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Als die Männer der O'Malley-Ranch ihre Tiere zum jährlichen Round up zusammengetrieben haben, fällt die Bande von Barry Walton über sie her. Waltons Männer reiten mit Uniformen, die sie von einem Army-Transport erbeutet haben und behaupten einfach, daß die O'Malley-Herde beschlagnahmt sei. Es kommt zum Kampf. Gordon O'Malley und zwei seiner drei Cowboys kommen ums Leben. Nur sein Sohn Jed O'Malley kommt davon - und schwört blutige Rache. Knochenharter Erfolgs-Western von Alfred Bekker alias Neal Chadwick - voller Action und Dramatik.
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Seitenzahl: 136
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Alfred Bekker
Die Todesreiter vom Rio Pecos
Neal Chadwick Western Edition
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Die Todesreiter vom Rio Pecos
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Impressum neobooks
Western-Roman von Alfred Bekker
© by Alfred Bekker
Der vorliegende Roman erschien auch unter dem Titel „In Chavarros Todesreich“ unter dem Pseudonym Neal Chadwick
www.AlfredBekker.de
[email protected] All rights reserved
Ein CassiopeiaPress Ebook
Der harte Schlag eines Gewehrkolbens ließ Gordon O'Malley zurücktaumeln und einen Augenblick später zu Boden gehen.
Der Schlag war völlig unvermutet gekommen und hatte den Rancher voll erwischt. Jetzt drehte sich alles vor seinen Augen.
Er lag im Staub und versuchte, sich aufzurichten, während das arrogante, häßlich grinsende Gesicht eines Blaurocks auf ihn herabblickte. Gordon drehte ein wenig den Kopf und sah dann aus den Augenwinkeln heraus, wie eine Hand zum Revolver griff.
Es war sein Sohn Jed.
"Nein, Jed! Laß das Eisen stecken!" beschwor der Rancher ihn. Und dann wandte Gordon sich an seine drei Cowboys, die etwas abseits standen und deren Hände ebenfalls an den Revolvergriffen waren. "Für euch gilt das auch!" stellte Gordon klar.
Der Rancher war kein Mann, der sich gerne etwas gefallen ließ, aber gegen diese Kolonne von Army-Kavalleristen die Revolver zu ziehen, war Selbstmord.
Gordons Blick hing an seinem Sohn.
Jed O'Malley schluckte. Er war fünfundzwanzig, hochgewachsen und hellhaarig. In seinem Gesicht zuckte es kurz. Die Wut stand ihm im Gesicht geschrieben, aber er behielt kühlen Kopf. Die Muskeln und Sehnen seines Körpers entspannten sich dann. Der 45er Revolver, den er tiefge-schnallt an der Seite trug, blieb an seinem Ort.
Indessen war Gordon wieder auf den Beinen.
Der Blaurock sah den Rancher mit einem gemeinen Grinsen um die Lippen an.
"Na, vernünftig geworden, Kuhtreiber?" versetzte er schneidend. "Besser du machst hier keine Schwierigkeiten, sonst müssen wir andere Saiten aufziehen..."
Aber der Uniformierte kam nicht mehr dazu fortzufahren.
Gordon O'Malley hatte blitzartig seine Faust vorschnellen lassen und sie mitten in das Gesicht des Soldaten sausen lassen. Es gab einen dumpfen Laut.
Für den Bruchteil einer Sekunde stand der Blaurock mit seinem Repetiergewehr in der Hand da, dann schwankte er und krachte zu Boden.
"Das war sehr unklug!" schnitt eine andere Stimme wie ein Messer durch die Stille, die darauf folgte.
Sie gehörte einem Mann, der seiner Uniform nach ein Major war und diese Schwadron von Blauröcken befehligte.
Gordon zuckte die Schultern.
"Das war ich diesem Hund schuldig!" erklärte er grimmig.
Der Major lachte häßlich.
Er war ein Mann mit grauen Haaren, dessen dunkle Augen böse funkelten. Seine Wangen waren von einem unregelmäßigen Stop-pelbart bedeckt und seine Uniform hatte einen schlechten Sitz. Der Major schob sich den Hut nach hinten und sagte: "Es ändert nichts an den Tatsachen, Mister! Ihre Rinderherde ist hiermit beschlagnahmt und Eigentum der Regierung der Verein-igten Staaten von Amerika!"
