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Skurril, selbstironisch, leichtfüßig: So zeigt sich Cartarescu in diesen drei Erzählungen, die er so – oder zumindest so ähnlich – erlebt hat. Mit trockenem Humor erzählt er von einem angeblichen Anthrax-Kuvert, einem Telefon-Interview mit Marilyn Monroe und von den Erlebnissen einer Reisegesellschaft, der er selbst angehört: Zwölf Schriftsteller aus Rumänien sollen während einer dreiwöchigen Tour das literarisch interessierte Frankreich erobern. Die großzügigen Gastgeber stellen ihnen dazu ein höchst ambitioniertes Programm zusammen … Ein Porträt des Schriftstellers als junger Mann, das einen mal laut lachen lässt, dann wieder nachdenklich stimmt. Die ideale Einstiegsdroge für Cartarescu-Entdecker.
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Seitenzahl: 364
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Zwölf »Belles Étrangères«, zwölf schöne Fremde, brechen auf, um während einer zweiwöchigen Tour Frankreich zu erobern. Das ganze Frankreich? Nein, aber zumindest das literarisch inter essierte von Paris bis Aix-en-Provence und von Le Havre bis Bordeaux. Ein kleines Großereignis erwarten sich sowohl die neu gierigen »Dutzend schriftsteller« als auch die großzügigen Gastgeber, die ihnen ein höchst ambitioniertes Programm zusammenstellen. Als wunderbar (selbst-)ironischer Protokollant der Erlebnisse dieser skurrilen Reisegesellschaft erweist sich Mircea Cartarescu in seinem neuen Buch. Anlass zu wahrhaftigen Odysseen geben auch die erste Lesung des jungen Dichters in der rumänischen Provinz und ein vermeintlich mit dem Milzbrand-Erreger Anthrax versetztes Kuvert.
Zsolnay E-Book
MIRCEA CĂRTĂRESCU
DIE SCHÖNEN FREMDEN
Erzählungen
Aus dem Rumänischen
von Ernest Wichner
Paul Zsolnay Verlag
Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Frumoasele străine im Verlag Humanitas, Bukarest.
Dieses Buch erscheint mit Unterstützung des Programms TPS des Rumänischen Kulturinstituts in Bukarest.
ISBN978-3-552-05780-7
© Mircea Cărtărescu 2010
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe
© Paul Zsolnay Verlag Wien 2016
Umschlag: Lübbeke Naumann Thoben, Köln Fotos: © gettyimages – Louise LeGresley,
© plainpicture/Allgoewer
Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien
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Den Lebensfreunden
Delia und Tudor Jebeleanu
Anthrax
Die schönen Fremden (oder Wie ich ein Dutzendautor war)
Wie von Bacovia
1
An einem Wintermorgen vor etwa drei Jahren erhielt ich einen Anruf vom Direktor einer bekannten Kulturzeitschrift. »Herr Cărtărescu«, sagte eine förmliche Stimme, wie sie nur alte Leute haben, die eine gewisse Zeit noch zwischen den beiden Kriegen zugebracht haben, »Sie haben aus Dänemark einen Brief an unsere Adresse erhalten. Wir bitten Sie, bei uns in der Bredoianu vorbeizukommen und ihn abzuholen. Kommen Sie, wann es Ihnen passt.« Ich konnte es sogleich tun. Ich war allein zu Hause, und Langeweile hatte mich erfasst. Immer wieder geht es mir so, wenn mir das schmutzige, deprimierende Licht der Bukarester Winter auf den Schreibtisch fällt. Ich zog mich an und ging hinaus in die Nässe.
In der Kogălniceanu nahm ich den Trolleybus, eine Haltestelle weit, kam also nicht einmal dazu, mich allzu oft zu fragen, von wem verdammt nochmal ich diesen Brief aus Dänemark bekommen haben könnte. Außer Hamlet kannte ich keinen weiteren Dänen auf der ganzen Welt. Als ich vor dem McDonald’s ausstieg, war ich noch genauso verwundert wie am Anfang. Auf die scheußlichen Ruinen des hässlichsten Boulevards der Welt zu überquerte ich diesen und ging direkt in Richtung des vor Zeiten als »Informations«-Gebäude1 bekannten Hauses. Ich fürchte mich vor alten Fahrstühlen, also stieg ich durch das eines Wahrheitsministeriums würdige Treppenhaus bis hinauf ins oberste Stockwerk, wo man, ebenso wie im Haus der Presse, die Überraschung erlebte, armselige und schmutzige Büros vorzufinden, erstaunlich bei solch einem imposanten Gebäude. Eine Sekretärin brachte mir den Umschlag. Er war groß, zerschlissen und wattiert und außer meinem Namen sowie der Adresse jener Zeitschrift, von Hand und mit Kugelschreiber geschrieben, stand noch einiges darauf, ebenfalls in Handschrift, kreuz und quer, was dem Umschlag das etwas … bizarre Gepräge einer Umhüllung verlieh, die lange auf den verborgenen Wegen der Post herumgeirrt und dahin zurückgekehrt war, wo sie ihren Ausgang genommen hatte, voller Einträge wie: Adressiant2 unbekannt, verstorben, nicht am Wohnort auffindbar, etc. Ich bedankte mich und, in meinem schwarzen Mantel, der zu schick war für ein so gedrungenes Wesen wie mich (er sollte mir im nächsten Winter auf dem Münchner Flughafen gestohlen werden, was mich beinahe erleichterte), schloss die Tür hinter mir, den Umschlag unter dem Arm.
Auf den riesigen Treppen blieb ich stehen, eine schwarze Silhouette wie in den expressionistischen deutschen Filmen, um den Brief zu öffnen. Ich tat es jedoch nicht, denn in dem trüben Licht begann ich das eine oder andere dessen zu lesen, was da in dieser unzusammenhängenden Kinderschrift mit einigen psychomotorischen Problemen hingeschrieben worden war. Mein Name war völlig phantastisch geschrieben, was mich jedoch nicht verwunderte: Erst wenige Jahre davor hatte ich auf der Leipziger Buchmesse mein Foto auf einem immensen Neonzylinder gesehen, und darunter stand Mircea Scartarecu … Sehr viel seltsamer kam mir der Schriftzug vor, der diagonal von einer Ecke des Umschlags zur anderen verlief und fragte: »Why don’t you sneeze?«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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