Die Toten von Bayreuth - Christina Wermescher - E-Book

Die Toten von Bayreuth E-Book

Christina Wermescher

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  • Herausgeber: Emons Verlag
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Eine toughe Ermittlerin mit eigenem Kopf und ein Mörder ohne Gewissen. Hauptkommissarin Mira Streitberg hat es nicht leicht. Nicht nur, dass sie in ihren Chef der Kripo Bayreuth verliebt ist und sich mit einem neuen Kollegen herumschlagen muss – plötzlich liegen auch gleich zwei grausame Mordfälle auf ihrem Tisch. Beide Opfer wurden eingesperrt und zurückgelassen, bis sie qualvoll zu Tode kamen. Einziges Indiz: eine rätselhafte Botschaft, die sich an den Tatorten fand. Kann Mira sie entschlüsseln, bevor der Täter erneut zuschlägt?

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Seitenzahl: 360

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Christina Wermescher entdeckte nach ihrem Studium zur Diplom-Kauffrau durch ein Auslandspraktikum ihre Liebe zu England, wo sie dann promovierte. Die Geburt ihres Sohnes bewog sie jedoch dazu, sich voll und ganz ihren Geschichten zu widmen. Diese spielen an den verschiedensten Orten der Welt. Doch Christina Wermescher reist nicht nur gerne mittels ihrer Bücher, sondern auch in der Realität. Von Kuba bis Vietnam, den USA und China hat sie schon zahlreiche Orte besucht. So fühlt sie sich nicht nur in ihrer bayerischen Heimat, sondern auf der ganzen Welt zu Hause, solange ihre Familie bei ihr ist.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2023 Emons Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: arcangel.com/Claudia Holzforster

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

Lektorat: Marit Obsen

E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-98707-046-4

Originalausgabe

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Für Papa

1

»Heute Nachmittag fahren wir in den Urlaub, aber für die Bestattung Ihrer Schwester werden wir natürlich noch alles in die Wege leiten. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie können sich auf mich verlassen.«

Der Bestatter sah sie mitfühlend an, und Eva holte zitternd Luft. Marlies war immer die Starke gewesen, eine Frau, die wusste, was sie wollte, und die vor Energie nur so strotzte. Dass Eva sie nun zu Grabe tragen sollte, überstieg all ihre Kraft. Sie war die kleine Schwester, die sich stets hinter dem Vater und später hinter ihrem Mann Peter versteckt hatte. Und gerade jetzt waren beide nicht da und sie auf sich allein gestellt. Am liebsten hätte sie sich zu Hause verkrochen, doch Peter hatte sie angewiesen, heute noch das Bestattungsinstitut zu beauftragen. Schließlich stand das Wochenende vor der Tür. Mit den Händen fuhr sie sich angestrengt über das Gesicht. Ihre Augen stachen schmerzhaft von den vielen Tränen, die sie vergossen hatte. Und obwohl sie sich leer fühlte wie ein alter, löchriger Eimer, drängten immer neue Tränen brennend gegen ihre Lider.

Der Bestatter räusperte sich vorsichtig und rückte seine runde Lesebrille zurecht. »Sie müssten dann noch den Sarg aussuchen. Trauen Sie sich das zu?«

Eva nickte beklommen, während sie innerlich heftig den Kopf schüttelte. Alles in ihr sträubte sich, den Schauraum zu betreten. Sie fühlte sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Trotzdem folgte sie dem Mann, bis sie hilflos zwischen dem Angebot an Särgen stand.

»Möchten Sie etwas Schlichtes oder lieber eine außergewöhnliche Farbe?«

Die Frage drang wie durch Watte gedämpft an ihr Ohr. Sie drehte sich einmal tapsig um die eigene Achse und schaute sich die verschiedenen Särge an. Sie konnte und wollte sich Marlies in keinem von ihnen vorstellen.

»Schlicht«, krächzte sie schließlich unsicher.

»Gut, dann hole ich keine Farbkarte«, kommentierte der Bestatter ihre Antwort geschäftsmäßig. »Ich würde vorschlagen, ich lasse Sie erst mal einen Moment allein. Sehen Sie sich in Ruhe um, ich bin dann gleich wieder da.« Schon watschelte er in Richtung des Büros zurück.

Eva war vorher gar nicht aufgefallen, was für einen komischen Gang er hatte. Sie hatte keinen guten Blick für Details und sollte nun eine letzte Ruhestätte aussuchen. Was, wenn Marlies nicht gefiel, was sie auswählte? Dann würde sie die Ewigkeit in einem grässlichen Sarg verbringen müssen.

Bei dem Gedanken wurde Eva auf einmal schwindlig. Sie hielt sich an einem massiven Eichensarg fest. Die Oberfläche war glatt poliert und fühlte sich angenehm kühl an. War das vielleicht der Richtige?

In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Straße, und ein Mann betrat den Schauraum. Er wirkte ernst und etwas traurig. Nicht so traurig wie sie, aber vielleicht hatte auch er jemanden verloren. Wahrscheinlich sogar.

Es überraschte Eva, dass er sich nicht umsah, sondern direkt auf sie zukam.

»Mein herzliches Beileid«, sagte er leise.

Eva nickte überfordert. Kannte sie ihn? Irgendwie war ihr, als hätte sie sein Gesicht schon einmal gesehen. Doch wenn dem so war, musste es lange her sein. Sie erinnerte sich nur schemenhaft, wagte jedoch nicht, ihn offen zu fragen.

»Ich habe meinen Vater in diesem Sarg beerdigt«, erzählte der Mann unvermittelt. Immer noch flüsterte er.

Eva besah sich den Sarg genauer. Er war schlicht gehalten. Die Maserung des Holzes verlieh ihm einen rustikalen Touch. Sie war sich unsicher. Vielleicht würde Marlies lieber in einem weißen Sarg liegen? Ihr Auto war weiß gewesen, und sie war gerne damit gefahren.

»Schauen Sie, die Polsterung innen gibt es in verschiedenen Farben.« Mit diesen Worten klappte er den Deckel des Sarges auf.

Eva hielt die Luft an. Zwar war sie im Grunde dankbar für jede Unterstützung, aber das hier wurde ihr jetzt doch zu viel. Der Anblick des offenen Sarges machte den Tod für sie noch realer. Die Innenverkleidung leuchtete in rotem Satin, der wohl eher einem Freudenhaus gut zu Gesicht gestanden hätte als der ewigen Ruhestätte ihrer Schwester. Vehement schüttelte sie den Kopf, brachte jedoch keinen Ton heraus.

»Gefällt er Ihnen nicht?«, flüsterte der Mann. »Schade.«

Er hatte den Satz noch nicht beendet, da nahm sie aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung wahr und spürte gleich darauf die Hand des Mannes in ihrem Gesicht. Er presste ihr ein feuchtes Tuch auf Mund und Nase.