"Dazu haben Sie kein Recht!" rief Jed dazwischen.
Der Major spuckte aus.
"Junger Mann, dazu haben wir jedes Recht! Denn wir handeln im Auftrag der Regierung. Also machen Sie keine Schwierigkeiten, sonst wird es Ihnen schlecht bekommen. Wir sind mehr als zwanzig - da haben Sie mit ihren drei Cowboys keine Chance, wenn es hart auf hart geht!"
Die Chancen standen wirklich schlecht. Und die Blauröcke schienen zu allem entschlossen.
"Verdammte Yankees!" schimpfte Gordon. Er haßte die blaue Uniform. Im Bürgerkrieg hatte er gegen die Blauröcke gekämpft. Für ihn war es die Uniform der Sieger, die sich nun hier im Süden auch dementsprechend aufführten.
"Verfluchte Bastarde!" schimpfte Gordon. "Wenn wir mal Hilfe gegen die Comanchen brauchen oder wir es mit Banditen zu tun haben, denkt kein Mensch daran, Soldaten zu schicken!"
Der Major verzog das Gesicht.
"So ist das nun mal, Hombre. Besser Sie machen uns keine Schwierigkeiten mehr!" Der Major lächelte dünn und ließ dann den Blick schweifen. "Dankenswerter Weise haben Sie und Ihre Leute uns ja bereits einen Großteil der Arbeit abgenommen und die Tiere hier zusammengetrieben!"
Gordon O'Malley Gesicht war eine grimmige Maske. Die Tiere waren zum Round up zusammengetrieben worden, wo die Herde ge-zählt den Jungtieren die Brandzeichen gesetzt wurden.
Und diese Hunde wollten sie jetzt einfach mitnehmen...
"Haben Sie irgend etwas Schriftliches?" forderte Gordon, obwohl er ahnte, das das nicht viel Zweck hatte. Diese Blauröcke machten den Eindruck, als würden sie sich ohnehin alles nehmen, wonach sie verlangte.
"Etwas Schriftliches?" zischte der Major. "Du kannst etwas aus Blei bekommen, wenn du willst! Direkt zwischen die Augen!"
Jed wurde schon wieder unruhig. Und auch Palmer, Stuart und Ross, die drei Cowboys der O'Malley-Ranch, fragten sich, was jetzt geschehen würde. Aber der Boß blieb ruhig. Er stand einfach da. Seine Augen waren schmale Schlitze geworden.
Der Major wandte sich indessen an seine Leute. "Los, holt euch die Tiere!"
Die Männer gehorchten. Ein halbes Dutzend von ihnen blieb jedoch in der Nähe des Majors. Ihre Gewehre hielten sie auf die Leute von der O'Malley-Ranch gerichtet.
"Sie sind ein Major?" fragte Gordon O'Malley, der völlig ruhig blieb.
"Sieht man doch, oder?"
"Kommen Sie von Fort Hobbs?"
"Ja."
"Dann müssen Sie Collins sein, der Kommandant!"
"Bin ich."
"Ungewöhnlich, daß ein Major ein ganzes Fort kommandiert.
Meistens ist man dann schon Colonel."
Der Major zeigte die Zähne. "Man muß mich wohl vergessen haben, als es um die Beförderungen ging..."
"Wissen Sie, was ich glaube?"
Der Major zog seinen Revolver aus dem Army-Holster, richtete die Waffe in Gordons Richtung und brannte dem Rancher dann eine Kugel kurz vor die Stiefelspitze.
"Ihre Fragerei geht mir auf die Nerven, Mister!"
"Kommt vielleicht daher, daß Sie nicht der Kommandant von Fort Hobbs sind!" versetzte Gordon. "Ich habe keine Ahnung, wie er heißt, aber Collins wohl kaum. Den Namen habe ich mir gerade ausgedacht!"
Der Major schluckte. Sein Brustkorb hob und senkte sich.
"Halt's Maul, Kuhtreiber!" zischte er.
"Ich schätze, Sie sind überhaupt kein Soldat. Weder Major, noch irgend etwas sonst - obwohl ich den Yankees ansonsten alles zu traue. Aber Sie wirken auf mich eher wie ein gewöhnlicher Bandit! Mag der Teufel wissen, wie Sie dazu kommen, diese Uniform zu tragen!"
