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Die Paddelmöglichkeiten in NRW sind so vielfältig wie das bevölkerungsreichste Bundesland selbst. Ob der flache, weite Niederrhein ganz im Westen, die münsterländische Parklandschaft im Norden, das Ruhrgebiet im Zentrum, die abwechslungsreiche von Wäldern und Seen geprägte Mittelgebirgslandschaft des Sauerlands, Siegtal, Bergisches Land oder die Höhenzüge der Eifel im Südwesten: Zwischen Natur und Industriekultur warten unzählige sportlichspritzige Kleinflüsse, gemütliche Tagestouren und ausgedehnte Wanderflüsse. Dieser praxisnahe Kanuführer liefert 20 interessante und abwechslungsreiche Tourenvorschläge und lässt als verlässlicher Begleiter keine Fragen offen bei Auswahl, Planung und Durchführung der eigenen Paddeltour. Neben praktischen Tipps zum Paddeln, Hinweisen zu Ein- und Ausstiegsstellen, Zeltplätzen und Einkaufsmöglichkeiten liefert das Buch auch alles Wissenswerte zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Ufer. Exzellente Fotos, detaillierte Wassersport-Karten und weiterführende Informationen zu jeder einzelnen Tour runden dieses Buch ab.
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Seitenzahl: 223
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Michael Hennemann
Die schönsten Kanutouren inNordrhein-Westfalen
20 Kanuwandertourenzwischen Eifel und Weserbergland
Impressum:
© 2016 DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbHPostfach 10 03 15D-47003 DuisburgTel.: +49 (203) 99759-0Fax: +49 (203) [email protected]
1. Auflage 2016
Karten: © Jübermann VerlagFotos: Michael HennemannGestaltung: www.publicdesign.deLektorat: Antje Weber
Aktuelle Infos:Der Deutsche-Kanu-Verband aber auch die Kanuzeitschriftenbieten aktuelle Informationen über ihre jeweiligeHomepage. Anregungen zu diesem Buch werden in dernächsten Auflage berücksichtigt. Der Autor ist für alleHinweise dankbar und erreichbar unter:[email protected]
Sonstige Adressen und diverse Infos: Deutscher Kanu-Verband e.V.Bertaallee 8, 47055 DuisburgTel. 0203/99759-0, Fax -60Internet: www.kanu.de
ISBN: 978-3-937743-47-9eISBN: 9783937743639
Michael Hennemann
20 Kanuwandertourenzwischen Eifel und Weserbergland
DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbHPostfach 100315 - 47003 Duisburg
Kanuwandern macht Spaß und ist gesund. Durch die Bewegung an der frischen Luft fernab vom Massentourismus können Sie die Hektik des Alltages hinter sich lassen und bekommen die einmalige Gelegenheit, Natur, Menschen und Landschaft aus einer völlig neuen Perspektive intensiv zu erleben. Sie brauchen dazu keinen schweren Rucksack wie beim Wandern zu schultern und müssen sich im Gegensatz zu Radfahrern nicht vor dem Autoverkehr fürchten. Und das Beste: Paddeln ist nicht schwer. Jeder, der schwimmen kann, ist nach einer kurzen Einweisung in der Lage, ein Boot auf einem gemütlich dahinfließenden Fluss sicher und gefahrlos zu manövrieren.
Nordrhein-Westfalen – oft auch liebevoll als „NRW“ abgekürzt – ist nicht nur das westlichste Bundesland, sondern auch das mit den meisten Einwohnern. Rund 18 Millionen Menschen wohnen hier, und es gibt 30 Großstädte mit mehr als 100.00 Einwohnern. Auf den ersten Blick also nicht unbedingt ein Traumrevier für Kanuten. Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber heraus, dass trotz der zahlreichen Städte und den vielen Industrieanlagen genug Platz bleibt für Berge, Wald und Wasser, und man braucht nicht lange zu suchen, bis man einsame Landstriche und idyllische Flüsse mit erstaunlich wenig Menschen und viel Natur entdeckt. Selbst die Namenspatronin des Ruhrgebiets, wohl alles andere als ein Synonym für intakte Natur, entpuppt sich auf einer Paddeltour als romantische, grüne Ader.
Der letzte Hochofen in der Hattinger Henrichtshütte wurde 1987 ausgeblasen.
Die Zeche Nachtigall in Witten gilt als Wiege des Bergbaus an der Ruhr.
