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Wer hat die Hausherrin auf dem Maskenball ermordet? Pentecost und Parker ermitteln in ihrem ersten Fall!
New York, 1942: Will Parker ist eine junge Frau mit ungewöhnlichen Talenten und als diese der Privatdetektivin Lilian Pentecost das Leben retten, nimmt sie Will als ihre Assistentin unter ihre Fittiche. Drei Jahre später bittet Becca Collins die beiden um Hilfe. Beccas Mutter wurde während eines Maskenballs im Anwesen der Familie ermordet – mit einer Kristallkugel erschlagen, in einem von innen verschlossenen Zimmer. Aber in einem Fall, der Nachrichten aus den Jenseits, eine mysteriöse Wahrsagerin und zwielichtige Verwandtschaft involviert, gestalten die Ermittlungen sich verzwickt. Und als Will mehr als nur professionelles Interesse an ihrer Auftraggeberin Becca entwickelt, wird die Sache kompliziert – und Will rückt ins Visier des Mörders …
Wie eine weibliche Version von Sherlock Holmes und Dr. Watson mit der Atmosphäre einer Partie Cluedo – frisch, clever, cosy!
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Seitenzahl: 480
Buch
New York, 1942: Will Parker ist eine junge Frau mit ungewöhnlichen Talenten, und als diese der Privatdetektivin Lillian Pentecost das Leben retten, nimmt sie Will als ihre Assistentin unter ihre Fittiche. Drei Jahre später bittet Becca Collins die beiden um Hilfe. Beccas Mutter wurde während eines Maskenballs auf dem Anwesen der Familie ermordet – mit einer Kristallkugel erschlagen, in einem von innen verschlossenen Zimmer. Aber in einem Fall, dem Nachrichten aus dem Jenseits, eine mysteriöse Wahrsagerin und zwielichtige Verwandtschaft unheilvoll verbunden sind, gestalten die Ermittlungen sich verzwickt. Und als Will mehr als nur professionelles Interesse an ihrer Auftraggeberin Becca entwickelt, wird die Sache kompliziert – und Will rückt ins Visier des Mörders …
Der Autor
Stephen Spotswood ist ein preisgekrönter Autor von Theaterstücken, Journalist und Theaterpädagoge. Zusammen mit seiner Frau, der Jugendbuchautorin Jessica Spotswood, ihrer Katze und einer stetig wachsenden Büchersammlung lebt und arbeitet er in Washington, D. C.
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STEPHENSPOTSWOOD
Die TOTEauf dem MASKENBALL
PENTECOST & PARKERERMITTELN
Kriminalroman
Aus dem Amerikanischen von Charlotte Lungstrass-Kapfer
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Fortune Favors the Dead (A Pentecost & Parker Mystery 1)« bei Doubleday, New York.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Das Zitat auf Seite 7 stammt aus Agatha Christie, Der Mann im Nebel, erschienen in Die Büchse der Pandora. Loewe Verlag 2001.Copyright © der Originalausgabe 2020 by Stephen SpotswoodCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2022 by Blanvalet Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 MünchenRedaktion: Susann HarringCovergestaltung und - motiv: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (LaInspiratriz; svekloid; Amanita Silvicora; MaraQu)JB · Herstellung: samSatz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, MünchenISBN978-3-641-26851-0V003www.blanvalet.de
Für meinen Vater Bob Spotswood, durch den ich gute Rätsel zu schätzen gelernt habe.
Nur wenige von uns sind das, was sie zu sein scheinen.
AGATHACHRISTIE,Der Mann im Nebel
Kapitel eins
Bei meiner ersten Begegnung mit Lillian Pentecost hätte ich ihr beinahe mit einem Bleirohr den Schädel eingeschlagen.
Ich hatte ein paar Schichten als Nachtwächter auf einer Baustelle an der Zweiundvierzigsten West ergattert. Wenn wir in größeren Städten gastierten, organisierte sich ein Teil der Truppe von Hart and Halloways Wanderzirkus gerne solche Nebenjobs: spätnachts oder an den spielfreien Tagen, sodass wir nach den Vorstellungen noch ein bisschen was bar auf die Kralle dazuverdienen konnten.
Damals gab es noch mehr Jobs dieser Art. Viele der Männer, die sie normalerweise übernommen hätten, waren in Übersee und hofften darauf, Hitler abknallen zu können. Und wenn man eine Stelle unbedingt besetzen muss, wirkt plötzlich sogar eine knapp zwanzigjährige Zirkusgöre durchaus vielversprechend.
Auch wenn man in diesem Fall keine großartigen Empfehlungen brauchte. Es war ein echter Armleuchterjob: von elf bis Sonnenaufgang das Gelände ablaufen und darauf achten, dass niemand durch den Zaun schlüpft. Falls es jemand versuchte, sollte ich eine Glocke läuten und laut schreien, um den Eindringling durch das Getöse zu vertreiben. Sollte er sich weigern, musste ich einen Cop zu Hilfe holen.
So lautete zumindest die offizielle Anweisung. McCloskey – der Vorarbeiter der Baustelle, von dem ich mein Geld bekam – hatte allerdings andere Vorstellungen.
»Wenn du einen erwischst, verpasst du ihm eine hiermit«, erklärte er mir und zupfte an seinem schmierigen Schnurrbart. Dabei streckte er mir ein ungefähr fünfzig Zentimeter langes Bleirohr entgegen. »Wenn du es so machst, gibt’s einen Dollar als Bonus. Wir müssen ein Exempel statuieren.«
Für wen genau, wusste ich nicht. Ebenso wenig wusste ich, was es auf dieser Baustelle geben sollte, das sich zu stehlen lohnte. Die Arbeiten hatten gerade erst begonnen, es handelte sich also eigentlich bloß um ein riesiges Loch im Boden, ungefähr einen halben Block lang. Etwas Holz, ein paar Rohre, Werkzeuge, aber nichts, was wertvoll genug gewesen wäre, um es mitgehen zu lassen. So nah am Times Square würde ich es wohl eher mit Trunkenbolden zu tun bekommen, die irgendwo ihren Rausch ausschlafen wollten.
Deshalb ging ich davon aus, hier ein paar langweilige Nächte abzusitzen, etwas Kohle einzusammeln und nach Schichtende pünktlich wieder in Brooklyn beim Zirkus auftauchen zu können, um bei der Mittagsvorstellung zu helfen. Außerdem hoffte ich, mich in Ruhe dem Krimi widmen zu können, den ich mir an dem Zeitungsstand unten an der Straße geholt hatte. In irgendeiner Ecke ein wenig zu schlafen. Während unserer Reisen gab es nur selten die Gelegenheit, ganz allein für sich zu schlafen – vor allem ohne das Brummen der LKWs im Hintergrund oder das Gebrüll der Tiger in ihrem Käfig gegenüber.
Und genauso lief es in den ersten beiden Nächten auch ab. Mich überkam beinahe so etwas wie Einsamkeit. Mag sein, dass New York die Stadt ist, die niemals schläft, aber selbst diese Blocks im Herzen von Midtown legten zwischen zwei und fünf ein Nickerchen ein. Nicht viele Fußgänger unterwegs, zumindest hörte man keine durch den zwei Meter hohen Holzzaun, der die Baustelle umgab. So war es in dem Riesenloch fast schon gespenstisch still.
Deshalb schien in der dritten Nacht das Ächzen einer Zaunlatte, die offenbar von ihrem Platz entfernt wurde, ungefähr so laut über die Baustelle zu hallen wie eine Kirchenglocke.
Mit rasendem Puls schnappte ich mir mein Rohrstück und schlich am Zaun entlang. Ich trug eine Latzhose und dazu ein Jeanshemd – weiche Stoffe, die nicht rascheln. Die Sohlen meiner Stiefel waren beinahe durchgelaufen, was zwar schlecht für meine Fußstellung war, aber auch bedeutete, dass ich mich lautlos wie ein Schatten fortbewegen konnte. Vorsichtig schlich ich mich an die Gestalt heran, die geduckt auf der Innenseite des Zauns hockte.
Der Eindringling nahm eine Handvoll Erde und ließ sie durch seine Finger rieseln. Ich überlegte kurz, ob ich schreien und so versuchen sollte, ihn zu vertreiben, aber er war größer als ich. In der anderen Hand hielt er etwas, was aussah wie ein langer Stock oder ein Holzprügel. Auf jeden Fall war es größer als mein Stückchen Bleirohr. Wenn ich jetzt losbrüllte und er mich angriff, würde ich vermutlich nicht einmal lange genug auf den Beinen bleiben, um mich zu verteidigen.
Ganz langsam schlich ich weiter. Als mich nur noch wenige Schritte von der Gestalt trennten, hob ich mein Rohr über den Kopf. Wie würde es sich wohl anfühlen zuzuschlagen? Konnte ich die Wucht so genau abstimmen, dass ich meinen Gegner nur bewusstlos schlug? In den Groschenromanen schafften die Privatdetektive das immer problemlos. Bei mir würde der Schädel wohl eher aufplatzen wie ein rohes Ei. In meinem Magen breitete sich diese leise Übelkeit aus, die mich auch immer überkam, wenn ich den Trapezkünstlern bei der Arbeit zusah.
Ich hielt das Rohr noch immer hoch erhoben, als die Gestalt sich umdrehte und mich ansah.
