, am Freitag abend einen Kunden.

Der Schmied

Doch welchen Weg nahm er?

Der Arzt

Den schmalen.

Der Schmied

Verkauft er Fische?

St. Peter (mürrisch)

Das ist kein Fisch! Das ist ein Symbol!

Der Arzt

Das merkt man am Geruch, daß er zur Symbolik gehört.

St. Peter

Ich bitte Euch, sprecht wie ein ehrlicher Mensch, damit ich verstehen kann, was Ihr sagt.

Der Arzt

Euch führt wohl ein besonderes Geschäft hierher, da Ihr den Zugang durch den Kachelofen wähltet. Was immer es sei, macht’s kurz, denn der Schmied und ich, wir stehen im Begriff auf Reisen zu gehen.

St. Peter

Mein Geschäft? . . . Wartet ein wenig! Ja ja! Mein Gedächtnis läßt mich im Stich, seitdem ich alt geworden bin.

Der Arzt

Ihr seht in der Tat nicht jugendlich aus, aber wie alt Ihr seid, dessen erinnert Ihr Euch doch wohl?

St. Peter

Laßt mich mal nachdenken. Wann habe ich denn die Taufe empfangen?

Der Arzt

Ihr seid getauft?

St. Peter (indigniert)

Ob — ich — getauft — bin?

Der Arzt

Mich wollte, der Nase nach, bedünken, daß Ihr beschnitten aussähet. Konfirmiert seid Ihr auch?

St. Peter