Die tägliche Dosis Gift - Klaus Oberbeil - E-Book

Die tägliche Dosis Gift E-Book

Klaus Oberbeil

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Beschreibung

Was drauf steht – und was drin ist

Marmelade, Duschgel, Frischhaltefolie – überall lauern chemische Gefahren. Klaus Oberbeil klärt auf: Welche Substanzen sind besonders gefährlich? Wo »verstecken« sie sich? Wie kann man sich davor schützen? Und welchen Herstellern und Verpackungsangaben überhaupt noch trauen? Ein Buch, das uns die Augen öffnen und unsere Sinne schärfen wird.

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Seitenzahl: 224

Veröffentlichungsjahr: 2011

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KLAUS OBERBEIL

ist Medizinjournalist und Experte für Gesundheits- und Ernährungsthemen. Er schrieb u. a. die Bestseller Die Zuckerfalle und Obst & Gemüse als Medizin und ist aus den Medien bekannt. Der Spezialist für Molekularbiologie und Genforschung betreibt zudem das Gesundheitsmagazin www.gesundefamilie.de.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Originalausgabe 02/2011

© 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Redaktion: Silke Uhlemann

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-04018-5V003

www.heyne.de

Vorwort

Morgens im Badezimmer: Es duftet zitronenfrisch nach dem chemisch-künstlichen Giftaroma des Kachelputzmittels. Die Zahnpasta ist mit Sodiumsulfat belastet, das Eau de Toilette mit Diethylphthalat, das Duschgel reich an Tensiden, der Pyjama sieht hübsch aus, seine Farben strotzen aber von Alkylphenyl. Dafür riechen die Hausschuhe wundervoll nach ihrem aufgesprühten chemischen Lederodeur. Zum Frühstück gibt es neben den üblichen Hauptbestandteilen, wie Brötchen, Butter etc., bereits 26 Einzelschadstoffe: Furan im Kaffee, Pestizide in der Marmelade, Lysinalanine im Käse, Acrylamid in den Backwaren, Nitrosamine im Schinken etc. Aber dafür haben wir ja das Immunsystem.

Auch die Fahrt im neuen Auto zum Büro ist kein Gesundheitstrip. Das Armaturenbrett stinkt noch immer nach Bisphenol A. Es hat einem auch niemand gesagt, dass man– wie Wissenschaftler herausfanden– in so einem PKW 40 oder noch mehr chemische Substanzen einatmet, und dies 12 bis 18 Mal pro Minute. Heizung oder Klimaanlage stoßen einen Schwall kaum gefilterter Kohlenwasserstoffe, Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid, Benzol und Dieselruß aus, die Husten und Niesreiz verursachen. Also schnell her mit den teuren Papiertaschentüchern, auch wenn sie mit synthetischen Cyclomoschus-Verbindungen aufgeladen sind, die sich über hauchfeine Bronchien im Eiltempo im Blutkreislauf verbreiten und in praktisch allen 70 Billionen Körperzellen Unheil anrichten.

Jetzt ist der Alltag aber noch nicht einmal eine Stunde alt. Die wirklich tückischen Toxine lauern noch hinterhältig ihrem Opfer auf: Benzophenone, perfluorinierte Substanzen, polybromierte Diphenylesther, Perchlorate, Dioxine, Organochlorine, Konservierungs-, Farb- oder Aromastoffe. Insgesamt rund 50000 chemische Gift- und Schadstoffverbindungen in einer total verseuchten Alltagsumwelt.

Seitdem sich der Mensch bemüht, die Natur zu seinem und ihrem Vorteil zu verändern, gibt es rund 100000 chemisch-synthetische Substanzen, die tief in unseren Alltag eingreifen und ihn tatsächlich verwandeln– allerdings zu unseren Ungunsten. Es reicht! Höchste Zeit, etwas gegen die tägliche Giftbedrohung zu unternehmen.

Genetisch ist unser Organismus gegen keine einzige dieser Giftsubstanzen gewappnet. Unser Körper ist ein unschuldiges Wesen, das sich in Jahrmillionen biologischer Evolution entwickelt hat, stets im Einklang und abgestimmt auf eine gesunde Umwelt. Noch immer will er den reinen Sauerstoff in frischer Waldluft atmen, Gegenstände ohne chemische Laborstoffe berühren und betasten, Erdbeeren ohne Konservierungsstoffe essen. Unser Körper vertraut der Umwelt– und ist gerade deshalb schutz- und wehrlos gegen die unbarmherzigen Dauerattacken durch Gift- und Schadstoffe.

Die Natur hat uns gegen den modernen Feind keine Abwehrstoffe mitgegeben. Gegen zerstörerische Faktoren wie Epoxid-Harze, Lindan, PVC oder Styrol. Dieser Ratgeber will aufklären, auf die Gefahren hinweisen– und Wege aufzeigen, wie wir der Bedrohung entrinnen, was wir für unsere und die Gesundheit unserer Kinder und Enkelkinder tun können.