»Es wäre mir lieber, den Tag ohne Gehirnerschütterung zu beenden«, erklärte mir eine Stimme, die so unerschütterlich klang wie ein gespanntes Drahtseil. Der kräftige Kerl, dessen Angriff ich befürchtet hatte, war in Wirklichkeit eine Frau. Sie war ungefähr so alt, wie meine Mutter jetzt gewesen wäre, und hatte ihr Haar zu einem eleganten Dutt aufgesteckt.
»Sie dürfen nicht hier sein«, erwiderte ich. Irgendwie gelang es mir, mein wildes Herzrasen nicht bis in meine Stimmbänder dringen zu lassen.
»Das wird sich noch zeigen«, befand sie. »Arbeiten Sie hier schon lange?«
»Ein paar Nächte.«
»Hmmm.« In ihrem Brummen schwang Enttäuschung mit.
Eigentlich hätte ich ihr befehlen müssen zu verschwinden. Doch aus irgendeinem Grund – war es nun Schicksal, Langeweile oder eine mir angeborene Schändlichkeit – redete ich einfach weiter: »Ich glaube, McCloskey – das ist der Vorarbeiter hier – hat gerade erst angefangen, Nachtwächter anzuheuern. Bisher hat er wohl hier in seinem Schuppen übernachtet, um doppelt abkassieren zu können. Zumindest haben mir das ein paar Typen von der Frühschicht erzählt.«
»Schon besser«, stellte sie fest.
Langsam stemmte sie sich auf den Stock in ihrer Linken und stand auf. Sie war groß und kräftig und trug einen teuer aussehenden, maßgeschneiderten Anzug mit Hahnentrittmuster. Abgerundet wurde das Ganze durch einen knöchellangen schwarzen Mantel, der an Blackheart Bart bei seiner Scharfschützennummer erinnerte.
»Ist das dort sein Schuppen?« Sie sah zu dem kleinen Holzverschlag hinüber, der ein Stück weiter hinten stand.
Ich nickte.
»Bitte zeigen Sie ihn mir.«
Zu diesem Zeitpunkt war irgendwie schon klar, dass hier niemand mehr k. o. geschlagen werden würde, also dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Vielleicht lag es einfach daran, dass mir nur die Alternative geblieben wäre, die Polizei zu rufen, und ich hatte schon in frühen Jahren eine tief sitzende Abneigung gegen Menschen mit Dienstmarke entwickelt.
Also führte ich sie zu dem Schuppen in der Ecke des Geländes. Sie folgte mit ein paar Schritten Abstand, wobei sie ihren Stock benutzte. Es war nicht so, dass sie hinkte, ich würde es eher als leichtes Taumeln beschreiben. Ich war mir nicht sicher, was genau mit ihr los war, aber dieser Stock war eindeutig nicht nur zur Zierde gedacht.
McCloskey hatte den Verschlag als sein Büro bezeichnet, dabei war er windschiefer als so mancher Hühnerstall. Dort war der Zutritt verboten, und die Tür war verschlossen. Die mysteriöse Frau holte etwas aus der Innentasche ihres Mantels – es sah aus wie ein dünner, gebogener Draht – und machte sich an dem Vorhängeschloss zu schaffen. Nachdem sie ungefähr eine Minute lang rumgefummelt hatte, merkte ich an: »Sie müssen von unten ran.«
»Wie meinen?«
Gelassen nahm ich ihr den Draht ab und hatte die Sache nach zehn Sekunden erledigt. Ich hatte schon kompliziertere Schlösser geknackt, und zwar mit verbundenen Augen. Ernsthaft.
»Wenn Sie so etwas öfter machen, sollten Sie sich ein paar richtige Dietriche zulegen«, riet ich ihr.
In all den kommenden Jahren sah ich sie vielleicht drei Dutzend Mal lächeln. Nun beehrte sie mich zum ersten Mal damit.
»Ich werde es mir merken«, versprach sie.
Das Innere des Schuppens war nicht besser als die Außenansicht – verdreckt und schäbig: Auf einem aus ein paar alten Brettern und Sägeböcken zusammengeschusterten Tisch stapelten sich ungeordnete Papierhaufen, außerdem standen dort eine Laterne und ein altes Feldtelefon der Armee, das so umgepolt worden war, dass McCloskey damit telefonieren konnte, ohne sich eine Telefonzelle suchen zu müssen. Der Rest des Raumes war mit einem schmalen Feldbett und einem Haufen schmutziger Lumpen ausgefüllt, die sich auf den zweiten Blick als Kleidung entpuppten.
Meine Begleiterin entzündete die Laterne. Das Licht ließ das vollgestopfte Kabuff kein bisschen besser aussehen. Mir waren schon Affenkäfige untergekommen, die weniger verdreckt gewesen waren.
»Beschreiben Sie mir Mr. McCloskey.« Auffordernd sah sie mich an; ihre Augen hatten die graublaue Farbe eines Winterhimmels.
»Weiß nicht … in den Vierzigern. Durchschnitt, schätze ich mal.«
Nun warf sie mir einen Blick zu, dem ich später den Titel »die enttäuschte Schulmamsell« verleihen würde. »Durschnitt gibt es nicht. Zumindest nicht in Bezug auf Menschen. Und es ist nie empfehlenswert zu schätzen, solange die Umstände einen nicht dazu zwingen.«
So langsam bereute ich es, mein Bleirohr nicht eingesetzt zu haben.
»Okay.« Abfällig verzog ich die Lippen. »Ein gutes Stück größer als ich, so um die eins achtzig. Circa neunzig Kilo, einiges davon Fett, aber mit ordentlich Muskeln drunter. Wie ein Hafenarbeiter, der zu oft zur Flasche greift. Wenn ich nach den Flicken auf seinen Hosen gehen muss, würde ich sagen, er besitzt zwei Garnituren an Kleidung, keine davon mehr wert als drei Dollar. Er ist abgebrannt, will die Leute aber glauben lassen, er hätte Kohle.«
»Wie kommen Sie zu diesem Schluss?«
»Dessentwegen, was er mir zahlt. Und weil der Typ keinen Cent für eine anständige Rasur ausgibt, aber genug hingelegt hat, um sich eine billige Klunkeruhr zu kaufen.«
»Eine was?«
»Na, eine nachgemachte, eine Fälschung.«
»Woher wollen Sie wissen, dass sie gefälscht ist?«
»Nie im Leben kann sich der Typ echtes Gold leisten.«
In diesem Moment blitzte etwas in ihren Augen auf. Genau so guckte Mysterio immer, kurz bevor er seine reizende Assistentin in zwei Hälften zersägte.
»Haben Sie eine Telefonnummer von ihm, für Notfälle?«
»Sicher. Aber er hat gesagt, die soll ich nur anrufen, wenn es hier wirklich total schiefläuft.«
»Nun, hier ist so einiges schiefgelaufen, Miss …«
»Sparen Sie sich die Miss. Einfach nur Parker«, erklärte ich ihr. »Willowjean Parker. Die meisten nennen mich Will.«
»Bitte rufen Sie Mr. McCloskey jetzt an, Will. Sagen Sie ihm, Sie hätten eine Einbrecherin erwischt, die einfach nicht verschwinden will. Und sagen Sie ihm, sie hätte sich nach einer goldenen Uhr erkundigt.«
Dieser Anruf war nicht weiter schwer, denn es war ja die reine Wahrheit. Nachdem ich aufgelegt hatte, wollte die Frau – die sich mir immer noch nicht vorgestellt und damit die grundlegenden Regeln der Höflichkeit so missachtet hatte, dass es sogar mich störte – von mir wissen, wie er geklungen habe.
Am Anfang ganz normal, erklärte ich ihr: verschlafen und angepisst. Doch als ich die Uhr erwähnt hatte, war da eindeutig so etwas wie Panik in seiner Stimme aufgetaucht. Er sei gleich da, hatte er gesagt, und ich solle die Frau in der Zwischenzeit bloß nicht abhauen lassen.
Sie nickte zufrieden, setzte sich kerzengerade auf das Feldbett und schlang die mit Handschuhen bekleideten Finger um den Gehstock auf ihrem Schoß. Dann schloss sie die Augen, so gelassen wie meine Großtante Ida beim Gebet in der Kirche. Irgendwie erinnerte sie mich an die Fotos von Farmerfrauen aus Oklahoma, die ich in der Zeitschrift Life gesehen hatte: wettergegerbt, in gelassener Erwartung des aufziehenden Sturms.
Ich wollte sie fragen, worum es hier eigentlich ging. Oder zumindest nach ihrem Namen. Immerhin wusste sie meinen jetzt auch. Doch dann beschloss ich, ihr diese Genugtuung zu verweigern. Also blieb ich stumm stehen und wartete mit ihr.
Nach zehn Minuten öffnete sie plötzlich die Augen und sagte: »Ich denke, es wäre das Beste, Will, wenn Sie das Gelände nun über den Ausgang an der Eighth Avenue verlassen. Ungefähr zwölf Blocks südlich von dort gibt es eine Polizeiwache.«
»Sie wollen, dass ich die Cops hole?«
»Bitten Sie darum, dass Lieutenant Nathan Lazenby informiert wird. Erklären Sie ihnen, dass es einen Mord gegeben hat und dass Lillian Pentecost sofortige Verstärkung anfordert. Solange sie nicht wollen, dass es morgen in der Times steht.«
Ich setzte zu einer Erwiderung an, aber ihr Blick machte deutlich, dass jede Diskussion zwecklos wäre, also rannte ich los Richtung Eighth Avenue. Doch noch bevor ich das Tor erreichte, blieb ich stehen.
