Die ultimativen Flussradwege in Deutschland - Thorsten Brönner - E-Book

Die ultimativen Flussradwege in Deutschland E-Book

Thorsten Brönner

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Beschreibung

Über 300 Radfernwege durchziehen Deutschland, die schönsten führen entlang von Flüssen. Egal ob Ems, Spree, Mosel, Altmühl oder Isar: Meist geht es eben dahin. Neben den großen Klassikern führt dieser Bildband auch auf bislang weniger entdeckten Flussradwegen durch Deutschland. Es locken ruhige Landpartien ebenso wie trubelige Städte. Dann folgt wieder Natur – und immerzu dahinströmendes Wasser. 60-mal Heimat entdecken, 60-mal staunen.

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Seitenzahl: 179

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Die 2.385 Meter hohe Westliche Karwendelspitze rahmt den Geroldsee malerisch ein.

Thorsten Brönner

DIE ULTIMATIVEN

FLUSSRADWEGE DEUTSCHLAND

60 traumhafte Fernradwege an Flüssen, Seen und dem Meer

Exklusiv für Sie als Leser:

MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD

unter: gps.bruckmann.de

Inhalt

Deutschlands Flussradwege

Norddeutschland

1Ems-Radweg

Durch das Grün der Nordsee entgegen

2Weser-Radweg

Flach dahinrollen

3Leine-Heide-Radweg

Eine Route, zwei Gesichter

Weitere Touren im Norden

4Aller-Radweg

Aller guten Dinge sind zwei

5Römer-Lippe-Route

Zeitreise mit dem Fahrrad

6RuhrtalRadweg

Radtour durchs »Revier«

Weitere Touren im Norden

7Elberadweg

Ein Fluss und ein dauerhafter Genuss

8Havel-Radweg

Weite Wasserpanoramen

9Oder-Neiße-Radweg

Stille Grenzfahrt im Osten

Weitere Touren im Norden

MITTELDEUTSCHLAND

10Rhein-Radweg

Erlebnis Langstrecke

11Moselradweg

Von Weinberg zu Weinberg

12Lahntalradweg

Beschauliche Mittelgebirgsfahrt

Weitere Touren in der Mitte

13Ederradweg

Wie im Märchen

14Fulda-Radweg

Von der Rhön ins Märchenland

15Werratal-Radweg

Entspannt zu Tal rollen

Weitere Touren in der Mitte

16Unstrut-Radweg

Ruhige Landpartie

17Saaleradweg

Flussschleifen und Historienstädte

18Mulderadweg

Wenig bekannte Route, die lohnt

Weitere Touren in der Mitte

19Spreeradweg

Landpartie trifft auf Städtetrip

20Main zur Rhön

Eine Schleife durch die Stille

21Main-Radweg

Durch die Landesmitte radeln

Weitere Touren in der Mitte

SÜDDEUTSCHLAND

22Mulderadweg

Wenig bekannte Route, die lohnt

23Radweg Liebliches Taubertal

Jede Etappe ein Erlebnis!

24Kocher-Jagst-Radweg

Eine runde Sache

Weitere Touren im Süden

25Altmühltal-Radweg

Familienfreundliche Route mit Überraschungen

26Fünf-Flüsse-Radweg

Donau, Altmühl, Pegnitz, Naab und Vils – wo ist es am schönsten?

27Naabtal-Radweg

Wald, Wiesen und Weiden

Weitere Touren im Süden

28Donau-Radweg

Das erste Teilstück des Klassikers

29Isar-Radweg

Unterm weiß-blauen Himmel

30Inn-Radweg

Drei Länder, dreimal staunen

Weitere Touren im Süden

Register

Impressum

Der Rhönexpress-Radweg verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse durch die malerische Landschaft der Rhön.

Bauernhaus am Wümme-Radweg.

Der Leine-Heide-Radweg verläuft im ersten Abschnitt schön am Fluss entlang.

