DIE TERRANAUTEN, Band 58: DAS HERZ VON RORQUAL - Henry Roland - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 58: DAS HERZ VON RORQUAL E-Book

Henry Roland

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Beschreibung

Rorquals Herz war zu neuem Leben erwacht.

Die Uralten hatten vor unausdenklichen Zeiträumen ein Interkosmisches Anti-Entropie-System inspiriert. Ihr Plan hatte sie überdauert und war Wirklichkeit geworden. Ihre weise Voraussicht versah das Einstein-Universum mit einer ausgedehnten, weit verzweigten Kette von Schutzeinrichtungen, um es vor dem Eindringen entropiebeschleunigender Kräfte aus Weltraum II zu bewahren und das energodynamische Gleichgewicht zu stabilisieren. Im Laufe von Äonen jedoch musste der Zusammenhalt eines so umfangreichen Systems zwangsläufig Einbußen erleiden. Die sogenannte Lange Reihe zerfiel. Zwischen den Komponenten des Anti-Entropie-Systems ergaben sich Kommunikationslücken. Breschen entstanden, und die entropieschützende Waffe der Uralten verlor ihren interkosmischen Charakter. Ihre Wirksamkeit beschränkte sich mit der Zeit – Jahrmillionen verstrichen auf einzelne, weit voneinander entfernte Bereiche des Weltraums. Die »Nachlassverwalter« der Uralten, die Lenker, hatten alle Mühe, punktuell einzugreifen und die Entwicklung entropievermehrender Maschinerie bei den Techno-Kulturen des Alls notdürftig einzudämmen...

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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HENRY ROLAND

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 58:

Das Herz von Rorqual

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DAS HERZ VON RORQUAL von Henry Roland 

1. 

2. 

3. 

 

Das Buch

 

Rorquals Herz war zu neuem Leben erwacht.

Die Uralten hatten vor unausdenklichen Zeiträumen ein Interkosmisches Anti-Entropie-System inspiriert. Ihr Plan hatte sie überdauert und war Wirklichkeit geworden. Ihre weise Voraussicht versah das Einstein-Universum mit einer ausgedehnten, weit verzweigten Kette von Schutzeinrichtungen, um es vor dem Eindringen entropiebeschleunigender Kräfte aus Weltraum II zu bewahren und das energodynamische Gleichgewicht zu stabilisieren. Im Laufe von Äonen jedoch musste der Zusammenhalt eines so umfangreichen Systems zwangsläufig Einbußen erleiden. Die sogenannte Lange Reihe zerfiel. Zwischen den Komponenten des Anti-Entropie-Systems ergaben sich Kommunikationslücken. Breschen entstanden, und die entropieschützende Waffe der Uralten verlor ihren interkosmischen Charakter. Ihre Wirksamkeit beschränkte sich mit der Zeit – Jahrmillionen verstrichen auf einzelne, weit voneinander entfernte Bereiche des Weltraums. Die »Nachlassverwalter« der Uralten, die Lenker, hatten alle Mühe, punktuell einzugreifen und die Entwicklung entropievermehrender Maschinerie bei den Techno-Kulturen des Alls notdürftig einzudämmen...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DAS HERZ VON RORQUAL

von Henry Roland

 

 

 

 

 

 

  1.

 

 

Rorquals Herz war zu neuem Leben erwacht.

Die Uralten hatten vor unausdenklichen Zeiträumen ein Interkosmisches Anti-Entropie-System inspiriert. Ihr Plan hatte sie überdauert und war Wirklichkeit geworden. Ihre weise Voraussicht versah das Einstein-Universum mit einer ausgedehnten, weit verzweigten Kette von Schutzeinrichtungen, um es vor dem Eindringen entropiebeschleunigender Kräfte aus Weltraum II zu bewahren und das energodynamische Gleichgewicht zu stabilisieren. Im Laufe von Äonen jedoch musste der Zusammenhalt eines so umfangreichen Systems zwangsläufig Einbußen erleiden. Die sogenannte Lange Reihe zerfiel. Zwischen den Komponenten des Anti-Entropie-Systems ergaben sich Kommunikationslücken. Breschen entstanden, und die entropieschützende Waffe der Uralten verlor ihren interkosmischen Charakter. Ihre Wirksamkeit beschränkte sich mit der Zeit – Jahrmillionen verstrichen auf einzelne, weit voneinander entfernte Bereiche des Weltraums. Die »Nachlassverwalter« der Uralten, die Lenker, hatten alle Mühe, punktuell einzugreifen und die Entwicklung entropievermehrender Maschinerie bei den Techno-Kulturen des Alls notdürftig einzudämmen. 