Anders als in den historisch gewachsenen Landstrichen Deutschlands wie Bayern oder Sachsen ist man in NRW nicht Nordrhein-Westfale sondern Rheinländer oder Westfale. Gerne differenzieren die Menschen ihre Herkunft sogar noch kleinräumiger. Sie verstehen sich als Münsterländer kommen „aus dem Pütt“ oder vom Niederrhein. Natürlich haben sich die regionalen Unterschiede im Laufe der Zeit angeglichen, alte Traditionen gingen verloren, andere wurden übernommen. So hat sich beispielsweise der Karneval vom Rhein bis nach Münster ausgedehnt. Aber es ist gerade die Vielfalt aus rauchenden Industrieschloten, idyllischen Wasserschlössern, Burgen, Feldern, Wiesen, Wäldern und scheinbar unberührter Natur, die NRW so faszinierend machen.
Ganz im Norden NRWs dehnt sich rund um die Universitätsstadt Münster eine weite, sanfte Parklandschaft aus. Das Münsterland ist schon länger als Paradies für Radfahrer bekannt, hält aber mit Ems und Werse auch zwei herrliche Ziele für Paddler bereit. Im äußersten Westen Deutschlands, an der Grenze zu den Niederlanden, liegt die flache, weite Landschaft des Niederrheins. Eine Paddeltour auf der Niers, gesäumt von schnurgeraden Pappelreihen, knorrigen Weiden, weiten Felder, Wiesen und kleinen Städten oder Dörfer mit hohen Kirchtürmen, bringt Ihnen diese einmalige Landschaft auf unvergessliche Weise näher. Das Herz von NRW schlägt im Ruhrgebiet, und wer denkt dabei nicht an Kohlekumpel, Currywurst und Industrie? Aber auch paddeln kann man im Pott. Eine Kanuwanderung auf der Ruhr bringt Ihnen in den spannenden Gegensatz des „neuen“ Ruhrgebiets näher. Wo früher Stahl gekocht und Kohle gefördert wurde, kann man heute restaurierte Industriekultur erleben und findet ein vielfältiges Entertainment-, Shopping- und Freizeitangebot.
Die abwechslungsreiche, von Wäldern und Seen geprägte Mittelgebirgslandschaft des Sauerlands ist bei Wintersportfreunden als größtes Wintersportgebiet nördlich des Mains bekannt, und Paddler finden hier herrliche Kleinflüsse, die wie z.B. die Alme im Frühjahr ein rasantes, spritziges Paddelvergnügen bieten.
Am südlichen Rand NRWs erstreckt sich von der Mosel bis zum Naturpark „Hohes Venn“ der Höhenzug der Eifel. Hier findet sich mit dem Rursee nicht nur der größte Stausee Deutschlands, sondern mit der Rur auch einer der landschaftlich schönsten Wanderflüsse der Republik. Östlich der Eifel schließen sich der Rhein-Sieg-Kreis mit einer einmaligen Kombination von Natur und Kultur rund um die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn und das malerisches Siegtal sowie das Bergische Land an. Diese Region verdankt ihrem Namen dem Grafengeschlecht von Berg, und der Besucher findet gemächlich ansteigende Hügel, die sattgrün mit Wald bedeckt sind, und dazwischen Täler voller Weiden, Wiesen und glitzernder Flüsse, die wie Wupper unvergessliche Paddelerlebnisse bescheren.
An vielen der größeren Flüsse in NRW ist die Infrastruktur für Wasserwanderer gut ausgebaut und man ist auf die Bedürfnisse von Paddlern eingestellt. Bootsrutschen ersparen so manche lästige Portage, und an vielen Wehren sind Umtrageeinrichtungen vorhanden. Kanuten finden eine Vielzahl von guten, ufernahen Übernachtungsmöglichkeiten: von der Zeltwiese bei einem der zahlreichen Kanuvereine bis zum Luxus-Hotel ist alles möglich.
Natürlich ist es nicht einfach, aus einem so großen und vielfältigen Wassersportrevier die schönsten Touren auszuwählen. Die Auswahl der Touren soll eine möglichst breite Gruppe von Paddlern ansprechen, den Kanuneuling, der seine erste Tour plant, ebenso wie den passionierten Wasserwanderer mit prallgefülltem Fahrtenbuch, den sportlichen Paddler genauso wie die Familie, die nach einer leichten, auch für Kinder geeigneten Genusstour sucht. Die Tourenzusammenstellung deckt sowohl große wie auch kleine Wasserwege ab, und von der kurzen Tagestour bis zur ausgedehnten mehrtägigen Gepäckwanderung ist für jeden Geschmack etwas dabei. Anfänger kommen genauso auf ihre Kosten wie alte „Paddelhasen“.
Die Routen sind so gewählt, dass Start- und Zielpunkt gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können und Sie das Auto ohne unnötigen Verkehr nachholen können.