Einen kurzen Augenblick lang geschah gar nichts.
Eine gespannte Stille hing über allem. Im Hintergrund waren die Rufe der Blauröcke zu hören, die die störrischen Longhorns anzutreiben versuchten.
Dann hob der Major blitzartig den Revolver und feuerte zweimal kurz hintereinander.
Es ging blitzschnell und keiner von Gordons Leuten war schnell genug, um etwas unternehmen zu können.
Der erste Schuß traf Gordon O'Malley im Oberkörper und ließ ihn zurücktaumeln. Die Hand des Ranchers zog den eigenen Colt noch zur Hälfte aus dem Holster heraus, aber er kam nicht mehr dazu, einen Schuß abzugeben.
Eine zweite Kugel traf Gorden mitten zischen den Augen.
Sein Körper zuckte, wurde nach hinten gerissen und schlug dann schwer auf dem Boden auf.
Gordon O'Malley war tot.
Und einen Sekundenbruchteil später brach die Hölle los!
*
Jed riß den Revolver heraus und feuerte in Richtung der Blauen. Einer der angeblichen Soldaten hatte gerade seine Winchester auf Jed angelegt.
Aber der Rancherssohn konnte den Kerl mit einem schnellen, sicheren Schuß aus dem Sattel holen. Mit einem Schrei sackte der Kerl in sich zusammen und rutschte aus dem Sattel, während sein Gaul davonstob.
Ein wahres Bleigewitter prasselte auf Jed O'Malley nieder.
Er warf sich zur Seite, spürte wie die Kugeln haarscharf an ihm vorbeizischten. Noch im Fallen schoß er einmal, kam dann hart auf dem Boden auf, rollte sich herum und sah wie rechts und links von ihm der Staub zu kleinen Fontänen hochgeschossen wurde.
Jed ließ seinen 45er loskrachen. Er suchte den Major jenen Mann, der seinen Vater niedergeschossen hatte. Aber der Major hatte sein Pferd längst herumgerissen und es davonpreschen lassen. Er feuerte ein paar Schüsse in Jeds Richtung, die allerdings allesamt daneben gingen. Jed rollte sich erneut herum, kam wieder auf die Beine und hechtete dann hinter einen Busch, während die Schüsse über ihn hinwegpeitschten.
Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie die Cowboys der O'Malley-Ranch beschossen wurden.
Palmer sank schreiend zu Boden und Stuart hatte sich hinter den Pferdewagen gerettet, auf dem die O'Malley-Mannschaft Verpflegung, Brandeisen und andere Utensilien zum Round up mitgeführt hatten.
Stuarts Revolver war leergeschossen. Er griff sich eines der Winchester-Gewehre, die im Wagen lagen und holte einem der Blauröcke damit den Gaul unter dem Hintern weg.
Von Ross, dem dritten Cowboy der O'Malley-Ranch, konnte Jed im Augenblick nichts sehen.
Mit fieberhafter Eile lud er seinen Revolver nach, während Stuart vom Wagen aus Schuß um Schuß in Richtung der Blauröcke abgab.
Dann tauchte Jed aus seiner Deckung hervor und schoß ebenfalls zweimal kurz hintereinander. Einen der Kerle erwischte er, dann mußte er sich wieder platt an den Boden pressen, denn mit unglaublicher Wut hagelte eine Salve aus einem Dutzend Winchester-Gewehren in seine Richtung. Die Äste des Strauch, hinter dem er sich befand, splitterten auseinander. Die Geschosse pfiffen dicht über ihn hinweg oder schlugen rechts und links von ihm in den Boden ein.
Es war die Hölle.
Ein Schrei gellte dann durch die Luft.
Jed rollte sich am Boden herum und drehte sich zur Seite, so daß er sehen konnte, was geschehen war.
"Ross!" kam es über Jeds Lippen, aber der Lärm der Schießerei verschluckte seinen Ruf.
Es hatte Ross erwischt.
Er hatte offenbar versucht, sich hinter einem kleinen Erdhügel in Sicherheit zu bringen, aber bevor er Deckung gefunden hatte, war er getroffen worden.
Sein Bein war rot von Blut.