Das Letzte, was Eva wahrnahm, waren ein süßlich beißender Geruch und nackte Panik.

2

Mira legte den Motorradhelm auf den halbhohen Aktenschrank hinter dem Schreibtisch ihres Büros in der Kriminalpolizeiinspektion Bayreuth und lockerte mit der Hand ihr Haar auf. Sie warf einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild in dem noch schwarzen Bildschirm und nickte zufrieden. Das kinnlange schwarze Haar fiel ihr in sanften Wellen ums Gesicht, und der Pony stand nicht hoch. Das musste an einem trockenen Tag genügen. Das Gefühl, auf ihrem Bike zu sitzen, war Mira wichtiger als eine perfekt gestylte Frisur.

Sie startete den Rechner und wollte sich gerade auf den Weg in die kleine Abteilungsküche machen, als sich die Tür öffnete. Herein kam Nils, ihr Chef, der Einzige, der nie anklopfte. Es störte Mira nicht, schließlich kannte er sie ohnehin in- und auswendig – im wahrsten und anzüglichen Sinn der Worte.

»Guten Morgen!« Nils hielt zwei große dampfende Tassen in den Händen und lächelte sie an. Kein schlechter Start in den Arbeitstag.

Sie ließ sich von ihm zurück ins Büro schieben und plumpste in ihren Stuhl. Er setzte sich schräg vor ihr auf die Kante des Tisches.

Gespannt beobachtete Mira ihn, während sie eine der Tassen entgegennahm und einen Schluck Kaffee trank. So süß, wie er sie anlächelte, gab es genau zwei Möglichkeiten: Entweder er wollte sie zurück in seinem Bett, oder aber er hatte Nachrichten, die ihr ganz und gar nicht gefallen würden.

»Wie geht es dir?«, fragte er in freundschaftlichem Ton.

»Kommt drauf an, was du von mir willst«, gab sie zurück.

»Kann ich meiner besten Mitarbeiterin und Freundin nicht einfach mal einen Kaffee vorbeibringen und ihr einen guten Morgen wünschen?« Er lachte und zauberte damit auch Mira ein Lächeln ins Gesicht, obwohl ihr nun klar war, dass es nicht um sein Bett, sondern um unliebsame Neuigkeiten gehen musste.

»Das kannst du, aber es passt nicht zu dir. Also rück schon raus mit der Sprache.«

Nils hob sich ergebend die Hände. »Okay, okay, du kennst mich einfach zu gut.« Er holte Luft und schaute sie einen Moment lang fast bittend an.

Nun war sie sich endgültig sicher, dass sie im Grunde gar nicht wissen wollte, warum er aufgetaucht war. Sie wartete ab und verschränkte vorsichtshalber schon einmal die Arme vor der Brust.

»Gruber ist jetzt seit drei Monaten weg«, begann er.

Mira kniff die Augen zusammen.

»Na ja, was soll ich sagen, es wird höchste Zeit, die Lücke zu schließen, nicht wahr?« Er bedachte sie erneut mit seinem einnehmenden Lächeln. Diesmal funktionierte es nicht.

»Ich arbeite mit Gruber oder allein«, entgegnete sie trotzig.

Nils seufzte. Mira hasste dieses Seufzen. Ihre gute Laune schwand stetig und unaufhaltsam.

»Gruber ist im Ruhestand. Du tust ja gerade so, als wäre er nur im Urlaub.«

»Er mag im Ruhestand sein, aber ich habe gestern erst mit ihm telefoniert. Er vermisst die Arbeit. Er könnte doch einfach wieder zurückkommen. Gruber ist topfit, fitter als so mancher Vierzigjährige.«

Wieder dieses Seufzen. Miras Finger krampften sich um ihre Kaffeetasse.

»Der neue Kollege kommt um neun. Du hast also noch eine gute Stunde Zeit, dich mit dem Gedanken anzufreunden.« Nils hatte nun einen geschäftsmäßigen Ton angeschlagen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er keinen Bock mehr hatte, mit ihr zu diskutieren. »Und räum ihm bitte Grubers Schreibtisch frei. Wir haben schließlich genug Aktenschränke.«

Mira presste die Lippen aufeinander und schluckte einen bissigen Kommentar über die nicht vorhandene Ordnung auf Nils’ eigenem Schreibtisch hinunter.

Abrupt beugte er sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf den Armlehnen von Miras Stuhl ab. Sein Gesicht war nun ganz nah vor ihrem. »Denk nicht, dass mir das leichtfällt, Mira. Ich bin nicht dein Feind, ganz im Gegenteil.« Sein Blick heftete sich an ihre Lippen und ließ ihre Wangen heiß werden. Sie roch seine Haut, sein Haar, seinen Atem. »Ich vermisse dich jeden Tag, und ich wünschte, die wenigen Worte, die wir miteinander wechseln, wären wenigstens freundliche.«

Mira fühlte etwas in sich weich werden wie warmes Wachs. Sie drehte den Kopf weg und blickte aus dem Fenster. Keine Sekunde konnte sie weiter in seine wasserblauen Augen sehen, denn sie wusste, dass ihr Widerstand dann brechen würde.

Ohne ein weiteres Wort stand Nils auf und ließ sie allein in ihrem Büro zurück.

Frustriert schlug Mira mit der Hand auf die Tischplatte. Sie erhob sich und lief schnellen Schrittes zum Fenster, um es zu öffnen. Noch war es nicht zu heiß, um ein bisschen Luft hereinzulassen. Doch schon bald würde die Hitze hereindrängen. Ein Jahrhundertsommer löste inzwischen den nächsten ab, und Mira freute sich neuerdings im Juni schon auf den Herbst.

Auf einem Bein hüpfend, wand sie sich aus ihrer Motorrad-Lederhose und tauschte sie gegen eine dünne Jeans, die sie zusammen mit Sandalen aus der untersten Schublade ihres Schreibtischs zog. Dann machte sie sich daran, Grubers Schreibtisch leer zu räumen. Der Neue konnte ja schließlich nichts dafür, dass sie ihn hierhinsetzten.

Gerade als sie die letzten Ordner in den Schrank gestellt und dem Kollegen eine kleine Grundausstattung an neuem Büromaterial hingelegt hatte, klopfte es an der Tür.

»Ja, bitte?«

Herein kam ein schmaler Kerl, der zumindest optisch das komplette Gegenteil von Gruber war. Er war lang, fast schlaksig, trug das schwarze glatte Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und hatte trotz seines jungen Alters schon ausgeprägte Geheimratsecken. Das Gesicht war glatt rasiert, was seine Jugend noch unterstrich. Zumindest sein schwarzes Shirt, das statt dem Logo einer Bekleidungsmarke ein kleines Gesicht eines Minecraft-Creepers zierte, machte ihn irgendwie sympathisch.

»Hallo, ich bin Hauptkommissarin Mira Streitberg«, begrüßte sie ihn.