Auch wenn Sie noch kein Boot ihr Eigen nennen, ist die Mitte Deutschlands die ideale Destination für ihr erstes Kanuabenteuer. An praktisch allen kanusportlich reizvollen Gewässern finden Sie eine Vielzahl von Kanuverleihern, die Ihnen den Einstieg in das Abenteuer Kanu erleichtern. Neben Boot und grundlegender Ausrüstung gibt es hier auch fundiertes Know-How zu den örtlichen Gewässern und eine Einführung in die richtige Paddeltechnik. Aufgrund der steigenden Beliebtheit empfiehlt es sich, vor allem in den Sommermonaten rechtzeitig zu buchen.
Die Frage nach der besten Paddelzeit in NRW lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Angaben zu den einzelnen Flüssen finden Sie daher in der jeweiligen Tourenbeschreibung.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass viele der beschriebenen kleineren Flüsse nur im Winter oder Frühjahr genügend Wasser für eine problemlose Paddeltour führen und den für eine aus ökologischen Gesichtspunkten notwendigen Mindestpegel aufweisen.
Die größeren Flüsse dagegen können das ganze Jahr über gepaddelt werden, und die beste Zeit ist nur abhängig vom persönlichen Geschmack. Im Hochsommer sind die (Wasser-) Temperaturen natürlich am angenehmsten, allerdings ist gerade zur Ferienzeit der Andrang auf den Flüssen am größten. Eine der besten Paddelzeiten ist ohne Zweifel die Nachsaison im Herbst. Dann kann man die eindrucksvolle Natur entlang der Ufer ungestört genießen, und die bunte Herbstfärbung der Bäume schafft ein unvergessliches Ambiente.
Während ein PE-Kajak unbeschadet über einen Stein im Fluss schrammt, kann der falsche Transport leicht (bleibende) Schäden verursachen. PE-Boote sind zwar robust, aber nicht unkaputtbar. Wenn Sie Ihr Kajak auf die ungepolsterten Dachgepäckträger legen, es getreu dem Motto »Viel hilft viel!« ordentlich festzurren und es anschließend an einem sonnigen Tag auf dem Dachgepäckträger umherfahren, haben Sie hinterher unweigerlich Beulen im Unterschiff.
Um das zu vermeiden, sollten Sie die Dachgepäckträger so weit wie möglich voneinander entfernt anbringen, die Träger mit Schaumstoff polstern und das Boot auf dem Kopf, also mit dem Kiel nach oben, transportieren. Noch besser geeignet sind spezielle für den Kanutransport angebotene Bügel, die auf die Dachgepäckträger montiert werden. Ovalbügel oder senkrechten Stützen sind für den Transport von Einerkajaks, flache, konkave Träger für den von Zweierkajaks oder Canadiern gedacht. Mit diesen Trägern sind die Boote schnell und sicher auf dem Dach verstaut. Um Benzin zu sparen sollten Sie nicht vergessen, die Sitzluke mit einem Lukendeckel zu verschließen.
Jedes Boot auf dem Dach sollte mit mindestens zwei Gurten sicher befestigt werden.
Das sichere Verladen der Boote auf dem Dachgepäckträger ist aber nur die halbe Miete. Alle in diesem Buch vorgestellten Kanutouren verlaufen auf Flüssen, und naturgemäß ist der Endpunkt nicht mit dem Startpunkt identisch. Jeder Paddler kennt daher die quälende Frage: Wie komme ich zurück zur Einsatzstelle und meinem Auto?
Fein raus sind Sie bei geführten Touren oder wenn Sie ihre Boote bei einem örtlichen Verleiher ausgeliehen haben, denn fast immer wird ein komfortabler Shuttleservice angeboten und Sie müssen sich um nichts weiter kümmern. Bei Paddlergruppen sehr beliebt ist das Umsetzen mit mindestens zwei Autos. Dabei werden die Boote an der Einsatzstelle abgeladen und anschließend fahren zwei Autos zum Endpunkt. Dort wird eines der Autos geparkt und man fährt gemeinsam im zweiten Auto zum Einstieg zurück. Diese Variante ist zwar relativ komfortabel, allerdings gibt es einige ökologisch sinnvollere Alternativen. Allen voran bieten sich natürlich öffentliche Verkehrsmittel für das Nachholen des Autos an. Besonders gut und problemlos funktioniert das, wenn sowohl am Start- als auch am Endpunkt ein Bahnhof in der Nähe ist. Schwieriger wird es in abgelegeneren Regionen, in denen man auf die meist nur selten verkehrenden Busse angewiesen ist. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, ist vorab eine gute Planung erforderlich. Hinweise zu den Fahrplanauskünften finden Sie in den Tourenbeschreibungen. Bei kurzen Tagestouren lässt sich die Rückkehr zum Startpunkt auch gut mit dem Fahrrad oder Inlineskates realisieren, wenn ein Radweg oder eine Straße den Flusslauf begleitet.