Die Ursprünge der Klosteranlage von Corvey gehen auf das 9. Jahrhundert zurück.

Deutschlands Flussradwege

Wenn Genussradler die Namen von Donau, Elbe, Main, Rhein oder Weser hören, sind sie sogleich verzückt. An dem einen Fluss ist man schon entlanggezogen, der nächste steht ganz oben auf der Wunschliste. Wer die Mitte des Kontinents auf einer Karte betrachtet, dem fallen die zahlreichen Flussläufe auf. Hier findet man ideale Strecken für eine Reise mit der Familie. Über 300 Radfernwege durchziehen Deutschland, die Flussradwege bieten am meisten Genuss. Sie leiten einen von den Mittelgebirgen zur See. Sie bescheren ruhige Landpartien und führen in geschichtsträchtige Städte. Und vor allem ebnen sie einem das Terrain – oft geht es zu Beginn der Reise angenehm bergab.

Lautlos eilt der Fluss zwischen Wiesen hindurch, wirft Schleifen, taucht in schattige Auwälder. Äste hängen auf das Wasser herab. Vögel zwitschern. Nebenan bummelt man mit dem Fahrrad voran. Auf Dörfer folgen Städte, dann wieder Natur. Was ist befreiender, als unbeschwert an einem gemächlich dahinströmenden Wasser entlangzurollen und den Blick über die grünen Landschaften schweifen zu lassen? Zu sehen, wie der Bergbach an der Seite zum Fluss anschwillt, dann zum Strom wird. Einen ihrer größten Trümpfe spielen die Flussradwege in den Großstädten aus. Hamburg, Berlin, Köln – überall radelt man durch Parkanlagen ins wuselige Zentrum.

Neben den großen Klassikern gibt es in Deutschland spannende Routen für ein verlängertes Wochenende. Zur Auswahl stehen Fahrten entlang von Aller, Fulda, Unstrut oder Tauber. Ja sogar auf Rundkursen kann man Gewässern folgen. Touren wie die vom Main zur Rhön, auf dem Kocher-Jagst-Radweg und am Fünf-Flüsse-Radweg entführen zudem in stille Regionen. Auf welcher Strecke der nächste Urlaub lohnt, sehen Sie in diesem Buch. 30-mal die Heimat kennenlernen und 30-mal staunen.

Lassen Sie sich von den Flüssen durch das ländliche Deutschland leiten. Ich wünsche günstigen Wind, viel Sonne und Freude beim Nachradeln der Touren!

Thorsten Brönner

Kurz vor der Mündung bei Cuxhaven begleiten zahlreiche Nebengewässer den Elbstrom.

Norddeutschland

Die Flüsse im Norden Deutschlands ebnen Radlern das Terrain für genussvolle Tage. Hier packen neben der Weite der Landschaft die Städte. Mal bieten sie Fachwerkzauber, dann wieder Backsteingotik.

Die Unterelbe wird nordwestlich von Hamburg von turmhohen Ozeanriesen durchpflügt.

1

Ems-Radweg

Durch das Grün der Nordsee entgegen

Vom Emsquellgebiet in der Senne bis zum flachen Ostfriesland entführt der Fluss in eine Welt reizvoller Naturlandschaften und kultureller Sehenswürdigkeiten. Das Rauschen der Bäume und die Weite des Horizonts begleiten Radler durch Kleinstädte, Felder und Wiesen. Man darf sich über einen ruhigen Reiseweg freuen.

Nördlich von Paderborn geht der Teutoburger Wald gen Westen in die Senne über. Es ist eine beschauliche Landschaft. Auf den Sanddünen wachsen duftende Kiefernwälder. Man bewahrt das Idyll im Naturschutzgebiet Moosheide. Dort sprudeln aus dem Untergrund mehrere Wasserläufe an die Oberfläche und vereinen sich zur Ems. Wer ihrem Lauf nachgeht, steht nach sieben Kilometern vor dem Heimathaus in Hövelhof. Auf rund 1100 Quadratmetern Ausstellungsfläche gibt es traditionelles Handwerk wie Seilerei, Korbflechterei, Spinnen und Weben zu sehen.

