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Um seiner Tochter Belle eine Freude zu machen, pflückt ein verarmter Kaufmann im Garten eines verwunschenen Schlosses eine Rose. Da erscheint der Schlossherr – ein furchteinflößendes Tier – und verlangt eine seiner Töchter als Wiedergutmachung. Ein Klassiker für Groß und Klein.
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Seitenzahl: 27
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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont
Die Schöne und das Tier
Jeanne Marie Leprince de Beaumont, geborene Vaimboult war eine französische Romancière und Autorin zahlreicher zu Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur gewordenen Märchen. Sie war als Erzieherin tätig und arbeitete ab 1746 als Gouvernante in verschiedenen adligen Haushalten in London.
Es war einmal ein reicher Kaufmann, der hatte sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter.
Weil er ein kluger Mann war, sparte er nicht an ihrer Erziehung und ließ sie in den verschiedensten Fächern ausbilden. Seine Töchter waren alle sehr schön –besonders die Jüngste wurde sehr bewundert. Von Kindheit an nannte man sie nur ›die Schöne‹ und so behielt sie schließlich diesen Namen, sehr zum Ärger ihrer eifersüchtigen Schwestern. Die Jüngste war aber nicht nur schöner als ihre Schwestern, sie war auch von liebenswürdigem Wesen.
Die beiden Älteren dagegen waren sehr hochmütig, weil sie reich waren. Sie spielten die feinen Damen und weigerten sich, die anderen Kaufmannstöchter bei sich zu empfangen; nur Leute von Adel waren gut genug, ihnen Gesellschaft zu leisten.
Jeden Tag gingen sie auf Bälle, ins Theater, machten Spaziergänge in ihren teuren Kleidern und verspotteten ihre jüngere Schwester, die den größten Teil ihrer Zeit damit verbrachte, in ihren Lehrbüchern zu lesen.
Da man allgemein wusste, dass diese Mädchen sehr reich waren, baten mehrere wohlhabende Kaufleute um ihre Hand. Aber die beiden Älteren antworteten, dass es mindestens ein Herzog oder wenigstens ein Graf sein müsse, der für eine Heirat in Frage käme. Die Schöne aber dankte denen, die um sie anhielten, sehr freundlich, meinte jedoch, sie sei noch zu jung und wolle gerne noch einige Zeit bei ihrem Vater bleiben.
Eines Tages nun verlor der Kaufmann sein gesamtes Vermögen und ihm blieb nichts als ein kleines Landhaus ziemlich weit draußen vor der Stadt. Schweren Herzens gestand er seinen Kindern, sie müssten künftig in diesem Haus wohnen und wie die Bauern für ihren Lebensunterhalt arbeiten.
Seine beiden älteren Töchter entgegneten empört, sie wollten die Stadt nicht verlassen und hätten mehrere Verehrer, welche nur zu glücklich wären, sie heiraten zu können, auch ohne Vermögen. Die jungen Damen täuschten sich jedoch, ihre Verehrer kümmerten sich nicht mehr um sie, nachdem ihre Armut bekannt geworden war.
Da niemand die beiden wegen ihrer Überheblichkeit leiden mochte, sagte man: »Sie verdienen kein Mitleid, es ist uns durchaus recht, dass ihr Hochmut gemäßigt wird. Sollen sie doch die großen Damen spielen, wenn sie ihre Schafe hüten! Für die Schöne jedoch tut es uns sehr leid, sie ist ein so herzensgutes Mädchen, das immer ein freundliches Wort für die Armen hatte.«
Und so gab es immer noch ein paar Edelleute, die die Schöne heiraten wollten, obwohl sie jetzt mittellos war. Sie aber sagte, sie könne sich nicht entschließen, ihren armen Vater in seinem Unglück allein zu lassen; vielmehr wolle sie mit ihm aufs Land ziehen, um ihn zu trösten und ihm bei der Arbeit zu helfen.
Die arme Schöne war zuerst sehr niedergeschlagen gewesen, als sie ihr Vermögen verlor, aber dann entschloss sie sich: » Auch wenn ich noch so viel weine, meine Tränen bringen mir keinen Wohlstand zurück. Man muss versuchen, auch ohne Geld glücklich zu sein.«
Nach ihrem Umzug in das Landhaus begannen der Kaufmann und seine Söhne damit, die Felder zu bestellen.