Kanuwandern ist kein gefährlicher Extremsport. Kritischer Punkt bei einer Kanuwanderung auf deutschen Flüssen sind die verschiedenen wasserbaulichen Hindernisse, in erster Linie Wehre, die in verschiedenen Bauformen anzutreffen sind. Als natürliche Hindernisse müssen Sie vor allem auf wenig befahrenen Kleinflüssen mit umgestürzten Bäumen rechnen. In jedem Fall gilt: das Hindernis genau anschauen und im Zweifelsfall lieber auf dem Landweg umgehen.
Nie ohne Schwimmweste! Bei Kleinflussfahrten empfiehlt sich zusätzlich ein Helm als Kopfschutz.
Mitunter ermöglichen Bootsgasse eine gefahrlose Umgehung von Wehren.
Im Zweifel sollten Wehre aber immer umtragen werden.
Ein Teil der vorgestellten Kanutouren verläuft auf Wasserstraßen, immer deutlich an den Kilometertafeln entlang der Ufer zu erkennen, auf denen auch Motorboote, auf dem Rhein sogar große Frachtschiffe, verkehren. Als Grundregel gilt: Rechts und vor allem vorausschauend paddeln und im Zweifelsfall lieber „nachgeben“. Wenn Sie beim Paddeln einige grundlegende Regeln beachten und den gesunden Menschenverstand walten lassen, werden Sie unterwegs viel Spaß haben, aber nie in eine brenzlige oder gar gefährliche Situation kommen:
▶ Tragen Sie immer eine auf das Körpergwicht abgestimmte Schwimmweste und achten Sie darauf, dass auch ihre Mitpaddler dies tun.
▶ Machen Sie einen weiten Bogen um ins Wasser ragende Bäume, um nicht zwischen Boot und Baum eingeklemmt zu werden.
▶ Weichen Sie Motorbooten aus und behalten Sie im Hinterkopf, dass oft Freizeitskipper unterwegs sind, die ihr Boot nicht immer souverän zu steuern vermögen.
▶ Paddeln Sie nur alleine, wenn Sie Ihr Kanu gut beherrschen. Auf der anderen Seite sollten Sie darauf achten, dass Ihre Paddelgruppe nicht zu groß wird.
▶ Wehre müssen vor der Befahrung besichtigt werden, umzutragen ist keine Schande.
▶ Bei Gewitter gilt: runter vom Wasser.
▶ Beim Start einer Tour nutzen Sie bitte nur offizielle Einstiegstellen. Rutschen Sie nie mit dem Boot vom Ufer ins Wasser. So schonen Sie seltene Pflanzen und Nest- und Brutplätze.
▶ Halten Sie, besonders in der Brut- und Aufzuchtzeit (April bis Juli) ausreichend Abstand zu Vögeln.
▶ Achten Sie auf Angler, Jäger und andere Natursportler. Verhalten Sie sich ruhig und zerstören Sie keine Angelleinen.
Um die Flussufer nicht zu beschädigen, sollten Sie am Start- und Endpunkt der Tour sowie beim Rasten nur an befestigten Ufern anlegen. Selbstverständlich sollte es sein, dass Sie Ihren Müll (so er sich denn nicht gänzlich vermeiden lässt) wieder mitnehmen und nicht lärmend durch den Wald paddeln.
Es versteht sich von selbst, dass die Störung von Tieren zu unterlassen ist. Daher sollten Sie auch immer einen ausreichenden Abstand zu Flachwasserzonen und Schilfröhrichten wahren, da diese ein wichtiger Lebensraum und Brutgebiete von Vögeln bzw. Laichgebiete von Fischen sind.
Als letzter wichtiger Punkt gilt dem Wasserstand ein besonders aufmerksames Augenmerk. Sie müssen vor dem Start prüfen, ob der Wasserstand für eine Befahrung ausreicht (siehe Pegeldienst). Als Faustregel gilt: Sie benötigen eine Mindestwassertiefe von 30 cm unter dem Kiel. Ist der Wasserstand zu niedrig, so bedroht jede Grundberührung Wasserpflanzen und den Fischnachwuchs, denn durch den dabei aufgewirbelten Schlamm erstickt der Fischlaich. Besonders relevant ist ein ausreichender Wasserstand vor allem im Oberlauf von Flüssen und bei Kleinflüssen, die oft recht naturnah und daher für Paddler besonders attraktiv sind. Leider sind sie aber auch sehr sensibel und stark gefährdet und erfordern daher besondere Aufmerksamkeit und naturbewusstes Paddeln. Große Gruppen sind hier ebenso fehl am Platz wie völlige Anfänger. Wenn Sie aber Ihr Boot auf der Stelle wenden können, ohne dabei Grund und Ufer zu berühren, steht einer Befahrung nichts im Wege.