Es rollt sich leicht durch das flacher werdende Land. Der Zickzackkurs durch die Felder und Baumgruppen lädt zum Bummeln ein. Die Räder stoppen im Naturschutzgebiet Steinhorster Becken, einem Brut- und Rückzugsgebiet für Watt- und Wasservögel. Von hier aus nimmt einen der Fluss mit nach Rietberg. Die »Stadt der schönen Giebel« empfängt Gäste mit mehr als 60 Fachwerkhäusern. Sie umschließen den prächtigsten Bau, das Rathaus aus dem Jahr 1805.

Pferde, Kirchen und Fachwerk

Zu den Höhepunkten der ersten Etappe gehört das Zisterzienserkloster Marienfeld. Die Abteikirche vereint spätromanische, gotische und barocke Bauelemente miteinander und zählt zu den bedeutendsten Klöstern des Münsterlandes. Wir erreichen Warendorf. Die Stadt hat sich einen Namen als Zentrum der deutschen Springreiterei gemacht. Pferdefreunde zieht es zum NRW-Landgestüt, das 1826 unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. entstand. Man kann die Anlage bei einer Führung besichtigen. Nachdem wir uns in der Altstadt umgesehen haben, radeln wir gen Westen. Der Reiseweg führt durch den Wallfahrtsort Telgte in die Stadt Greven. Die Ems wirft in ihren Auwäldern sanfte Schleifen. Dahinter dehnen sich Felder aus.

Entlang der Ems gibt es viel zu sehen, Städte, Klöster und Windmühlen.

Der Ems-Radweg ist gut ausgebaut und verläuft meist flach dahin.

Unterwegs erheben sich die Kirchtürme von Rheine aus der Ebene. Der Turm der Basilika St. Antonius bringt es auf 102,5 Meter und ist seit 1904 eine Landmarke. Am Westufer gelangt man in die Altstadt mit ihren reich dekorierten Giebelhäusern. Wer von hier aus am Naturzoo vorbeispaziert, steht wenig später im Salinenpark. Die Saline Gottesgabe bildet das Herz der Grünanlage. Sie erinnert an die Salzproduktion, die im Mittelalter begann. Am Ufer der Ems liegt die nächste Perle – das 1437 geweihte Kloster Bentlage. Es vereint barocke und klassizistische Elemente. Heute nutzt man das Kreuzherrenkloster als kulturelle Begegnungsstätte mit Museen und Gemäldegalerien.

»An den Mündungen«

Wir nehmen Abschied von Nordrhein-Westfalen. Die Beschilderung bleibt auch in Niedersachsen vorbildlich. Sie leitet uns zielsicher durch das flache, von Gräben und Kanälen durchwobene Emsland nach Lingen. Die ehemalige Festungsstadt wird 975 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Repräsentative Gebäude umschließen den breit angelegten Marktplatz. In der Reihe der Giebelhäuser fällt die alte Posthalterei auf, ein zweigeschossiger Fachwerkbau.

Der Stadtname Meppen bedeutet »An den Mündungen«, denn im Mittelalter zog die Hase mit drei Flussarmen der Ems entgegen. Parks wechseln sich mit Backsteinbauten ab. Mittendrin steht das turmgekrönte Rathaus. Das mit Findlingen erbaute Untergeschoss stammt aus dem Jahr 1408. Bis ins 18. Jahrhundert bewachte ein sternförmiger Wall die Stadt. Heute dient er als baumbestandener Hochwasserdamm und lädt zum Spazieren ein. Spannende Ziele bieten das Zeughaus, das Stadthaus und die barocke Gymnasialkirche. Stromabwärts erreichen wir das Naturschutzgebiet Borkener Paradies. Es schützt auf 30 Hektar die Gewässer der Alten Ems und der benachbarten Hutelandschaft. Im reizvollen Wechsel pendelt die Radroute zwischen dem Fluss und dem Dortmund-Ems-Kanal hin und her.