Einer der Blauröcke legte auf ihn an und jagte ihm auch noch eine Kugel in die Schulter. Verzweifelt versuchte Ross, sich zu wehren, aber sein Revolver war leergeschossen. Bevor der Blaurock jedoch ein weiteres Mal feuern konnte, war Jed aufgesprungen, hatte blitzschnell gezielt und seinen Colt loskrachen lassen.
Er traf den Blaurock am Waffenarm.
Mit einem Fluch auf den Lippen ließ dieser sein Eisen sinken und preschte davon.
"Ziehen wir ab, Männer, wir haben was wir wollen!" hörte Jed die heisere Stimme des Majors rufen.
Ein Donnern ließ jetzt die Erde erzittern.
Die Rinder hatten sich in Bewegung gesetzt. Die Schießerei hatte sie halb wahnsinnig gemacht und die Blauröcke waren nicht unbedingt erfahrene Treiber. Und so lief die Herde auch nicht in die Richtung, in die die Blauen es gerne gehabt hätten.
Wie bei einer Stampede trampelte die Herde los und die blau Uniformierten jagten hinter und zwischen ihnen her.
Jed blickte zu Ross hinüber, der noch immer verletzt am Boden lag. Ross kroch ein paar Schritte vorwärts und Jed zögerte nicht eine Sekunde. Er rannte ein Stück in Richtung des Cowboy, um ihn zu retten, denn die Rinder würden ihn buchstäblich in den Boden stampfen. Aber die ersten Longhorns stürmten schon dicht an Jed vorbei und man mußte höllisch aufpassen, nicht von einem der Tiere auf die langen Hörner genommen und herumgeschleudert zu werden.
Dann war es aus.
Geschossen wurde jetzt nicht mehr.
Auch die Blauröcke hatten alle Hände voll zu tun, den Rindern nicht in die Quere zu kommen. Die Herde war wie ein reißender, unaufhaltsamer Strom. Sich ihm entgegenzustellen bedeutete einen grausamen Tod.
Staub wurde aufgewirbelt und hüllte alles wie ein Nebel ein. Jed hustete und zog sich das Halstuch vor den Mund.
Eines der gesattelten Pferde, die herrenlos in diesem Chaos herumirrten preschte in Jeds Richtung und er wußte, daß dies seine Chance war.
Er stellte sich dem Gaul in den Weg.
Als das Tier heran war, klammerte er sich an dessen Hals, schwang sich halb hinauf auf den Rücken und packte es bei den Nüstern. Es beruhigte sich immerhin so weit, daß es sich wieder reiten ließ. Jed riß die Zügel herum und lenkte den Gaul dorthin, wo Ross lag.
Ein Pulk von gut einem Dutzend Longhorns donnerte direkt auf den am Boden liegenden zu. Jed wußte, daß es lebenbsge-fährlich war, was er tat. Aber wenn er nichts unternahm, dann war Ross dem Tod geweiht.
Auch wenn die Chance nur minimal war - Jed versuchte es. Er trieb das Pferd mit den Sporen brutal voran. Das Tier scheute. Es spürte die Gefahr. Aber Jed konnte ihm dennoch seinen Willen aufzwingen.
In vollem Galopp kam er auf Ross zugeritten, der bleich vor Schmerz und Schrecken im Staub lag.
"Nein! Tu es nicht!" krächzte dieser.
Aber Jed ließ sich nicht beirren. Es gab kein Zurück.
"Den Arm!" schrie er.
Und Ross begriff.
Um Haaresbreite jagte Jed O'Malley neben dem am Boden liegenden her.
Die scharfen Hufe des Pferdes schlugen nur wenige Zentimeter an Ross vorbei.
Ross hielt seine Hand in die Höhe und richtete sich auf, soweit er konnte.
Und Jed packte ihn.
Er hing seitwärts am Sattel und hielt Ross am Handgelenk. Ihn in dieser Lage in den Sattel hinaufzuziehen war unmöglich. Jed schleifte ihn einfach einige Dutzend Yards hinter sich her, während dort, wo Ross gerade noch im Staub gelegen hatte, das dünne Gras bereits von den donnernden Hufen der Longhorns untergepflügt wurde.
Jed zügelte sein Pferd.
