Die Transformation - Norman Spinrad - E-Book

Die Transformation E-Book

Norman Spinrad

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Beschreibung

Viel Vergnügen beim Retten der Welt!

Im Westen der Vereinigten Staaten taucht eines Tages ein Mann auf, der von sich behauptet, aus der Zukunft zu kommen. Er nennt sich Ralf und tingelt als Komiker mit einem sehr exzentrischen Programm durch die USA: In zornigen Tiraden wirft er den Menschen vor, mit ihrer Gleichgültigkeit und Dummheit die Erde – und damit seine Zukunft – zu vernichten, und beschwört die Möglichkeit einer großen Veränderung, einer alles entscheidenden Transformation. Der Agent Texas Jimmy Balaban nimmt ihn unter Vertrag und verhilft Ralf zu einer einzigartigen Fernsehkarriere. Ist er ein durchgeknallter Sektierer, ein zynischer Komiker – oder wirklich aus der Zukunft? Solange die Einschaltquoten stimmen, interessiert sich niemand dafür – schon gar nicht in Hollywood, wo die Grenzen zwischen Realität und Irrsinn fließend sind …

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Seitenzahl: 1321

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NORMAN SPINRAD

DIE TRANSFORMATION

Roman

Das Buch

Im Westen der Vereinigten Staaten taucht eines Tages ein Mann auf, der von sich behauptet, aus der Zukunft zu kommen. Er nennt sich Ralf und tingelt als Komiker mit einem sehr exzentrischen Programm durch die USA: In zornigen Tiraden wirft er den Menschen vor, mit ihrer Gleichgültigkeit und Dummheit die Erde – und damit seine Zukunft – zu vernichten, und beschwört die Möglichkeit einer großen Veränderung, einer alles entscheidenden Transformation. Der Agent Texas Jimmy Balaban nimmt ihn unter Vertrag und verhilft Ralf zu einer einzigartigen Fernsehkarriere. Ist er ein durchgeknallter Sektierer, ein zynischer Komiker – oder wirklich aus der Zukunft? Solange die Einschaltquoten stimmen, interessiert sich niemand dafür – schon gar nicht in Hollywood, wo die Grenzen zwischen Realität und Irrsinn fließend sind …

Der Autor

Titel der Originalausgabe

HE WALKED AMONG US

Aus dem Amerikanischen von Horst Pukallus

Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 2002 by Norman Spinrad

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Das Illustrat

Für Timothy Leary

»Und jeden Morgen nun rufst du:

Segelt weiter! Segelt weiter! Segelt weiter!

Immer weiter.«

JOAQUIN MILLER: Columbus

Eins

»Viel Vergnügen beim Retten der Welt, Dex«, sagte Ellie mit trockenem Humor. »Aber bitte sauf dich nicht mit Bier zu.«

»Musst du mir ständig an den Karren pissen?«, murrte Dexter Lampkin verdrossen.

»Wer bin ich denn, dass ich dir 'n bisschen fannischen Spaß missgönnen würde?«, entgegnete Ellie; ein gewisses Gefühl der Selbstironie verlieh ihrer Stimme einen nachsichtigeren Tonfall. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Ich möchte bloß nicht, dass du den Wagen an den Baum fährst, das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Einverstanden?«

»Einverstanden«, brummte Dexter und schloss hinter sich die Tür; er kam sich vor wie Brummbär, nachdem ihm Schneewittchen einen herablassenden Klaps auf den Kopf versetzt hatte.

Seit fast drei Jahren fuhr er schon an jedem ersten Mittwoch zu dem Treffen. Ungefähr ein Dutzend Fans seines inzwischen vergriffenen Romans fanden sich zusammen, schlappten Bier, genehmigten sich gelegentlich einen heimlichen Joint, nannten sich ›Transformationalisten‹ und redeten sich ein, sie könnten auf diese Weise die Welt retten.

An jedem ersten Donnerstag des Monats schwor er sich, nie wieder so ein Treffen zu besuchen. Aber an jedem ersten Mittwoch des Monats fuhr er trotzdem hin.

Warum?

Weil ein paar der Leute echte Wissenschaftler waren?

Weil sie Dexter Lampkin schätzten, obwohl er dagegen sie für lächerliche Figuren hielt?

Oder weil er, Gott behüte, in gewissem Maße doch selbst noch an Die Transformation glaubte?

Im Vorgarten rüttelte der Santa Ana an den versengten, ausgetrockneten Palmblättern, brachte staubige Wirbel verdorrten Laubs zum Tanzen und dörrte Dexter die Kehle aus. Der durchschnittliche Angeleno stand zu seinem Widerwillen gegen den Santa Ana, der Ziegel vom Dach schleuderte, Buschfeuer zu gewaltigen Waldbränden anfachte und angeblich sogar Mord und Totschlag auslöste. Dexter jedoch stieß einen herzhaften, lauten Urschrei aus, während er durch den Vorgarten zur Garage ging.

Dexter mochte den Santa Ana.

Er hatte es gern, wenn aus der Wüste die negativen Ionen hereinschwirrten, die guten, alten Endorphine anheizten, seine Dendriten mit Norepinephrinen kitzelten, die nachjugendliche biochemische Basis seines Bewusstseins auf das Niveau eines Hyperantriebs steigerten.

Ihm behagte es, wenn der schwüle Wüstenwind den Smog aus dem Los Angeles-Becken wehte, den Mief untoter Schwelgase aus der Luft fegte und sie stattdessen mit dem Duft der Bougainvillea und des Chaparral versüßte, ihm gefielen der technicolorblaue Himmel und Abende wie heute kristallklare Abende, die sich warm anfühlten wie eine zwanzigjährige Möse und die das Moschusodeur des Kalifornischen Traums erfüllten.

Und selbst wenn allzu häufig dennoch der scharfe Dunst fernen Smogs den Santa Ana durchzog egal, wenigstens war Dexter trotz Ellies endlosen Drängens bislang nicht in die Eigenheimfalle getappt. Wie er ihr andauernd erklärte, müsste ein Autor, der das Geld, das seine Freiheit sicherte, in ein Haus und Hypotheken steckte, ein Vollidiot sein; und dass jeder, der so etwas in einer Gegend, die weltbekannt war für Erdbeben, Waldbrände und Erdrutsche, deren Schäden alle Versicherungen, deren Beiträge bezahlbar blieben, im Allgemeinen gar nicht in ihre Tarife aufnahmen, für eine schlaue Investition hielt, nichts anderes verdiente, als damit auf die Schnauze zu fallen.

Aber um die ganze Wahrheit zu sagen: Dexter mochte den Santa Ana auch, weil er den Teufelswind als eine Art von Stinkefinger empfand, den man Los Angeles vor die Visage streckte.

Nicht dass Dexter Los Angeles aus dem gleichen Lokalchauvinismus wie seine früheren Bay Area-Landsleute verabscheut hätte, die glaubten, südlich der Nebelbank, in der zu wohnen sie sich schlau entschlossen hatten und glücklich schätzten, gäbe es nichts als baufällige Orange County-Westerndörfer und hinterwäldlerische Heimatverein-Zombies.

Tatsächlich bestand eine der charmanten Eigenschaften Los Angeles' eben aus dem Fehlen einer örtlichen Form der selbstgefälligen nordkalifornischen Aufgeblasenheit. Während die Bay Area unaufhörlich über ihre vorgebliche Rivalität zum LaLa-Land nachgrübelte, war man sich hier unten der Existenz San Franciscos nur dumpf bewusst: Scheißklima, aber tolle italienische und chinesische Restaurants, wenn wir Zeit haben, fliegen wir mal für 'n verlängertes Wochenende hin, Liebchen.

Die Bay Area nahm sich viel ernster als sonst irgendwer. LA nahm sich überhaupt nicht Ernst. Statt Lokalchauvinismus verlangte man von den Angelenos die richtige Pose.

Die richtige Pose gelangte in Würstchenbuden zum Ausdruck, die das Aussehen von Würstchen hatten, in Gebäuden, die Disneys Versionen Bagdads oder Camelots ähnelten, den chinesischen und ägyptischen Kinos sowie dem Hollywood-Namenszug, einem enormen Ortshinweiszeichen, das mit allerdings bloß wenige Moleküle dicken Buchstaben in der Größe pharaonischer Architektur das Offensichtliche feststellte.

Im privaten Bereich wusste man, dass man zur richtigen LA-Pose gelangt war, wenn man was sonst? das zur eigenen Persönlichkeit passende Auto gefunden hatte.

Dexter öffnete das Garagentor und lächelte seinem Wagen ein einfältig-jungenhaftes Hallo zu.

Als Dexter und Ellie noch in Berkeley wohnten, hatten sie einen relativ neuen Toyota und einen älteren Volvo gefahren, aber keines der Fahrzeuge hatte wirklich als sein oder ihr Auto gelten können. Aber hier unten in Fairfax hielten sie in ihrer Doppelgarage außer Kartons mit Dexters Belegexemplaren und modrigen Manuskripten, von denen er erwartete, dass sie eines Tages als gesuchte Sammlerstücke ein Schweinegeld einbrachten Ellies zwei Jahre altes, neu gekauftes und noch unter Garantie stehendes Pontiac Firebird-Coupé und Dexters altes, rotes Alfa Romeo-Kabriolett in Fahrbereitschaft.

Nach vernünftigen Autofahrermaßstäben war der Alfa Romeo ein unzuverlässiges Scheißauto. Infolge durchlässiger Dichtungsringe brauchte er auf 1000 km gut und gerne einen halben Liter Öl, aus dem Getriebe drangen ominöse Geräusche, im zweiten Gang musste man inzwischen den Schalthebel niederdrücken, und die Elektrik war mittlerweile so oft von Amateuren erneuert worden, dass selbst nagelneue Hochleistungsbatterien unter mysteriösen Umständen den Geist aufgaben, und zwar meistens im ungünstigsten Moment.

Doch Dexter war verknallt in seinen Alfa Romeo. Nicht wegen seiner höchst offenkundigen Mängel, sondern weil er ein waschechter, roter, italienischer Sportwagen war, der wie auf Schienen durch die Kurven schnurrte, dem Fahrer auf zufriedenstellende Weise den Kopf nach hinten warf, wenn er vom ersten in den zweiten Gang wechselte, und meistens einen Blickfang abgab, während er ihn das kam öfters vor zur Werkstatt und später von dort nach Hause fuhr.

Musste man es als pubertär einstufen, wenn ein dreiundvierzigjähriger, hauptberuflicher Schriftsteller mit Rettungsring, der zudem Frau und Kind zu versorgen hatte, pro Jahr über dreitausend Mäuse für Versicherungen, Reparaturrechnungen, Kfz-Öl und teure, weil importierte italienische Autoersatzteile verschwendete, nur um sich an seinen klapprigen Autofahrerlusttraum zu klammern?

Ohne Zweifel vertrat Ellie diese Meinung.

»So was ist doch bemitleidenswert, Dex, es ist nichts als 'ne Midlifecrisis auf Rädern. Wann bringst du die Karre endlich zum Schrottplatz und kaufst uns einen verlässlichen Zweitwagen?«

»Die Kosten für den Alfa Romeo liegen niedriger«, wandte Dexter dann mit überzeugender Logik ein, »als die Monatsraten für ein neues Auto.«

»Ich habe einen recht anständig aussehenden, vier Jahre alten Celica« (oder Civic oder Plymouth oder sonst so eine Karre) »für drei fünf gesehen«, lautete darauf Ellies Antwort, »und wahrscheinlich könntest du den Preis bei Barzahlung auf dreitausend runterhandeln. Du verschleuderst jedes Jahr die halbe Summe für Werkstattrechnungen und Motoröl.«

An dieser Stelle des Wortwechsels schenkte Dexter ihr jedes Mal einen Abklatsch eben des lüsternen Lächelns, das vor einem Jahrzehnt ihre knackjunge Gestalt durchs Menschengedränge eines überfüllten Raums zu ihm gelockt hatte, das nassforsche Frauenschwarm-Lächeln des damals einunddreißigjährigen Dexter D. Lampkin, den man auf allen Conventions der einschlägigen Szene als aufstrebenden jungen Star der Science Fiction betrachtet hatte.

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