Die Ems ist nach der Weser der zweitlängste Fluss, der in Deutschland entspringt und in die Nordsee mündet.

Am Fluss Ems gibt es mehrere Bauwerke gegen Hochwasser.

Der immerzu leicht abschüssige Ems-Radweg steht für genussvolles Radwandern.

Gemächlich durchströmt die nach Norden hin breiter werdende Ems die von weitläufigen Wiesen und Baumgruppen durchzogene Landschaft.

Der historische Marktplatz von Rheine, gesäumt von charmanten Fachwerkhäusern und Cafés, liegt im Schatten der imposanten St. Dionysius Kirche und bildet das Herz der Altstadt.

Der Ems-Radweg bietet zwischen der Flussquelle und der Mündung in die Nordsee viele Natureindrücke.

Im Finale Richtung Nordsee

Bei Papenburg treffen beide aufeinander. Die Gründer erbauten die Siedlung im 17. Jahrhundert auf Moorgrund. Dies erkennen Urlauber an dem rund 40 Kilometer langen Kanalnetz, das die romantische Fehnkolonie durchzieht. Klappbrücken verbinden die Straßen miteinander. Dazwischen ankern Segelschiffe. Die Backsteinhäuser ringsum komplettieren das historische Ortsbild. Ostfriesland empfängt Gäste mit einer platten Landschaft. Rechts und links Weiden, auf denen Schafe und Rinder grasen. Am Ostufer der Ems erreicht man die Hafenstadt Leer. Beim Schlendern durch die rot gepflasterten Gassen sind die bunten Giebelhäuser allgegenwärtig. Auf dem Weg zum Reiseziel wechseln wir zweimal über die Ems. Gen Westen öffnet sich der Dollart. Die 90 Quadratkilometer große Meeresbucht ist der Mündungstrichter der Ems. Mit Emden erwartet uns eine sehenswerte Hafenstadt. Hier lockt ein Besuch der Kunsthalle oder des Ostfriesischen Landesmuseums. Wer durch die Stadt spaziert, kommt an den Museumsschiffen vorbei. Sie sind die Vorboten der nahen Nordsee. Warum also nicht gleich weiterstrampeln?

Friedensroute

30 Jahre Krieg, davon drei Jahre Friedensverhandlungen. Als 1648 in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen wurde, ordneten sich viele Staaten Europas neu. Wo einst berittene Postkuriere Nachrichten hin- und hertransportierten, radeln heutige Pedalritter durch die münsterländische Parklandschaft und die Ausläufer des Teutoburger Waldes. An zwölf Hörstationen können Interessierte Geschichten aus jenen Tagen lauschen. Neben den zwei Friedensstädten laden weitere Zentren zum Schauen ein. Auf der Westroute Greven, Ladbergen, Tecklenburg und Hasbergen. Hagen, Bad Iburg, Bad Laer, Ostbevern und Telgte zieren die Ostroute.

Gut zu wissen

SCHWIERIGKEIT Leicht

WEGLÄNGE 380 km

CHARAKTER Der gut ausgebaute Flussradweg auf befestigten oder asphaltierten Radwegen und auf verkehrsberuhigten Straßen hat keine Steigungen.

WEGMARKIERUNG Ein doppeltes »E« mit Flusslauf

E-BIKE E-Bikes sind nicht nötig, Fahrradverleih über emsradweg.de

AUSGANGSPUNKT Hövelhof (Nordrhein-Westfalen)

ENDPUNKT Emden (Niedersachsen)

AN- UND ABREISE Die Streckenendpunkte Hövelhof und Emden haben einen Bahnhof, ebenso mehrere Städte am Radweg.