Der Hauptstrom der Herde stampfte an ihnen vorbei.
Ungefährlich war es trotzdem nicht, denn immer wieder kamen Ausreißer vorbei.
Aber Jed glaubte, sich jetzt um den Verletzten kümmern zu können. Er sprang aus dem Sattel, hielt den Gaul aber nach wie vor am Zügel. Das Tier sollte ihm nicht in heller Panik davonpreschen.
Bevor Jed sich um Ross kümmern konnte, hörte er ein furchtbares Geräusch...
Es war das Brechen und Splittern von Holz. Die Rinder hatten den Wagen einfach überrannt. Ein Schrei war zu hören.
Ein gellender, verzweifelter Todesschrei und wenn nicht alles täuschte, dann mußte das Stuart sein, der dort die Stellung gehalten hatte.
Jed schluckte.
Viel zu sehen war nicht und das war gut so. Der aufge-wirbelte Staub hüllte alles ein und verhinderte einen Blick auf Stuarts grausamen Tod.
Einen Augenaufschlag lang stand Jed wie gelähmt da, dann besann er sich und beugte sich zu Ross hinab.
"Es hat mich übel erwischt, Jed! Verdammt übel!" Die Stimme des Cowboys war nicht viel mehr als ein heiseres Krächzen.
Und nach kurzer Pause fuhr er fort: "Bring du dich in Sicherheit, Jed!"
"Ich werde dich nicht zurücklassen!" sagte Jed entschlossen und packte Ross unter den Achseln.
Ross stöhnte auf.
Das ganze Bein war rot. Und die Wunde an der Schulter war auch nicht ohne.
"Ich kann nicht...", rief Ross. "Mein Bein..."
Jed packte ihn und versuchte, Ross in den Sattel zu hieven. Beim zweiten Versuch klappte es. Dann schwang Jed sich dahinter.
Er drückte dem Pferd in die Weichen, so daß es sofort lospreschte. Aus dem Staub heraus tauchten einige wütende Bullen auf, vor deren Mäulern Schaum stand. Jed riß das Pferd herum und wich den stur ihre Richtung behaltenden Tieren aus.
Es ging um kaum mehr als eine Handbreit, die zwischen den Hörnern und dem Bauch des Pferdes lag...
Ross stöhnte und sackte nach vorne. Jed mußte ihn mit dem linken Arm festhalten, so daß er nicht vorwärts aus dem Sattel rutschte.
Jed ließ den Gaul etwas langsamer laufen. Der Staubnebel wurde weniger dicht und dann tauchte wie aus dem Nichts plötzlich einer der Blauröcke auf.
Der Uniformierte zögerte nicht eine Sekunde.
Die Winchester hielt er bereits in den Händen. Blitzschnell hatte er die Waffe durchgeladen und legte sie an und Jed wußte, daß er nicht schnell genug sein konnte, wenn er jetzt den Colt aus dem Holster riß.
Er griff dennoch zur Hüfte, ließ die Waffe aber stecken und bog sie samt Lederholster in die Richtung seines Gegners. Nur den Bruchteil einer Sekunde später krachte bereits sein Schuß los und erwischte den Uniformierten Army-Reiter am Bein.
Auch der Blaurock schoß. Seine Winchester bellte fast im selben Moment auf und Jed konnte das Mündungsfeuer blitzen ehen.
Aber der Schuß ging dicht vor Jeds Gaul in den Boden, denn ein Ruck hatte den Blaurock erfaßt. Die Kugel, die ihn am Bein erwischt hatte, war bis in den Pferdeleib durchgegangen und ließ das Tier zusammenbrechen Während der Uniformierte alle Mühe hatte, bei dem Sturz nicht von seinem Pferd begraben zu werden, riß Jed die Zügel herum und preschte davon.
Einigen wilden Rindern mußte er noch ausweichen, dann erreichte er schließlich eine Anhöhe, auf der er und Ross wohl verhältnismäßig sicher waren.
Jed atmete tief durch.
"Ross?" fragte er, denn der Cowboy rührte sich nicht mehr und hing schlaff in den den Armen des jungen O'Malley-Sohns.
Jed faßte Ross an den Hals und suchte den Puls. Das Herz schlug noch, aber viel Leben war nicht mehr in dem Verletzten.