Wie ich bereits sagte, bin ich kein Freund von staatlichen Autoritäten, vor allem nicht, wenn sie Kanonen und Schlagstöcke tragen und nicht davor zurückschrecken, Letztere auch mehr oder weniger umsichtig einzusetzen. Und überhaupt, was dachte diese Frau denn, was das bringen sollte? Ich erwähne nur ihren Namen, und schon kommt ein ganzer Polizeitrupp angerannt?
Lillian Pentecost. Für wen hielt die sich denn bitte schön?
Stattdessen schlich ich vorsichtig wieder zurück. Kurz bevor ich die Rückseite des Schuppens erreichte, verriet mir das Quietschen verrosteter Bremsen auf der Zweiundvierzigsten, dass McCloskey gleich hier auftauchte.
Hastig lief ich zur Rückwand des Kabuffs und ging dort in Deckung. Durch die dünnen Holzbretter konnte ich alles gut hören. Da ich davon ausging, dass dies auch in die andere Richtung galt, verhielt ich mich mucksmäuschenstill.
Jemand hetzte im Laufschritt über die festgetrampelte Erde, dann wurde quietschend die Schuppentür geöffnet.
»Hey! Wer sind Sie? Wo steckt die kleine Zirkusmaus?«
»Ich habe Will weggeschickt, Mr. McCloskey, da ich es für das Beste hielt, wenn wir unter vier Augen miteinander sprechen.«
»Miteinander sprechen? Worüber denn? Was ist hier los? Wer sind Sie?«
»Ich bin Lillian Pentecost.« McCloskey schnappte nach Luft. Offenbar war ihm dieser Name ein Begriff, und er war nicht erfreut. »Und was die Frage angeht, was hier los sei: Sie tragen die Uhr eines Mordopfers an Ihrem Handgelenk.«
»Was reden Sie denn da? Alles Lüge. Ich habe die Uhr gekauft, von einem Typen in einer Bar. Hat mich zwanzig Dollar gekostet.«
Missbilligend schüttelte ich den Kopf. Anscheinend hatte ihm niemand gesagt, dass man sich seine krummen Touren durch zu viele Details nur verderben konnte.
»Die Polizei wird Sie natürlich danach fragen, in welcher Bar das war und wie der Mann heißt, der Ihnen die Uhr angeblich verkauft hat. Und so weiter und so weiter«, führte Mrs. Pentecost aus. »Aber ich denke, wir können uns das sparen. Schon allein deshalb, weil niemand eine Patek Philippe für nur zwanzig Dollar verhökern würde.«
»Patty Phillip sagt mir gar nichts. Der Typ meinte, er wäre knapp bei Kasse. Bräuchte dringend Geld.« Das leise Winseln in seiner Stimme strich seine Schuld deutlicher heraus, als eine Leuchtreklame am Broadway das geschafft hätte.
»Jonathan Markel brauchte tatsächlich dringend Geld, Mr. McCloskey. Aber doch nicht so dringend, dass er mit Ihnen Geschäfte gemacht hätte.«
»Wer ist Jonathan Markel?«
»Der Mann, den Sie erschlagen und von dessen Handgelenk Sie diese Uhr gestohlen haben.«
»Sie sind total verrückt, Lady.«
»Darüber lässt sich streiten. Bislang hat man mir überbordenden Narzissmus, Hysterie, charakterliche Abnormität und diverse wahnhafte Psychosen unterstellt. Aber der Schmutz auf der Rückseite von Mr. Markels Jackett war keine Wahnvorstellung. Schmutz, der sicherlich nicht aus der Gasse stammt, in der seine Leiche gefunden wurde. Und auch die Abdrücke an seinem Schädel waren keine Wahnvorstellung. Abdrücke, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu der Art von Bleirohr passen, das bei Eindringlingen zum Einsatz zu bringen Sie Will angewiesen haben.«
Nun war McCloskeys schwerer Atem sogar durch die Bretterwand zu hören. Hektisch und panisch atmete er.
Als Mrs. Pentecost fortfuhr, schlich sich ein kaum wahrnehmbares Stocken in ihren Redefluss; als würden die Worte kurz in ihrer Kehle hängen bleiben. Was mich zu der Frage brachte, ob sie tatsächlich so gelassen war, wie es den Anschein hatte.
»Ich wäre wohl schon früher auf Sie gekommen, aber … es war mir erst gestern möglich, die Kleidung zu untersuchen … die Mr. Markel in jener Nacht trug. Zwischen seinem Club und der Gasse, in der er gefunden wurde … liegen nur eine Handvoll Baugruben, und diese hier gehört dazu. Vielleicht lag zunächst gar keine böse Absicht vor. Vielleicht hat … Mr. Markel an jenem Abend viel getrunken und suchte nur … nach einem Ort, wo er sich ungestört erleichtern konnte, und ist durch Ihren Zaun geschlüpft. Sie hielten ihn für einen Dieb und … schlugen zu. Ein wenig … zu fest? War es ein Unfall?«
»Ja … ja, es war ein Unfall.« McCloskey stieß es krächzend hervor, als würde ihm jemand die Kehle zudrücken. Und der Drücker war noch nicht fertig.
»Aber der zweite und der … dritte Schlag waren sicher kein Unfall mehr. Und der Diebstahl seiner Brieftasche und seiner … Uhr lässt sich auch nicht als Unfall bezeichnen. Oder die darauffolgende Vertuschung des Verbrechens. Das waren … keine Unfälle mehr.«
Genau in diesem Moment beschloss eine meiner Waden, einen Krampf zu bekommen. Ich verlagerte das Gewicht, wobei ich versuchte, möglichst kein Geräusch zu machen. Als ich eine neue Position gefunden hatte, herrschte in dem Schuppen absolute Stille. Dann hörte ich das leise Klicken, mit dem der Hahn einer Waffe gespannt wird.
»Keine Bewegung, Lady.« Die Panik in McCloskeys Stimme hatte ordentlich zugelegt. Ich konnte quasi hören, wie die Pistole in seiner Hand zitterte.
»Mr. McCloskey, so reiten Sie sich doch … nur noch tiefer rein. Die Polizei ist informiert. Sie ist bereits … auf dem Weg hierher.«
Sie legte ihm das mit einem leicht mahnenden Unterton dar, als würde sie eine Kellnerin darüber aufklären, dass sie die Tomatensuppe bestellt habe, nicht die Minestrone.
Allerdings lag sie leider falsch. Die Kavallerie war eindeutig nicht gerufen worden.
Ich weiß nicht, was als Nächstes gesagt wurde, denn ich war voll und ganz damit beschäftigt, mich zur Vorderseite des Schuppens zu schleichen. Angespannt wartete ich auf den drohenden Schuss. Die Tür stand offen. Ich spähte hinein.
McCloskey stand mit dem Rücken zu mir. Er hatte tatsächlich eine Waffe – ein hässliches Ding mit kurzem Lauf – und zielte damit auf Mrs. Pentecosts Kopf. Ich erwischte ihn mitten im Satz: »… gar nicht hier sein. Ich komme rein und erwische eine fremde Frau dabei, wie sie hier herumschnüffelt. Möglicherweise greift sie mich auch mit diesem Rohr hier an. Dem Rohr, mit dem angeblich dieser Typ getötet wurde.«
Mrs. Pentecost saß noch genauso da wie vorhin, die Hände ordentlich über dem Gehstock in ihrem Schoß gefaltet. Ich hätte schon längst angefangen zu schwitzen wie ein Schwein, aber ihr war keinerlei Furcht anzumerken. Vielmehr hatte sich ein beinahe fröhliches Funkeln in ihre Augen geschlichen.
Nun schüttelte sie entschlossen den Kopf. »Ich denke nicht, dass die Polizei Ihnen diese Geschichte abnehmen wird, Mr. McCloskey. Die Herren dort sind zwar des Öfteren etwas … eigensinnig, aber höchst selten wirklich … dumm.«
Ihr Gehstock machte einen ziemlich stabilen Eindruck, er war aus glattem schwarzem Holz und hatte einen schweren Messinggriff. Vielleicht beabsichtigte sie ja, völlig überraschend damit zuzuschlagen. Allerdings hatte ich eine Cousine gehabt, deren Stimme auch auf diese Art stockte, wenn sie länger sprach. Und auch sie hatte Probleme beim Gehen gehabt, wenn auch wesentlich schlimmere. Deshalb ging ich davon aus, dass ein plötzlicher Sprung und ein heftiger Schlag eher nicht zum Repertoire der Lillian Pentecost gehörten.
»Tja, dann wird wohl Ihr Wort gegen meins stehen«, höhnte McCloskey. »Nur dass Sie dann gar nichts mehr sagen können.«
Als man mich später dazu befragte – und Mann, was wurde ich oft dazu befragt – , sagte ich, ich hätte gar nicht nachgedacht. Hätte einfach blind reagiert.
