DIE SCHWERTER BABYLONS (Matt Drake Abenteuer 6) - David Leadbeater - E-Book
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DIE SCHWERTER BABYLONS (Matt Drake Abenteuer 6) E-Book

David Leadbeater

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Beschreibung

Ein letztes Gefecht steht bevor - die Schlacht der Schlachten. Matt Drake und das SPEAR-Team kehren in einem brandneuen actiongeladenen Abenteuer zurück! Als Drake gefangen genommen und in ein abgelegenes russisches Gefängnis gebracht wird, ahnt er nicht, dass das letzte verbliebene Mitglied der Schattenelite bereits einen rücksichtslosen Plan verfolgt, um alles Leben auf der Erde zu kontrollieren oder zu vernichten. Der Kampf um das Überleben der menschlichen Rasse beginnt im alten Babylon, wo Alexander der Große eine Möglichkeit entdeckte, Odins Weltuntergangsmaschine zu aktivieren. Seine Lösung bestand darin, sieben Schwerter in Babylon zu schmieden und sie mit dem Turm von Babel zu verbinden. Drakes Team begibt sich in einen tödlichen Wettlauf, um herauszufinden, wie diese Schwerter eingesetzt werden können, um die mächtige Waffe der Götter zu bekämpfen, bevor es zu spät ist. Wenn sie versagen und die Maschine aktiviert wird, wird die Welt brennen. Das Team befreit Drake und kämpft in den Ruinen von Babylon, bis es zu einer letzten verzweifelten Schlacht kommt, in der alle drei Gräber und das dunkelste schwarze Loch der Welt - die antike Grube von Babylon - gleichzeitig angegriffen werden müssen. Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel.

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Die Schwerter von Babylon

(MATT DRAKE Band 6)

David Leadbeater

Copyright © 2017 by David Leadbeater All rights reserved. No part of this book may be used, reproduced or transmitted in any form or by any means, electronic or mechanical, including photocopying, recording, or by any information storage or retrieval system, without the written permission of the publisher, except where permitted by law, or in the case of brief quotations embodied in critical articles and reviews.

Für meine Familie.

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: SWORDS OF BABYLON Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Peter Mehler

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-907-9

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Die Schwerter von Babylon
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Nachwort
Über den Autor

Kapitel 1

Heute

Alicia Myles war nicht der Typ, der über längst vergangene Ereignisse nachdachte. Tatsächlich mischte sich ihr altes Leben nur dann noch ein, wenn sie schlief. Wenn sie im Wachzustand auf ihr siebenjähriges Ich zurückblicken könnte, würde sie nicht einen Hauch der Person in ihr erkennen, die sie heute war.

Das war, bevor sie geprägt worden war.

Sie erinnerte sich daran, wie sie sich mit acht Jahren in ihrem Bett aufsetzte und die Knie an die Brust drückte, gebadet im silbrigen Schein des Mondlichts, das durch die zerbrochenen Jalousien drang; ein Gespenst oder ein Engel, kaum geformt, die Verheißungen der Zukunft noch frisch, rein und lebendig in ihrem Kopf. Die schrecklichen, ungewohnten Geräusche hatten erst vor kurzem begonnen. Ihr Vater schrie. Ihre Mutter schrie – zumindest anfangs noch – zurück. Das Geräusch eines zersplitternden Glases. Das Geräusch einer Kühlschranktür, die aufgerissen wurde, zweifellos begleitet vom Anblick ihres Vaters, der nach einer der Dosen griff, die er zu trinken begonnen hatte – und die er nun Tag und Nacht genoss.

Trinken und zerdrücken. Trinken und zerdrücken.

Das schreckliche Geräusch dieser Dosen, die im Zorn zerdrückt wurden, hallte noch immer in ihren Erinnerungen nach. Es war der Klang ihrer Unschuld, die ihr genommen wurde, der Klang ihres Familienlebens, das in Fetzen gerissen wurde.

Sie saß zusammengekauert in ihrem Bett und versuchte verzweifelt, nichts zu hören, aber gleichzeitig war sie furchtbar neugierig zu verstehen, weshalb ihre Eltern so wütend waren. Waren sie wütend auf sich selbst? Auf jemand anderen? Auf die Welt außerhalb ihrer verschlossenen Türen? Dann hörte sie, wie ihre Mutter zu weinen begann. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und die Angst ihre Temperatur in die Höhe trieb. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht selbst zu weinen.

Die Kühlschranktür krachte erneut, und dann hörte sie, wie ihr Vater ihre Mutter tröstete. Das war der Anfang des Ganzen.

Aber es sollte noch viel schlimmer werden.

***

Sie erwachte schweißgebadet in der Dunkelheit und setzte sich auf. Sofort zog Alicia ihre Knie an die Brust, eine unbewusste Imitation des Mädchens, das sie einmal gewesen war. Fetzen der alten Erinnerungen wirbelten wie Asche in ihrer Seele. Doch in weniger als einer Sekunde hatte sie sie abgestreift. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um festzustellen, wo sie war. In letzter Zeit war so viel passiert.

Sie war nackt, in einem Bett, mit einem Mann an ihrer Seite. Das war nichts Neues. Der Hauptunterschied war, dass sie genau wusste, wer dieser Mann war. Er war nicht nur ein Körper, um die nächtlichen Schrecken zu betäuben. Dies war Lomas. Der Mann, für den sie Drakes neues Team verlassen hatte, um bei ihm zu sein. Zumindest bis der immer näher rückende Horizont sie in eine andere Richtung geschickt hatte.

Sie schlüpfte aus dem Bett und bewegte sich lautlos zu dem Fenster hinüber. Unter ihr lag ein säuberlich angelegter, von Bäumen gesäumter Achtzehn-Loch-Golfplatz, der sich in der mondlosen Dunkelheit wie eine Ansammlung von Schatten ausnahm. Alicia fröstelte leicht. Die Dunkelheit hatte sie noch nie getröstet, ebenso wenig wie die Bettdecken oder der einsame Akt des Schlafens. Böse Erinnerungen hielten sich hartnäckig. Sie hörte, wie sich Lomas‘ Atmung veränderte, und wusste in diesem Moment, dass er aufgewacht war.

»Schlaf weiter«, sagte sie tonlos. »Ich bin gleich wieder bei dir.«

Draußen regte sich die Dunkelheit, Bäume, die in einer Brise wogten. Die Biker-Gang hatte beschlossen, ein paar Tage Erholungsurlaub auf Onkel Sams Kosten zu genießen, Teil eines kleinen Dankeschön-Pakets, das Drake über Jonathan Gates und ihr neues Team ermöglicht hatte: SPEAR.

Wofür zum Teufel stand es noch einmal? Alicia konnte sich nicht erinnern. Sie hatte in letzter Zeit mehr als genug Action gesehen. Es war an der Zeit, die innere Kampfbereitschaft ein wenig zurückzufahren. Nicht, dass ihr das jemals gelingen würde. Ihre Träume erinnerten sie daran. Mit neun Jahren hatte sie sich jede Nacht aufgesetzt, nachdem die Lichter ausgegangen waren, aufmerksam, vorbereitet, darauf wartend, dass das Gebrüll losging.

Und das tat es immer.

Um die Angst zu vertreiben, eilte Alicia zurück zum Bett und sprang rittlings auf Lomas‘ liegenden Körper. Ihr Lachen war zuerst gezwungen, aber dann natürlich, als sie in die Person schlüpfte, die sie geworden war. Lomas stöhnte und versuchte, sie von sich zu stoßen, aber sie hielt ihn mit ihren Knien fest.

»Keine Chance, Bikerboy. Bleib einfach liegen und genieße den Ritt.«

Sie begann sich auf ihm zu bewegen, das Vergnügen verdrängte die Erinnerungen, ihre Geräusche verscheuchte die alten Ängste. Ihr Haar schwang hin und her. Ihre Hände umklammerten seine breiten Schultern und packten schmerzhaft zu. Die Zeit, das Leben, Entscheidungen, die Vergangenheit und die Zukunft hörten auf zu existieren. Dies war ihre Freiheit, ihre wahre Befreiung.

Als sie fertig waren, rollte sie sich von ihm herunter. Lomas warf sich sofort auf sie. »Wie wäre es, wenn wir es jetzt auf meine Art machen?«

Alicia hielt seinem Blick stand. »Solange du dir Zeit lässt. Ich bin keine Ducati, die man in sieben Sekunden von null auf hundert bringen kann.«

»Ich glaube, das weiß ich.« Lomas neigte seinen Kopf, um sie zu küssen.

In diesem Moment klingelte Alicias Handy. »Nicht aufhören«, flüsterte sie Lomas zu und nahm es vom Nachttisch.

»Hallo? Das ist nicht gerade der beste Zeitpunkt, Torsten.«

»Alicia? Ich bin’s, Dahl.« Der große Schwede sprach schnell, als ob er sie nicht gehört hätte. »Wir brauchen dich …«

»Ach ja? Ich hörte, dass …«

»Es geht um Drake, Alicia. Die Russen haben ihn entführt.«

Alicia setzte sich auf und stieß Lomas‘ Körper unsanft von sich. »Was? Wo haben die Russen ihn hingebracht? Was ist mit Mai passiert?«

»Russland. Was glaubst du denn? Wir treffen uns dort, Alicia. Den genauen Ort teilen wir dir noch mit. Und … beeil dich … es sieht nicht gut aus.«

Dahl beendete das Gespräch. Alicia schloss für einen Moment die Augen und seufzte innerlich. Dann flüsterte sie: »Drake, verdammt nochmal.«

Kapitel 2

3 Stunden früher

Matt Drake würde sich im Nachhinein fragen, warum sie nicht besser vorbereitet gewesen waren. Jeder Anfänger hätte wissen müssen, dass die Russen nur eine Gelegenheit hatten, ihn zu entführen – bei Sonnenuntergang, wenn Mai und er ihren nächtlichen Besuch im Little Fountains Café in der 18th Street abhielten. Dort gab es die besten Pulled-Pork-Sandwiches, die Drake je gegessen hatte. Das Café bot die Möglichkeit einer anonymen, romantischen Mahlzeit. Der Preis dafür war, dass sie dafür die schweren Sicherheitsvorkehrungen, die ihr CIA-eigenes Hotel umgaben, verlassen und ein paar Meilen nach Norden fahren mussten.

Vielleicht war es die Erschöpfung nach dem Sieg über den Waffenhändler Shaun Kingston und seine nordkoreanischen Komplizen vor nur zwei Tagen gewesen. Vielleicht lag es daran, dass Jonathan Gates ihnen noch kein neues Hauptquartier besorgt hatte und sie sich auf keinen neuen Job konzentrieren mussten. Oder vielleicht lag es einfach daran, dass Mai und Drake ein wenig ineinander verliebt waren … zum zweiten Mal in ihrem Leben.

Jedenfalls machte das Team gerade ein paar Tage Pause. Drake kannte keine Einzelheiten, aber Hayden und Kinimaka arbeiteten an einigen Dingen, Karin und Komodo trieben es wie die Karnickel, und der gute alte Torsten Dahl verbrachte die meiste Zeit des Tages damit, mit seiner Frau und seinen Kindern über eine Videoverbindung zu sprechen. Bis Gates ein neues Hauptquartier erworben hatte, waren ihre Möglichkeiten begrenzt. Die Homeland Security wollte sie. Die CIA wollte sie. Aber diese Behörden würden das Team nur für ihre eigenen Zwecke und Mittel nutzen. Gates wollte, dass SPEAR ein elitäres Image behielt, und war fest entschlossen, sie als die Besten der Besten zu verkaufen, die nur für die kritischsten Missionen benötigt wurden.

Und mit kritisch, dachte Drake, meinte er verrückt und verzweifelt. Etwas, das ans Apokalyptische grenzt.

Er vermisste bereits Alicia und ihren seltsamen, leicht schrägen Humor. Er fragte sich, wann er sie wiedersehen würde. Wahrscheinlich nicht schnell genug.

Aber Mai erfüllte seine Tage und Nächte mit ihrer unerklärlichen Mischung aus Zärtlichkeit und Härte. Er erinnerte sich kaum noch an etwas aus ihrer früheren Beziehung, aber als sie wieder zusammenkamen, waren einige der komplexeren Elemente wieder zum Vorschein gekommen.

Wie ihre Schlaflosigkeit. Und, dass sie stets auf der Hut war, als hätte sie Angst, dass jemand aus ihrer Vergangenheit nach ihr suchte und sie schließlich finden würde. Und obwohl das nicht unbedingt abwegig war, war es trotzdem extrem unwahrscheinlich.

Drake fuhr einen der Wagen aus dem Pool der CIA. Es war das dritte Mal, dass sie diese nächtliche Fahrt unternahmen. Der Verkehr kroch wie immer wie eine Schlange dahin, die sich an ihre Beute heranpirscht, also schaltete Drake das Satellitennavigationssystem ein und gab die »letzte Adresse« ein. Das Gerät begann mit seiner monotonen Wegbeschreibung.

Das Autotelefon piepte. Drake nahm den Anruf entgegen. »Aye?«

Haydens Stimme erinnerte ihn an die Arbeit und riss ihn aus seiner Stimmung. »Ich wollte nur ein paar Infos weitergeben. Gates hat ein neues Hauptquartier gefunden. Es liegt gegenüber dem Einkaufszentrum an der Pennsylvania Avenue.« Sie hustete. »Könnte schlimmer sein.«

»Wann sollen wir da sein?«

»Es wird noch ein paar Tage dauern, bis die Kommunikation läuft, aber der größte Teil der Infrastruktur ist bereits vorhanden. Es handelt sich um ein altes Geheimversteck der CIA.«

Mai grunzte. »Klingt charmant.«

»Heute ist Dienstag. Sagen wir Donnerstag. Ich werde euch die Adresse mitteilen.«

Drake trennte die Verbindung und sah aus dem Fenster. »Was wird wohl als Nächstes passieren? Wenn ich zwischen Odin, dem Blutkönig, der Schattenelite und dem verdammten Nordkorea wählen müsste, wüsste ich nicht, was schlimmer ist.«

»Der Blutkönig«, flüsterte Mai sofort. »Keine Frage.«

»Die Russen zuletzt waren auch nicht gerade Kuschelbären«, erinnerte sie Drake. »Besonders dieser Zanko, dieser große, haarige Bastard.«

»Wie geht es Romero?«, fragte Mai. »Hast du etwas von ihm gehört?«

»Nö. Kein einziges Wort. Schätze, er ist wieder bei den Deltas. Wieso, hast du von Smyth gehört?«

Mai lächelte. »Die ganze Zeit.«

»Soll ich … du weißt schon … mal mit ihm vor die Tür gehen?«

»Warum? Bist du eifersüchtig?«

»Ein wenig.«

»Er flirtet nur. Er hat sich verknallt. Er wird darüber hinwegkommen.«

»Das sollte er auch«, sagte Drake gereizt, aber das war nur Show. Sowohl Drake als auch Mai wussten, wie viel sie den Delta-Soldaten zu verdanken hatten. Drake schlug das Lenkrad ein, als das Navi sie von den Hauptverkehrsadern weg und durch einige weniger belebte Nebenstraßen führte.

»Ich denke, du solltest Ben anrufen. Fragen, wie es ihm geht«, sagte Mai.

Drake nickte. »Das werde ich. Sobald ich die Zeit dazu finde.«

»Warte nicht zu lange. Er war einer deiner besten Freunde.«

Die Worte weckten Erinnerungen, die Drake lieber ruhen lassen wollte. Und in letzter Zeit versetzte ihm jede Erinnerung an Kennedy Moore einen Stich ins Herz. Habe ich mich zu früh nach Kennedys Tod in Mai verliebt?

»Ich werde mein Bestes tun.«

Mai wechselte das Thema. »Bestellst du heute Abend wieder dieses Schweinefleisch-Ding? Du solltest wirklich den gebratenen Ahi probieren, der ist … «

Ein Wagen bog direkt vor Drake auf die Straße. Er riss das Lenkrad herum, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

»Verdammt nochmal!«

Er trat auf die Bremse, schlitterte quer über die Straße und verfehlte nur knapp einen geparkten Minivan. Der Wagen vor ihnen, ein schwarzer Escalade, war stehen geblieben.

»Das gefällt mir nicht …«, begann Mai.

Ein zweiter Escalade bog hinter ihnen quer auf die Straße ein, um sie zu blockieren.

Drake griff nach dem Handschuhfach, fand aber nur eine einzelne Glock darin. »Ist das Auto kugelsicher?«

»Das bezweifle ich.«

Drake tippte auf sein Telefon. »Schicken Sie besser Verstärkung«, befahl er dem CIA-Techniker, der abnahm. »Ich glaube, wir werden überfallen.«

Schwarz gekleidete Personen, die kleine Geräte bei sich trugen, die wie Taser aussahen, stiegen aus beiden Escalades. Im Nu war Drakes Auto umstellt. Alle der Männer trugen Sturmhauben mit ausgeschnittenen Augen- und Nasenlöchern. Ihre Körpersprache verriet, dass sie an einer sehr kurzen Leine gehalten wurden.

»Bleib im Auto«, sagte Drake und ließ den Motor aufheulen. »Wir können …«

Ein Mann trat vor und platzierte einen kleinen schwarzen Kasten auf der Motorhaube des CIA-Wagens. Dann zückte er eine Fernbedienung und drückte mit seinem Daumen darauf. Sofort verebbte das Rattern des Motors zu einem leisen Brummen und erstarb. Drake starrte Mai an.

»Was zum …«

»Sie werden nirgendwo hingehen!«, schrie eine Stimme. »Außer mit uns. Und jetzt aussteigen!«

Drake zeigte ihnen seine Hände und ließ die Glock in seinen Schoß fallen. Mai öffnete vorsichtig die Tür. »Sie haben Taser, Matt. Wir eine Glock.«

»Aber sie haben gerade unser Auto außer Gefecht gesetzt.«

»Halte dich bereit.«

Sobald Mai einen Fuß aus der Tür setzte, stürmten die Männer vor. Sie handelte schnell und schlug die Tür brutal gegen die ersten beiden Männer, die sie erreichten. Dem nächsten verpasste sie einen Tritt gegen den Kopf und hob seinen heruntergefallenen Taser auf. Weitere Männer näherten sich. Mai drehte sich zur Seite, um sie zu erwarten.

Drake stieg heraus und hob die Glock. Männer rannten von allen Seiten auf ihn zu. Er feuerte drei Schüsse auf das Heck des Wagens ab. Drei Männer brachen zusammen, aber der Rest ging auf ihn los. Drake fing sich einen Schlag ins Gesicht ein, um dem Taser eines anderen Mannes auszuweichen, dann brach er dem Taser-Mann den Arm, um ihn von seiner Waffe zu befreien. Der erste Mann holte zu einem weiteren Schlag aus, aber dieses Mal traf seine Faust auf den Taser. Ein plötzliches Knistern war zu hören und ein Mini-Blitz flackerte auf. Tausende von Volt durchzuckten den Mann, ließen ihn schreien und tanzen, bevor er schließlich zu Drakes Füßen zusammensackte.

Weitere Männer drängten heran. Drake feuerte erneut seine Waffe ab. Er riss an einer der Sturmhauben und erhaschte einen Blick auf ein raues, pockennarbiges Gesicht und bunte Nackentattoos. Er konnte hören, wie sie in einer gutturalen Sprache fluchten. Eine der Fäuste, die nach ihm schlug, trug schmerzhaft aussehende, selbst gestochene Tattoos auf den Knöcheln.

Russische Schriftzeichen, erkannte Drake, auch wenn er sie nicht ins Englische übersetzen konnte. Er warf einen Mann gegen die Seite des Wagens, schlug einem anderen mit seiner nun leeren Pistole auf den Nasenrücken, setzte den Taser erneut ein und warf ihn dann zur Seite, als er merkte, dass er nicht mehr geladen war. Er blieb hinter der Autotür, um den Angriffswinkel seiner Gegner einzuschränken.

Wenn sie noch ein paar Minuten durchhielten, würde die CIA kommen.

Eine Lücke tat sich auf, als seine Gegner übereinander fielen. Drake sprang über sie hinweg und rannte um das Auto herum. Im Kofferraum würden sich noch mehr Waffen befinden. Doch bevor er auch nur eine Hand an das Metall legen konnte, stürmten sie wieder auf ihn zu und deckten ihn mit Schlägen und Tritten ein. Drake wehrte sie ab und wich zurück. Er erspähte einen klaren Fluchtweg an dem hinteren Escalade ihrer Gegner vorbei, aber er konnte Mai nicht zurücklassen.

Er sah zu ihr hinüber. Mai tanzte und sprang zwischen einigen bereits gefallenen Gegnern herum. Mit jedem Schlag brach sie Knochen, zertrümmerte Organe und zerquetschte Luftröhren. In jeder Hand hielt sie einen Taser. Drake sah, wie die Russen sich versammelten und einen Sechs-Mann-Angriff auf sie starteten, aber selbst dann tötete sie vier von ihnen mit blitzschnellen Reflexen und sprang zurück, um Platz zwischen sich und den beiden anderen zu schaffen.

»Mai!«

Sein Ruf erregte ihre Aufmerksamkeit. Er zeigte in Richtung des Fluchtwegs, während er weiter seine Angreifer abwehrte. Er wurde auf den Bürgersteig getrieben, wo er zwischen geparkten Autos hindurchschlüpfen musste, und dann würde ihm ein hoher Zaun in seinem Rücken den Weg versperren. Er konnte sehen, wie die Bewohner der umliegenden Häuser aus ihren Fenstern schauten und sich über die Balkone lehnten. Einige von ihnen filmten den Kampf mit ihren Handys. »Rufen Sie 911!«, rief er und versuchte, die Russen damit zu verunsichern.

»Beeilung!« Der Anführer des Sturmtrupps klang jetzt aufgeregt. »Wir müssen weg!«

Drake wich zurück, bis er Mai hinter sich spürte. »Aye.«

»Eines Tages«, sagte Mai und warf einen Angreifer so, dass er hart landete und dabei einen Kollegen mit sich riss, »wirst du mir diesen verrückten Yorkshire-Dialekt erklären müssen.«

Sie ergriffen die Flucht und ließen ihre Angreifer für einen Moment verwirrt zurück. Die Lücke zwischen dem hinteren Escalade und dem Bürgersteig war groß genug, dass sie sich hindurchzwängen konnten, ohne langsamer zu werden. Mit endlich genügend Abstand riskierte Drake einen Blick zurück.

»Warum zum Teufel benutzen sie Taser? Sie hätten uns … oh Scheiße!«

Ihre Angreifer verfolgten sie nicht, weil sich ihnen zwei Männer mit seltsam aussehenden Gewehren angeschlossen hatten. Der führende Russe brüllte Befehle. Drake sah, wie die Neuankömmlinge sich hinknieten, zielten und feuerten … und dann setzte der Schmerz ein und die Straße sprang ihm ins Gesicht. Das Letzte, was er noch hörte, war ein mörderisches Flüstern dicht an seinem Ohr, und das Wort Gefängnisessen.

Kapitel 3

Es war Mittwoch, der 30. Januar, als Matt Drake aufwachte. Er war sich der steinharten Oberfläche bewusst, auf der er lag, der löchrigen Betondecke über ihm, der eiskalten Luft, der Steinwände, die ihn umgaben und der Kopfschmerzen, die in seinem Gehirn pochten. Außerdem hörte er den Tumult in einiger Entfernung. Seine letzte Erinnerung war, dass er vor den Russen weglief, mit Mai an seiner Seite.

Mai!

Er setzte sich auf, zu schnell. Schmerzensschübe blitzten wie Leuchtfeuer in seinem Kopf auf. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm auf und zwang ihn, für einige lange Minuten still zu sitzen. Während er so dasaß, betrachtete er die metallene Toilettenschüssel und das danebenliegende Waschbecken, das an der gegenüberliegenden Wand festgeschraubt war. Als er es schaffte, seinen Kopf mehr als einen Zentimeter weit zu drehen, bemerkte er die schweren Gitterstäbe, die die Vorderwand säumten.

Eine Gefängniszelle. Er war im Gefängnis. Und nun wurde die entfernte Unruhe deutlicher. Es war das Geräusch vieler Männer, die in Gruppen zusammenstanden. Gefängnisinsassen.

Die Angst nagte an seinem Gehirn. Es war bekannt, dass Männer in einigen der schlimmsten Gefängnisse der Welt für immer verschwunden waren. In seinen SAS-Tagen hatte er selbst einige dort untergebracht. Erst kürzlich war Dmitry Kovalenko in einem amerikanischen Geheimgefängnis verschwunden.

Wie lange war er schon hier? Wo war er? Zögernd sprang er von seiner nackten Pritsche herunter und trabte zu den Gitterstäben. Die grelle Beleuchtung brannte in seinen Augen und ließ die Kopfschmerzen wieder aufleben. Er trug immer noch dieselbe Kleidung, in der er entführt worden war, aber seine Taschen waren geleert worden. Kein Handy. Keine Quittungen. Keine Brieftasche. Als er sich den Gittern näherte, wurde er langsamer, bis er sie berühren konnte.

Unmittelbar vor seiner Zelle verlief ein Gang, der von einem dicken Eisengeländer begrenzt wurde. Dahinter klaffte ein großer Spalt, so tief, dass er nichts als Luft darin erkennen konnte. Auf der anderen Seite befand sich eine Reihe von Zellen, zweifellos ein Spiegel seiner eigenen. Dort standen jedoch alle Türen offen.

Der Lärm einer wütenden Menge hallte von unten herauf.

Drake sah sich um. Es gab nichts, was er als Plattform hätte heranziehen können. Die Koje bestand aus einer Betonplatte, die Toilette und das Waschbecken waren fest mit der Wand verschraubt. Er wusste, dass es Männer gegeben hatte, die diese Bolzen herausgezogen und damit einen Fluchttunnel gegraben hatten, aber die hatten von Hollywood auch 10 Millionen Dollar pro Film gezahlt bekommen.

Er wandte sich wieder dem Gitter zu und rüttelte daran. Da trat eine Gestalt in sein Blickfeld und verdunkelte alles Licht.

Drake wich zurück.

Zanko!

Klappernd öffnete sich die Zellentür. Der Riese zwängte sich hinein, dicht gefolgt von einem weiteren Mann. Drake erkannte ihn von ihrem letzten Abenteuer als den Mann mit den starrenden Augen, den er in dem Büro hatte sitzen sehen, als Romero und er den Holzplatz überfallen hatten.

»Kleiner Mann!«, begrüßte ihn Zanko mit offenen Armen. »Ich habe die Achselhöhlen mitgebracht! Wie versprochen, ja? Und«, Zanko sog die Luft ein, »sie sind ungewaschen.« Der Russe war wie immer mit nacktem Oberkörper unterwegs, und unter seinen Armen hingen lange schwarze Haare heraus.

»Wo bin ich?«

»Was? Der berühmte Matt Drake weiß das nicht? James Bond würde es wissen.« Zanko wandte sich an seinen Landsmann. »James Bond würde es doch wissen, oder, Nikolai?«

Die Augen des Mannes blieben groß und starr, als er antwortete: »Willkommen in unserem … Betondschungel, mein englischer Freund.« Seine Stimme war sanft und bedrohlich. »Wir haben die Fünf-Sterne-Suite für Sie reserviert. Aus Dankbarkeit – dafür, dass Sie meine Männer umgebracht haben.«

»Sie haben mich angegriffen«, sagte Drake ungerührt und verfolgte jede Bewegung des Riesen. »Und wo ist Mai?«

Der andere Mann schien den Namen nicht zu kennen. Er trat vor und streckte eine geäderte Hand aus. »Ich bin Nikolai Razin.«

Drake betrachtete ihn aus der Nähe. Der Mann hatte seine besten Jahre hinter sich, war wohl Anfang sechzig, sah aber immer noch fit und gesund aus. Sein Blick war ernst und vorsichtig, die Augen so emotionslos wie die einer Leiche. Als er die Hand ausstreckte, sah man seine Knöchel, die verdreht und stark schwielig waren, als hätte er ein Leben lang auf Dinge eingeschlagen. Doch der Anzug, den er trug, und die Uhr, die an seinem Handgelenk baumelte, zeugten von Wohlstand.

Drake ignorierte die Geste. »Wie geht es weiter?«

Razin schritt an ihm vorbei und setzte sich auf die Pritsche. Zanko blieb an der Tür stehen und grinste immer noch.

»Ich leite dieses Gefängnis«, sagte Razin. »Es gehört mir, ebenso wie die Wärter, die hier arbeiten. Ich habe den Regierungsbeamten in der Tasche, der es beaufsichtigt, und ich habe auch den Mann in der Tasche, der wiederum ihn beaufsichtigt, wenn Sie verstehen?«

»Dann muss ich wohl in Russland sein.«

Zanko breitete erneut die Arme aus. »Willkommen zu Hause.«

»Und jetzt gehören auch Sie mir.« Razin musterte ihn. »Wie gefällt Ihnen das?«

Drake zuckte mit den Schultern. »Das habe ich schon oft gehört. Und doch«, er lächelte ein wenig, »bin ich hier.«

»Ah, ja, natürlich. Nun, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten, werde ich Ihren Aufenthalt vor Ihrem unvermeidlichen Tod weniger unangenehm machen.«

»Ich dachte, ich wäre hier, weil ich Ihre Männer getötet habe«, sagte Drake. »Auf dem Holzplatz, erinnern Sie sich?«

»Nicht ganz.«

Drake dachte an diesen Tag zurück. »Dann also Babylon. Sie glauben, ich hätte Ihre Operation gesehen, ist es das?«

Razin schürzte seine Lippen. »Babylon ist nur ein Teil des Puzzles.«

»Der Turm von Babel?«

Razin beobachtete ihn genau. »Wie wäre es mit dem Grab der Götter?«

Die Überraschung, die Drake ins Gesicht geschrieben stand, war nicht gespielt. »Was?«

»Das dritte Grabmal, um genau zu sein. Ich möchte, dass Sie mir alles über das dritte Grabmal erzählen, Mr. Drake, und über die Vorrichtung darin.«

Drake dachte einen Moment lang nach. Ein paar bedeutungslose Details zu erklären, würde Zeit gewinnen. »Die Vorrichtung war Odins Plan für das Armageddon. Ragnarök würde beginnen, sobald sie aktiviert würde. Die Ereignisse um Odins Schild setzten alles in Bewegung.«

»Aber wie funktioniert die Vorrichtung? Von welcher Energie wird sie gespeist?«

Drake runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.«

»Wurde sie jemals eingeschaltet?«

»Sind Sie verrückt? Warum sollte jemand das verdammte Ding einschalten?«

»Um seine Kraft nutzbar machen. Um es wieder abzuschalten. Um zu sehen, ob es funktioniert. Um den Finger am Abzug zu haben. Die Amerikaner waren nicht daran interessiert?«

Drake erinnerte sich an Jonathan Gates‘ Maßnahmen zurück. Er glaubte nicht, dass der Verteidigungsminister eine weitere Untersuchung des Geräts angeordnet hatte, aber Gates war nicht der einzige dicke Fisch da draußen. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Aber warum sollte es jemand einschalten, wenn er nicht weiß, wie er es wieder ausschalten kann?«

»Menschen mit Macht halten sich zuweilen selbst für Götter.«

Drake spürte, wie er langsam unruhig wurde. Er saß in Razins Gefängnis, als ein Gefangener, mit dem Monster Zanko ganz in der Nähe, und er begann zu glauben, dass die Worte des Russen einen Sinn ergaben.

»Die Schattenelite«, sagte Drake. »Sie würden es in ihrer Arroganz aktivieren.«

Razin winkte hastig ab. »Genauso wie die Chinesen, die Franzosen, die Engländer, vielleicht sogar die Russen. Glauben Sie nicht, dass unsere Regierungen besser sind.«

»Trotzdem«, sagte Drake. »Das sind alles nur Vermutungen.«

»Vermutungen, Sie sagen es, Mr. Drake. Haben Sie das Gerät oder den Ort, an dem es steht, gesehen?«

»Nein«, log Drake. »Aber ich war in der Gruft.«

»Haben Sie … eine Energie … an dem Ort gespürt?«

Zuerst verzog Drake das Gesicht, weil er sicher war, dass Razin eine Sicherung durchgebrannt war, aber dann erinnerte er sich. »In der Tat«, sagte er. »Der ganze Ort fühlte sich aufgeladen an. Wir dachten, es sei die Ruhestätte der bösen Götter. Wir spürten eine Gänsehaut. Wir führten es auf eine Art böse Resonanz zurück.« Er zuckte mit den Schultern. »Zu viele Vampirfilme, schätze ich.«

»Es ist die Erdenergie«, sagte Razin zu sich selbst. »Unser Professor weiß also, wovon er redet, da.«

»Was?«

»Es scheint, als gäbe es noch eine andere Möglichkeit, die Vorrichtung zu aktivieren.«

Drakes Körper wurde kalt, als wäre er in Eiswasser getaucht worden. »Machen Sie Witze?«

Razin sah ihm in die Augen. »Die Götter müssen über eine Ausfallsicherung verfügt haben. Denn wenn alles, was über die sieben Schwerter geschrieben steht, besagt, dass sie das Gerät anhalten werden, dann muss es auch einen anderen Weg geben, es einzuschalten.«

»Warten Sie mal.« Drake schüttelte den Kopf. »Schwerter? Welche Schwerter?«

Razin blinzelte, als wäre ihm klargeworden, dass er zu viel gesagt hatte. »Oh, ich bin nur ein schwafelnder alter Mann«, spottete er, glaubte seiner eigenen Aussage aber offensichtlich nicht genug, um sie zu untermauern. »Wir werden morgen weiterreden, Mr. Drake. Das heißt … sofern Sie dann noch am Leben sind.«

Er nickte Zanko zu.

»Er soll sich den anderen anschließen. Wir werden ihn über die Monitore beobachten.«

»Es gibt noch viel mehr über das Grab zu erzählen«, versuchte Drake.

»Ah, da bin ich sicher. Aber die Gefangenen warten auf Sie. Sie freuen sich darauf, Sie im Mutterland willkommen zu heißen. Ich bin mir sicher, dass ein paar gebrochene Knochen einem Mann wie Ihnen nichts ausmachen werden, da? Also los, Zanko.«

Der Monsterrusse packte Drake am Arm und stieß ihn durch die Zellentür. »Stirb nicht zu früh, kleiner Mann. Ich will noch etwas Zeit mit dir verbringen.«

Kapitel 4

Mano Kinimaka hielt sich im Hintergrund und sah zu, wie die Welt um ihn herum verrückt zu spielen begann. Sein Herz schlug für Hayden, die gleichzeitig mit Gates am Telefon jonglierte, Dahls Schnellfeuerfragen abwehrte und versuchte, mit Mai fertig zu werden, die vor ihr saß. Die kleine, aber tödliche Japanerin war auf der Straße liegengeblieben und hatte keine Verletzungen davongetragen, abgesehen von denen, die ihrem tiefsitzenden Stolz zugefügt wurden. Die Russen hatten eindeutig einen klaren Auftrag erhalten – Drake zu schnappen. Wahrscheinlich hatten sie nicht einmal gewusst, wer Mai war. Sie hatten es sich allerdings leichter vorgestellt und Taser statt Schusswaffen benutzt, um jegliche Gegenreaktionen zu minimieren. Sie hatten die Sache gut geplant – bis hin zum Einsatz eines lokal einzusetzenden Mini-EMPs, um Drakes Automotor abzuschalten, und von Tasern mit großer Reichweite, um eine Flucht zu verhindern.

Aber sie hatten nicht mit dem glorreichen Team aus Drake und Mai gerechnet. Die Russen hatten bei dem Angriff zwölf Männer verloren. Die Rettungsteams hatten sie um wenige Minuten verpasst. Sobald Mai wieder zu sich gekommen war, hatte sie die Angreifer als Russen identifiziert und sich an den letzten Kommentar erinnert, den sie gehört hatte, bevor sie ohnmächtig wurde; einen drohenden Satz, den sie Drake zugeflüstert hatten: »Zanko schickt dir eine Nachricht: ›Kleiner Mann, du wirst unser Gefängnisessen genießen‹.«

Kinimaka beobachtete, wie Hayden auf Mais Bitte hin Gates auf den Lautsprecher legte. Der Minister versicherte ihnen, dass er einem Flugzeug die Genehmigung erteilen könne, in den russischen Luftraum einzudringen und in der Nähe von Moskau zu landen, trotz der derzeitigen angespannten Beziehungen im Zusammenhang mit dem Syrien-Problem, aber natürlich kannte Gates den Vorgesetzten eines anderen Vorgesetzten.

»Ich werde mit ihnen reden«, sagte Gates. »Und erkläre ihnen die Situation. Meine Kontakte sind Ihrem Team sehr dankbar, dass Sie den Blutkönig ausgeschaltet haben. Seine Organisation ist so gut wie von der Bildfläche verschwunden, obwohl sein Sohn versucht, sie langfristig wieder aufleben zu lassen. Und es geht nichts über eine vergangene gute Tat, um einen zukünftigen Gefallen einzufordern. Agentin Jaye …« Seine Stimme erhob sich befehlend über ihre nächste Frage. »Fangen Sie an.«

Kinimaka setzte sich in Bewegung und bahnte sich, seiner Größe bewusst, vorsichtig ein Weg durch das Durcheinander von Tischen, Stühlen und halb ausgepackter Ausrüstung. Seine Größe war stets ein heikler Punkt für ihn. Deshalb hatte er sich anfangs in der Ecke aufgehalten – dort war mehr Platz gewesen und die Gefahr, gegen etwas zu stoßen, geringer. Er war stolz auf seine Größe, stolz auf seinen Körperbau, aber das konnte auch lästig sein.

»Großer Kerl im Anmarsch«, sagte er. »Passt auf eure schmächtigen Rücken auf.«

Er sah Hayden aufblicken, als er an ihr vorbeiging, starrte sie an und lief dabei direkt in Komodo hinein. »Hey.«

»Steck deine Zunge wieder rein, Mano. Hör zu.« Komodo lehnte sich vor. »Du und die Chefin scheinen sich in letzter Zeit sehr nahe zu stehen. Habt ihr …?« Er ließ die Andeutung offen.

Kinimaka war äußerst loyal und würde nie etwas preisgeben. »Ich tratsche nicht über Familie, Freunde oder Mädchen, Trevor. Das weißt du doch.«

»Hey, das ist doch nur Karin, die fragt, Mann. Sie ist Engländerin.« Er flüsterte das letzte Wort, als ob das seine indiskrete Frage erklären würde. »Mir ist das doch egal.«

»Gut.« Kinimaka schritt an ihm vorüber und erreichte schließlich seine Ausrüstung. Nachdem sie von Drakes Entführung erfahren hatten, hatte sich das Team in ihrem neuen Hauptquartier auf der Pennsylvania Avenue versammelt, ohne sich um die kahlen Räume und Wände zu kümmern, denn sie wussten, dass sie schnell handeln und Drake retten mussten.

Dahl hat die Arbeit von zwei Leuten übernommen. »Wenn das dieselben Russen sind, die Drake und Romero verärgert haben, wissen wir, dass sie in Moskau sitzen.« Er packte seine Ausrüstung zusammen, während er hastig mit Mai und Hayden sprach. »Aber können wir uns da sicher sein?«

»Welche anderen Russen hat Matt in letzter Zeit verärgert?«, fragte Mai.

»Den Blutkönig«, sagte Dahl mit Nachdruck.

»Das war vor Monaten. Außerdem sitzt Kovalenko im Gefängnis. Und du hast es gerade gehört – seine Organisation ist vom Erdboden verschwunden.«

»Ich habe es gehört«, versicherte Dahl ihr. »Und genau das ist es, was mich beunruhigt.«

»Vergiss den Namen Zanko nicht«, sagte Mai leise. »Das ist der Name des Russen, dem sie in Moskau begegnet sind.«

»Richtig.« Dahl nickte. »Richtig. Dann müssen wir das Gefängnis finden.«

Kinimaka spürte, wie sein Handy vibrierte. Er fischte das kleine Gerät aus seiner Tasche, wobei seine Handgelenke wie üblich den Stoff bis zum Zerreißen dehnten. Auf dem Display blinkte ein einziger Name: Kono.

»Mist«, flüsterte er.

»Ich hoffe, du denkst nicht daran, ihr zurückzuschreiben«, flüsterte Hayden. »Mit diesen großen Jumbo-Fingern würdest du entweder das Telefon kaputt machen oder einen dieser langen skandinavischen Namen buchstabieren, die Dahl so sehr mag.«

»Das ist mir schon mal passiert«, gab Kinimaka zu. »Ich habe versucht, das Wort cool zu simsen. Kam als abdojaminn heraus.«

Hayden lachte. »Wirst du dieses Mal mit ihr sprechen? Könnte für eine Weile deine letzte Chance sein, Mano.«

»Wie kann man jemanden gleichzeitig so sehr lieben und hassen?« Kinimaka tippte auf das Display, um zu antworten. »Hallo, Kono. Wie geht es dir?«

»Okay, kleiner Bruder. Okay. Hey, ich brauche …«

»Weißt du was, Kono? So fängst du deine Anrufe immer an. Ich brauche.«

»Entschuldigung. Aber Mano, bist du irgendwo in meiner Nähe?«

»Kalifornien? Ich bin in Washington D.C., also ist das ein großes Nein. Warum?«

»Du sagtest, ich solle anrufen, wenn ich Hilfe brauche. Nun, ich brauche immer Hilfe, ich weiß. Ich bin eine Versagerin, Mano. Ich habe es für dich und Mama und Papa versaut, und manchmal denke ich sogar, dass mich jemand verfolgt.«

Damit hatte seine Schwester in der Vergangenheit versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber es war immer nur eine List gewesen, um ihm Geld abzuluchsen.

Kinimaka war sich der dringlichen Aktionen seines Teams um ihn herum sehr wohl bewusst. »Ich muss gehen, Kono. Ich rufe an, wenn ich zurück bin.«

Sie wollte etwas erwidern, aber Kinimaka beendete das Gespräch. Er ignorierte Haydens Blick und sah zu Dahl.

Der verrückte Schwede hob seinen Rucksack an. Wut und Entschlossenheit waren in sein Gesicht gemeißelt. Kinimaka empfand fast Mitleid mit dem Feind, der sich ihm stellen musste.

»Nun, wir haben fast zwei freie Tage geschafft!«, sagte Dahl. »Jetzt lasst uns gehen und diesen Bastarden eine Lektion erteilen, die sie nie vergessen werden.«

»Ich frage mich, wie groß dieses Gefängnis ist«, überlegte Kinimaka.

»Wen interessiert das schon?«, murmelte Dahl. »Eines ist sicher – es wird nicht groß genug sein, um uns aufzuhalten.«

Hayden wandte sich an das Team. »Karin und Komodo werden hierbleiben und das neue Hauptquartier einrichten. Sie werden sich um die Technologie kümmern, die wir im Einsatz brauchen könnten. Und jetzt lasst uns die Ausrüstung zusammenstellen und unseren Mann zurückholen.«

Kapitel 5

Drake stolperte, als er den Gang entlang zu einer Treppe geschoben wurde. Der Tumult unter ihm wurde immer lauter, je näher er kam. Zanko trottete neben ihm her, ein schadenfroher Gorilla, der Drake ein noch schlimmeres Ende versprach als jenes, ihn in seinen ungewaschenen Achselhöhlen zu ersticken. Sein Boss, Nikolai Razin, lief schweigend hinter ihnen. Drake fragte sich, wonach der Mann suchte. Seine einzige Hoffnung an diesem trostlosen Ort bestand darin, auf Zeit zu spielen, bis das Team eintraf, denn er hegte keinen Zweifel daran, dass dies geschehen würde. Es war nur eine Frage des Zeitpunkts.

»Wie passen Ihre sieben Schwerter mit der Geschichte der Göttergräber zusammen?«, fragte er und blieb am oberen Ende der Treppe stehen.

»Ah, machen Sie sich darüber keine Sorgen. Wir werden uns später weiter unterhalten, sofern Sie dann noch funktionieren. Acht Stunden sind eine lange Zeit, um allein in einem russischen Gefängnis zu sein, mein Freund.«

Zanko tätschelte ihm den Kopf und brach ihm dabei fast das Genick. »Ein harter Mann wie er? Bis heute Abend wird er hier die Befehle geben.« Sein schallendes Gelächter klang ungewöhnlich. »Jetzt beweg dich, kleiner Mann. Oder musst du erst noch auf die Toilette?«

Drake spürte, wie er gestoßen wurde, und stolperte drei Stufen hinunter, bevor er sich abfangen konnte. Während er hinunterstieg, kam die Gefängniskantine in Sicht und, etwas näher, der behelfsmäßige Fitnessraum. Große Männer saßen auf niedrigen Bänken, stemmten Gewichte, trockneten sich ab oder bereiteten sich auf die nächste große Anstrengung vor.

Als Drake sich dem unteren Stockwerk näherte, hoben sich alle Augenpaare. Eine dichte Welle des Abscheus ging von ihnen aus und durchtränkte ihn regelrecht damit. Dies war so viel mehr als nur Einschüchterung. Trotz all seines Trainings war es für Drake fast unmöglich, keine Angst zu zeigen.

Schau nicht weg. Er wiederholte die Worte innerlich wie ein Mantra. Der Trick bestand darin, ihnen nicht direkt in die Augen zu sehen, was den Eindruck erwecken würde, sie herauszufordern, aber auch nicht zuzulassen, den eigenen Blick nach unten zu richten, was ein Zeichen von Schwäche und Unterwerfung war. Doch hier, in diesem Gefängnis, würde das alles keinen Unterschied machen.

Die Männer standen auf. Zanko blieb stehen und wies Drake an, weiterzugehen. »Geh weiter! Lerne deinen neuen Zellengenossen kennen. Von hier an lassen wir dich allein. Wir haben noch eine Menge zu erledigen.« Die Muskeln des großen Mannes spannten sich an, als könne er es gar nicht erwarten.

Razin sah Drake ein letztes Mal an. »Sie haben einen Fehler gemacht, meine Männer zu töten und meine Operation zu beenden. Sehen Sie, selbst ein kleiner Entführungsring wie dieser hat seine Vorteile. Aber einige dieser Männer …« Er deutete auf die vollbesetzte Kantine. »Sie haben mit Kovalenko das Brot gebrochen. Andere … waren seine Kameraden.«

Die beiden Russen drehten sich um und gingen. Am anderen Ende befand sich ein schwer verriegeltes Tor. Draußen waren Wachen stationiert, die sie beobachteten.

Drake wandte sich wieder der Kantine zu. Die meisten Insassen reckten ihre Hälse, um einen Blick auf das Fleischfleisch zu erhaschen. Drake beschloss, dass es wahrscheinlich nicht die klügste Idee war, wie der Neue an der Schule allein mitten im Nirgendwo stehenzubleiben, also machte er sich auf den Weg zu den Essensausgaben. Eine große Uhr, die hoch über der Kantine angebracht war, zeigte 18:00 Uhr russischer Zeit an. Wie spät ist es dann?, überlegte er, 10:00 Uhr, Washingtoner Zeit? Natürlich wusste er nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war. Es könnten Stunden gewesen sein, Tage. Trotzdem … das Team würde hoffentlich bereits auf dem Weg sein.

Eine große Masse versperrte ihm den Weg und ein zerfurchtes, schweißnasses Gesicht beugte sich zu ihm heran, bis ihre Nasen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Eine Hand legte sich entschlossen auf seine Brust und stieß ihn nach hinten. Der Mann sprach Russisch, ein raues, kehliges, bösartiges Russisch.

Drake schüttelte den Kopf. »No speakee da Russkie.«

Er war das Szenario bereits durchgegangen. Keine seiner Möglichkeiten war erfolgversprechend. Wäre dies ein amerikanisches oder englisches Gefängnis, würde er zuerst erst diesen und dann den nächsten Mann niederringen, um damit zumindest zu versuchen, weitere Herausforderungen abzuwehren. Aber hier? Hier musterten ihn etwa fünfhundert Männer, von denen wahrscheinlich mindestens die Hälfte ihm den Kopf abreißen wollte.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Zeit zu spielen.

Der Mann stand auf und plusterte sich auf. Drake wurde mit dem Anblick seines Sixpacks und seiner wogenden Armmuskeln verwöhnt. Als der Schwinger kam, wich Drake ihm aus und brachte sich außer Reichweite.

»Hör zu, ich will nicht mit dir kämpfen. Dein Boss – er braucht Informationen von mir.« Drake tippte sich an den Kopf. »Wichtige Informationen. Da?«

Der Gefangene brüllte, bevor er angriff. Drake traf ihn frontal mit einem Ellbogen, was den Kopf des Mannes nach hinten schnellen und ihn dann auf den Boden krachen ließ. Sofort sprang Drake zurück und hob abwehrend beide Hände.

Der Gefangene kämpfte sich auf die Knie. Jetzt sah Drake hinter ihm eine Reihe von Männern, die sich aus dem Fitnessbereich näherten, mit Hanteln in den verschwitzten Händen, die Nasenflügel gebläht und die Augen vor Wut geweitet. Er wich zurück, steuerte um den Kantinenbereich herum und auf eine entfernte Wand zu, an der er eine Reihe offener Türen sah. Während seines Rückzugs hielt die Gruppe von Männern mit ihm Schritt. Drake sah ein Trio von Wachen, die um die essenden Gefangenen herum positioniert waren und das Schauspiel interessiert beobachteten. Sie trugen Schlagstöcke. Andere Wachen, die sich auf abgesperrten Balkonen über ihnen befanden, trugen automatische Waffen. Er fragte sich, ob es ihm gelingen würde, einen von ihnen zu erreichen.