Um die Einschränkungen an besonders beliebten Kanugewässern nicht weiter zu verschärfen, sollten die geltenden Regelungen unbedingt beachtet werden.
Um das Ufer zu schützen, sollte nach Möglichkeit nur an den gekennzeichneten Einsatzstellen gestartet werden.
Wenn Sie sich an die obengenannten Punkte halten und beim Paddeln den natürlichen Respekt vor der Natur walten lassen, sind die ersten Schritte für ein naturverträgliches Paddeln getan. Doch leider reicht die Bemühung des Einzelnen für einen weitreichenden und nachhaltigen Schutz der Fließgewässer nicht aus. Wenn Sie schon etwas Kanuerfahrung gesammelt haben und die eine oder andere Tour in Deutschland gepaddelt sind, werden Sie festgestellt haben, dass nur noch wenige Flüsse naturbelassen oder naturnah durch die Landschaft fließen.
Diese Fließgewässer und Feuchtgebiete sind deshalb nicht nur ein bedeutender Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere und von hoher Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht, sondern sind auch beliebtes Erholungsgebiet für stressgeplagte Städter, die hier Spazierengehen, Radfahren, Angeln oder eben Paddeln wollen. Je weniger naturnahe Flüsse es gibt, desto höher wird die Attraktivität der verbleibenden naturnahen Flüsse, was dazu führt, dass die wenigen übriggebliebenen Flüsse durch eine erhöhte Nutzung stärker gefährdet und eventuell vom Naturschutz für Befahrungen gesperrt werden. So wird die Zahl der attraktiven Paddelgewässer weiter reduziert und...
Beobachten, genießen - aber nicht stören
Um diesem Teufelskreis zu entgehen, versucht der Deutsche Kanu-Verband (DKV) zusammen mit dem Naturschutz, die wenigen noch verbleibenden naturnahen Flüsse zu erhalten und sie vor einer schädlichen Übernutzung zu bewahren. Um dieses Ziel zu verwirklichen, versucht man eine Vielzahl von Steuerungsinstrumenten einzusetzen. Freiwillige Selbstbeschränkungen und verbindliche Befahrungsregeln werden erlassen, um Vollsperrungen zu verhindern. Dies erfolgt u.a., in dem die Befahrung z.B. der Oberläufe von Flüssen zu sensiblen Zeiten wie der Brut- und Laichzeit oder von besonders gefährdeten Bereichen unterlassen wird.
Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn alle Wassersportler mitmachen und sich an die Regeln halten. In ihrem eigenen Interesse, in dem der Natur und dem der nachfolgenden Paddlergenerationen! In den Tourenbeschreibungen finden Sie die derzeit aktuellen Befahrungsregeln; Veränderungen finden Sie auf der Homepage des Kanu-Verbandes NRW und im jährlich zu Beginn des Jahres erscheinenden Sportprogramm des DKV.
Ein Teil der in diesem Kanuführer beschriebenen Touren auf Kleinflüssen erfordert einen bestimmten Mindestwasserstand. Dieser ist zum einen ökologisch bedingt (siehe Natur und Naturschutz), zum andern aber auch rein praktisch: Wird der Wasserstand zu niedrig, so fallen viele Flussabschnitte hinter Wehren oder an anderen flachen Stellen trocken und es gibt kein Durchkommen mehr für Paddler.
Der Wasserstand von Flüssen unterliegt starken Schwankungen.
Glücklicherweise hat der Kanu-Verband NRW einen komfortablen Pegeldienst eingerichtet, den Sie schon von zu Hause per Telefon (Bandansage unter Tel.: 0203/7381651) oder im Internet (pegel.kanu-nrw.de) abrufen können und so schon im Voraus erfahren, ob die Anreise zu dem Fluss Ihrer Wahl lohnt oder nicht.
Die Pegelstände werden freitags, dienstags und an den Tagen vor einem Feiertag jeweils um 12.00 Uhr aktualisiert. In der Regel kann man sich an diesen Messwerten auch an den folgenden Tagen orientieren, wobei jedoch die zwischenzeitlich eingetretenen Niederschläge einerseits und der schnelle Wasserabfluss bei Kleinflüssen andererseits berücksichtigt werden müssen. Bei Wasserständen, die unter dem hier angegebenen Mindestpegel liegen, wird dringend gebeten, zum Schutz von Flora und Fauna – aber auch, um weitere Einschränkungen zu vermeiden – von einer Befahrung abzusehen.