Aber ich habe sehr wohl nachgedacht. Der Zirkus hatte mich aufgenommen und behalten, weil ich flinke Hände und einen noch flinkeren Verstand hatte. Und in dem lief nun in Sekundenbruchteilen eine hitzige Debatte ab.
Die Stimme in meinem Kopf, die sich für Flucht aussprach und der Meinung war, ich müsse die Dinge einfach geschehen lassen, klang beinahe wie Darla Delight. Dee-Dee war ein ehemaliges Showgirl, das für den Zirkus die Buchhaltung machte. Eine äußerst pragmatische Frau. Jedes Mal wenn Zirkuseigentümer Big Bob Halloway mit einer brillanten Idee für eine neue Nummer kam (was ungefähr zweimal pro Woche geschah), war es Darla, die ihm die Kosten vorrechnete und in neun von zehn Fällen seinen Einfallsreichtum als Schwachsinn entlarvte.
»Man muss immer die Kosten im Blick behalten«, predigte sie oft. »Vor allem die verborgenen. Alles, was man nicht sofort auf dem Schirm hat, was sich im Laufe der Zeit aber summiert. Das taucht alles irgendwann wieder auf und beißt einen in den Hintern.«
Die Gegenstimme bei der Debatte klang sehr nach meinem Vater. Der hatte sich nie um Kosten geschert. Er tat einfach, wonach ihm der Sinn stand, scheißegal, wen er damit verletzte. Dass ich auf diese Stimme immer noch viel zu oft höre, gehört zu den Dingen, die mir echt zu schaffen machen.
McCloskey murmelte etwas Unverständliches. Was es auch war, es sorgte dafür, dass Mrs. Pentecost sich vorbeugte wie ein Hund, der die Länge seiner Leine austestet.
»Wer?«, fragte sie. »Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Na ja«, brummte er, wohl eher an sich selbst als an sie gerichtet, »wer A sagt, muss auch B sagen, nicht wahr?« Er streckte den Arm und legte den Finger an den Abzug.
Die Debatte war beendet, die Entscheidung gefallen. Da ich bereits halb kniete, konnte ich problemlos mein Hosenbein hochschieben und das Messer packen, das ich in einer Lederscheide an meinem Unterschenkel trug.
Nach all den endlosen Stunden, die ich mit Kalishenko auf den staubigen Feldern zwischen Boise und Brooklyn trainiert hatte, war das Folgende schon beinahe zu leicht. Ich richtete mich auf und holte aus der Bewegung heraus in einem hohen Bogen aus.
Kalishenkos Worte hallten durch meinen Kopf, wie immer leicht verzerrt durch seinen schleppenden russischen Akzent: »Du wirfst nicht die Klinge. Du wirfst nicht deinen Arm. Du wirfst deinen ganzen Körper nach vorne. Der Trick ist, genau im richtigen Moment loszulassen.«
Also warf ich mich nach vorne und ließ im richtigen Moment los.
Die ausbalancierte Klinge traf mit einem ekelhaft dumpfen Geräusch. Doch diesmal bohrte sie sich nicht in eine schartige Zielscheibe aus Holz, sondern versank fast acht Zentimeter tief in McCloskeys Rücken. Später würde man mir sagen, dass nur die äußerste Spitze sein Herz traf. Nicht viel, aber es reichte aus.
Die Waffe glitt ihm aus der Hand. Sofort hob Mrs. Pentecost ihren Stock und schob sie aus seiner Reichweite. McCloskey versuchte taumelnd, an den Messergriff in seinem Rücken heranzukommen. Dann brach er zusammen, streifte mit dem Kopf den Rand des Feldbetts. Ein letztes scheußliches Gurgeln, dann war er still.
Mrs. Pentecost kniete sich neben den reglosen Körper. Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie seinen Puls fühlte, doch sie griff nur nach der Armbanduhr. Ein paar schnelle Drehungen, dann gab ein Mechanismus ein Geheimfach hinter dem Zifferblatt frei. Sein Inhalt verschwand in ihrer Hand und wurde in der Innentasche ihres Mantels verstaut, bevor sie die Uhr wieder einrasten ließ.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie, als sie vom Boden aufstand.
»Keine Ahnung.« Meine Hände zitterten, meine Atmung ging schnell und flach. Gut möglich, dass ich gleich zusammenbrechen würde.
»Können Sie laufen?«, fragte sie weiter.
Ich nickte.
»Gut. Ich fürchte, wir müssen nun … zur Polizeiwache gehen.«
»Muss das sein?«, protestierte ich. »Wissen Sie, ich hab’s nicht so mit den Cops.«
Das brachte mir die Andeutung eines Lächelns ein.
»Sie haben schon einen gewissen Nutzen. Und sie … mögen es nicht, wenn überall Leichen herumliegen. Aber ich werde bei Ihnen bleiben.«
So traten wir unseren zwölf Blocks langen Marsch durch das nächtliche New York an – hübsch langsam. Nicht nur, um es meiner neuen Gefährtin leichter zu machen, sondern auch, weil ich mich noch immer etwas zittrig fühlte. Die Gebäude kamen mir höher vor, die Straßen schmaler. Alles war irgendwie größer, dunkler und gefährlicher.
Mrs. Pentecost legte mir eine Hand auf die Schulter und ließ erst los, als wir die Wache fast erreicht hatten. Merkwürdigerweise fühlte ich mich dadurch besser. Als würde sie so einen Teil von dem, was sie derart ruhig und gefasst in die Mündung einer Waffe hatte blicken lassen, auf mich übertragen.
Sie dankte mir nicht dafür, dass ich ihr das Leben gerettet hatte. Jetzt, da ich darüber nachdenke, hat sie das auch später nicht getan. Andererseits könnte man dagegenhalten, dass sie es mir hundertfach vergolten hat.
Erst Jahre später, als jemand vorschlug, ich solle das alles zu Papier bringen, fiel mir die Sache mit den verborgenen Kosten wieder ein. Am Ende waren sie höher, als ich es mir je hätte vorstellen können. Und doch habe ich sie nie wirklich zusammengerechnet. Wenn ich das alles nun aufschreibe, werde ich wohl nicht mehr darum herumkommen. Und ich weiß ehrlich nicht, was unter dem Strich dabei herauskommen wird: rote Zahlen oder vielleicht doch schwarze?
Kapitel zwei
Mrs. Pentecosts Versprechen, bei mir zu bleiben, hatte noch ungefähr zehn Minuten Bestand, nachdem wir die Polizeiwache betreten hatten. Wir wurden voneinander getrennt, und man führte mich in ein fensterloses Verhörzimmer, wo ich während der kommenden Stunden wieder und wieder von einander ablösenden Männern in billigen Anzügen ausgequetscht wurde, die mich mit rot gefleckten Wangen anstarrten.
Anfangs überlegte ich, ob ich es mit weiblichem Charme versuchen sollte, aber diese Masche hatte ich irgendwie nie besonders gut draufgehabt. Flirten ging ebenfalls nicht. Zum einen war ich nicht entsprechend gekleidet, zum anderen gab ich mich bezüglich meines Aussehens keinerlei Illusionen hin. Ich hatte die Boxernase und schlammbraunen Augen meines Vaters geerbt, und die Sommersprossen von der mütterlichen Seite hatten die Tendenz, sich irgendwo über meinen Wangenknochen zu unförmigen Pfützen zu vereinigen.
Also entschied ich mich, ihnen eine nahezu vollständige Version der Wahrheit zu präsentieren.
Zuerst waren da zwei Sergeants, die mich die Ereignisse des Abends vorwärts, rückwärts und von innen nach außen gekehrt aufsagen ließen. Ich verriet ihnen beinahe alles – nur nicht das mit der Geheimfachuhr, was aber ja auch kein wirklich relevantes Detail war, weshalb es sich mühelos unter den Tisch kehren ließ.
Irgendwann wurden die Sergeants von einem Detective abgelöst, der noch so grün hinter den Ohren war, dass man ihm meiner Meinung nach besser keine Dienstwaffe hätte anvertrauen sollen. Auch er ließ mich die Ereignisse des Abends abspulen, ihm schien allerdings wichtiger zu sein, was Mrs. Pentecost über diesen Jonathan Markel gesagt hatte.
Wieder bekam er das Gesamtpaket, abzüglich eines Details.
Nach ungefähr einer Stunde kletterte ich die Leiter wieder ein Stückchen höher hinauf. Der nächste Detective – diesmal einer mit einem so reglosen und kalten Gesicht, dass es aus Granit hätte sein können, halb versteckt hinter einem grau melierten Bart, der ihm bis auf den Windsorknoten fiel. Das war ein alter Hase. Zumindest schloss ich das aus seinem Alter, seinem Auftreten und der Art, wie der Babydetektiv sich katzbuckelnd aus dem Verhörraum verabschiedete. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem bärtigen Riesen – er war über eins achtzig groß – um Lieutenant Lazenby, ebenjenen Ermittler, dessen Namen Mrs. Pentecost ganz am Anfang erwähnt hatte. Sollte ich dem Irrtum aufgesessen sein, die beiden wären Freunde, belehrte er mich schnell eines Besseren.