TOURISTINFOemsradweg.de

2

Weser-Radweg

Flach dahinrollen

Radfahrer lieben die Weser. Die Route punktet durch eine beschauliche Streckenführung und führt meist leicht bergab. Reizvoll ist der Wechsel der Landschaft von den Mittelgebirgen zum Flachland bis hin zur Nordsee. Unterwegs übernachtet man in sehenswerten Städten wie Hann. Münden, Hameln, Minden, Bremen und Bremerhaven.

Wenn Radler nach 500 Kilometern an der Kugelbake in Cuxhaven einen Strandkorb entern, sind sie zugleich beseelt wie verwundert. Warum ist einem die Weser in den letzten Tagen so ans Herz gewachsen? So sehr, dass man den ganzen Tag draußen umhergezogen ist. Die Fahrt beginnt im Herzen Deutschlands mit einem Kuss. Wie der Weserstein in Hann. Münden verrät, entsteht der Strom durch die Vereinigung von Fulda und Werra. Die eine zieht von der Rhön herab, die andere aus dem Thüringer Wald. Im Herzen der von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen von Hann. Münden steht das im Stil der Weserrenaissance errichtete Rathaus. Unter der Uhr hat man ein Glockenspiel installiert. Es erklingt dreimal täglich mit dem Spottlied Doktor Eisenbarths. 500 Meter entfernt schickt der Weserstein Radler auf die Reise. Wer den Schleifen folgt, muss nicht viel entscheiden. Der Fluss zeichnet die Richtung vor, die Routenschilder den Weg. Das Rad flitzt voran, Fahrtwind streicht über das Gesicht und langsam gleiten die Panoramen vorbei.

Weserrenaissance – Giebel, Erker und Schmuckleisten

In Bad Karlshafen lohnt ein Spaziergang. Die blütenweißen Häuserkarrees und die symmetrisch angelegten Straßen sind typisch für die Barockstadt. Sie wurde im Jahr 1699 unter dem Landgrafen Carl zu Hessen errichtet. Er siedelte in der Planstadt Flüchtlinge aus Frankreich (Hugenotten) an. Wir kehren der nördlichsten Stadt Hessens den Rücken zu und fahren nach Nordrhein-Westfalen hinein. Einer der Pflichtstopps gebührt dem Kloster Corvey, ein Weltkulturerbe der UNESCO. Die Geschichte der Reichsabtei lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Anschließend wirft die Weser ihre nächsten Schleifen. Mal umschlingen sie ein Dorf, dann wieder eine Stadt. Man bummelt an Holzminden und Bodenwerder vorbei nach Hameln. Wer kennt sie nicht, die Sage über den Rattenfänger? Bei einer Führung durch die Weserrenaissancebauten wird sie lebendig. Man dreht den Kopf und staunt: Das Auge erfreut sich an reich verzierten Giebeln, Erkern und Schmuckleisten. Der Radweg kehrt der Weser von Zeit zu Zeit den Rücken und durchläuft im reizvollen Wechsel Waldstücke und Felder. Unsere Fahrt geht an Vlotho vorüber und führt ins Zentrum von Bad Oeynhausen. Das Staatsbad liegt idyllisch zwischen dem Wiehengebirge und dem Lipper Bergland. Sein Herz schlägt im Kurpark, den man 1853 nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné anlegte. Zehn Kilometer entfernt durchbricht die Weser die Porta Westfalica. Hoch oben thront das 88 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal.

Der Museumshafen in Bremerhaven ist von allen Seiten einsehbar.

Auf dem Weser-Radweg kann man über lange Strecken entspannt dahinrollen.