Vorsicht Gift – die Alarmglocken schrillen

Natur gegen Chemie– so lautet die Konfrontation, die in Zukunft unser Leben bestimmen wird. Niemand kann vorhersagen, ob der Abwehrkampf gegen den unsichtbaren Feind Chemie noch gewonnen werden kann. Obwohl EU und Bundesbehörden vehement in die Kontrolle und Überwachung von Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten eingreifen, wird Deutschland mehr und mehr zur Müllhalde für krankheitserregende Gift- und Schadstoffe aller Art. In der jüngsten Statistik der Giftinformationsdatenbank des Bundesinstituts für Risikobewertung vom Dezember 2007 wurden 264149 Vergiftungsfälle eingespeichert, 35731 mehr als noch im Jahr vorher. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Nach Expertenmeinung repräsentiert diese Zahl gerade einmal ein Prozent der wirklich auftretenden leichteren oder schwereren Schadensfälle, die sich täglich mehr oder weniger unbemerkt summieren– durch das Berühren von Gegenständen, die Nahrungsaufnahme, das Einatmen chemisch belasteter Luft.

Einer besonders strengen gesetzlichen Regelung unterliegen Materialien, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, wie Alufolien, Frühstücksbeutel, Getränkekartons, Abfüllschläuche oder Antihaftbeschichtungen von Kochgeschirr. Für die gilt seit dem Oktober 2004 eine vom Europäischen Parlament und dem Rat der EU verabschiedete Rahmenverordnung. Doch sogenannte Migrationswerte, die stoffbezogenen Grenzwerte, werden nur zu oft überschritten bzw. überhaupt nicht kontrolliert. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer sind personell gar nicht in der Lage, jede einzelne Produktpalette in Augenschein zu nehmen, zumal zum Beispiel Kunststoffgetränkeflaschen je nach Lieferung mal unbedenklich, dann aber wieder schadstoffbelastet sein können. Dieses Problem schwankender Reinheitswerte stellt sich bei der Kontrolle nahezu aller Bedarfsgegenstände.

Wenn eine Sendung Duschgel aus Shanghai als keimfrei deklariert wird, bedeutet dies noch lange nicht, dass das Duschgel aus der nächsten Container-Ladung aus Shanghai unbedenklich ist.

Die asiatische Bedrohung

Die amtliche Rückstandsanalytik über Herbizide, Insektizide, Fungizide, Molluskizide (Mittel gegen Schnecken), Akarizide (Mittel gegen Milben) oder Wachstumsregler kommt zu bestürzenden Ergebnissen, ganz abgesehen von einer ständig steigenden Nitratbelastung (zum Beispiel von Rucola). Behördliche Datenbanken, etwa die Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 64 des Lebensmittelgesetzes, gelten möglicherweise bald als gar nicht mehr kompetent. Denn im Zuge der Nanotechnologie mit ihren extrem verfeinerten Messmethoden entdecken Wissenschaftler neuerdings Giftspuren, die sich bislang der Analyse entzogen haben.

Plötzlich wird das Ausmaß der wahren Bedrohung deutlich. Mit der High-Tech-gestützten Tandem-Massenspektrometrie werden versteckte Schadstoffsubstanzen anhand ihrer Molekülmasse herausgefiltert– ein Verfahren, das erst seit wenigen Jahren vom Bundesinstitut für Risikobewertung eingesetzt wird. Stellt sich also bald heraus, dass gesunde Umwelt nur noch ein Nostalgiebegriff aus der Welt unserer Großeltern sein wird? Nur noch ein Stück Vergangenheit? Ein erschreckender Gedanke. Tatsache ist, dass vor allem asiatische Hersteller mit offensiven Vertriebsmethoden den Profitkonsens mit deutschen Herstellern und Vertreibern suchen– eine für uns alle verhängnisvolle Symbiose.

Denn diese Vertriebskanäle basieren auf schier unvorstellbaren Gewinnmargen. Sogenannte Bulk-Ware (Massenware) wird, weitgehend nur unzulänglich zertifiziert, zu Peanuts-Preisen auf dem Markt angeboten und mit horrenden Kalkulationen in Deutschland weiter vertrieben. Dasselbe gilt für sämtliche verbraucherfreundlichen Produkte, von Schuhen angefangen über Textilien, Kinderspielzeug, Kosmetika oder Haushaltsartikel. »Eine Einbahnstraße Gift«– so nennen es deutsche Umweltexperten.

Gift & Profit

In China gibt es weltmarktbeherrschende Vertriebsportale wie Global Sources, Trade Key oder Made-in-China, die verbrauchernahe Produkte oder Agrarhilfen anbieten, ganz egal ob giftbelastet oder nicht. Internationaler Globalisierungs-Gigant ist Alibaba mit 3,6 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern und Regionen, 5000 Produktkategorien und 24Millionen registrierten Usern, die vom Filzstift bis zum Düngemittel anbieten, was die Märkte hergeben und was weltweit verlangt wird. Weil es immer wieder zu Klagen über schadstoffbelastete Exportartikel kommt, bieten findige Unternehmer und Organisationen sogenannte Audit Reports an, Berichte Dritter über Zertifikate und Qualitätskontrolle. Für wenig Geld wird dann etwa ein Produzent eines borsäurehaltigen Lippenpflegemittels von einem Tag auf den anderen ein »Audited Supplier«, also ein Anbieter einer gesundheitlich unbedenklichen Ware.