»Was zahlt Pentecost Ihnen dafür?«
»Wann hat sie Ihnen den Auftrag erteilt?«
»Hat Pentecost die Waffe platziert, oder sollten Sie das für sie erledigen?«
»Wer ist ihr Klient?«
»Hat sie Ihnen gesagt, wer Markel tatsächlich umgebracht hat? Wenn Sie uns das verraten, werden wir dem Staatsanwalt nahelegen, sich auf einen Deal mit Ihnen einzulassen.«
So ging es eine ganze Weile.
Für jemanden, der noch nie mit Gesetzeshütern zu tun hatte, kann so etwas sicher Furcht einflößend sein. Da ich aber Teil einer Zirkustruppe war, die öffentliche Anordnungen hin und wieder großzügig auslegte (oder einfach ignorierte), saß ich nun nicht zum ersten Mal auf einer Polizeiwache und war schon von einer bunten Wundertüte voller Cops herumgeschubst worden, bis hin zu den State Troopers oder dem ein oder anderen Kleinstadtsheriff. Und ehrlich gesagt, machten mir diese Hinterwäldlersheriffs grundsätzlich mehr Angst als Großstadtbullen.
Sollte Lazenby also gedacht haben, er könne mich von meiner Geschichte abbringen, wurde er enttäuscht. Irgendwann wurde ihm das ebenfalls klar, und man gab mir meine getippte Aussage und forderte mich auf, sie zu unterzeichnen. Ich las sie gründlich durch, prüfte, ob nichts hinzugefügt worden war, und unterschrieb.
»Willowjean Parker? Ist das Ihr richtiger Namen?«, fragte er, nachdem ich meinen Friedrich Wilhelm daruntergesetzt hatte.
»Glauben Sie echt, ich würde mir so etwas wie Willowjean ans Knie nageln, wenn ich mir einen falschen Namen ausdenke?« Probehalber setzte ich ein charmantes Lächeln auf, das aber irgendwie nicht zu meinem Gesicht zu passen schien.
»Ich weiß nicht, ob ich auch nur ein Wort davon glauben soll.« Er hielt meine Aussage hoch. »Und ich vermute, dass es dem Staatsanwalt ähnlich gehen wird. Meine Männer und ich werden die Details prüfen. Sollte Ihnen in der Zwischenzeit noch etwas einfallen, das Sie hinzufügen möchten, lassen Sie es mich wissen.«
»Klar doch. Unter welcher Nummer kann ich Sie erreichen?«
Nun war er mit Grinsen dran. Dann ordnete er mit knappen Worten an, dass ich in den Haftraum hinuntergebracht werden solle.
Der Wachhabende wollte mich zuerst in den Männerbereich stecken, doch als ich meine Kappe abnahm und ihm meine langen roten Locken zeigte, bugsierte er mich hastig ans andere Ende des Gebäudes in den kleineren (und minimal saubereren) Frauentrakt.
Während der kommenden drei Tage in der Zelle bekam ich eigentlich niemanden zu sehen außer den Wachen. Nur am ersten Morgen wurden drei Mädchen reingebracht, die man in einem Freudenhaus in Chinatown hopsgenommen hatte. Anscheinend hatte der Betreiber seine üblichen Zahlungen an einen Richter vergessen, und nun mussten die Mädchen dafür geradestehen. Irrtümlicherweise hielten sie mich für eine Kollegin und versorgten mich prompt mit dem Namen und der Telefonnummer ihres Arbeitsgebers. Wie sie mir erklärten, gäbe es einen Markt für Mädchen, die als Junge durchgingen (und andersrum). Eine Tatsache, die mir schon lange bekannt war.
Jedenfalls erfuhr ich während der kommenden Stunden so einiges über die Besonderheiten des ältesten Gewerbes der Welt in seiner Ausführung am oberen Ende von New York City. Bis zum Mittagessen war die Kaution der drei hinterlegt worden, und ich blieb mit den unsichtbaren Horden von Bettwanzen allein zurück. Schließlich gelang es mir, einer der Wachen eine alte Zeitung abzuschwatzen, die ich sorgfältig auf der Pritsche ausbreitete, in der Hoffnung, so eine Barriere gegen das Ungeziefer zu schaffen. Trotzdem musste wohl meine gesamte Kleidung geschrubbt, gescheuert oder am besten gleich verbrannt werden, sobald ich wieder bei Hart and Halloway aufschlug.
Falls ich jemals wieder dort aufschlug.
Der Zirkus würde in drei Tagen weiterziehen, und bisher hatte mir noch niemand gesagt, was mit mir passieren sollte.
Lustigerweise war die Möglichkeit, wegen Mordes angeklagt zu werden, nicht das, was mich am meisten beunruhigte. Nein, es war der Ausdruck in Lazenbys Augen, als ich ihm gesagt hatte, Willowjean Parker sei mein richtiger Name. Denn das war gelogen.
Also, die Willowjean war offiziell. Nicht gerade ein Allerweltsname, schon klar, aber meine Mutter hatte mich so genannt, und ich hatte es einfach nicht über mich gebracht, ihn abzulegen. Dafür war ich meinen Familiennamen losgeworden, sobald ich dem Zirkus beitrat. Das Parker hatte ich einer Figur aus einem Black Mask-Heft geklaut, meiner bevorzugten Groschenromanreihe.
Ich sagte mir immer wieder, dass die Chancen meiner Familie, mich aufzuspüren, ungefähr hundert zu eins standen. Und selbst wenn, was sollte schon groß passieren? Ich war inzwischen erwachsen, nicht mehr das verängstigte kleine Mädchen, das vor Jahren von zu Hause fortgelaufen war.
Aber in dieser Zelle bekamen meine Befürchtungen enormen Auftrieb, und wie bei den Bettwanzen wurde es nur schlimmer, wenn man anfing zu kratzen. Die zweite Nacht verbrachte ich allein. Eine trübe Glühbirne am anderen Ende des Korridors war die einzige Lichtquelle. Und so verflüchtigte sich nach und nach die aufgesetzte Tapferkeit, mit der ich hier eingelaufen war und die mir als Schutzschild gedient hatte. Ich stellte mir vor, wie sich die Zellentür öffnete und mein Vater hereinkam, knallrot im Gesicht, den Ledergürtel bereits griffbereit um die Hand gewickelt.
Hab ich dich.
Ich presste die Lider aufeinander und hielt die Augen fest geschlossen, bis ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel.
Am dritten Tag wurde die Zellentür gegen Mittag tatsächlich geöffnet, doch es kam niemand herein. Stattdessen holte man mich raus und scheuchte mich wieder nach oben in ein Verhörzimmer. Diesmal hatte ich die Luxusausführung erwischt – mit Fenster und Stühlen, die nicht wackelten. Und diesmal ließ man mich auch nur eine halbe Stunde schmoren, bevor plötzlich die Tür aufflog und Dee-Dee hereingestürmt kam wie eine Lawine mit rot gefärbter Föhnfrisur und hochgestemmtem Busen.
»Will, Baby, ich habe mir solche Sorgen gemacht!« Sie wollte mich umarmen, aber ich hielt sie davon ab.
»Besser nicht«, erklärte ich ihr. »Erst nachdem ich entlaust wurde.«
Also begnügte sie sich mit einem Luftkuss und setzte sich gegenüber von mir an den Verhörtisch.
»Was ist los, Dee-Dee? Die lassen mich hier jetzt schon seit drei Tagen komplett im Dunkeln.«
»Ich weiß es nicht genau, Honey. Offenbar haben die Cops die Details rund um den Mord an diesem Markel abgeklopft. Doch es scheint festzustehen, dass McCloskey ihn umgebracht hat. Zumindest steht es so in der Zeitung.«
»Das ist in der Zeitung gelandet?«
»Auf allen Titelseiten, schon seit zwei Tagen«, sagte Dee-Dee lächelnd. »Und dass McCloskey so etwas wohl früher schon abgezogen hat, aber nie verdächtigt wurde. Und dass diese Pentecost offenbar geschafft hat, was der Polizei nicht gelungen ist. Wie dem auch sei, sie wollen dich heute Nachmittag freilassen.«
»Jawoll!« Triumphierend schlug ich mit der Faust auf den Tisch. »Noch nie habe ich mich so sehr auf mein durchgelegenes Feldbett neben dem Tigerkäfig gefreut.«
Dee-Dee runzelte die Stirn. Diesen Blick schenkte sie sonst nur Big Bob, wenn er wieder mal mit einer besonders kostspieligen Idee bei ihr antanzte.
»Darüber wollte ich mit dir sprechen«, begann sie. »Diese Mrs. Pentecost ist gestern bei uns aufgetaucht. Hat eine Stunde mit Big Bob in seinem Wohnwagen gesessen und ihn ausgequetscht.«
»Worüber denn?«
»Über dich. Anscheinend hat sie ein Angebot für dich.«
Wachsam lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. »Was für ein Angebot?«
»Irgendeine Art von Job. Etwas Langfristiges. Bob meinte, sie sei nicht ins Detail gegangen. Aber sie hat ihn davon überzeugt, dass sie sauber ist. Er findet, du solltest dir ihren Vorschlag auf jeden Fall mal anhören.«
»Bob will mich rausschmeißen?«
Sie beugte sich über den Tisch und nahm meine Hand.
»So ist es nicht. Er glaubt einfach, es wäre besser so für dich. Und ich muss sagen, damit hat er recht.«
»Was redest du denn da, Dee?« Der Zirkus war Bobs und Dee-Dees Ein und Alles, ihr Alpha und ihr Omega. Einfach unvorstellbar, dass diese beiden sich gegen ein Leben unter der Zeltkuppel aussprechen sollten.