Auf zu den Bremer Stadtmusikanten

Die Höhenzüge des Wiehengebirges und des Wesergebirges weichen zurück. Voraus dehnt sich das Norddeutsche Tiefland aus. An dieser Stelle liegt Minden. In der Stadt ist man stolz auf den Dom St. Gorgonius und Petrus. Die Hallenkirche vereint die Stilrichtungen der Romanik mit der Gotik und blickt auf eine 1000-jährige Geschichte zurück. Die Weser zieht unter dem Mittellandkanal durch und führt in eine idyllische Geestlandschaft mit Uferwiesen, Holländerwindmühlen und Baumreihen. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte des Radwegs bis zur Nordsee zurückgelegt und man durchläuft in der weit einzusehenden Landschaft Dörfer und Gehöfte. Wo sich die Aller mit der Weser vereint, liegt Verden mit seinem beeindruckenden Backsteindom. Hinter Achim rollen wir in das Bundesland Bremen hinein. Durch den florierenden Handel der Hanse erlebte die Stadt zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert einen Bauboom, der heutige Touristen auf Schritt und Tritt zur Kamera greifen lässt. Malerisch ist es auf dem kopfsteingepflasterten Marktplatz mit dem Rathaus, der Rolandstatue und der Ratskirche. Gegenüber findet man das heimliche Wahrzeichen der Stadt – die Bremer Stadtmusikanten. Hund steht auf Esel, Katze steht auf Hund, Hahn steht auf Katze.

Die historische Altstadt von Bremen ist einer der Höhepunkte des Weser-Radwegs.

In Hann. Münden vereinigen sich die Flüsse Fulda und Werra zur Weser.

Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost umfasst eine 12.000 Quadratmeter große Ausstellung.

Im Schnoorviertel zeigt sich Bremen von seiner historischen Seite.

Der Marktplatz von Bremen wird von einer Statue der Bremer Stadtmusikanten geziert.

Finale an der Nordsee

Die Bremer Weserpromenade bleibt zurück. Der Strom fließt der Nordsee entgegen und nimmt mit der Wümme und der Hunte zwei weitere Flüsse auf. Er zieht breit und gemächlich durch die Marsch- und Moorlandschaften. Vom asphaltierten Deichkronenradweg lassen sich gut die vorbeiziehenden Schiffe beobachten. Sie künden das nächste Ziel an – Bremerhaven. In der 1827 gegründeten Seestadt dreht sich vieles um das Meer. Hier das Deutsche Schifffahrtsmuseum und das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, daneben das Deutsche Auswandererhaus und der Zoo am Meer. Radler überqueren die alte Kaiserschleuse, werfen einen Blick in die riesigen Kaianlagen und die Becken der Docks. Das Panorama des weitläufigen Containerterminals mit seinen hohen Kranbrücken wird in der Ferne kleiner. Voraus liegt der finale Abschnitt der Radtour. An der Kugelbake in Cuxhaven steigt man zufrieden aus dem Sattel und mietet sich einen Strandkorb. Hinsetzen, genießen, den Meeresriesen nachschauen.

Wesermarsch

Die Zugvögel scheinen es zu wissen, jedes Jahr finden sie sich in der Wesermarsch zum Tischlein deck dich ein. Auch für Radler bietet die Gegend, in der sich die Flüsse Weser und Jade trichterförmig zur Nordsee öffnen, viel. Die ADFC-RadReiseRegion umfasst 840 Kilometer markierte Wege. Es ist die Weite, die in den Bann schlägt. Vom Wattenmeer aus landeinwärts wechseln sich Marschgebiete mit Mooren, Feldern und Wäldern ab. Die zehn Rundtouren umfassen zwischen 24 und 48 Kilometern. Der Wind weht Radler in Dörfer mit roten Backsteinbauten. Man besichtigt eine der Mühlen, rastet in einem Landcafé oder beobachtet die am Horizont auftauchenden Hochseeschiffe.

Gut zu wissen

SCHWIERIGKEIT Leicht

WEGLÄNGE 497 km

CHARAKTER Die Topografie ist meist flach und familienfreundlich. Dabei rollt man über asphaltierte Radwege.