Dann traten zwei neue Faktoren auf, die den Zeitraum der Stase abrupt beendeten und es den Lenkern ermöglichten, Maßnahmen zur Rekonstruktion des Anti-Entropie-Systems einzuleiten.

Ein Faktor ermöglichte die Rekonstruktion. Der Erbe der Macht war da.

Der zweite Faktor erforderte die Rekonstruktion. Denn die Gefahr, die den Untergang der Uralten herbeigeführt hatte, verstärkte sich nach Jahrmillionen des Status quo von neuem und drohte in eine zweite Entropie-Katastrophe zu münden.

Das Herz Rorquals besaß noch keinen neuen Kontakt zu anderen Komponenten der Waffe. Aber es arbeitete zügig an der Konsolidierung seiner Kräfte. Ein Lenker war gekommen. Er hatte die Wissenslücken von Rorquals Herz ausgefüllt. Es gab nun im Kosmos Verbündete gegen die Entropiebeschleuniger. Die Alte Aufgabe war so aktuell, als wäre das Universum seit dem Ende der Uralten nicht gealtert. 

Nach seinem langen Schlaf, der Hunderttausende von Jahren währte, dachte und handelte das Herz Rorquals nun in neuen Dimensionen. Sein verästelter Leib bildete unablässig neue Triebe und Sprossen. Am Zentrum seiner Hülle aus PSI-Materie sondierte das Tau Ulema die Ereignisse auf der ektoplasmischen Oberfläche Rorquals ebenso wie im stellaren Maßstab mit seinen hocheffizienten florapsionischen Sinnen und wirkte mit der Emsigkeit einer Spinne am Netzwerk der neuen Direktiven.

 

*

 

Zum aberhundertsten Mal walzte das Tripsychogon über die ausgedehnte, eintönige Ebene aus hellgrünen, noppenartigen Glottiphyllen, die vermutlich einmal den biosphärischen Lebensbereich des einstigen Generationen-Raumschiffs gebildet hatten. Die letzten Generationen unbekannter Wesen, die es erbauten und auf seine Reise schickten, waren längst vergangen. Nur der dichte sukkulente Bewuchs des Untergrunds erinnerte an ihre Landschaftsgärten wie ein zartgrüner Teppichboden von unüberschaubarer Ausdehnung.

Das Tripsychogon besaß einen unförmigen, klumpenhaften Körper aus grauem, PSI-materiellem Plasma, der dank der geringfügigen Gravitation durch die leichtesten Zuckungen seines Gewebes wie ein Gummiball über die wiesenähnliche Landschaft hüpfen konnte. Aber diese Leichtigkeit bedeutete dem Tripsychogon nichts. Sein ektoplasmischer Körper war nur ein zeitweiliges Provisorium. Die drei verschiedenen Egosphären hafteten an dem plumpen Leib wie Luftballons, daran verankert durch ein psychokinetisches Schleifengebilde halbstofflicher Natur. Ständiger Begleiter des Tripsychogons war eine semi-psionische Sonde. Sie besaß die Form einer grünlichen Kugel und schillerte transluzid wie eine Seifenblase, während sie beharrlich schräg über der kloßigen, materiellen Gestalt des Tripsychogons mitschwebte. Das Tripsychogon stand über die Sonde, die ihm der Lenker zur Verfügung gestellt hatte, in Verbindung mit dem Weltenbaum, ohne dessen Aufmerksamkeit voll zu beanspruchen. Die Sonde übte eine Art von Terminal-Funktion aus. Zwecks Kommunikation mit dem Tripsychogon zapfte sie das Bewusstsein des Tau Ulema an, ohne dass der Weltenbaum sich selbst mit der Unterhaltung befassen musste. Sie ließ sich ungefähr als psionisches Äquivalent eines computerisierten, mit Datenbanken gekoppelten Anrufbeantworters einstufen. Ihre beschränkten Verständigungsmöglichkeiten, die überdies jedes Verstandes entbehrten, befanden sich in krassem Gegensatz zur sophistischen geistigen Aktivität des Tripsychogons – und vor allem zu dessen zügelloser Ungeduld.