Sein Händedruck war angenehm kräftig und trocken. Sie hatte schon das Schlimmste befürchtet.

»Ich weiß, steht an der Tür.« Er lächelte unbeholfen. »Mein Name ist Axel Bodenschatz.«

»Freut mich«, log sie. »Das hier ist dein Platz.« Sie deutete auf Grubers Schreibtisch, und er stellte, ohne zu zögern, seine Umhängetasche daneben ab und setzte sich. Sie würde ihm bei Gelegenheit erklären, was für eine Lücke Gruber hinterlassen hatte und welche Ehre es für ihn war, dass er sie schließen sollte. Doch nicht heute. Noch nicht.

Die Tür wurde aufgerissen, und Nils kam herein. Bodenschatz fiel vor Schreck beinahe vom Stuhl.

»Das ist der Chef, der klopft nie«, bemerkte Mira trocken, ohne zur Tür zu sehen.

Bodenschatz lächelte wieder sein unbeholfenes Lächeln und ließ sich von Nils’ Händedruck durchschütteln.

»Herzlich willkommen! Schön, dass Sie da sind.«

Das Gesicht des Neuen hellte sich auf. Er schien sich über den herzlichen Empfang zu freuen.

»Ich habe auch gleich einen interessanten Fall für Sie beide. Am besten lernt man doch alles kennen, wenn man direkt loslegt, nicht wahr?«

Bodenschatz nickte, und Nils schaute Mira so lange fordernd an, bis auch sie es tat.

»Klar, Chef. Was gibt’s?« Sie bemühte sich um einen lockeren Tonfall, der ihr nicht recht gelang.

»Eine Tote im Bestattungsinstitut Roder.«

»Na, so ungewöhnlich ist das ja nicht«, sagte Mira und lehnte sich zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

Nils lächelte gequält. »In diesem Fall schon. Das Ehepaar Roder war letzte Woche verreist und hatte das Institut geschlossen. Als sie heute Morgen der ersten Kundschaft nach dem Urlaub ihre Produkte präsentierten, mussten sie feststellen, dass in der Zwischenzeit eine junge Frau in einem der Särge eingeschlossen worden war.«

»Oha!« Mira pfiff durch die Zähne.

»Genau. Ich würde vorschlagen, Sie beide fahren gleich mal hin. Die SpuSi ist bereits vor Ort. Das ist die Adresse.« Er reichte Bodenschatz einen Zettel und einen Autoschlüssel. »Sie können den dunkelblauen Passat nehmen, der ist die ganze Woche frei.« Damit rauschte Nils wieder zur Tür hinaus.

Der Neue schaute Mira auffordernd an. »Na, dann mal los, oder?«

»Willst du vorher noch einen Kaffee? Bist ja gerade erst angekommen.« Sie nippte an ihrer eigenen Tasse. »Die arme Frau läuft uns ja schließlich nicht mehr weg, und die Kollegen von der SpuSi machen eh schon ihren Job.«

Irritiert schüttelte er den Kopf. »Nein, nein, ich bin bereit, Frau Streitberg. Außerdem trinke ich keinen Kaffee, nur Tee.«

Seine Motivation gefiel ihr, auch wenn er ein Teetrinker war. Sie kippte den Rest ihres inzwischen kalten Kaffees hinunter und stand auf.

»Gut. Aber nenn mich Mira, okay?«

3

Axel Bodenschatz fuhr ruhig und sicher und hielt während der Fahrt die Klappe. Vielleicht würden sie doch noch ein Team werden. Wenn Mira eins nicht leiden konnte, dann waren es Menschen, die ständig zappelten und nicht schweigen konnten.

»Das Bestattungsinstitut ist in der Fußgängerzone. Wo soll ich am besten parken? In der Friedrichstraße ist bestimmt wieder alles dicht. Vielleicht unten beim Rathaus?«, meldete er sich schließlich zu Wort.

»Nein, nein, wir fahren rein. Wir sind doch im Dienst.«

Wie angewiesen, fuhr Axel in die verkehrsberuhigte Innenstadt. Jeder Fußgänger, der ihnen ausweichen musste, schien ihm ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Zumindest nickte und lächelte er entschuldigend in alle Richtungen. Mira war amüsiert.

Ihr Ziel lag tatsächlich mitten in der Maxstraße. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Bestattungsinstitut. Das Schaufenster der Ladenfläche im Erdgeschoss war mit einem schwarzen Vorhang verkleidet, damit man nicht hineingucken konnte. Davor waren Urnen ausgestellt.

Als Mira letztes Mal hier entlanggeschlendert war, war das Haus leer gewesen und hatte zum Verkauf gestanden. Damals war sie mit Nils spazieren gegangen. Das Institut passte vielleicht nicht unbedingt in die Maxstraße, aber perfekt zu ihrem Beziehungsstatus. Sie versuchte, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, und schob den Gedanken an vergangene Frühlingsspaziergänge beiseite.

Die Tür zum Bestattungsinstitut stand offen, jemand hatte einen kleinen Holzkeil untergeschoben. Als sie hineingingen, wurde Mira schlagartig klar, warum. Der Gestank der Verwesung schlug ihr mit all seiner Wucht ins Gesicht. Roland, der Rechtsmediziner, kam auf sie zu und begrüßte sie. Die Spurensicherung hatten sie anscheinend knapp verpasst.

»Servus, Roland. Das ist Axel Bodenschatz. Er ist neu bei uns.«

Die Männer schüttelten sich die Hände.

»Hallo. Na, gleich zu Beginn so einen Fall. Puh!«

»Was meinst du?«, wollte Mira wissen, obwohl sie wegen des Geruchs bereits ahnte, dass die Leiche wohl nicht mehr in bestem Zustand war. Außerdem traf sie Roland grundsätzlich nur an den Tatorten an, die es in sich hatten. Der Rechtsmediziner kümmerte sich normalerweise in seinem Institut um seine »Patienten«, wie er die Toten nannte, die auf seinem Tisch landeten. Mit den Forensikern hatte er jedoch abgesprochen, dass sie ihn anriefen, wenn sie auf außergewöhnliche Tatorte stießen. Dann kam er dazu, um sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Mira schätzte sein Engagement.

»So was habe ich bisher selten gesehen«, meinte Roland. »Ich rede nicht von den Schmeißfliegen. Madenbefall haben wir ja fast immer, gerade bei dem Wetter, aber …« Er schüttelte mit gewichtiger Miene den Kopf. »Ich habe sie euch noch im Sarg gelassen, so wie man sie gefunden hat.« Er reichte ihnen Einweghandschuhe. »Gebt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid. Ich geh inzwischen raus und rauch eine.«

Mira unterdrückte mühsam den Impuls, sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe zu fahren. Würde dieses Verlangen jemals aufhören? Dabei lag es schon fast ein Jahr zurück, dass sie den Glimmstängeln abgeschworen hatte. Doch immer noch kostete es sie Überwindung, nicht rückfällig zu werden. Manchmal war ihr, als hätte sie einen furchtbaren Durst nach Nikotin, der nicht von allein weggehen würde, sondern dringend gestillt werden musste. Vor allem in Situationen wie diesen.

Sie nahm die Handschuhe und zog sie an, dann ging sie mit Axel zu einem massiven Eichensarg. Es war der einzige, der offen stand.

Nicht nur der Geruch drückte ihr die Luft ab, auch der Anblick raubte ihr für einen Moment den Atem. Sie hatte in ihren Jahren bei der Kripo schon so manches gesehen, was einen zartbesaiteten Menschen aus den Socken hauen konnte. Das hier gehörte zweifelsohne in diese Kategorie.

Was als Erstes ins Auge fiel, war, dass der Leichnam nicht ruhig lag. Nein, er war zu einer betriebsamen Brutstätte geworden, in der es nur so wuselte. Schmeißfliegen in allen Entwicklungsstadien, von Maden über Puppen bis hin zu kleinen Fliegen, die ihre Köpfchen gierig im verwesenden Fleisch versenkten, tummelten sich auf dem, was noch vor Kurzem ein Mensch gewesen war.

Mira verrieb einen großen Klecks Desinfektionsgel auf ihrem Unterarm und atmete den Geruch ein. Auch Axel tat dankbar etwas davon auf ein Papiertaschentuch, das er sich vor Mund und Nase hielt. Endlich fand mal jemand ihr Faible für Sagrotan nicht lächerlich. Doch der vertraute Duft konnte den Verwesungsgeruch bei Weitem nicht übertünchen und brachte kaum Erleichterung.

Die Frau lag verrenkt auf der Seite, was vor allem daran lag, dass sie gefesselt war. Mira beugte sich vorsichtig über sie, um sich das genauer anzusehen, wobei sie penibel darauf achtete, weder Sarg noch Körper und schon gar nicht die Insekten zu berühren. Dabei war es ihr völlig egal, ob sie Spuren hinterließ. Nein, es war einzig und allein der Graus, der sie auf Abstand hielt. Axel tat es ihr gleich und lugte über die Kante des Sarges. Er war etwas blass, hielt sich aber wacker.

Hände und Füße des Opfers wurden jeweils mit Handschellen zusammengehalten. Ein drittes Paar Handschellen sorgte für ihre unbequem aussehende Haltung, da es die Fesseln der Hände auf ihrem Rücken mit denen der Füße verband.

»Das sind doch Polizeihandschellen, oder?«, merkte Axel an. Seine Stimme klang ruhig und gefasst. Mira war froh darüber.

»Nein, das sind zwar Clejusos, aber nicht unsere. Diese hier bekommt man auch als Normalbürger überall im Internet.«

Die Handschellen hatten tief in die Gelenke eingeschnitten und waren blutverkrustet. Natürlich hatte die Frau verzweifelt versucht, sich zu befreien. Vergeblich.

Mira atmete geräuschvoll aus. »Meine Güte. So verschnürt hatte sie keine Chance, da rauszukommen.«

»Ja. Sieht so aus«, antwortete Axel. »Obwohl sie es mit aller Kraft probiert hat.«

Er deutete auf das Gesicht des Opfers und dann auf die Innenseite des Sarges. Aus Mangel an Bewegungsfreiheit musste sie mit dem Kopf gegen den Deckel geschlagen haben. Viele Male. Das Innenfutter war voll von getrocknetem Blut. Die aufgeplatzte Stirn war eine Einladung an die Schmeißfliegen gewesen, sich dort häuslich einzurichten. Mira meinte gar, an einer Stelle unter einer Traube sich windender Maden den Schädelknochen hervorschimmern zu sehen. Sie wandte sich ab und schluckte schwer.

»Ich hab genug. Lass uns mit dem Bestatter sprechen.«

Sie zog sich die Handschuhe aus und rief nach Roland. Prompt erschien er in der Tür, als hätte er nur auf ihr Zeichen gewartet. Er kam auf sie zu und hielt ihnen eine Plastiktüte hin, in die sie ihre Handschuhe warfen. Ein Hauch von Zigarettenrauch umwehte ihn, und Mira atmete tief ein. Sie seufzte innerlich und verabschiedete sich von Roland. Dann ging sie mit Axel quer durch den Raum, wo eine Tür offen stand, die ins Haus hineinführte. Auf der Schwelle blieben sie stehen, und Mira rief nach dem Ehepaar Roder.

Sofort tauchte ein Mann mittleren Alters auf und stellte sich ihnen als der Hausherr vor. Er war nicht besonders groß und hatte sich einige grau melierte Haarsträhnen über die Halbglatze gekämmt. Er reichte ihnen seine feuchte Hand, die er einfach nur hinhielt und die ihre weder schüttelte noch drückte. Mira dachte sofort an das Desinfektionsgel in ihrer Handtasche.

»Kommen Sie doch bitte mit ins Büro«, sagte er und ging dann vorweg einen kleinen Gang entlang. Dabei erinnerte er Mira an eine Ente. Sie schob das Bild ärgerlich beiseite. Manchmal waren ihre Gedanken wie Affen, die kreischend hin und her sprangen.

Im Büro trafen sie auf Frau Roder. Sie war etwas zu dick für ihr gelbes, eng anliegendes Shirt, hatte zusammengewachsene Augenbrauen und einen deutlichen Schnurrbart. Mira bewunderte sie für die Selbstsicherheit, mit der sie diesen trug, während sie selbst regelmäßig mit der Pinzette in ihrem Gesicht herumzupfte. Frau Roder hatte im Gegensatz zu ihrem Mann einen festen Händedruck, doch auch ihre Hand war feucht, und Mira befürchtete, dass dies an dem zerknüllten Taschentuch liegen könnte, das sie in ihrer Linken hielt.

Den Roders stand der Schreck noch immer ins Gesicht geschrieben.

»Kannten Sie das Opfer?«, fragte Mira und registrierte wohlwollend, dass Axel ein kleines Notizbüchlein zückte.

»Kennen ist zu viel gesagt«, antwortete der Bestatter. Sie kam am Freitag vor einer Woche zu uns. Ihre Schwester war verstorben. Ich habe hier Namen und Adresse für die Rechnung.« Er setzte sich eine Lesebrille auf die Nase und schob Mira einen aufgeschlagenen Ordner hin.

»Eva Wolfram«, las sie laut vor. »Könnten Sie uns davon bitte eine Kopie machen?«

Roder nickte. »Natürlich.«

»Sie waren also mit ihr hier im Büro, als Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?«

»Nein, wir haben hier erst alles besprochen. Danach habe ich sie in den Schauraum geführt, um einen Sarg auszusuchen.« Er hörte abrupt auf zu reden und wischte sich nervös über die Stirn.

»Und dann?«

»Dann war sie plötzlich weg! Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie da drin ist!« Seine Stimme war lauter geworden. Ein Anflug von Panik lag darin.

Widerwillig legte Mira ihre Hand auf seine. »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf. Wir versuchen nur zu verstehen, was passiert ist.«

»Ich habe sie allein gelassen. Sie wirkte sehr unschlüssig. Oft brauchen die Hinterbliebenen einfach ein bisschen Ruhe, wissen Sie?«

Mira wusste es zum Glück nicht, doch sie nickte, um ihn zum Weiterreden zu animieren.

»Als ich zurückkam, war sie weg. Natürlich hab ich mich gewundert. Aber ich dachte, dass es ihr wohl einfach zu viel geworden ist.«

Er zuckte bekümmert mit den Schultern.

»Was haben Sie dann gemacht?«, bohrte Mira nach.

»Ich habe abgeschlossen und bin zu meiner Frau nach oben gegangen.«

»Sie wohnen im ersten Stock hier über dem Institut?«, vergewisserte sich Mira. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass Axel etwas in sein Notizbuch schrieb. Brav.

»Ja. Wir haben zu Mittag gegessen, und dann haben wir gepackt.«

»Selbstverständlich haben wir Frau Wolfram noch mal angerufen, bevor wir gefahren sind«, erklärte Frau Roder. »Sie ging aber nicht ran. Auch am nächsten Tag nicht.«

»Sie haben während Ihres Urlaubs versucht, sie zu erreichen?«, hakte Mira nach.

»Ja, natürlich. Es war ja schon komisch, dass sie auf einmal weg war, nachdem sie mit meinem Mann doch fast schon alles ausgemacht hatte. Wir dachten, dass sie wohl zu einem anderen Bestatter gegangen ist. Und dass es ihr deshalb unangenehm war, mit uns zu sprechen.«

»Von wann bis wann sind Sie denn im Urlaub gewesen?«, schaltete sich nun Axel in das Gespräch ein.

»Wir sind nach dem Mittagessen direkt losgefahren. So gegen vierzehn Uhr. Wir fahren jeden Sommer um diese Zeit an den Gardasee. Zurückgekommen sind wir gestern Abend«, antwortete Herr Roder.

»Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hab ich den Geruch schon gestern im Treppenhaus bemerkt«, sagte Frau Roder leise. »Aber nur ganz leicht, weil der Sarg ja zu war und die Türen auch. Wir sind auch direkt raufgegangen und ins Bett gefallen. Nicht mal mehr unsere Koffer haben wir ausgepackt. Heut Früh, als wir dann runterkamen, um das Institut aufzusperren, hätt uns fast der Schlag getroffen.« Sie hielt sich wie zur Bestärkung ihrer Worte das zerknüllte Taschentuch vor den Mund.

»Haben Sie jemandem den Schlüssel gegeben zum Blumengießen oder wegen der Post oder so?«, fragte Mira.

»Nein. Freitags ist immer die Putzfrau da. Der haben wir aber gesagt, dass sie diese Woche nicht kommen braucht.«

Mira horchte auf. »Dann war sie also hier, kurz bevor Sie abreisten, oder?«

»Ja, schon«, bestätigte Frau Roder und bekam große Augen. »Sie denken doch nicht etwa –«

»Ich fange erst an zu denken, wenn ich alle Informationen habe«, würgte Mira sie ab. »Geben Sie uns bitte Namen und Adresse der Reinigungskraft.«

Herr Roder sprang auf, und wenig später hielten sie die Informationen zu Opfer und Putzfrau in ihren Händen.

Sie verabschiedeten sich, und der Bestatter begleitete sie durch den Schauraum nach draußen. Roland und der Sarg mit der Toten waren bereits fort.

Kaum waren sie auf der Straße, holte Mira noch einmal ihre kleine Flasche Desinfektionsgel aus der Tasche und verrieb einen großen Klecks davon in ihren Händen. Diesmal schmunzelte Axel belustigt.

»Grins nicht so, ich bin kein Monk«, rief sie und knuffte ihn in die Seite.

»Das hast du jetzt gesagt, nicht ich!«

Sie versuchte, ihn grimmig anzusehen, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. Vielleicht war der Neue ja wirklich einer, mit dem sie arbeiten konnte.

4

Unschlüssig standen Mira und Axel vor einem geschmackvoll sanierten Einfamilienhaus in der Bayreuther Gartenstadt. Mira hielt sich grundsätzlich für wenig emotional, zumindest sah sie sich gerne so, doch Angehörigen mitzuteilen, dass einer ihrer Lieben aus dem Leben gerissen worden war, gehörte nicht zu den Schokoladenseiten ihres Jobs.

»Soll ich es ihm sagen?«, fragte Axel unvermittelt. Überrascht sah sie ihn an. Er wirkte fast etwas ungeduldig, was Mira erst recht irritierte. Hatte die Jugend heute denn nicht einmal mehr genug Zeit, sich kurz zu überlegen, wie man am besten eine Todesbotschaft überbrachte?

Unwirsch schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ist schon gut. Ich mache das.«

Sie drückte die Klinke des Gartentürchens hinunter. Es war nicht verschlossen, und so traten sie ein und durchquerten den gepflegten Vorgarten, der von penibel getrimmten Buchskugeln dominiert wurde. Weißer Kies knarzte unter ihren Füßen.

»Wahrscheinlich ist er eh nicht da, sondern bei der Arbeit«, meinte Mira, als sie auf den Klingelknopf drückte.

Doch wider Erwarten tauchte schon nach wenigen Sekunden ein Schatten hinter dem Milchglasfenster auf, und die Tür öffnete sich.

Der Mann war das, was Miras Mutter als »stattlich« bezeichnet hätte. Er trug einen Anzug und sah aus, als hätte er sich die Haare gerade eben frisch zurückgegelt. Mira schätzte ihn auf Mitte vierzig, damit musste er um einiges älter sein als seine verstorbene Frau.

»Sind Sie Peter Wolfram?«, vergewisserte sie sich.

»Ja, das bin ich, und wer sind Sie?«

»Mein Name ist Mira Streitberg, und das ist mein Kollege Axel Bodenschatz. Wir sind von der Kriminalpolizei.«

Sie zeigten ihm ihre Dienstausweise, die er jedoch ignorierte. Stattdessen nickte er wissend, fast so als hätte er sie bereits erwartet. »Es geht um Eva, nicht wahr?«

Mira nickte.

»Kommen Sie rein.« Er machte ihnen Platz, damit sie an ihm vorbei in den Hausflur gehen konnten, und schloss die Tür hinter ihnen. »Bitte gehen Sie nach links ins Wohnzimmer.«

Besagtes Wohnzimmer war der ungemütlichste Raum, den Mira je zu Gesicht bekommen hatte. Der Fußboden bestand aus glänzenden weißen Fliesen. Eingerichtet war er lediglich mit einer schwarzen Ledergarnitur, die auf einen völlig überdimensionierten Fernseher ausgerichtet war, und einem kleinen Couchtisch in Hochglanz-Weiß, passend zum Fußboden. Sonst nichts.

Herr Wolfram bedeutete ihnen, sich zu setzen, und Mira folgte seiner Aufforderung mit Unbehagen. Als sie alle saßen, ergriff sie das Wort.

»Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau tot ist.«

Der Satz war so schmucklos wie der Raum. Doch Mira wusste aus Erfahrung, dass es in solchen Situationen niemandem half, wenn lange herumgedruckst wurde. Meist machte das die ganze Sache eher schlimmer.

Herr Wolfram reagierte erstaunlich gefasst. »Ja, das habe ich schon befürchtet.«

»Ach ja?«, fragte sie irritiert nach, und er nickte. »Wieso haben Sie sie nicht als vermisst gemeldet?«

Er zuckte mit der Schulter, so als würden sie über etwas vollkommen Belangloses sprechen. »Weil ich schon vom Schlimmsten ausgegangen bin.«

»Wieso? Hatte Ihre Frau denn Feinde?«

Herr Wolfram winkte ab. »Nein, nein. Ihr größter Feind war sie selbst. Der Tod ihrer Schwester hat sie sehr getroffen. Als sie kurz danach verschwand, war mir klar, dass ich mich womöglich damit abfinden muss, dass sie sich etwas antut.«

Mira runzelte die Stirn. Sie hatte viele Tränen erlebt und einige Wutausbrüche. Doch kein Hinterbliebener hatte jemals so abgebrüht reagiert wie Peter Wolfram.

»Ihre Frau hat sich nichts angetan. Sie wurde ermordet.«

Endlich bemerkte sie eine gewisse Regung in seinen Gesichtszügen. Auch wenn es Überraschung statt Trauer war. Zumindest schien der Mann doch kein Roboter zu sein.

»Ermordet?«, fragte er ungläubig nach.

»Herr Wolfram, wo waren Sie am Freitag vor einer Woche, als Ihre Frau zum Bestattungsinstitut ging?«

»Ich war auf Dienstreise, zusammen mit meinem Schwiegervater. Wir haben ein paar Weingüter rund um Würzburg besucht, um geeignete Weine für unser Geschäft auszuwählen. Ich betreibe einen Delikatessenladen in der Innenstadt. Wilhelm kam mit, um mich seinen Kontakten als Nachfolger vorzustellen. Leider mussten wir die Reise dann abbrechen, weil Marlies gestorben war. Wilhelm wollte sofort nach Hause, als er davon erfuhr.«

»Sie haben das Geschäft also von Ihrem Schwiegervater übernommen?«

»Ja, genau.«

»Warum Sie und nicht Ihre Frau?«

Peter Wolfram machte ein Gesicht, als hätte Mira ihn unsittlich berührt. »Ich verstehe die Frage nicht«, sagte er und schien es so zu meinen.

»Na, wäre es nicht naheliegend anzunehmen, dass Ihre Frau das Erbe ihres Vaters weiterführt?«

Wolfram schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Das wäre nichts für sie. Sie wäre damit völlig überfordert gewesen. Eva mochte es nicht, Verantwortung zu tragen oder Entscheidungen zu treffen.«

Das klang, als hätte er ihr einen Gefallen getan, indem er den Familienbetrieb übernommen hatte. Konnte wahr sein, musste aber nicht.

»Können Sie uns bitte die Stationen Ihrer Reise mit den Kontaktpersonen der besuchten Weingüter zukommen lassen?«

»Sicher.«

Mira gab ihm ihre Visitenkarte, die er, ohne sie anzusehen, in die Innentasche seines Jacketts steckte.

»Wenn es geht, bitte heute noch«, schob sie nach und stand auf. Zwar war es im Vergleich zu der brütenden Hitze draußen angenehm kühl in dem Haus. Doch Mira hatte trotzdem ein beklemmendes Gefühl, und es zog sie hinaus ins Freie. »Ach, eine Sache noch. Wo wohnt Evas Vater?«

Peter Wolfram nannte ihnen die Adresse, und Axel schrieb sie pflichtbewusst in sein Notizbüchlein.

»Halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung. Es kann gut sein, dass noch weitere Fragen auftauchen«, sagte Mira.

»Kein Problem.«

Kein Problem? Der Typ war wirklich die Ruhe selbst, stand da wie ein Geschäftsmann in einem Meeting. Hatte er denn nicht verstanden, dass seine Frau ermordet worden war? Selbst wenn in einer Ehe nicht immer alles so rosig lief, konnte einen der gewaltsame Tod des Partners doch nicht völlig kaltlassen.

Mira ertappte sich dabei, wie sie Peter Wolfram eindeutig zu lange anstarrte. Doch auch das ließ ihn offenbar kalt, denn er erwiderte ihren Blick gelassen. Also wandte sie sich schließlich zum Gehen, und auch Axel verabschiedete sich.

Die Hitze schlug ihr wie eine Ohrfeige entgegen. Im Garten nebenan war inzwischen ein Rasensprinkler angegangen, und Mira wäre am liebsten hinübergerannt und durch das Wasser gesprungen.

Als sie die Straße überquerten, auf deren gegenüberliegender Seite sie den Passat geparkt hatten, bemerkte Mira eine alte Frau am Fenster des Nachbarhauses. Sie spähte neugierig heraus, und als sie Miras Blick auffing, zog sie schnell den Vorhang zu, um nicht gesehen zu werden.

Mira überlegte nicht lange und klingelte. Nichts rührte sich, obwohl die Bewohnerin ja gerade noch am Fenster gestanden hatte. Mira klingelte erneut, energischer diesmal. Endlich hörte sie Schritte. Die Tür wurde einen kleinen Spaltbreit geöffnet, und die Frau schaute ihnen misstrauisch über die eingehängte Türkette hinweg entgegen.

»Guten Tag, Frau …«, Mira beugte sich zurück und warf einen Blick auf das Klingelschild, »… Walberer.«

Die Frau zuckte nicht einmal und starrte sie weiter an.

»Mein Name ist Mira Streitberg, und das hier ist mein Kollege Axel Bodenschatz. Wir sind von der Kriminalpolizei. Würden Sie uns bitte ein paar Fragen zu Ihren Nachbarn, den Wolframs, beantworten?«

Die Alte kniff die Augen zusammen und beäugte ausgiebig die Ausweise, die sie ihr vor die Nase hielten. »Warum?«, fragte sie dann.

»Weil Eva Wolfram ermordet wurde.«

Nun riss die Frau die Augen auf. »Hat der Peter Wolfram sie umgebracht?«, fragte sie neugierig.

»Darüber dürfen wir keine Auskunft geben. Aber wie Sie sehen, haben wir ihn nicht verhaftet«, antwortete Mira diplomatisch. »Warum denken Sie, dass er sie vielleicht umgebracht haben könnte?«

Die Alte sah auf einmal aus, als hätte sie Angst, etwas Falsches gesagt zu haben, und schwieg. Doch Mira würde nicht lockerlassen. Wer den ganzen Tag am Fenster stand und die Nachbarschaft im Auge behielt, der sah vielleicht auch etwas Nützliches.

»Frau Walberer, Sie müssen keine Angst haben. Aber Sie kommen mir vor wie eine aufmerksame Person, die sich für ihre Mitmenschen interessiert.«

Frau Walberers Gesichtsausdruck entspannte sich, und sie nickte leicht, mit einem Funken Stolz im Blick.

»Hatten Sie den Eindruck, dass die Wolframs eine glückliche Ehe führten?«

Wie erwartet schüttelte sie den Kopf. »Die Frau Wolfram sah fast nie glücklich aus.«

Das passte durchaus zu dem Bild, das Peter Wolfram ihnen von seiner Frau vermittelt hatte. Ob sie an Depressionen gelitten hatte? Mira würde ihn fragen, ob sie in Behandlung gewesen war.

»Und Herr Wolfram?«, hakte sie nach.

Die Alte schien etwas zu wissen, doch noch druckste sie herum. An ihrer Miene war abzulesen, dass sie mit sich rang.

»Hatte er etwa eine Geliebte?«, fragte Mira ins Blaue hinein, um das Gespräch im Fluss zu halten.

Frau Walberer nickte erleichtert. »Ja, ich glaub schon. Jeden Donnerstagnachmittag ist die Eva Wolfram weggefahren. Und kurz drauf kam dann immer eine andere. Wie ein Barbiepupperl hat die ausgeschaut.«

»Und diese Dame kam immer nur, wenn Frau Wolfram nicht zu Hause war?«, vergewisserte sich Mira.

»Ja, donnerstags, das sagte ich doch gerade.«

Mira zog eine Visitenkarte aus der Tasche, die sie Frau Walberer durch den Türspalt entgegenstreckte. »Rufen Sie mich doch bitte an, wenn Ihnen noch etwas einfällt, ja?«

Die alte Dame nahm die Karte, hielt sie mit beiden Händen fest und beäugte sie mit zusammengekniffenen Augen.

»Danke, Frau Walberer. Sie haben uns sehr weitergeholfen«, sagte Axel, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Frau Walberer nickte ihnen huldvoll zu und schloss die Tür.

Als sie zum Auto zurückgingen, bat Mira ihren Kollegen, noch einmal kurz bei Peter Wolfram zu klingeln.

»Frag ihn bitte, ob seine Frau wegen Depressionen in Behandlung war, und wenn ja, bei wem.«

Während Axel davoneilte, setzte sie sich ins Auto, ließ den Motor an und schaltete die Klimaanlage ein. Die kalte Luft fühlte sich so gut an, dass sie sich vorbeugte und sämtliche Gebläse auf sich ausrichtete. Morgen würde sie vermutlich Halsschmerzen haben, doch das war es wert. Sie seufzte wohlig.

Als Axel die Tür öffnete, schrak sie zusammen und regelte die Klimaanlage wieder etwas runter.

»Du hattest recht«, sagte er, »sie hatte eine wöchentliche Therapiesitzung.«

»Lass mich raten. Donnerstagnachmittags?«

»Bingo!«

5

Das Licht der tief stehenden Sommersonne schwappte träge und golden wie Honig durch Miras Büro, als sie endlich den Rechner herunterfuhr. Sie hatte noch ein paar Berichte zu abgeschlossenen Fällen beenden müssen, doch nun war sie fertig. Sie streckte sich ausgiebig. Dann nahm sie sich noch ein paar Minuten, um nachzudenken, ob sie im Fall Eva Wolfram irgendetwas vergessen hatte.

Ihr Praktikant Philipp hatte den Auftrag, sich um die Verbindungsnachweise des Opfers zu kümmern, Festnetz eingeschlossen. Außerdem sollte er versuchen aufzulisten, wer wie mit ihr in Beziehung gestanden hatte. Und Roland hatte ihr den Obduktionsbericht für den Folgetag versprochen.

Sie bückte sich, um ihre Lederhose aus der Schreibtischschublade zu holen, als die Tür geöffnet wurde und Nils den Kopf hereinsteckte.

»Du bist noch da? Ich glaube, ich muss mal ein Hühnchen mit deinem Chef rupfen. Du arbeitest zu viel.« Er zwinkerte ihr verschmitzt zu und kam rein.

»Du brauchst ihm nicht den Kopf abreißen, ich wollte nämlich gerade gehen«, antwortete sie lächelnd. Es war schön, ihn nach so einem anstrengenden Tag noch kurz zu sprechen. Und da im Grunde ja bereits Feierabend war, war auch die Gefahr einer Meinungsverschiedenheit gering.

Wie immer setzte er sich schräg vor sie auf die Ecke ihres Schreibtisches, sodass sie zu ihm aufsehen musste. In diesem Fall störte sie das nicht, und sie nutzte die Gelegenheit, um sich entspannt zurückzulehnen.

»Doch, ich finde, er sollte dich entschädigen. Für die Überstunden, die du so oft machst«, schob er nach.

Langsam dämmerte Mira, dass er versuchte, das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken, und sie schmunzelte in sich hinein. Sie würde ihm den Gefallen tun und mitspielen. Heute Abend fühlte sie sich nicht stark genug, ihren Widerstand aufrechtzuerhalten.

»So, so. Und an was hattest du da gedacht?«

»Hmmm …« Er legte den Zeigefinger auf die Lippen, und tat, als würde er angestrengt nachdenken. Dabei war Mira sich sicher, dass er bereits einen Plan gehabt hatte, als er in ihr Büro gekommen war. Nils konnte sehr vieles sehr gut. Schauspielern oder gar Lügen gehörte nicht dazu. »Ich denke, er sollte dich auf eine Pizza einladen. Und zwar sofort!« Er strahlte sie an, als hätte er soeben den Stein der Weisen gefunden.

Kurz dachte Mira an ihren Widerstand, doch der Gedanke verflüchtigte sich in Sekunden. Sie lächelte zurück. »Gerne, aber bitte lass uns aufhören, von dir in der dritten Person zu sprechen. Das wird langsam seltsam.«

»Okay, okay, Hauptsache, du kommst mit.«

Mira warf ihre Motorradhose zurück in die Schreibtischschublade. Dann ergriff sie Nils’ Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen.

Kurz streifte Mira ein Hauch von Wehmut, ihre Ducati diese Nacht hier auf dem Parkplatz der Kripo stehen zu lassen. Doch die Aussicht auf Pizza und Nils’ Gesellschaft war heute Abend stärker. Das wollte durchaus etwas heißen. Ob es am Fall Wolfram lag?

Wenige Minuten später bog Nils in die Friedrich-von-Schiller-Straße ein und parkte vor dem kleinen Reihenendhaus, das er sich vor ein paar Jahren gekauft hatte. Mira kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, seit sie ihn zum letzten Mal in dem roten Backsteinhäuschen mit den urigen dunkelbraunen Fensterläden besucht hatte. Dabei war es erst vor ein paar Wochen gewesen.

Sein Stammlokal war nur wenige hundert Meter entfernt, und Mira genoss die Abendluft auf ihrer Haut, als sie die Straße entlangspazierten. Endlich hatte es zumindest so weit abgekühlt, dass einem nicht bei der kleinsten Bewegung der Schweiß ausbrach. Das Schicksal schien sich mit ihr versöhnen zu wollen, denn gerade als sie die Außentreppe des alten Spinnereigebäudes zur »PizzaRia« hinaufstiegen, wurde ein Tisch auf der Terrasse frei.

Viel zu lange hatte dieses Industriejuwel in Rostrot einfach leer gestanden. Doch nun beherbergten seine alten, aber topsanierten Mauern unter anderem verschiedene Arztpraxen, ein Fitnessstudio und dieses hübsche Restaurant.

Sie mussten nicht in die Karte sehen, sondern bestellten Pizza mit Ziegenkäse und Speck, einen gemischten Salat, Rotwein und Wasser. Alles war wie in alten, glücklichen Zeiten. Doch ihre Probleme hatten sich in der Zwischenzeit natürlich nicht einfach in Luft aufgelöst, auch wenn Mira gerade nicht darüber nachdenken wollte.

»Wie macht sich der Neue?«

»Kann ich noch nicht wirklich sagen.« Sie trank einen Schluck Wein. »Bisher habe ich nichts zu meckern, falls du das meinst.«

»Nicht? Na, dann muss er ja ein echt toller Hecht sein.«

Sie grinsten sich an.

»Und am Tatort? Wie hat er sich da geschlagen?«, fragte Nils weiter.

Mira zuckte mit den Schultern. »Alles gut. Er ist ruhig geblieben, hat sich nicht übergeben und ist auch nicht in Ohnmacht gefallen.«

Nils nickte. Er schien nachzudenken, während er den Rotwein in dem bauchigen Glas schwenkte. Mira hatte das deutliche Gefühl, dass er etwas verschwieg.

»Was ist?«

Kurz presste Nils die Lippen zusammen, als wollte er die Worte zurückhalten. Dann sagte er: »Ich war ein wenig unsicher, wie ich mit ihm umgehen soll. Bodenschatz war in Landshut stationiert, bevor er zu uns kam. Dort gab es einen Zwischenfall.« Er machte eine längere Pause, in der er seinen Blick wieder in die Lichtspiele des Weines versenkte.

Mira wartete geduldig ab. Das Thema schien ihn ehrlich zu beschäftigen.

»Bei einem Schusswechsel hat er eine Frau getötet. Bodenschatz hatte sich nichts vorzuwerfen, es war Notwehr und die Situation vollkommen unübersichtlich.«

»Aber er machte sich trotzdem Vorwürfe«, führte Mira seinen Satz fort, und Nils nickte.

»Ja, er kam in psychologische Behandlung und war einige Zeit vom Dienst befreit.«

»Schöne Scheiße.«

»Du sagst es. Jedenfalls ist er wohl hier in Bayreuth aufgewachsen und wurde nun auf seinen Wunsch hin in die Heimat zurückversetzt.«

»Vielleicht wäre er in einer anderen Abteilung vorerst besser aufgehoben«, warf Mira ein.

»Den Gedanken hatte ich auch, deshalb wollte ich wissen, wie er auf den Tatort und das Opfer reagiert hat.«

»Verstehe. Diesbezüglich brauchst du dir aber keine Sorgen machen.«

»Das ist gut. Ihm wurden ja auch andere Stellen angeboten, soweit ich weiß. Sitte und Raub, glaube ich. Aber er wollte unbedingt zu uns.«

»Tja, das Herz will, was das Herz will, auch wenn ihm das nicht immer guttut«, sagte Mira und fing Nils’ Blick ein. Mit den Fingerspitzen streichelte er über ihre Hand, mit der sie das Weinglas festhielt. Ein wehmütiges Lächeln lag in seinem Mundwinkel.

»Aber dich beschäftigt auch etwas, oder?« Forschend sah er sie an.

»Ich weiß nicht. Vielleicht. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nicht darüber nachgedacht, aber du hast recht. Ich fühle mich ganz melankomisch.« Sie lächelte schief über ihr eigenes Wortspiel. »Vielleicht liegt es an dem neuen Fall. Der ist nicht nullachtfünfzehn. Na ja, jeder Fall ist eben anders.«

Nils nickte verständnisvoll. »Ja, im Bestattungsinstitut war es sicher bedrückend.«

»Das auch. Man sah an den Verletzungen, dass sie um ihr Leben gekämpft hat.«

Sie schwiegen eine Weile, tranken Wein und ließen ihren Blick von der erhöhten Terrasse aus über die Spinnereistraße schweifen.

»Fast bedrückender war allerdings der Besuch bei ihrem Mann«, erzählte Mira schließlich weiter. »Ich glaube, ihr Tod ist ihm völlig egal.«

Gleichgültigkeit machte ihr immer besonders zu schaffen. Wut oder gar Hass waren Mira lieber. Damit konnte man arbeiten. Gleichgültigkeit jedoch machte sie rat- und hilflos. Nils drückte ihre Hand.

Mira war froh, als die Bedienung den Salat und kurz darauf die Pizzen auf den Tisch stellte. Das brachte sie auf andere Gedanken. Sie hatte das unsinnige Gefühl, mit dem Essen nicht nur ihren Magen, sondern irgendwie auch die dumpfe Leere in sich zu füllen. Nils’ Laune hob sich ebenfalls, und sie plauschten über dies und das. Bald bestellte er eine zweite Karaffe Rotwein. Doch auch vorher schon war unausgesprochen klar gewesen, dass an diesem Abend keiner mehr fahren würde.

Als sie nach dem Essen zu seinem Haus liefen, legte er den Arm um sie, und seine Nähe fühlte sich verdammt gut an.

Vielleicht war sie zu engstirnig gewesen, als sie ihn und sich selbst davon zu überzeugen versucht hatte, dass eine Beziehung unter Kollegen zum Scheitern verurteilt sei. Wie auch immer, heute war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu grübeln. Laue Sommernächte sollten nicht an Diskussionen oder gar Streit verschwendet werden. Man musste sie vielmehr anfüllen mit Lachen und Liebe.

Und genau das taten sie. Die halbe Nacht lang.

6