WEGMARKIERUNG Schilder mit der Aufschrift »Weser-Radweg« zeigen die Route an.

E-BIKE Die Webseite www.weserradweg-info.de und die Weser-Radweg App listen E-Bike-Ladestationen, Radverleihe und Reparaturstätten auf.

AUSGANGSPUNKT Hann. Münden (Niedersachsen)

ENDPUNKT Cuxhaven (Niedersachsen)

AN- UND ABREISE Entlang der Weser gibt es viele Bahnhöfe, auch am Startort Hann. Münden und dem Reiseziel Cuxhaven.

TOURISTINFOwww.weserradweg-info.de

3

Leine-Heide-Radweg

Eine Route, zwei Gesichter

Diese Tour würzt die Fahrt entlang des Flusses Leine mit den Panoramen der Lüneburger Heide. Los geht die Reise im grünen Herzen Deutschlands in Thüringen. Als Erstes dürfen sich Radler auf das Leinebergland freuen. Historische Städte kommen und gehen, die größte ist Hannover. Im Nordteil verlässt man den Fluss und zieht dem Reiseziel Hamburg entgegen.

Der Leine-Heide-Radweg ist einer, der vom Start weg beeindruckt und bis zum Reiseziel nicht mehr loslässt. Der knapp 280 Kilometer lange Fluss entspringt in der Mitte Deutschlands in Leinefelde. Wir sind im Eichsfeld, einer plateauähnlichen Landschaft im Grenzland zwischen Niedersachsen, Thüringen und Hessen. Auf der Fahrt gen Norden schweift der Blick über Felder, Wiesen und Wälder. Die Gegend verzückte bereits Theodor Storm. Er schrieb: »Ich weiß nicht, dass ich jemals von der zauberhaften Schönheit eines Erdenfleckens so innerlichst berührt worden wäre.« Im Heilbad Heiligenstadt diente der Dichter zwischen 1856 und 1864 als Amtsrichter. In der Stadt lohnt es sich, die drei gotischen Kirchen anzuschauen: St. Aegidien, St. Marien und St. Martin. Auf das Leinebergland folgt die Universitätsstadt Göttingen. Bei der Anfahrt fallen die gepflegten Radwege auf. 2019 wurde die Stadt als fahrradfreundliche Kommune zertifiziert und belegt beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in der Stadtgrößengruppe 100 000 bis 200 000 Einwohner stets einen der ersten Ränge.

Kleinstädte mit Geschichte

Entspannt lässt es sich zur Northeimer Seenplatte radeln. Dahinter erreicht man Einbeck. Die ehemalige Hansestadt liegt am Fluss Ilme. In dem Stadtkern bilden mehrere Straßenzüge mit spätmittelalterlichen Fachwerkhäusern eine architektonische Einheit. Garant für den Wohlstand war das »Ainpöckisch Bier«. Man exportierte es nach Amsterdam, München, Dänemark und sogar bis Riga. Martin Luther soll im Jahr 1521 auf dem Reichstag zu Worms gesagt haben: »Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt.« Zwei Radstunden entfernt liegt das im 13. Jahrhundert gegründete Fachwerkstädtchen Alfeld. Neugierig rollt man über den von Fachwerkbauten eingefassten Marktplatz. Der nächste Wegweiser schickt Radler ans Westufer der Leine. Es fällt die geometrische Stahlbetonkonstruktion des Fagus-Werkes mit seinen gläsernen Vorhangfassaden auf.

Der kreisförmig angelegte Heidegarten in Schneverdingen bietet Besuchern einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der Heidearten.

Fahrt durch die Heide bei Schneverdingen.

Hier verewigte sich Anfang des 20. Jahrhunderts der Architekt Walter Gropius. Er gestaltete im Auftrag des Firmengründers Carl Benscheidt eine Schuhleistenfabrik, die als Ursprungswerk der modernen Industriearchitektur gilt. Dass der damalige Bauherr Mut bewiesen hatte, sah man am 25. Juni 2011 zum 100-jährigen Jubiläum des Fagus-Werkes, als die UNESCO das Areal zum Weltkulturerbe erhob. Bei der Weiterfahrt staffeln sich im Osten abgerundete Waldhügel auf.