Wann kommt der Lenker wieder?, fragte das Tripsychogon nicht zum ersten Mal.

Wenn es an der Zeit ist, lautete die Antwort. In der Tat war auch der Weltenbaum nicht besser informiert.

Eine für die Beteiligten unbestimmbare Zeitspanne verstrich. Nach menschlichen Begriffen konnte sie Minuten oder ebenso gut Jahre umfassen. Der PSI-materielle Körper des Tripsychogons wälzte sich leichthin, aber träge über das scheinbar unendliche Grün der Ebene, die mit dem dazugehörigen Hohlraum einen Großteil des uralten, gestrandeten Generationen-Raumschiffs in Anspruch nahm. Offenbar hatten die Erbauer viel Wert auf möglichst natürliche Lebensumstände gelegt. Die Egosphären des Tripsychogons empfanden diese von Saft strotzende Flachlandschaft als die ihrem zeitweiligen Körper angenehmste Umgebung. Sie hielten sich fast ausschließlich hier auf. Die psychosomatische Kompatibilität von Ebene und Kugelform bereitete dem Tripsychogon, obwohl ihm nur dumpfe, physische Wahrnehmungen zugingen, ein Gefühl von Harmonie.

Wann sind unsere Clon-Körper fertig?, wollte das Tripsychogon zum x-ten Male erfahren.

Das weiß ich nicht, gab die Sonde in Stellvertretung des Urbaums zur Antwort. In die Vorgänge innerhalb der Station des Lenkers habe ich keinen Einblick. Der Lenker wird uns zu gegebener Zeit benachrichtigen. 

Aber erst, wenn er wiedergekommen ist?

Ja.

Zeitverstrich. Niemand maß sie. Die Klumpengestalt des Tripsychogons hüpfte lautlos über die zahllosen Stummelblätter der mattenartig ausgebreiteten Gewächse dahin, ohne die von Feuchtigkeit prallen Pflanzen im Geringsten zu beschädigen. Der Horizont und die Höhe über der Ebene, geformt vom innen konkaven, mehrschichtigen Rumpf des riesenhaften Raumschiffs, lagen in trüben Dunstschleiern. Die fotosensitiven Pigmente des Ektoplasma-Leibes besaßen nur unzureichenden optischen Wert, aber sie vermochten immerhin, eine dunkelgraue Verfärbung des Dunstes zu unterscheiden, anhand welcher das Tripsychogon schlussfolgerte, dass es bald wieder zu Niederschlägen kommen musste. Sie traten als kurze, heftige Gewitterschauer auf und versorgten die flüssigkeitsspeichernden Gefäße im Gewebe des niedrigwüchsigen Pflanzenbestandes von neuem für lange Zeit mit unentbehrlichem Nass.

Kannst du mir nicht doch etwas über die Uralten erzählen?, wandte sich das Tripsychogon schließlich erneut an die semi-psionische Sonde, die ihm unermüdlich folgte wie ein kleiner Satellit. Sie bewahrte immer denselben Abstand zum Ektoplasma-Klumpen.

Nein. Keiner der Uralten hat die einstige Entropie-Katastrophe überlebt. Sie sind uns nur durch ihr Vermächtnis bekannt, das sie dem Urbaum und den Lenkern übertrugen. Durch die Rekonstruktion des Interkosmischen Anti-Entropie-Systems wird es uns gelingen, die Alte Aufgabe doch noch zu erfüllen.

Dem Urbaum? Gibt es denn nicht viele Urbäume?, erkundigte sich das Tripsychogon interessiert.

Es gibt Ableger – so wie ich einer bin – des Urbaums auf vielen, auf Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Welten im ganzen Universum. Aber der ursprüngliche Urbaum ist einzig und einmalig. Er steht auf der Heimatwelt der Helfer.

Rorqual ist nicht die Entstehungswelt der Helfer?

Nein.

Und wo ist ihre Heimatwelt?, hakte das Tripsychogon ungnädig nach.

Das ist mir unbekannt, erwiderte die Sonde. Möglicherweise weiß das der Lenker. 