Bei einer mehrtägigen Kanuwanderung gibt es kaum etwas Schöneres, als im eigenen Zelt direkt am Flussufer zu übernachten, da sind sich wohl fast alle Paddler einig. Nicht ganz so großer Konsens herrscht bei der Antwort auf die Frage: Wo stelle ich mein Zelt auf?
Wildzelten ist in Deutschland verboten und das ist gut so. Gerade in einem dicht besiedelten Land wie der Bundesrepublik sind die Flussufer oft Rückzugsraum für die Natur, und die ungehemmte Nutzung durch Kanuten (nicht nur durchs Übernachten, sondern auch durchs Rasten!) zerstört und gefährdet diese letzten, intakten Naturräume.
Wo kann man also zelten? Die erste und offensichtliche Antwort lautet selbstverständlich: auf Campingplätzen. Auf vielen der in diesem Führer vorgestellten Touren finden Sie gepflegte Anlagen direkt am Ufer, die Paddlern durch diverse Serviceeinrichtungen wie Brötchenservice, Imbiss oder Gaststätte und komfortable Sanitäreinrichtungen gute Übernachtungsmöglichkeit bieten.
Kanuten, die sich zwischen den in Reih und Glied angeordneten Wohnwagen, die von Gartenzwergen bewacht bzw. neuerdings von Solarkugeln beleuchtet werden, nicht wohl fühlen, können auch das Vereinsgelände eines Kanu-Vereins ansteuern. Fast alle Kanu-Vereine, die dem DKV angeschlossen sind, räumen anderen Kanuten (meist nach Voranmeldung) Gastrecht ein. Manchmal ist gegen einen Aufpreis auch die Übernachtung von Nicht-DKV-Mitgliedern möglich. Die entsprechenden Vereine und Ansprechpartner sind in den Tourenbeschreibungen genannt.
Eine schöne Wiese direkt am Ufer …
… mehr brauchen Paddler nicht zum Glück.
Bei vielen Kanuvereinen sind Zeltgäste willkommen
Sollten Sie einmal nicht den Wunsch nach einer Übernachtung unter freiem Himmel verspüren oder sollte Ihnen eine Schlechtwetterperiode die Lust am Zelten rauben, so stehen Ihnen entlang vieler Flüsse Pensionen, Hotels, Privatzimmer oder Jugendherbergen in Ufernähe zur Verfügung. Problematisch ist eine Übernachtung für Kanuten leider oft in Ferienwohnungen oder Pensionen, da diese leider meist nicht nur für eine Nacht zu mieten sind. Eine gute und günstige Alternative stellen die Jugendherbergen dar. Unabhängig vom Alter darf hier jeder Inhaber eines gültigen Jugendherbergsausweises übernachten. Da Jugendherbergen auch von Schulklassen, Radfahrern und anderen Reisenden gerne aufgesucht werden, empfiehlt sich besonders in der Hochsaison eine vorherige Anmeldung. Einen Jugendherbergsausweis sowie eine Liste aller Jugendherbergen erhalten sie bei: DJH Service Center, Leonardo-da-Vinci-Weg, 32760 Detmold, Tel.: 05231/7401220,
www.jugendherberge.de
▶Tourismus NRW, Völklinger Straße 4 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/91320500 www.nrw-tourismus.de
▶Eifel-Touristik GmbH, Kalvarienbergstraße 1 54595 Prüm, Tel.: 06551/965620 www.eifel.info
▶Münsterland Tourismus, Airportallee 1 48268 Greven, Tel.: 02571/949392 www.muensterland-tourismus.de
▶Sauerland Tourismus e.V., Johannes-Hummel-Weg 1, 57392 Schmallenberg Tel.: 02974/202190, www.sauerland.com
▶ Touristikverband Siegerland-Wittgenstein Koblenzer Straße 73, 57072 Siegen Tel.: 0271/3331020 www.siegerland-wittgenstein-tourismus.de
▶Naturarena Bergisches Land Eichenhofstraße 31, 51789 Lindlar Tel.: 02266/463377, www.dasbergische.de
▶Niederrhein Tourismus GmbH, Willy-Brandt-Ring 13, 41747 Viersen, Tel.: 02162/817903 www.niederrhein-tourismus.de
▶ Ruhr Tourismus, Centroallee 261 46047 Oberhausen, Tel.: 01806/181620 www.ruhr-tourismus.de
▶Teutoburger Wald Tourismus e.V., Jahnplatz 5, 33602 Bielefeld, Tel: 0521/9673325 www.teutoburgerwald.de
Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) bietet Hilfe und Beratung bei allen Fragen rund ums Paddeln, nennt Kanuanbieter und Infos zu Flusssperrungen und bietet Ausbildungskurse an. Außerdem trifft man Gleichgesinnte. Kurz: eine Mitgliedschaft lohnt sich!