»Es sieht doch so aus, Süße: Wanderzirkusse sind definitiv auf dem absteigenden Ast. Das Publikum bleibt weg. Die Konkurrenz durch die Rummelplätze ist einfach zu groß. Kleinere Zirkusse werden von den größeren geschluckt. Du kennst das doch. Und das wird in Zukunft nur noch schlimmer werden. Es ist doch besser, wenn du auf eigene Faust gehst, als wenn du irgendwann tatsächlich rausfliegst.«
Während der letzten fünf Jahre war der Zirkus meine gesamte Welt gewesen. Ihn zu verlassen wäre so, als würde ich das Atmen aufgeben.
»Ich sage ja nicht, dass du ihr Angebot unbedingt annehmen musst«, betonte Dee-Dee. »Ich sage nur, dass du es dir anhören sollst. Und danach wägst du das Für und Wider ab, und zwar mit möglichst klarem Kopf.«
Sie stand auf.
»So, und jetzt ist mir egal, was auf dir herumkrabbelt, ich will eine Umarmung!«
Sie zog mich an sich und tat alles, um mir möglichst eine Rippe zu brechen.
»Solltest du zusagen und sich herausstellen, dass diese Pentecost nicht mehr alle Tassen im Schrank oder irgendwelche kranken Macken hat, kommst du einfach zu uns zurück. Verstanden?«
»Verstanden, Dee.«
»Hab dich lieb, Will. Pass auf dich auf.« Damit ging sie hinaus.
Ein paar Minuten später führte mich ein Wachmann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, aus dem Verhörzimmer durch ein Labyrinth von Fluren und zur Hintertür hinaus. Dort wartete ein schwarzer Cadillac-Straßenkreuzer auf mich. Hinter dem Steuer saß eine ältliche Frau, deren Leibesumfang den Sitz leicht zu überfordern schien. So etwas wie sie kam wohl dabei heraus, wenn der starke August sich mit einer Wärterin aus dem Frauenknast einließ.
»Sind Sie Will Parker?« Mit ihrem schottischen Akzent hätte man Käse reiben können.
»Ja, das ist mein Name.«
»Ich bringe Sie zu Mrs. Pentecost«, polterte sie. »Hinten einsteigen. Ich habe ein Laken ausgelegt. Wer weiß, was Sie nach drei Tagen in diesem Höllenloch alles mitbringen.«
Also kletterte ich auf die Rückbank, wobei ich sorgfältig darauf achtete, nichts zu berühren, was nicht von dem Laken bedeckt war. Dann begann eine schaukelnde, schlitternde Fahrt, bei der die Frau hinter dem Steuer jedes Mal heftig auf die Bremse trat, wenn ein Fußgänger auch nur in ihre Richtung blickte. Wir rauschten über die Brooklyn Bridge in eines der hübscheren Viertel dieses Stadtteils.
Schließlich hielt der Wagen vor einem dreistöckigen Brownstonehaus, das rechts und links durch schmale, mit Toren verschlossene Durchgänge von seinen Nachbarn abgetrennt war. Die Frau eskortierte mich nach drinnen und einen kurzen Flur entlang, an dessen Wänden gepolsterte Bänke standen. Ich ging an einem offenbar gut strukturierten Arbeitszimmer vorbei, dann eine Treppe hinauf in den ersten Stock, wo ich in ein kleines Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad gebracht wurde. Auf dem Bett lagen ordentlich gefaltete Kleidungsstücke, die ich als meine eigenen erkannte.
»Mrs. Pentecost war so frei, einen Teil Ihrer Sachen herzubringen. Seife und alles andere finden Sie im Bad. Waschen Sie sich gründlich. Wenn Sie fertig sind, erwartet Sie Mrs. Pentecost unten in ihrem Büro. Lassen Sie das, was Sie jetzt anhaben, einfach im Bad liegen. Ich sorge dafür, dass alles gründlich gewaschen wird.«
»Ich glaube, da helfen nur noch Streichholz und Benzinkanister.«
Nachdem sie kurz geschnaubt hatte, was ich als ihre Art des Lachens interpretierte, überließ mich die Frau meiner Körperpflege.
Es war das erste Mal, dass ich eine richtige Dusche benutzte. Ich drehte den Heißwasserhahn voll auf und blieb unter dem Strahl stehen, bis auch das letzte bisschen Wärme verbraucht war. Anschließend kämpfte ich minutenlang mit meinen Haaren, die nach drei Tagen unter der Kappe eine bewundernswerte Zahl von Knoten aufwiesen. Schließlich schlüpfte ich in meine sauberen Sachen: wieder ein blaues Arbeitshemd, dazu meine zweitbesten Stiefel und einen brauen Kordoverall, den ich in der Jungsabteilung gekauft hatte und der mir wie angegossen passte. Nicht unbedingt das beste Outfit für ein Vorstellungsgespräch – falls es denn eines werden würde – , aber es musste eben reichen.
Ich ging nach unten in das Arbeitszimmer, an dem ich vorhin vorbeigekommen war. Es war überraschend groß und nahm bestimmt das halbe Erdgeschoss ein. Zwei Wände waren mit riesigen Bücherregalen bedeckt, in denen vor allem ledergebundene Wälzer standen, die wahrscheinlich extrem langweilig waren. Ich bevorzugte da eher Taschenbuchformat mit grellbunten Bildern von pistolenschwingenden Busenwundern vorne drauf. Ehrlich gesagt, geht mir das heute noch so.
Wo die Regale sie nicht verdeckten, war eine dezente gelbe Tapete mit winzigen blauen Kornblumen zu sehen. Ganz hinten stand ein riesiger Schreibtisch aus dunklem Eichenholz, rechts eine etwas kleinere Ausführung mit einer Schreibmaschine. Stehlampen in den Ecken sorgten für eine angenehme Beleuchtung, unterstützt von den beiden Schreibtischlampen mit grünem Glasschirm.
Hinter dem größeren Tisch hing ein Ölgemälde, das ungefähr so breit war wie ich hoch: ein knorriger alter Baum auf einem leeren, in Gelb gehaltenen Feld. Irgendwie unheilvoll, wenn einem so etwas immer über die Schulter blickt, dachte ich.
Abgerundet wurde das Ganze durch mehrere in einem Halbkreis aufgestellte Sessel, deren Bezüge zur gelben Tapete passten. Sie wirkten eher praktisch als dekorativ, und ihre Anordnung ließ darauf schließen, dass sich hier regelmäßig Leute versammelten, um sich dann ganz auf denjenigen zu konzentrieren, der den Ehrenplatz innehatte.
Ich nahm in dem größten Sessel Platz und wartete. Eine kleine, kunstvoll verzierte Wanduhr tickte eifrig.
Als ich mir noch einmal das Gemälde ansah, fiel mir ein Detail ins Auge, das ich vorher übersehen hatte: eine Frau in kornblumenblauem Kleid, die im Schneidersitz im Schatten des Baumes saß. Gerade als ich mich vorbeugte, um sie mir genauer anzusehen, öffnete sich die Tür, und Mrs. Pentecost kam herein.
Sie war ähnlich gekleidet wie vor drei Tagen – in einen dreiteiligen Anzug, der unübersehbar für eine Frau geschneidert worden war, inklusive roter, lose gebundener Krawatte. In dem warmen Licht der Lampen fielen mir Details auf, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte: Sie war um die fünfundvierzig, vielleicht etwas jünger. Ihre markanten Wangenknochen waren so hoch, dass sie beinahe ihre Augen zu bedrängen schienen, einen breiten Mund hatte sie und ein etwas zu spitz geratenes Kinn. Das alles war rund um eine Nase angeordnet, die es nicht ganz in die Kategorie Haken schaffte, aber auf dem besten Weg dorthin war.
Ihre Haare wiesen dieses dunkle Kastanienbraun auf, das bei den meisten Frauen aus der Flasche kommt, allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass es in ihrem Fall echt war. Direkt über ihrer von Furchen durchzogenen Stirn entsprang eine bleigraue Strähne, die sich in der zu einem Dutt aufgesteckten Flechtfrisur verlor. Auch heute hatte sie ihren Gehstock dabei, stützte sich aber nicht wirklich darauf.
»Ich nehme einmal an, Sie hatten Gelegenheit, sich zu säubern«, begann sie, während sie sich in den Lederdrehstuhl hinter ihrem Schreibtisch setzte.
»Allerdings, vielen Dank.«
»Haben Sie etwas gegessen?«
»Nichts mehr seit dem Abendessen in der Zelle gestern. Mortadella-Käse-Sandwich. Zumindest glaube ich, dass es Mortadella war. Ich habe vorsichtshalber nicht zu genau hingesehen.«
Sie rümpfte angewidert die Nase.
»Mrs. Campbell bereitet gerade das Mittagessen vor. Stubenküken. In diesem Haus bevorzugen wir Fleisch, das auch als solches erkennbar ist.«
»Klingt gut.« Was eine grandiose Untertreibung war. Nach drei Tagen Knastfutter und fünf Jahren Zirkuspampe schien der Begriff Stubenküken eher einem Märchen zu entspringen als einer realen Essensbeschreibung.