Die Lenker verraten euch Weltenbäumen wohl nicht alles?, höhnte das Tripsychogon.

Es kann sein, dass die Lenker selbst weniger wissen, als sie wissen müssten, entgegnete die Sonde in vollkommener Neutralität. Die seit der Entropie-Katastrophe vergangenen Äonen haben sehr viele Kenntnisse verschüttet. 

Und welche Rolle spielt die Menschheit in diesen langwierigen kosmischen Machenschaften?, wollte das Tripsychogon gereizt wissen.

Das weiß bestenfalls der Lenker, gab die Sonde an der Stelle des Tau Ulema Auskunft.

Und wann kommt der Lenker denn nun wieder?

Wenn es an der Zeit ist.

 

*

 

Der Katarakt zerstob zu einem Sprühnebel. Das Segelschiff tauchte in ein rötliches Wolkenmeer ein. Als es in den Bereich annähernder Schwerelosigkeit geriet, behielt es naturgemäß seine Sturzgeschwindigkeit bei, aber die eigentümliche Statik seiner Konstruktion aus Holz und Metall unterlag besonderen Spannungsverhältnissen und eignete sich nicht für die Bedingungen einer Nullgravitation. Unvermittelt begann das Segelschiff, in seine Bestandteile zu zerfallen, die nach allen Seiten davontrudelten.

Beiläufig bemerkte David terGorden, dass die Atmosphäre in der so schlagartig gewechselten Umgebung der auf Rorquals Oberfläche glich, als er sich mit beiden Beinen von noch zusammenhängenden Planken abstieß. Er sah, dass auch die Gefährten instinktiv ähnlich handelten. Sie hatten die Notwendigkeit erkannt, die Nähe des Schwarms aus Trümmern zu verlassen, um Verletzungen oder gar ernsteren Folgen einer Kollision mit Einzelteilen des Seglers zu entgehen. Takelage, Knäuel aus Tauwerk, Planken von Reling, Deck und Rumpf, das Bugspriet, Winden, Ketten, Werkzeug, Fässer, Truhen, Gerät aller Art, Balken – alles trieb auseinander, und das Segeltuch wallte dahin wie ein gewaltiger Rochen. Am gefährlichsten aber waren wahrscheinlich die fingerlangen eisernen Nägel, deren Fallgeschwindigkeit ihnen eine fürchterliche Wucht verlieh.

Ein merkwürdiges Gefühl überkam David. Während er sich in fast freiem Fall befand, war ihm zwischen den scheinbar endlosen rötlichen Wolkenfeldern zumute, als schwebe er gemächlich durch einen Himmel. In einiger Entfernung begleitete ihn ein großer Vogel... Nein, es war Sufnor, der blaugeschuppte, adzharische Drache. Seiner Natur gemäß fand er sich in dieser Situation am besten zurecht. Seine ledrigen Schwingen zerteilten die Dunstschwaden mit kraftvollen Schlägen. David erspähte schemenhafte menschliche Gestalten, die mehr oder weniger wild mit den Armen ruderten. Wir stürzen, konstatierte er in Gedanken. Aber wohin? Wo sind wir? Der Fall muss irgendwo enden. Hoffentlich nicht mit... 

… einem Aufprall, mischten sich Nardas telepathischen Impulse belustigt in seinen Gedankenstrom. Du bist ganz schön durcheinander, David. Mit so etwas hast du auch nicht gerechnet, was? Aber wir können unseren Sturz notfalls psychokinetisch bremsen. Viel interessanter ist die Frage, in was für eine Welt wir verschlagen worden sind. 

Wir sind durch den Großen Abgrund ins Innere Rorquals geraten, meinte Asen-Ger auf telepathischer Ebene. Offenbar wirkte Rorquals PSI-Blockade in seinem Innern nicht! Allerdings habe ich es mir darin auch anders vorgestellt. 

Das Gleiche konnte David von sich behaupten. Er hatte eine Höhlenwelt erwartet, Grotten und Schächte, unterirdische Gänge und Flüsse, Dunkelheit und Kälte, Fels und Gestein. Stattdessen flogen sie nun nahezu schwerelos durch einen unbekannten Wolkenhimmel. David drehte den Kopf. In der Höhe über ihnen glaubte er, eine konkave Fläche von perlmuttrig silbrigem Glanz erkennen zu können. Anscheinend war sie der Quell der gleichmäßigen Helligkeit, die ringsherum herrschte. Wenn seine ersten Eindrücke ihn nicht täuschten, musste das die Innenseite von Rorquals planetarem Mantel sein, und wenn es sich so verhielt, dann lag unter Rorquals Oberfläche keine Höhlenwelt, sondern... Für einige Momente stockten seine Schlussfolgerungen. Dann fiel ihm der Begriff ein. Rorqual ist eine Hohlwelt, setzte er die Gefährten in Kenntnis. Als Reaktion darauf empfing er Impulse der Verblüffung und Ratlosigkeit.

Nichtsdestotrotz sollten wir uns hier drinnen ein wenig umsehen, merkte Narda mit leichtem Spott an.

Rorqual scheint tatsächlich aus PSI-Materie zu bestehen, rief Claude Farrell den Gefährten in Erinnerung. Der Planet ist ein artifizielles ektoplasmisches Erzeugnis. Hier ist im Prinzip alles möglich, was im Geltungsbereich der Naturgesetze des Normalweltraums unmöglich ist. 

Die Vermutungen des Terranauten fanden nach kurzer Fortsetzung des beschwingten Falls ihre Bestätigung. Als die Menschen und der Flugdrache, der ihnen unverdrossen nach unten folgte, den einwärtigen Rand der viele Kilometer dicken Wolkendecke durchstießen, bot sich ihnen ein kaum fasslicher Anblick. David hörte mehrere Aufschreie. Im Inneren Rorquals hing ein gewaltiger Pulk von Raumschiffen der verschiedensten Bauart und Größe. Die Ansammlung glich einem erstarrten Bienenschwarm und musste nahezu den Durchmesser des irdischen Mondes besitzen. Die ungezählten Raumschiffe – es mussten Millionen von Raumern sein – wiesen erhebliche Unterschiede in ihrer Formgebung auf. Sie stammten vermutlich aus unzähligen verschiedenen Zivilisationen. Unterhalb dieser riesenhaften Traube wölbte sich wie eine titanische Schüssel die andere Hälfte von Rorquals Innenseite, ebenso überzogen mit dichten, dicken Wolkenmassen – offenbar ein Resultat der Zerstäubung jener Mengen gasartiger, rötlicher Substanz, die aus den Nebelmeeren an der Oberfläche Rorquals durch den legendären Großen Abgrund in die Innenwelt des im Weltraum II gelegenen ektoplasmischen Planeten strömte.

Nach der Durchquerung der Wolkenschicht besserten sich die Sichtverhältnisse, obwohl das Licht darunter wesentlich trüber war als unmittelbar unter Rorquals Ektoplasma-Hülle. Es zeichnete sich durch eine düstere rötlich-gelbe Färbung aus. Sobald David sein erstes Staunen überwunden hatte, hielt er nach den Kameraden Ausschau. Asen-Ger, Claude Farrell, Colynn, Narda, Thorna, Nayala del Drago, Nilsson, Fehrenbach, Zandra – niemand war abhanden gekommen, und anscheinend waren alle unversehrt. Sufnor trieb mit trägem Flügelschlag in Nayalas Nähe. In einiger Entfernung hagelten die Bestandteile des Segelschiffs aus den Wolken herab.

»Lasst uns eine Kette bilden!«, brüllte Asen-Ger, das Gesicht von seinem schulterlangen weißen Haar umweht. »Wir sollten jede Trennung vermeiden!« Er streckte seine Arme nach beiden Seiten aus und spreizte die Finger. Thorna und Colynn gelang es als Erste, ihn durch Rudern mit den Armen zu erreichen, und sie verklammerten ihre Hände mit Asen-Gers kräftigen Fäusten. Dann gesellte sich an Thomas Seite Zandra dazu, während gleich darauf Narda und Petro Fehrenbach sich auf der anderen Seite anhängten. Ihnen schloss sich David an. Bo Nilsson und Claude Farrell folgten ihm dichtauf. Nayala del Drago dagegen mochte nicht mitmachen. Sie gab sich selbst einen leichten psychokinetischen Schubs und landete nach einem Purzelbaum mit fröhlichem Lachen auf Sufnors breitem Rücken.