▶ Deutscher Kanu-Verband e.V., Tel.: 0203/997590, www.kanu.de
Für Informationen rund ums Paddeln in NRW lohnt der Besuch der Website des Kanu-Verbandes NRW. www.kanu-nrw.de
Die Niers entspringt in Kuckum, einem Stadtteil von Erkelenz, und macht sich über Mönchengladbach auf den gut 100 km langen Weg bis zur Mündung in die Maas bei Gennep in den Niederlanden. Rund 70 km sind mit dem Kanu befahrbar, und obwohl der Flusslauf fast durchgehend begradigt wurde, hat die Niers durchaus ihre Reize.
Die Ufer sind oft flach und dort, wo keine Pappelreihe Schatten spendet, kann der Blick weit über die niederrheinische Park- und Wiesenlandschaft schweifen. In den letzten Jahren wurde der Flusslauf auf mehreren Abschnitten renaturiert. Hier darf die Niers nun aus dem kanalartigen Korsett befreit wieder in weiten Bögen schwingen.
Böse Zungen allerdings bezeichnen die Niers als „Ballermann“ der nordrhein-westfälischen Kanuwanderfl üsse. Ganz von der Hand zu weisen ist der Vorwurf nicht, denn nirgendwo sonst gibt es derart viele Verleiher. An einem sonnigen Wochenende im Juli oder August bevölkern Heerscharen von Freizeitkapitänen den Fluss, und nicht wenige haben einen Kasten Bier im Schlepptau. Im Hochsommer gibt es sicherlich schönere und ruhigere Paddelziele, abseits der Hochsaison und in der Woche findet man aber durchaus seine Ruhe auf der Niers.
Für eine gemütliche, zum langen Wochenende passenden Drei-Tage-Fahrt auf der Niers haben wir uns für einen Start im Städtchen Wachtendonk entschieden. Soll die Tour um eine Tagesetappe verlängert werden, könnte man auch schon oberhalb in Viersen einsetzen. Während Frau und Kinder das schöne Naturfreibad direkt neben dem Wohnmobilstellplatz testen, gehe ich zunächst auf Entdeckungstour und schlendere über das Kopfsteinpfl aster vorbei an den denkmalgeschützten Häusern im Ortskern zur Naturparkausstellung im Haus Pütten. Zu sehen gibt es Schautafeln und Modelle der verschiedenen Lebensräume wie See, Fließgewässer, Heide, Moor und Wald-Man erfährt viel darüber, wie die Eiszeit die Landschaft geformt hat und die Niers im Mittelalter aus ihrem Flussbett verlegt wurde. Eindrucksvoll macht ein Wassermodell die Auswirkungen der in den 1950 Jahren erfolgten Begradigung im direkten Vergleich zum natürlichen Flusslauf mit vielen geschwungenen Mäandern deutlich. Der Naturpark Schwalm-Nette erstreckt sich entlang der deutsch-niederländischen Grenze und lockt als reizvolles Naherholungsgebiet sowohl die Menschen aus den Ballungszentren von Rhein und Ruhr wie auch der benachbarten Niederlande in Scharen an, und so flanieren zahlreiche bunt bekleidete Radfahrer durch die Gassen der Altstadt.
Wasserschloss Wissen
Die restlichen Stunden des Tages vergehen im wirklich schönen Naturbad wie im Fluge. Es kommt ohne einen einzigen Tropfen Chlor aus. Die gute Wasserqualität beruht alleine auf den mineralischen Bodenfiltern und einheimischen Wasserpflanzen. Ein breiter Sandstrand und die große, von alten Bäumen umringte Liegewiese sorgen für echtes Urlaubsfeeling.
Eine gute Einstiegstelle für die Paddeltour finden wir am nächsten Morgen am rechten Niersufer an der Fußgängerbrücke hinüber zur Burgruine von Wachtendonk (für das Navigationsgerät: Moorenstraße, 47669 Wachtendonk). Abstellen lässt sich das Auto für die Dauer der Tour ein paar Meter weiter auf dem Parkplatz gegenüber der Schule.
Nach dem Ablegen ist die Niers nicht einmal 10 Meter breit und präsentiert sich als typischer Flachlandfluss, der gemütlich dahinfließt. Die Strömung ist gering, aber ganz leicht spürbar. An der Straßenbrücke der Wankumer Straße kehren wir Wachtendonk den Rücken und passieren etwa 800 m weiter die kleine Seilkurbel-Selbstbedienungsfähre, die bis zu sechs Fußgänger und Radfahrer ans gegenüberliegende Ufer transportieren kann. Kurz darauf mündet von links die Nette in die Niers.
Knapp 1 km weiter stellt sich ein erstes Hindernis in Form einer Krautfanganlage in den Weg. Die stählernen Schwimmbalken sind V-förmig angeordnet, dank der geringen Strömung lässt sich aber selbst unser langer Touren-Faltcanadier ohne große Probleme durch die schmale, versetzte Durchfahrt manövrieren: Wir fahren einfach vorwärts rein und rückwärts wieder raus. Einen Paddelkilometer später teilt sich die Niers und nach rechts zweigt die Kleine Niers ab (Befahrung verboten im Zeitraum von 15.03. bis 30.06). Wir halten uns links und entscheiden uns nach einem kurzen Blick auf die praktisch nicht vorhandene Stufe, das „Befahren verboten“ Schild am ehemaligen Wehr zu ignorieren. In der Tat lässt sich das Schott ohne Probleme befahren.
Ruine Burg Wachtendonk
Seidenspinnerei Wachtendonk
Start in Wachtendonk
Auf dem folgenden Abschnitt ist die Niers mal gerade und eingedeicht wie ein Kanal, führt mal durch Wald und mal durch Wiesen. Die Ufer werden oft gesäumt von turmhohen Pappelreihen, deren Blätter im Wind rauschen, als käme gleich ein Wasserfall. Die Karte verzeichnet am Ufer mehrere ehemalige Rittergüter wie Haus Caen oder Haus Vlassrath, vom Boot aus sind diese aber nicht zu sehen.
Langweilig wird es trotzdem nicht, denn auf dem Wasser sind Schwäne, Enten und Gänse unterwegs, und an den Ufern hin und wieder auch Graureiher zu sehen. Das war nicht immer so, denn um 1900 galt die Niers in weiten Teilen als „biologisch tot“, nachdem sie infolge der Industrialisierung zu einem Abwasserkanal verkommen war. Insbesondere der Ausbau und die Modernisierung der Kläranlagen seit den 1980er Jahren führte zu einer deutlichen Verbesserung, und inzwischen ist die Niers wieder Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Ein besonders idyllischer – da renaturierter – Abschnitt beginnt hinter der Straßenbrücke (Möhlendyck) am Treppenanleger am Rastplatz in Geldern-Pont. Er macht deutlich, wie die Niersaue einmal ausgesehen haben mag, bevor der Mensch begann, sie nach seinen Wünschen und Vorstellungen um- und auszubauen. Am Ufer warten Baumstümpfe darauf, wieder von Tieren besiedelt zu werden (weshalb in diesem Abschnitt auch nicht angelegt werden darf), und die Niers kann wieder Haken schlagen, statt kanalartig gerade dahinzuströmen.
Der erste Eingriff von Menschenhand in die natürliche Flusslandschaft der Niers erfolgte im Mittelalter, als man die Bruchwälder rodete, um Wiesen- und Weideflächen zu gewinnen. Mit dem Bau der ersten Wassermühlen begann man auch damit, das ursprüngliche Flussbett zu verlegen. Im Schnitt gab es damals alle 2 km eine Mühle an der Niers. Bei einem Gefälle von gerade einmal 25 cm pro km ergibt das rechnerisch eine Fallhöhe von etwa 50 cm pro Mühle. Das führte schon vor der Industrialisierung zu ausgeprägten Hochwasserständen und Überflutungen, da sich die Hochwassermassen im Taltief sammelten und nicht die Chance hatten, zurück in die künstlich höher gelegte Niers zu fließen. Ihr aktuelles Gesicht bekam die Niers in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Oberstes Ziel beim Ausbau war der zuverlässige Abtransport der Abwässer aus dem Ballungsraum Mönchengladbach. Die Niers wurde begradigt, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und so eine Verschlammung durch Sedimentablagerungen zu verhindern. Die typische Auenlandschaft fiel diesen Eingriffen zum Opfer, und so starben charakteristische Flussbewohner aus, obwohl sich die Wasserqualität stetig verbesserte.
Um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, wurde in den 1990er Jahren ein Niersauenkonzept entwickelt, das in Teilen den naturnahen Rückbau der Niers vorsah. Es wurde unter Berücksichtigung der Umsetzung der EU-Wasser-Rahmenrichtlinie fortgeschrieben und zum Masterplan Niersgebiet ausgeweitet.
Auch nach der Mündung der Kleinen Niers von rechts bleibt es grün, und von der 30.000 Einwohner-Stadt Geldern bekommt man außer der Rückseite eines Sportgeschäfts fast nichts zu Gesicht, da das eigentliche Zentrum nicht direkt am Ufer liegt.