»Einmal davon abgesehen, dass man de facto versucht hat, Sie auszuhungern, war die Behandlung durch die Polizeikräfte hoffentlich nicht allzu desaströs?«
Zwar waren mir die Worte »de facto« und »desaströs« noch nie in einem normalen Gespräch untergekommen, aber es gelang mir, sie zu übersetzen.
»Na ja, es wurde viel mit dem Finger auf mich gezeigt, rumgebrüllt, und es fielen oft Begriffe wie ›dreckige Lügnerin‹, aber sie haben die Schlagstöcke im Schrank gelassen«, erklärte ich.
Mrs. Pentecost nickte. »Gut. Für die Verzögerung bei Ihrer Entlassung muss ich mich entschuldigen. Es gab wohl einige bürokratische Hürden, zumindest hat mein Anwalt es mir so mitgeteilt.«
»Ja, ich denke, sie haben gehofft, dass ich doch noch zusammenbreche und ihnen sage, dass Sie das Ganze geplant hätten. Was auch immer ›das Ganze‹ eigentlich war.«
Sie hob ruckartig die Hand, als wollte sie eine Fliege verscheuchen. »Manchmal versteigt sich die Polizei in Fantastereien. Offenbar haben sie noch immer nicht verinnerlicht, dass Korrelation nicht automatisch mit Kausalität gleichzusetzen ist.«
Diesmal versagte mein innerer Übersetzer. »Wie war das?«
»Nur weil ich in die Ausübung eines Verbrechens verstrickt wurde, heißt das nicht, dass ich für dieses Verbrechen verantwortlich bin. Ganz im Gegenteil. Obwohl sie zumindest in diesem Fall nicht völlig danebenlagen, da mein Auftauchen eindeutig zu dem Tod von Mr. McCloskey geführt hat.«
Diese Logik musste ich mir kurz durch den Kopf gehen lassen. »Ein Typ wie der, ein Kerl, der anderen wegen einer Brieftasche und einer Uhr den Schädel einschlägt, landet letzten Endes so oder so im Knast oder unter der Erde. Das ist nicht Ihre Schuld.«
Sie nickte zufrieden. »Eine äußerst pragmatische Sichtweise. Wenn auch vielleicht ein wenig zu sehr von grimmigem Optimismus geprägt.«
»Ja, okay, stimmt schon.« Es war ein vermutlich eher kläglicher Versuch, so zu tun, als hätte ich begriffen, was sie meinte. »Also … was haben Sie denn nun im Angebot?«
»Im Angebot?«
»Dee-Dee meinte, Sie wollten mir ein Angebot machen. Und dass ich gründlich darüber nachdenken sollte, bevor ich Ihnen einen Korb gebe.«
»Was wissen Sie über mich und meine Arbeit?«, fragte sie.
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass ich die letzten fünf Jahre meines Lebens damit verbracht hatte, einen Großteil dieses Landes zu bereisen, kreuz und quer überallhin, abgeschottet in Wohnwagen und LKW, und dabei eine wirklich einzigartige Erziehung genossen hatte. Allerdings gehörte die regelmäßige Lektüre von New Yorker Presseartikeln nicht dazu.
Vielleicht denken Sie jetzt: Wie konnte das Mädchen denn nicht wissen, wer Lillian Pentecost ist? Die berühmteste Detektivin der gesamten Stadt, ja vielleicht des ganzen Landes! Diese Frau hat den Mörder von Earl Rockefeller dingfest gemacht! Sie hat die Identität des Schlächters von Brooklyn aufgedeckt! Eleanor Roosevelt höchstpersönlich hat sich an sie gewandt, als man versucht hat, ihr Daumenschrauben anzulegen!
Dazu kann ich nur sagen: Ich kann mit verbundenen Augen ein Schloss knacken, kann ohne Netz über ein Drahtseil in sechs Metern Höhe balancieren und einen Mann zu Boden ringen, der doppelt so groß ist wie ich. Wie sieht’s da bei Ihnen aus?
Mrs. Pentecost antwortete ich: »Ich weiß nicht mehr über Sie als das, was ich bei der Polizei aufgeschnappt habe: Sie sind eine Art Privatschnüffler.«
»Eine private Ermittlerin, ja.«
»Und die Leute bezahlen Sie dafür, Sachen zu klären, an denen sich die Polizei die Zähne ausbeißt.«
»Ich übernehme grundsätzlich Fälle, die die Polizei nicht aufklären konnte oder für die sie keine Zeit aufzuwenden bereit ist.«
»Wie bei diesem Markel?«
»Das war eher ungewöhnlich. Markel war ein Bekannter von mir, es spielte also eine persönliche Note mit hinein.«
Sie senkte für einen Moment den Blick. Kein eindeutiger Hinweis, aber nah dran. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass mit ihren Augen etwas nicht stimmte – genauer gesagt, mit dem linken. Es hatte nicht ganz dieselbe grau-blaue Farbe wie das rechte. Und es wirkte irgendwie zweidimensional, als würde es das Licht anders reflektieren. Später würde ich herausfinden, dass es ein Glasauge war. Im Laufe der Jahre hatte sie schon mehrere anfertigen lassen, aber die Farbe bekamen sie nie ganz richtig hin.
»Und was hat das alles jetzt mit mir zu tun?«, wollte ich wissen.
»Wie Ihnen vielleicht aufgefallen sein dürfte, bin ich gewissen körperlichen Einschränkungen unterworfen.«
»Ja, habe ich bemerkt. Eine Sklerose, stimmt’s?«
»Multiple Sklerose, ja. Gut beobachtet.«
»Eine Cousine von mir hatte das. Allerdings war sie wesentlich schlimmer dran als Sie.« Was noch untertrieben war. Bei unserer letzten Begegnung hatte Laura mehr Zeit im Bett verbracht als auf ihren Beinen.
Mrs. P. nickte grimmig. »Ja, die Ärzte sagen mir immer, dass die Krankheit bei mir langsamer fortschreitet als bei den meisten.« Mit einem kummervollen Blick auf ihren Gehstock, den sie an die Tischkante gelehnt hatte, fügte sie hinzu: »Doch fortschreitend ist sie trotzdem.«
In ihrem gesunden Auge blitzte kurz etwas auf, das man vielleicht als Zorn bezeichnen könnte. Dann atmete sie einmal tief durch, und es war verschwunden.
»Mein Beruf ist anstrengend, er kann einen körperlich wie geistig auslaugen. Unglücklicherweise verschlimmern diese Faktoren meinen Zustand noch zusätzlich. In der Praxis bedeutet das, dass ich oft zu erschöpft bin, um Briefe zu beantworten, Gesprächstermine zu arrangieren und mich mit den anderen alltäglichen Aufgaben meines Jobs herumzuschlagen. Mrs. Campbell ist zwar eine hervorragende Köchin und Haushälterin, doch in anderer Hinsicht sind ihre Fähigkeiten eher begrenzt. Und um ganz offen zu sein: Ihre Vorstellungskraft ist althergebrachten Beschränkungen unterworfen.«
»Und als was genau wollen Sie mich dann einstellen?«, hakte ich nach. »Als Sekretärin? Denn ich kann nicht tippen und besitze keinen einzigen Bleistiftrock.«
»Eher als eine Art Assistentin denn als Sekretärin«, erklärte sie. »Zwar würde ich Ihnen auch die täglichen Aufgaben der Büroführung übertragen, doch das wäre bei Weitem nicht alles. Wie Sie neulich Abend ja bereits feststellen konnten, gehört auch eine Menge Laufarbeit dazu, auch wenn diese selten in Blutvergießen endet. Was die Büroarbeit angeht, bin ich mir sicher, dass Sie die Kunst des Tippens erlernen können. Wie Mr. Halloway mir versichert hat, verfügen Sie über einen scharfen Verstand und sind in der Lage, sich in kürzester Zeit neue Fähigkeiten anzueignen. Und was das Thema Kleidung betrifft, sehe ich keinen Grund, warum Sie nicht genau das tragen sollten, was Ihnen gefällt – solange es sich im Bereich des moralisch Vertretbaren befindet. Ich persönlich bevorzuge Anzüge. Die vielen Taschen sind äußerst nützlich. Im Gegenzug für Ihre Leistungen bekämen Sie Kost und Logis gestellt, außerdem übernehme ich die Kosten für jede Art von Zusatzausbildung, die ich für erforderlich halte. Hinzu kommt ein fester Lohn, der zweimal monatlich ausbezahlt wird.«
Nun nannte sie eine Summe, die mir beinahe das Pokerface aus dem Gesicht geblasen hätte. Schon ein Gehaltsscheck würde mich mit mehr Geld versorgen, als ich jemals in Händen gehalten hatte. Doch um diesen Scheck zu bekommen, müsste ich mich von allem lösen, was mir seit meiner Flucht von zu Hause teuer und vertraut geworden war: meine Freunde, meine Familie, meine gesamte Welt. Um dann für eine Frau zu arbeiten, die ich kaum kannte.