Fahrt in die Norddeutsche Tiefebene

Zwei Stunden entfernt rückt das Schloss Marienburg ins Bild und bewacht majestätisch den Eingang des Leinetals. Der neugotische Prunkbau war ein Geburtstagsgeschenk des hannoverschen Königs Georg V. an seine Frau, Königin Marie, und diente als Sommerresidenz der Welfen. Die bewaldeten Höhenzüge weichen zurück. Voraus liegt die Norddeutsche Tiefebene. Auf dem nächsten Teilstück nutzen wir das rund 1000 Kilometer umspannende Wegenetz der Fahrradregion Hannover, das uns zielsicher in die Landeshauptstadt leitet. Dort steuert man im Maschpark das neue Rathaus an. Beliebt ist eine Fahrt mit dem Bogenaufzug hinauf in die knapp 100 Meter hohe Kuppel des 1913 errichteten Prachtbaus. Oben schweift der Blick über Hannover und seine Parks. Auf der Reise durch die flache Wald- und Wiesenlandschaft zieht es den Fluss zur Aller hin. Wir lassen die Leine bei Hodenhagen ziehen und folgen der Radtour ins Hinterland. Unterwegs gibt es lohnende Ausflugsziele: etwa den Serengeti-Park, den Weltvogelpark in Walsrode oder Soltau, das sich gerne als »Herz der Heide« bezeichnet.

Der Maschpark in Hannover, ein idyllischer Rückzugsort im Herzen der Stadt, wird vom imposanten Neuen Rathaus überragt, einem architektonischen Meisterwerk des wilhelminischen Prunkstils, das 1913 fertiggestellt wurde.

Das Schloss Marienburg wurde 1867 fertiggestellt und kann bei einer Schlossführung bestaunt werden.

Im Leinebergland folgt der Radweg meist dem Flusslauf.

Deutschlands erstes Naturschutzgebiet

Die Natur- und Kulturlandschaft der Lüneburger Heide ist aus der jahrhundertealten Tradition der Heidebauernwirtschaft hervorgegangen. Die sonnenliebende Besenheide kommt gut mit den unfruchtbaren, sandigen Böden der Region zurecht und war zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Norddeutschland weitverbreitet. Hinter Schneverdingen steigt das Gelände an. Die Route führt zum Wilseder Berg. Das Herzstück der Heide wurde 1921 zum ersten Naturschutzgebiet in Deutschland erklärt. Vor uns liegt eine von der Saaleeiszeit modellierte Urlandschaft, über die sich violette Heideteppiche und romantische Kiefernwälder gelegt haben. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts inspirierte die Landschaft mit ihren Stimmungen Maler und Schriftsteller. Durch die bewaldete Nordheide rollen wir ins Elbetal und erreichen Hamburg. Hafen, Alster und Michel – diese drei Klassiker sind ein Muss in der Hansestadt. Doch es gibt noch mehr zu entdecken, wie die größte Modelleisenbahn der Welt im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt. Weitere Publikumslieblinge sind der Fischmarkt und der Hamburger Seehafen. Dort setzt die abwechslungsreiche Radtour ihren Schlusspunkt.

Das Hamburger Rathaus, ein beeindruckendes Zeugnis der hanseatischen Architektur, beherbergt stolze 647 Räume.

Die Speicherstadt in Hamburg ist der weltgrößte historische Lagerhauskomplex und ein architektonisches Meisterwerk.

Die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, liebevoll "Michel" genannt, ist ein Wahrzeichen der Hansestadt und beeindruckt mit ihrer barocken Architektur und dem weithin sichtbaren Turm.

Weser-Harz-Heide-Radweg