In China gibt es inzwischen 1,3 Millionen Kosmetika-Hersteller mit »Supplier Verification«, deren Erzeugnisse oft problemlos den Weg durch die Schlupflöcher des deutschen Zolls finden und die am Ende auf deutschen Verkaufstischen und schließlich im Haushalt landen. Dabei hilft nicht selten, dass diese Unternehmen ihre Qualitätszulassung von der Société Générale de Surveillance beziehen, der in Genf ansässigen, seriösen und weltweit größten Zertifizierungsagentur mit 50000 Mitarbeitern und 1000 Niederlassungen auf der ganzen Welt. Insgesamt sind etwa 3,5 Millionen China-Produkte aller Kategorien mit einem solchen oder ähnlichen Qualitätssiegel versehen, also praktisch der Eintrittskarte in die westlichen Märkte. Für so manchen Importeur zählt dabei allein der spottbillige Einkauf, weniger die giftfreie Qualität des Produkts. Genau hier reichen sich Gift und Profit die Hände. Trotz massiver Abwehrmaßnahmen finden EU- und deutsche Behörden keine Mittel und Wege, um die Giftschwemme nachhaltig einzudämmen.

Neues Schadstoffregister

Als weitere Abwehrmaßnahme hat das Bundesumweltministerium im Juni 2009 in einem Abkommen mit der UN-Wirtschaftskommission für Europa erfolgreich das Schadstoffregister PRTR gestartet (Pollutant Release and Transfer Register). Es umfasst 91 Schadstoffe, die maßgeblich zu Luftverschmutzung und Gewässerbelastung beitragen– ein weiterer Versuch, wenigstens einen kleinen Teilbereich der Giftbedrohung in den Griff zu bekommen. Im selben Monat gab das Bundesumweltamt bekannt, dass immer mehr Hersteller und Vertreiber von Waschmitteln ihre Produkte mit dem EU-Umweltzeichen versehen wollen. Eine lobenswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass bei uns jährlich 600000 Tonnen Waschmittel, 200000 Tonnen Weichspüler und 450000 Tonnen Reinigungsmittel über die Ladentheken gehen, um später zwangsläufig im Grundwasser zu landen.

Schon melden sich Skeptiker mit der Meinung, dass selbst so manches dieser Gütesiegelprodukte chemisch belastet ist. »Schuld ist der gewaltige Wettbewerbsdruck, dem die ethischen Normen einer sauberen Umwelt auf Dauer nicht gewachsen sind«, heißt es. »So wie der US-Gigant Monsanto mit seinem gentechnologisch erzeugten Mais die Welt erobert und gleichzeitig deren Nährboden verseucht, werden Millionen andere Produkte ihr Gift in sich tragen und über alle Kontinente verstreuen.«

Toxine und gesundheitsschädliche Substanzen gab es in der Natur seit jeher in Fülle. Damit schützen sich zum Beispiel Pflanzen gegen aggressive Bakterien, Viren, Pilze oder andere Parasiten. Schlangen wiederum nutzen Gifte für den Beutefang. Rund 70000 verschiedene Pflanzen- und Tiergifte können uns Menschen gefährlich werden. Darüber wussten schon unsere Vorfahren und Urahnen Bescheid, sie mieden in ihrer Umgebung bestimmte Pflanzenarten und gingen giftigen Tieren aus dem Weg.

Zu giftigen Tieren zählen Spinnen, Taranteln, Skorpione, Kraken, Feuersalamander, manche Kröten, Frösche und Fische, Quallen, Schnecken und zahlreiche Wespen-, Fliegen-, Ameisen- und Käferarten. Sie produzieren ihre Giftstoffe vorwiegend zur Abwehr gegen Feinde, oft bis zu 50 oder mehr einzelne Giftsubstanzen. Fleischfressende Pflanzen töten Insekten mit Giften, im Allgemeinen aber synthetisieren Pflanzen Umweltgifte, um sich vor lästigen oder gefährlichen Angreifern zu schützen. Pflanzengifte stecken in Schalen, Samenkernen oder auch im Fruchtfleisch, in Stängeln und auch in Blättern. Meist sind es Atropine oder Alkaloide in unterschiedlichen Konzentrationen. Sie wirken bevorzugt gefäßverengend oder -erweiternd.

Auf die Abwehr und Neutralisation tierischer und pflanzlicher Gifte in erträglichen Konzentrationen ist unser Immunsystem gut eingerichtet. Im Laufe der biologischen Entwicklung über Jahrmillionen hinweg sind in unseren Zellkernen Immun-Gene entstanden, die exakt gegen jene Gifterreger gerichtet sind, die uns Menschen seit vielen tausend Jahren in unserer natürlichen Umwelt von Wald, Wiesen, Feldern oder Gewässern bedrohen. Gegen Naturgifte sind wir also gut geschützt, solange uns nicht ein giftiges Insekt sticht oder wir giftige Tollkirschen verzehren. Auf jedem Quadratzentimeter unserer Umwelt wimmelt es von Bakterien, Viren, Giften, Pilzen und anderen Mikroben, auf die unser Immunsystem eine Antwort weiß. Doch auf jedes einzelne Giftmolekül aus chemischen Labors hat unser Organismus kein Gegenmittel. Darin liegt die besondere Bedrohung, der selbst unser perfektes Immunsystem kaum gewachsen ist.

Interessantes über unser Immunsystem

Wir Menschen bleiben meist 70, 80 oder mehr Jahre lang verhältnismäßig gesund, Befindlichkeitsstörungen, Beschwerden oder auch Krankheiten halten meist nur kurze Zeit an, wir erholen uns jedes Mal wieder rasch. Dies verdanken wir unserem Immunsystem, einem stets präsenten Bollwerk aus Billionen weißer Blutkörperchen, rund 100 Billionen Immun-Proteinen, den Antikörpern und einigen Organen. Bei einer Infektion jedoch, einem Wespenstich oder einem Bakterienbefall, rekrutiert das Immunsystem innerhalb weniger Minuten noch einmal das Hundertfache dieser Schutzarmee.

Das Gefährliche an unseren Umweltgiften: Während das Immunsystem Viren im Organismus innerhalb Zehntelsekunden aufspürt und bekämpft, lösen chemische Substanzen zunächst meist keinerlei Abwehrreaktion aus. Ganz einfach deshalb nicht, weil die Gene unseres Immunsystems dieses Giftmolekül nicht kennen, im Laufe der biologischen Evolution nicht darauf programmiert sind. Das Immunsystem reagiert meist erst dann, wenn Chemiegifte Beschwerden ausgelöst haben, wenn etwa ein Baby an einem giftigen Filzstift lutscht, Toxine in den Magen-Darm-Trakt gelangen und die Schleimhaut verätzen oder angreifen.

Die weißen Blutkörperchen

Etwa 99 Prozent der im Blut zirkulierenden Blutzellen sind rote Blutkörperchen. Nur ein Prozent steuern die weißen Blutkörperchen bei, die zur Schutztruppe des Immunsystems gehören. Von denen gibt es wiederum unterschiedliche Typen, die mit ganz speziellen Aufgaben betraut sind. Sogenannte Granulozyten reagieren auf Entzündungen, Makrophagen sind Fresszellen, die krankheitserregende Partikel fangen, zersetzen oder sie an Lymphozyten zur Neutralisation und zum Abtransport weiterreichen. Makrophagen sitzen bevorzugt in der extrazellulären Flüssigkeit zwischen Zellen, in besonders hohen Konzentrationen in der Leber. Lymphozyten greifen Fremdkörper unvermittelt und aggressiv an.

Auch von diesen Lymphozyten gibt es wiederum verschiedene Typen, die T-Zellen, B-Zellen und natürliche Killerzellen. Wir Menschen wären demnach gegen mikrobielle Angreifer bestens gerüstet– wenn nicht die unersättlichen Chemiker in ihren sterilen Labors unermüdlich neue Gifte entwickeln würden, mit denen dann Lebensmittel, Textilien, Kosmetika, Kleber, Kunststoffartikel, Verpackungsmaterial etc. angereichert werden. Wir dürfen getrost davon ausgehen, dass so mancher dieser Chemiker immer wieder mal jubelnd ausruft: »Hurra, ich habe ein neues Gift erfunden!«

Die Organe des Immunsystems

Zu den Organen des Immunsystems gehören die Lymphknoten, die Milz und die Thymusdrüse. Das oberste Postulat lautet: Giftstoffe unter allen Umständen neutralisieren und unschädlich machen. Lymphknoten sitzen an verschiedenen Stellen des Körpers: in den Achseln, dem Nacken, im Bauch oder den Leisten. Sie bestehen aus dynamischem Gewebe, enthalten Milliarden von Lymphozyten, die unablässig ausgetauscht und erneuert werden. In diesen Knoten wird die Lymphflüssigkeit gefiltert, Bakterien, Schad- oder Abfallstoffe werden aufgefangen und ausgeschieden. Die meisten Lymphknoten sind nur etwa einen Zentimeter groß, sie können jedoch nach einer Infektion erheblich anschwellen, so zum Beispiel bei einem grippalen Infekt. Die Mandeln in unserem Rachen bestehen aus Lymphgewebe, das Schleimhäute im Rachenraum schützt.

Die Milz ist ein ovales, flaches, tiefrotes Organ nahe der Leber, ebenfalls aktiv daran beteiligt, unseren Körper giftfrei zu halten. Das Organ speichert rote Blutzellen (deshalb ist die Milz so tiefrot) und zerstört verbrauchte weiße Blutkörperchen. Die Milz enthält auch hohe Konzentrationen an Lymphozyten und Makrophagen, und sie filtert Lymphflüssigkeit auf dieselbe Weise wie dies die Lymphknoten tun. Die Thymusdrüse schmiegt sich als kleines, schwammartiges Organ ans Brustbein an, sie ist nach Geburt und Wachstum tatkräftig am Aufbau des Immunsystems beteiligt, steuert diesem Schutzmechanismus wichtige Thymusfaktoren bei und hat auch Einfluss auf den Knochenstoffwechsel.

Oberstes Gebot: Kein Gift im Körper!

Wenn eine bedrohliche Fremdsubstanz unseren Körper attackiert, kann sie zwei verschiedene Abwehrreaktionen auslösen: spezifische oder unspezifische. Unsere Haut und auch die klebrige Schicht der Schleimhäute verhindern oder behindern das Eindringen, in den Luftwegen sorgen winzige Flimmerhärchen dafür, dass Fremdkörper nicht anhaften und ins Gewebe eindringen können. Zusätzlich enthalten Tränen, Speichel oder Schleimhäute ein Enzym mit der Bezeichnung Lysozym, das zum Beispiel die Zellwände von Bakterien zerstört.

Im Falle einer Verletzung, wenn wir uns zum Beispiel in den Finger schneiden, aber auch bei einem Mückenstich, kommt es zu einer Entzündung. Die entsteht dadurch, dass sogenannte Mastzellen in Gefäßwänden Histamin ausstoßen, einen Eiweißstoff, der für einen erhöhten Blutandrang mit Schwellungen, Rötungen und Juckreiz sorgt. Dadurch versucht der Organismus, Giftstoffe möglichst rasch auszuschwemmen. An diesem unspezifischen Mechanismus sind auch Gewebshormone beteiligt, wie zum Beispiel Prostaglandine, die im steten Abwehrkampf des Immunsystems gegen Umweltgifte eine bedeutende Rolle spielen.

Die spezifischen Immunmechanismen, Antwortreaktionen auf eindringende Krankheitserreger, werden auf unterschiedlichen Wegen ausgelöst:

»Maßgeschneiderte« Abwehrsubstanzen bekämpfen Bakterien und Viren, die ja ebenfalls ihre Struktur in genetischen Mutationen verändern. Gegen ein chemisches Laborgift aber kann unser Immunsystem niemals innerhalb Sekunden ein Abwehrmolekül bilden.Unser Immunsystem verfügt über ein molekülgenaues Gedächtnis, in dem zurückliegende mikrobielle Gefahren gespeichert sind. Wenn etwa ein kleines Kind Windpocken oder eine Grippe hat und diese Krankheiten mit Hilfe selbst produzierter Abwehrsubstanzen ausheilt, bleibt das Immunsystem doch ein Leben lang hellwach und beobachtet genau, ob diese speziellen Krankheitserreger nicht erneut im Organismus auftauchen. Im Abwehrkampf gegen Umweltgifte aber fehlen derlei Mechanismen. Deshalb sind Labortoxine auch so außerordentlich bedrohlich für unsere Gesundheit.Unser Immunsystem unterscheidet auch streng zwischen körpereigenen Substanzen bzw. Zellen und entsprechenden Eindringlingen, die mit aller Macht bekämpft werden. Entweder durch B-Zellen und Antikörper in den Körperflüssigkeiten oder mit T-Zellen im Gewebe. Wenn jedoch chemische Toxine zusätzlich den Organismus angreifen, erhöht sich die Gefahr, dass das Immunsystem überreagiert und nicht nur Fremdsubstanzen, sondern auch eigenes Gewebe angreift.Dann kommt es zu modernen Volkskrankheiten, zu Autoimmunerkrankungen, wie Morbus Crohn (eine Darmentzündung), Neurodermitis, Lupus oder allergischen Dauerreaktionen. Lesen Sie darüber bitte noch mehr in diesem Buch.

Man kann sich kaum ausmalen, welche Belastung chemische Toxine für unseren Körper darstellen. Wir wissen ja alle, unter welchen Qualen Gartenschnecken sterben, wenn sie mit Gift bekämpft werden. Oder Fliegen und Mücken, denen mit Spraygift aus dem Supermarkt der Garaus gemacht wird. Nicht anders ergeht es unseren Körperzellen, wenn sie mit Giftstoffen unmittelbar in Berührung kommen. Dies gilt vor allem für diejenigen Bereiche, die sich seit jeher mit Krankheitserregern von außen, mit tierischen oder pflanzlichen Giften, herumplagen müssen. Also speziell für unsere Haut und alle unsere Schleimhäute. Seit wenigen Jahren oder Jahrzehnten haben sie es nun auch noch mit weitaus gewalttätigeren Feinden zu tun, mit den Toxinen aus unseren Chemielabors.

Die Giftabwehr beginnt im Mund

Wir atmen mit der Luft unablässig Fremdsubstanzen ein. Und wenn wir etwas essen oder trinken, suchen sich bereits mikrobielle Krankheitserreger aus diesen Lebensmitteln ihre Nistplätze im sensiblen Epithel-Gewebe unserer Mund- und Rachenschleimhäute. Hier entwickeln sie unverzüglich den Ehrgeiz, große Kolonien aufzubauen. Dazu muss man wissen, dass zum Beispiel eine Bakteriengeneration keine 20 Jahre, wie bei uns Menschen, dauert, sondern oft nur wenige Minuten. Aus tausend Mundbakterien können auf diese Weise innerhalb einer Stunde Millionen oder Milliarden werden. Deshalb hat uns die Natur mit Drüsen ausgestattet, die Speichel produzieren und in den Mund- und Rachenraum abgeben. Speichel tötet Mikroben und schwemmt sie in den Magen-Darm-Trakt.

Speichel: Unsere erste Immunwaffe

Diese Flüssigkeit besteht zu 98 Prozent aus Wasser und zu zwei Prozent aus Schleim, Elektrolyt-Salzen und antibakteriellen Substanzen. Da müssen Bakterien in unserer Mundhöhle also schon so richtig ums Überleben kämpfen. Amylase-Enzyme im Speichel bauen Kohlenhydrate ab, auch solche, die noch als Überbleibsel der letzten Mahlzeiten zwischen den Zähnen stecken.Unser Speichel ist reich an den Abwehrstoffen Immunglobulin A (IgA), Lactoferrin (bekämpft Nahrungspilze), an Lysozymen (zerstört Bakterien) und Peroxidasen (immunaktive Enzyme).Das Immunglobulin A ist hoch in Körperflüssigkeiten konzentriert, es schützt insbesondere Schleimhäute vor Giftstoffen und ist potente Abwehrsubstanz gegen Bakterien und Viren. Es bindet über den Speichel oder auch den Schweiß Antigene, dies sind Stoffe, die eine Immunabwehr auslösen, ist aber gegen chemische Gifte nur bedingt wirksam.

Unsere Mundschleimhaut ist sehr empfänglich für die Aufnahme lebenswichtiger Substanzen. Weil Vitamin C und Glukose, der kleinste Baustein der Kohlenhydrate, unzählige Stoffwechselvorgänge im Körper vorbereiten, werden sie bereits im Mund durch feinste Kanäle ins Blut transportiert. Weil Kohlenhydrate in hellen Mehlprodukten und Süßigkeiten sowie in süßen Getränken besonders rasch zu Glukose abgebaut werden, werden diese Bausteine gleichzeitig zu Transportmitteln für das Einschleusen von Giftsubstanzen durch die Mundschleimhaut ins Blut. Wenn wir also eine Praline oder ein süßes Stück Torte essen, wandern Alltagstoxine schon aus der Mundhöhle ins Blut. Die Schleimhäute im Mund sind für die Aufnahme von Glukose nahezu ebenso aufnahmefähig wie die Schleimhäute in unserem Dünndarm. Dies macht sich die Pharmaindustrie zunutze, deren Pillenwirkstoffe unter Anwesenheit von Kohlenhydrathilfsstoffen leichter ins Blut und an ihre Zielorte gelangen.

Eine Rolle spielt dabei der Säuregehalt im Speichel. Je basischer er ist– bedingt durch hohen Verzehr von Süßem und von hellen Mehlprodukten– desto leichter haben es Giftstoffe, ins Blut zu gelangen. Ein eher saurer Speichel hingegen hemmt den Gifttransport durch die Mundschleimhaut ins Blut. Deshalb beugen Obst und Gemüse mit ihren hohen Konzentrationen an Fruchtsäuren dem Gifteinstrom über die Mundschleimhaut vor. Andererseits begünstigt die schnell lösliche süße Glukose den Zustrom von Toxinen ins Blut und zu den Zellen. Davon sind vor allem unsere Kinder betroffen, die oft süchtig nach Süßem oder künstlich gesüßten Getränken sind. Sie nehmen die Alltagsgifte, zum Beispiel aus der Atemluft oder aus Lebensmitteln, viel schneller auf, können sich also gegen Giftattacken viel schlechter wehren. Auf diese Weise werden Toxine und Fehlernährung zu Verbündeten im Kampf gegen unsere Gesundheit. Dies gilt vor allem auch für die immer mehr in Mode kommenden Nanopartikel. Lesen Sie bitte auch darüber mehr in diesem Buch.

Immunabwehr Magen

Unser Organismus unternimmt große Anstrengungen, um sich gegen gesundheitsschädliche Mikroben oder Substanzen zu schützen. Deshalb ist der Säuregehalt in einem gesunden Magen sehr hoch. Säure tötet Bakterien, Pilze und andere Mikroben im Magen ab, kann jedoch gegen die meisten Umweltgifte nichts ausrichten, weil sich diese durch Enzyme nicht abbauen oder verändern lassen. Darauf sind ja zum Beispiel Konservierungsmittel oder Insektizide schon bei ihrer chemischen Entwicklung programmiert. Sinn und Zweck vieler Labortoxine ist es, unangreifbar gegen unsere menschlichen Abwehrstoffe zu sein. Sonst würden ja zum Beispiel Duftchemikalien oder Rückfetter in Shampoos allzu schnell ranzig oder auf andere Weise unbrauchbar. Die Strategie der Gifthersteller und -verwender zielt also darauf ab, den unablässigen Kampf ihrer Produkte gegen die menschliche Immunabwehr zu gewinnen.