»Warum ich?«, wunderte ich mich. »Wenn es um das geht, was ich an dem Abend getan habe, könnten Sie mir auch einfach ein paar Scheine in die Hand drücken und es gut sein lassen. Sie können doch bestimmt jemand Besseren für die Stelle bekommen. Jemanden, der sich schon mit den Sachen auskennt, die Sie verlangen.«
Es dauerte ganze zehn Sekunden, bis sie antwortete. Sie verteilt Worte grundsätzlich nicht nach dem Gießkannenprinzip und lässt ihr Gegenüber gerne warten, während sie sich mit regloser Miene eine Antwort überlegt.
»Damit könnten Sie recht haben«, sagte sie schließlich. »Aber ich habe gelernt, auf meine Instinkte zu vertrauen. Und nachdem ich selbst Zeuge Ihrer Beobachtungsgabe und Reaktionsschnelligkeit geworden bin und gehört habe, über welch besondere Fähigkeiten und Lernbereitschaft Sie zudem noch verfügen, bin ich der Ansicht, dass Sie genau das sein könnten, was ich suche.«
Ja, im Grunde genommen gab es bessere Kandidaten für den Job, aber das konnte ich aufarbeiten. Das Angebot klang gut, aber auch nicht zu gut, um wahr zu sein. Trotzdem … da war noch die Sache mit der Uhr. Das ließ mich einfach nicht los.
»Ich weiß Ihr Angebot wirklich zu schätzen«, begann ich deshalb, »aber ich muss das einfach fragen: Sind Sie ein Spion oder so? Es gibt nicht viele Grenzen, über die ich mich nicht mit einem eleganten Hüpfer hinwegsetzen würde, aber mich einem Nazi zu verpflichten gehört definitiv dazu.«
Fragend hob sie eine Augenbraue. »Wie kommen Sie darauf?«
»Wegen der Sache mit der Armbanduhr. Das Ding sah nicht so aus, als würde man Koks drin verstecken. Diamanten kommen auch nicht infrage, die versteckt man in etwas, was keiner klauen würde. Deshalb gehe ich davon aus, dass es eine geheime Botschaft war.«
Ihr Blick bestätigte mir, dass ich damit ins Schwarze getroffen hatte.
»Keine Sorge«, fuhr ich fort, »ich habe den Cops nichts davon erzählt. Frei nach dem Motto: Was sie nicht wissen, kann mir nicht schaden. Aber ich will nicht, dass mich das irgendwann einholt, verstehen Sie?«
Wieder schwieg sie eine ganze Weile.
»Ich bin kein Spion, weder im Auftrag der Nazis noch anderer Parteien. Und Mr. Markel war ebenfalls keiner. Zwar war tatsächlich eine Nachricht in der Armbanduhr versteckt, doch die war eher persönlicher Natur.«
»Oh.«
Sofort schüttelte sie den Kopf. »So persönlich nun auch wieder nicht.«
Ich wusste zwar nicht, ob ich ihr das glauben sollte. Doch ich hakte nicht weiter nach.
»Hatte sie irgendetwas mit dem zu tun, was McCloskey am Ende gesagt hat?«, fragte ich stattdessen.
»Was genau meinen Sie?«
»Er hat irgendetwas gesagt, was ich nicht genau hören konnte. Und was Sie ziemlich aufgeregt hat. Sie fragten: ›Wer hat Ihnen das gesagt?‹«
Diesmal konnte ich ihrem Blick rein gar nichts entnehmen. Ein bisschen schien es so, als wäre sie sich plötzlich nicht mehr ganz sicher, welche Art von Hund sie sich im Tierheim eigentlich ausgesucht hatte. Dann holte sie tief Luft und verschränkte die Finger; eine nervöse Angewohnheit von ihr, die sich nur selten zeigt.
»Sollten Sie die Stelle antreten, werde ich Sie bei fast all meinen Fällen voll und ganz ins Vertrauen ziehen. Alles andere wäre einfach unpraktisch. Doch Sie müssten sich auch mit der Tatsache abfinden, dass es einzelne Dinge gibt, die ich Ihnen nicht anvertrauen werde. Bestimmte Fälle, an denen ich mehrere Jahre gearbeitet habe und die eine gewisse Gefahr mit sich bringen, werde ich auch Ihnen gegenüber unter Verschluss halten. Haben Sie das verstanden?«
»Sicher doch. Alle Künstler, mit denen ich gearbeitet habe, haben immer etwas unter Verschluss gehalten. Meistens ihren besten Trick.«
»Trick?«
»Nummer, Dreh, Kunstgriff.«
Diese Analogie bedachte sie mit einem anerkennenden Nicken.
»Mir ist bewusst, dass mein Angebot Ihnen einen gewissen Vertrauensvorschuss abverlangt«, fuhr sie dann fort. »Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie hier glücklich werden. Das Glück ist meiner Erfahrung nach nur schwer zu erhaschen. Aber ich denke, ich kann Ihnen guten Gewissens versprechen, dass Sie Ihre Arbeit zumindest interessant finden werden.«
»Brauchen Sie meine Antwort sofort?«
»Selbstverständlich nicht. Lassen Sie sich ruhig einen Tag Zeit damit.« Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und nahm ein Päckchen von einem der Beistelltische. »Als ich das Zirkusareal verließ, wurde ich von einem gewissen Mr. Kalishenko angesprochen. Er hat mich gebeten, Ihnen das hier zu geben.«
Damit überreichte sie mir das Päckchen. Es war klein, aber schwer, eingewickelt in braunes Packpapier, und an der Seite klebte ein verschlossener Briefumschlag.
»Ich gehe kurz in die Küche und erkundige mich nach dem Mittagessen.«
Sobald sie fort war, öffnete ich den Umschlag. Obwohl ich Kalishenkos Handschrift nie zuvor gesehen hatte, entsprach sie voll und ganz dem, was ich mir vorgestellt hatte: elegant, leicht kantig und irgendwie ein bisschen krakelig. Ohne russischen Akzent, den ich beim Lesen aber automatisch hörte.
Meine liebe Will,
du hast mir einmal gesagt, dass der Zirkus deine selbst gewählte Familie sei. Und du weißt sicherlich, dass ich, nachdem ich meine Familie in der Steppe zurückgelassen habe, ebenso empfinde. Aber für junge Menschen sollte die Familie nicht etwas sein, woran man mit aller Kraft festhält. Sie sollte etwas sein, das einem hilft, zu neuen Höhen aufzusteigen. Denn der Trick besteht darin zu wissen, wann man loslassen muss.
Dein Freund auf ewig
Valentin Kalishenko
Meister der tanzenden Klingen, Herr über das Feuer, letzter und einziger Erbe von Rasputin
PS: Man hat mir gesagt, das Kommissariat wollte dir dein Messer nicht zurückgeben. Ich hoffe, du findest hierin einen passenden Ersatz. Und ich hoffe, dass du sie niemals wieder zu einem solchen Zwecke einsetzen musst. Doch die Hoffnung ist trügerisch, und die Welt ist hart. Da solltest du nicht unvorbereitet sein.
Ich wickelte das Päckchen aus, in dem sich nicht nur eine Klinge, sondern ein ganzer Satz Wurfmesser befand. Im Gegensatz zu der Waffe, die ich in McCloskeys Rücken zurückgelassen hatte, hatten sie hölzerne Griffe, die durch langen Gebrauch und gutes Öl samtweich geworden waren. Sie gehörten zu Kalishenkos Originalwerkzeugen, die er schon aus Russland mitgebracht hatte, nachdem er vor den Nachwehen der Revolution geflohen war. Das war das beste Abschiedsgeschenk, das ich mir hätte wünschen können.
Dann traf es mich wie ein Schlag. Für ihn stand bereits fest, dass ich gehen würde. In seiner Vorstellung hatte ich bereits zugesagt.
Zum ersten Mal seit Jahren weinte ich. Nur einen Moment lang. Dann war es vorbei, und ich wischte mir die Tränen ab. Ich legte Brief und Messer auf dem kleinen Schreibtisch ab.
Das war dann jetzt wohl mein Schreibtisch.
Als ich das erste Mal von zu Hause weggegangen war, war ich so schnell und so weit gerannt, wie ich nur konnte. Diesmal brauchte ich einen kleinen Schubser. Aber es ist zwecklos, sich mit dem Erben von Rasputin streiten zu wollen.
Also ging ich in die Küche, um nachzusehen, was auf und vor dem Herd los war.
Kapitel drei
Es vergingen drei Jahre.
In dieser Zeit passierte genug, um damit ein Dutzend Bücher zu füllen. Und falls Sie sich fragen, warum ich nicht nahtlos weitermache, also mit dem ersten Fall, den Mrs. P. und ich zusammen bearbeiteten … Nun, das liegt daran, dass ich noch nicht weiß, in welche Richtung sich das hier entwickeln wird.
Möglicherweise tippe ich letztlich »Ende« und will danach nie wieder eine Taste anfassen.
Falls ich also nur eine einzige Geschichte erzählen werde, kann das genauso gut die des Collins-Mordes sein. In vielerlei Hinsicht war das ein wegweisender Moment für uns beide. Er löste eine ganze Kette von Ereignissen aus und hat bei mir so manche Narbe hinterlassen – nicht nur körperlich.
Aber zunächst einmal ist mir klar geworden, dass ich bisher ziemlich zugeknöpft war, was meine Lebensgeschichte betrifft. Das geht natürlich nicht. Zumindest nicht, wenn Sie auch wirklich alles verstehen sollen, was noch kommt. Hier also eine grobe Zusammenfassung: