Die Tropennacht - Franz Hermann Romberg - E-Book

Die Tropennacht E-Book

Franz Hermann Romberg

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Dieter Schröder mit seinem Freund Fritz Urlaub in der Karibik macht, ahnt er nicht, dass dieser Traumurlaub zum absoluten Albtraumurlaub wird, dass eine Nacht die teuerste Nacht seines Lebens wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2016

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Franz Hermann Romberg

Die Tropennacht

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Tropennacht

 

Als ich 1978 Renate Schröder kennen lernte, war ihr Bruder Dieter zweiunddreißig Jahre alt und ledig, er hatte ein Mansardenzimmer über der Wohnung seiner Eltern, faktisch wohnte er noch im „Hotel Mama“. Wenn ich bei Renate mal äußerst vorsichtig angedeutet hatte, ihr Bruder könne möglicherweise homosexuell veranlagt sein, bezog ich Prügel, natürlich nur verbal.

„Das ist doch ganz normal, wenn man mit 32 Jahren noch nicht verheiratet ist. Dieter ist nicht schwul. Er war schließlich schon mal verlobt.“ Diese Verlobung hatte aber nicht lange gehalten. Dieter hatte immer viele Freunde, er hatte auch Freundinnen, doch diese waren wirklich Freundinnen, nicht mehr. Er hatte viele Bekannte, Bekannte männlichen und weiblichen Geschlechts.

Dieter hatte erst ziemlich spät seinen Führerschein gemacht und ein eigenes Auto gekauft. Dann dauerte es nicht lange und er fuhr an jedem Wochenende nach Mannheim, wo er eine Freundin hatte, eine Freundin namens Monique von Hausser. Damals zweifelte ich, ob ich recht hatte mit meiner Vermutung, dass Dieter schwul sei. Interessanterweise hat er uns allerdings diese Dame nie vorgestellt, er hat sie auch nie mit nach Hause gebracht, sie hat auch ihn nie zu Hause besucht.

Inzwischen hatte Dieter sich eine eigene kleine Wohnung eingerichtet. Die Geschichte von Monique lief irgendwann aus, irgendwann erzählte Dieter nichts mehr von ihr. Heute glaube ich, dass der richtige Name Moniques vielleicht Manfred, Martin oder Michael oder Manuel war.

Dann lernte Dieter einen jungen Mann kennen, Fritz Albers, mit dem er schon bald in einer neuen gemeinsamen Wohnung am Bochumer Stadtpark zusammenzog. Fritz wurde geradezu ein Mitglied der Familie Schröder. Wenn ich, wieder vorsichtig, Andeutungen machte, die beiden lebten eheähnlich zusammen, bekam ich wieder Prügel:

„Warum sollen sich zwei Männer nicht eine Wohnung teilen? Dadurch sparen beide doch enorm an Kosten. Deshalb müssen sie noch lange nicht schwul sein“.

Nun, heute gehört das Schwulsein ja schon beinahe zur Normalität, jedenfalls ist es nichts Verwerfliches mehr, schon gar nichts Strafwürdiges. Damals jedoch war die Mehrzahl der Menschen längst nicht so liberal, längst nicht so tolerant wie heute. Ich auch nicht. Dieter hatte uns einmal Urlaubsfotos gezeigt. Darunter war ein Foto, welches ihn und einen weiteren jungen Mann, vielleicht war es Fritz, in den Sanddünen von Maspalomas auf Gran Canaria zeigte. Beide waren splitternackt. Ich fühlte mich peinlich berührt, als ich die Bilder sah. Wie gesagt: Ich war damals längst nicht so tolerant wie heute, dabei ist meine Toleranz auch heute noch nicht grenzenlos.

Renate wollte es immer noch nicht wahr haben, dass ihr Bruder schwul war – oder sie wusste es oder ahnte es und wollte es nur nicht zugeben. Denn auch ihre Toleranz hatte Grenzen, zumindest wenn es um andere Leute ging. So etwas Abnormes wie Homosexualität verschwieg man besser. Es kann ja nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf. Mit Dieter hat nie einer aus seiner Familie über seine Homosexualität gesprochen. Das war einfach tabu. Oder hatte er sich mal mit seinem Vater darüber unterhalten? Ich bin mir sicher, dass es für Dieter besser gewesen wäre, hätte man seine Homosexualität als für ihn normal angenommen, für ihn war sie ja schließlich auch etwas völlig normales.