Sogenannte Belegzellen in der Magenschleimhaut synthetisieren Salzsäure (chemisch: HCl, Chlorwasserstoff) und speisen diese in den Magensaft ein, der dadurch sauer wird. Die Magensäure eines gesunden Menschen ist so ätzend scharf, dass sie Löcher in einen Teppich brennen könnte. Zweck des sauren Milieus ist es, Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze, Milben oder andere Parasiten rechtzeitig abzutöten, damit sie nicht in tiefer gelegene Darmabschnitte gelangen und sich in großen Kolonien ausbreiten können. Gegen Umweltgifte wie Tenside (in Waschmitteln) oder Isopropanol (in Kosmetika) kann Magensäure aber nichts ausrichten, weil diese meist aus kompakten Molekülstrukturen bestehen und ohnehin oft schon einen hohen Säurewert haben.

Auch durch die Magenschleimhaut dringen Toxine in unseren Blutkreislauf ein, durch passiven Transport oder indem sie huckepack mit anderen Molekülen eingeschleust werden. Schließlich ist der noch weitgehend unzersetzte Nahrungsbrei im Magen Tummelplatz für Billiarden und Aberbilliarden von mikrobakteriellen und toxischen Krankheitserregern, die aus der Umwelt in uns eindringen. Unsere Magenschleimhäute wehren sich übrigens gegen den eigenen Säureangriff durch den Aufbau einer dicken basischen Schleimschicht, die Magensäure neutralisiert.

Gifte im Darm

Unterm Mikroskop sieht unsere Darmschleimhaut wie der üppige Amazonasdschungel aus, sie ist allerdings auch ebenso durch Gifte verletzlich und verwundbar wie das gewaltige Wildnisbiotop Südamerikas. Im Querschnitt betrachtet, sieht unser Darm aus wie zugewachsen. Millionen sogenannter Mikrovilli, dies sind feinste Fingerchen, Erhebungen, Ausspreizungen, sorgen dafür, dass die Darmschleimhaut eine möglichst große Oberfläche erhält. Damit auch jedes Nahrungsmittelmolekül die Gelegenheit hat, mit ihr in Kontakt zu kommen und durch feinste Kanälchen ins Blut zu gelangen. Die Darmschleimhaut eines gesunden Menschen hat– könnte man sie auslegen– etwa die Größe eines Tennisplatzes. Ein gesunder Darm zeichnet sich also aufgrund seiner dicken Schleimhaut auch durch ein hohes Gewicht aus. Der Darm besteht aus Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm, er ist insgesamt etwa sechs Meter lang.

Giftstoffe haben im Darm also reichlich Angriffsfläche– und sie nutzen sie entsprechend, obwohl der Darm neben seiner Verdauungsfunktion in erster Linie Immunorgan ist. Die gesamte Darmschleimhaut ist ein Bollwerk gegen krankheitserregende Eindringlinge. Dies freilich nur, solange die Darmschleimhaut gesund, üppig und gut genährt ist. Fehlernährung aber führt zu einer Ausdünnung des Epithel-Gewebes. Dazu muss man wissen, dass Schleimhautzellen nur wenige Tage lang leben und danach abgestoßen werden. Wenn wir uns aber nur von Currywurst mit Pommes, Pizza, Fast Food und Süßem ernähren, werden der Darmschleimhaut keine kräftigenden Nährsubstanzen zugeführt. Sie wird dünner, kann teilweise sogar verhornen.

Auf diese Weise verliert sie ihre Leistungsfähigkeit– insbesondere im Abwehrkampf gegen Mikroben und Toxine. Kolonien von Bakterien und Parasiten siedeln sich in ihr an. Pilze bilden Großkolonien, beißen sich mit ihren scharfen Rhizoid-Krallen in ihr fest. Dadurch entstehen winzige Verletzungen und Löcher, durch die Umweltgifte und Großmoleküle in den Blutkreislauf eindringen und allergische Reaktionen auslösen, so zum Beispiel Ekzeme, Lebensmittelallergien und vieles mehr. Allergologen tun sich dann oft sehr schwer, die entsprechenden Allergene zu entdecken, die zu solchen Allergien führen. Allergietests, wie zum Beispiel Patch-Tests, sprechen auf zahlreiche Toxine gar nicht an. Dann bleiben Ursachen für Beschwerden oft unentdeckt, Umweltgifte können sich gewissermaßen im gesamten Verdauungstrakt, zwischen Mund-Rachenraum und Mastdarm ungehindert austoben.

Wie sich Körperzellen gegen Toxine wehren

Jeder Mensch hat etwa 70 Billionen Körperzellen, die in der extrazellulären Flüssigkeit eingebettet sind und über das Blut mit Nährstoffen versorgt werden. Sie sind mit einer öligfeuchten Doppelschicht umpackt, die gewährleisten soll, dass keine Schad- und Giftstoffe in das große wässrige Zellinnere, das sogenannte Zytoplasma eindringen. Nahezu alle Biostoffe, Hormone oder Enzyme, die in die Zelle eindringen wollen, müssen an ihrem jeweils bestimmten Rezeptor andocken, einer Art speziellem Landeplatz. Nur über diese feinsten Poren können sie in die Zelle gelangen. Für Umweltgifte hat die Natur jedoch keine solchen Rezeptoren vorgesehen. Unsere Chemielabors gestalten ihre Toxine deshalb weitgehend fettlöslich, so können sie Kontakt mit Fettsubstanzen der Zellschutzhüllen aufnehmen und diese gewissermaßen überlisten. Zu den schlimmsten Zellfeinden zählen die sogenannten Roundup-Produkte des US-Herstellers Monsanto, die weltweit am meisten eingesetzten und somit »erfolgreichsten« Unkrautvernichtungsmittel.

Vier verschiedene Giftlinien des Roundup-Wirkstoffs Glyphosat sind für unsere empfindlichen Zellen extrem giftig, sie gehören zu den Hauptverschmutzern unseres Grundwassers und unserer Flüsse. Das Herbizid Glyphosat wurde 1974 erstmals verkauft und startete auch gleich seinen Siegeszug. Zum Erfolg steuerte die Tatsache bei, dass Gensaatgut der Firma Monsanto resistent gegen Roundup war, deshalb konnte das Gift massiv eingesetzt werden, um die aufkeimende Saat gegen Schädlinge zu schützen. Mit Glyphosat begann somit das Zeitalter der genetisch gesteuerten Pflanzenaufzucht mit gewaltigen Ernten– gleichzeitig aber leider auch die Eroberung der Natur durch Umweltgifte.

Gehirn, Leber, Nerven: Giftspeicher im Körper

Unser Organismus vertraut der schützenden Tätigkeit von Verdauungstrakt und Immunsystem, die Schadstoffen den Zugang ins Gewebe verwehrt. Gelangen dann doch Gifte in den Darm, werden sie möglichst über den Stuhl ausgeschieden, meist zusammen mit Fettsubstanzen, an die sich Umweltgifte bevorzugt binden. Eine Nahrung mit hohen Anteilen an Ballaststoffen, wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Naturreis, Vollkornprodukten etc. saugt im Darm Wasser auf und sorgt für eine beschleunigte Darmpassage. Bei gesunder Ernährung werden deshalb schädliche Substanzen rasch ausgeschieden. Freilich werden auf diese Weise nicht alle Giftsubstanzen entfernt. Sogenannte Peyer-Plaques spielen in der Darmschleimhaut Feuerwehr und neutralisieren Schadsubstanzen, die dem Epithel-Gewebe noch anhaften.

An diesen kräftigen Bündeln von jeweils bis zu 50 leistungsstarken Lymph-Follikeln kommt im Prinzip kein Schadstoff vorbei, sie zählen zu den mächtigsten Komponenten unseres Immunsystems, ragen weit in das Darmlumen hinein, also ins Innere des Dünndarmschlauchs, um Krankheitserreger aufzufangen. Das muss auch so sein, denn Giftstoffe finden ihre Angriffspunkte ja fast ausschließlich auf unserer Haut und unseren Schleimhäuten, ganz speziell in Magen und Darm. Der Darm ist letzte Abwehrbarriere. Je mehr er durch Fehlernährung geschwächt ist, desto leichter haben es Toxine, über seine Schleimhaut ins Blut und danach zerstörerisch in die Zellen einzudringen.

Folter für die Zellen

In Pflanzen dringt Glyphosat vorwiegend über die stets fettreichen Blätter ein. Denselben Vernichtungsweg beschreitet das Gift auch in unseren Zellmembranen. Deren Fettanteile bestehen aus äußerst empfindlichen Phospholipiden, die durch freie Radikale und Gifte sehr schnell zerstört werden. Weil Glyphosat gleichzeitig die Produktion freier Radikaler stimuliert, wirkt es in Zellmembranen besonders aggressiv.Betroffen durch dieses spezielle Toxin, aber auch durch andere Umweltgifte, sind besonders Endothel-Zellen der feinen Innenauskleidung von Venen und Arterien. Also jene Gewebe, mit denen Gifte im Blutstrom als Erstes in Berührung kommen.Wenn diese Alltagstoxine in die Zelle gelangen, zerfressen sie die sensiblen Schutzhüllen der Mitochondrien, der winzigen Energiekraftwerke der Zelle. Die Zelle kann dann nicht mehr ausreichend Glukose und Fettsäure zu Energie verheizen, ihre Leistungsfähigkeit sinkt, bis sie am Ende stirbt.Als Nächstes zerstören die Gifte die innere Schutzhülle um das Heiligtum der Zelle, den Zellkern, in dem die Erbanlagen, also die Chromosomen und Gene eingebettet sind. Dadurch kommt es zu Mutationen im Aufbau der Gene. Je nachdem, welche unserer rund 30000 aktiven Gene betroffen sind, sind Beschwerden oder Krankheiten die Folge.